Schicksalswahlen im Konsum
Es geht um Erhaltung und Wiederaufbau- Verärgerung wäre ein schlechter Berater
Am tommenden Sonntag wählen die Mitglieder Der Konsumgenossenschaft Berlin und Umgebung die Vertreterversammlung, die über die Besetzung des Aufsichtsrats und damit auch des Vorstandes der KGB. zu entscheiden hat. Die Wahlen erfolgen unter wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen, die ernste Anforderungen an die verständige Entscheidung der Mitglieder stellen.
In erster Linie fämpfen miteinander die Liste Genossenschaftsaufbau und die Liste Genossenschaftsoppofition. Ein großer Teil der Mitglieder ist arbeitslos, sie sind in großer Not, und dem Rest geht es auch nicht gut. Ist die Not groß, dann neigt der Mensch zum Radikalismus; die radikale Stimmung fiegt leicht über die Ratschläge des Verstandes. Dazu kommt,
daß nicht alle Mitglieder es begreifen, daß eine fo furchtbare Wirtschaftskrise wie diese auch an den Konsumgenossenschaften nicht ohne schwere Schädigung, Hemmung der Leistungsfähigkeit und auch nicht ohne Berlufte vorübergehen fann. Die Dezemberbeschlüsse der Vertreterversamm lung haben viele verärgert. Daß noch 2 Proz Rüdvergütung in Gutscheinen trotz des schweren Krisenjahres gezahlt wurden, wird leicht vergessen gegenüber der Tatsache, daß bittere Wirtschaftsnotwendigkeiten die Abschreibung eines Teiles der Geschäftsguthaben der Mitglieder notwendig gemacht hat. Noch tiefer greift aber die Berärgerung darüber, daß die Sparkasse der KGB. noch immer gezwungen ist, Ein fchränkungen bei der Auszahlung der Spargelder durchzuführen.
Der schwere Ernst der wirtschaftlichen Verhält= nisse macht von selbst die Wahlen vom 15. Ja= nuar zu Schicksalswahlen. Im Vergleich zur Privatwirtschaft haben die Konsumvereine die Krisenbelastung bisher glänzend überstanden. Es gibt besonders im Zentralverband der Konsumvereine bisher weder Standale noch große ernst. hafte Zusammenbrüche.
Aber jetzt geht alles darum, daß das Grundvermögen der Konsumvereine und damit die fchlagkräftigste Wirtschaftswaffe der organifierfen Berbraucher erhalten und die Voraussetzungen zu einem noch schlagkräftigeren Wiederaufbau geschaffen werden.
Für diese für jeden wirklichen Genossenschafter selbstverständliche Aufgabe haben leider die Kommunisten tein Verständnis. Die Konsumvereine stehen im schärfsten Kampf mit dem privatkapitalistischen Handel. Sie dürfen nicht Gegenstand des Parteikampfes und Mittel zur Erreichung von Parteizmed en sein. Wären die Konsumvereine Barteizwed, wie es das Programm der kommunistischen Genossenschaftsopposition will, dann ist ihre Konkurrenzfähigkeit fo= fort zum Teufel. Die Bergangenheit hat genug warnende Beispiele dafür geliefert. Gerade an die Neigung zum Radikalismus, wie sie die wirtschaftliche und soziale Not erzeugt, fnüpfen aber die Kommunisten bei diesen Konsumwahlen an, und es besteht die Gefahr, wenn die wirtschaftliche Einsicht der Mitglieder nicht siegt, daß die Konsumgenossenschaft Berlin ein Spielball ber Parteipolitik und das Vermögen der Konsumgenossenschaften, aus sauer verdienten Arbeitergroschen aufgebaut, zerstört wird.
Nur nüchterne Erkenntnis der Tatsachen und der Wille zur Selbstverantwortlichkeit dürfen die Mitglieder am Sonntag bei ihrer Ent scheidung leiten. Verärgerung wäre der schlechteste Berater. Wir haben die beiden Hauptursachen der Verärgerung schon genannt. Wir wollen sie im einzelnen betrachten. Wir wollen aber auch die Verantwortlichkeit derjenigen prüfen, die heute für die Liste der sogenannten Opposition werben.
Die Dezemberbeschlüsse waren für manches Mitglied eine Enttäuschung.
