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schleunigst in Sicherheit bringen. Auch die In den Nachbarbetrieben Beschäftigten suchten in aller Eile das Freie, da die Gefahr in den alten, zum Teil recht verbauten Geschäftshäusern, besonders groß ist. Es trat erst wieder Beruhigung unter den Angestellten ein. als die Feuerwehr ihre Arbeit ausgenommen und das Feuer durch einen um- fassenden Löschangriff schnell lokalisiert hatte. Der Wasser- und Feuerschaden ist erheblich. Eine Untersuchung über die Entstehungsursache ist ein- geleitet worden.

In Freiheit

Die beiden Reichsbannerleute T e tz e l und Oppermann m Quedlinburg, deren Haftentlassung auf Grund der Amnestie oerweigert wurde, sind heute mittag aus der Strafhast ent- lassen worden.

LerftörterGowjet-Luftki'euzer Besatzung konnte sich retten Wie bereits kurz gemeldet, ist die russische Lust- flotte gestern von einem schweren Unglück be- troffen worden. Bei dem mit drei Motoren ans- gerüsteten Starrluftschifs W 2 sehten während der Fahrt von Krasnogordeis nach Lenin - grab die Motoren aus, so daß das Schiff vor dem Winde trieb. Zn der Bähe von Nowgorod zer- schellte es an den Bäumen eines Waldes. Der Besatzung gelang es recht­zeitig. sich ln Sicherheit zu bringen. Das Luftschiff hatte einige Tage vor Weih- nachten Moskau mit Kurs auf Leningrad ver- lassen, wo es an einer Flugoeranstaltung teil- nehmen und später stationiert werden sollte. Bei Krasnogordeis mutzte das Schiff jedoch wegen Maschinendefett eine Notlandung vornehmen. Gestern startete es dann nach Behebung des Schadens zur Fahrt nach Leningrad .

Brand im AutoSus Baris, 7. Januar. In D i g n e fing ein Autobus, der von Grönoble nach Nizza unterwegs war, gerade in dem Augen- blick Feuer, als der Benzinoorrat ergänzt wurde. Die vierzehn Insassen des Wagens sprangen sofort ab. Bier von ihnen wurden aber von den sich schnell ausbreitenden Flammen er- faßt und schwer verletzt.

Peking in Sorge .Japanischer Angriff befürchtet Peking über London <Times), 7. Zanuar. Die vom Hauptquartier des Generals 7!aka- mura in Tienlsin veröffentlichlen Erklärungen gegen die Bewegung chinesischer Truppen auf Tschinwanglautrotz der Warnung Zapans" rufen in Peking ernste Befürchtungen wach. Etwa Z000 chinesische Soldaten sind von Tienlsin nach Tangschan geleitel worden. Aus Grund von Be- fehlen aus Nanking , einem Angriff Widerstand zu leisten, sollen die chinesischen Behörden es für nötig befunden haben, diese Truppen zur Ber- stärkung einer kleinen Streitmacht in der Nähe des Flusses Lwan zu entsenden, die gegen über- legene japanische Slreitkräsle den Anmorsch aus Tienlsin und Peking schützen soll. 3n den Mittagsstunden des Freitag kam es in der Nähe von Schanhaikwan zu neuen Zu- sammenstöhen zwischen chinesischen und japanischen Truppen. Das Maschinengewehrfener dauerte mehrere Stunden und verursachte große Perluste. Ein japanischer kavallerievorsloh mißlang. .Japan bestätigt Tschangtschun, 7. Januar. Im japanischen Hauptquartier in Tschangtschun wird entschieden bestritten, daß die Absicht bestehe. Tientsin oder Peking zu besetzen. Es wird indessen betont, daß ein solcher Schritt die einfachste Art der Be­endigung desKrieges" fein würde. AntibolschewiftischeRufsen behaupten, daß die Wiederausnahme des s i b i- rischen Aufstandes nach Abschneidung der russischen Bahn geplant sei.

Adolf diniert und konferiert semeKameraden" üben sich im Morden

Man dementiert Die neue preußische Sparsamkeit Die Mitteilungen des heutigenVorwärts" über eigenartige Sparmaßnahmen der preußischen Kommissarregierung werden von zuständiger Stelle rundweg bestritten. Man erklärt, daß die darüber gemachten Angaben unrichtig seien und daß die Kosten jedenfalls unter 1l1<10l> M. blieben. Bei der geringen Bedeutung dieser Sache sei das Finanzministerium gar nicht beteiligt. Auch die Belzauptungen über kostspielige Neu- anlagen an Badezimmern usw. im Polizeipräsi- dium Berlin , wie Frottier- und Massageräume für den Präsidenten usw., seien nicht richtig.

