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ZWEITE BEILAGE

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Vorwärts

Zwei Lebende und ein Toter

Roman von Sigurd Christiansen  

Eine Art scheues Mitgefühl ergriff Berger. einen hören, aber trozdem muß auch dies er­Und er fragte: Also deshalb dieser heutige flärt werden." Abend?"

Rognos nickte. ,, Ja", antwortete er. ,, Und weil ich es nicht länger ertragen kann. An­fangs war es doch noch anders. Da dachte ich, wir gehörten zusammen, weil uns beide das felbe Schicksal getroffen hatte- wenn auch in ganz verschiedener Weise."- Er sah Berger forichend an. Ich will Sie nicht beleidigen."

Berger schüttelte hilflos den Kopf. Ich verstehe Sie. Und auch das andere versteje ich."

Rognos sah ihn unverwandt an. ,, Auch daz ich die Tat begehen konnte?"

Da aber wehrte Berger energisch ab. ,, Nein, nein!" rief er. ,, Sie sind doch ein ordentlicher und anständiger Mensch."

Wieder blickte Rognos zu Boden und in feinem Gesicht zudte s. ,, Das waren wir alle beide", sagte er. ,, Das ist ja gerade das Furchtbare."

Er sah plötzlich auf. ,, Nicht um uns zu ent­schuldigen", sagte er. Aber es ist allenfalls eine Erflärung."

Berger nidte furz, tranfhaft gespannt auf das Entscheidende. Und Rognos fuhr fort, äußerlich fühl und beherrscht, aber doch in tiefstem Aufruhr und unter innerstem Wider­streben:

,, Wir hatten zusammen spekuliert", sagte er. ,, Wir hatten uns früher hier in Oslo   fennen­gelernt, und nachdem ich weggezogen war, famen wir möchentlich mindestens einmal zu sammen. Wir spekulierten also, und wie

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die meisten andern verloren wir selbstver ständlich. Nicht nur was wir selbst besaßen verloren wir, auch andere schwebende Sum­men, die im Grunde niemand besaß, weil sie nie existiert hatten. Das Schlimme war: Wir perloren Geld, das andern gehörte. Wir hatten Raffen zu verwalten, ich bei der Bank und er in einem privaten Geschäft. Und nun fingen wir an, von der Kasse zu borgen, vor­fichtig und im fleinen, um wieder obenauf zu tommen. Am Ende aber saßen wir da mit einem Defizit von etwa zwanzigtausend Kronen. Da triegten wir es im Ernst mit der Angst. Wir pumpten, wo wir nur fonnten, und gaben das Spekulieren auf. Aber was half das? In jenem Herbst, als es geschah, hatten wir ein gemeinsames Defizit von zwölftausend Kronen, das wir ein und derselben Kasse entnommen hatte, nämlich der feinen, weil es ihm leichter fiel, das falsche Spiel zu verschleiern und eine Entdeckung zu vermeiden. So konnte das jedoch nicht weiter­gehen. Eines Tages mußte über uns und die unsrigen die Katastrophe hereinbrechen. Wir waren beide aus angesehener, leider aber un­bemittelter Familie. Je mehr sich das Jahr seinem Abschluß näherte, desto mehr wuchs unire Angst. Wir mußten darauf gefaßt sein, daß der Neujahrsabschluß uns entlarven werde. Gerichtsverfahren und Gefängnis

Wann war es?

FREITAG, 13. JAN. 1933

schienen unvermeidlich. Und nun können Sie vielleicht begreifen, warum wir diesen irr­sinnigen Ausweg wählten. Wir sahen keinen andern, und unsere moralische Urteils- und Widerstandskraft war das sehe ich jetzt vollkommen ein außer Funktion gesetzt. Auch sie war an der Angst erkrantt."

Er saß lange schweigend, ohne aufzusehen. In seinem Gesicht malte sich die Bitternis der Erinnerung.

Berger rückte unruhig auf seinem Stuhl hin und her.

,, Ja, aber das Postamt?" fragte er. Warum suchten Sie sich denn gerade das Poftamt aus?"

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Rognos zögerte ein wenig mit der Ant­wort.

,, Daran war eigentlich ein Zufall schuld", sagte er. Ein Zufall, der Ihnen lächerlich scheinen mag. Wir lasen nämlich in der Zeitung, in Kopenhagen   habe ein Mann, um sich Geld zum Heiraten zu verschaffen, eine Bostfiliale geplündert. Er war am hellichten Tage ohne weiteres mit dem Revolver in der Faust auf der Post erschienen und hatte das Personal gezwungen, ihm die Kasse auszu­liefern. Als er dies erreicht hatte, war er ganz ruhig seines Weges gegangen." ,, Er wurde aber doch entdeckt?"

