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Schanhairwan und Genf

Zwischenspiel im Schlachtenlärm

Um formal nichts zu verfäumen, hat die chinesische Regierung dem Bölferbund Mitteilung von den Kämpfen um Schanhaifman gemacht, hat aber feine Protestnote an Japan ge­richtet und wird das nicht fun, bevor die Lage geklärt ist. Indessen hat sie den Truppen weitere Unmeisungen gegeben, jedem Angriff auf die chinesischen Stellungen Widerstand zu leisten.

Japan unternimmt bereits eine Gegen­offensive für den Völkerbund, indem es be­hauptet, in Schanhaitwan hätten die Chinesen das Feuer eröffnet im Verfolg der chinesischen Politik, den Bölkerbund zum Eingreifen zu bringen. Es ist nicht ersichtlich, welcher Grund zu einer solchen Befürchtung Japans bestehen könnte.

Blutiger Hohn

Der japanische Gesandte in China , Arioschi, er­klärte der chinesischen Presse, daß die chinesisch japanischen Beziehungen unverändert seien! Wenn China eine Entscheidung des Völkerbundes im mandschurischen Konflikt herbeiführen wolle, würde die politische Lage nur noch verwickel­ter werden. Die japanische Regierung bestehe darauf, daß der chinesisch- japanische Konflikt nur durch unmittelbare Verhandlungen zwischen den beiden Ländern gelöst werde! Er sei, so erklärte der Gesandte, zu Verhandlungen mit China be vollmächtigt in dem Augen­blick, in dem die chinesische Regierung dazu den ersten Schritt tun werde!

Streit um die Schuldfrage

Bei den Kämpfen um Schanhaifman sollen bei jeder Partei rund 5000 Mann beteiligt gewesen sein, die Japaner ließen aber auch Bomben­geschwader und die Geschütze ihrer Kriegsschiffe mitwirken. Acht japanische Kriegsschiffe sind im Hafen von Tschinwangtau, 16 Kilometer süd westlich Schanhaifman, eingetroffen. Bis jetzt haben sie denn auch den ,, Sieg" von Schanhaitwan noch nicht hinauspofaunt. Tofio meldet vielmehr, man habe die Befehlshaber der Kwantung- Armee und der japanischen Besagung von Tienfin an­gewiesen, ihr möglichstes zu tun, um den Kampf bei Schanhaifman zu lokalisieren. Diese Geste wird aber in ihrem Wert festgestellt dadurch, daß das japanische Marineministerium einigen im Hafen von Sasebo liegenden Kriegsschiffen be fohlen hat, sich zur sofortigen Ausfahrt bereit zu halten, falls die Lage in Schanhaitwan es erfordere.

Die chinesische Heeresleitung stellt es so dar, als ob Schanhaifman noch in ihrem Befit wäre. Der chinesische Kommandant im Abschnitt Don Schanhaifman, General Hoschufuo, meldet, daß die Japaner von den chinesischen Berteidigungstruppen zurüd geschlagen morden seien, nachdem ihre Artillerie mit Unter­stügung von Flugzeugen in einstündigem Kampf eine Bresche in die Mauer der Stadt ge= legt habe. Die Japaner hätten sich zurüdgezogen, so daß die chinesische Garnison nunmehr in Er­wartung eines neuen Angriffs die Ver. teidigungsstellungen ausbaue.

Dagegen erklärt das japanische Kriegsministe rium, daß nach einem Telegramm seines Stabs­chefs in China , Nakamura, die japanischen Truppen am 3. Januar um 3.20 Uhr Schan haifman besetzt haben. Die japanischen Truppen sind in die Stadt eingerückt und haben sämtliche staatlichen Gebäude be setzt. Die chinesischen Truppen, die ohne Wider­stand Schanhaifman verlassen, werden weiter verfolgt. Außerdem habe man mehrere tausend chinesische Soldaten entwaffnet.

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Die Befehlshaber der ausländischen Truppen in Tjentsin beraten nach Meldung ber japanischen Agentur" Rengo" im Hauptquartier der japanischen Garnison über die Lage, die nach der Sprengung einer Eisenbahn­brücke drei Kilometer westlich von Schanhait­wan, angeblich durch chinesische Truppen, ent­standen ist Die Eisenbahnlinie Schanhaitwan­Peiping werde auf Grund des Borer- Proto­folls von ausländischen Truppen geschützt.

