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Der Mädchenmord mit Hakenkreuz

Sensationelle Wendung durch unbedachte Aeußerung eines Angeklagten

Eigener Bericht des ,, Vorwärts"

Frankfurt a. M., 11. Januar.

Der Mordprozeß gegen die drei SA Ceute Stubenrauch, Arzt und Eich wegen gemeinsamer Ermordung der Geliebten des Stu­benrauch hat eine sensationelle Wendung genommen. Seit einigen Monaten und während des Prozesses haben die drei Angeklagten, im Gegensatz zu ihrem anfänglichen Geständnis eine Einheitsfront der Ableugnung gebildet und fich gegenseitig entlastet. Durch eine unbedachte Aeußerung des Angeflagten Eich und ein Teilgeständnis diefes 17jährigen Ange­flagten ist am Dienstag eine Bresche in diese Einheitsfrout gelegt worden.

In der Dienstagnachmittagsfißung hatte ein Sachverständiger an den Hauptangeflagten Stu benrauch die Frage gestellt: Haben Sie vom Ufer aus, als sie kurz vor dem Tode der Emma Buffe dort mit ihr intim verkehrten, auf der Eisenbahn­brücke ihre Freunde beobachten können?" Ais Stubenrauch diese Frage bejahte und ausdrücklich erklärte, daß er im Lichtkegel der Brückenlampe Gestalt und Gesicht des Eich genau erkannt hätte, fagte der neben Stubenrauch fizende Angeklagte Eich: D je, jeẞt fällt er rein! Man kann das nicht sehen, ich habe das ausprobiert."

Als sich später das Gericht um 18½ Uhr bei

40- Stunden- Konferenz

Gegen jede Kaufkraftminderung

Eigener Bericht des Vorwärts"

Genf , 11. Januar. Mit der einstimmigen Wahl des belgischen Regierungsvertreters Professor Mahaim wurde am Dienstagvormittag die Vorbereitungskonfe­renz für die 40- Stunden- Arbeits­woche eröffnet.

Die amerikanische Regierung hat es ausdrüdlich abgelehnt, einen Delegierten zu entsenden, weil die Konferenz in Genf stattfindet. Sie läßt sicly durch einen Beobachter vertreten. Anwesend find 34 Delegationen mit 68 Delegierten und 75 tech nischen Beratern.

In seiner Eröffnungsansprache betonte Mahaim, die Welt erwarte viel von dieser Vorbereitungs­fonferenz. Sie sei eine Hoffnung für die Ar­beiter, mährend die Unternehmer wegen der neuen Lasten genau die Tragweite der Arbeitszeitver­fürzung wissen wollten. Die Regierungen wünschten eine Erleichterung der Lasten für die Arbeitslosigkeit. Man brauche nur an das große Elend in der ganzen Welt zu denken, um seine Pflicht als Delegierier zu erfassen.

Die Arbeitergruppe hat inzwischen beschlossen, bereits in der Generaldebatte eine Entschließung vorzulegen, in der jede Herabsetzung der Kauf­traft der Arbeiter durch die Verminderung der Arbeitszeit abgelehnt wird.

Neuer Tarifvertrag

hebt den alten auf

Findet die Nachwirkung eines Tarifvertrages damit ihr Ende, daß nach einer tariflosen Zwischen­zeit die alte Tarifbestimmung durch eine neue erfegt wird? Mit dieser Frage beschäftigte sich erstmalig das Reichsarbeitsgericht. Die Kläger maren bei Landwirten beschäftigt, die Mitglieder des Landbundes sind. Der zwischen den Barteien bestehende Tarifvertrag war bis Ende 1928 in vollem Umfange, vom 1. Januar 1929 bis 31. Januar 1932 hinsichtlich der tariflichen Säße nicht mehr in Kraft gewesen und ist seit dem 1. Februar 1932 neu vereinbart.

