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ERSTE BEILAGE

Während in Berlin der Winter noch im­mer nur schwache An­fagversuche macht, ist. bas Riesengebirge schon ganz im Banne von Schnee, Eis und didem Rauhreif. Vor einer Woche fiel in den höheren Lagen über einen halben Meter Schnee, und selbst bis ins Tal hinab reicht eine genügende Schnee­decke, um alle Winter­sportarten zu ermög­lichen. Die große Bob­bahn nach Schreiberhau ift bereits ausgebaut und wird bald zu Trainingsfahrten frei­gegeben werden. Auf

Vorwärts

Fahrt in die Winterberge

Berlins nächst gelegenes Hochgebirge

So sieht es heute im Riesengebirge aus

den Sprungschanzen fanden über Sonntag große Konkurrenzen statt, und die Stifähren sind sowohl auf der deutschen als auch auf der tschechischen Seite ausgezeichnet. Es ist alles so schön, wie man es sich nur wünschen kann.

Trotzdem wenig Besuch

Der legte Sonntag war zwar der erste große Wintersporttag im Riefengebirge, aber im all­gemeinen ist noch sehr wenig Betrieb in den fchlesischen Bergen. Für den Winterwanderer eine erfreuliche Tatsache, denn noch sind viele Waldwege unberührt von menschlichen Schritten, Wiesen ersterben unter dem dicen Schneeteppich, und dichter Nebel pfeift über die einsamen Hoch­flächen. Für alle Freunde des Wintersports ist aber die Kostenfrage zum ausschlag= gebenden Faktor geworden. Leider hat sich die Reichsbahn in diesem Jahre nicht dazu ent schlossen, die von allen Stellen befürworteten Winterurlaubsfarten mit 20 Proz. Ermäßigung auszugeben. Von Berlin aus find es bis an den Fuß des Riesengebirges immerhin über drei­hundert Kilometer. Eine Fahrkarte bis Schreiber­ hau tostet die beträchtliche Summe von 12,80 m. Da es für diese Strede auch feine durchgehende Sonntagskarte gibt, ist ein Besuch des Gebirges zum Wochenende fast ausgeschlossen. Die Reichsbahn wird zwar an den Hauptsonntagen vielleicht Sonderzüge mit ermäßigtem Preis ein­sezen, aber gerade dann ist der Reiz der ersten Wintertage vorüber. Man hat Don interessierter Seite aus vorgeschlagen, daß dreitägige Wochen­endkarten mit einem Drittel Ermäßigung aus: gegeben werden, und es ist denkbar, daß eine solche Einrichtung gerade von Berlin aus großen Zuspruch finden könnte.

Der Weg zum Kamm

Der große Reiz des Riefengebirges liegt in seinen höchsten Erhebungen, mo die langen, baumlosen Kuppen schon einen durchaus alpen­ähnlichen Charakter haben. Bei 1000 Metern hört der Baumwuchs der großen Kiefern und Fichten auf, niedriges Gestrüpp stredt sich noch ein paar hundert Meter aufmärts, dann dehnen sich im Winter die endlosen Schneefelder aus, über die der Sturm, der oft zum Orfan wächst, ohne Widerstand zu finden, hinwegfegen kann. Bei solchem Wetter, wie es auch am letzten Sonn­tag droben zu finden war, während die Tage vor= her herrlichen Sonnenschein und tiefblauen Himmel gebracht hatten, sind die Stiläufer in großer Gefahr. Die Sicht bei dichtem Nebel reicht oft faum ein paar Meter weit, und jedes Ber= irren schließt sicheren Tod durch Er frieren ein, wenn der Wanderer ermüdet zu­sammenbricht. Der Weg zum Kamm führt für die aus Berlin kommenden Reisenden am besten von Schreiber hau oder Josephinen­hütte aus auf steilen Waldschneisen am Zackel­fall und der Babbahn vorbei auf die neue Schlesische Baude.

