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ERSTE BEILAGE

Vorwärts

Auf Wohnungssuche in Berlin  

Hohe Mieten, die niemand zahlen will

Rulide besitzt eine nicht herrschaftliche Zwei­zimmermohnung, für die man ihm zur Anturbe­lung des Grundstücksmarktes ungefähr das gleiche wie für das Essen und Trinken abfnöpft. Kulicke kann das infolge Zerrüttung seines Notetats nicht mehr bezahlen und geht auf die Wanderschaft der Wohnungssuche. Angeblich enthält der Berliner  Grundstücksmarkt ja eine segensreiche Fülle von leeren Wohnungen.

Nach drei Tagen ist Kulicke, der eifrig durch den Berliner   Osten wie Westen gepilgert ist, Sachver­ständiger. Im Gebiet der älteren Stadt­teile insbesondere fallen ihm zahlreiche neue ,, Wohnungskonzerne" auf, die allerlei Wanzen­Pafernen zu Höchstleistungen bewirtschaften und Kulicke als Jagdpächter zu teuren Abschußpreisen freundlichst einladen. An verschiedenen anderen Stellen fordert man von ihm Mietrückstände, Umzugsvergütungen und aufge= summte Schulden, so daß Kulicke, der leider nicht mit dem Tresor einer Doppel- D- Bank ver­mechselt werden kann, ganz mies wird.

Kulices

Wunderbar gerieten gerieten insbesondere Fahrten im Westen. In Halensee  , Nähe des Lunaparks, schöne ruhige Straße und gute Ver­tehrsgegend, will man zum Beispiel in weißem massiven Hause bloß 95 Mark für ein dreizimme­riges Familienglück haben, ohne Warmwasser und Bad, denn wozu braucht Kulicke brausen, wenn er das Wellenbad so in der Nähe hat? Denselben

Spaß gibt es auch in diesem Gartenhause, Garten natürlich aus Steinpflaster und ohne Bäume tostet bloß 81 Mark. Im Bayerischen Viertel, Schwäbische Straße und Umgebung, ist auch eine schöne Gegend. Man verlangt 89 Mark für zwei Edelräume, vierter Stock im Gartenhaus, diesmal mit Zentralheizung. Steht schon lange leer", jagt der Portier. ,, Scheint frank zu sein, der Haus­mirt", sagt Rulice. In Charlottenburg  , Wohn­viertel hinter dem Bahnhof, ist eine Wohnung oben auf dem Dachboden, wo die Ratten ihre Schlachten schlagen, ausgebaut, 5 Treppen, ohne Aufzug, luftiger Trockenboden, 3% 3immer, Ach­tung auf den Hinterschädel, da ein bißchen ge= frümmte Dächer, fostet nur 70 Mart, gut in jedem Fall für Schlankheitskuren. Tiergarten= viertel, beste Lage, gute alte Wohnlichkeit, dort erschließt sich dir sanft im Hinterhaus ein Paradies mit Ofenheizung und zum Troste gefacheltes Bad für 85 Mark- und da zauderst du noch, Kulicke? Nörgle nicht, denn am Kurfürstendamm  , der Rennbahnallee der ganz feinen Leute, drohen dir gar drei Zimmer in der Knesebeckstraße für bloß 100 Mark, um die Sache nicht lange unbenutzt stehen zu lassen. Nürnberger Play, aller­hand Verkehrsgeräusche, aber sonst nicht zu ver­achten, daher bloß 85 Mart, drei Räume, Ofen und fein Warmwasser. Ja, die Lage der Haus­besitzer ist heute schwer. Daher lassen sie auch nicht immer was machen. Wenn du ein rechter Deut­

Der Einsamen Tod

Zwei Monate tot in der Wohnung

In der Nansenstr. 34 in Neukölln wurde geffern eine furchtbare Enfdedung gemacht. In ihrer im zweiten Stock des Hinterhauses befindlichen Woh­nung wurde die 35 Jahre alte Krankenschwester Helene Galat in ihrem Bett liegend tot auf­gefunden, und zwar war die Leiche schon start in Berwefung übergegangen, da der Tod bereits vor etwa zwei Monaten einge­trefen war. Nach der Auffindung der Leiche verbreitete sich zunächst das Gerücht von einem Berbrechen, es fonnte aber vom zuständigen Kreisarzt zweifelsfrei festgestellt werden, daß die Krankenschwester, die an einem Lungenleiden litt, eines natürlichen Todes gestorben war.

Die späte Entdeckung des Todes' der allein mohnenden Frau, die dort eine Zweizimmer­wohnung innehatte, ist darauf zurückzuführen, daß Schwester Helene Anfang November v. J.

bereits penetranter Leichengeruch entgegen. Die Leiche der im Bett gestorbenen Krankenschwester mar bereits in Vermesung übergegangen und völlig entstellt. Der Portier und die Be­sucherin benachrichtigten die Polizei, da sie zuerst annahmen, daß Schwester Helene möglicherweise einem Verbrechen zum Opfer gefallen sein könnte.

