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Krampf und Entspannung

Weltwirtschaftlicher Rückblick und Ausblick

Das Jahr 1932 war nicht nur für Deutschland , sondern für die gesamte tapitalistische Welt das Jahr des schärfsten Nieder ganges und der sozial- zerrüttenden Krisen­erscheinungen. Unterschiede des Grades bestanden und bestehen selbstverständlich in den Krisenaus­mirkungen der verschiedenen Länder. Der Art und dem Charakter nach aber erzeugen Kapitalismus , Nachwirkungen des Weltkrieges und die Absper­rungsmethoden, mit denen jedes einzelne Land glaubt, sich vor den Einwirkungen der Weltkrise teilmeise retten zu können, überall die gleichen zer­jezenden Krisenerscheinungen. Weltwirtschaftlich Lennzeichnend für den Grad der Erschütterungen und gleichzeitig aber auch für den beginnenden Reinigungsprozeß ist im Jahre 1932 der 3 usa m- menbruch des am stärksten international ver­flochtenen hochkapitalistischen Trusts,

des Gebildes von Joar Kreuger gewesen. Aus dem Zündholzkönig mar der mo­dernste Geldgeber von vielen Staaten geworden. Das Spiel auf den Instrumenten der internatio nalen Kapitalmärkte schien einen neuen großen Künstler gefunden zu haben. Die kapitalistischen Berwalter großer Teile des Volksvermögens schenkten dem Mann und seinem Wert ein nahezu unbegrenztes Bertrauen. Dann kam der Krisen sturm. Der große ,, 23 eltwirtschafts führer" fiel ihm zum Opfer, das kapitalistische Hochhaus entpuppte fich als ein Kartenhaus, der Brophet als ein Schwin dier. Was man in nationalem Maßstab viele Male erlebt hatte, spielte sich auf dem Höhepunkt der Krise im inter­nationalen Rahmen ab.

Hinter der Entschleierung der angebeteten Per­fon zeigte sich die Führungslosigkeit des kapita­liffischen Systems, die den Widerspruch zwischen der gesteigerten technischen Produktionsmöglich­feit und der Berelendung der Massen immer schärfer hervortreten läßt.

Bom Standpunkt der Ueberwindung der Krise aus gesehen, bedeutete aber die Liquidierung des Kreugerfchen Schwindelgebäudes auch Entspan nung. So groß aber die symptomatische Bedeutung des Kreugerfrachs für die Entspannung gemeſen ist, einen weit wichtigeren Faktor in dieser Rich­tung stellte der Beginn der großen

Neuordnung der internationalen Kriegs­verschuldung

bar. Aus dem Provisorium des Hoover- Feierjahres von 1931 versuchte das Abkommen von 2au­fanne, ein Definitivum für den Abbau der deut schen Reparationslaften zu schaffen. Noch ist das Abkommen von Lausanne nicht ratifiziert, noch find die innerlich mit ihm verknüpften Berhand­lungen über die Neuordnung der interalliierten Schulden an die Vereinigten Staaten über das erfte Anfangsstadium nicht hinausgekommen. Ber­handlungen und Kämpfe um diese Bereinigung der finanziellen Kriegsnachwirtungen, die sich als un­erträgliche Störungsfattoren der Weltwirtschaft er­miesen haben, werden noch die nächste Zukunft be= lasten. Aber trotz alledem wird man auf diesem Gebiet den politischen Durchbruch des Jahres 1932 als einen mesentlichen Schritt der Be reinigung zu werten haben.

Während wir auf dem Gebiete der Kriegsschul­denpolitik menigstens die Tendenz zur Entspan­nung flar vor uns sehen, müssen wir leider fest­stellen, daß auf den sonstigen Gebieten der politischen Einwirkung auf den internationalen Wirtschaftsverkehr das Jahr 1932 die Ber= frempfung weiter verschlimmert hat. In allen Ländern streben mächtige Interessenten­gruppen der Landwirtschaft und der Industrie da= nach, die Staatsmacht zu benutzen, um durch

neue handelspolitische Absperrungen

zu versuchen, einen Teil des Krisendrucks von sich fern zu halten. Die hochproteftionistische Tendenz hat dabei im allgemeinen feinen Wandel erfahren. Es sind nur die Methoden der Absperrung vielfach ausgebaut worden. Zu der alten Form der Er­höhung der 3ollmauern ist die neuere der Festsetzung von Einfuhrtontingenten in Frankreich und Deutschland, in den Niederlanden, in der Schweiz und in vielen anderen Ländern hin­zugekommen. In den Ländern, die um die Auf­rechterhaltung ihrer Währungen mit Regelungen des Devijennerfehrs fämpfen mußten, ist gleich­zeitig die Devisenzuteilung zu einem neuen Instrument des Proteftionismus geworden. Das weltwirtschaftlich wichtigste Ereignis auf diesem Gebiete ist aber der im Jahre 1932 radikal voll­zogene

