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Nazilüge entlarvt Sich selbst angeschossen Durch die Ernuülungsarbeit der Politischen Polizei des Polizeipräsidiums ist abermals eine nationalsozialistische Lüge entlarvt worden. In den Nachtstunden vom 11. zum 12. Januar wurde in Brig der Nazistudent Werner Gri- s ch o w mit einem schweren Oberschenkelschuh aufgefunden. Der Verletzte wurde durch Partei- angehörige in das Virchow-Krankenhaus gebracht. Erst einen Tag später machte ein ,,Pg." des an- geblich von Kommunisten angefallenen und nieder- geschossenen Nazistudenten der Polizei von dem Borfall Mitteilung. Die Politische Polizei befähle sich sofort mit der Angelegenheit und besah sich den Nazijünger im Krankenhaus näher. Der Verlauf des Schuhkanals lieh von vornherein Zweifel an der Richtigkeit der Aussagen des an» geblich Niedergeschossenen auftauchen. Trotz ver- schiedener anderer Widersprüche blieb der Nazi- student dabei, dah Kommunisten ihn aus dem Hinterhalt über den Haufen geschossen hätten. Die Folge der nationalsozialistischen Hetze, die auf den angeblichen Feuerüberfall auf einen ihrer Leute einsetzte, war die Demolierung eines kommunistischen Lokals in Britz . In zwei aufeinander folgenden Nächten, am 13. und 14. Januar wurden auf dieses Lokal etwa ein Dutzend Pistolenschüfse abgegeben. Von einem Polizeiposten war weit und breit in beiden Nächten nichts zu sehen und so konnten die Täter entkommen. Jetzt hat sich herausgestellt, dah der kommu- nistische U eberfall einzig und allein in der Phantasie des Nazistudenten bestanden hat. Der Bursche hatte auf dem Heimweg nach der elterlichen Wohnung in der Bürgerstr. 19 in Britz mit einer Pistole hantiert. Dabei war ein Schuh losgegangen und die Kugel war ihm in den Oberschenkel gedrungen. Ein Begleiter des Nazistudenten, der den Un- fall miterlebt hatte, nahm den Mantel des Grischow, der de» EinfchuH mit dem charakte­ristischen Nohschuhbrandmal aufwies, und die Pistole an sich und beseitigte beides. Krimi- nalkommissar Dr. Braschwitz nahm den Nazi- studenten nochmals in ein scharfes Verhör und, in die Enge getrieben, gab Grischow schließlich zu, sich selbst angeschossen zu haben. Das Märchen hätte er erfunden, um seinem Vater, einem Justizbeamten, keine Ungelegen» hellen zu bereiten.

Agrarierkrach beigelegt Briekvechsel zwischen dem Land­bund und dem Reichspräsidenten Der Reichslandbund veröffentlicht nun- mehr das Schreiben, das das Präsidium des Reichslandbundes unter dem 12. d. M. zusammen mit der Gegenerklärung des Reichslandbundes als Erwiderung auf die bekannte amtliche Mitteilung der Reichsregierung vom 11. d. M. an den Reichspräsidenten gesandt hat In diesem Begleitschreiben erklärt das Präsidium des Reichs- landbundes: Wenn die Vertreter des Bundesvorstandes nicht auf die zuvor gefaßte und veröffentlichte Ent- schliehung ausdrücklich hingewiesen, sondern sich auf die Wiedergabe der darin zum Ausdruck ge- brachten Gesamteinstellung beschränkt haben, so geschah dies ohne jede Nebenabsicht. Der von der Reichsregierung dem Bundesvorstand ge- machte Vorwurf der Demagogie und Illoyalität muh als unbegründet zurückgewiesen und der von der Reichsregierung beschlossene Abbruch der Be-

Ziehungen als durch den tatsächlichen Hergang nicht begründet empsunden werden. Im Austrage des Reichspräsidenten antwortete Staatssekretär Meißner unter dem 17. Januar. daß der Reichspräsident von dem Schreiben sowie von der beigefügten Erklärung zu der amtlichen Mitteilung der Reichsregierung über den Ab- bruch der Beziehungen, die dem Reichs- Präsidenten vor der Veröffent- lichung vorgelegen habe, Kenntnis genommen und beides dem Reichskanzler zur Erledigung weitergeleitet habe. Der Reichspräsident wiederholt bei diesem Anlah seine dem Bundesvorstand mündlich gegebene Er- klärung, daß er nach wie vor den festen Willen hat, der schweren Notlage der Landwirtschaft, ebenso wie der anderer notleidender Berufsstände, im Rahmen des Möglichen abzuhelfen: der Herr Reichskanzler hofft, daß die von ihm vollzogene, die Verlängerung und Ausdehnung des Voll- streckungsschutzes enthaltende Verordnung zur Be- ruhigung der Landwirtschaft beitragen wird,

