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Ein neupreußischer Siedlungsskandal

Reichskommissare torpedieren die Siedlung

Kurz vor Neujahr wurde für die breitere Deffent­lichkeit durch eine Erklärung des Reichskommissars für das Preußische Landwirtschaftsministerium, Muffehl, ein Siedlungsskandal von einer Bös artigtett und Lüde erkennbar, ber feinesgleichen fucht. Seit 1920 besteht eine

Gemeinnüßige Siedlungstreuhand G. m. b. H., die nach den Ideen von Universitätsprofessor Franz Oppenheimer mit Erfolg die An­fegung von landwirtschaftlichen Arbeitern als Siedler betreibt. Es werden im Zusammenwirken mit den Kulturämtern große Güter angekauft, die geeigneten Stellen an der Peripherie abgesiedelt, das Restgut als Großbetrieb meiter bewirtschaftet. Die Kauffrafi der Siedler und Landarbeiter wird in Wirtschaftsgenossenschaften zusammengefaßt und die Aufrechterhaltung des inneren Zusammenhangs dieser Produktiosiedlung durch eine Markgenossen­schaft mit Borkaufsrecht gesichert.

Seit dem Jahre 1920 wurden rund 12 000 m o r- gen Land auf den Gütern Bärentlau bei Belten, Lüdersdorf bei Briezen, Doben bei Magdeburg, Blumberg bei Berneuchen und Frankenfelde bei Briezen in erfolgreiche Bewirtschaftung genommen und zum großen Teile abgeſtedelt.

Die Erfolge diefer Siedlungsmethode find an­erkannt. Aeußeren Ausdrud hat der Erfolg im Jahre 1930 dadurch gefunden, daß bei der Kapitalerhöhung der Gesellschaft von 150 000 auf 1 million Mart der preußische Staat sich mit 500 000 Mark beteiligte und mit drei Ber­trefern in den Aufsichtsrat eintrat. Geschäfts­führer der Gemeinnützigen Siedlungsfreuhand G. m. b. H. ist Dr. Dyd.

Es ist begreiflich, daß diese erfolgreiche Sied­lungsarbeit bei den Großagrariern fchon Iange Unbehagen hervorrief. Bemies doch die hier angewandte Methode, daß man mit pro­buttipgenossenschaftlichen Formen nicht nur wirt­

schaftlich siedeln, sondern vor allen Dingen auch

Landwirtschaftliche Großbetriebe ohne Großgrundbefizer voltswirtschaftlich zwed­mäßig bewirtschaften tann. So wird es verständ­lich, baß schon seit Jahren vom Reichslandbund, ber Hugenberg- Bresse und in der letzten Zeit be= Jonders auch vom ,, Bölkischen Beobachter" und der übrigen Nazipresse

die schärffte Hehe

gegen die Siedlungstreuhand G. m. b. 5. entfesselt murde. Der gegebene Zeitpunkt nun, die Hezze zum Erfolg zu führen, war die Einsetzung von Reichstommissaren und der damit zum Ausdrud tommende Sieg des Hugenberg- Rurfes in Preußen. Ginen äußeren Anlaß für die Verschärfung der Hege maren fogenannte Enthüllungen in einem Arbeitsgerichtsprozeß, den ein wegen Unfähigkeit entlassener Angestellter gegen die Siedlungstreu­hand B. m. b. H. anstrengte.

Der Relchskommissar für das preußische Land­wirtschaftsministerium Muffehl hat vor der hehenden Reaffion prompt Rotau gemacht.

Nun war es freilich nicht möglich, ohne weiteres gegen ble Sieblungstreuhand G. m. b. 5. felbft Dorzugehen. Schließlich ist der preußische Staat an dieser Gesellschaft mit 500 000 Mart beteiligt und hat ihr nüßliches Wirten bamit ausdrücklich anerkannt. Aber man fand einen Dreh, mie man der Gesellschaft ans Leder gehen konnte. Man entdeckte nämlich plöglich, daß der verdienstvolle Geschäftsführer der Gesellschaft Dr. Dnd bie polnische Staatsangehörigkeit hat! Daraufhin forderten die preußischen Aufsichtsrats­pertreter eine fofortige Aufsichtsratssitzung und

Gefährliches Spiel mit der Würde des Staates

stellten den Antrag, Dr. Dnd aus seinen Funktionen zu entlassen. Dieser Antrag murde von der Mehrheit des Aufsichtsrats aus wirtschaftlichen Gründen aber abgelehnt.