Uebergang Englands zum Schuhzollfyftem. Wertzölle zwischen 10 und 33% Proz. umgeben heute die einstige Domäne des Freihandels. Durch die Konferenz von Ottawa ist in 12 han delsperträgen zwischen England und seinen Do­minien ein System der gegenseitigen Bevorzugung beim Abjaz ihrer wichtigsten Brodukte errichtet worden. Das alles zusammen bedeutet statt der für die Krisenüberwindung wichtigen Erleichterungen des internationalen Austausches neue Verkramp­fungen, es bedeutet den 3m ang zu neuen Umstellungen in den internationalen Hand­delsbeziehungen, und zwar zu Umstellungen, bie nicht auf natürlicher Arbeitsteilung, sondern auf veränderten politischen Bedingungen beruhen. Auf dem Gebiet der internationalen

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Von Fritz Naphtali

Kreditbeziehungen sind die zerreißungen und Störungen, die das Jahr 1931 mit seiner Bankentrise gebracht hatte, noch nicht überwunden morden. Man darf vielleicht im besonderen vom deutschen Standpunkt auf Grund der mehrfachen Verlängerungen des Stillhalte ab tommens für die kurzfristigen Auslandsschulden und auf Grund der Teilrüdzahlungen dieser Schulden von einer gemissen Entspanning sprechen. Aber man muß sich auf der anderen Seite darüber im klaren sein, daß wir auch auf diesem Gebiet

von einer wirklichen Bereinigung und Kon­solidierung, die den Wiederanschluß an die internationalen Kapitalmärkte eröffnet, noch recht weit entfernt sind.

Das gleiche gilt in noch verstärktem Maße von den zahlungsschwachen Ländern im Osten und Süd­osten Europas.

Nur in den fapitalstarken Ländern, in den Bereinigten Staaten, Frankreich, England, der Schweiz und den Niederlanden, sehen wir in der scharfen Senkung der Zinsfäße für furzfristige Kredite den Entspannungsprozeß am Kapitalmarkt voranschreiten, der eine Voraus fegung für neue Aufschwungsmöglichkeiten zu sein pflegt. Der Weg zum Ausgleich zwischen furz­fristigen und langfristigen Krediten, vor allen Dingen aber der Weg zum Ausgleich zwischen den Kapitalmärkten der verschiedenen Länder, ist immer noch durch eine Fülle von politischem und mirtschaftlichem Mißtrauen in der Welt versperrt.

Bei dieser widerspruchsvollen Lage der welt­wirtschaftlichen Beziehungen und den unendlichen Widersprüchen der von fapitalistischen Gruppen­interessen beherrschten Wirtschaftspolitik der ver­schiedenen Länder ist es außerordentlich schmer, auf diesem Gebiet einen Ausblick in die Zukunft zu tun. Die Erkenntnis von der Fülle der Fehl fchaltungen in den internationalen Beziehungen hat

den Plan einer neuen Weltwirtschafts­fonferenz für das Jahr 1933

entstehen lassen. Die Aufgaben, die auf dieser Kon­ferenz zu lösen wären in der Richtung der Wiederherstellung von Währungs­stabilität und der Erleichterung des

Wie lange noch...?

Zusammenbrechende Großstädte

Die Stadt Dresden, nach Frankfurt a. M. und Köln die dritte zahlungsunfähig gewordene deutsc Großstadt, hatte ihre Gläubiger am Dienstag einberufen. Wie der städtische Finanz­referent Stadtrat Krummbiegel ausführte, sei die Stadt nicht überschuldet, mohl aber megen der phantastischen Wohlfahrtslasten zur Zeit zahlungsunfähig. Das Vermögen der Stadt be­trage 572 Millionen Mark, die Schulden erreichten 248 Millionen Mark, so daß ein Reinver= mögen von 324 Millionen Marf vorhanden sei. Die Dinge hätten sich aber so entwickelt, daß im letzten Jahre etwa 100 Proz. sämtlicher Steuer­eingänge für Wohlfahrtslasten verbraucht worden feien, gegen 87 Proz. im Jahre 1931 und 19 Proz­im Jahre 1913. Dabei sind die 11eber meifungssteuern des Reiches um fajt 60 Broz, von 21,8 auf 8,8 Millionen Mark ge= sunten. Die Summe der unbezahlten Rech­nungen habe in den letzten Monaten mehrere Millionen(!!) erreicht.

