Das deutsche Volk hat in Zeiten der Rechts regierung zuviel bunte Ueberraschungen erlebt, als daß es an dem monarchistischen Rostüm fest, das am legten Sonntag im Sport palast abgehalten wurde, noch sonderlich Anstoß nehmen könnte
Bereidigte Republikaner in faiserlichen Uniformen herumlaufen zu sehen, ist für uns eine alte Gewohnheit. Auch die Spigen der Behörden als Komparserie bei einer monarchistischen Galaaufführung wiederzufinden, ist mindestens seit Bapen für uns feine Neuigkeit mehr.
Wundern darf man sich aber nicht, wenn das Ausland, und zwar das verständige und durch aus nicht ,, deutschfeindliche" Ausland ganz anders darauf reagiert. Und wer diese Wirkungen beobachtet, der müßte eigentlich sehr rasch zu der Erfenntnis fommen, daß sich die Teilnahme der höchsten Autoritäten an Darbietungen solcher Art mit einem echten Begriff von nationaler Würde schlecht verträgt. Entweder man ist für die Republik oder man ist für die Monarchie, aber dieses Mußrepublikanertum mit der auf der Brust und um den Hals getragenen monarchisti schen Tradition ist nicht geeignet, der Welt von deutschem Wesen Anno 1933 eine ernste Borstellung zu geben.
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In früheren Zeiten glaubte man draußen und in manchen Kreisen auch hierzulande der= gleichen bunte, lärmende Veranstaltungen seien ein Vorzeichen für die baldige Wiederkehr der Monarchie. Dabei weiß doch heute das ganze deutsche Volt- einschließlich eines großen Teils der Teilnehmer an diesen Kostümfesten- daß schon allein die geistigen und moralischen Qualitäten der zunächst dafür in Betracht kommen den Personen für die Wiederkehr der Monarchie in Deutschland ein unübersteigbares Hindernis dar stellen. Auch die meisten Teilnehmer des Kyffhäuserfestes sind von der alles überwältigenden Talentlosigkeit des des Erfronprinzen für den Herrscherberuf hundertprozentig überzeugt. Bon dem Herrn Papa schon gar nicht zu reden!
Das Schlimmste an solchen Veranstaltungen ist und bleibt ihre innere un aufrichtigkeit, die notwendigerweise Unruhe im Bolte erzeugen muß. Man fragt, was das bedeuten soll und was da gespielt wird und wenn man zu der Antwort fommt, daß es eigentlich nichts bedeutet, so ist das für die Teilnehmer feineswegs
schmeichelhaft. Das Mißtrauen, das in ber republitanisch gesinnten Bevölkerung trotzdem wachgerufen wird und bleibt, kann ihnen aber auch nicht zur Ehre gereichen.
Berantwortlich für den skandalösen Rummel ist der Reichskanzler von Schleicher, der dabei als Reichswehrminister aufgetreten ist wahrschein lich in der Absicht, seine Reichswehr aus der Politik herauszuhalten". Es scheint, daß der Reichskanzler fehr bald den Ruf des flugen Mannes verspielen wird, den sich der Mann hinter den Kulissen des Reichswehrminifteriums erwor ben hatte!
Bom Krieg der Generäle Litzmann tobt gegen Hindenburg Eigener Bericht des Vormärts"
In Wolfenbüttel feierte man am Sonntag das zehnjährige Bestehen der Naziortsgruppe. Als Festredner war der General Lizmann direkt aus dem Teutoburger Wald gekommen. Lizmann nannte Hitler den größten Deutschen der Gegen wart, der größer als Bismard sei und der nur noch mit Luther verglichen werden fönne. Sodann griff er Hindenburg in folgender Weise an:
,, Ich hatte mich von Herrn von Hindenburg innerlich schon abgewandt, als er am 28. Oktober 1918 den General Ludendorff in die Wüste schicken ließ, ohne auch nur den kleinsten Finger zu rühren für den Mann, dem er seinen ganzen Kriegsruhm verdankt; denn Ludendorff ist einer der größten Feldherren aller Zeiten und Bölter. Als Politiker ist er leiber verrannt. Ich hatte mich von Herrn von Hinden burg schon abgewandt, als er seinen Raiser in der Nacht zum 10. November. 1918 im Stich lie B. Ich hatte mich abgewandt von Herrn von Hindenburg , als er sich vor Jahren von seinen Wählern abwandte, um sich den Roten und Schwarzen zu ergeben."
Was alles jedoch den größten Deutschen " nicht hindert, um die Gunst Hindenburgs Sturm zu laufen, damit er ihn zum Reichsfanzler ernennen möge!
Böbe und Freytagh Loringhoven de battierten gestern im Rundfunt über autoritäre und parlamentarische Staatsführung. Ein Sozialdemokrat und ein Deutschnationaler, ein Balte und ein Schlesier, ein Baron und ein Mann aus dem Volke, ein Professor und ein Autodidakt.