Tschechische und deutsche Bauden

Damit ist man dem Betrieb der Bauden aus­geliefert, menn man nicht bald wieder ins Tal hinabsteigen will. Zahllose Markierungen, im Winter ist der Weg durch hohe Stangen gekenn­

zeichnet, die in etwa zwei Meter Entfernung voneinander stehen, führen von einem dieser ur­sprünglich als Buden" bezeichneten Häuser zum nächsten. Heute sind die meisten Bauden leider zu großen Fremdenhotels ge= worden, die mit ihren Preisen und dem Lurus­betrieb den einfachen Wanderer vertreiben. Etwas besser ist es in dieser Hinsicht auf der böhmischen Seite und in den Bauden der Tschechei, deren

Grenze genau über den Kamm läuft und im Winter unmöglich zu erkennen ist.

Die Besizer in diesen Bauden sind meiſt Deutschböhmen und den Deutschen gegenüber freundlich eingestellt. Gaststuben und Fremden­zimmer in den entlegeneren Plätzen, die nicht per Auto erreicht werden können, sind viel einfacher und schöner als die großen Hotelräume der eleganten Bauden. Häufig findet man dort noch die schöne, alte Holztäfelung, holzgeschnitzte Lampenschirme, und besonders in der Töpfer­baude" stehen noch die handwerklich gearbeiteten Krüge und Wandteller aus, die mit kernigen Haussprüchen bemalt sind.

Die Preise für Unterkunft und Verpflegung sind allerdings auch hier sehr hoch. Ein einfach st e s Essen tostet 1,50 M., und für ein 3immer muß man schon zwei Mark be­zahlen. Dabei ist zu berücksichtigen, daß diese Bauden reine Saisonbetriebe sind und oft wochen­lang leer stehen, wie in diesem Jahre. Gerade deshalb und weil die Konkurrenz unter den immer zahlreicher werdenden Wirtschaften immer größer wird, sollte man in den Vorsaisonzeiten eine Er­mäßigung geben, die es auch weniger reich Ge­fegneten ermöglicht, hier ein paar Tage zu ver­leben. Solange aber jeder Gast als Entschädi­gung reichlich gerupft wird, muß es noch lange dauern, bis sich wirklich größere Kreise aus der Großstadt dort oben in der Gebirgsluft erholen fönnen.

Das endlose Rentenverfahren

Schmerzenskinder der Fürsorge

Die Kranken und Arbeitsunfähigen, die infolge förperlicher oder feelischer Schäden einen Rentenanspruch haben oder einen solchen zu haben glauben, das die eigentlichen sind die Schmerzenskinder der Wohlfahrt. Die Mindest dauer solch eines Rentenverfahrens beträgt drei­viertel Jahr, das ist eine sehr lange Zeit für einen Menschen, der sich mit der legten Kraft seines Hoffens an diese eine vage Möglichkeit flammert.

Ich will kein Almosen", schreit der Kriegsver­legte, mit ihm der Arbeiter, der in seinem Beruf jeine Haut zu Markte trug und als Dritter im Bunde mit irgendeinem schweren chronischen Leiden Behaftete. Sie können nicht stempeln gehen aus dem ganz einfachen Grunde, weil sie oftmals gar nicht einmal gehen können, das ist beispielsweise bei dem 36jährigen Metallarbeiter mit seiner schweren, chronischen Hüftgelenkentzün dung der Fall. Wenn der von zu Hause zu mir nach der Sprechstunde kommt", erzählt der Wohl= fahrtsvorsteher, so ist das für ihn ein Weg von einer guten halben Stunde, und dabei wohnt der Mann in der gleichen Straße, noch keine 200 Meter entfernt. Sein Leiden ist eine Kriegserinnerung ,, rheumatischer Natur", wie der Arzt auf seine Fragen antwortet; vielleicht haben es ihm die russischen Sümpfe beschert, wahrscheinlich ists ein verschleppter Gelent rheumatismus, Gott im Kriege mar an Maroden ja tein Mangel, dafür aber an Zeit und Ruhe ihrer Ausheilung. Langsam aber fraß sich die Krankheit tiefer. Im Jahre 1923 war's endgültig vorbei mit dem Gehen. Das Bein streikte, die Hüftscharniere waren taputt. Nun gab's Rente und ward fleißig an dem Kran­ten herumgedoktert. Der eine Arzt probierte dies, der andere jenes, bis schließlich ein Neunmalweiser einen Schienenapparat verordnete und den also ausgerüsteten Kranten für arbeitsfähig erflärte Der Mann schnallte sich also feine orthopädische Rüstung um und jetzt fonnte er überhaupt nicht gehen. Der Gurt, der ganz feſt um den Leib geschnürt werden mußte, verursachte ihm erst mal fürchterliche Schmerzen und in der Folge einen starken Brechreiz, die Hüfte entzündete sich immer mehr und als der Mann dem Arzt all dies erklärte, meinte der: ,, Na ja, mit dem Gehen ist's wohl schlecht bei Ihnen, aber Sie können immerhin bei der Arbeit stehen oder, falls man Ihnen einen erhöhten Siz baut, auch eine sizende Beschäftigung verrichten." Nun sigt er in seiner fleinen Küche, betreut von einer Verwandten, die

