ERSTE BEILAGE
Vorwärts
Vorsteherwahl im Rathaus
Johannes Haß mit großer Mehrheit wiedergewählt
Erste Sigung der Stadtverordneten im neuen Jahr. Auf der Tagesordnung steht als erster Punkt die Wahl des neuen Präfidiums, das nach der Geschäftsordnung des Stadtparlaments zu Beginn jeden Jahres neu zu wählen ist. Der bisherige Vorsteher, Genosse Johannes saß er steht seit neun Jahren auf diesem arbeitsreichen und verantwortungsvollen Posten
murde mit einer sehr starken Mehrheit bereits im ersten Wahlgang gewählt. Er fonnte 120 Stimmen auf sich vereinigen, 17 Stimmen mehr als die erforderliche absolute Mehrheit der anwesenden Stadtberordneten. Das Ergebnis der Wahl wurde von den Sozialdemokraten mit großer Befriedigung entgegengenommen. Als Stellvertreter wurden gewählt: Fabian( Dnat.), Dr. Caspari( Vp.) und Meyer( Staatsp.).
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Zu Beginn der Sizung schlug der Borsitzende der iozialdemokratischen Fraftion, Erich Flatau, für den Posten des Vorstehers wieder den Genossen Johannes Haß vor. Der Kommunist Bied perlas ein langes politisches Exposé, das von der Versammlung teils mit Unwillen, teils mit Heitertelt aufgenommen wurde. Pied erhob fchließlich für die Komunisten den Anspruch auf die alleinige Belegung des gesamten Vorstandes. Die Vorschläge selbst zu machen, überließ Pied feinem jungen Mann Wisnewsti. Der schlug feinen Fraktionsvorsitzenden Bied vor. Von den Nationalsozialisten murde Herr Dorsch nominiert. Im Gegensatz zu ihrer bisherigen Gepflogenheit stellten die Deutschnationalen feinen eigenen Kandidaten für den Vorsteher auf.
Haß wurde dann mit einer Mehrheit von 120 Sfimmen gegen den kommunisten Pied, der 49 Stimmen, und den Nazi Dorsch, der nur die 13 Stimmen seiner Fraktion erhielt, gewählt.
Genosse Haß beginnt damit das zehnte Jahr feiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Vorsteher der Stadtverordnetenversammlung. Er wurde im ganzen dreizehnmal von der Versammlung in das Amt des Vorstehers berufen; diese Zahl ergibt sich, menn man die Wahlen mit hinzurechnet, die sich anläßlich der Neuwahlen der Stadtverordnetenversammlung notwendig machten. Als Borfte herstellvertreter wurden dann noch die Stadtverordneten Fabian( Dnat.), Caspari ( D. Vv.) und Meyer( Staatsp.), der übrigens der Stadtverordnetenversammlung gerade fünfundzwanzig Jahre angehört, gewählt. Die Kommunisten hatten immer wieder ihren Fraktionsvorsigenden Pied vorgeschlagen.
Die Mitglieder des Ständigen Ausschusses wurden ohne Widerspruch in der bisherigen Befegung bestätigt, als Sigungstag für die Stadtver ordnetenversammlung wurde wieder der Donnerstag festgelegt.
Die Versammlung erledigte dann noch in rascher Folge die übrigen Tagesordnungspunkte. Darunter befand sich auch eine Anfrage der Kommu nisten wegen der Errichtung von 400 Woh= nungen, zu denen Zuschüsse aus Mitteln des allgemeinen Wohlfahrtsetats gegeben werden follten.
Stadtrat Czeminifi
antwortete, daß es sich um ein Bauvorhaben handele, zu dem bereits vor 1% Jahren die Stadtverordnetenverfommlung Zuschußmittel be reitgestellt habe. 4,5 Millionen von der ursprüng fich bewilligten Summe seien noch nicht ver braucht; sie sollten jetzt eingesetzt werden. Die Stadt übernimmt zur Finanzierung u a. auch selbstschuldnerische Bürgschaften. Die Entnahme von Mitteln des Wohlfahrtsetats stellt eine Ver waltungsmaßnahme dar, die nicht grundfähliche Bedeutung hot. Selbstverständlich werden die beanspruchten Mittel dem Wohlfahrtsetat in dem Augenblid wieder zugeführt, wo sie gebraucht werden.