Daß der Konsumverein Berlin nach dem glänzenden Aufstieg seit der Inflation auch einmal Verluste ausweisen könnte, das hat man nicht erwartet. Und doch kann nur derjenige immer mit Gewinnen auch in schwersten Krisenzeiten rechnen, der noch nicht begriffen hat,
daß es letztlich in einer konsumgenossenschaft nicht anders zugehen kann als im Haushalt des einzelnen Mitgliedes. Wenn 30 und mehr Prozent an Kauffraft im Haushalt fehlen, dann fehlen auch 30 und und mehr Prozent am Umjah im Konjumverein.
Die Fabriken bleiben dieselben, die Abgabestellen bleiben dieselben, die die Kosten bleiben vielfach dieselben, nur am Personal tann gespart werden. Und dem Personal murden wahrhaft gewaltige Opfer zugemutet. Werden die Kauffraftverluste aber so groß, wie sie unter Brüning, Papen und Schleicher den Massen aufgezwungen wurden, dann geht es auch nicht ohne Berluste im Konsumverein. Entscheidend ist, daß der Konsum verein in der Hauptmaffe seines Vermögens nicht so ernstlich geschädigt wird, daß seine Lebensfähigkeit in Gefahr kommt. Davon aber fann feine Rede sein.
Es ist gewiß eine bittere Sache, wenn durch Wertminderungen an den Gebäuden und Maschinen, die sich zwangsläufig aus der Krise ergeben, Berlufte entstehen, und wenn diese Verluste
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dann aus einem Teil der Geschäftsguthaben gedeckt werden müssen.
Aber widerspräche es nicht jedem genossenschaft. lichen Verantwortungsbewußtsein, nachdem man mit froher Miene von 1925 bis 1932 sich 14,6 Millionen Mart Rüdvergütungen gutschreiben ließ, aus denen doch in aller Regel die Geschäftsanteile aufgefüllt werden, daß man seinen Unmut an der Genoffenschaft selbst ausließe, wenn einmal in so schweren Krisenzeiten wie jetzt 4 Millionen Berlust aus den Geschäftsguthaben gedeckt werden müssen?
Gewiß ist in der KGB. auch viel gebaut worden. Wenn aber die Zahl der Mit= glieder um 50.000 steigt, dann muß gebaut werden, und es muß auch dann gebaut werden, wenn die Baukosten hoch sind, denn der Hauptzustrom der neuen Mitglieder erfolgt immer in der guten Konjunktur.
Haben aber die Sommunisten ein Recht, heute von Mißwirtschaft beim Bauen zu sprechen? Weiß nicht jedes Mitglied, daß es gerade die Anhänger der Opposition waren, die bis 1929 uno noch bis 1930 immer wieder neue Ab= gabestellen und auch Warenhäuser verlangt haben, die den privatkapitalistischen Warenhäusern auch äußerlich überlegen waren. Als die Grundstücke für den Ausbau des Warenhauses Oranienstraße angekauft und für die alten Mieter dieser Grundstücke neue Häuser gebaut werden mußten, da wurden diese Beschlüsse e in= stimmig gefaßt, also auch von der Opposition. Wie steht es nun mit der Auszahlungs
beschränkung in der Sparkasse?
Niemand kann diese Einschränkung mehr bedauern als die Konsumvereinsleitung selbst, denn diese Einschränkung ist ein Herd ständiger Unruhen, der auch auf den Umsatz ungünstig wirkt. Niemand aber kann diesen Herd der Beunruhigung beseitigen außer den Mitgliederm selbst.
Die Konsumvereine des Zentralverbandes, unter denen die KGB. an erster Stelle steht, haben hinsichtlich der Sparkassen im Vergleich mit allen privatkapitalistischen Banken bisher Mustergültiges geleistet. Weit über 100 Millionen Mart, die von den Konsumvereinssparkassen zu
rückverlangt worden sind, wurden anstandslos ausgezahlt. Zu einer solchen Leistung war bisher feine privatfapitalistische Unternehmung fähig. Weil aber die Einlagen der Sparkassen zugleich der Grundstock sind, aus dem die Konsumvereinsfabriken und Abgabestellen errichtet und bezahlt werden müssen, ist das Vertrauen der Mitglieder zu den konsumgenossenschaftlichen Sparkassen ein Gesetz genossenschaftlicher Disziplin, das einfach nicht verlegt werden darf.
