Wie lange noch Erwägungen?
Eine Frage an den Reichsarbeitsminister
Die Neuregelung der Arbeitslosenhilfe gehört zu den dringlichsten sozialpolitischen Fragen, deren Lösung von der Regierung nicht noch weiter auf die lange Bank geschoben werden fann. Rirgends hat das Papen- Regiment übler gewirtschaftet als auf dem Gebiet der Arbeitsfofenversorgung. In seiner Programmrede im Rundfunk hat der Reichskanzler die Beseitigung der Härten der Notverordnung vom 14 Juni ange fündigt. Bis jetzt fand das Kabinett Schleicher noch keine Zeit, sich mit der Neuordnung der Arbeitslosenbetreuung zu befassen.
Allerhand Pläne werden natürlich bei den zu ständigen Stellen erwogen. Man spricht von Re formplänen der Gemeinden zur Schaffung einer ,, Reichsarbeitslosenhilfe" unter fommunaler Obhut, von der Auflockerung" der Arbeitslosenversicherung durch Herausnahme bestimmter Berufsgruppen wie der Hausangestellten, der Saisonarbeiter und der Landarbeiter, von Angestelltenersagtassen und ähnlich unerfreulichen Dingen.
Die Regierung Schleicher hat einen Arbeitsminister. der in der Arbeitslosenfrage hervor ragender Fachmann ist. Dr. Syrup hat in all den Dingen, die zu dem großen Gebiet der Arbeitslosenbetreuung gehören, ein eigenes Urteil.
Warum geht er nicht endlich daran, in den Schutthaufen, den Herr Papen hinterlassen hat, wieder einige Ordnung zu bringen
und der nußlosen Quälerei der Arbeitslosen mie der Arbeitsamtsangestellten ein Ende zu machen?
Die Beratungen der Regierungsvertre ter über die Resolution zum Abschluß der Vier zigstunden Arbeitswoche Debatte find auch am Montag nicht weitergekommen. leber den zur Beratung stehenden Tegt läßt sich zur Zeit nur sagen, daß er die Bierzigstundenwoche als geeignetes Mittel zur Ber minderung der Arbeitslosigkeit bezeichnen, für die Erhaltung des Lebensstandards der Arbeiter eintreten und den Uebergang zur Einzelberatung vorschlagen wird. ob
In der Konferenz selbst ließ Polen erklären, an einer Konvention teilzunehmen, wenn sie international und befristet auf die Krise sei. Holland will sich erst entscheiden, nachdem durch die technischen Beratungen das ganze Problem geklärt jei. Der französische Unternehmervertreter Lambert- Ribot erklärte, mehr als 50 Proz. der Arbeiterschaft müßten von der Verkürzung wegen ihrer Spezialarbeiten(!) ausgenommen merden. Man tönne nicht uniformieren. Arbeitszeitperfürzung mit Lohnaus. gleich erschwere die Kapitalbildung und das Sparen. Aus dem Unternehmergewinn fönne die Verteuerung nicht bezahlt werden, denn der betrage rund etwa 5 Broz. auf die Summe aller Löhne, und mit allen Lasten zusammen werde die Berteuerung gut 15 bis 20 Proz. betragen. Im ganzen ständen sich über die Bierzigstundenwoche Unternehmer und Arbeiter schroff gegenüber. England fei dagegen, andere Regierungen juchten zu vermitteln. Hier aber müsse Farbe bekannt werden; man fönne nur für oder gegen eine Konpention sein.
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Quälerei? Die Dinge liegen in Wirklichkeit noch schlimmer. Eigentlich müßte man von einer böswilligen und staatsfemdlichen Quälerei sprechen. Man kann annehmen, daß der Reichsarbeitsminister als Präsident der Reichsanstalt das Monstrum von Fragebogen, den heute ein Arbeitsloser in dreifacher Ausfertigung ausfüllen muß, nicht selbst verfaßt hat. Aber er hat ihn doch sicherlich gelesen. Der Arbeitslose, der auf eine der Fragen eine falsche Auskunft gibt, muß ge= wärtig sein, daß ihm die Unterstügung gesperrt ja, daß er den Gerichten ausgeliefert wird. Und doch wird es nur wenig Menschen geben, die diesen Fragebogen wirklich wahrheitsgemäß ausfüllen können. Der Reichsarbeitsminister würde sicher in die größte Verlegenheit tommen, wenn er selbst den Versuch machen wollte, so einen Fragebogen, gewissermaßen zu seinem Privatvergnügen auszufüllen.