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( Fortsetzung folgt.)

Zehn Jahre später es war die wichtigste Epoche der bakteriologischen Entdeckungen veröffent­lichte Emil von Behring   sein Diphterie­serum. Im Jahre 1895 wurde die Serumbehand

Nach einer kurzen Stille fragte Berger: Technische und wissenschaftliche Jubiläen im Jahre 1933 lung eingeführt und rettete 45000 Menfchen pro

,, Wer war der andre?"

Rognos schüttelte den Kopf.

,, Sie wollen mir das nicht sagen?"

Die Antwort war wieder ein Kopfschütteln. Da fragte Berger mit einer Stimme voll

banger Unruhe:

,, habe ich ihn gekannt?"

,, Nein, Sie haben ihn nur zweimal im Leben gesehen."

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,, Wann war das zweite Mal?"

Im Krankenhaus."

Im Krankenhaus?"

Rognos zögerte und sah dann auf., Ent­finnen Sie sich", fragte er, eines arg zuge richteten Radlers, der ins Krankenhaus ge­bracht wurde zum Baschen und Verbinden?" Berger dachte schnell nach.- ,, Ja, sagte er. Der war's?"

3a. Er mußte sich ja eine Erklärung berjchaffen für die Wunde, die Lüdersen ihm beigebracht hatte."

Berger ftarrte ihn einen Augenblick per­blüfft an. Das verstehe ich nicht", sagte er. ..Er hatte doch in der Tat ein zerschmettertes Rad?"

Rognos gab den Blick des anderen unruhig und nervös zurüd. Ja", antwortete er. ,, Aber er tat es absichtlich. Er stürzte mitten in der Stadt mit dem Rad, um Augenzeugen z11 haben." Erschüttert von der Erinnerung, wandte er sich und ging in seiner furchtbaren Erregung an das Fenster. Berger sah ihm von Grauen überwältigt nach.

,, Erzählen Sie weiter", bat er ,,, alles, alles."

Und Rognos antwortete, ohne seine rast­lose Wanderung zu unterbrechen: ,, Lassen Sie mich erst ein wenig zur Ruhe kommen. Das ist ja die Hölle.

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Und Berger wartete still und geduldig. Er fühlte sich wie gelähmt und hatte ein Gefühl, als wäre fein Körper mund, wie von einem heftigen Stoß oder Fall.

Das ist also das Wunder, worauf ich ge­martet habe, dachte er. Mein Gott, mein Gott menn du es doch wieder zurück­nehmen wolltest!

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5.

Allmählich beruhigte Rognos sich soweit, daß er weitersprechen fonnte. Er setzte sich auf seinen alten Play, den Tisch zwischen sich und Berger und den Kopf in die rechte Hand geſtützt.

Seine Stimme war jest wieder fest, fast hihl, aber er sah nicht auf.

Ich will ganz von vorn anfangen", sagte er. Der Anfang ist nämlich nicht der Ueber­fall selbst, sondern der Grund zum Ueberfall. Das, was uns dazu trieb. Ursprünglich waren wir nämlich, wie Sie sagten, ordentliche, an­ständige Menschen- Ich will mich nicht in Einzelheiten verlieren, die haben für Sie kein Interesse. Ich weiß, Sie wollen nur von dem

,, Wer die Entdeckung der Luftballone miterlebt hat, wird ein Zeugnis geben, welche Weltbeme­gung daraus entstand, welcher Anteil die Luft­schiffer begleitete, welche Sehnsucht in so viel taufend Gemütern hervordrang..." So begeistert schrieb Goethe über den Geburtstag der Luft­schiffahrt. Im Jahre 1783, also vor 150 Jahren, ließen die Papierfabrikanten Montgolfier thren mit Warmluft gefüllten Ballon auf dem Schloßhof zu Versailles   aufsteigen. Die ersten drei ,, Passagiere", ein Schaf, ein Hahn und eine Ente, famen wieder heil zu Boden, und von ihrem Mut angespornt, wagte sich vier Wochen später ein Herr de Rozier als erster Mensch in die Gondel. Noch im gleichen Jahre versuchte Pro­feffor Charles sich mit einem Wasserstoffballon in die Büfte zu erheben.