Noch hat kein Mitglied einen Pfennig von seinen Einlagen ver loren. Es besteht auch keine Gefahr, daß von den Einlagen eir Pfennig verloren gehen wird. Es ist auch kein Pfennig bedroht, wenn zuversicht und Vernunft die Mitglieder beherrschen und genossenschaftliche Disziplin geübt wird. Die Bedrohung der Einlagen kommt nicht von innen, d. h. von der Verwaltung, denn die Konsumgenossenschaft Berlin ist heute ferngesund. Diese Bedrohung kommt heute nur von außen, d. h. von der Unruhe unter den Mitgliedern selbst.
Aber ist es nicht beschämend, daß in so ernster Notzeit wie jetzt, wo die Inflation noch nicht ganz vergessen ist und jeder Mensch nach so vielen Bankzusammenbrüchen berechtigt ist, um seine Sparpfennige besorgt zu sein, wo aber im Verhältnis zur Privatwirtschaft gerade die
roten Konsumvereine" sich als besonders leistungsfähig erwiesen haben ist es nicht be= schämend, daß in solcher Lage gerade die tommunistische Opposition die Mitglieder nicht zur Ruhe kommen läßt? Daß die Kommunistische Partei auch noch an den Konsumgenossenschaften ihre Parteisuppe fochen will?
Es geht um vieles am 15. Januar. Die Mitglieder der Konfumvereine haben in der Politik gelernt, daß der Radikalismus fein Brot geben fann. Aber im Koufum wird von den kommu
foll jetzt mit einem scharfen Rapitalschnitt beendet werden. Durch Verzichte der Gläubiger, Obli= gationäre und Aktionäre entsteht insgesamt ein Buch gewinn von 20 Millionen Mart, der zur Deckung der Betriebsverluste und für Abschreibungen verwandt wird; die Bilanzsumme für 1931 betrug dagegen etwa 31,8 Millionen Mark!
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Die Quelle der Verluste bildete die Uebernahme und der Ausbau der Kostheimer Zellulosefabrik. Den Firmenwert dieses Unternehmens hatte man ein in Deutschland ungewöhnliches Verfahren mit 3 Millionen Mark aktiviert; er muß jetzt voll abgeschrieben werden. Außerdem müssen auf die Anlagen weitere 7,2 Millionen Mark Abschreibungen vorgenommen werden. Die Berlufttilgung erfordert insgesamt 10,7 Millionen Mart. Das Bergleichsverfahren die Gläubiger er hielten 30 Broz. ihrer Forderungen- brachte einen Buch gewinn von 5,1 Millionen Mark, der Rückkauf von Obligationen einen von 4,0 Millionen Mark. Die Kapitalzusammenlegung von 11,1 auf 0,8 Millionen Mark ergibt einen Buchgeminn von 10,2 Millionen Mark; die Stammaftien( 7 Millionen Mark) werden im Verhältnis 20 zu 1, die Vorzugsaktien im Verhältnis 8 zu 1 zufammengelegt.
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Das Kapital wurde zunächst auf 5,0 Millionen Mart wiedererhöht. Von Wichtigkeit ist, daß in Zukunft die Schweizer Finanzgruppe Thiel, die schon große Interessen in der deut schen Zellstoff- und Papierindustrie hat, den ausschlaggebenden Einfluß auf den Zellstoffverein haben wird. Die Thiel- Gruppe gibt einen Millionenbetrag als Warenkredit, der später durch eine weitere Aktienbeteiligung abgelöst merden wird. Danach wird die Thielgruppe über die Hälfte des Zellstoffverein- Rapitals befizen. Da die neuen Aktien fast ausschließlich Vorzugsaktien sind, haben die Stammattionäre nach Durchführung der Sanierung jeden Einfluß auf das Unternehmen verloren.
niffen, die fich zu wirtschaftlicher Berwaltung Enttäuschte Hoffnungen
überall als unfähig erwiesen haben, mehr in Gefahr gebracht, als nur politisches Porzellan. Konjumvereine find Wirtschaftsunternehmungen, bei denen die Erhaltung des Wirtschaftsvermögens über Leben und Iod entscheidet. Hier den radikalen Neigungen des Herzens ftatt den nüchternen Erwägungen des Berstandes zu folgen, ist lebensgefährlich. Darum muß der Parole Genoffenschaftsaufbau", gefolgt werden.