Und dann die Hilfsbedürftigkeitsprüfung!
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Der Reichsarbeitsminister hat an seinen Vorgänger unter dem 27. Oftober 1932 ein ebenso umfangreiches wie vernichtendes Gutachten über die Hilfsbedürftigkeitsprüfung erstattet. Dr. Syrup hat gemiß nicht dieses Gutachten vergessen. Es ist auch ihm klar, daß aus diesem Gutachten Konsequenzen gezogen werden müssen. Dr. Syrup ist heute nicht mehr nur ein Beamter, der ministerielle Verfügungen zur Ausführung erhält. Er ist selbst der politisch verantwort liche Minister wenn auch nur Fachminister, der diese Verfügungen zu erlassen hat.
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legte Gruppenversammlung, in der die Neu wahl der Gruppenleitung vorzunehmen war. Die Kommunisten und mit der KPD . Sympathifierenden, die zum Einheitsverband nicht hinübergewechselt haben, waren nicht einmal in der Lage, eine vollständige Gegenliste zur Neuwahl der Gruppenleitung einzureichen. Sie hatten sogar nicht einmal den Mut, gegen die bisherige ,, reformistische" Gruppenleitung zu stimmen, so daß diese einstimmig wiedergewählt wurde. Von der ganzen Opposition" ist nur noch eine Wurstsuppe übrig. Die Feststellung einstimmiger Wiederwahl wurde von der Versammlung mit Heiterfeit quittiert.
Wertmeisterappell
Arbeitsbeschaffung/ Planwirtschaft
Der Bezirk Brandenburg des Deutschen Wertmeisterverbandes hatte seine Mitglieder zu Sonntagvormittag nach dem Berliner Konzerthaus Clou" gerufen, um sie für den Kampf mobil zu machen, der zur Wiedergewinnung der verlorenen Positionen aufgenommen werden muß. Dem Rufe ihrer Organisation waren die Werkmeister so zahlreich gefolgt, daß es schmierig war, sie alle in dem mehrere tausend Personen fassenden Raum unterzubringen.
Im Mittelpunkt der imposanten Kundgebung stand ein Vortrag des Verbandsvorsitzenden Genossen Busch mann. Der Referent gab ein= leitend einen Ueberblid über die Geschehnisse seit dem historischen 20. Juli des vorigen Jahres, an dem sich die Reaktion demaskierte. Das Kabinett Schleicher hat erst sehr menig von den Trümmern meggeräumt, die auf dem Papenschen Experimentierfeld geblieben sind.
Trotz der Zersegung in der NSDAP . hat die Arbeiter und Angestelltenschaft alle Ursache, machsam zu sein, denn noch ist die Reaktion nicht geschlagen. Vor allem müssen die Gewerkschaften nicht nur intakt gehalten, sondern noch gestärkt werden. Die Arbeitslosenver= sicherung muß wieder zu einer wirklichen Versicherung werden. In der Angestellten= versicherung müssen die durch nichts begründeten Leistungsverringerungen und sonstigen Berschlechterungen wieder rüdgängig gemacht
Lemmer Deutschland begann mit der Frage, wie lange Europa noch warten solle auf diese Konferenz für die Lösung der Tagesfragen. Die Erfahrung in Deutschland habe gezeigt, daß die Arbeitszeitverkürzung für die Angestellten nur die Einkommen, aber nicht die Arbeit oder die Arbeitslosigkeit vermindert habe. Für die Angestellten müßte in einem Bierzigstundenabkommen eine sehr strenge Kontrolle gegen jede Ueberstunde eingefügt werden. werden. Kreil Deutschland( Arbeiterbeifizer) bewies, daß die technische Umstellung feine Schwierigkeiten machen könne. Bor allem werde die Landwirtschaft von der größeren KaufPraft der Arbeiterschaft profitieren.
