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BEILAGE

Vorwärts

Berufswahl immer schwieriger

Der Jahrgang 1919 tritt ins Leben ein

lleber 40000 junge Menschen, die zu Ostern Berlins  Schulen verlassen, beschäftigen sich unausgesetzt mit der Frage, mas nunmehr aus ihnen werden soll. Um die Berufswahl gehen schon wochen- und monatelang in den einzelnen Familien die Dis­kussionen, Pläne werden geschmiedet und wieder verworfen, denn noch immer ist die Wahl eines Berufes für die schulentlassenen jungen Menschen die schwerste Entscheidung.

Diese schwere Aufgabe wird heutzutage durch die Berufsberatungsstellen etwas er­leichtert, die auf allen Arbeitsämtern eingerichtet sind. Schon sechs Monate vor der Schulentlassung werden in den einzelnen Klassen Personal­tarten und Merkzettel verteilt, auf denen zum Besuch der Beratungsstelle aufgefordert wird. Wenn dann die Schüler meist in Begleitung ihrer Eltern erscheinen, wird eine mündliche Prüfung jedes einzelnen unter Zuhilfenahme der modern­sten psychotechnischen Apparate vorgenommen. Danach erfolgt eine Vornotierung in dem ge= wünschten Beruf.

Die 1919 Geborenen

In der Tat ist der Lehrstellenmarkt ein getreues Abbild des Arbeitsmarktes und vielen Jugendlichen mar es jahrelang nicht möglich, in den gewünschten Berufen unterzukommen. Trotzdem konnten immerhin im letzten Jahre allein durch die Ar­beitsämter über zehntausend Lehr­stellen vermittelt werden. In diesem Jahre ist die Aufgabe der Lehrstellenvermittler besonders schmer, weil zum erstenmal der Geburten rudgang der Kriegsjahre aufgehört hat und die Zahl der Schulentlassenen des Jahrgangs 1919 erheblich größer ist als die der früheren Jahrgänge. Dementsprechend hat auch der Besuch in den Berufsberatungsstellen in diesem Jahre außerordentlich früh eingesetzt, weil die Furcht, zu spät zu kommen, sehr groß ist. Schon im No­vember begann der Ansturm und bis jetzt ist die Besucherzahl wohl um die Hälfte größer als im Borjahre. Demgegenüber ist erfreulichenmeise feſt­zustellen, daß auch die Unternehmer den ganzen Winter über Lehrstellen angeboten haben, die zum Teil sofort besetzt werden konnten. Allgemein mird jedoch von den Lehrstellenanwärtern heute eine höhere Eignung verlangt.

Bäcker und Schlächter kommen unter

Mit welchen Berufswünschen kommen nun die Jungens und Mädels? Starf bevorzugt er: scheint in diesem Jahr bei der männlichen Jugend

wegen der vermeintlich günstigen Beschäftigungs­lage das graphische Gewerbe. Die Metall­berufe wie Schlosser, Dreher, Monteure usm. mer­den im allgemeinen nicht mehr so viel verlangt wie früher. Auch der ewige Traum der Jugend, Auto­schlosser zu werden, ist vorbei, weil sie sehen, daß der Weg meistens in der Reparaturwerkstatt endet. Im Handwerk herrscht bei Fleischern, Bäckern, Schuhmachern, Tapezierern usw. ein ziemlich

Eisjacht für Alle

Für einen Sechser über den Berliner Ozean( siehe Müggelsee)

gleichbleibender Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage. Wenig gewünscht find anscheinend Friseurstellen und die Arbeit als Buzmädel in der Konfektion.

Auch bei den kaufmännischen Berufen hat sich eine merkwürdige Umwandlung vollzogen. Im Gegensatz zu früher werden jezt Bürostellen von den Jugendlichen vorgezogen, bei denen des­halb ein fatastrophales Leberangebot an Kräften

Kampf um den Gasmeffer

Erklärung der Gaswerke Schutz den Kleinverbrauchern

Der Borwärts" hat nachgewiesen, daß die 5-& ubikmeter- Bestimmung" des neuen Gastarifs, wonach von jedem Verbraucher eine Mindeſtmenge von 5 kubikmetern im Monat bezahlt werden muß, für die kleinftverbraucher eine neue un tragbare Belastung darstellt. Da neben diesem Mindestverbrauch nämlich auch noch die Gasmessermiete von 40 Pf. zu zahlen ist, bringt die Neuregelung für die kleinen Berbraucher eine fühlbare Verteuerung. Wir hatten weiter darauf aufmerksam gemacht, daß die Bestimmung auch für die kleingärtner un­tragbar ist, die im Sommer in ihrer Laube wohnen. Auf unsere Forderung, daß die Städti­schen Gaswerke die unmögliche Vorschrift revi­dieren sollen, geht uns jetzt von dem Borstand der Werte ein längeres Schreiben zu.