Sschilfenoerwaltung Vergebliche Warnungen Genosse Grzesinski schreibt uns: Bei den Beratungen im HausHaltausschuH des Reichstags über die Osthilfe wurde von unseren Rednern mit Recht auch auf den erheblichen Verwaltungsapparat hingewiesen, der Unsummen verschlingt, dabei aber nur zur Er- schwerung. der erforderlichen Arbeiten beiträgt. Der Herr Reichslandwirtschaftsminister glaubte diese Einwendungen damit abtun zu können, in- dem er daraus hinwies, dah zwei Drittel der Umfchuldungsarbeiten bereits geleistet seien und infolgedessen ein Abbau des Behördenapparats jetzt oder gar eine Umänderung der behördlichen Organisation nicht zweckdienlich sei. Ich darf daran erinnern, daß ich im sozialdemokratischen DiskussionsorganDas Freie Wort' in Nr. 38 vom 21. September 1939 in einem Artikel unter der UeberschriftVerwaltungsunfug im Reich" u, a. auch auf die UnZweckmäßigkeit und das Un- nötige der Schaffung neuer Osthilfebehörden des Reiches hingewiesen habe. Ich schrieb damals: Während ich dies schreibe, veröffentlicht der Reichsanzeiger" die Ausführungsbestimmungen zum Osthilfegesetz und macht auch Mitteilung davon, dah zur Durchführung der Umschuldung und des Vollstreckungsschutzes fünf Landstellen in Königsberg , Köslin , Schneidemühl , Breslau und Oppeln errichtet werden sollen. Also wieder neue Reichsbehörden! Denn der Leiter der Landstelle, der Kommissar er kostet im Range eines Ministerialdirigenten, mit Gehalt, Zuschlägen, Wohnungsgeld und Zuschuß für doppelten Haushalt etwa 22 999 M, im Jahre . braucht Sachbearbeiter und Hilfskräkt«, Büroräume und Einrichtungen aust vier bis fünf'Jähre! Und dann wird' nach Gründen und Arbeit für den Weiterbestand der Stellen ge- sucht. Dabei könnten auch hier die an den be- stimmten Orten vorhandenen preußischen Re- gierungsstellen bequem eingeschaltet und der

Das Lidbes verbot" Erstaufführung in der Linden- Oper Es ist, als hätte die Staatsoper, als hätte T i e t j e n praktisch kommentieren und unter Be- weis stellen wollen, was hier vor wenigen Tagen über beide gesagt werden mußte: so blamabel ver- lief diese Aufführung, die ein Akt der Pietät gegen Wagner sein sollte und ein Akt der Pietät- losigkeit wurde. A. W.

Wer kriegte Osthilfe?

Schuld der Volksbühne? Tatsachen gegen unbegründete Vorwürfe

Ueber das künftige Schicksal des De u t s ch e n Theaters schweben noch immer Verstand- lungen zwischen Max Reinhardt und dem Konsortium N e f t- A ch a z. Einige Blätter muß- ten nun gestern abend zu melden, dah ein Erfolg dieser Verhandlungen im letzten Augenblick durch das Verhalten der Volksbühne in Frag« gestellt fei. Bekanntlich war Heinrich Neft lange Jahre hindurch Geschäftsführer der Volksbühne. Bei dieser hatte er sich in günstigen Togen einen Ver- trag erwirkt, der ihm für den Fall seines Aus- scheidens bis zum Lebensende eine ungewöhnlich hohe Pension sichert, eine Pension, die etwa der eines Ministers gleichkommt. Dafür enthält der Pensionsvertrag eine Klausel, die es Neft unter- sagt, ohne Genehmigung des Vorstandes der Volksbühne sich an einem anderen Berliner Theater zu beteiligen. Es ist ja auch ganz selbst- verständlich, daß die Volksbühne nicht zusehen kann, daß eine Persönlichkeit von ihr monatlich mehr als 1999 M, Pension bezieht und ihr dann noch als Leiter eines anderen Berliner Theaters Konkurrenz macht. Als nun die Frage des Deutschen Theaters akut wurde, trat Nest an die Volksbühne mit dem Antrag heran, man möchte ihm die Uebernahme der Direktion des Deutschen Theaters gestatten. Binnen dreier Tage erklärte sich der Vorstand der Volksbühne bereit, diese Erlaubnis zu geben, wenn Neft fürdie Dauer seiner Tätigkeit am Deutschen Theater auf

Lohengrin Edler v. Braun:Nie sollst du mich befragen, noch Wissens Sorge tragen!"

vorhandene Verwaltungsapparat kostenlos be- nutzt werden, wie das für Oppeln wohl auch in Aussicht genommen ist____ Das Argument, dah es sich um die Verwaltung und Verteilung von Reichsgeldern handelt, kann doch nicht ernst genommen werden, denn damit könnte man ja alles mögliche begründen, Vielleicht glaubt die Regierung Brüning mit den selbständigen Reichslandstellen den groß- agrarischen, befitzerhaltenden Zweck des Osthilse- gesehes besser erreichen zu können, als wenn die objektiv eingestellten, Land und Leute sehr ?enau kennenden preußischen Berwaltungs- ehörden die Durchführung in der Hand haben..

