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Die Wirlfchaft 6er Well Erklärungen im Vorbereitungsausschuß der Weltwirtschaftskonferenz

Bei denfeinen Leuten"

,, Adolf, mit wem verkehrst du da?!" 0, bitte, als Politiker lasse ich mir nicht vorschreiben, mit wem ich reden darf, und außerdem ist die Schwerindustrie auch ein T eilderdeut- sehen Wirtschaft!"

Genf , 10. Zanuar. 3n dem vorbereitenden Sachverfländigenaus- schuh für die Londoner Weltwirtschostskonserenz kam es zu einer bedeutungsvollen Aus- spräche über die Grundsähe der Londoner Verhandlungen, an der sich alle wichtigen Vertreter der Weltmärkte be­teiligten. Der englische Finanzsachverständige Leith Roß meinte auffälligerweise, es müsse noch mit einer weiteren Verschärfung der Welt- k r i s e gerechnet werden! Zur Ueberwindung der Krise müßten die interalliierte Schulden- frage sofort geregelt, die Währungen stabilisiert, der Goldvorrat der Welt neu verteilt, die inter - nationalen Kreditbeziehungen wieder hergestellt, Stillhalteabkommen beseitigt, Devisen- und Transfersperren aufgehoben und endlich die Handelsschranken sowie die Schutzzollpolitik ab- gebaut werden. Eine Rückkehr zum Goldstandard halte die englische Rgierung nicht für möglich. Der amerikanische Sachverständige Williams war in der Wellkrisebeurleilung optimistischer und gab die bedeutsame Erklärung ab, die amerikanische Regierung sei bereit, von der bis- herigen Hochschuhzollpolitik abzugehen: sie holse auch, noch vor der Londoner Konserenz zu einer Lösung des interalliierten Schuldenproblems zu gelangen. In Ausschußkreisen interpretiert man diese Er- klärung dahin, daß die amerikanische Regierung mit den einzelnen Schuldnerstaaten zu neuen Abkommen gelangen will. Der französische Finanzsachverständige, Professor Rist, sprach sich gegen die künstliche Hebung der Preise aus, die bekanntlich als Hauptmittel von einigen Wirt- schaftssachverständigen empfohlen wird. Er hofft äuf eine automatische Belebung der Konjunktur und oertrat den alten französischen Gedanken eines gemeinsamen internationalen Fonds zur Währungsstützung. F«ner verlangte er baldige Rückkehr zum Goldstandard, Wiederherstellung des freien Kapitals- und Handelsverkehrs, Lösung

der Kriegsschuldenfrage und eine Fundierung der privaten kurzfristigen Auslandsverschuldung. Großen Eindruck hinterließ die Rede des deutschen Vertreters Vlinisterialdireklor Posse durch den Rachdruck, mit dem er von der Welt- wirtschaftskonserenz entschlossene und umfassende Taten verlangte. Posse führte aus, die Schuldnerländer könnten nur mit Waren bezahlen und die Gläubigerländer müßten ihre Handelspolitik entsprechend ein- richten. Er betonte weiter die Notwendigkeit, auf wirtschaftlichem und finanziellem Gebiete gleich- mäßig und gleichzeitig sowie möglichst bald mit umfassenden Maßnahmen vorzugehen. Die Regierungen müßten durch den Vor- bereitenden Ausschuß darauf hingewiesen werden, welche ungeheure Verantwortung sie aus sich laden. wenn die Londoner Weltwirtschastskonserenz kein Ergebnis habe. Unter Hinweis auf eine im Saale aufgehängte graphische Darstellung über das Absinken des Welthandels erklärte Dr. Posse, daß die sinkende Kurve sehr bald den Nullpunkt er- reichen würde, wenn London kein Ergebnis habe. Es sei die Pflicht der Regierungen, zu einer Verminderung der Weltarbeits- l o s i g k e i t zu kommen. Sonst würde ein noch größerer Kampf aller gegen alle entbrennen. Dr. V o ck e von der deutschen Reichsbank be- schränkte sich darauf, knapp den deutschen Stand- punkt darzulegen, und erklärte, daß auch Deutsch- land das größte Interesse an einer Rückkehr normaler Verhältnisse habe. Der italienische Sachverständige Professor B e- n e d u c e wandte sich gegen einen übertriebenen Pessimismus. Er erklärte, die weltwirtschaftlichen Schwierigkeiten seien nicht nur eine Folge des Weltkrieges, sondern auch eine Folge der Störungen, die durch Reparationen und internationale Schulden im Weltwirtschaftsverkehr entstanden seien. In L a u s a n n e sei ein Waffen- stillstand abgeschlosien worden. Man müsse hoffen, daß nun der endgültige Friede aus diesem Gebiete eintreten werde.