In der Erklärung der Gaswerfe heißt es, daß man vor der Frage stand, ob die an sich in Berlin  geltende Grund ge bühr( sog. Gasmessermiete) von 40 Pf. in der untersten Stufe, die gegenüber den meisten im Reiche geltenden Grundgebühren außerordentlich niedrig sei, erhöht werden sollte oder aber eine Mindestverbrauchsmenge vorzuschreiben. Man habe sich zu dem letzteren Ausweg entschlossen, weil eine Erhöhung der Grundgebühr die breite Masse der Ermerbs. losen und Schlechtestverdiener getroffen hätte, während die Borschrift eines Mindestverbrauchs Don 5 Rubifmeter nach Ansicht der Gaswerte dic Kleinstverbraucher nur in geringfügigem Umfange treffe, denn, so heißt es, wer überhaupt Gas in seinem Haushalt oder Gewerbe regelmäßig ver­braucht, wird die Mindestmenge von 5 Rubikmeter im Monat stets erreichen. Dahingegen sind wir nicht in der Lage, diejenigen, die Gas nur ge­legentlich oder vorübergehend sei es im Haus­halt, sei es im Gewerbe gebrauchen, zu Lasten der großen Menge der Verbraucher Gas in gleicher Weise beziehen zu lassen, wie diejenigen, die es regelmäßig abnehmen".

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Wir können uns mit diesem Standpunkt der Gasmerte, der erst nach mehrmaligem Studium bes schwierigen Sazes flar wird, nicht ein.

verstanden erklären. Es wird sehr viele Kleinstverbraucher geben, die diesen Mindest= verbrauch von 5 Kubikmeter nicht erreichen, denen man aber deswegen nicht einfach das Gas ab­schneiden und den Gasmesser fortholen darf.

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In dem zweiten Teil des Schreibens der Gas­werfe wird erklärt, daß man auf den Vorschlag des Vorwärts" hin den Kleingärtnern und Laubenbewohnern dadurch entgegenkommen will. daß auf Antrag der Gasmesser auf eine bestimmte Zeit gesperrt wird und während der Sperr­zeit nur die Gasmessermiete erhoben wer­

herrscht, während Verkaufslehrlinge ge= sucht werden und vielfach mehr Stellen vor­handen sind als verlangt werden.

Abiturienten in Not

Während man bei den aus den Volks- und Mittelschulen zur Entlassung Kommenden allge­mein noch die Hoffnung vorfindet, im Leben den richtigen Platz zu finden, und der Wunsch trog alledem vorherrscht, einen gelernten Beruf zu er= greifen, ist die Depression bei den Abiturienten außerordentlich groß. Wegen der Aussichtslosig= keit und der finanziellen Schwierigkeiten ist der Weg in akademische Berufe wenig begehrt. Die Flucht in technische Berufe wird meist aus Mangel an geeigneten Stellen unmöglich. Bei der Unterbringung von Abiturienten in gewerb­lichen und handwerklichen Lehrstellen mit mehr­jähriger Lehrzeit wurden schlechte Erfahrungen gemacht. Die Jungen kommen oft zurück und be­schweren sich über schlechte Arbeitgeebr. Diese wieder ziehen oft gute, vierzehnjährige Gemeinde­schüler vor, die noch nicht mit Besserwissen voll­gepfropft sind. Beeinflußt durch die Abiturienten­hilfe der Handelskammer werden allerdings in diesem Jahre in stärkerem Maße Abiturienten für Lehrstellen aller Art verlangt.

Die Ungelernten

Schäzungsweise merden überhaupt nur etwa ein Drittel der Schulentlassenen in Lehrstellen unter­tommen können, ein meiteres Drittel etwa geht als Ungelernte in Stellung, der Rest findet über= haupt keine Arbeit und wartet die Entwicklung ab, um vielleicht im Laufe des Jahres noch irgendwo unterzuschlüpfen. In den ungelernten Berufen­ist das Stellenangebot für weibliche Arbeitskräfte sehr gut, während männliche Hilfskräfte kaum ver­langt werden. In erster Linie ist das für die

SONNABEND, 21. JANUAR 1933

zur Durchführung zu bringen und das Heilerzie­hungsheim Templin   in Zukunft psychiatrisch zu versorgen. Es sollte deshalb ein engerer Zusam­menhang mit den für solche Zwecke vorhandenen Berliner   Einrichtungen angestrebt werden. Der Oberbürgermeister teilt der Stadtverordnetenver= jammlung jegt in einer Vorlage zur Kenntnis= nahme mit, er habe nach nochmaliger eingehender Prüfung von der Verlegung des Heil­erziehungsheims Templin   Abstand genommen und werde das Heim in bisheriger Form weiterführen. Die psychiatrischen Unter­suchungen und Begutachtungen der in dem Heim Templin   untergebrachten Kinder wird in Zukunft ein entsprechend vorgebildeter Arzt des Waisen­hauses Berlin   ausüben. Dadurch ist eine ordnungsgemäße psychiatrische Versorgung des Heimes gewährleistet, zu gleicher Zeit aber auch ein engerer Zusammenhang mit den Stellen ge­schaffen, die die leberweisung der Kinder nach Templin   vornahmen.