Die Kläger sind bis zum 31. Januar 1932 n a ch den alten Tariffägen und seit dem 1. Fe­bruar 1932 zu den neuen Sägen ent­

voller Dunkelheit zu einem Lokaltermin an der Mordstelle auf der Main- Neckar- Brücke versam­melt hatte, richtete der Staatsanwalt plöp­lich an den jungen Eich die Frage: ,, Wann haben Sie das ausprobiert, daß man von da unten hier oben einen Radfahrer nicht sehen kann?" Ohne fich der Tragweite seiner Antwort bewußt zu werden, sagte Eich: Im Sommer 19321" Eich erklärte dann im einzelnen, daß er mit zmei Freunden eine Radtour gemacht habe, sie habe vorfahren lassen, um von dem Ufer aus zu be­obachten, ob man die Radfahrer auf der Brücke sehen könne. Er habe dabei festgestellt, daß das unmöglich sei.

"

Durch diese Aussage des Eich ist erwiesen, daß die Mordkomplicen sich furz nach der Tat einen genauen Plan ihrer Verteidigung zurechtgelegt haben. Nach dem Grund befragt, wiederholte Eich stammelnd und stockend nur immer die Worte: Das war so e Idee von mir, so e komische Idee. Auf die Frage des Staats­anwalts, warum Eich diese doch immerhin bedeut­fame Beobachtung dem Stubenrauch nicht mit­geteilt habe, antwortete sein Anwalt für ihn: Sie waren doch verzankt!" Auch diese Bemerkung schließt die Kette: Mordplan, Mord, verabredetes System der Ableugnung. Das Urteil ist am Mittwoch in den Abendstunden zu erwarten.

lohnt worden. Sie sind der Meinung, daß für fie noch der alte Tarifvertrag Geltung habe, da er nicht gekündigt worden sei. Es feien gegen ihren Willen die neuen Lohnsäze angewendet worden. Dies sei ein Verstoß gegen die tarifliche Vereinbarung und sie verlangen die Feststellung, daß das Vorgehen der Arbeitgeber ein tarifwidriges fei.

Arbeitsgericht und Landesarbeitsgericht haben die Klage abgewiesen. Das Reichsarbeits= gericht versagte der Revision den Erfolg. Nach einer tariflosen 3mischenzeit könne die alte Tarifbestimmung durch eine neue ersetzt mer­den. Bei einer neuen tariflichen Regelung brauch­ten die alten Lohnsätze nicht mehr bezahlt werden. ( RAG. 429/32).

Antragsproduktion

,, Revolutionäre " Mache

In der Fabrikation von Anträgen schlagen die KPD. - RGD- Strategen jeden Rekord. Sach­liche Anträge werden höchstens einmal ver sehentlich gestellt, aber als Schwäche" oder Berstoß gegen die Linie von oben herab zenju riert. Die revolutionären" Anträge dürfen nicht oder doch nicht ohne weiteres erfüllbar sein. Sie verfolgen den 3med, den Reformisten ein Bein zu stellen und sie zu entlarven".

Wie das gemacht wird, dafür ein typisches Bei spiel. Die Rote Fahne " erobert" auf einer ganzen Seite die AEG. in der Brunnenstraße. Die tnalligen Ueberschriften fündigen u. a un­widerlegliche Beweise über den Verrat der reformistischen Betriebsräte" an. Im Tert wird für die Einheitsfront der Reformisten mit den Nazis" nachdem zuvor die Einheitsfront der Reformisten mit den Unternehmern" zusammen­geschwindelt ist folgender Beweis" erbracht:

,, Andererseits lehnten die Reformisten einen Kampf gegen den Terror des Faschismus ab, und als in einer Bersammlung ein rotes Ar­beiterratsmitglied den Antrag stellte, gemein sam gegen die Nazifasernen zu fämp fen, da murde dieser Antrag...

Hier ist eine Zeile ausgefallen, doch soll es finngemäß heißen: abgelehnt. Aus der Gay­verstümmelung geht hervor, daß die Ablehnung mit der Motivierung erfolgte: Mit dem Kampf gegen die Nazis( gegen die Nazifasernen!) brauchen wir uns hier( in der Arbeiterrats= jigung) nicht zu beschäftigen.

Wir wüßten wirklich nicht, was der Kampf gegen die Nazifasernen in der Arbeiter= oder Betriebsratssigung eines Werkes zu tun hat. Die roten" Arbeiterratsmitglie. der missen es: Die ,, Reformisten " die sich ais gesetzliche Betriebsvertretung im Rahmen des Bes triebsrätegejeges tewegen müssen sollen ent­larnt", in eine Einheitsfront mit den Nazis" ge­bracht werden. Deshalb werden derartige An­träge gestellt. Jeder Antrag der RGD. gehi gegen den Hauptfeind".

