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Morgen- Ausgabe

Nr. 25 A 13 50. Jahrg.

Rebattion and Berlags Berlin SW 68, Lindenstr. 3 Fermiprecher? Amt Dönhoff 292 bis 297 Telegrammabreffe: Sozialbemotrat Berits

Vorwärts

BERLINER

VOLKSBLATT

SONNTAG

15. Januar 1933

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Jn Groß Berlin 15 Pf. Auswärts....... 20 Pf. Bezugsbebingungen und Anzeigenpreise fiebe am Schlug bes rebuttionellen Seils

Bentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands

Der Hochschulffandal von Breslau Lüge an Gräbern

Wie der Breslauer Hochschulsenat die Meinungsfreiheit auffaẞt

Eigener Bericht des Vorwärts"

Breslau , 14. Januar. Wie die Universitätspressestelle mitteilt, nahm der weitere Senat der Universität Breslau m feiner Sizung am Sonnabend nachmittag folgende Entschließung an:

,, Der weitere Senat nimmt den Bericht des Rektors und die Ausführungen des Herrn Pro­fessors Dr. Cohn, daß Reftor und Senat sich in jeder Weise bemüht haben, die Lehrfreiheit zu schüßen, zur Kenninis. Er nimmt weiter zur Kenntnis, daß der Senat mit seiner Erklärung vom 23. Dezember nur zum Ausdruck gebracht hat, daß durch das Hervortreten des Professors Dr. Cohn in der Frage des Asylrechts für Tropki die Lage sich so verschärft hatte, daß der Senat den weiteren Schutz für die Person des Pro­fessors Dr. Cohn sowie für die Ruhe und Ord­nung in der Universität nicht mehr glaubt gewährleisten zu können.

Der weitere Senat nimmt mit Befriedigung davon Notiz, daß Rektor und Senat in ihrer Erklärung vom 23. Dezember für unbe= dingte Aufrechterhaltung der Lehr­freiheit eintreten und auch die politische Mei­mungsfreiheit des Hochschullehrers nicht haben be einträchtigen wollen.

Der weitere Senat ist sich andererseits mit Herrn Professor Dr. Cohn darin einig, daß das akade­mische Amt eines Professors nicht nur Rechte verleiht, sondern ihn auch dazu verpflich tet, bei seinen Handlungen stets auf das Wohl seiner Universität Bedacht zu nehmen. Nach den inzwischen befannt gewordenen Zusicherungen des

Unterrichtsministeriums und nach den Erflärungen des Professors Dr. Cohn ist für den weiteren Senat die Angelegenheit erlebigt.

Von der Studentenschaft erwartet der weitere Senat die unbedingte Aufrechterhal tung der akademischen Disziplin und die Einsicht, daß jede Störung der Ordnung das Ansehen unserer Alma mater schädigt und die Durchführung ihrer besonderen Aufgabe erschwert.

Ein Aufruf an die Studenten Ferner beschloß der weitere Senat einen Auf­ruf an die Studenten, in dem es heißt:

,, Wir müssen in solcher Notzeit mehr als je die leiseste Rechtsverlegung unserer Mitglieder zurüd­weisen und die innere Gerechtigkeit trotz aller Meinungsverschiedenheiten festhalten."

Professor Cohn erklärt

Die Erklärung von Prof. Dr. Cohn, auf die in der Entschließung des weiteren Senats Bezug genommen wird, hat folgenden Wortlaut:

,, Ich habe, als ich die Zeitungsanfrage vorgelegt erhielt, in der Eile des Augenblicks geglaubt, daß ich diese Anfrage durch eine die Entschei dung offenlassende Antwort besser als durch eine Verweigerung der Antwort er­lebigen könne. Darin habe ich leider geirrt. Auch war es eine Fahrlässigkeit, daß ich von der Anfrage nicht den Stellen der Universität Kenntnis gegeben habe, die mir bis dahin mit Rat und Tat zur Seite gestanden hatten. Es ist mir eine schmerzliche Empfindung, daß auf diese Weise der Anschein mangelnder Dankbarkeit und

China wehrt sich

mangelnden Tattes hat entstehen können, während ich gerade umgekehrt mich Rettor und Senat zu aufrichtigem Dant verpflichtet gefühlt habe. Ich bedauere es lebhaft, daß durch mein Berhalten der Eindrud entstehen konnte, als schlüge ich die Pflichten, die das einzelne Glied der Gesamtheit gegenüber hat, gering an, vor allem aber auch, daß nun die Schwierigkeiten für die Universität vermehrt worden sind und der Senat sich vor eine verschärfte Lage gestellt sieht. Ich habe die Gesamtlage dieser Hoch­schule in der gegenwärtigen Situation wür. digen gelernt und darf diese Angelegenheit benutzen, um im Kreise der Kollegen mit Offen­heit auszusprechen, daß diese Kenntnis mich bei allen meinen Schritten fünftig leiten wird."

