Einzelbild herunterladen
 

entscheidet die Tatsache, daß an dem gegen wärtigen Zustand praktisch nichts geändert wäre, wenn die Zahl der allgemeinen Orts­frankenkassen von 18 auf 9 verringert würde. Das Hin und Herschieben der Versicherten von einer Rasse zur anderen, der Unterschied in den Beiträgen und Leistungen, der Ar­beitsplatz im Norden und die Wohnung im Süden Berlins würden bleiben. Ein Arbeit­geber, der in allen Bezirken Filialen seines Betriebes unterhält, müßte nach wie vor seine Angestellten und Arbeiter in 9 verschiedenen Ortstrantenfassen versichern!

Für die anderen Kaffenarten muß ge­fordert werden, daß die Neuerrichtung von Betriebs und Innungsfranken­tassen unterbunden wird. Die Anträge bei den Versicherungsämtern auf Errichtung von Innungsfrankenkassen, aber ganz beson ders von Betriebsfranfenfassen, häufen sich geradezu ungeheuerlich. Der Verband zur Wahrung von Interessen der Betriebs­frankenkassen" ergreift sogar hierzu die Initiative, indem er eine großzügige Propa­ganda zur Errichtung von Betriebskranken­fassen einleitet, die er in Gemeinschaft mit den Arbeitgeberverbänden durchführen will. Es muß leider festgestellt werden, daß auch Versicherungspflichtige einzelner Betriebe solchen Bestrebungen Vorschub leisten. Wie sehr sie dabei den in der Arbeiterschaft wurzelnden Solidaritätsgedanken vermissen lassen und sich ins eigene Fleisch schneiden, tommt ihnen nicht zum Bewußtsein. Auch nicht, daß die teilweise niedrigeren Beiträge und in einzelnen Fällen gewährten kleinen Vorteile gegenüber der Allgemeinen Orts­frankenkasse sich nur daraus erklären, daß die Risiken bei der letzteren viel größer sind. Die Betriebskrankenkassen können ihre Risiken herabmindern durch ständige Kon­trolle des Krankheitsstandes der Belegschaft, sie können danach Einstellung und Entlassung regeln. Das können die Ortsfrankenkassen nicht. Die Tendenz zur Errichtung von Be­triebskrankenkassen bedeutet aber auch die Ausschaltung des Einflusses der wirtschaft­lichen Organisationen der Versicherten, also der Gewerkschaften, bei der Interessenwahr nehmung in der Krankenversicherung .

Es ist dringend notwendig, daß die Stellen, die es angeht, sich recht bald mit diesen Fragen beschäftigen und zu einer befriedigen­den Lösung fommen. Viel Zeit ist nicht zu nerlieren, meil mit dem 30. Juni d. J. die Mandate in den Organen der Sozialversiche rung ablaufen. Es wäre wünschenswert, daß Neuwahlen schon auf neuer Grundlage vor genommen werden könnten. Würden die vor­gebrachten Borschläge Beachtung und Berüd­sichtigung finden, so würde das schon ein be grüßenswerter Fortschritt sein auf dem Wege zur Bereinheitlichung des Kran enfaffenmesens in Berlin .

Der Tod im Sumpf

Reventlow gegen Hitler und Röhm

Im Reichsmart" vom 7. Januar hatte Graf Repentlow geschrieben, daß die Behauptung, Hitler habe sich mit Papen getroffen, für Hitler beleidigend sei. Nachdem sich diese ,, be­leidigende" Behauptung als wahr erwiesen, tommt Reventlom in der neuesten Nummer feines Blattes auf den Fall in folgender Form zurüd:

Daß eine Unterhaltung zwischen Adolf Hitler und dem Herrn von Papen stattgefunden hat, fann unsere neulichen Ausführungen der Deffent lichkeit gegenüber nur unterstreichen; daß jede Beeinflussung der nationalsozialistischen Bewegung durch die Parteien der Rechten und die Repräsentanten bes Rapi­talismus dem Nationalsozialismus unmög lich machen würde, seine Grundidee: den natio nalen Sozialismus in Deutschland zur Durch führung zu bringen, ja seine Verwirklichung auch nur in Angriff zu nehmen.

In einem anderen Aufsatz desselben Blattes fann man dann folgende Säge lesen, die eigent lich für die ganze nationalsozialistische Bewegung das Todesurteil bedeuten:

Der Radikalismus des Wortes, der sich an hochgeschraubten Phrasen be= rauscht, schlägt deutschem Empfinden ins Ge sicht und wird von jedem natürlich Denkenden als Stilwidrigkeit, als Radau abgelehnt.

Vorbild war für uns Deutsche immer nur der Führer, der schlicht und ohne Bhrase handelte, nicht der, der schöne, phrasengeschwollene Reden hielt.