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Nach Meldungen des Sowjet- Rundfunks von der mandschurischen Grenze sind Japaner auf Lastautos und Pferden bereits über Schanhaitwan hinausgedrungen. Japanische Flugzeuge werfen schwere Bomben auf die zurüdweichenden chinesi­schen Truppen; dadurch find

auch schon die wichtigsten Eisenbahnwege zerstörf.

10 Kilometer landeinwärts von Schanhaitman legen die Japaner bereits Befestigungen an unter dem beliebten Vorwand, das Land vor seinen eigenen Truppen schüßen zu müssen!

Sozialistische Gegenaktion

Paris , 3. Januar.

Der sozialistische Abgeordnete Fontanier hat dem Ministerpräsidenten mitgeteilt, daß er ihn nach der Wiedereröffnung der Kammer über den chinesisch- japanischen Konflikt und die Haltung Frankreichs im Völkerbund interpellieren werde. Der Populaire" erflärt: ,, Bird die französische Regierung gegenüber dem japanischen Imperia lismus dieselbe Politik der Feigheit befolgen

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wie die Regierungen Tardieu, Laval und Herriot ? Wird sie ebenso wie die früheren Regierungen die Sache des Friedens verraten? Wir er: marien eine flare und feste Antwort. Eine Ant­wort, die der Welt die Hoffnung gibt, daß noch Regierungschefs vorhanden sind, die die schönen Worte, die sie so oft aussprechen, in Taten um­zusetzen verstehen. Japan ist im Begriff, einen furchtbaren Krieg zu entfesseln. Um es daran zu hindern, gibt es nur ein Mittel: die Drohung mit dem Abbruch der mirtschaftlichen und diplomatischen Beziehungen. Ist die französische Regierung gegenüber den Kanonen­händlern und Bankiers unabhängig genug, um diese Handlung zu vollziehen, von der der Frieden im Fernen Osten abhängen kann?"

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Die gleiche Anklage der Paffivität, die der Populaire" gegen die französische Regierung er hebt, richten auch wir seit fünfzehn Monaten immer wieder gegen die deutsche Außenpolitik. Aber vergebens! Die Wilhelmstraße steht seit jeher auf dem Standpunkt, daß Deutschland keinen An­laß habe, sich nach irgendeiner Seite zu ,, kom. promittieren". Deutschland ist in Gens ängstlich be müht, besonders mit England in dem Fernoſt­fonflift immer fonform zu gehen, mit jenem England, das immer wieder das Signal zum Zurückweichen vor den Drohungen Japans gibt. Was fümmert es das deutsche Volk, ob in Ost­afien die internationalen Verträge gebrochen und ein friedliches Bolt vergewaltigt wird? Nur feine Initiative ergreifen das ist der leitende Ge­danke der deutschen Diplomatie in diesem Kon­flikt, der sich immer mehr ausbreitet und in einen neuen Weltbrand auszuarten droht!

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Es sieht zuweilen danach aus, als ob die deutsche Diplomatie geradezu wünschte, daß der Völkerbund durch sein Versagen gegenüber Japan in die Brüche ginge, damit sich wieder ungehemmt

die nackte Machtpolitik austoben könne und die läftigen Fesseln des Völkerrechtes wieder ver­schwinden.

Daß gerade Deutschland in seiner Lage seit Kriegsende alles Interesse daran hätte, mit den fleinen neutralen Staaten zusammenzugehen, die erst fürzlich in Genf für eine energische Aktion gegen Japan eintraten, will anscheinend nicht n die Köpfe unserer Diplomatic hinein.

Es ist hier bei dem letzten Bertagungs beschluß der Bölkerbundsversammlung im De zember, für den England die Hauptverantwortung trägt, gesagt worden, daß damit der japanische Imperialismus nur ermuntert werden würde, neue vollendete Tatsachen zu schaffen und seine Machtposition in Nordchina zu erweitern. Die jüngsten Ereignisse haben diese Voraussage in überaus bedrohlicher Weise mehr als bestätigt.

v. Papen

V.