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ihn wie ein kleines Kind bedienen muß, weil er sich nicht bücken und nicht reden fann, und wartet und wartet. Dann rafft er sich wieder einmal auf und macht seinen mühsamen Spaziergang nach dem Haus auf der anderen Seite und hört immer wieder, daß es noch nichts Neues gibt.

Dann kommt wieder und mieder einer, der's schwer auf der Lunge hat, dem auch das bißchen Nahrungsaufbesserung, das er sich schwer er fämpfen muß, feine Linderung bringt. Da müßte vor allem einmal eine helle und luftige Wohnung her, dann müßte es keine drei Treppen zu steigen geben und dann müßte der schlecht heizende, ewig hungrige Ofen Kohlen zu fressen friegen. Von all dem gäb's keine gesunde Lunge mehr, aber der

DONNERSTAG, 19. JANUAR 1933

irgendwo in der Stadt lagern sollte. Ende ver­gangenen Jahres hörte die Polizei, daß ein Kauf­mann Alfons Barnach aus der Wilmersdorfer Straße eine ungewöhnlich große Menge angeboten haben sollte. Der Mann wurde unauffällig beob achtet, die Kiste bei dem Spediteur entdeckt und sichergestellt. Die Sendung stammt nach Art der Verpackung, der Etikettierung, aus dem Sanitäts­depot des 18. Armeekorps. Wahrscheinlich hat die Sendung nachher im Garnisonlazarett in Tempel­ hof gelagert. Bei den Revolutionswirren ist sie dann von Unbefugten verschleppt worden. Den Weg rückwärts aufzurollen, den die Sendung ge= gangen ist, dürfte kaum noch möglich sein.

Glück im Roten Meer

Nach 12 Stunden gerettet

Einem wahrhaft glücklichen Umstand verdankt der aus Bremen stammende Ingenieurassistent Robert Bahl, der auf dem Dampfer ,, Alster " des Norddeutschen Cloyd beschäftigt mar, sein Leben. Während sich das Schiff auf der Fahrt nach Dairen im Roten meer befand, fiel Bahl nachts gegen% 1 Uhr aus noch nicht bekannter Ursache über Bord. Der Unfall wurde auf der Alster " nicht bemerkt. Es wurden auch keine Hilferufe vernommen.

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Während der ganzen Nacht hielt sich Bahl durch Schwimmen über Wasser; da das starf salzhaltige Wasser des Roten Meeres das Schwimmen erleichtert. Erst am nächsten Mittag gegen 12 Uhr als schon seine Kräfte langsam zu erlahmen begannen und er von Zeit zu Zeit in einen starrkrampfartigen Zustand verfiel, näherte sich dem Ertrinkenden der japanisch e Dampfer Delagoa Maru". Die schwachen Hilferufe des um sein Leben ringenden Mannes wurden glücklicherweise an Bord des Schiffes ge= hört. Der Kapitän ließ sofort ein Boot zu Wasser bringen, das den völlig erschöpften Bahl auffischte. Unter fürsorglicher ärztlicher Behandlung und auf­opfernder Pflege der Japaner erholte sich der Gerettete verhältnismäßig schnell von den aus­gestandenen törperlichen und seelischen Qualen. Der japanische Kapitän setzte sich unmittelbar nach der Rettung des Berunglückten funtentelegraphisch mit dem Führer des bereits etwa 150 Seemeilen von der Position des japanischen Schiffes ent­fernten Lloyddampfers Alster" in Verbindung und gab ihm einen Bericht über den Zustand des Mannes, sowie über seine glückliche Rettung nach nahezu zwölfstündigem, fast aussichtslosem Umber­treiben im Wasser. Bahl verließ wieder voll­kommen erholfdas japanische Schiff am 11. De­zember in Singapore and trat die Weiter= reise mit dem gegenwärtig noch in ostasiatischen Gewässern befindlichen Motorschiff Havel " des Norddeutschen Lloyd an, wo er inzwischen seinen Dampfer ,, Alster " wieder erreicht hat.