Es ist leider in Deutschland so, daß der Wortheld einen großen Teil unseres politischen Lebens beherrscht.

In der Situation, in der sich Deutschland heute befindet, ist Wortradikalismus nicht nur unproduktiv und undeutsch, sondern auch in höchstem Maße gefährlich.

An einer anderen Stelle des Blattes liest man: Der Homosexualismus ist eine tödliche, stinkende eft, ist geistiger, feelischer, sitt. ficher und physischer Boltstod. Die national

Raubmordserie der SA.

Feststellungen über die Stettiner Mörder und Bombenwerfer.- Neue Bluttat in Jena

Stettin , 13. Januar.

Die Juftizpreffeftelle teilt folgendes mit: Die Vocantersuchung wegen des Sprengstoff­attentates auf das Berlagsgebäude des Boltsbaten" hat den dringenden Ber­dacht ergeben, daß folgende Angehörige der SA. in Statin: der Dreher Gustav Duchateau vom Sturm 24, der Schlosser und Maschinen­bauer Ulrich Brauns. Truppführer vom Sturm 1, der Bauarbeiter Hermann & öhler, Scharführer vom Sturm 24, der Reisende Reinhold von kalben von der Motor- Su., die Täter, und der Schlosser Konrad Kühn, Führer des Sturms 21/22, jowie der Maschinenfchloffer Wilhelm Leuschner , Führer der Standarte 2, die An­stifter gewesen find.

Duchateau, Brauns, Köhler und von Kalben befinden sich in Untersuchungshaft, Kühn und Leuschner halten sich seit einiger Zeit verborgen. Gegen sie ist Haftbefehl und Sted­brief erlassen worden. Die durch das Gesetz über Straffreiheit vom 20. Dezember 1932 gewährte Amnestie hindert strafgerichtliche Nachprüfung, ob etwa nach dem Attentat den Tätern Beistand ge­leistet worden ist, um sie der Strafverfolgung zu entziehen.

Duchateau, Brauns und Köhler sind auch an dem Raubüberfall auf den Guts­pächter Steinide auf Gut Streithof beteiligt.

Mit dieser trodenen amtlichen Feststellung sino die krampfhaften Versuche der Nationalsozialisten, die Raubmörder und Bombenattentäter aus ihren Reihen abzuleugnen, vollkommen widerlegt!

Raubmord in Jena

Die Täter zwei SA.- Leute

-

Weimar , 13. Januar. Die seit dem 23. November 1932 vermiste Ehefrau Weijenborn aus Jena ist in der

Toten Saale als Ceiche gefunden worden. Die Tote war in einen Sad gebunden und in den Fluß versenft worden. Die Läter find 3 mei SA.- Leute

Bon der vermißten Frau Weisenborn ging seit ihrem Verschwinden das Gerücht, sie sei nach Gotha gefahren, um dort ihr Kind und ihre Er­sparnisse von 5000 M. bei Verwandten unterzu­bringen. Vor einigen Tagen wurden nun in Jena der 40 Jahre alter Arbeiter Hahn und der 25jährige Arbeiter Boeffler in Haft genommen. Beide standen im Verdacht, an der Bermißten ein Verbrechen verübt zu haben. Hahn hatte mit der Vermißten ein Verhältnis. Loeffler, der Freund von Hahn, hatte sich dadurch verdächtig gemacht, daß er an einem Abend über 300 m. in einer Wirtschaft verausgabt hatte, die er von Hahn erhalten haben will. Inzwischen wurde ferner festgestellt, daß das Reisegepäd der Weisen. born nach Weimar aufgegeben worden war und dort auch angekommen ist. Zwei Postkarten, die in Jena bei Berwandten der Weisenborn antamen, sind, um ein Lebenszeichen der Weisenborn vorzu­täuschen, von den Verhafteten geschrieben worden. Der verhaftete Arbeiter Loeffler hat nach einem Bericht der Weimarer Bolizeidirettion be reits ein Geständnis abgelegt. Danach ist Frau Weisenborn von den beiden Verhafteten bereits am Tage des Verschwindens an der Toten Saale in der Nähe von Jena erwürgt, in einen Sack gesteckt und dann versenkt worden. Den Tätern tam es darauf an, sich in den Besitz der von Frau Weisenborn mitgenommenen 5000 M. zu setzen. Die Leiche der Frau Weisenborn ist an der von Loeffler angegebenen Stelle bereits ge= funden worden.

Das sozialdmokratische Bolt" in Jena meldet, daß der in Weimar erscheinende Nationalsozialist" von dem ersten Polizeibericht über die Verhaftung der beiden Arbeiter nur zögernd und mit Ber­spätung Notiz genommen hat. Der Grund dafür sei wohl darin zu suchen, daß die beiden Ber­brecher noch vor kurzem in der Uniform des Dritten Reichs einherspaziert seien. Einer soll

Japans Angst vor Wirtschaftsboykott

ESTUD

mednaged

später ausgeschlossen worden sein und vergeblich Zuflucht bei den Kommunisten gesucht haben.