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Die Versammlung wählte nach längerer Debatte den früheren Ministerialdirektor Dr. Just zum Gläubigervertreter. Juft wird mit der Stadt verhandeln und soll der neuen Gläubigerversamm­Tung Borschläge vorlegen.

Neue Tilgungskasse

Bei den gewerblichen Kreditgenossenschaften hat es im vergangenen Jahre gründlich gefracht: fie wurden mit Reichsfrediten geftützt, haben aber immer noch viele eingefrorene oder faule Schuldner. Vor menigen Tagen haben die Banten durch die Gründung der deutschen Fi nanzierungsinstitut A.-G. und der Tilgungstasie für gewerbliche Kredite gezeigt, wie man sich in solchen Fällen helfen kann. Wir haben die Grün­dung dieser Institute nicht begrüßt, weil die Wahr­heit der Bankbilanzen damit verfälscht, Industrie­fanierungen gehemmt und die Zinssätze hochge­halten werden. Bei den gewerblichen Kredit­genossenschaften waren nun nicht viel gute Sitten zu verderben; denn es wurde leichtsinnig genug gewirtschaftet. Aber man will doch das schlechte Beispiel der Banken nachahmen.

Unter Führung des Deutschen Genossen­schaftsverbandes und Mitwirkung der Deutschen Zentralgenossenschaftskaffe somie der Dresdner Bank ist über die Gründung einer Mobilisierungstaffe für die gewerb lichen Kreditgenossenschaften abschließend ver­handelt morden. Man will etma 100-150 Mil­lionen Mark eingefrorene Forderungen, die man noch glaubt abschreiben zu müssen, in diese Mobi­lifierungstaffe einbringen, die eingebrachten Werte in einem bestimmten Verhältnis mit einer Reichsbürgschaft versehen und dann auf die

internationalen

Güteraustausches

und Kapitalverkehrs, find für die Frage des wirtschaftlichen Wiederaufstiegs von der größten Bedeutung. Man könnte nur wünschen, daß die Kon­ferenz sich auf diese in der Theorie geklärten, in der praktischen Verwirklichung aber außerordentlich schwierigen Aufgaben tonzentrieren würde. Denn wenn sie den befanders in England stark ver­tretenen Jdeen folgt und die Frage einer inter­nationalen Beeinflussung des Preisniveaus durch internationale Notenbankpolitik in den Vorder­grund rückt, so ist mit ziemlicher Sicherheit voraus­zusehen, daß sie in theoretischen Debatten steden bleibt ohne den Weg zu praktischer Wirkung zu finden.

Aber auch in dem günstigeren Falle einer Be­schränkung der Arbeit auf die bescheideneren Ge­biete der Aufloderung der internationalen Ver­frampfungen wird man nicht allzuviel von dieser Weltwirtschaftskonferenz erhoffen dürfen.

Die Regierungen der beteiligten Länder find beherrscht von den fapitalistischen Gruppen­infereffen und den aus ihnen entspringenden nationalen Interessengegensätzen. Solange die die Politik beherrschenden Mächte die alten sind, darf man auch von ihrem internationalen Berhandeln nicht mehr als im günstigsten Fall die korrektur grober Fehler, nicht aber wirklich neue Politik der internationalen Zusammenarbeit erwarten.

So sehen mir insgesamt neben manchen Fort schritten zur Entspannung der weltwirtschaftlichen Lage noch viel Geröll auf dem Wege zu einer Krisenüberwindung vor uns. Die Aufgabe, die Kräfte großzuziehen, die dieses Geröll beiseiteschieben können, und die darüber hinaus dann aus dem wirtschaftlichen Chaos des Welt­fapitalismus den Weg zu einer planvollen mirtschaftlichen 3ufammenarbeit

der Völker bahnen tönnen, ist der Arbeiter­klasse, ist den Parteien der Sozialistischen Inter­nationale in allen Ländern gestellt.