Man häre und staune nun.

mie es aber um die innere Begründung dieses preußischen Antrages bestellt ist: Dr. Dyk war von Geburt österreichischer Staatsangehöriger, Er hat fast sein ganzes Leben in Deutsch= land zugebracht. Mitte der neunziger Jahre hat er in Deutschland als Gärtner ausgelernt und sein ganzes Studium in Deutschland absolviert. Wäh­rend des Krieges hat er in den preußischen Staatsdomänen die Urbarmachung von Mooren durchgeführt. Aus dieser Zeit hat er die glän zendsten Zeugnisse des preußischen Staates und wurde auch mit dem Verdienst­freuz für Kriegshilfe ausgezeichnet! Als burch bie Friedensperträge seine Heimat polnisch wurde, ermarb er zwangsmäßig die polnische Staats­angehörigkeit. Dr. Dnt hätte tausendfach Gelegen­heit gehabt, die deutsche Staatsangehörigkeit zu ermerben. Er wollte es aber nicht wie jeder zu­gereiste Schnürsenkelhändler tun, bei dem mehrere Jahre Anwesenheit in Deutschland dazu genügen, sondern er wollte auf Grund seiner Leistungen bie Einbürgerung in Deutschland erreichen. Er wollte es um so mehr, als er Jude war. Dr. Dyf mar also von besonders idealistischen und ehrenhaften Motiven geleitet.

Alle diese Tatsachen maren der preußischen Staatsregierung bekannt. Dennoch hat es Reichs­fommissar Muffehl fertiggebracht, wegen Dyts unfreiwilliger polnischer Staatsangehörigkeit deffen Beseitigung als Geschäftsführer aus der Siedlungstreuhand G. m. b. 5. zu fordern und

Neuer Direktorenschub Hugenberg ist groß und Helferich

ist sein Prophet

Seit aus der Preußischen 3entral. genoffenschaftstaffe bie Deutsche Zentral­genossenschaftstaffe geworden ist, feit mit anderen Worten der großagrarisch- reattionäre Kurs in der Preußentasse zum Durchbruch gekommen ist, ar­beitet Hugenbergs Direttorenguillotine mit Hoch­brud.

Zunächst wurde seinerzeit der verbiente Diret for Boffe entfernt, der das volle Vertrauen der Genossenschaftsverbände hatte. Gleichzeitig mit

ihm wurde Dr. Lauffer beseitigt, dem ein großes Verdienst an der finanziellen Gefunderhal tung des Genossenschaftswesens und an der Er tenntnis der wahren Verhältnisse in Ostdeutsch Land zukommt.

Helferich, der neue Präsident, erweist sich immer mehr als ein Beamter, ber nichts anderes sein will als ein Beamter und dem neuen poli­tischen Kurs alle Opfer bringt, die man ihm zu­mutet.

Es sind jetzt auf diesem Wege 3 mei neue Opfer gefallen: das stellvertretende Mitglied des Direttoriums Engelmann, sowie der Hand­lungstevollmächtigte Bloch haben ebenfalls den blauen Brief erhalten. Engelmann ist verant wortlicher Leiter der wichtigsten Abteilung, näm­lich der Kreditabteilung, gewesen und hat im Often die Kreditkontrolle aufgebaut. Auch das mar, nad) objeftinen Maßstäben gemessen, im In­tereffe der Gesundung der östlichen Landwirtschaft eine sehr verdienstvolle Leistung. Der Handlungs­

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sogar zu behaupten, die Regierung habe von Dyks polnischer Staatsangehörigkeit nichts gewußt!

Auch nach der Ablehnung des preußischen An­trages durch die Mehrheit des Aufsichtsrates be= steht Herr Muffehl auf der Ent­laffung, so daß ein ofiener RonfIitt amischen Preußen und der Siedlungstreuhand G. m. b. 5. besteht.

Es ist natürlich ganz klar, daß dieser Borstoß des Reichskommissars Muffehl sehr viel weniger Herrn Dr. Dyt persönlich gilt als dem Sied­lungsgedanken und den fruchtbaren Siedlungs­methoden von Professor Oppenheimer selbst. Durch den fortbestehenden Konflift hat man jetzt die günstige Gelegenheit, der Siedlungstreuhand G. m. b. S. Schwierigkeiten über Schwierig­feiten zu machen.

In der Tat hat die Siedlungsbanf sowohl bei der Kreditgewährung zum Anlauf von Gütern als auch bei der Kreditauszahlung neuer dings immer größere Hemmungen gemacht, so daß der Zeitpunkt abzusehen ist, wo ernste Gefahren für das Unternehmen eintreten müssen. Auf diese boshafte und taum ehrenvolle Weise wird jetzt die Hetze des Landbundes der Hugenberg- Partei und der Nazis zu dem gewünschten, auf anderem Bege nicht erreichbaren Erfolge gebracht.

Es ist notwendig, daß sich der Reichstag und der Preußische Landtag mit diesen für das Ansehen des Staates geradezu gefähr lichen Methoden mussehls beschäftigen. Es ist zu Derlangen, daß der ausschließlich politischen Grün­den entspringende Entlassungsantrag gegen Dr. Dnf zurüdgezogen und der Siedlungstreuhand G. m. b. H. diefelbe Bewegungsfreiheit gesichert wird, die andere gemeinnüßige Siedlungsunter­nehmen genießen.

bevollmächtigte Bloch war in der legten Zeit in erster Linie mit Fragen der Osthilfe beschäftigt.