Sflaret- Nachspiel

Anklage gegen Stadtbankdirektor

Die Staatsanwaltschaft I Berlin   hat gegen den jeit etwa einem Jahr suspendierten Abteilungs­direktor der Stadtvant, Karl Schroeder  , An­Plage megen schwerer passiver Be.. ste chung im Amt erhoben. Schroeder wird zur Last gelegt, in den Jahren 1926 bis 1929 als Lei­ter der Kredit- Kontrollabteilung der Berliner  Stadtbank seine Amtspflicht zur Kontrolle der Sicherheiten, die die Berliner   Stadtbank sich von der Firma KVG. Gebrüder Sklaret für die von ihr gemährten Kredite geben ließ. verletzt und im Zusammenhang damit von den Sklarets Zuwendungen in Gestalt von Rennettgewinnen angenommen zu haben. Die Staatsanwaltschaft hat erst jetzt die Anflage erheben können, weil die Aften bisher zur Ausfertigung des Staref= Urteils anderweitig benötigt wurden.

Unternehmer eine Frage der Lohnhöhe, weiter Kinder spielen unsere Zeit"

aber sagt man den jungen Mädels z. B. bei Lauf­mädchenstellungen, größere Vertrauenswürdigkeit nach. Es ist eine alte Erfahrung, daß in Zeiten mirt­schaftlicher Not Fehler bei der Berufswahl häufiger als in normalen Zeiten gemacht werden. Rein wirtschaftliche Motive stehen bei der Berufswahl aft im Vordergrund. Das muß jedoch zu großen Enttäuschungen führen, wenn weder Eignung noch Lust zu einem bestimmten Beruf maßgebend sind. Denn je besser ein Kind für den jeweiligen Beruf förperlich, geistig und charakterlich ausgerüstet ist und von sich aus eine berufliche Ertüchtigung an­strebt, um so besser werden auch die Berufsaus­fichten sein.

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einen großen Teil der Beute aus dem Einbruch in das Schüßenhaus fand. Die fünf Festgenom menen sind bereits dem Untersuchungsrichter vor: geführt worden. Es besteht die Vermutung, daß sie auch als Täter für den lleberfall auf die Stationsfasse von Rüdersdorf   in in Frage kommen, der wie noch erinnerlich der Nacht zum 9. Januar ausgeführt worden war. Vor diesem Ueberfall waren die Burschen be= fanntlich noch in eine Bahnhofswirtschaft in Fredersdorf   eingedrungen und hatten hier außer Lebensmitteln noch mehrere hundert Mark Bar: geld geraubt. Die Untersuchung der Kriminal­polizei ist noch nicht abgeschlossen und wird sich jegt besonders in dieser Richtung bewegen.

den soll. Auch in dieser geplanten Maßnahme Geldtransport beraubt!

fönnen wir nur eine Ungerechtigkeit gegenüber den minderbemittelten Verbrauchern sehen. Denn diese Verbraucher haben nunmehr in der Sperr zeit gleichfalls feine Möglichkeit, in Notfällen sich des abends eine warme Suppe zu bereiten, meil das Gas abgesperrt ist.

Wir verkennen durchaus nicht, daß die Gas. werfe in einer Zeit, da mächtige Brinatinteressen immer wieder gegen den Kommunalbesig anrennen, die Pflicht haben, die Wirtschaft­lichkeit des Unternehmens aufrechtzuerhalten. In einer Zeit bitterster Not aber fann man nicht neue Belastungen für die ärmsten Bevölkerungs­freise schaffen.

Razzia in Mahlsdorf  

Die fünf vom Schützenhaus

Auläßlich der Ermittlungsarbeiten zur Auf­flärung eines Einbruchs in das Schützenhaus von& aulsdorf, der am 11. März v. 3. von zunächst unbekannten Dieben verübt worden war, wurde jetzt in Mahlsdorf   eine größere Razzia vorgenommen, die der Aufstöberung von Diebes­verstecken galt.