Weder der Breslauer Senat noch Profeffor Cohn legen mit dieser Erledigung der Ange legenheit Ehre ein! Professor Cohn wird zwar seine Vorlesungen fortsetzen, aber seine Erklärung ist eine Entschuldigung, daß er es gewagt hat, von der Meinungsfreiheit Gebrauch zu machen- sei es auch nur, um zu sagen, daß er keine Mei­nung hat!

Professoren, die vor dem reaktionären Kurs mie Dor dem Geheul des hakenkreuzlerischen Hochschul mobs tuschen, die nicht magen, mit Entschiedenheit Meinungs- und Lehrfreiheit zu vertreten, sind wahrhaftig feine Vertreter akademischer Freiheit und freier Wissenschaft. Sie sind lediglich Beamte in einem reaktionären System!

hat jetzt zu einem bemerkenswert scharfen Appell des Ratspräsidenten an die Regierung von Beru geführt. Der Ratspräsident

Genossen, Maschinengewehre gegen gleiches Wahlrecht, das ist eine schlechte Parole! Rosa Luremburg.

Je weniger die Gegenwart Anlaß bietet, bei den kommunistischen Arbeitern den Haß gegen die Sozialdemokratische Partei wach zuhalten, desto eifriger sind die kommunisti­ schen Führer darauf bedacht, aus der Ber­gangenheit das dazu geeignet erscheinende Material herbeizuschleppen. Dazu kommt ihnen die Erinnerung an den unglücklichen Januaraufstand von 1919 gerade recht. Aber auch sie muß mit allen mög­lichen Geschichtslügen ausgeputzt werden, um für den edlen Zweck brauchbar zu werden.

Wenn es eine geschichtliche Tatsache gibt, über die die Akten längst geschlossen sind, so ist es die, daß der Spartakusauf­st and vom Winter 1918 bis 1919 ein sinn­Unternehmen war. Dieser Aufstand richtete loses, für die Arbeiterklasse höchst schädliches sich gegen die Arbeiterlasse selbst, die in ihrer erdrückenden Mehr heit die vom Spartakusbund propagierte Diktatur ablehnte und sich ihrer jahr zehntelangen politischen Ueberlieferung treu zur Demokratie bekannte.

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Das ist die erste geschichtliche Tatsache, die niemand ableugnen fann. Die zweite geschichtliche Tatsache ist, daß die Sozial­demokratie mit allen Mitteln Frieden und Verständigung mit der spartakistischen Minderheit suchte, diese aber den bewaff neten Aufstand gegen die Mehrheit mollte und herbeiführte. Sie entfesselte einen blutigen Kampf zwischen Arbeitern und Ar­beitern, der auf beiden Seiten zahlreiche Opfer forderte. So wurde, um nur eines zu nennen, der sozialdemokratische Kriegs­minister Neuring ein Mann aus der Arbeiterklasse in Dresden aus seinem Amtsgebäude herausgeholt, in die Elbe ge­

Gegenangriffe gebieten Japan halt!- Regierung der Landesverteidigung? gibt darin ber bestimmten Erwartung Ausdrud, worfen und mit Schüssen getötet. Wer spricht

Am gleichen Tage, da China dem Völkerbund feine Ankündigung an die Großmächte mitgeteilt hat, fich gegen den japanischen Friedensbruch und Landraub zu mehren, werden großangelegte über­raschende Gegenangriffe chinesischer Truppen auf die Rückverbindungen und Stützpunkte der Ja­paner gemeldet, die jetzt schon die Provinz Jehol heimsuchen. 30 000 chinesische Freischarler unter Führung des Generals Fengtschanhei und Truppen unter General Tangyulin sollen die Japaner zum Haltmachen gezwungen haben.

Wenn das japanische Oberkommando die Offen. fivbewegung der chinesischen Truppen bestätigt, jo natürlich nur, um später daraus die Notwendig feit" japanischer Verstärkungen und neuer Angriffe auf China zu schließen!