Leicht hatte es feiner von beiden: ber Deutsch
nationale nicht, weil neun Zehntel des deutschen Boltes von seiner autoritären" Staatsführung längst die Nase voll haben, der Sozialdemokrat nicht, weil das Betenntnis zum bemofratischen Barlamentarismus für ihn zwar eine praktische Selbstverständlichkeit, aber durchaus nicht Kern und Stern seiner sozialistischen Ueberzeugung ist. Interessant war, daß der Deutschnationale erhebliche Konzeffionen an die Demokratie zu machen genötigt war: will er doch auch die Autoritäre Staatsführung von einem demokratischen Aft der Wolfswahl des Reichspräsidenten aus gehen lassen. Das ist ein Abrüden vom eigentlichen Grundgedanken der autoritären Staatsführung, nämlich vom Gedanken einer über das Bolt gesetzten gottgewollten Autorität, eben vom monarchistischen Gedanken, zu dem seine Partei sich sonst programmatisch bekennt.
Auch, sonst zeigte Herr von Freytagh Loring
gestern ein Mann gezeigt, den man den Meister des praktischen Parlamentarismus in Deutschland nennen fann: der Sozialdemokrat Paul Löbe .
Im Gegensatz zu Leipzig und Chemniz, die ein sozialistisch kommunistisches Stadtperordneten Präsidium erhalten hatten, hat sich Dresden heute ein nationalsozialistisch- bür. gerliches Präsidium geleistet. Dieses Er. gebnis ist dadurch zustande gekommen, daß Staatspartei und Zentrum sich dazu bereit gefunden haben,
um den Judaslohn eines Stadtratmandates für die Staatspartei mit den Nationalfozialisten zusammen
für ihren Kandidaten Dr. Kluge zu stimmen, der mit 39 Stimmen über unseren Genossen, den bisherigen Stadtverordnetenvorsteher Böligi,
Bei der Sportpalastkundgebung des Kyffhäuserbundes mimte u.a. der Exkronprinz mit.
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,, Sagen Sie, Herr v. Papen , fliegen die Raben noch immer um den Berg?" ,, Ich weiß nicht aber es schleichert so unheimlich."
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Im Angriff" widmet Goebbels dem Wahlergebnis von Lippe einen Artikel, der im wesent lichen aus einer leidenschaftlichen Polemik gegen Gregor Straßer und einer Tolerierung Schleichers besteht. Die 5800 Stimmen, die die NSDAP . mit ungeheurem Aufwand an Geld und Agitationsträften wieder aufgeholt hat, ohne ihren Stand vom 31. Juli mieber erreichen zu können, werden Don Goebbels benutzt, um hitler suggestiv einzureben, daß Hitler recht behalten habe mit feiner Haltung vom 13. August und 25. November. Das soll natürlich heißen, daß Goebbels recht behalten habe gegen Straßer , dem die folgende Bolemit gewidmet wird:
,, Auch am Rande unserer eigenen Par tei gab es einige Neunmalfluge, die da die Ansicht vertraten, das, was die nationalfozialistische Bewegung zahlenmäßig erobern fönne, das besäße sie schon, und sie hätte jezt nur noch die Möglichkeit des Ver lierens. Sie müsse deshalb unter allen Um= ständen, unter weitgehenden Kompromissen, ja unter Berzicht auf ihre im Kampf erhärtete Eigenart, an die Verantwortung her. antreten. Diesen Parteidefaitisten haben die Lipper Wahlen eine harte Lektion er teilt. Soweit fie nicht unheilbar sind, werden sie jetzt reumütig an ihre Brust schlagen und einzusehen beginnen, daß das Volk niemals schlapp macht, wenn seine Führer start bleiben, und daß man von der eigenen Schwäche nicht immer auch auf die Schwäche der Massen schließen tann. Die Nachgiebigkeit ist bei jeder revolutionären Politik das Verhängnisvollste, das sich überhaupt benten läßt. Die, die sie ver= treten, glauben damit die Weisheit in Erbpacht genommen zu haben; aber sie sind nicht intelligenter als die Konsequenten, sondern nur charakterarmer. Wenn es nach ihnen ginge, dann fäme eine große Sache
hoven eine sonst kaum bei ihm gewohnte Besiegte, ber 22 Stimmen erhielt, während der kom. Deutscher Metallarbeiter- Verband
scheidenheit. Wenn er glaubt, alle llebel des deutschen öffentlichen Lebens durch Beseitigung des Artikels 54 der Reichsverfassung beheben zu fönnen, der für jede Regierung das Ver= frauen des Parlaments fordert, so muß man sich wundern, daß ein geschulter Staatsrechtler so am Formalen hängen bleiben kann. Ein Parlament, das einen starten Mehrheitswillen besitzt und ihn durchsehen will, braucht dazu feinen Artikel 54. Umgekehrt zeigt die Gegenwart, daß dieser Artikel der Verfassung für ein schwaches
munist Bäbel 13 Stimmen erhielt. Mit gleicher Mehrheit wurde zum ersten Stellvertreter der Deutschnationale Baul und zum zweiten Stellvertreter der Volksparteiler Dr. Thürmer ge wählt. Die Staatspartei, die nun ein Stadtrats. mandat erhält, hatte vor noch nicht zwei Jahren die Wahl des Staatsparteilers Külz zum Oberbürgermeister nur der SPD . zu danken.
