Tofenfürsorge, beide Momente feien gegen wärtig noch nicht zu übersehen. Es sei daher wichtiger abzuwarten und den Haushaltsplan 1933 erst furz vor Beginn des neuen Rechnungsjahres( 1. April 1933) aufzustellen, als ihn den Bestimmungen des Haushaltsrechtes gemäß rechtzeitig vorzulegen.
Zum Schluß verwies der Minister darauf, daß es selbstverständlich ein Fehler sei, wenn man nur an den Reichsetat denke und Länder und Gemeinden vernachlässige. Die Regierung habe den Gemeinden in diesem Jahre einen Zuschuß von 722 Millionen Mark für Wohlfahrts= erwerbslosenunterstüßungen gegeben, gegeben, so daß praktisch in den Wintermonaten 80 bis 85 Proz dieser Gemeindelasten vom Reich getragen werden. Nach der Rede des Ministers wurde beschlossen, die Debatte über seine Ausführungen auf morgen, Mittwoch, zu vertagen. Als erster Redner wird der Abg. Hilferding( S03.) sprechen.
Eigener Bericht des Vorwärts"
Lübec, 10. Januar. Am Montagabend wurde in der Lübecker Bürgerschaft über das von den Nationalsozialisten eingebrachte Mißtrauensvotum gegen den Gesamtsenat abgestimmt. Für das Mißtrauensvotum stimmten 27 Nazis, 9 Kommunisten, 4 Boltsparteiler, 5 Deutsch nationale, 4 Hausbesizer= 49 Stimmen. Dagegen stimmten 29 Sozialdemokraten, 1 Demokrat und 1 3en= tumsmann. Damit war das Mißtrauensvotum angenommen.
Am 17 Januar wird in der zweiten Lea sung nochmals abgestimmt. Für die Bildung einer neuen Senatsmehrheit sind irgendwelche Grundlagen nicht gegeben. Man hatte der Lü becker Bevölkerung weismachen wollen, daß eine bürgerliche Mehrheit dadurch entsteht, daß Demofraten und Zentrum sich den Rechtsparteien anschließen. Wenn auch die Möglichkeit einer Mehrheitsbildung nicht besteht, so ist doch mit der Wahl
Die geftrige Kundgebung im Herrenhaus, die von der Freien Funkzentrale in Verbindung mit dem Arbeiter- Radiobund und den sozialistischen kulturorganisationen veranstaltet wurde, ergab einmütigen Protest gegen die gegenwärtigen Nuznießer des Rundfunks. Die Arbeiterschaft muß das soziale Gewiffen des Rundfunks sein und die Befreiung von den Fesseln der sich gegenwärtig austo enden Bürokratie durchsehen, wie es Ministerialrat a. D. Faltenberg in seiner Einleitung ausdrückte.
Dann nahm Genosse S. Aufhäuser das Wort zu seinem Referat, in dem er die gegenwärtig besonders atuten Probleme der deutschen Rundfunkkrise darlegte. Die geistig und kulturell geschulte Arbeiterschaft hat eine andere Einstellung als die Maschinenstürmer des beginnenden Früh fapitalismus. Auch die Arbeiter bejahen den Rundfunk als glänzende, technische Einrichtung. Technisch hat der jetzige Rundfunt auch keine Störungen, aber politisch und sozial. Die Rundfunktrise ist auch nicht durch die Wirtschaftsfrise bedingt, sondern eine Begleiterscheinung der Gegenrevolution in Deutschland . Im zweiten Halbjahr 1932 setzte, wie im gesamten deutschen Kulturleben, mit Papens fonservativer Staatsführung auch ein Rückschlag im Rundfuntwesen ein. Jede Frage wurde von nun an vom Standpunkt politischer Machtentfaltung angepackt, und der Rundfunk stellt so ein geradezu klassisches Beispiel für die Methoden der ver
schiedenen politischen Regierungen dar. Papen setzte rücksichtslos eine Diftatur im Rundfunk durch. Er selbst hat allein 18 Reden gehalten. seine Ministerkollegen Gayl und Braun je acht. Die Rundfunkbürokratie triumphierte von nun an und alle Hörerbeteiligungen wurden beseitigt. Ein
nationalistisches Kraftmeier tum machte sich breit, bei dem Militärmärsche und nationalsozialistische Propagandaredner überwucherten. Bewährte Interdanten, wie der Ber liner Dr. Flesch, mußten gehen, dafür wurde der Rundfunk unter dem berüchtigten Kommissar Scholz ein reiner politischer Tendenzbetrieb Die Folge war, daß nicht nur in Deutschland Proteste erfolgten und die Hörerzahlen stark abnahmen, sondern auch im Ausland, so in der Schweiz und in Holland wurden die Hörergruppen für den Gemeinschaftsempfang deutscher Sendungen abgeſtellt. Der deutsche Sender hatte seine führende Rolle verloren.