Es ist beabsichtigt, 3000 Wohnungen zu bauen, so daß eine größere Anzahl erwerbsloser Bau- und Bauhilfsarbeiter selbstverständlich zu Tariflöhnen beschäftigt werden könnten. Es handelt fich um kleinwohnungen,
deren Miete zwischen 32 und 44 M. Schwankt. Damit mar die Anfrage erledigt, fleinere Vorlagen wurden ohne Beratung angenommen.
Dem Haushaltsausschuß überwiesen murde eine Borlage des Magistrats, die die Zu stimmung der Stadtverordneten zu der llebernahme einer selbstschuldnerischen Bürgschaft bis zur Höhe von 8 Millionen Marf für die Unter grundbahnbauten vorsieht. Dem gleichen Ausschuß wurde auch überwiesen die Vorlage wegen der Rückzahlung des non bem fommu nistischen Ruderverein Freiheit" in
Höhe von 75 000 M. bei der Butabbank aufgenommenen Darlehens. Es ist bezeichnend, daß gegen die lleberweisung dieser Vorlage an den Haushaltsausschuß allein die Kommunisten stimmten. Es wird ihnen nicht erspart bleiben, im Haushaltsausschuß sowohl mie später im Plenum
über die Verschwendung dieses aus Arbeiter groschen zusammengetragenen Kapitals durch den tommunistischen Ruderverein Rede und Antwort zu stehen.
In der kommenden Woche findet am Freitag,
FREITAG, 13. JAN. 1933
Die Einschulung erfolgt in den nächstgelegenen Volksschulen während der Sprechzeit der Reftoren. Der Impfschein ist unbedingt vorzulegen. Kinder, die eine weltliche Schule besuchen sollen, werden in die nächstgelegene meltliche Schule direkt eingeschult. Die Erziehungsberechtigten müssen dort die Erklärung abgeben, daß das Kind nicht am Religionsunterricht teilnehmen foll. Sozialisten! Republikaner! Eure Kinder gehören in die weltliche Schule.
um 17 Uhr, nur eine Sigung des Stadige Drei Falschmünzer verhaftet
meindeausschusses statt. Die Sitzung der Sozialdemokratischen Fraktion ist eine Stunde vor Beginn des Ausschusses.
Durch die Berufung zum unbefoldeten Si a dtrat in der Bezirksverwaltung Charlottenburg scheidet Genosse Simon Kazenstein aus der Stadtverordnetenfration aus. Sein Nachfolger ist Genoffe Wilhelm Midler. In der Char lottenburger Bezirksversammlung ist Kazensteins Nachfolger Genosse Judes.
Gefängnis für Hummel- Daubmann
Das Urteil gegen den ,, nationalen" Schwindler
Wie schon im Hauptblatt mitgeteilt, verurteilte das Gericht in Freiburg den falschen ,, letten Kriegsgefangenen" Sum mel alias Daubmann zu zwei Jahren sechs Monaten Gefängnis. Der Staatsanwalt hatte drei Jahre Zuchthaus beantragt.
Im weiteren Verlauf der Bernehmung des Angeklagten Hummel, der übrigens zur Zeit eine dreimonatige Reststrafe verbüßt, die er von einer anderhalbjährigen Gefängnisstrafe wegen Heirats. schwindels abzufigen hat, antwortete der Angeflagte langsam und bedächtig und bleibt seiner Technik treu, die den Eindrud ermeden mill, als ob er in die ganze Daubmann- Affäre von anderer Seite hineingestoßen morden sei.
So ließ sich noch nicht genau feststellen, mann Hummel eigentlich die Idee gefaßt hat, sich als der legte deutsche Kriegsgefangene Daubmann" auszugeben. Es kam ihm allerdings eine geradezu seltsame häufung von Zu-. fällen" zustatten.
Am Bahnhof Chiasso sprach ein Herr über die teuren Apfellinenpreise. Als ich ermiderte, daß die Drangen in Italien billiger feien, sagte er plöglich: Sie sind Daub mann." Ich dachte, es wäre ein Kriminalbeamter und befam Angst. Aber es war der Eisenbahnbeamte Schlageter aus Endingen . Das war mir nun erst recht peinlich, weil ich doch nicht gewußt habe, bei melchem Regiment Daubmann gedient hat. Aber als mich Schlageter dann fragte, ob ich nicht von der 3. Kompanie der 111er wäre, da wußte ich's.