RGD.- Wurstsuppe
In der Gruppe Wurst und Konserven fabriten innerhalb der Berliner Drisver waltung des Verbandes der Nahrungsmittel- und Getränkearbeiter spielte vor nicht sehr langer Zeit noch die Opposition" eine große Rolle. Die Fähigkeit" dieser Opposition" äußerte fich jedoch nur darin, unter den Mitgliedern der Gruppe den Haß gegen die Gewerkschaftsleitung zu schüren und es schließlich zur Spaltung der Organisation und zur Gründung des fommunisti fchen Einheitsverbandes der Fleischer und Berufsgenossen zu treiben. Dieser Einheite ver band" führt allerdings ein sehr zurüdgezogenes Leben.
Durch die Spaltung der Organisation ist den Wurst und Konfervenarbeitern ein so gründlicher Anschauungsunterricht erteilt worden, daß an ein Aufkommen der ,, Oppofition" nicht mehr zu benfen ift. Das zeigte wieder mit aller Deutlichkeit die
Die Wertmeister sind besonders hart getroffen worden durch die Erschütterung der der Grundlagen Wanderversicherung. Auch hier ist die Forderung nach Wiederherstellung des alten Zustandes anzumelden. Für die Unfall und Krantenversicherung gilt dasselbe.
Im Arbeits- und Tarifvertragsrecht ist ebenfalls manche Position verlorengegangen, die es wiederzuholen gilt. Der Umgebung des Kündi gungsschußgefezes durch den Abschluß fogenannter Rettenverträge muß gleichfalls der schärffte Kampf der Gewerkschaften angesagt werden. Neben diesen sozialpolitischen For derungen stehen natürlich die, die auf einen Um bau der Wirtschaft abzielen. Mit allem Rachdrud muß im Augenblick die öffentliche Arbeitsbeschaffung verlangt werden. Der Redner schloß mit dem Appell, weiter treu zur freien Gewerkschaftsbewegung zu stehen, die sich gerade in den letzten sturmbewegten Monaten als starkes Kraftzentrum gezeigt hat, mit dem die Gegner der vorwärtsstrebenden Arbeiterschaft doch mehr rechnen müssen, als sie zu Beginn der Reaktionsperiode geglaubt haben. Eine im Sinne der Darlegungen des Referenten gefaßte Entschließung wurde einstimmig angenommen. Die gewaltige Kundgebung wurde wirkungsvoll umrahmt durch Darbietungen des WertmeisterMännerchors.
Und deshalb müssen wir an ihn die Frage stellen, ob er noch heute wie am 27. Oktober des vergangenen Jahres das Gutachten an den Arbeitsminister mit seiner Unterschrift deckt.
In den Schlußfolgerungen dieses Gutachtens heißt es, daß die Hilfsbedürftigkeitsprüfung durch die großen und mittleren Gemeinden
,, eine gerechte und gleichmäßige Behandlung der Arbeitslosen unmöglich macht“. Zu derselben Feststellung kommt das Gutachter gegenüber den fleineren Gemeinden. Und die Nuzzanwendung dieser Feststellungen lautet, man solle die Hilfsbedürftigkeitsprüfung etwa entsprechend der Regelung in der früheren Verordnung über die Krisenfürsorge" wieder den Arbeitsämtern übertragen.
General v. Schleicher hat den früheren Präsi= denten der Reichsanstalt doch wohl kaum deshalb zum Reichsarbeitsminister ernannt, damit er Papens Scherbenhausen sorgsam behütet. Diese Ernennung ist doch wohl erfolgt in der Annahme, Dr. Syrup sei der Mann, um schnell und sachfundig aufzuräumen.
Der Scherbenhaufen der Papenherrschaft muß verschwinden. Die Verbitterung der Arbeitslosen verträgt keine neue Verschleppung. Die Neuorgani sation der Arbeitslosenhilfe ist überfällig: Ausdehnung des Versicherungsanspruchs ohne Bedürftigkeitsprüfung. Aufbau einer Reichsarbeitslosenfürsorge aus Krisenfürsorge und Wohlfahrtsfürsorge, und zwar bei der Reichsanstalt. Beseitigung der Hilfsbedürftigkeitsprüfung. Wie lange sollen die Arbeitslosen noch marten?
