Wenn Arbeislose arbeiten
Sollen sie Geld zuzahlen?
Der Grundsatz, daß ein Arbeitsloser, der ge legentlich einmal ein paar Tage arbeitet, für die Arbeitstage teine Unterstützung bekommt, ist unanfecht ar Allein im bürokratischen Betriebe wird er in vielen Fällen zum Unrecht, bis ins Groteske zugespizt. Als Beispiel diene folgender Fall, den uns ein Arbeitsloser unterbreitet:
Ich bin seit 1. April 1932 arbeitslos und erhalte mit zwei Zuschlägen für Frau und Kind 17,10 M. Krisenunterstützung. Durch Fürsprache war es mir gelungen, zwei Tage aushilfsmeise Beschäftigung zu finden, und zwar am 24. und 25. Dezember auf dem Paketpostamt Oranien burger Straße . An diesen beiden Tagen ver diente ich in 20 Stunden mit Abzügen 14,36 M. Da ich nun beim Arbeitamt Berlin- Mitte, Chauffeestr. 42, meine Unterſtügung erhalte, mel dete ich dort meine Beschäftigung an. Zu meiner großen Ueberraschung bekam ich am 2. Januar nur 6,15 M. ausgezahlt bei folgender Berechnung: Unterstügung 17,10 M. davon 20 Proz, also 17,10: 5= 3,42 M. Verdienst 14,36 M.
3,42 M.
10,94 m.
17,10 M. Unterstützung
10,94 M. Arbeitsverdienst
6,16 M., ausgezahlt 6,15 M.
Was habe ich nun in 20 Stunden, darunter Feiertagsarbeit, verdient?
Gefürzte Unterstützung 6,15 M. Verdienst 14,36 M. 20,51 M.
Volle Unterstützung 17,10 M. Rohgewinn: 3,41 m.
Die 3,41 M. für die 20ftündige Arbeit am Heiligabend und 1. Weihnachtsfeiertag sind aber nicht etwa übrig geblieben. Davon gehen viermal 25 Pf. Fahrgeld ab 1 M. und schließlich gebraucht man in zweitätiger 20ftündiger Arbeitszeit ein paar Stullen mehr, als wenn man zu Hause fizt. Daß Kleidung und Fußzeug bei der Arbeit mehr abgenutzt werden als tei zwungenem Nichtstun, liegt klar auf der Hand. Ich hatte mich sehr gefreut, bei der unverhofften Weihnachtsarbeit ein paar Mark zu verdienen, um damit meine Mieteschuld etwas zu verringern. Welchen Sinn aber hat nun meine Arbeit gehabt? Ist es ein Wunder, wenn auf ähnliche Arbeitsgelegenheit verzichtet wird?" sarisi
er=
Es muß doch mindestens nerlangt werden, daß von solchem Gelegenheitslohn, bei dem die Steuer auch ihr Teil fordert, ein Betrag für besondere Aufwendungen anrechnungsfrei bleibt, außer dem Fünftel, das dem arbeitslojen Gelegenheitsarbeiter belassen wird. Der Kellner, der Friseur, alle die gelegentlich aushilfsweise beschäftigten Arteitslofen, haben doch Aufwendungen zu machen an Wäsche, Jacketts, Schürzen oder gar Fradanzug. Dabei ist auch ein Unterschied bei Arbeitslosen, die regelmäßig an einem oder zwei Tagen in der Woche arbeiten und einem anderen, der nur ein oder zweimal im Jahre einen oder zwei Tage Arbeit unter der Hand findet.
Jedenfalls darf den Arbeitslosen die zufällige gelegentliche Arbeit durch derartige Rechnerei nicht vergällt werden.
