ERSTE BEILAGE

Vorwärts

In den Tod getrieben!

Das Gasunglück in der Oranienstr. 165a, das, wie berichtet, zwei Todesopfer ge­fordert hat, scheint sich nach den letzten Ermittlungen als eine neue Tragödie Arbeitslosigkeit herauszu­

der

ftellen.

Am 1. Januar waren bei dem Garagen­befizer F. ein junges Ehepaar, der 23jährige

Menschenopfer, unerhört....

Schöpfte der Garagenbefizer Verdacht. Man öffnete die Tür gewaltsam und entdeckte die Tra gödie. Frau Zahn und das Kind waren bereits tot. Die Biederbelebungsversuche bei den Männern dagegen waren nach langwierigen Be mühungen von Erfolg. Ihr Zustand war jedoch so bedenklich, daß sie ins Urbantrantenhaus ge bracht werden mußten. Wie die näheren Nach­forschungen in der Kochstube ergeben haben, stand der Hahn des Gastochers ganz offen, so daß ein Unglücksfall ausgeschlossen erscheint.

Im Vorortzug hat sich der 50 Jahre alte

Antreten des Reichsbanners Mühlenbaumechaniker Karl Barath aus der

Anweisungen für Freitag

Der Gauvorstand des Berliner Reichs­banners teilt mit: Am Freitag, dem 6. Ja­muar, wird die Asche Eduard Bernsteins auf dem Städtischen Friedhof Schöneberg, Marstraße, bei­gefeht. Das Reichsbanner beteiligt sich geschlossen an dieser Trauerfeier. Antreten aller arbeits­freien Kameraden einschließlich Spielleute 15 Uhr in Schöneberg , Innsbruder Straße am Inns­bruder Platz, freisweise Westen, Norden, Often, Süden. Spitze des Zuges in Richtung Stadtpark. Jeder Ortsverein stellt eine Fahne. Fahr­verbindung: U- Bahn Hauptstraße und Südring Bahnhof Ebersstraße.

Buchdrucker Erich 3 ahn und die 18 Jahre alte Frau Lotte mit ihrem 6 Monate alten Kind als Untermieter zugezogen. Die neuen Mieter be= mohnten eine fleine Roch stube und lebten sehr ärmlich und zurüdgezogen. Am Dienstag traf Zahn auf der Straße einen 21jährigen Freund Arthur Lenz, der sich obdachlos und erwerbslos in Berlin aufhält. Die beiden jungen Männer, sett langem ohne Beschäftigung, begaben sich ge­meinsam nach der Dranienstraße, mo Lenz auch die Nacht verblieb.

Als sich gestern in der Kochstube nichts regte,

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Müllerstraße im Norden Berlins erschossen. B. wurde auf dem Potsdamer Bahnhof in einem Abteil dritter Klasse bewußtlos aufgefunden. Er starb im Krankenhause wenige Stunden nach feiner Einlieferung. Im Keller des Hauses Doemnizstraße 38 in Neukölln erschoß sich der 47 Jahre alte Chauffeur Karl H. In seiner Wohnung in der Brüderstraße in Lichterfelde jagte fich der Reichsbanfinspektor Heinrich B. eine Kugel in die Schläfe. Er war sofort tot. In Schulzendorf bei Tegel wurde in einem Sommer­schuppen des dortigen Restaurants ein etwa 50 Jahre alter Mann erhängt aufgefunden. Der unbekannte Lebensmüde muß bereits nor einigen Tagen Selbstmord verübt haben.

Schließlich vergiftete fich megen finanzieller Schwierigkeiten in ihrem Geschäft in der Lauen­burger Straße 4 die 35 Jahre alte Frau Berta Megner.

Das Wittenauer Familiendrama

Das nächtliche Familienbrama auf dem Dol­fereigehöft des Besizers Dessin in der Haupt­straße 39 in Wittenau fonnte in seinen Einzelheiten bisher von der Kriminalpolizei nicht weiter geflärt werden. Es scheint aber schon jetzt festzustehen, daß die beiden Söhne, der 21 Jahre alte Werner und der 13jährige Herbert, von dem furchtbaren Plan der Eltern nichts gewußt haben.