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ähnliche Zustände gemeldet. Besonders schlimm ist es um die Behandlung der Arbeiterflagen bei dem Bezirksrat der Sowjetgewerkschaften in Roftom am Don, der Hauptstadt des Nordfaukasus, bestellt. Aus Charfow berichtet der Arbeiter Kosjmin, daß mehrere Arbeiter dort Bezugsscheine auf Maßschuhe erhalten haben. Die Arbeiter können indessen auf diese Bezugsheine hin feine Schuhe erhalten. Wenn die Arbeiter die Geduld verlieren, so wird ihnen erklärt, fie fönnten zwar Schuhe bestellen, doch würden sie die Schuhe erst im April 1933 erhalten.
Maffenklagen gegen BVG.
Bisher wurden im Zusammenhang mit den Entlassungen während des Berliner Verkehrsstreifs insgesamt 2414 Klagen gegen die Berliner Berkehrsgesellschaft anhängig gemacht. Davon sind erledigt durch Klagerüdnahme 1244, also rund die Hälfte, durch Vergleich 95, durch Endurteil 193, auf andere Weise 104, unerledigt bisher 778 Klagen. Es ergingen Urteile auf Abweifung der Klage in 166, auf Berurteilung der BVG. in 27 Fällen. Berufung wurde in vier Fällen eingelegt. Gegen den Betriebsrat der BVG. schweben 127 Schadenersazklagen!
Die Aussperrung durchgeführt
Die Weigerung der Siegerländer Metallarbeiter, zu den von den Unternehmern diftierten Hungerlöhnen zu arbeiten, hat am Montag in vielen Betrieben zur Aussperrung geführt. Die großen Werke liegen aljo still. Ausgesperrt sind die Belegschaften des Geismeiler Eisenwertes mit 700 Mann, des Eisener Walzwertes in Siegen mit etwa 1300 Mann, des Walzwerkes der Friedrichshütte in Wehbach mit 400 Mann, des Wissener Weißblechwerkes mit 2200 Mann, der Firma Bertram in Siegen mit
Kein Interesse für Mißstände
Der Trud"( Nr. 2 nom 2. Januar 1933) be= richtet, daß die Klagen und Beschwerden der Arbeiter des Eisen- und Stahlwerts ,, Stalin " in Kusnezt( Uralgebiet) nicht be rüdfichtigt werden. Bei einer Prüfung konnte im Betriebsrat der Fabrik nur eine einzige Klage entdeckt werden. Dies bedeutet, daß der Betriebsrat die Klagen völlig unberücksichtigt läßt und vielfach sogar nicht annimmt.
Der Arbeiter der Fabrik De mischin schreibt dem Trud", daß der Betriebsrat der Fabrit sich für Arbeiterflagen überhaupt nicht intereffiert und diese Klagen nicht einmal registriert. Im Herbst haben Arbeiter der Fabrik bei der Einbringung der Gemüseernte in der E- müsewirtschaft Bongur" insgesamt 28 000 Arbeitstage gearbeitet. Eine Nachprüfung ergab, daß von den 300 in Frage kommenden Arbeitern nur einige wenige Arbeiter Gemüse erhielten, während alle Gemüse erhalten sollten. Die Arbeiter, Angestellten, Ingenieure und Techniker flagen immer mieder, machen sachliche Verbesserungsvorschläge und so weiter, ihre Klagen und Briefe bleiben indessen in den Schubfächern der Be= triebsräte und der Betriebsleitungen, somie der Gewerkschaftsorganisationen steden. Auch aus dem Nordkautasus merden
Belegschaften von 30 bis 100 Mann. Im Weißblechwerk Wissen erschienen am Montag 100 bis 120 Mann zur Arbeit, mit denen eine Walzenstraße in Betrieb genommen werden konnte, während sonst 18 Walzenstraßen arbeiten.