Inzwischen ist Schleicher an die Regierung gekommen; es hat sich aber im Rundfunk wenig geändert. Die neuen Richtlinien halten an der autoritären Führung weiter fest, und es fehlt auch weiterhin die zeitverbundene Note, die so= ziale Einstellung, wofür die Verherrlichung des Kriegsgeistes reichlich gepflegt wird.
Da das Bürgertum jede Aktivität gegen die Rundfunkreaktion vermissen läßt, ruft der Sozialistische Kulturbund alle Künstler und geistig Schaffenden auf, sich einheitlich unter der Fahne
Hitlers Banditen an der Arbeit
eines von den Nationalsozialisten Ein Arbeiterferienheim niedergebrannt Was die Nazis unter ,, Arbeits
abhängigen Rechtssenats zu rechnen, da die Verfassung in Lübeck für die Senatswahl das Stichwahlverfahren vorsieht, d. h. im zweiten Wahlgang genügt die relative Mehrheit.
Lübeck wird also in absehbarer Zeit einen Rechtssenat bekommen unter Ausschluß der Sozialdemokraten und der Demokraten, der sich aber nur auf eine Minderheit der Bürgerschaft stüßen kann.
Festung in Flammen
Explosionskatastrophe bei Helsingfors
Helsingfors, 10. Januar. In einer der größten finnländischen Festungen, Mac Elliot, 16 Seemeilen westlich von Helsing fors , brach in der Nacht zum Dienstag ein riesiger Brand aus. Die Festung wurde seinerzeit von den Russen erbaut, 1918 zerstört und dann mit großem Aufwand wieder errichtet. Infolge des rasenden Schneesturmes war es unmöglich, das Feuer zu löschen. Bisher wurden sieben große Kasernen und wertvolle Festungsanlagen zerstört. Vom Festland sah und hörte man fortwährend mächtige Explosionen und Feuergarben. Gegen 2 Uhr ließ das Feuer etwas nach. Mehrere Gebäude stehen noch in Brand. Die Brandursache ist noch ungeklärt. Es sind zwei Brandherde festgestellt worden.
Arbeit für Berlin ! Die Vorschläge der Stadt
Auf die Verwirklichung des mehr als bescheidenen Arbeitsbeschaffungsprogramms der Reichsregierung werden die Arbeitslosen geduldig noch eine Weile weiter warten müssen. Vor einigen Tagen erst hat der Reichskommissar den Verwaltungen der Gemeinden die Bedingungen für die Beteiligung an dem Programm zugeleitet. In Berlin werden jetzt unter Leitung des Bürgermeisters Elsas die Vorschläge der Stadt ausgearbeitet.
Man wird die dringlichsten Arbeiten, wie Instandsetzung der Brücken und den Straßenbau in den Vordergrund stellen. Hoffentlich werden diese Vorarbeiten so beschleunigt, daß durch den Instanzenweg nicht noch mehr Zeit verlorengeht. Wie hoch die Summe sein wird die Berlin aus dem 500- Millionen- Fonds erhalten wird, kann noch nicht geschätzt werden.
Auch die Neugestaltung der Verwal tung der Reichshauptstadt wird noch gewisse Zeit auf sich warten lassen. Vorläufig ruht der Plan des Magistrates, dem auch der Polizeipräsident in großen Zügen beigestimmt hat, noch in den Pulten der preußischen Kommissare. Hier scheint man vorläufig erst einmal die Entwicklung abwarten zu wollen, ehe eine Entscheidung ge= troffen wird.
Im Rathaus tagt heute zum ersten Male im neuen Jahr der Haushaltsausschuß der Stadtverordnetenversammlung. Auf der Tages ordnung steht die Prüfung der Rechnungen und Bilanzen aus dem Jahre 1930.
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dienst" verstehen
Ein nichtswürdiges Verbrechen gegen eine Erholungsstätte der Braun schweiger Arbeiterschaft begingen in der letzten Nacht Parteifreunde des Herrn Klagges. Ein an der Schunter gelegenes Heim, das im Sommer von Abertausenden Arbeitern mit ihren Familien zum Baden besucht wird, wurde von Hakenkreuzstrolchen vollständig ausge plündert, demoliert und in Brand gesteckt. Nicht nur zerstörten die brau nen Vandalen die Einrichtung, das Mo
biliar, sondern den Gipfel der Niedertracht erklommen die Burschen damit, daß sie Geschirr, Gläser, Porzellan usw., für die Ferienkinder bestimmt, zerschlugen und die Scherben in das Bad warfen, so daß die Badegelegenheit völlig zerstört ist.