Während Hitler mitfeinen Leuten" und Börsenjobbern diniert und kon- fcriert, müssen seine braunen Banden inzwischen zu Wahlzwecken ihre Gewalt» Herrschaft ausüben. Aus dem Frei- st a a t Lippe, der sich mitten in der Wahlbewegung befindet, erhalten wir die folgenden, mehr als kennzeichnenden Mit- teilungen: Die Nationalsozialisten haben sich mit einem Aufgebot von Dutzenden ihrer prominentesten

Ertappt!

Hitler mit Papen unter einer Decke!

Redner und mit Heranziehung von mehr als 2000 SA.» und£5 S.«Leuten aus dem Industriegebiet, Hamburg , Braunschweig und Hannover auf den kleinen Freistaat Lippe geworfen, um dort bei den Landtagswahlen am 15. Januar ein weiteres Absinken ihrer Stimmen zu verhindern. Hitler selbst sprach am Freitagabend in einer Wahlkundgebung in Oerlinghausen . 80 bis W proz. der etwa Z000 Versammlungsbesucher waren aus Bielefeld und Umgebung, also aus Preußen, zu dieser lippischen Wählerversammlung gekommen. 200 Privalaukos standen vor der ver- sammlung, darunter manch kostbares Stück. Daneben parkten zahlreiche Autobusse aus Bielefeld . Es ist fraglich, ob 10 Proz. L i p p e r in der Versammlung waren. In dieser Versammlung machte der Oberosaf aller Deutschen ein interessantes Eingeständnis. Er erklärte, wenn er heule Reichskanzler wäre, könnte er dem deut­ schen Volk auch nicht helfen. Was möglich wäre, müsse aus dem Volk kommen. Ehe es aber soweit sei, könnten noch 10 bis 20 Zahre dahingehen... In den Z i e g l e r d ö r f e r n Erder und Baren- holz an der nordlippischen Grenze kam es am gleichen Freitagabend zu schweren Gewalt- t ä t i g k e i t e n. Die Nationalsozialisten hatten m Erder eine Sprengkolonne von 50 SA.- Leuten in die sozialdemokratische Wahlver- sammlung dirigiert. Nachdem die Abgeordnete Frau Jammert gesprochen hatte, meldete sich ein Nationalsozialist zum Wort und b e- schimpfte in gemeinster Weise die Sozialdemokratie und ihre Führer, so daß ihm schließlich das Wort entzogen werden muhte. Darauf randalierten die Nazis, wurden aber vom Reichsbanner zur Ruhe gebracht und aufgefordert, das Lokal zu verlassen. Jetzt versuchten sie eine Keilerei zu inszenieren, wobei einige von ihnen auch zum

Messer griffen. Das Reichsbanner konnte aber Tätlichkeiten verhindern. Schließlich verließen die Nazis die Berjamm- lung, aber nur, um mit ihrem Lastauto nach Narenholz zu fahren, wo sie ebenfalls eine sozialdemokratische Versammlung zu sprengen versuchten. Dabei entwickelte sich eine heftige Schlägerei. Die Nationalsozialisten stachen mit Wessern um sich, schlugen mit Schlagwerkzeugen zu und gaben auch drei Schüsse ab. Aus Versehen schössen sie einen S A.- M a n n an. 15 Ber- sammlungsbcsucher, darunter mehrere Frauen, wurden schwer oerletzt. Die Arbeiter von Baren- holz griffen in der Notwehr zu Stühlen, wodurch einige Nationalsozialisten oerletzt wurden. Der Landtagsabgeordnete Genosse Linne erhielt einen Stich am linken Bein und Schlagverletzun- gen am Kopfe. Nach Beendigung ihrer Heldentat rissen die Gesandten Hitlers auf einem ihrer Last- outos schleunigst aus! hJörder und Bombenwerfer Eigener Bericht desVorwärts" Dresden . 7. Januar. Die Ermittlungen der Dresdener Staatsanwalt- schaft im Mordfall Hentsch erstrecken sich jetzt auch auf den Bombenanschlag, der im Sommer vorigen Jahres von Nationalsozialisten gegen die Volksbuchhandlung in Freital ver- übt worden ist. Kürzlich hat sich ergeben, daß der Mörder des Hentsch, der Nationalsozialist Schenk, an diesem Bombenanschlag beteiligt gewesen ist. Im Zusammenhang damit sind am Freitag in Freital bei dem Sturmführer und bei einem Truppführer der dortigen SA. Haussuchungen vorgenommen worden. Soweit bisher festzustellen war, hat sich nichts Belastendes ergeben, was bei der langen seit der Tat verstrichenen Zeit nicht überraschend ist.