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Genau 120 Jahre später, alfo por 30 Jahren, war der Geburtstag des ersten Motorflugzeugs, mit dem die Gebrüder Wright in Amerika   star­teten. Ihr erster Flug dauerte nur 12 Sefunden, aber bei dem vierten Versuch legten sie schon eine Strede von 260 Meter zurüd. Ihr Motor mit Jeinen 16 PS mar ein 3merg gegen die modernen Maschinen. Jahrelang hatten die beiden zu kämp jen, bevor man sie ernst nahm. Noch im Jahre 1905, mo sie bereits die größten Erfolge erzielten, ging man soweit, fie in Umprägung des Wortes ,, die fliegenden Brüder" die, lügenden Brüder" zu nennen. Der Prophet gilt weder im eigenen Land noch für die eigene Zeit.., allerdings nur in der Technik und Wissenschaft, nicht immer in der Politik.

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Und was war vor 100 Jahren? Nicht weniger als der Geburtstag des ersten Telegraphen nach dem Prinzip des Fernschreibers von Sauß und Weber. Ihre Drähte zogen sie vom Phy­sikalischen Institut zu Göttingen   teilweise über die Dächer hinweg nach dem Observatorium der Sternwarte. Gauß   erkannte sofort die Be­deutung dieser Versuche und schrieb an den Astro­nomen Olbers  :... Ich bin überzeugt, daß unter Anwendung von hinlänglich starken Drähten auf diese Weise auf einen Schlag von Göttingen  nach Hannover   oder von Hannover   nach Bremen  telegraphiert werden könnte." Vier Jahre später wurde die erste Telegraphenleitung zwischen München   und Bogenhausen   angelegt.

M.

Fast 70 Jahre nach den Versuchen von Gauß und Weber sollte es dauern, bis das erste ge= funtte Wort durch die Atmosphäre des Erd­balls rief. Im Dezember des Jahres 1902 jaß Marconi   in seiner Holzhütte neben dem Sende­mast und schickte jede Nacht seine drei Punkte, den Buchstaben ,, S", über den Atlantik. Am 18. De­zember traf bei Marconi   das Kabelwort Yellow­time" ein, das verabredete Wort, wenn das ,, S" drüben angekommen war. Im Jahre 1903, vor 30 Jahren, trat bereits die erste internationale Konferenz für Funkenteiegraphie zusammen und im gleichen Jahre wurden die neuesten Welt­ereignisse dem Dampfer Mineapolis" gefunft, um

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mit der erst en Bordzeitung" die Fahr­gäfte zu erfreuen.

A propos Zeitung. Im Jahre 1863, also vor 70 Jahren, erhielt der Amerikaner William Bullod ein Patent auf die erste brauchbare Rotations presse zum Buchdruck auf end­Loses Papier. Die ,, New York Sun" war die erste Zeitung, die auf diese Weise hergestellt wurde, also aus Papierrollen hervorging, nach dem gleichen Brinzip wie heute.

Jene erste Presse konnte zwar in der Stunde 16 Kilometer Papier   beiderseitig bedruden, aber neben unseren modernen Rotationspressen mar fie noch recht primitiv. Vor allem fehlte es an einer schnelltrocknenden Druckerschwärze. Während Bullod an den Berbesserungen seiner Maschine arbeitete. erfaßte ihn ein Riemen, und bei diesem Unglüdsfall wurde er ein tragisches Opfer feines Berufes.

Vor Bullocks Erfindung konnte die schnellste Zehnzylinderpreffe 10 000 vollständige Zeitungen in der Stunde ausdruden, heute gibt es Ma­schinen, die 100 000 Stüd einer 64 Seiten starten Zeitung in derselben Zeit fig und fertig dem lese. hungrigen Publikum liefern.

Bor 50 Jahren, im Jahre 1883, entdeckte Robert Koch  , der Begründer der modernen Bakteriologie, den Kommabazillus der Cholera, jenen furchtbaren Feind der Menschheit, der von 1831 bis 1892 Europa   heimsuchte. In Berlin  , wo die Seuche 1831 am heftigsten mütete, fiel ihr unter anderen der Philosoph Hegel zum Opfer.