Gruppe uild über die Angestellten ermöglicht. Ohne Mitwirkung, bewußte oder unbewußte, von Seiten der Mitarbeiter wären diese Manipu- lationen jedoch kaum durchführbar gewesen. Die mangelhafte Revision hat hierbei eben- falls eine große Rolle gespielt." Soweit der Bericht. Fünfzehn Jahre lang konnte die ganze kapitalistische Welt von Jvar Kreuzer betrogen werden. Bei den Betrügereien und Fälschungen geht es um mehrere Milliarden Mark. Unmöglich, dieses furchtbare Ereignis einfach damit abzutun, der Mann sei«in Betrüger und Fälscher gewesen. Entscheidend sind die M i l l i a r d e n b e t r ä g e, der Zeitraum von 13 Iahren, und daß dieser Mann mit allen Grntzstaaten als Macht zu Macht ver- handelte! Dieser Jvar Kreuzer ist keine einmalige Er- fchenning. Er ist als Typus überall möglich, wo gewaltige Kapitolzusaminenballungen in einer Privathand vereinigt sind. Ileberall, wo von Wirtschastxführern" die Rede ist, handelt ez sich um das gleiche Problem und eine ähnliche Gefahr. Die Attiengesellfchast ist kein Schutz dagegen. Ein« kultiviert« Welt kann aus dem Fall Kreuzer nur den Schluß ziehen, daß olle großen Kapitalballungen unter Staats- k o n t r o l l e gebracht werden und das Institut des Wirtschastsführers ein für allemal beseitigt werden muß. Wie die Skandale der letzten Jahre bewiesen haben, hat Deutschland gen, ig kleine Kreuzers. Ein kleiner Kreuger Der Bericht des Verwalters der Konkursmasse des im Mai v. I. bei einem Automobilunfall ums Leben gekommenen Bankiers Martin Sternberg, der an verschiedenen Vergnügungs- m,d Hotel -

»nternehimingen in Berlin und Westdeutschland beteiligt war, liegt jetzt vor. In dem Bericht wird festgestellt, daß Sternberg deutsche Unternehmen dank des Besitzes der Aktienmehrheiten ihrer Ver- mögenswerte beraubte und die Aktien an andere Unternehmungen übertrug. Dies gelte besonders für die Düsseldorfer Vaubank. Stern- berg habe fast nie in eigenem Namen gehandelt. sondern sich sowohl in Holland als auch in Deutschland verschiedener dazwischen- geschalteter kleiner Gesellschaften bedient. Dem Konkursverwaiter ist es un- möglich gewesen, sich bei der Unordnung in den Papieren ein genaues Bild über Sternbergs Per- inögenslage zu machen. Die Konkursinajse besteht ans rund 32000 Gulden, während die an- gemeldeten Forderungen sich auf 7 M i l l i'o n e n Gulden(etwa 11 Millionen Mark) belaufen.

DeutscheMilitSrattachtt .Wie vor dem Weltkrieg Ab 1. April lyzz gibt es wieder deutsche Vlililärattachös im Ausland, was jetzt amtlich be. kanntgegeben wird, da die Anfragen oder An- zeigen der Reichsregierung zustimmend erledigt worden find. Diese deutschen Offiziere merden, wie gleichfalls amtlich bekanntgegeben wird, den Missionschefs unterstehen, denen sie ihre Berichte noch Berlin vorzulegen haben. Militärattaches kommen nach Parts. London , Rom . Prag . Warschau . Moskau und Washington : Marine- oitaches noch Paris . London und Rom : manche werden auch für andere Länder beglaubigt werden. Die Wiederherstellung dieser Einrichtung ist offenbar eine Folgerung aus der diplomatischen Einigung über die deutsche G l e i ch b e- r e ch t i g u u g in militärischen Dingen. Für die USA . braucht es nicht einmal dieser Voraus- setzungen, da sie ja den Versailler Frieden nicht ratifiziert haben. Die Botschaften und Gesandt- schaften der ehemaligen Ententestaaten in Berlin haben auch nach dem Verschwinden der Kontroll- kommissionen sämtlich Militärabteilungen, übrigens auch die Sowjetbotschaft. Im Sinne der Gleichberechtigung ist es, auch offizielle deutsch « Militärattaches zuzulassen: ob diese ganze Ein» richtung allerdings der Abrüstung nützt, ist eine Frage, die man ebensogut für die gesamte berufsmilitärische Mitwirkung an Abrllstunqs» arbeiten auswerfen kann.