Fälscher als Austauschprofessor flüchtiger Berliner Bankier in Amerika verhaftet

Eine Verhaftung, wie sie in der inlernallonalen Kriminalgeschichte bisher kaum zu verzeichnen war, wird uns aus Amerika gemeldei. Dort ist an der harvard -Universiläl in Cambridge im Skaake Rlassachuselts bei Boston der Austausch- Professor Normans , der feit November o. 3. Vorlesungen über Nalionalökonomie hielt, festgenommen worden. Der Professor ist niemand anderes als der seit dem 3ahre 1023 slüchlige Berliner Bankdireklor Dr. Isaak L e w i n. Lewin Halle auf bisher noch nicht ge- klärte weife es verslanden, sich in den Besitz von gefälschten Papieren zu sehen und damit unter dem NamenProfessor Normans " eine Anstellung an der genannten Universität zu erlangen. Die Verhaftung erregte großes Aufsehen. Der zu- ständige Iuskizkommissar hat Normans aus dem Universitätsgebäude Herausaeholl und ihn in das Staalsgefängnis nach East-Cambridae ge- bracht, hier wurde der Wann eingehenden Ver- hören unterzogen, wie verlauket, soll die ver- Haftung aus Veranlassung Berliner Behörden erfolgt sein. In der zweiten Hälfte des Januar 1929 tauchten an der Berliner Börse Gerüchte aus, deren Mittel- punkt das Bankhaus G. L ö w e n b e r g u. Co., Unter den Linden 42, war. Die Firma wurde im Jahre 1848 gegründet und gehörte mit zu den ältesten und angesehensten Banken Berlins . Als im Jahre 1926 27 der alte Inhaber zurücktrat und die Firma in die Hände des Dr. I s a a k L e w i n überging, verdunkelte sich der Ruf des Bankhauses. Lewin wohnte damals in der Schlüterftratze 37 in Charlottenburg , stammte aus Kiew , besaß aber damals schon das amerikanische Bürger- recht. Die ersten Verdächtigungen gegen die Firma wurden von ausländischen Banken ge- äußert. Am 22. Januar 1929 erstatteten sie An- zeige, mit der Begründung, daß Lewin für etwa 300 000 Mark Wechsel gefälscht habe. Die Untersuchung schwoll dann lawinenartig an und die Summe der gefälschten Wechsel erreichte schließlich eine Höhe von 5 Millionen Mark. Lewin hatte sich rechtzeitig in Sicherheit gebracht. Bereits am 5. Januar 1929 war er nach Paris gefahren, um angeblich große Transaktionen zu tätigen. Von dieser Geschäftsreise kam er nicht mehr zurück. In seinem Geschäft wurde er damals von dem Bevollmächtigten Rappeport, der 1895 in Moskau geboren ist, und einem gewissen Montag, unterstützt. Sie galten als seine Pro- turisten. Rappeports Flucht, die bald nach der des Lewin erfolgte, entwickelte sich zu einer Komödie. Ihm sowohl als auch Montag war der Boden in Berlin zu heiß geworden. Er beauftragte deshalb seinen Chauffeur, ihn zusammen mit Montag nach Schneidemühl zu bringen. Während seine Be- gleiter ahnungslos im Hotel schliefen, flüchtete Rapveport bei Nacht und Nebel und entkam über die Grenze. Montag kehrte mit dem Chauffeur

.zurück, wurde in Berlin festgenommen, aber schließlich gegen eine Kaution von 10000 Mark wieder aus freien Fuß gesetzt. Die beiden Haupt- schieber, L e w i n und Rappeport, waren ent- kommen, Montag hatte wie sich später heraus- stellte von den Geschäften des Dr. Lewin kaum etwas gewußt!

Dr. L e w i n und Rappeport wurden etwa 'A Jahr später in Rio de Janeiro festge- nommen. Sie sollten nach Deutschland ausgewiesen werden. Ein Versehen, das aber bis heute noch nicht geklärt werden konnte, sollte ihnen aber wieder die Freiheit bringen. Sie wurden nämlich über die Grenze nach Argentinien abgeschoben und waren wieder den Behörden entkommen. Ein halbes Jahr später wurden sie in Buenos- Aires wiedererkannt und festgenommen. Da sie aber ausgezeichnete falsche Papiere be- saßen, gelang es beiden, sich erneut loszu- schwindeln.