Die Verbrecher, die in einem benach barten nationalsozialistischen Arbeitsdienstlager zu finden sein dürften, legten nach diesen Schandtaten in zwei Gebäuden Feuer an. Beide brannten vollkommen nieder.
Vor dem Bukarester Hauptbahn hof ereignete sich heute früh ein schweres Eisenbahnunglück. Der aus Temesvar einlaufende Personenzug blieb an den Eisenbahnwerkstätten infolge starker Schneeverwehungen stecken. Infolgedessen wurde ein Teil der Wagen abgekoppelt und von der Maschine in den Hauptbahnhof geschleppt. Wenige Augenblicke später fuhr der ebenfalls aus Temesvar einlaufende Schnellzug mit voller Wucht auf die stehen geblie benen Wagen des Personenzugs auf. Die Wagen wurden zum Teil zertrümmert. Nach den bisherigen Feststellungen wurden acht Personen,
Ein Unglücksschuß
Nachtwächter erschießt Kollegen
Ein folgenschwerer Unglücksfall ereignete fich heute früh in Fredersdorf . Der 28 Jahre alte Nachtwachbeamte Karl Stoedel aus der Bogftstraße 20 in Fredersdorf wurde von einem Kollegen Offo Feise erschossen, als er eine Waffe ausprobierte. Die Kugel drang Stoeckel in den Kopf und war fofort tödlich.
In der Nacht zum Montag wurde- wie be richtet die Stationskasse Rüders dorf bei Kalfberge von zwei jungen Burschen überfallen. Sie drohten, den Weichenwärter Schulter, der Nachtdienst hatte, zu erschießen. Dann raubten sie die Kasse und flüchteten. Später stellte sich heraus, daß sie auch die Bahnhofswirtschaft ausgeplündert hatten. Zwischen 3 und 4 Uhr morgens tamen mehrere Männer durch den Ort Fredersdorf und wurden von Stoeckel, der bereits telephonisch von dem Ueberfall in Rüdersdorf Kenntnis hatte, gestellt. Er vermutete, die Räuber vor sich zu haben. Als er die Leute anrief, schossen sie sofort auf ihn. St. erwiderte
darunter der Zugführer, getötet. Die Zahl der Verwundeten wird vorläufig auf zwanzig beziffert.
Nach einer weiteren Meldung hält man es für möglich, daß die Zahl der Opfer noch höher ist, da der Zug überfüllt war. Von Bukarest sind sofort Hilfszüge an die Unglücksstelle abgegangen. In Automobilen und Autobussen verjuchen die Angehörigen der Fahrgäste des verumglückten Personenzuges möglichst rasch auch zur Hilfeleistung zur Stelle zu sein.
Die Rettungsarbeiten sind an sich schon deshalb erschwert, weil starker Schneefall, der bereits seit zwei Tagen anhält, den Zugang zur Unglücksstelle erschwert. Falls es nicht gelingen sollte, die unter den Trümmern begrabenen Verletzten rasch zu bergen, ist die Gefahr groß, daß sie einschneien und erfrieren.
das Feuer, hatte aber beim fünften Schuß eine Ladehemmung. Die Männer ent= tamen in der Dunkelheit. In der vergangenen Nacht bemühte er sich vergeblich, die festgeklemmte Patrone aus dem Lauf zu entfernen. Heute früh trafen sich die Nachtwächter, die zum Reinicken dorfer Sicherheitsdienst gehören, in der Wohnung eines gewissen Noffel in der Landsberger Chauffee. Stoeckel erzählte dort von seinem Erlebnis. Er zeigte dabei die Waffe. Feise, sein Kollege, nahm sie ihm aus der Hand. Plöklich löste fich ein Schuß. Stoeckel brach, in den Kopf getroffen, zusammen. Jede Hilfe war vergebens. Der Tote hinterläßt eine Frau und ein 1½jähriges Kind.
Brolat noch in Haft
Prüfungstermin am Donnerstag
Der Untersuchungsrichter des Landgerichts III hat die Boruntersuchung wegen des Meineidsverdachtes gegen Frizz Brolat geschlossen. Die Staatsanwaltschaft III hat daraufhin heute gegen Brolat Anklage wegen Meineides erhoben. Sie
der sozialistischen Arbeiterschaft zum Profest zu jammeln.