Die Tendenz auch des neuen Direktoren­schutes ist eindeutig politisch. Es wird wegrafiert, was in den Fragen der Osthilfe und der Oftsanierung sachverständig ist und Deshalb in cen Augen der Agrarier nicht als zuverlässig erscheint. Hoffentlich werden sich herr Hugenberg und seine Auftraggeber nicht einbil­den, daß ihre frischfröhliche Guillotinenarbeit noch respektiert wird, wenn das Blättchen sich wieder einmal wendet.

Salpetersorgen

Chiles Regierung löst die Cosach auf

Die chilenische Regierung hat die Auflösung der überschuldeten Cosach, des Salpetertrufts, Der praktisch alle Werke zur Gewinnung von Chile= falpeter beherrscht, beschlossen. Dieser Beschluß ist für die gesamte Wirtschaftspolitik Chiles entschei dend, denn das Schidjal der chilenischen Wirtschaft wird vom Salpeter bestimmt

Die Cosach wurde vor einigen Jahren unter Führung amerikanischen Kapitals( Guggen heim- Gruppe) gegründet, um eine Rationalisie­rung der chilenischen Salpeterindustrie herbetzu­führen. Die zunehmende Konkurrenz des fünft­lichen Stickstoffes, die katastrophale Ueber­produktion in allen Ländern der Welt drückten die Ausfuhrziffern für Chilesalpeter außerordent­lich herab. Stillegung von zahlreichen Salpeter­gruben, Massenarbeitslosigkeit und schließlich die Revolution vom Frühjahr vorigen Jahres

maren die Folge. Die Mut des notleidenden Boltes richtete sich gegen das internationale Finanzfapital, gegen die Cosach.

Ueber die Form der Auflösung ist bisher nur bekannt, daß ein Komitee, in dem ein Regie­rungsvertreter, ein Mitglied des Obersten Ge­ richtshofs und ein Vertreter der Cosach- Verwal tung( also der Guggenheims!) fizen, vorläufig den einheitlichen Verlauf fortführen soll. 06

die einzelnen Werte wieder selbständige Unter­nehmen merden sollen, steht dahin. Jedenfalls werden die amerikanischen Finanziers und auch englische Banten, die an ber Cofach durch Besitz von Aktien und Obligationen" und durch Her­gabe von Bankkrediten interessiert sind, starte Berluste erleiden. Bon Bedeutung wird die Auflösung auch für die Marftabreden mit den europäischen Stidstoffproduzenten, mit dem inter­nationalen Stickstoffkartell.

Der Prüfstein

Um den deutsch- schwedischen Handelsvertrag

Am Mittwoch sind in Berlin die Mitglieder der schwedischen Delegation eingetroffen, die noch im Laufe dieser Woche die Verhandlungen zum Ab­schluß eines neuen Handelsvertrages mit Deutschland aufnehmen wird.

Die bevorstehenden Besprechungen mit Schweden werden den Prüfst ein bilden, ob die Regierung Schleicher wenigstens in der Handelspolitik entschlossen ist, mit den Der­heerenden Methoden des vergangenen Papen­Rabinetts zu brechen. Der moralische Schaden, den die Androhung der Papen- Rontingente sowie die Kündigung des bestehenden Handelsvertrages burch Deutschland in Schweden angerichtet haben, und die materiellen Verluste, die infolge dieser Brüstierungen der deutsche Export zu tragen hatte, tönnen nur durch eine gradlinige Handelspolitif wettgemacht werden, die den entscheidenden deutschen und schwedischen Exportinteressen gerecht wird.

Sollte das Kabinett Schleicher es etwa zu­laffen, daß die Berhandlungen mit Echweden unter dem Drud agrarischer Inter effentenhaufen gestellt und schließlich vom Reichsernährungsminister Freiherrn von Braun torpediert werden, so fönnen die Herren sicher sein, daß der immer noch von den Ron­tingentsdrohungen her gegen Deutschland schwelende Groll in der schwedischen Deffentlich­feit zu hellen Flammen auflodert.

Der lachende Dritte wäre nur England, das mit auffallender Hartnäckigkeit sich um die restlose Eroberung ber standinavischen Märkte bemüht. Wenn es Großbritannien trotz der schweren Schläge, die die Ottawaverträge gerade dem Eng­landerport der standinavischen Staaten zugefügt haben, gelungen ist, in der gleichen Zeit moralische und materielle Eroberungen in Dänemark und Schweden zu machen, so fann es sich hierfür nur

bei Deutschland bedanken. Soll der neue deutsch schwedische Handelsvertrag ein Erfolg werden, so ist die Vorbedingung hierzu ein rücksichtsloser Bruch mit der unseligen Periode der Bergewaltigung der Handelspolitik durch Interessentenhaufen.

Russenauftrag für die Eisenindustrie

Die Berhandlungen des Röhrenverbandes mit den Vertretern der Sowjetunion haben jezt zum Abschluß eines neuen Großauftrages auf Lieferung von 70 000 Tonnen Röhren geführt. Die Unterschriften sollen bereits im Laufe des Sonnabends vollzogen worden sein. Einzelheiten über die Abwicklung sind noch nicht bekannt, doch wird als Ende der Lieferzeit September 1933 genannt

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