Hittlers SS. bewaffnet Waffenbeschlagnahme in Kassel

Eigener Bericht des ,, Vorwärts"

Kaffel, 13. Januar. In Kaisel überraschte die Kriminalpolizei zu einem Appell angetretene S.- Ceute mit einer Durchsuchung. Die Polizei fand vier Pistolen mit je acht Schuß Munition im Ladeffreifen und einem Schuß im Pistolenlauf, eine Scheintodpistole, ein feststehendes Messer, Stahlruten, Ochsenziemer und eine Schachtel mit Pistolenmunition. Außerdem fielen der Polizei 20 Gummifnüppel in die Hände, die noch gebündelt waren.

Die Polizei wurde von opponierenden SS. Ceuten zum Schutz gegen ihre Kame­raden alarmiert.

Er hat sich erwischen lassen Kaffel, 13. Januar. Der seinerzeit in die Kaffeler Waffendieb. stahlsaffäre bei der Schutzpolizei vermidelte SS. - Standartenführer und nationalsozialistische Landtagsabgeordnete Berne ist nach einer Mitteilung der nationalsozialistischen ,, Hessi­schen Volkswacht" wegen Nichtbefolgung von ihm erteilten Befehlen aus den Listen der SS. gestrichen worden.

Der Osaf erklärt

Hitler erläßt eine Erflärung, nach der alles, mas in den letzten Tagen über ihn mitgeteilt worden sei, nicht wahr wäre: die Geldklemme seiner Partei, die Beziehungen zu westdeutschen Industriellen, Bemühungen um Schwedenkredite, Handel mit Schleicher alles nicht wahr.

Es fehlt noch ein weniges: es gibt keinen Papen, teine Industriellen, es gibt überhaupt feinen Hitler!

Weise würden den Kommunisten in jedem Jahr eine Million aus öffentlichen Mitteln zufließen. biras hier bas Stahlhelmblatt anflagen läßt, ist

Angekündigter Vorstoß auf der Tagung der internationalen Handelskammern Gegenstand intereffanter Erwägungen" in allen

Zofio, 13. Januar.

Die japanische Breffe polemistert gegen bie Stel lungnahme des öfferbundes, ber bie langjährige antijapanische und Revolutionspolitit Chinas fp. wie die chaotischen Verhältnisse des chinesischen Staatswesens nicht berücksichtige. Der Völkerbund fönne weder den Frieden im Fernen Osten noch den der Welt sichern, solange er night erkenne, daß China der eigentliche Unruheherd sei. Die Nachricht aus Beting, daß eine 20- mil­innen 1152 Dollar Anleihe Ame. rifas an China zustande gekommen sei, die für militärische Zwede bestimmt sei, verstärte noch den Widerstand, den man hier gegen die Beteili gung Dritter bet japanisch- chinesischen Berhand. lungen habe.

F

Die japanischen Wirtschaftsver bände haben beschlossen, auf der im Juni in Wien stattfindenden Tagung der Internationalen Handelskammer einen Profest gegen Wirt schaftsbontott zu erheben. Es soll der Tagung ein Borschlag unterbreitet werden, wonach alle Staaten vor der Anwendung des Boykotts

sozialistische Bewegung bedankt sich für eine derartige Elite" der Fäulnis, Perversität und Degeneration, die vielmehr schon im Reim rücksichtslos auszubrennen wäre, mo fie fich zeigte.

Ueberschrieben ist der Aufsatz: Der Tod im Sumpf". Das wird die Ueberschrift des Ka­pitels der deutschen Geschichte werben, das vom Untergang der Hitler - Bewegung handelt!

Entspannung in Paris

Eigener Bericht des Vorwärts" Paris , 13. Januar.

In parlamentarischen Kreisen hegt man neuer­dings die Hoffnung, daß ein Konflitt mit der Regierung megen der Finanzpläne doch noch zu vermeiden fein wird.

Die Verhandlungen zwischen der Regierung und den Beamtengewertschaften find nicht unterbrochen, wie es die Beamtenverbände ankündigten, sondern auch am Freitag fortgesett worden. Der französische Ministerpräsident er­flärte Pressevertretern gegenüber, daß die Regie­rung nach wie por bestrebt sei, mit den Beamtengewerkschaften zu einer Berständi gung zu gelangen.

ausländischer Maren gewarnt merben, der ein hinterhältiges unfaires Rampfmittel fei und lebiglich ben Ramen Arieg" umgehe.