RGD. durchgerutscht
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Die Betriebsrätemahl bei den Wer fen der Stadt Halle 2. G. hat den Kom= munisten eine unerwartet schwere Nieder lage gebracht. Die RGO. hatte ihre Agitation in größtem Umfang betrieben und erhebliche Aufwendungen für Propagandamaterial gemacht. Troz aller Anstrengungen und trotz schmutzigster persönlicher Verleumdungen gegen Funktionäre der freien Gewerkschaften gelang es den Kommunisten nicht einmal, im Elektrizitätswerk und bei den Bergwerksbetrieben fommunistische Listen zustande zu bringen. Bei der Straßenbahn erhielten die freien Gemertschaften 607 Stimmen und 8 Mandate; auf die KPD.Liste entfielen 58 Stimmen. Die APD bleibt damit mie bisher ohne Vertretung im Betriebsrat. Die Nazis erhielten 72 Stimmen und mit tnapper Not ein Mandat. Im Gas- und Wasser= mer? entfielen auf die freien Gewerkschaften mieder 6 Mandate, auf die KPD. 1 Mandat. Unternehmer
Berlin
Was man dem Pflegepersonal zumutet
Vom Gesamtverband wird uns geschrieben: Seit dem 30. September 1932 sind die Krankenschwestern und pfleger der Berliner Pflegeanstalten ohne Tarifvertrag. Die mehrfachen Bemühungen der Sektion Gesundheitswesen des Gesamtverbandes, zu einem Vertragsabschluß zu kommen, haben nun endlich dazu ge= führt, daß der Kommunale Arbeitgeberverband Berlin einen Vertragsentwurf übersandt hat. Dieser Entwurf übertrifft alles bisher Dagewesene. Die Monatslöhne des Pflegepersonals betragen zur Zeit durchschnittlich 120 m. Nach Abzug der Beiträge für Sozialversicherung ufm. bleiben 106 M. Es gibt aber auch einige Angestellte, die 90 m. monatlich erhalten und davon ihren Haushalt bestreiten und ihre Familien unterhalten sollen. Wie man mit diesen Hungerlöhnen fich und seine Familie nähren, bekleiden usw. soll, ist ein Geheimnis der hohen Bürokratie, die diese Sorgen nicht hat.
Man sollte meinen, daß mit diesen unerträglich niedrigen Monatsbezügen der Sparsamkeitsfimmel der Hauptprüfungsstelle der Stadt Berlin seine Grenzen gefunden hat. Der neue Bertragsentwurf fordert aber die Möglichkeit der Arbeitszeitverkürzung und die entsprechende Herab se zung der Monatsverdienste. Außer dem wird Dienstwohnung und Befösti= gung gefordert, die natürlich in Anrechnung tommen sollen. Daß damit allen Schikanen Tür und Tor geöffnet ist, sollte aus früherer Zeit be tannt sein.
Das Pflegepersonal ist nicht gewillt, derartige Arbeitsbedingungen auf sich zu nehmen. Diese Bestimmung lehnt sich eng an die Gesinde ordnung der Vortriegszeit an Sie ist auch nicht durchführbar, weil einfach nicht genügend Unstoliswohnungen zur Verfügung stehen. Auch
die Beköftigung, die angeboten wird, fordert besondere Kritik heraus, da bekannt ist, daß Anstaltsleiter sich darum streiten, ob sie den täglichen Beföstigungssatz von 56 M. auf 49 M. ermäßigen können! Es kommt noch hinzu, daß dieser einzigeine artige Vertragsentwurf monatliche Laufzeit vorsieht. Plant man noch weitere Berschlechterungen?
Wir fordern die gleiche Bezahlung für be amtetes und angestelltes Pflegepersonal. Es ist heute so, daß bei gleicher Dienstleistung die beamteten geprüften Krankenpflegepersonen nach der Gruppe 6a bezahlt werden, die Angestellten in den ersten fünf Jahren bei der Stadt Berlin aber in der nächstniedrigen Bergütungsgruppe eingereiht sind. Es kommt dann noch hinzu, daß be sonders qualifizierte Arbeiten, zum Beispiel die der Operationspfleger, fünftig ebenso bezahlt werden follen wie die Arbeiten des sonstigen Pflegepersonals.
Außerdem besteht die Absicht, mindestens 20 Proz ungeprüftes Pflegepersonal in den Heil und Pflegeanstalten zu beschäftigen. Die hier beabsichtigten Ersparnisse werden wieder wettgemacht durch vermehrtes Auftreten von Unfällen. Die Unfallziffer ist in der legten Zeit erheblich ge= Stiegen. Das liegt nicht zuletzt daran, daß die starte Personalverminderung durch die Abbauwut der Sparkommissare der Hauptprüfungsstelle Zu stände in den Heil- und Pflegeanstalten im besonSeren geschaffen hat, die zu Revolten führen werden.
Wir warnen jezt schon dringend vor der Ueberspannung der Forderungen und müssen es dem Kommunalen Arbeitgeberverband überlassen, alle daraus entstehenden Folgen auch gegenüber der Berliner Bevölkerung zu verantworten.