8000 Arbeiter gekündigt
In der Siegerländer Metallindustrie
Zur Herbeiführung eines neuen schlechteren
-
-
natürlich Arbeitsvertrags hat der Arbeitgeberverband der Siegerländer Gru= ben und Hütten den gesamten Belegschaften
Staats
MA
Theafer
Mittwoch, den 4. Januar
Staatsoper Unter den Linden
20 Uhr
Eine Nacht in Venedig
Staatliches Schauspielhaus
20 Uhr
100 000 Thaler
Städt. Oper
Charlottenbur Fraunhofer 0231 Mittwoch, 4. Januar
20 Uhr Turnus IV Die Prinzessin von Trapezunt Eisinger. Schuster a. G., Burgwinkel, Frind, Braut a G Gombert, Gronau
a. G., Kandl, Heye. Dirigent. Müller
Kurfürstend.- T. Kurfürstendamm 209
VOLKSBUHNE Tel Bism. 1400 Theater am Bülowplatz Täglich 814 Uhr
Täglich& Uhr D 1 Norden 6536 Oliver Cromwells Sendung
CASINO- THEATER Vorverkauf unterbrochen
81
Lothringer Straße 37
Bis 6. Januar Alles um Lotti
Ab 7. januar
814
Onkel Muz u. bunte
Bühne
Gutschein 1-4 Personen Parkett nur
0,50, Fauteuil 0,75, Sessel 1,25
Rose- Theater
Große Frankfurter Straße 132 Tel. Weichsel E7 342' 5.15, 8.30 Uhi
Böhmische
in den Metallbetrieben zum 14. Januar ge= kündigt. Auch auf dem Weißblechwerk der Vereinigten Stahlmerte A.-G. wurde der Belegschaft die Kündigung zugestellt. Bon dieser Maßnahme dürften im Siegerland etwa 8000 Arbeiter betroffen werden.
In dem Kündigungsschreiben wird der Schritt damit motiviert, daß eine Cohnkürzung aus wirtschaftlichen Gründen nicht weiter hinausgeschoben werden könne. Gleichzeitig wird erklärt, der Arbeitgeberverband werde am 15. Januar 1933 die Rohnzahlungen nach einer neuen, in dem Schreiben bekanntgegebenen Lohntafel vornehmen und die Akkorde und Prämien vom gleichen Zeitpunkt an um 5,2 Proz. herabse zen.
Ein Verzweifelter
Der Schuß im Wohlfahrtsamt
Der 21jährige R., der gleich vielen Tausenden durch Arbeitslosigkeit und Not in Berzweiflung geraten ist, der vorgestern auf dem Wohl= fahrtsamt am Friedrichshain auf den Wohlfahrtsangestellten seine Schreckschußpistole abdrückte und ihn am Auge schwer verletzte, stand bereits heute morgen vor dem Schnellge richt unter der Antlage der Körperverlegung. Die Verhandlung begann mit einer Verspätung, da der Verletzte zum Augenarzt mußte. Das rechte Auge ist vollkommen verbunden.
Der Angeklagte, ein tlasses, schmächtiges Bürschchen, macht einen äußerst elenden Eindrud. Er ist in Würzburg geboren, sein Vater ist tot, seine Mutter lebt in der Heimatstadt, er hier in Berlin möbliert. Er erhält die übliche Wohlfahrtsunterstützung und kommt mit seiner Miete nicht zurecht. Am Freitag, dem 30. Dezember, begab er sich aufs Wohlfahrtsamt und bat um Mietbeihilfe. Die wurde ihm abgelehnt, er sollte am Montag wiederkommen. Am Montag, dem 2. Januar, war er bereits vor 10 Uhr ba. Er wurde aufgerufen, man sagte ihm, er follte am Dienstag wiederkommen. Heute fäme er doch nicht an die Reihe. Er blieb trotzdem da. Andere wurden aufgerufen, murcen abgefertigt, er wartete, wande sich auch an einen Angestellten mit der Frage, weshalb nicht auch er gehöri werden könne. Es wurde 3 Uhr. Er sprach
noch einmal einen Angestellten an, ob er nicht doch noch heute abgefertigt werden könne und erhielt zur Antwort:„ Da Sie heute so früh ge= kommen sind, kommen Sie erst recht nicht ran." Das habe ich nicht verstanden! sagt der Angeflagte.
Kaum hatte der junge Mensch diese Worte gesprochen, als er im Gerichtsjaal umfällt und
schwer auf den Boden aufschlägt. Man bringt ihn hinaus, die Berhandlung wird unterbrochen. Der Angeklagte erholt sich nach einiger Zeit, der Richter will aber den Arzt ab warten, um in dessen Anwesenheit weiter zu verhandeln.
Arbeitsbeschaffung
Gewerkschaftsvertreter bei Gereke
Der Reichskommiffar für Arbeitsbeschaffung, Dr. Gereke, empfing am Dienstag Bertreter der Gewerkschaften aller Richtungen und der kommunalen Spitzenverbände.
Die Besprechungen des Reichskommissars für Arbeitsbeschaffung mit den Vertretungen der Länder und Gemeinden über die Abgabe von rediten an die Gemeinden werden am Donnerstag abgeschlossen werden. Die Durchführungsbestimmungen werden voraussichtlich am Freitag oder Sonnabend veröffentlicht.