Bilderbücher für Erwachsene

Wer kennte sie nicht, und, so er fie fennt, mer schäßte sie nicht, die Wanderungen durch die Mart Brandenburg", an denen Theodor Fontane   nahezu 40 Jahre lang ge­arbeitet hat, um von seiner geliebten Heimat zu reden, die er geographisch und historisch durch­forscht hatte wie faum ein anderer. In seiner schlichten fernigen Art, in einfacher, eindringlicher, plastischer Sprache erzählt er von Dörfern und Städten, Kirchen und Klöstern, Herrensizzen und Denkmälern in anmutiger Berquickung des Land­schaftlichen und Geschichtlichen  . Sagen aus der Wendenzeit stehen neben reizvollen Schilderungen des Spreewaldes etwa, des Scharmützel, Schers mügel, zermügelfees und vieler anderer; Tegel  gibt Gelegenheit, sich der Humboldts zu erinnern, Ruppin   und Rheinsberg  , des zweiten Friedrich zu gebenken. Mag auch unser Interesse an den Hohen zollern und den lesebuchreifen Episoden ihres Erdenwandels recht gering geworden sein, Fon tanes Buch enthält immer noch eine Fülle des Wissenswerten und Anregenden für jeden, der an blauen Sommertagen sich in des Heiligen Römi­schen Reiches tiefernüberschatteter Streusandbüchse zu ergehen wünscht. Dem Atlantis- Berlag, Berlin  ,

Jahr in Deutschland   das Leben.

Ein 50jähriges Jubiläum feiert in diesem Jahr die Elektronentheorie von H. A. Lo reng, die die Grundlagen der modernen Atom= theorie schuf.

Ein für die Technik und besonders für die Gegenwart wichtiges Datum ist die Konstruktion des Dieselmotors vor 40 Jahren. Der Mün­chener Ingenieur Diesel durfte den Triumph feiner Erfindung nicht mehr erleben: er ertrant 1913 auf der Ueberfahrt von Antwerpen   nach Harwich   Kurz vor seinem Tode sezte er seinen Motor in eine Lokomotive- und 20 Jahre später raste ein mit Dieselmotor angetriebener Eisen­bahnzug von Berlin   nach Hamburg  .

Zum Schluß noch ein Blid auf die 20jährigen Jubiläen. Im Jahre 1913 erschien von Einstein Die Grundlage der allgemeinen Relativitäts­theorie", eine Schrift, die mit Spott aufgenommen wurde, aber bald unser ganzes Weltbild aus den Angeln hob und die alte Physit wie ein Karten­haus umwarf. Als Einstein zehn Jahre später seine Vorträge hielt, wurde er von deutschen   Stu­denten mit Gelächter und Beschimpfungen emp fangen....

Im Jahre 1913, entdeckte der Engländer Mo= selen die Röntgenspettroffopie, fein Landsmann Bragg untersuchte im gleichen Jahr als erster die Kristallstruktur mittels Röntgen­strahlen und Niels Bohr   schuf die wichtigsten Grundlagen für die Atomtheorie, indem er mit Hilfe von Plands Quantentheorie die Bahnen und Geschwindigkeiten der Elektronen um den Kern berechnete.

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gebührt das Verdienst, die wertvollsten der fünf Bände umfassenden Brandenburgischen Bande­rungen" ausgemählt und in einem Band als Volksausgabe zum Preise von 3,75 Mart heraus­gebracht zu haben. Nicht weniger als 125 Tief= druckbilder, durchweg Meisterwerke moderner Licht bildkunst, die zum größten Teil von Hürli mann stammen, schmücken das Werk und reden eindringlicher noch als die Verse des alten Fontane von der stillen verhaltenen Schönheit der geliebten Landschaft an der Havel  .

Ein anderes Bilderbuch für Erwachsene heißt 3 mischen Südsee und Eismeer( Hesse u. Becker in Leipzig  ), weniger klassisch freilich: Bernhard Schneider hat vier Jad- London  Terte zusammengestellt, Kurzgeschichten und geeig nete Kapitel aus größeren Werfen. Und hat fie zum Teil sehr reizvoll bebildert. Segelschiffe in fernen Ozeanen, Traumstädte. Eis- und Tropen meere  , Südseeinseln und Südseeinsulanerinnen find mirtfame Staffage für all die Abenteuer zwischen beiden Bolen, nach denen sich die braven Europäer brennend sehnen um schließlich doch nur in die Traumfabriken zu spazieren und Ihre Sehnsucht von der Paramount  , der Ufa oder Forfüm preis mert befriedigen zu lassen. Woher denn auch die Bilder dieses Buches größtenteils stammen.

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Tag und Nacht- Winter wie Sommer­ein Hautpflege- Mittel: Creme Mouson!