Es wurden dabei fünf junge Männer im Alter von 21 bis 30 Jahren festgenommen, in deren Lauben man außer zahlreichem Diebesgut aus verschiedenen Geschäftseinbrüchen auch noch

Schulfest in Neukölln

In Kliems Festsälen, Hasenheide, kann fein Apfel zur Erde fallen. Da fizzen die Alten und die Jungen und freuen sich am Spiel der Schüler der Lebensgemeinschafts­schule aus der Kaiser- Friedrich- Straße 4. Wenn richtige Kinder unserer Zeit und das sind diese Meinen Akteure ein Spiel zeigen, dann ist dies mit dem wirklichen, nüchternen Alltag aufs engste verknüpft und darum lebenswahr und lebendig.

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Eine lustige Kinderdemonstration steigt auf der Straße; mit Triesel und Roller, mit Puppen­wagen und Jo- Jo waren die Demonstranten be­waffnet und forderten vom Schupo, der sie aus­einanderdrängen wollte: wir wollen hier spielen, mir haben zu Hause tein Kinderzimmer mit viel Platz und Wärme und einer Menge Spielsachen, und Mutter, der wir in der engen Bude doch nur überall im Wege stehen, atmet auf, wenn sie uns endlich aus der Türe hat. Aber wir for= dern für uns alle ein paar Spielsachen, jedes Kind will ein bißchen Freude haben. Den Text haben sich die Kinder selbst gemacht und im Sprechchor sagen sie, wie es ihnen ums Herze ist. Dann kommt das Getier aus dem Landschul­heim am ledersee, mit dem die kleine Gesellschaft in ihren Erholungsferien Bekanntschaft gemacht hat. Die Mücke und der Frosch, das Huhn und der Spazz erscheinen, fostümlich verkleidet, und er­zählen von den schönen Sommertagen. Im Zir­fus Hackepeter steigt ein Utprogramm mit Schwergewichtsmoglern und Seiltänzern, mit Spaßmachern und einem auf Menschenbeinen trottenden Grotesffamel. Dan steigt der Ueber­

Geldtransport beraubt! mensch Rizepis von höchſten Höhen auf die Erde

Ein Geldtransport der Hotel Betriebs 2.-G. ist gestern auf feltfame Weise beraubt worden. Zwei Angestellte und ein Motorradfahrer erhielten von der Firma den Auftrag, von der Reichsbank 25 000 Mart abzuholen. Das Geld wurde auf einem Motordreirad transpor­fiert und der Fahrer sollte so langjam fahren, daß die beiden Begleiter mit dem Rad Schritt halten fonnten. In der Charlottenstraße gab der Motor­radfahrer plöhlich Gas und fuhr feinen Begleitern davon. Einige Zeit später wurden der Fahrer und das Motorrad in der Rosmarinstraße an dem Hintereingang zu den Büroräumen der Hotel Betriebs A.-G. ange­troffen. Als das Geld abgeladen werden sollte, stellte sich heraus, daß 4000 mart fehlten. Der Fahrer, ein 20 Jahre alter Paul 3. ift feft­genommen worden, da vermutet wird, daß er

herunter und sieht sich die Kazbalgerei nach Mehl und Kartoffeln, nach Milch und Brot an. Tiefernste Worte sind in ein fröhlich- besinnlich Spiel gekleidet, das doch der tiefen Tragik nicht entbehrt. Mit Lust und Liebe spielen Kinder das Spiel ihrer Zeit. Dieser zweiten, ausverkauften Borführung folgt demnächst noch eine dritte Wiederholung.

Zwei billige Januar- Sonnabende im Zoo. In diesem Monat folgen die beiden billigen Sonn­abende, die der 300 monatlich eingeführt hat, einander. Am heutigen Sonnabend, dem 21. d. M., und am kommenden Sonnabend, dem 28. d. M., kostet bereits von 12 Uhr mittags ab der Eintritt für Erwachsene nur 50 Pf., für Kinder bis zu 10 Jahren nur 25 Pf. Dieselbe Ermäßi gung gilt für das Aquarium.

wahrscheinlich mit einem komplicen den Raub Freie Sozialistische Hochschule

ausgeführt hat.

Heilerziehungsheim Templin

Die Stadtverordnetenversammlung hatte beschlossen, den Oberbürgermeister zu er­fuchen: die beabsichtigte Verlegung des Heil­erziehungsheimes Templin   nach Mahls dorf im Interesse der hilfsbedürftigen Kinder nicht

Heute, 19% Uhr, Plenarsaal des ehem. Herrenhauses, Leipziger Straße   3, spricht Prof. Dr. Karl Landauer   über das Thema:

om Kapitalismus   zum Sozia ismus" Einlaßkarten zum Preise von 50 Pf.( für Er­werbslose und Studlerende zu ermäßig­ten Preisen) an der Abendkasse.