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Die Opposition" gegen den Tabatarbeiterver­band warf der Berliner Ortsverwaltung u. a. den Rückgang der Mitgliederzahl vor. Nachdem wir den Mitgliederrüdgang auf seine Hauptursache

Flucht aus dem chinesisch- japanischen Kampfgebiet

Chinesische Flüchtlinge mit der geringen Habe, die sie in der Eile zusammenraffen konnten. Der Vormarsch der Japaner auf die Grenze von Jehol hat zur Flucht der Bevölkerung aus dem um­ftrittenen Gebiet geführt. Allein in Shanhaifwan kostete ja das Bombardement der Stadt an einem einzigen Tage 1700 Einwohnern das Leben.

grudgeführt haben, die Maffenentlaffung Dor Arbeiterinnen allein in der Zigarettenindustrie, tommt die Opposition" mit dem Dreh, das sei doch nur ein Beweis dafür, daß die Ortsverwalt­tung es versäumt habe, einen Kampf gegen die tapitalistische Rationalisierung zu organisieren. Ist das auch Unsinn, so ist es doch Methode.

Julius Grunow 60 Jahre

Am heutigen Tage begeht der Bürgermeister des Berwaltungsbezirks Treptow , Genosse Julius Brunow, seinen 60. Geburtstag. Seit etma vier Jahrzehnten steht der Jubilar in der gemerf­Seine schaftlichen und politischen Bewegung. Haupttätigkeit, namentlich in der Vorkriegszeit, lag auf fommunalem Gebiete; lange Jahre wirfte er in vorbildlicher Weise in der aufstreben­den Industriegemeinde Oberschöneweide als Gemeindevertreter. In dieser Eigenschaft hat Julius Grunom viele Jahre auch dem Vor= märts" wertvolle Dienste als Berichterstatter geleistet. Der Jubilar erfreut sich der allgemeinen Achtung und Wertschäzung weiter Bevölkerungs freife.

Auf den Müllabladeplätzen in Mittenwalde und Kehin wird infolge von Lohndifferenzen ge. streift. 3uzug ist fernzuhalten! Müllabladearbeiter, übt Solidarität, unterstützt die Streifenden! Gesamtverband, Wirtschafts­bezirk V Brandenburg- Grenzmarf.

Die Zahl der Erwerbslosen in der Tschecho­flowakei ist im Dezember wieder start an gewachsen. Sie beträgt nach einer offiziellen Zählung 750 000 Personen, das sind fast 150 000 mehr als Ende November. Die wirkliche Erwerbs lofenzahl ist bedeutend höher, sie wird von pri­pater Seite auf eine Million geschätzt.

Rundfunk am Abend

Mittwoch, den 11. Januar

Berlin : 16.15 Sind Schrullen heilbar? ( W. Leibbrand). 16.30 Aus Hannover : Nach­mittagskonzert. 17.30 Die Hereros kommen: 17.45 Die junge Generation. 18.05 Cornelius­Mendelssohn. 18.30 H. Brandenburg: Eigene Dichtungen. 18.55 Die Funkstunde teilt mit. 19.00 Stimme zum Tag. 19.10 Mandolinen­orchesterkonzert. 20.00 Einer von 80 Mil­lionen. 20.15 Denken Sie mal feste mit! ( Lustiger Abend). 21.10 Aus der Philharmonie: Sinfoniekonzert. 22.20 Wetter-, Tages- und Sportnachrichten. Tanzmusik.

Königswusterhausen : 16.00 Faust ( Dr. Freyhan). 16.30 Aus Hamburg : Nacho mittagskonzert. 17.10 Die deutsche Flieger­truppe( E. Splitt). 17.30 Religion. 17.55 Täg­liches Hauskonzert, 18.25 Philosophische Ar beitsgemeinschaft. 18.55 Wetterbericht. 19.08 Französischer Sprachunterricht. 19.30 Das Ge­dicht. 19.35 Aus Breslau : Konzert 20.30 Erdachte Gespräche. 20.20 Wetter-, Tages­und Sportnachrichten. 22.45 See- Wetterbericht. 23.00 Aus Köln : Nachtmusik und Tanz. Sonst: Berliner Programm.