Zementkrieg im Westen
Außenseiter erzwingen scharfen Preisabbau
In Westdeutschland ist der Zementfrieg zwischen Kartellen und Außenseitern in vollem Gange. Bei den Verhandlungen zur Erneuerung des Westdeutschen Zementfynditats hatten sich drei große Außenseiterwerke, Brosenberg, Westfalen und Nordstern, zwar bereit erklärt, sich dem Syndikat anzuschließen, jedoch nur unter der Bedingung, daß die Außenseiter, Zementwerf Wittekind sowie das Zement- und Kalfwerk Gebr. Seibel, gleichfalls dem Syndikat beitreten.
Die Verhandlungen mit diesen beiden Außenseitern sind aber geplagt, weil diese, wie aus Kartellkreisen verlautet, angeblich unerfüllbare" Forderungen gestellt haben. Die beiden Werke sollen sich als Voraussetzung für ihren Eintritt ins Kartell die Garantie einer 100 prozentigen Ausnuzung ihrer Anlagen ausbedungen haben, was von dem Kartell rundweg abgelehnt wurde.
Die schroffe Ablehnung der Außenseiterforderungen wird von dem Kartell damit begründet, daß die Anlagen der Mitgliedswerke zur Zeit nur mit 10 Pro3. mit 10 Pro3.(!!) ihrer
Leistungsfähigkeit ausgenuht werden.
Diese Mitteilung wirft ein Schlaglicht auf die unhaltbaren Zustände, die infolge der Mo- nopolpolitik der Zementfartelle auf einem dem wichtigsten Baustoffmärkte in Deutschland Platz gegriffen haben. Neunzig Prozent der hochmodernen Betriebsanlagen bei den Syndikatsmerken der Zementindustrie, in die man in der Zeit der Hochkonjunktur einige hundert Millionen wahllos hineingesteckt hat, liegen still und verrosten. Die Zementfartelle aber denken nicht daran, freiwillig ihre überhöhten Preise abzubauen und damit den zerrütteten Baumarkt mieder zu beleben. Dieser Preiswucher der Kartelle aber bildet die Lebensgrundlage für das Hochkommen von Außenseitern, die mit Leichtig keit die Kartellpreise unterbieten und dennoch sehr gut auf ihre Rechnung kommen konnten.
Wie prächtig die Außenseiter im Schatten des Kartellmonopols gediehen, erhellt am deutlichsten die Forderung einer 100prozentigen Garantie der Anlagenausnugung, die nur daher resultieren
tann,
daß diese Werke im Gegensatz zu der kataffrophalen Betriebslage der Syndikatswerke voll beschäftigt find
und diesen Vorsprung nicht zugunsten des Kartellmonopols aufgeben wollen.
Jeßt, wo es um die Entscheidung geht, ob das Westdeutsche Syndikat seine Mitgliedswerke bei der Stange halten fann oder ob das Kartell
und damit auch das süddeutsche und norddeutsche Enndikat auffliegt, ist man auf einmal in der Lage, einen scharfen Preisabbau vorzunehmen.
Mit fofortiger Wirkung haben die drei Synditate den Ab- Werk- Preis um 25 Proz. herabgesetzt, um mit Hilfe dieser Kampfpreise die Außenfeiter abzuwürgen.
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Man muß sich bei dieser Maßnahme vergegenwärtigen, was sich bei den Kartellen aller Art und nicht zum wenigsten in den Kreisen der Zementsyndikate für ein Geschrei erhob, als die Regierung Brüning- viel zu bescheiden einen zwangsweisen Preisabbau von 10 Proz. durch Notverordnung verfügte. Wenn es aber darum geht, das Monopol zu verteidigen, kann man von heute auf morgen die Preise um 25 Proz. abbauen.
Die neuen Kampfpreise sollen zunächst bis zum 15. Februar in Geltung bleiben, denn die Kartellmagnaten hoffen, bis dahin die Rebellen klein bekommen zu haben.
Im Fall dies nicht gelingt, spitzt man sich auf ein Eingreifen des Reichswirtschaftsministeriums in der Linie eines zwangsweisen Anschlusses der widerspenstigen Außen
feiter.
Wenn im Reichswirtschaftsministerium eine der artige Maßnahme wirklich ermogen wird, so fann dagegen nicht scharf genug Stellung genommen werden. Ehe nicht die schweren Kapitalfehlleitungen und Krisenverluste der Syndikatswerfe durch Sanierungen bereinigt sind und die Preispolitik der Kartelle unter wirksame Kontrolle ge= stellt ist, wäre ein Zwangssyndikat gleichbedeutend mit einer Auslieferung der deutschen Bauwirtschaft an das Monopolkapital.