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Der Zusammenfassung aller Kräfte zur Ab­wehr dient der Vorschlag von Sunfo, des Vor­fizenden des Gesetzgebungsamtes, auf Bildung einer Regierung der Landesvertei

Schleichers Gespräche

Erörterungen

über eine Regierungsumbildung Die Befpredungen Schleichers mit den Partei­führern der Rechten und des Zentrums werden am Montag fortgefeßt mit einer Unterredung amischen Schleicher und Raas, dem Führer des Zentrums.

Am Sonnabend hat eine Unterredung zwischen Hindenburg und Hugenberg stattgefunden..

Das Ziel der Besprechungen ist offensichtlich eine

digung mit Ischiangtaischer an der Spize.

Eine Washingtoner Erklärung Eine offiziöse Washingtoner Er Plärung stellt in Aussicht, daß ein Eingreifen zum Schutz amerikanischer Interessen erforderlich würde, wenn die Japaner über Tientsin hinaus gegen Peiping ( früher Peking ) marschierten. Bis jezt hat Japan sich durch derartige Eventual anfündigungen ebensowenig beirren lassen wie durch Proteste im nachhinein. So hat der bri tische Botschafter in Tokio dieser Tage Bor stellungen wegen der Interessen seines Landes an der chinesischen Ostbahn, woran englisches Kapital beteiligt ist, und somit auch an ihrem Endpunkt Shanhaifwan erhoben. Nachher fonnte die Tofioter Presse mitteilen, man habe diese Vor­stellungen bedauert, denn- Japan müsse boch seine, viel größeren Interessen verteidigen!

Umbildung der Regierung Schleicher. Die Absicht, Gregor Straßer in die Regierung aufzu nehmen, wird amtlich nicht bestritten, man erklärt, daß alle Eventualitäten noch offen stehen und teinerlei Entschließung gefaßt worden sei.

Kolumbien im Recht Genfer Mahnung nur an Peru Genf , 14. Januar. Der Streit zwischen Rolumbien und Beru über bie Stadt Beticia am oberen Amazonenstrom

daß Peru als Mitglied des Bölkerbundes, das noch bis vor kurzem dem Völkerbundsrat ange­hört habe, sich aller Handlungen enthalten werde, die nicht auf das strengste mit der Völkerbunds jagung übereinstimmen. Das Telegramm nimmt bezug auf die Darstellung, die Kolumbien be­züglich des Streitfalles gegeben hat. Es ist in Bölkerbundskreisen aufgefallen, daß der Rats­präsident davon abgesehen hat, eine gleich scharfe Mahnung an Rolumbien zu richten.

Mörder in Freiheit!

Die Justiz von Breslau Eigener Bericht des Vormärts" Breslau , 14. Januar.

Die Oberstaatsanwaltschaft Breslau hat gegen die Haftentlassung des SA- Mör­ders krawczyk, der vor etwa einer Woche den Breslauer Jungarbeiter Hanisch erstochen hat, Beschwerde erhoben. Wie die Justizpressestelle mit­teilt, hat die Straffammer Breslau die Be­schwerde zurüdgewiefen.

Coolidges Testament besteht nur aus 75 Worten. Er hat es noch als Präsident der USA . geschrieben und darin seine Frau als Alleinerbin eingesetzt.

Wählt Liste

noch von ihm?

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In Berlindas ist die dritte geschicht­liche Tatsache hatten die Spartakisten das Zeitungsviertel mit Bewaffneten besezt. In Berhandlungen, die mit ihnen geführt wurden, erklärten sie sich bereit, alle Zei tungsgebäude freizugeben mur den ,, Borwärts" nicht. Jezt erst kam es zum Einsatz von Truppen, der rasch zur vollstän digen Niederlage der Aufständischen führte. Dabei und danach lam es zu Scheußlich feiten, wie sie bei einem Bürgerkrieg leider niemals ausbleiben. Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg wurden als wehrlose Gefangene von einer verrohten Soldatesta ermordet. Daß diese scheußliche Tat die schärfste Berurteilung verdient, ist von Sozialdemokraten nie bestritten worden. Einen Sozialdemokraten, der die Ermordung wehrloser Gefangener für erlaubt hält, hat es niemals gegeben und wird es niemals geben, weil eine solche Tat zur ganzen Dent­weise der Sozialdemokratie im schärfsten Widerspruch steht.

Aber vielleicht trägt die Sozialdemokratie an dem tragischen Ende Karl Liebknechts und Rosa Luxemburgs politisch die Schuld, vielleicht war der Spartakusbund politisch im Recht? Die Antwort auf diese Frage gibt eine vierte geschichtliche Tat­sache, und dies ist die entscheidende Tatsache,

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