Die Arbeiterschaft kämpft nicht nur um Lohn und Brot, sondern auch um die Loslösung von der geistigen Abhängigkeit von der herrschenden Klasse. Auch der letzte Arbeiter soll moralisch befähigt werden, für eine neue Welt zu kämpfen. Kunst und Arbeit müssen sich in einem gemeinsamen Kampf für einen neuen Volksfunk vereinigen, der zugleich Kampf um ein höheres Menschentum ist. In einem weiteren Referat stellte Dr. Alfons Paquet die tesonderen Formen der Publizistif im Rundfunk dar, die die öffentliche Meinung gestaltet. Er wandte sich insbesondere gegen die geistige Rückständigkeit im jezigen Rundfunk, der an die Stelle schöpferischer Experimente mechanische Darbietungen( Schallplatten) setzt. Paquet forderte die geistige Aufrüstung Deutschlands , die ohne militärische Lorbeeren erfolgen kann und gerade der Rundfunk wäre dazu geschaffen, eine europäische Mentalität hervorzubringen, die vielleicht mehr für die Rettung unserer Nation bedeuten würde, als alle nationalistischen Phrasen.
Zum Schluß wurde eine Entschließung angenommen, die u. a. eine Mitarbeit der großen Hörerorganisationen bei der Programmgestaltung fordert. An alle freiheitlich gesinnten Rundfunkhörer aber wird der dringende Appell gerichtet, sich in die Front der gegen den gegenwärtigen Kurs des Rundfunks kämpfenden Hörerschaft einzureihen.
erblickt die strafbare Handlung in drei von Brolat bei seiner Aussage vor dem Oberregierungsrat Tapolski gemachten Befundungen. Nach Anficht der Staatsanwaltschaft sollen diese Aussagen im Widerspruch zu der Aussage Brolats im Stlaret- Prozeß stehen.
Die Behauptungen der Anklage stehen im ftritten Gegensatz zu den Dingen, wie Brolat fie selbst darstellt. Brolat bestreitet mit aller Entschiedenheit, bewußt irgendwann die unwahrheit gejagt zu haben. Der von der Verteidigung Brolats beantragte Haftprüfungstermin ist auf Donnerstag anberaumt worden.
Geschwistertragödie
Gemeinsam in den Tod
Die furchtbare wirtschaftliche not hat wieder zwei Opfer gefordert. In ihrer Wohnung in der Wilmersdorfer Straße in Charlottenburg wurden heute vormittag der 61 Jahre alte Kaufmann Ludwig krone und deffen 55jährige Schweffer Rudolfine Schmidt durch Gas vergiffet aufgefunden.
Das Geschwisterpaar führte seit Jahren zufammen einen gemeinsamen Haushalt. Krone, dem es früher gut ging, hatte in den letzten Jahren schwer um den Lebensunterhalt zu kämpfen. Schließlich fehlte es an dem Notwendigsten, und in dieser Verzweiflungsstimmung dürfte in Krone und seiner Schwester der Plan gereift sein, freiwillig aus dem Leben zu scheiden. Offenbar schon in der Nacht zum Dienstag schritten beide zur Ausführung der Tat. Sie öffneten in der Küche die Gas hähne und fanden den Tod. Als die Tragödie von Hausbewohnern entdeckt wurde, war es bereits zu spät. Die Feuerwehr bemühte sich längere Zeit vergeblich um die Lebensmüden.
Die Leichen sind beschlagnahmt worden.
Etwas Schnee!
Aus dem Osten und Süden des Reichs werden Schneefälle bei fallenden Temperaturen gemeldet. In Ostpreußen jehte in den heutigen Morgenstunden heftiges Schneetreiben ein. Das Gebiet um Danzig hatte bei 2 Grad Kälte eine Schneedede von etwa 10 bis 15 Zentimeter. München war bereits am Montag in eine Winterlandschaft verwandelt. Die Schneefälle dürften aber auch in diesen Gebieten bald wieder aufhören.
Für Berlin besteht zunächst keine Aussicht auf Schnee. In der legten Nacht zeigte das Thermometer als Minimum noch 0,2 Grad Wärme an und um 8 Uhr früh betrug die Temperatur nahezu 1,5 Grad Wärme. In der kommenden Nacht ist bei wolkenlosem Himmel leichter Frost zu erwarten. Tagsüber dürfte die Queckfilberfäule aber den Nullpunkt wieder erheblich überschreiten. Zurzeit ist vom Ranalgebiet her abermals ein starkes Hochdruckgebiet im Anrücken Dieses Hoch wird unser Gebiet bald erreichen und für die nächsten 48 Stunden ist mit beständigem und heiterem Wetter zu rechnen. Im ganzen Reich, mit Ausnahme eines Teils von Ostpreußen und Baŋern lagen die Temperaturen heute vormittag über null Grad. Die Hoffnung auf einen weißen Winter in der Hauptstadt ist also wieder einmal in weite Ferne ge= rückt.