In der Grubenortschaft Kincaid( Illinois ) tam es zwischen streifenden Grubenarbeitern und der Bolizei zu blutigen Kämpfen. Zwei Arbeiter wurden getötet, zwei schwer verwundet. Eine unbeteiligte Frau wurde durch eine abirrende Rugel erschossen. Durch Bombenwürfe wurde großer Schaden angerichtet. In den Kohlenrevieren ist die Bevölkerung durch diesen Vorfall fehr beunruhigt.
Konturfe im Dezember. Nach Mitteilung des Statistischen Reichsamts wurden im Monat Dezember 1932 durch den ,,, Reichsanzeiger" 521 neu Konkurie ohne die wegen Massemangels abge= lehnten Anträge auf Konkurseröffnung und 280 eröffnete Vergleichsverfahren bekanntgegeben. Die entsprechenden Zahlen für den Vormonat stellen sich auf 449 und 267.
Der Funk im Dienste der Polizei
-
Links: Ein Spezialwagen der Pariser Polizei flappt seine Rahmenantenne hoch. Rechts: Der Funker des Wagen nimmt die von der Zentrale übermittelten Befehle entgegen. Nach amerikanischem Vorbild hat die französische Polizei einige Spezialwagen in Dienst gestellt, die über eine komplette Funkempfangsanlage perfügen. Besonders bei Unruhen können diese Wagen von der Polizeizentrale dauernd eingesetzt werden, ohne erst mit Rückfahrten Zeit zu verlieren.
Winter Garten
Uhr 15. Flora 3434. Rauchen erl.
20 Wienerinnen
konzertieren
Kurt Fuß , 4 Winclairs. Gaston Palmer Rudolf Mälzer Walkmir- Trio usw.
Stettiner Sänger Reichshallen- Th., Dōnhoffpl. 8.15, Sonntags 3.30 zu ermäßigten Preisen
Das
große Januarprogramm:
Die lieben Erben
Nürnberger Str. 50
4 Uhr
Täglich 2 x 9 Uhr Das sensationalle Kabarett- Programm Abendpreise 1-3 Mk. Nachm. Gedeck 1.25
Musikanten Jeden Sonrabend 11% Uhr: Nachtvorstellung
Deutsches Theater Schumannstr. 13 a Weidend, 5201 8 Uhr Hans Moser in
Essig und Oel Musikal. Lustspiel v. Geyer u. Frank Musik: Robert Katscher Inszenierung O L. Preminger
Ab morgen 8 U.
Prinz von Homburg
Kammerspiele
17
Komödienhaus
Schiffbauerdamm 25
Tel. 02 Weid. 6304-05 Täglich 814 Uhr und Sonntags nachm. 4 Uhr Das Haus dazwischen mit Max Adalbeit Jakob Tiedtke Musik: Spoliansky
Schiller Bismarckstr.( Knie) Steinpl.( C1) 671 Heute 8 Uhr Uraufführung
Ole Männer
sind mal so
NAUSD
artet fiel
Immer
ein vergnügter
Abend BETRIEB
KEMPINSKI
Blumen
Söneland, Heide
mann
Stg 8. Jan.. 4 Uhr Robert und
Bertram
Charlottenstr. 91 Danhoff 625 Mariannenstr. 3 F 8. Oberbaum 1303
Letzte Vorstellung
814 Uhi
Zu wahr um Kontobücher Theater schön zu sein JUERGENS
Komödie von Shaw mit
Oel
Musikal Lustspiel v Geyer u. Frank Musik: Robart Ratscher Inszenierung OL Prem nger
Bendows Bunte Bühne Kottbusser Straße 6 Oberbaum 3500 Päglich 8 Uhr Stgs nachm 4 U Ne dolle Kistel
Morgen 81 Auslandsreise
mit
bei
Kieler Werftabschluß
Fehlende Neubauaufträge
Die Reichswerft Deutsche Werte Kiel A- G. meist für das am 30. September beendete Geschäftsjahr einen Berlust von 474 341 Mark aus, der sich um den Vorjahrsverlust auf insgesamt 763 102 Mark erhöht.
Der Beschäftigungsgrad hatte sich seit dem Frühjahr, wo die Belegschaft auf 3000 Mann zusammengeschrumpft war, gebessert, so daß 900 Mann neu eingestellt werden konnten. Da die Werft zur Zeit überwiegend durch Aufträge der Reichsmarine beschäftigt ist, die vor der Erledigung stehen, ist sie start um Neubauaufträge bemüht. So gelang es fürzlich, aus Norwegen einen Großauftrag zum Bau eines 10 000- Tonnen- Motorfrachtschiffes zu erhalten, das das siebente Schiff einer nach Norwegen gelieferten Tanfdampferserie darstellt.