Wer war zuerst auf der Atlantlaue? Frisch-fröhlicher Streit zwischen Holländern und Franzosen

Eigener Bericht desVorwärts" Paris , 7. Januar. Das w r a ck d e rA l l a n k i q u e" ist kur, vor Mitternacht ohne Zwischenfall in den Hasen von Cherbourg eingeschleppt und dort ver­ankert worden. In den nächsten Tagen soll es durch Auspumpen des eingedrungenen Wassers ausgerichtet und dann in ein Dock geschafft werden. Inzwischen hat sich um die Prämie für die Bergung des Schiffes ein trotz des tragischen Gesamtvorganges häßlicher Streit entsponnen. Nach altem internationalen Seerecht gebührt der Bergungslohn eines von der Mannschaft auf- gegebenen Schiffes dem, der es abschleppen kann und so hatte sich zwischen französischen und holländischen Schleppdampfern, die nach dem Bekanntwerden der Katastrophe an die Unglücks- stelle eilten, ein wahres Wettrennen entwickelt. Nach dem Bericht desMatin" und anderer Zeitungen hatten am Donnerstagnachmittag zu- nächst einige französische Seeleute das Wrack er- klettert und am Heck die Schleppseile von drei Dampfern angebracht. Einige Minuten später hatte die Mannschaft eines holländischen Dampfers am Bug gleichfalls ein Schleppseil befestigen können. Die französischen und holländischen Schiffe suchten nun das Wrack in entgegengesetzter Richtung abzuschleppen Daraufhin fuhr der Holländer auf die französischen Dampfer zu und durchschnitt zwei Schleppseile. Der Versuch, das dritte ebensalls zu durchschneiden. mißlang. Der Holländer setzte sich wieder an die Spitze des Wracks, wo aber inzwischen ein anderes französisches Schiff ein Schleppseil ange- bracht hatte. Beide Schiffe stießen zusammen. wobei der Franzose eine schwere Havarie erlitt und die Arbeit aufgeben mußte. Ein zweiter holländischer Dampfer konnte ebenfalls ein Schleppseil am Bug an- bringen, so daß schllehllch zwei Holländer vorwärts und ein Franzose rückwärl» zogen.

Dann nahm noch derHamburgerBugsier- d a m p s e rS i m s o n", der von den Holländern gemietet worden war, das Wrack am Heck ins Schlepptau und suchte mit den Holländern zu- sammenzuarbeiten. Ein französischer Minensucher wollte das Schleppseil desSimson" kappen, was aber mißlang. Schließlich hatten mehrere franzö- sische Dampfer Schleppseile anbringen können und nach längeren Verhandlungen erklärten sich die Holländer endlich bereit, das Wrack zusammen mit den Franzosen nach Cherbourg zu schaffen. In einer Pressemitteilung der holländischen Schleppdampferunternehmung L. Smith u. Co. wird Wert aus die Feststellung gelegt, daß drei Matrosen des holländischen Schleppdamikers Lauwerzee" zu einem Zeitpunkt an Bord der brennendenA t l a n t i q u e" gegangen feien, als das Schiff von feiner Besatzung völlig ver- lassen und noch von niemand wieder betreten worden war. Erst später seien dann noch drei französische Schleppdampfer und der deutsche SchleppdampferSimson" hinzugekommen. In holländischen Schifsahrtskreisen wird hierzu be- tont, es könne kein Zweifel darüber bestehen, daß nach den Grundsätzen des internationalen See- rechts der Bergungslohn für dieAtlantique" der Rotterdamer Schleppdampferunternehmung zu- komme. Augenscheinlich wird die Angelegenheit auf ein Schiedsgericht zwischen den Holländern und Franzosen hinauslaufen.

Die Durchführungsbestimmungen zur Arbeits­beschaffung sind nunmehr veröffentlicht worden. Sie enthalten gegenüber den vom Reichskommissar G e r e k e abgegebenen Erklärungen nichts wesent- lich neues. Dle Poststelle verlin-Tempelhof 1 C(Germania­straße 67) wird am 16. Januar 1933 in eine Voll-Postagsntur umgewandelt. Sie er- hält die BezeichnungB e r l i n- T e m p e l» Hof 4". Die Schalterstunden werden werktags von 812 und 1519 Uhr abgehalten.