Die Kriminalbeamten stellten dann in Zu­fammenarbeit mit dem Kreisarzt des Polizeiamts Neukölln   fest, daß ein Selbstmord oder ein Ber­brechen nicht vorgelegen hatte, sondern Schwester Helene eines natürlichen Todes infolge ihres Lungenleidens gestorben war. Die Leiche wurde zur Beerdigung freigegeben.

scher sein willst, mußt du am liebsten auch noch die Tapeten oder die elektrische Leitung anlegen lassen, Kulice  .

Noch eins, Kulice  . Falle nie auf Ankündi­gungen wie die rein: ,, Stegliz, Zweizimmerwoh­nung, 48 Mark. Telephon Sowieso." Somieso ist nämlich ein Wohnungsbüro, ein treu­sorgender Makler, er bietet dir die Wohnung zwar durch sein Leiborgan an, aber er rollt sie dir nicht ins Haus, er sagt dir die Nummer nur, wenn du vorher Geld in deinen Beutel tust, und erleichtert dich zeitgemäß um 3 Prozent der ersten Jahres­miete. Die billige, entzückende Zweizimmerwoh­nung mit Höchstkomfort, Ausblick auf eine Feen­landschaft und Loggia ist inzwischen, während du diese Formalitäten regelst, nicht mehr ganz greif­bar, da mußt du schon in den sauren Apfel beißen und eine teuerere nehmen.

Dieses, lieber Kulicke, sind die schönen Zustände auf dem Berliner   Wohnungsmarkt, Anfang 1933. Kein Wunder, daß Berlin   ein bißchen entvölkert wird, so ungefähr 60 000 Personen haben wir ja auch schon weniger. Auf diese Weise erfährst du auch, wie es möglich ist, daß wir im alten Jahre, Rekord von zehn Monaten, über 1300 Berliner  Häuserblocks unter dem Hammer hatten und über 6200 Grundstücke von Hand zu Hand gingen und noch soundso viel andere vor der Pleite stehen. Eher geht nämlich ein Kamel durch ein Nadelöhr als ein Berliner   in solche teure Wohnung.

Gruppen kam es zu einem heftigen Wortgefecht, das schließlich in eine wüste Schlägerei aus artete. Mit allen möglichen Gegenständen schlugen die Links und Rechtsradikalen aufeinander ein. Einer der Beteiligten sank bewußtlos zu Boden. Vom Krankenhaus war inzwischen das Ueber­fallkommando alarmiert worden Sieben Mann murden festgenommen und der Politischen   Polizei des Polizeipräsidiums übergeben.

Der greise Don Juan

Heiratsschwindler mit 65 Jahren

dem Bortier des Hauses und anderen Hausbe- Krieg' im Krankenhaus Ersparnisse gebracht.

wohnern gegenüber geäußert hatte, daß sie eine Reise zu Verwandten beabsichtigte. Sie hatte auch einen in der Nähe wohnenden Zigarren= händler beauftragt, für sie Bestellungen entgegen­zunehmen und sie ihr nach ihrer Rückkehr aus­zurichten. Der Tod der Krankenschwester wurde nun gestern durch einen Zufall entdeckt. Eine befreundete Krankenschwester wollte Schwester Helene, die früher im Krankenhaus Westend   tätig mar, besuchen. Als ihr auf mehrfaches Klingeln und Klopfen nicht geöffnet wurde, wandte sie sich an den Portier, der ihr zunächst mitteilte, daß die Schwester verreist sei. Die Besucherin äußerte aber Bedenken, da sie eine so lange Reise der Schwester für unmöglich hielt, und veranlaßte den Portier von einer Nachbarwohnung aus über den Balkon in die Wohnung einzudringen. Als der Portier die Wohnung betrat, schlug ihm

Nazis und Kommunisten

Friedrichshain

Jm Krankenhaus am spielte sich gestern ein beschämendes Schauspiel ab. Nationalsozialisten und kommu­nisten hieben innerhalb der Mauern der Krankenanstalt aufeinander ein. Ein Verletzter blieb auf der Strede. Der Verwundete mußte sogleich im Krankenhaus aufgenommen werden.

Gegen 14.30 Uhr hatten sich im Vorraum des Krankenhauses Nationalsozialisten und Kommu nisten eingefunden, die ihre bei dem fortwährenden Straßenkrieg verlegten Parteifreunde besuchen wollten. Erst gestern abend wurden wieder zwei junge Kommunisten in das Krankenhaus einge­liefert, die im Friedrichshain   von der SA. nieder­gemacht worden waren. Zwischen den feindlichen