Ueber unfaire Rampfmittel" fann man mit Japanern um jo meniger diskutieren, als ihr Ber­treter in Genf selber betont hat, daß die japanische Mentalität grundperschieden von der euro­päischen sei. Offenbar ist es für Japaner feine ,, unfaire Kampfesmeise", wenn man tagelang eine wehrlose 3ivilbe pölferung mit Luft bomben und Artilleriegeschossen belegt, wie dies im vergangenen Jahre in Shanghai geschehen und erst neuerdings in Schanhaitwan wiederholt worden ist.

Mit Interesse tann man dagegen zur Kenntnis nehmen, daß die japanischen Imperialisten große Angst vor dem Wirtschaftsbontott haben. Diese Feststellung wäre ein Grund mehr, im Sinne der sozialdemokratischen Interpellation endlich zu handeln.

Spiel mit dem Feuer

Stahlhelm fordert KPD. - Verbot

Das Berliner Stahlhelmorgan Kreuz- Zeitung " erklärt, es sei nicht unmöglich, daß es über furg oder lang zu einem Berbot der Rom = munistischen Partei fomme, wenn die kommunistische Führung nicht ungesäumt dafür forge, daß die kommunistische Propaganda zu Ge­malttätigteiten gegen den Staat und Anders dentende aufhöre. Es sei aber zweifelhaft, ob die KPD. dazu überhaupt noch in der Lage sei. Das Stahlhelmorgan befürwortet für den Fall eines Berbots auch die 2öschung" der Mandate zum Reichstag und den Länder­parlamenten. Diese Pragis sei auch in anderen Staaten durchgeführt worden, in erster Linie in Rußland selbst, wo neben der offiziellen Kommu­nistischen Partei fein anderer Parteiangehöriger in den Sowjets geduldet würde. Außerbem dürfe nicht übersehen werden, daß die fommunistische Reichstagsfraktion monatlich für ihre 100 Abge­oroneten nicht weniger als 60 000 Mark an Reichstagsdiäten beziehe. Von diesen Diäten müßten die Abgeordneten die Hälfte an ihre Ben trale abliefern, so daß praktisch das Reich den kommunistischen Werbefonds monatlich mit 30 000 Mart speise. Dazu kämen ähnliche Summen aus Länder und Gemeindeparlamenten. Auf diese

Kreifen der Realtion. Daß die KPD. durch ihr ,, revolutionäres" Bramarbasieren den Realtip­nären ständig Baffer auf die Mühlen treibt, ift befannt. Aber der Stahlhelm hätte doch wohl zu nächst Anlaß, vor der eigenen Tür und vor den Türen seiner Nachbarn zu fehren. Daß die Ge­malttaten der Nazis und ihre Förderung durch die ,, anständige" Gesellschaft nicht unwesent lich zum Wachstum der kommunistischen Gewalt= famfeiten beigetragen haben, ist sicher auch in Stahlhelmfteisen nicht unbekannt.

"

GA. gegen Straßer- Leute Saalschlacht im ,, Nationalhof"

Gestern abend wurden die Anhänger der Schwarzen Front ", die im Nationalhof" in der Bülowstraße mit Otto Straßer als Redner eine Bersammlung einberufen hatten, 200 S. Leuten besucht". Es dauerte nicht lange und die schönste Reilerei zwischen den feindlichen Brüdern war im Gange.

Bereits um 20 Uhr war der Saal im ,, National hof", der etwa 500 bis 600 Personen faßt, poll­befeßt. le fich bald herausstellte, hatten fich rund 200 2.- Beute eingefunden, die sich ft affel­meise im Saal verteilt hatten. Gleich nachdem der Bersammlungsleiter Brinkmann Die Bersammlung eröffnet hatte, fam es zu unglaublichen Tumult und Rabau. 13enen. Die S.- Leute randalierten und ent fesselten einen fürchterlichen Krach. Bergeblich versuchten die Leute der Schwarzen Front " Ruhe zu schaffen. Als schließlich die SA. zum tät lichen Angriff auf die Straßer- Beute über­ging, griff bie Polizei energisch ein. Nur mit Mühe tonnten die Schupsbeamten bie Rrateeler mit dem Gummitnüppet aus dem Saal herausbringen.

"

Bei dem Handgemenge erlitten mehrere Bers jammlungsteilnehmer und S.- Leute Kopf­verlegungen. Um 20.30 Uhr waren( ämt­liche SA. Randalisten auf die Straße befördert, so daß die Bersammlung fort. gelegt werden konnte. Bor dem Bersammlungs. fofal tam es noch zu Ansammlungen von Hitler Anhängern, die aber schnell, auseinandergebracht merden konnten.

Unfall eines Abgeordneten. In der Bittoria straße wurde in den gestrigen späten Abenb stunden der 50jährige Reichstagsabgeordnete Loibl, der zur Fraktion der Bayerischen Boltspartei gehört, von einem uto über. fahren und schwer verletzt. Er fand in einem Sanatorium Aufnahme.