Die Beschäftigung in den Maschinenbauabteilungen war ungleich. Der Umsatz in statio= nären Dieselmaschinen konnte sich noch erhöhen, dagegen litten die übrigen Abteilungen erheblich unter dem Absazrückgang. Im Rahmen der vom Reich subventionierten Abwradaktion erhält die Werft 30 000 Schiffsraum überwiesen.
Wetter für Berlin : Ziemlich mild, vorwiegend bewölft, ohne wesentliche Niederschläge, schwache Winde aus Süd bis Südwest. Für Deutsch Land : Wenig Aenderung des herrschenden Witterungscharafters, nur unbedeutende Niederschläge im Südwesten und Osten.
Bfe. Oftring. Heute Beginn des Hallentrainings. Jeden Mittwoch und Freitag, 20 Uhr, Turnhalle Realgymnasium Partaue . Dienstag, 10. Januar, 20 Uhr, GeneralversammTung bei Wegner Frankfurter Allee 236.
Freie Turnerschaft Groß- Berlin. Turnhalle Prinzenstraße: Seute, 20 Uhr, erster Uebungsabend nach der Pause. Bezirk Often: Heute, 20 Uhr, bei Bauer, Tilsiter Str. 27, Jahresversammlung der Handballer. Bezirk Besten: Donnerstag, 5. Januar, Beginn der Uebungsabende. Freiförperkulturbezirk: Donnerstag, 5. Januar, Nacktbadeabend, Stadtbad Hubertusstraße, 19 Uhr.
Rundfunk am Abend
Mittwoch, 4. Januar
Berlin : 16.10 Warum ist der Hilfsbedürftige unzufrieden mit dem Wohlfahrtsamt? 16.30 Aus Hamburg : Nachmittagskonzert. 17.30 Soll man jetzt kaufen oder wird es noch billiger? 17.45 Jugendstunde. 18.05 Alte und neue Chorlieder. 18.25 Tip und Tap, die zwei Schotten. 18.40 Dürfen wir Ihnen raten? 18.55 Die Funkstunde teilt mit. 19.00 Stimme zum Tag. 19.10 Gedenkstunde für Otto Stransky ( Gitta Alpar singt). 20.00 Fünf Takte aus dem Lied der Großstadt. 21.00 Unbekannte Sinfonien von Josef Haydn. 22.00 Wetter-, Tages- und Sportnachrichten. Tanzmusik.
Königswusterhausen: 16.00 Viertelstunde für die Gesundheit. 16.30 Aus Ham burg : Nachmittagskonzert. 17.10 Fahnenehre und Fahnentreue. 17.30 Adalbert Stifters Heimat. 17.55 Tägliches Hauskonzert. 18.30 Einheitskurzschrift. 18.55 Wetterbericht. 19.00 Französischer Sprachunterricht. 19.35 Aus Bremen : Militärmarsch der Nationen. 20.45 Jagt ihn ein Mensch( Schauspiel). 22.15 Wetter. Tages- und Sportnachrichten. 22.45 See- Wetterbericht. Sonst: Berliner Programm.
Vollständiges Europaprogramm im ,, Volksfunk", monatl. 96 Pf., durch alle ,, Vorwärts"- Boten oder die Postanstalten.
Verantwortlich für Politik: Rudolf Brendemühl; Wirtschaft: G.& lingelböfer; Gewerffchaftsbe wegung: J. Steiner: Feuilleton: Herbert e père: Lofales und Sonstiges: ris Karstädt ; Anzeigen: Otto Hengst: fsämtlich in Berlin Verlag: Borwärts- Verlag& m. b H., Berlin . Drud: Borwärts- Buchdruckerei u. Berlagsanstalt Paul Singer u. Co., Berlin SW. 68, Lindenstr 3 Bezugs bedingungen und Anzeigenpreise werden in jeder Morgen- Ausgabe des Vorwärts" veröffentlicht.
Hierzu 1 Beilage.
Kinderland
1933
Das beste und billigste Geschenkbuch für unsere Kinder ist neu erschienen. Der Preis ist in diesem Jahr herab gesetzt von 1.50 RM auf
1.00 RM
Es ist bei allen Zeitungsboten, Vorwärts- Abgabestellen und Parteibuchhandlungen oder direkt bei der Vorwärts Buch druckerei, Berlin SW 68, Lindenstraße 3, zu haben
Resonders
wirksam sind die KLEINEN ANZEIGEN in der Gesamtauflage des Vorwärts" and
billig!