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Im Berliner   Polizeipräsidium gab es dieser Tage großes Erstaunen, als einigen Mädchen, die gegen einen Betrüger Anzeige erstattet hatten, das Heiratsschwindler album vorgelegt wurde und sie den Gesuchten als den 65 Jahre alten Friedrich Lücke aus der Togostraße wieder erkannten. Er hatte trog seines Alters eine ganze Anzahl von Mädchen um die letzten Lücke hatte unter den verschiedensten Namen wie etwa Müller, Reichelt, Windeck  , Kunert usm. die Bekanntschaften von Mäd= chen gesucht, denen er sich als Eisenbahn­oder Justizbeamter ausgab. Die Mädchen hatten den Eindruck, einen Kavalier im Alter von etwa 48 Jahren vor sich zu haben, der sich ihnen gegen= über sehr nett benahm. Sie waren ganz entzückt von ihm und vertrauten ihm ohne weiteres ihre Gelder an, wenn er davon sprach, daß er Geld brauche, um die zukünftige Wohnung usw. einzu­richten, bevor man heirate. Er behauptete, ein Einkommen von monatlich 300 bis 350 m. zu haben. Wenn er die Mädchen um ihre Gelder gebracht hatte, verschwand er. Zuvor aber besaß der Betrüger noch die Infamie, die Mädchen zu veranlassen, ihre Stellungen als Hausmädchen, Stenotypistinnen usw. aufzugeben, da sie ja doch

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DONNERSTAG, 12. JAN. 1933

in Zukunft, wenn sie ihn heirateten, nicht mehr arbeiten brauchten. Diese Redensart brachte er bei jedem Mädchen an. Nachher erst stellte sich heraus, welchem gemeinen Betrug sie zum Opfer gefallen waren. Wenn Lücke fein Geld bekommen konnte, dann fing er die Sache anders an. So hatte er einmal die Bekanntschaft einer Witme gemacht, die aber feine nennenswerten Geider, dafür aber einen fabelhaften Radioapparat besaß. Lücke verstand es jetzt, der Frau den Apparat abzunehmen und versezte ihn. Dann ließ sich der Fünfundsechzigjährige, der sich ,, auf jung" frisiert hatte, nicht mehr sehen. Den Anzeigenden wurden gestern die Bilder von Heiratsschwindlern vor= gelegt. Als sie auf Lückes Photo tippten, mar man sehr erstaunt. Lücke ist vor vier Jahren aus dem Zuchthaus entlassen worden, hat eine große Familie und war bisher als Heiratsschwindler bekannt. Er wurde in seiner Wohnung verhaftet.

Direktor wird Fälscher

Betrüger festgenommen

Unter dem dringenden Verdacht des Betruges wurde in einem Hotel am Potsdamer Platz   der 31 Jahre alte Brauereidirektor Josef Felt­mann aus Schwerin   in Mecklenburg   fest­genommen. Ihm wird vorgeworfen Urkunden­fälschung, Vertragsfälschung und Fäl­schung von Bankbelegen. Der Festgenommene wird dem Untersuchungsrichter in Moabit   zu­geführt.

Feltmann erbte, als sein Vater vor etwa einem Jahre starb, eine große Brauerei in Schwerin  . Das Unternehmen ging aber immer mehr zurück, so daß dem Sohne schließlich nichts mehr gehörte. Vor einigen Wochen kam F. nach Berlin   und stieg in einem Hotel in der Nähe des Potsdamer Plages ab. Er trat sehr groß auf. Ueberall suchte er Verbindungen mit Kaufleuten aus der Getreidebranche. Er erzählte ihnen, daß er eine neue Brauerei in der Provinz einrichten wolle und weiter, daß er persönlich ein neues Brauereiverfahren entdeckt habe, das die Pro­duktion erheblich verbilligen sollte. Um die Ge­schäftsleute, mit denen er verhandelte, seinen Plänen geneigter zu machen, fälschte er Bankquittungen. Der Trid wurde aber von einem Fouragehändler erkannt. Er erstattete Anzeige und F. wurde festgenommen. Jetzt stellte es sich heraus, daß er alle Unterlagen über sein Vermögen gefälscht hatte. Die Brauerei in Schwerin   gehört ihm nur noch dem Namen nach. Bei der Polizei meldeten sich bald auch ver­schiedene andere Kaufleute, die er betrogen hatte

Verkehr und Kunst Ausstellung im Künstlerhaus

Im Künstlerhaus, Bellevuestraße 3, wird am 14. Januar eine Fachausstellung für fünstlerische Fremdenverkehrswerbung" eröffnet, die der Hauptausschuß für Fremdenverkehr gemeinsam mit den Verbänden der bildenden Künstler und der Gebrauchsgraphiker veranstaltet. Die Aus­stellung gliedert sich in zwei Abteilungen, deren erste eine Schau zeitgenössischer Plakate, Pro­spekte und Inserate der für den Fremdenverkehr werbenden Institutionen sowie eine Ausstellung guter Reisehandbücher umfaßt. In der zweiten Abteilung zeigen bildende Künstler und Ge­brauchsgraphiker Kunstwerke, deren Themen in den Rahmen der Fremdenverkehrswerbung sich einfügen. Etwa 50 Künstler, darunter Baluschef, Hans Bastanier  , Bohrdt, K. H. Isenstein, Kern, Krauß, Langhammer, Georg Lebrecht, Otto Margus, Plontke, Sandrock, Seger, Seger, Ernst Wichert   u. a. beteiligen sich hier.

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