Aus der Partei »Aus zuperläffiger Quelle." Aus dem Büro des Parteivorstandes wird uns geschrieben: Mit dem Herannahen des im März stattfindenden Partei- tages werden durch bürgerliche Sensationsblätter allerlei angeblichaus zuverlässiger Quelle" stammende Nachrichten über interne Parteiverhält- nisse in die Oeffentlichkeit lanciert. So will eine solche Nachricht wissen, daßdie beiden Parteivor- sitzenden C r i s p i e n und D i t t m a n n wegen Ueberalterung aus dem Parteivorstand aus- scheiden". Es werden sogar die Nachfolger für Crispien und Dittmann genannt. Um weiteren Anfragen aus parteigenösstschen Kreisen vorzu- beugen, sei mitgeteilt, daß den wirklich zuoerlässi- gen Quellen, Parteivorstand und Kontrollkom- Mission, davon kein Sterbenswörtchen bekannt ist und die Genossen Crispien und Dittmann weder überaltert sind noch Rücktrittsabsichten haben. Offenbar handelt es sich um eine politisch« Zweck- Meldung aus einem bestimmten Kreise der sich der Partei als Erneuerer aufdrängen und bestimmte Genossen entfernt sehen möchte, die er für den ihm zu oppositionellen Kurs der Partei verantwortlich macht. Wir raten den Genossen, sich durch solch« Meldungen nicht nervös machen zu lassen, sondern st« mtt gelassenem Gleichmut auszunehmen.

Kreugers Scherbenhaufen Die kehre: Staats kontrolle über Wirtschaftsmacht!

lieber bte Geschäftsführung Jvar Kreuzers, der ernst als der größte und er f algreichste Wrrtsckaftsfuhrer der Welt angesehen wurde, veröffentlicht eine englische Revifionzfirma einen Schlutzbericht, der m seiner michternen Tat- sachenaufzählung Kreuzers wirtschaftlichen Macht- mißbrauch als kapitalistisch« W e lt- t r a g ö d i e von kaum saßbaren Ausmaßen enthüllt. Die Stockholmer Meldung darüber lautet: Die Reoisionsfirma Price Waterhouse u. Co.. die bekanntlich im März vorigen Jahres den Auftrag erhielt, die zur Kreuger-Gruppe gehören- den Gesellschaften zu untersuchen, veröffentlichte ihren abschließenden Bericht. Die Zahl der untersuchten Gesellschaften beläufl sich auf über 160. nicht nur in Europa , sondern auch in Süd- und Nordamerika . Das Ergebnis dieser Untersuchung ist in 57 besonderen detaillierten Be- richten zusammengefaßt worden. Der nunmehr veröffentlichte Schlußbericht besaßt sich mit der Frage der Verwendung des vom Publikum investierten Geldes. Bei der Beantwortung dieser Frage werden die fünf Hauptgesellschaf- ten Kreuger)i. Toll, International Match Corporation, Svenska Tändfticks AB., die hol- ländische Kreuger u. Toll-Gesellschaft und die Continental Investment als ein« Einheit be- Handell. Die Beträge, die diesen Gesellschafken während einer Perlode von UVi Jahren d. h. vom 1. Januar 1916 bis ZI. März 19ZZ zur Ver­fügung gestellt worden find, belaufen sich aus Z87S Millionen schwedische Goldkronen, wovon 2105 Millionen vom Publikum stammen, während der Rest durch Vankenanleihen, Wechsel- kredite, Mittel aus anderen Quellen und Netto- oerdiensten den Gesellschaften zugeflossen seien. Die Nettoverdien st e belausen sich für die oben genannte Periode auf etwa löl Millionen Kronen. von den erhaltenen Mitteln hat sich Jvar kreuger netto über 4Z2 Millionen Kronen angeeignet. Am 31. März 1932 belief sich der ungefähre Wert der Jnvestittonen, auf das zur Verfügung stehende Dergleichsmaterial(u. a. die Börsenkurse) bezogen, aus 775 Millionen Kronen. Wenn dieser Betrag mit dem totalen Buchwert(1710 Millionen Kronen) oerglichen wird, entsteht eine Wertver- Minderung von der Natur eines Kapitalverlustes von etwa 9Z5 Millionen Kronen. In bezug auf die Frage, ob die ausgewiesenen Gewinne wirkliche Gewinne gewesen seien, zeigt die Untersuchung, daß die veröffentlichten Gewinn«