Achtung!
Achtung!
Gold- und Silber- Schmiede Donnerstag, den 19. Januar 1933, abends 5 hr, im Dresdener Garten, Dresdener Straße 45 Branchen- Versammlung Tagesordnung:
1. Bortrag.
2. Branchen- Angelegenheiten.
3. Berschiedenes.
Es ist Pflicht eines jeden Kollegen, in
Barlament durchaus teine Machtquelle darstellt. Bombenverbrecher entwischt dieser Bersammlung zu erscheinen.
Durch Löbes überlegene Dialektik in die Enge getrieben, rettete sich Freytagh auf ein Kompromiß. In ruhigen Zeiten könne man sich der parlamentarischen Staatsführung anvertrauen, aber in stürmischen sei die autoritäre am Plaze. Er brauchte nur einen Schritt meiterzugehen, um einzusehen, daß das parlamentarische System durch die Unterwühlung von rechts her in Not geraten ist und daß man aus dieser Not nicht nur eine Tugend, sondern auch eine Theorie, eben die von der ,, autoritären" Staatsführung, zu machen versucht hat.
Daß diese Theorie, auch im Munde eines ihrer gewandtesten Vertreter, nicht gerade verführerisc) mirkt, hat die gestrige Aussprache flar erkennen laffen. Das Bolt sehnt sich längst aus dem auto. ritären Schwindel heraus. Den Weg hat ihm
Was in Klaggestan möglich ist
In Braunschweig ist wieder ein Bombenverbrecher entwischt. Nachdem erst vor wenigen Wochen der jugendliche Bombenwerfer Klaus Hantel aus der Fürsorgeanstalt Edartsheim bei Bielefeld geflohen war, ist am Montag der 24jährige Musiker meg Heimerl aus Ballmünz, Mitglied der Braunschweiger SS., aus dem Landesfrankenhaus in Braunschweig geflohen. Heimerl war angeblich so trant, daß er in das Krankenhaus geschafft werden mußte. Er war aber nicht so frank, daß er nicht entfliehen fonnte. Die Bombenattentate gegen Arbeiferwohnungen, an denen Heimerl beteiligt war, erfolgten im Auguft 1932.
Mitgliedsbuch legitimiert!
Donnerstag, den 19. Januar 1933, abends 7 2hr, im Berbandshaus, Linienstraße 83-85. Eingang B, Elfäffer Straße 86-88 Branchen- Versammlung aller im DMV. organisierten Eisenund Revolverdreher, Dreherinnen and Rundschleifer Tagesordnung:
1. Bohin treiben wir?" Referent: Friz Rummer, Schrift letter der Metallarbeiter- Zeitung.
2. Branchenangelegenheiten und Ber
schiedenes.
niemals ganz zum Siege, und die Politik würde immer und überall im faulen Kompromiß erstiden.".
Diese Polemik läßt die wilde Erbitterung von Goebbels gegen seinen Konkurrenten Straßer erkennen. Nach dieser Bolemit muß man annehmen, daß der Wahlkampf in Lippe gegen Straßer geführt worden ist und daß rund 10 000 Agitatoren rund 100 000 Wähler bearbeiten mußten, um Hitler zu überzeugen, daß Goebbels recht und Straßer unrecht hat.
Es scheint, daß der Fall Straßer nun bereinigt werden soll. Die Deutsche Allgemeine Zeifung" spricht davon, daß fein Ausschluß qus der NSDAP . bevorstehe.
Hitler ist von Lippe nach Weimar gefahren, wo am Montagmittag eine Konferenz der Gauleiter der NSDAP . stattgefunden hat. Vorher hat Hitler vor der Thüringer A. eine Rede gehalten, die mit folgenden Säßen schloß:
,, Und wenn auch einer von uns irr sinnig wird, unsere Partei bleibt, aber die Regierung vergeht!"
Meint er Straßer, oder ist er von so düsteren Ahnungen befallen, daß er an fich felber gebacht hat? Denn regzt ist die Lippesche Ausrede dahin, jegt muß er sich entscheiden!
Aus Nazi- Oldenburg. Oberfinanzrat Dr. Rabeling, der den Deutsch nationalen nahesteht, wurde in der Freitagsigung des Stadtrats mit 32 von 41 Stimmen zum Oberbürgermeister von Oldenburg gemählt.
Nach Ungarn aus der Emigration zurückgekehrt ist Pfarrer Hod, der an der Herbstrevolution 1918 tätig teilgenommen hat. Am 19. Januar wird gegen ihn wegen mehrfacher Schmähung der ungarischen Nation verhandelt. Er ist in Haft.
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Ohne Mitgliebsbuch ein Zutritt.
Die Ortsverwaltung.
Preislagen 8, 10 und 15 Pfg. Fabrik- Lager Hedemannstr. 22. Bergm. 2370