Wirtschaftsführung!
Die Sanierung des Zellstoffvereins
Ein Musterbeispiel deutscher ,, Wirtschaftsführung" ist die Pleite der Berein für 3ellstoff Industrie A.-G., Mainz , früher Berlin . Hier hat eine übermäßige Angliederungsund wahnmizige Baupolitik( unter Führung des Bankhauses Gebr. Arnhold) zu einem finanziellen Zusammenbruch geführt, der in der allgemeinen Entwicklung feine Entschuldigung findet.
Im Mai vorigen Jahres wurde das Bergleichsverfahren beantragt; die Sanierung
Berliner Handelskammer skeptisch
Die Hoffnungen auf eine Konjunkturbesserung, die sich an die leichte Belebung im Oftober knüpften und die offiziös so stark genährt wurden, haben sich nicht erfüllt. Nachdem die Chemnizer Handelskammer schon vor wenigen Tagen feftstellen mußte, daß von verstärkter Konjumnachfrage nach Textilien keine Rede sein könne, stellt der Bericht der Berliner Industrie- und Handelsfammer über die Wirtschaftslage im Dezember einen Rückschlag für alle Produktionszweige fest.
Wie der Ruhrkohlenabsag ist auch der Kohlenabfaz des mestoberschlesischen Reviers im Dezem ber gefunken. Arbeitstäglich wurden im Dezember 52 000( im Oftober 52 500, November 59 000) Tonnen abgesetzt. Der Rückgang bezieht sich nicht allein wegen des milden Wetters auf Hausbrandtohle, sondern auch auf Industriekohle.
In der für Berlin wichtigen elektrotechnischen Industrie war die Entwicklung be sonders enttäuschend. Die ,, günstige Weiterentwicklung der Oktoberbelebung ist nicht nur unter blieben, vielmehr haben im November von neuem die Aufträge wie auch die Anforderung nach Projeften nachgelassen" Man hofft aber, daß der bisherige Tiefpunkt nicht weiter unterschritten wird. Im legten Bierteljahr sind die Aus. landsaufträge besonders start zurüdge
gangen.
Das Baugewerbe ist im Dezember nahezu vollständig stillgelegt worden. Dementsprechend unbedeutend war der Zementabsaz. Für die holzbearbeitende Industrie ist gegenüber Oktober ein starker Rückschlag festzustellen.
Wieder Textilflaute
Die Einzelmeldungen über eine absintende Beschäftigung der Textilindustrie werden vom Arbeitsausschuß der Deutschen Baumwollspinnereiverbände bestätigt. In allen Bezirken des Reichs waren die Umsätze im Dezember gering. Vor allem war der Neueingang von Aufträgen geringer als in den Vormonaten, so daß bei den meisten Betrieben der Beschäftigungsgrad fant. Die Konkurrenz der durch das Valutadumping begünstigten englischen Spinnereien macht sich am Garnmarkt immer unangenehmer bemerkbar. Auch der Gesamtverband Deutscher Baum mollmebereien stellt für Dezember einen Rückschlag gegenüber den Vormonaten fest. Die Auftragsbestände hätten sich nicht mehr erhöht, so daß die neueingestellten Arbeiter teilweise wieder entlassen werden mußten. Das Weihnachts geschäft hatte erst menige Tage vor dem Fest zu höheren Umsätzen geführt. Die Ausfuhrmöglichteiten für Baumwollgewebe verschlechterten fich dauernd.
Berdreifachter Reingeminn bei Hinz und küfter. Die Kaffeehandelsfirma Hinz und Küster A.-G., die in Berlin und im Reich ein großes Filialnez unterhält, erzielte im Geschäftsjahr 1932/33 einen Betriebsgewinn von 2,97 Millionen Mart . Nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben sowie 830 000 Mart für Löhne und Ge hälter und 1,66 Millionen Mark für sonstige Aufwendungen( ein in seiner Höhe sehr unklarer Posten) wird ein Reingewinn von 75 525 gegen rund 23 630 Mark im Vorjahr ausgewiesen. Der Reingewinn hat sich somit trotz der Verschärfung der Krise ver dreifacht, wozu vermutlich der scharfe Preisverfall bei den Rohstoffen, denen die Fertigwarenpreise nicht ent. [ prechend gefolgt find, wesentlich be getragen hat.