und Verdienste der betreffenden Gesellschaften während der erwähnten 14!ii Jahre um 1028 Mil­lionen Kronen die wirklichen Gewinne überstiegen. Der totale wirkliche Gewinn(131 Millionen Kronen) macht etwa 1,3 Proz. des Durch- fchnittskapitols aus, das in diesen Gesell- schaften während der 14� Jahre investiert worden ist. Die Manipulationen Kreuzers mit den Bilanzen nahmen schon im Jahr« 1917 ihren Ansang. Die betrügerischen Transakttonen nahmen 1923/24 immer größere Ausmaße an und wurden später fortgesetzt, um mit der Anfertigung von italienischen Staatsobligationen im Werte von 21 Millionen Pfund Sterling ihren -Höhepunkt zu erreichen. Di« Durchführung der betrügerischen Manipulationen wurde durch die absolute Macht Kreuzers über die ganze

Die Waffenschiebung ÄialinKlngarn

Sturmszenen im Wiener Parlament

Wien , 10. Januar. Im Finanzausschuß des Nationalrates sprach Abgeordneter Dr. Julius Deutsch(Soz.) über die W a f f e n s ch i e b u n g e n, die unter Duldung der Bundesregierung von Italien nach Ungarn vorgenommen worden sind. Kaum hotte Deutsch zu sprechen begonnen, unterbrachen ihn ausgeregt die Christlichsozialen. Bundeskanzler Dr. D o l l f u ß versuchte Deutsch am Reden zu hindern und erklärte immer wieder, es dürfe hier über die Waffenschiebungen nicht gesprochen werden, da angeblich Vereinbarungen bestehen, dies nur in einer vertraulichen Sitzung zu tun. Deutsch wies diese Behauptung zurück und erklärte:Ich bestreite entschieden, daß irgendeine Vereinbarung besteht, wonach wir nicht in öffentlicher Sitzung über die Waffenschie- bungen reden dürfen." Deutsch wies darauf hin, daß die Regierung jetzt versucht, so zu tun, als handele es sich um eine harmlose Repara» tur von Waffen, selbst die Hand dazu ge- geben hat, daß das waffenmalerial von Italien , sür Ungarn be- stimmt, unter falscher Deklaration über Oesterreich hingebracht wurde. Deutsch erklärte: Entscheidend ist, daß das mit Duldung der Regierung geschieht. Jedermann weiß, welche Spannungen in Südost- curopa bestehen. Im österreichischen Interesse ist

es, strengste Neutralität zu wahren. Wer diesen Waffenschiebungen entgegentritt, die in der ganzen Welt berechtigtes Mißtrauen erzeugen, der betätigt wahren Patriotismus, nicht aber der, der eine Politik der Abenteuer treibt. Nachdem folgte im Hauptausschuß(Aeltesten- rat) eine große Debatte über die Wasfenschiebun- gen. Die Sitzungen des Hauptausschusses sind aber geheim. Ein Mißtrauensantrag der Sozialdemokraten gegen die Regierung Dollfuß wurde gegen die Stimmen der Sozialdemokratie mit einer einzigen Stimme Mehrheit abgelehnt. �lazi-Sprengstofflager aufgedeckt Wien , 10. Januar. In Wien wurde wieder ein umfangreiches Spreng st offlager der Hakenkreuz ler beschlagnahmt. Durch die Anzeige eines von der Partei aus- geschlossenen SA.-Mannes veranlaßt, nahm die Polizei in einem Hause in Mariahilf (Wien VI) eine Haussuchung vor. Sie fand 4 0 Pakete A m m o n i t, der von Hakenkreuzlern ausge- stapelt worden war. Gewisse Spuren deuten darauf hin, daß zwischen dieser Sprengstosfstelle und reichsdeutschenAufbauwiligen" enge Verbindungen bestehen. Die Polizei hat zwei führende Mitglieder der Wiener Nazis verhaftet, und aus Grund des Sprengstoff- fundes am späten Dienstagabend das Braune Haus in Wien zum Zwecke einer Haussuchung besetzt.