Der Angeklagte führte weiter aus, wie er dann der Gefangene seines Schwindels geworden sei Schon in Luzern wurden ihm Blumen überreicht. In Basel haben ihn zwei Herren im Zylinder im Namen des badischen Kriegerverbandes begrüßt. Er wollte ,, austreten gehen und dabei entwischen, aber da sind die zwei Herren gleich mitgegangen". In einem von der Reichsbahn gestellten Abteil 1. Klasse fuhr Daubmann mit seinem Gefolge dann von Basel nach Freiburg weiter; auch ein legter Fluchtversuch auf dem Bahnhof Mülheim mißglüdte. Beim
Sowjetdampfer in Geenot Mit 200 Fahrgästen
Iofio, 12. Januar. Der 3650 Tonnen große sowjetrussische Dampfer „ Sachalin " ist mit einer Besatzung von 54 Mann und 200 Fahrgästen an Bord im Ochofstischen Meer in Seenot geraten. Das Schiff gilt als verloren. Der japanische Dampfer Sapoto Maru" fing am Donnerstag früh von der Sachalin" SOS- Rufe auf, die fofort an die Funkstation Hoffaido und andere Stationen weitergegeben wurden. Alle Bersuche, mit dem
Empfang in Freiburg murde er wieder ohnmächtig. Bei Hummels nächsten Worten wird es ganz still im Zuhörerraum: Als ich wieder zu mir fam, ist mir jemand um den Hals gefallen... Frau Daubmann. Bors.: Sie sind dann in das Daubmannsche Haus eingezogen, man hat Ihnen einen Fadelzug gebracht, und ganz Endingen war hell erleuchtet. Angefl: Jawohl, das hat gar fein Ende genommen. Borf.: Jetzt konnten Sie nicht mehr entwischen. AngerL: Nein. Am nächsten Tage wollte ich um fünf Uhr fliehen und stand leise aus dem Bett auf. Da waren aber meine Sachen weg. Frau Daubmann hatte sie weggeschlossen. Sie ist dann an mein Bett ge tommen und sagte, ich solle doch weiterschlafen... Es kam dann eingehend das Buch zur Erörte rung, das Major Bumiller herausgegeben hatte. Hummel bestreitet, entschieden, Renntnis von dies jent Buch gehabt zu haben und bezeichnet Bu miller als den alleinigen Verfasser. Schließlich kommt auch der Besuch Hummels bei dem Fürsten von Hohenzollern- Sigmaringen zur Sprache, bei dem Hummel den Hausorden von Hohenzollern mit Schwertern erhielt.
In der Nachmittagsverhandlung wurde die Zeugenvernehmung vorgenommen. Der Zeuge Schlageter, der frühere Rompagniefeldwebel des echten Daubmann schilderte, mie er den Heimgefehrten in Chiasso an der Grenze abgeholt habe, wobei der Angeklagte auf seine Frage, ob er Daubmann sei, zunächst geleugnet habe. Erst als der Zeuge ihm seinen Baß zeigte, habe er erklärt: Ja, ich bin es." Fragen nach seinen Regimentsfameraden habe er sich dadurch entzogen, daß er Weinfrämpfe marfierte. Dadurch etwas stuzig geworden, hat der Zeuge darauf zu ihm gesagt:„ Wenn etwas nicht in Ordnung ist, sage es mir lieber gleich. Ich werde dich als Kameraden trotzdem mitnehmen." Un der Identität Daubmanns selbst habe er dabei allerdings nicht gezweifelt.
Unter großer Spannung im Zuhörerraum wird dann der Bürgermeister von Endingen als Zeuge aufgerufen. Er betont, daß er von Anfang an der Sache nicht recht getraut habe. Seine Bedenken feien aber durch die andern beschwichtigt worden.
Sowjeldampfer funtentelegraphische Verbindung aufzunehmen, blieben vergebens. Es wird befürchtet, daß der Dampfer untergegangen iff. Das Meer von Ochofft ist ein Teil des Stillen Ozeans an der oftfibirischen Küste.
Die Einschulung beginnt
In diesem Jahre findet die Einschulung früher als sonst statt. Letter Termin ist der 31. Januar. Schulpflichtig werden alle reichsangehörigen und österreichischen Kinder, die in der Zeit vom 1. Juli 1926 bis 30. Juni 1927 geboren find.