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körperliche Zuſtand wäre doch halbwegs erträglich, Geldbriefträger bleiben

während es so schon mehr einem Martyrium gleich­tommt. ,, Noch immer kein Bescheid?" feucht er troſtlos.

50 bis 60 solch trauriger Fälle umfaßt eine Sprechstunde. Das sind diejenigen, die nicht in die Amtsstuben des Bezirksamts kommen, die aus­geschaltet sind aus dem großen Kreis der listen­mäßig Geführten. Sie sind ausgeschlossen aus der Reihe der Arbeitsfähigen, so sieht und hört nie­mand von ihnen. Nun führen sie einen stillen, um so erbitterteren Kampf um ihr Recht: sie fönnen nicht mehr rennen und stehen und warten um ihr bißchen Unterstügung, sie können auch nie mehr nach Arbeit laufen, und deswegen eben kämpfen sie um ihr armseliges Dasein...

Geschäfte mit Gift Morphium- Schiebung aufgedeckt

Das Sonderdezernat zur Bekämpfung des Rauschgifthandels ist einer ungewöhnlich großen Morphiumschiebung auf die Spur gekommen. In den Lagerräumen eines Spediteurs in der Strelizer Straße wurde eine große Kiste beschlag­nahmt, in der fich 10 000 Ampullen Morphium be­fanden. Der Spediteur ist zur Bernehmung aufs Bräsidium geholt worden. Ein Kaufmann Alfons Barnasch, der in der Wilmersdorfer Straße in Charlottenburg wohnt, wurde festgenommen, weil er dieses Morphium in den Handel bringen wollte. Das Gift selbst stammt wahrscheinlich aus alten Heeresbeständen.

Bereits vor Jahren erfuhr das Rauschgift­Dezernat von einer Riesenmenge Morphium, die

Aber verstärkter Schutz

Die mehrfachen leberfälle auf Geldbriefträger im Herbst 1932 hatten bei den zuständigen Stellen über zu Erwägungen durchgreifende Schuhmaßnahmen geführt. Es war auch angeregt worden, die Geldzustellung durch Brief­träger überhaupt aufzugeben und dafür die Ab­holung von Geldsendungen durch die Empfänger einzuführen. Das Reichspostministerium richtete daraufhin im November eine Umfrage an alle Oberpostdirektionen mit dem Ersuchen, aus der Praris heraus Borschläge für zweckmäßigen Schutz der Geldbriefträger zu machen und sich auch zu der Frage einer Abschaffung der Geld­zustellung zu äußern. Die Berichte der Oberpost­direktionen liegen jezt zum größten Teil beim Reichspostministerium vor. Alle bisherigen Ant­worten sprechen sich gegen einen Ersatz der Geld­zustellung durch Abholung aus. Es wird daher auch in Zukunft bei der Zustellung von Geld­sendungen durch Geldbriefträger bleiben.

Das Reichspoſtministerium wird jedoch alle Oberpostdirektionen nochmals auf verschärfte Be­achtung der zum Schutz der Geldbriefträger an geordneten Bestimmungen hinweisen. Die Be­waffnung der Geldbriefträger foll allgemein durchgeführt und in verstärktem Maße von der Möglichkeit Gebrauch gemacht werden, in unsicheren Gegenden dem Besteller einen zmeiten Beamten zum Schutz mitzugeben.

Die Einschulung der schulpflichtig werdenden Kinder in Treptow erfolgt am 23., 24. und 25. Januar 1933, vormittags zwischen 10 und 12 Uhr, bei den zuständigen Rektoren.

Nicht irgendein Fettaufstrich, sondern die Tiefenwirkung der Creme Mouson glättet und verjüngi rauhe, unreine Haut

Creme Mouson

ist keine sogenannte Sonnenbrandcreme,

auch keine

gewöhnliche Fettcreme.