Ritterrüstungen

Schleicher

Der Altenburger Exherzog verkleppt eine Sammlung historischer Rüstungen.

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v. Schleicher: Ich suche eine passende Rüstung für meinen Freund, den Ritter ohne Furcht und Tadel."

,, Hier habe ich die historische Rüstung des sinnreichen Ritters von der Mancha."

Der Löwe von Trau

Selbststellung

südslawischer Zerstörer

Der altvenezianische Löwe in Trau, einem süd­flawischen Städtchen Dalmatiens , war zertrümmert worden, was den Faschismus zu lautem Brüllen veranlaßte. Nun haben sich bei der Behörde in Split ( früher Spalato) sechs junge Leute mit der Selbst­anfchuldigung gemeldet, den Löwen beschädigt zu haben. Ihr Nationalgefühl und ihr Patriotismus sei durch Herausforderungen der ita= lienischen Presse auf das tiefste verlegt worden. Die

gericht aufungen Leute wurden vom Polizei­

der Stelle le zu 5 Tagen Cin= schließung verurteilt. Die Stadtbehörde hot Schadenersazanspruch wegen Beschädigung stadt. eigener Güter gegen sie erhoben.

Bald nachher ist im Dorf Sini in der Nähe von Spalato wiederum ein venezianischer Löme zerstört worden. Nach italienischem Bericht hat

Die Cohniade von Breslau

Anprangerung im Landtag

Die Fraffion der Sozialdemokratischen Partei im Preußischen Landtag hat eine Große Anfrage eingebracht, die sich gegen die Cohniade" in Breslau wendet. Die Anfrage gibt zunächst eine Darstellung des Verhaltens von Rektor und Senat der Universität Breslau und fährt dann fort:

,, Reftor und Senat haben damit das hohe Guf der Lehrfreiheit und der freien Meinungs. äußerung von Universitätslehrern preisgegeben Universitätslehrer haben dieses Gut gegenüber dem Staatsministerium häufig auch in Fällen vertreten, in denen ein Einschreiten gegen for­mal anstößige und unfachliche Aeußerungen von Dozenten innerhalb und außerhalb des Hör­faals erforderlich war. Der Breslauer Rektor und Senat weichen im Gegensatz zu dieser Hal­fung dem Toben der Straße und den von den Nationalsozialisten provozierten, den Lebensnerv der deutschen Hochschulen treffenden Terroraften, ohne daß gegen die Haltung des Professor Cohn der geringste Vorwurf erhoben werden kann. In ihrer Feigheit vor den Radaustudenten nehmen Rektor und Senat sogar in der Deffent­lichkeit Stellung gegen die Fortsetzung der Lehr­tätigkeit des Professor Cohn, obwohl sie nach den gesetzlichen Bestimmungen dazu unzuständig sind und die Grenzen ihrer Befugnisse damit über­schreiten.

Wir fragen das Staatsministerium: Was be­abfichtigen die Reichskommissare zu tun, um 1. die weitere Lehrtätigkeit des Professor Cohn an der Breslauer Universität zu sichern? 2. Ener­gische Maßnahmen gegen die Fortsetzung der strafbaren Handlungen durch nationalsozialistische Studenten und andere Parteigänger zu ergreifen. durch die der geordnete Lehrbetrieb an der Bres lauer Universität gestört wird? 3. Rektor und Senat der Universität in ihre Schranken zurüd zuweisen."

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Der Kommissar des Reichs im Breußischen Kultusministerium, Profeffor Rähler, hat den

außerordentlichen Professor an der Ber­ liner Handelshochschule Carl Schmitt zum ordentlichen Professor an der Universität Köln ernannt.

Der Deutschnationale Kähler hat sich um die Versetzung seines deutschnationalen Parteifreundes, Abgeordneten, Lehrers und Interessenvertreters Kidhöffel so lebhaft bemüht, daß die Be­rufung und Beförderung des Herrn Carl Schmitt nichts Ueberraschendes mehr hat. Denn dieser jegt ordentliche" Professor war der Staats­rechtsvirtuose, der vor dem Staatsgerichtshof in Leipzig das Reich mit seinen außerordentlichen" Theorien vertrat. Zwar ist der Staatsgerichtshof so flug gewesen, genau das Gegenteil dessen für Recht zu erklären, was dieser beslissene Mann ihm man soll dem System der Kom­vortrug. Aber Das misfare nicht Undankbarkeit vorwerfen. außerordentliche Staatsrecht von Berlin kann jetzt als ordentliches Staatsrecht in Köln verkündet werden von Amts wegen!