Ueber 2000 falsche Zweimarkstücke beschlagnahmt
Am geftrigen Donnerstag wurde von der Falschgeldstelle eine neue Fälscherbande gesprengt. Die Verhafteten sind ein 35 Jahre alter Emil Birte aus Neukölln und seine beiden Gehilfen, ein 34 Jahre alter Paul Rüd und ein 36jähriger Hermann Höhl. Der Führer der Fälscher, die sich mit der Herstellung von 2- Mart- Stüden befaßten, ein 27 Jahre alter Jugenieur und Baufonstruffeur Hans Urban aus Halensee , ist mit einem Motorrad geflüchtet. Nach ihm ist eine große Fahndungsaffion eingeleitet worden.
Die Fälscher sind technisch vorgebildete Leute, die mit besonderer Raffiniertheit unter der Führung des Ingenieurs Urban an die Herstellung vor falschen 2- Mart- Stücken gingen. Die Anfänge des Falschmünzerei llegen bis in den Herbst 1931 zurüd. Die Bande hatte sich in der Prinzen allee im Norden Berlins in einem faff leer* stehenden Fabrikgebäude die erste Etage auf dem dritten Hof gemietet Sie fertigten überaus gute Falsifikate an, begannen aber erst viel später mit dem Absatz der Stücke. So war es gekommen, daß vor etwa zwei Wochen in Rönigsmusterhausen zwei Männer einen Kaufmann auffielen, die, als sie dort waren einkauften, mit falschen 2- Mark- Stüden bezahlten. Der Geschäftsmann ging nun den Männern nach und stellte fest. daß sie in anderen Geschäften das Manöver wiederholten und ließ einen, Birke, verhaften. Der andere, Urban, konnte mit seinem Auto ent tommen. In dem Verhör mit Birke bekam die Polizei die Namen feiner Komplicen Rüd und Höhl heraus. Weiter aber ermittelten die Beamten, daß die Fälscher eine Menge Geld ver graben hatten. Mehr als 2000 falsche 2 Marf Stüde hatten sie in brei große Konjerpenbüchsen getan und diese verlötet. Eine Büchse brachten sie hinaus in den Köpenider Wald und vergruben fie unter einer jungen Eiche in einer Schonung. Die beiden anderen Büchsen schleppten sie nach Stahnsdorf hinaus, um sie dort in der Nähe des Friedhofes im Wald unter Moos zu vergraben. Nachdem die Beamten dieses erfahren hatten, fuhren sie in Bolizeiautos hinaus und gruben den Schatz der Geldfälscher aus. Die Büchsen mit den Falsifikaten murden beschlagnahmt und zur Falschgeldstelle gebracht.
Bon Urban ist inzwischen bei der Kriminal polizei ein Brief eingetroffen, in dem Urban bittet, ihn nicht per Steckbrief oder etwa durch Zeitungsnotizen suchen zu lassen, da er sich selbst stellen werde. Das ist aber bisher noch nicht geschehen. Sein Verbleib ist noch unbekannt.
Mehrere Löschzüge der Feuerwehr waren in der Nacht zu Mittwoch auf dem Grundstück Müllerstraße 127 im Norden Berlins mit der Bekämpfung cines Großfeuers beschäftigt.
Auf dem Gelände befindet sich in einem etma 450 Quadratmeter großen Fachwerkbau die Holz bearbeitungsfabrik der Firma Sribbe. An den Play grenzt 2 aubengelände mit zahlreichen Wohnlauben. Kurz nach 1 Uhr wurden Siedler durch einen ungewöhnlich starken Feuerschein aus dem Schlaf aufgeschredt. Die Holzbearbei tingsfabrik stand in hellen Flammen, meterlange Flammen schlugen aus dem Dach hervor. Als die Feuerwehr unter Leitung des Oberbau rates 3ilius von der Wache Schillerpart mit vier Löschzugen an der Brandstelle erschien, gaſt es zunächst,
die benachbarten Wohnlauben zu schützen, die durch die starte Strahlenhige in ernste Gefahr geraten waren. Durch einen umfassenden Lösch angriff gelang es, das Feuer mit fünf Schlauch leitungen gegen 23 Uhr einzutreisen. Der Sachschaden ist sehr hoch. Die Entstehungsa ursache ist bisher noch unbekannt.
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