Vollständiges Europaprogramm im Volks­funk", monatl. 96 Pf., durch alle Vorwärts". Boten oder die Postanstalten.

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Wetter für Berlin . Meist trübe ohne erhebliche Niederschläge, langsam sinkende Temperaturen. Für Deutschland . Im Osten und Süden meist frübes Frostwetter, im übrigen Reiche feine Aenderung, im Nordwesten aufkommende Regen­neigung.

Berantwortlich für Politik: Rudolf Brendemühl; Wirtschaft: G. Klingelböfer; Gewerkschaftsbe wegung: J. Steiner; Feuilleton : Herbert e père; Lofales und Sonstiges: Friz Karstädt; Anzeigen: Otto Hengst: sämtlich in Berlin Ber Tag: Borwärts- Berlag G. m. b H., Berlin . Drud: Borwärts- Buchdruckerei u. Verlagsanstalt Paul Singer 11. Co., Berlin SW. 68, Lindenstr 3 Bezugs­bedingungen und Anzeigenpreise werden in jeder Morgen- Ausgabe des Vorwärts" veröffentlicht.

Hierzu 1 Beilage.

Beleuchtung

auch bis 18 Monatsraten

Winter Garten

8 Uhr 15. Flora 3434. Rauchen erl.

Raddatz Guido und seine 20

Berlin W8.Leipziger Str. 122-123

Theater, Lichtspiele usw.

Stanis

Na Theater

Mittwoch, den 11. Januar Staatsoper Unter den Linden

20 Uhr

Der fliegende Holländer

Staatliches Schauspielhaus

20 Uhr

Nora

Wienerinnen konzerifern

Gaston Palmer der lustigste Jongleur Trio Walkmir

in seiner neuen unerreicht. Perche- Arbeit Kurt Fuß Lonilleuser, Grete Weise rusw.

Städt. Oper

Charlottenburg Fraunhofer 0231 Mittwoch, 11. Januar 20 Uhr Turnus I Die Prinzessin von Trapezunt

Kurfürstend.- Th.

Kurfürstendamm 209

Tel Bism. 1400

Täglich 8 Uhr

Glückliche Reise

Eisinger, Schuster, Operette von Künneke

rrind, Braut, Burgwinkel, Gombert, Gronau

Kandl, Heyer Dirigent: Müller

in der Premierenbe­

setzung

VOLKSBUHNE Berliner Theater

Theater am Bülowplatz Täglich 8 Uhr

D1 Norden 6536

Charlottenstr. 90 Donhoff 625 Täglich 8 Uhr

HAUS VATERIAND

KURFURST 7460

Oliver Cromwells Sendung Auslandsreise

v. Walter Gilbricht. Regie Heinz Hilpermit Felix Bressar mit Eugen Klöpfer

Stettiner Sänger

Maria Paudler Oscar Sabo , Löns, Behal, Berghof, Witt

Reichshallen- Th., Donhoffpl. Schiller

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Das große Januar­programm:

Die lieben Erben

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Täglich Bunte Bühne: Varieté, Kabarett, Theater

Onkel Muz, der Ehestifter Gutschein 1-4 Personen: Parkett nur Sonntag 4 Uhr: Onkel Mus. Kl. Preise

0,60, Fauteuil a75. Sessel 1.25

Bismarckstr.( Knie) Steinpl.( C1) 6715 Täglich 84 Uhr

Die Männer

sind mal so

Vergnügungs Restaurant Berlins

BETRIEB

KEMPINSKI

Musik: Walter Kello Komödienhaus

Soneland, Heidemann Stg 15. Jan.. 4 Uhr Robert and Bertram Theater

Schiffbauerdamm 25 Tel. 02 Weid. 6304-05 Täglich 8 Uhr Das Haus dazwischen

Rose- Theater mit Max Adalbe Jakob Tiedtke Musik: Spoliansky

Große Frankfurter Straße 132 Tel. Weichsel E7 3422

515,30 Uhr

B. B. B.

Bendows Bunte Bühne Kottbusser Straße 6 Oberbaum 3500 Täglich 8 Uhr Stgs. nachm 4 U He dolle Kiste

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Der sozialdemokratische

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