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Gold aus Moskau

Riga , 3. Januar.

Eine russische Goldsendung im Werte von an­nähernd 20 Millionen Goldfranken, die in Riga auf dem Bahnwege eintraf, murde am Sonn­abend mit dem deutschen Dampfer Ostsee " nach Stettin befördert. Die an die Deutsche Reichsbank gerichtete Sendung sollte ur­sprünglich bereits in Riga von Beamten der Reichsbank übernommen werden. Dazu wurde die vorübergehend in Rellern der lettischen staatlichen Hypothekenbank eingelagerte Sendung von den Beauftragten der Reichsbank bereits genau ge= prüft. Nach einer auf russischen Wunsch erfolgten neuen Weifung wurde die Prüfung abge­brochen und unter starter militärischer und polizeilicher Bewachung das Gold auf den Dampfer Ostsee " verfrachtet.

ein Soldat in Uniform im Angesicht der Wache den Markuslöwen, der an der Mauer eines jegt als Kaserne dienenden Gebäudes angebracht war, mit einem Hammer beschädigt. Tags darauf habe der Gemeinderat den Löwen unter dem Vorwand der sicheren Aufbewahrung in ein Magazin entfernen lassen. Der damit be­auftragte Gemeindebeamte habe dabei solchen ,, Eifer" gezeigt, daß er die schwere Steinplatte fallen ließ, wobei sie in Trümmer ging.

Bauernterror * Dollfuß gibt nach Eigener Bericht des Vorwärts" Wien , 3. Janjar. Die Situation im oststeierischen Gebiet gestaltete fich am Montagabend recht bedrohlich. Auf dem Hauptplatz in Vorau hatte sich eine Bauern­menge von über 1000 Mann angesammelt. Nazis und Heimwehrleute in Uniform, aber auch Kom­munisten hielten wilde Reden. Alles schrie sich gegenseitig nieder. Die Versamm lung forderte schließlich die Freilassung der Ber­hafteten, die wegen Brandbombenlegung festgenommen worden waren. Als die Menge sich immer mehr erhitzte, nahm das Militär vor dem Gemeindehaus 1chußbereit Aufstellung. Eine Abteilung brachte dret Maschinengewehre in Stellung. Gegen sechs Uhr abends drohten die Bauern das Rathaus zu stürmen. Im letzten Augenblid, als schon die Gendarmerie vorging, traf aus Graz eine Depesche ein, wonach die Staatsanwaltschaft die Verhafteten gegen Ge= löbnis freigelassen habe. Gegen acht Uhr abends gelang es, die Bauern aus dem Städtchen abzudrängen.

Die Oststeiermark ist ein sehr rückständiges Gebiet und war bis vor kurzem eine sichere Domäne der Christlichsozialen. Den Kleinbauern dort ging es schon immer schlecht, die Krisennot hat fie empfänglich gemacht für die Rekord­demagogie der diversen Hezparteien der Nach­friegszeit.

Bombenleger hat man auf das Geschrei einiger hundert Bauern aus der Untersuchungs­haft entlassen. Als man aber im Simmerin ger, Arbeiterheim Wiener Schutzbündler verhaftete, die den Anfturm bewaffneter Hakenkreuzler ab­gewehrt hatten, da hielt man sie viele Wochen in Haft, obwohl die sozialdemokratische Millionen­partei die Freilaffung täglich forderte. Bürger­blockregierung!

Seinen Berletzungen erlegen ist in Sofia der Chefredakteur Eftimoff, den am 23. Dezem ber Terroristen der anderen mazedonischen Rich­tung niedergeschossen haben.

Sechs Jahre Zuchthaus wegen Militärverrats. Der I. Straffenat des Kammergerichts verurteilte dieser Tage den preußischen Staatsangehörigen Bahr wegen versuchten Berrats militärischer Geheimnisse zu sechs Jahren Zuchthaus, zehn Jahren Ehrverluft und Zulässigkeit von Bolizei­aufficht.