Als die Kinder ahnungslos schliefen, muß sich der Bater in thr Zimmer geschlichen und beide durch wohlgezielte Schüsse aus nächster Nähe erschossen haben

Wie bereits berichtet, wurde Frau Dessin mit einer schweren Gasvergiftung und der dreizehn­jährige Herbert mit lebensgefährlichen Schuß­verlegungen ins Reinickendorfer Krankenhaus ge bracht. Das Befinden von Mutter und Kind ist sehr bedenklich, und es besteht leider feine allzu große Hoffnung, daß sie mit dem Leben davon­fommen werden.

Das brennende Schiff ,, Atlantique"-Besatzung gerettet

London , 4. Januar.

In den späten Nachmittagsstunden treibt die ,, Atlantique" lichterloh bren nend in der Nähe der Kanalinseln, und zwar etwa 30 Kilometer westlich von Res Gasquets. Es steht nunmehr feit, daß die gesamte Besakung durch verschiedene Schiffe geborgen worden ist.

Ueber die Entstehungsursache des Brandes ist ebenfalls noch nichts befannt. Auf der Compagnie Sub- Atlantique tritt noch heute nachmittag ein Ausschuß zusammen, der sofort einen Unter­fuchungsausschuß einsezen wird. Obgleich nähere Einzelheiten über die Auswirkungen des Brand­unglücks nicht vorliegen, hat man bei der Schiff fahrtsgesellschaft nur menig Hoffnung, den Ozean­riefen zu retten.

Die Atlantique", die den Wettkampf mit dem deutschen Hapag- Dampfer ,, Cap Arcona " auf dem Südatlantik aufnehmen sollte, trat am 29. Sep­tember 1931 ihre Jungfernfahrt an und galt als das modernste Schiff auf der Linie nach Sun­amerifa. Es wurde mit einem Rostenaufwand

DONNERSTAG, 5. JANUAR 1933

von rund 400 Millionen Franken( etwa 65 Mil­lionen Marf) gebaut. Das Schiff fann bei noller Husnugung 2000 Fahrgäste befördern. Das Schiff mar 226 Meter lang und 30 Meter breit.

Der Dampfer Atlantique" ist mit einem Bierschraubenantrieb versehen, dem die Antriebs­leistung von Turbinen geliefert wird. Nach den bisherigen Nachrichten hat das Brandunglüd rasch einen ungewöhnlichen Umfang angenammen. Anders dürfte es faum zu erklären sein, daß es dem Dampfer nicht gelang, mit seiner großen Ge­schwindigkeit die verhältnismäßig furze Strecke bis zur franzöfifchen Küste zurückzulegen. Die rafche Ausbreitung der Feuersbrunst dürfte auf die ziemlich reichliche und luxuriöse Ausstattung des Schiffes zurückzuführen sein, die naturgemäß eine starke Beladung mit brennbaren Ausstattungsmaterialien zur Folge hat. Eine so gewaltige Katastrophe ist in den heutigen Zeiten um so tragischer, als es gerade in den legten Jahren der Chemie gelungen ist, Im prägnierverfahren für Holz, Stoffe und dergleichen zu entwickeln, die derartige Materia­lien völlig unentflammbar machen.

Der französische Ministerpräsident hat den Handelsminister beauftragt, der Besatzung des deutschen Dampfers Ruhr" den Dank auszu­sprechen.

Ehrenmal für ,, Niobe"-Opfer

Kiel , 4. Jamuar. Auf dem Marineehrenfriedhof, auf dem die bis her geborgenen Opfer des untergegangenen Schul­schiffes Niobe beigesezt sind, soll, wie verlautet, ein Ehrenmal zur Erinnerung an die Katastrophe errichtet werden. Neben einer Grünanlage soll jebes Grab mit einem Stein geschmüdt werden. Auf einer besonderen Gedenktafel sollen die Namen der nicht geborgenen Besagungsmitglieder der Nachwelt erhalten werden. Das Mal foll am 1. Jahrestag des Unterganges 26. Jufi geweiht merden.

ein

Die Kommunisten führten gestern ihre erste öffentliche Kundgebung nach Ablauf des Burg friedens im Lustgarten durch. Der Plaz war start besetzt, zu Zwischenfällen ist es nicht ge­fommen.

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