Der Kampf um die politische Macht, der Kampf um den Umbau der Wirtschaft im nationalen Rahmen ist gleichzeitig die erste Etappe auf dem Wege vom Kapitalismus der Weltfrisen zu einer Ordnung der Weltwirtschaft im Geiffe der Soli­darität der Völker.

eingebrachten Summen bei der Reichsbant unter­zubringende Wechsel schaffen. Die Genossenschaften sollen dadurch flüssiger gemacht merden, und in demselben Ausmaß, in dem die sich belebende Wirtschaft die eingefrorenen Kredite wieder auf­taut, soll dann die Tilgung der in Anspruch zu nehmenden Kredite erfolgen.

Dieses neu zu schaffende Institut ist nicht günstiger zu beurteilen, als die Stügungsinstitute für die Banken.

Linke- Hofmann saniert

Die Sanierungsverhandlungen bei dem oft deutschen Waggontruft, der Linte- Hofmann­Busch A. G. in Breslau, find jetzt beendet. Wenn auch der offizielle Vorschlag der Verwaltung noch aussteht, ist doch mit Sicherheit eine Zu­sammenlegung des Aktienkapitals von 30 auf

12 Millionen Mart im Berhältnis von 10: 4 anzunehmen. Die betriebsfremden Bes teiligungen mie Schraubenfabrik Archimedes Breslau und Papiermaschinenfabrik Füllner in Warmbrunn sind bereits abgestoßen worden. Auch an einem Verkauf der Rigaer Waggon­fabrit Phönig", die 1929 pon der Waggonfabrik Busch- Baugen bei der Fusion mit eingebracht wurde, wird jetzt gedacht. Linke- Hofmann würde sich also mit dieser Neuregelung ausschließlich auf die Weiterführung der Breslauer und Baugener Betriebe beschränken.

Kleiner Bamag- Verlust

Der Ruf nach kommunalen Aufträgen

Die Bamag( Berlin- Anhalter Maschinen­fabrik A.-G.), ein alteingesessenes Unternehmen im Moabiter Industrieviertel, schließt nach der im Vorjahr durchgeführten Sanierung das am 30. Juni beendete Geschäftsjahr 1931/32 mit einem kleinen Verlust von knapp 357 000 m. ab. Das Unternehmen, das fast ausschließlich den Bau von maschinellen Großanlagen betreibt, hat bei der fast völlig gedrosselten Investitionstätigkeit im Berichtsjahr meiteren erheblichen Umfagridgang erlitten.

Die Umsätze, die nicht genannt werden, dürften 1931/32 faum 25 Millionen erreicht haben, mährend 1930/31 noch 36 Millionen und 1929/30 rund 45 Millionen Mart umgesetzt wurden. Der geringe Berfuftausweis zeigt aber, daß mit dem Kapitalabstrich von 12 auf 6 Millionen Mark die Grundlage für eine fünftige Rentabilität ge­schaffen ist, denn auch der geringe limfaz 1931/32 entspricht bereits einem vierfachen Kapital umschlag.

In dem Bericht der Verwaltung kommt die von der Privatwirtschaft viel zu spät und dann erst midermillig erkannte Tatsache deutlich zum Aus= drud, die daß tommunalfeindliche Politik der autoritären Regierungen schwere Rückschläge für den industriellen Beschäftigungs­grad ausgelöst hat. Der Bamag- Bericht betont unter anderem, daß das Hauptabiazgebiet der Gesellschaft, die Erstellung kommunaler Anlagen ( Müllverbrennung, Wasserreinigung usw.), völlig darnieder lag und die Kommunen bei ihrer fata strophalen Finanzlage sogar außerstande sind, dem unwirtschaftlichen Wertverfall bereits vorhandener Anlagen durch Reparaturaufträge zu begegnen.

Die Entwicklung im neuen Geschäftsjahr, also jeit Juli 1932, mird optimistischer beurteilt. So hat sich, sagt der Bericht, die Zahl der Anfragen in einem ganz erstaunlichen Ausmaße vermehrt. Wenn sie auch noch nicht zu Auf trägen geworden sind, so befinden sich doch zahl reidje, Projekte, besonders solche im Auslande, in einem norgeichriebenen Stadium aussichtsreicher Verhandlungen.

Deutsch- polnisches Kontingentsabkommen. Zwi­schen Deutschland und Polen ist am Diens tag ein handelspolitisches Ergänzungsabkommen getroffen worden. Das Abkommen sieht eine be­stimmte Einfuhrmenge polnischer Butter und Ter­tilien( grobe Garne) nach Deutschland vor, mo gegen Polen für den deutschen Export von Fein­garnen und Häuten Erleichterungen ge= währt. Es handelt sich um Kontingente von 4400 Doppelzentner Leinen, Jute- und Wollgarne und um 9500 Doppelzentner Rohhäute, für die bisher ein Einfuhrverbot in Polen bestand. Die Kon tingente für die polnische Butter erreichen 15 000 Doppelzentner und für polnische Tertilien 2200 Doppelzentner.

Die Reichsbank am Jahresende

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Beispiellos geringer Geldbedarf der Banken

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Der Reichsbankausmeis zum 31. Dezember zeigt eine für den Jahresschluß beispiellos ge= ringe Inanspruchnahme der Reichsbanffredite. Zum Jahresschluß mehren sich besonders die Kre­ditansprüche der Banten; nicht zuleßt deshalb, weil die Häufung von Zahlungsterminen die Zah­lungsflüssigkeit der Banken einschränkt, die Banfen zum Jahresschluß aber eine möglichst liquide Bi­lanz ausweisen möchten. Die letzte Woche des Jahres 1932 hat aber insgesamt nur rund 325 Millionen Mart das ist die knappe Hälfte normaler Ultimoansprüche an neuem Kredit­bedarf an die Reichsbank herangebracht. Leztlich kann die geringe Inanspruchnahme der Reichsbank mur durch die Tatsache erklärt werden, daß auf dem Höhepunkt der Krisenliquidation auch die in der Wirtschaft freigesezten Gelder ein Höchstmaß erreichen, und daß zugleich von den Milliardenbeträgen still gehaltener Aus= landsgelder große Summen ebenfalls frei geworden sind, die in der Wirtschaft als Umlaufs= fapital arbeiten, ohne daß ein Zmang zur Rück­zahlung ans Ausland besteht. Die geringe In­anspruchnahme der Reichsbank entspricht also einer durchaus ungewöhnlichen Situation. Natürlich bedeutet sie auch, daß keine Rede davon sein kann, daß in der Wirtschaft eine fühl­bare Belebung eingetreten ift.

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Die Wechselbestände der Reichsbank haben in der legten Dezemberwoche nur um 259,8 Mil­lionen im Vorjahr waren es 404 auf 2805,5 mill. zugenommen. Die Lombard darlehen vermehrten sich um 72,9 auf 176,1 Millionen, das find rund 70 Millionen weniger als im Vorjahr. Die Bestände an Reichsschatz­

wechseln haben jogar noch um 7,9 auf 0,6 Mil­lionen Mark abgenommen. Die Banken hatten also Gelder übrig, um der Reichsbanf Reichs­ichahmedhjel abzufaufen. Die hohe eigene Flüssigkeit der Banken zeigt sich auch in der Vermehrung der fremden Gelder auf Giro­fonto um nur 153,6 auf 539,9 Millionen Mark. Die Auffüllung dieses Postens wurde von den Banken früher zum Jahresschluß besonders ge pflegt, weil sie dann flüssiges Guthaben in ihren Jahresschlußbilanzen ausmeisen fonnten.

Entsprechend ist der Zahlungsmittel. umlauf relativ jehr niedrig ge= blieben. Der Notenumlauf flieg um 189,2 auf 3560,5, der Umlauf an Rentenbanfscheinen um 13,7 auf 413,2 Millionen Mart. Obwohl der Um­lauf von Scheidemünzen auch im vergangenen Jahre beträchtlich erhöht wurde, waren unter Ein­rechnung von 1496 Millionen Mark Silber- und anderen Münzen um etwa 188 Millionen Mark Brivatbanknoten Ende 1932 nur rund 5657 Millionen Mart Zahlungs-, mittel in Umlauf gegen 6678 Millionen am Ende des Jahres 1931.

Die Gold und Devisenbestände mur­den in der letzten Dezemberwoche wieder etwas vermehrt Die Goldbestände nahmen um 6,1 auf 806,2 Millionen zu, die Bestände an Deckungs devisen um 3,6 auf 113,8 Millionen ab, so daß fich die Deckungsreserven um 2,5 Millionen er höhten. Die Dedung der umlaufenden Roten durch Gold und Devisen verringerte sich gegenüber der dritten Dezemberwoche von 27,2 auf 25,8 Proz., ist aber trotzdem gegenüber den 24,2 Broz. von Ende 1931 nicht unerheblich besser.