Inzwischen hat sich die Richtigkeit meiner An- nähme leider zu sehr bestätigt. Dabei möchte ich keineswegs behaupten, daß Herr Reichskanzler Brüning die unterstellten und heute Wirklichkeit gewordenen Absichte» gehabt hat: Lediglich die Sucht einer Reichsbürokratie nach neuen Stellen und die Abneigung des ostelbischen Junkertums gegen die preußische, damals republikanisch und dauern- und siedlungsfreundlich eingestellte Ver- waltung hat die neuen unerhört teuer, langsam und ohne genügendes objektives Unterlagen- Material arbeitenden Reichsoerwaltungsstellen er- zwungen,

Krach im Hitler-Lager

StegmannsEreikorps Franken" verläßt mit ihm die NSDAP .

die Pension verzichten, für die weiteren Jahre auf eine geringfügige Kürzung (genau ein Fünftel) eingehen und außerdem die Verpflichtung übernehmen würde, als Leiter des Deutschen Theaters nicht die Mitglieder- beitrüge der Volksbühne zu unter- bieten. Herr Neft brauchte drei Tage, um sich grund- sätzlich zu entscheiden und trat nach fünf Tagen an hie Volksbühne mit der Bitte heran, man möge ihm nunmehr den Entwurf des neuen Vertrages vorlegen, Der Vertreter der Volksbühne, mit dem er Rücksprache nahm, sicherte das noch für den gleichen Tag zu, sah sich aber dann veranlaßt, Neft anzurufen und ihm mitzuteilen, daß er sich noch einen wohlverstanden einen ganzen Tag gedulden müsse, da die Formulierung des neuen Vertrages doch nicht so ganz einfach sei. Inzwischen ist Herr Neft genau zu dem tele- phonisch mitgeteilten Zeitpunkt in den Besitz des Vertragsentwurfes gelangt. Wie man da von einerVerschleppungspolitik" der Volksbühne sprechen und ihr den Vorwurf machen kann, sie suche den Abschluß Nest- Achaz-Reinhordt hinauszuzögern, ist un- erfindlich. Es scheint, daß wieder gewisse Kreise am Werke sind, die um jeden Preis der Volks- bühne etwas am Zeug« flicken wollen. Die Volks- bühne hat sich im vorliegenden Falle wohl wirk- lich so loyal verhalten, wie man das nur irgend erwarten kann.

Eigener Bericht desVonoSrts" München , 29. Januar. Der schwer« Konflikt zwischen der fränkischen SA, und Hitler ist in ein neues Stadium getreten. Der abgesetzte Gruppen- führer von Franken. Reichstasabgeordneter Steg- mann, hat feine am letzten Sonntag Hitler per- sönlich abgegebene Unterwersungserklärung zu- rückgezogen und ist mit dem unter seiner Führung gebildetenFreikorps Franken" aus der Nazi- parte! ausgetreten. Diesem Beispiel der SA. ist bereits eine große Anzahl der zivilen Ortsgruppen gefolgt, andere haben die Weiter- Zahlung der Beiträge gesperrt, so daß durch diese Massenaktion die ganze Hitlerei Frankens in voller Auslösung begriffen ist, Den unmittelbaren Anlaß zu diesem vollkom- menen Bruch bildet das Vorgehen der von Hitler als Gauleitung in Nürnberg gehaltenen Streicher-Clique, die trotz der person- lichen Unterwersungserklärung Stegmanns die ihm treu gebliebene SA, durch Parteibesehl aus der Bewegung ausschloß. Telegraphijche Ver- Handlungen mit Hitler blieben er- gebnislos. Selbst die Zusage daß der Osaf am kommenden Sonntag zu Verhandlungen nach Nürnberg kommen werde, oermochte die maßlose Erbitterung der Prätorianergarde nicht mehr zu dämpfen. Der Beschluß zum letzten Kampfmittel gegen das gewinnsüchtige Bonzentum der mittel- fränkischen Gauleitung" wurde in einer Sitzung sämtlicher Unterführer der fränkischen SA. gefaßt, nachdem Hitler die telegraxbilche Ausforderung, das Unrecht an Stegmann wieder gutzumachen, brüsk abgelehnt hatte. Die Solidarität der SA .. die angeblich von der SS, Frankens mit wohl- wollender Anteilnahme verfolgt wird, bewog schließlich Stegmann doch, offen als Rebell gegen die Partei an die Spitze desFrei- korp » Franken" zu treten, das finanziell von zahlreichen Ortsgruppen ge- stützt wird. Veränderungen in Anhalt Eigener Bericht desVormärts" Dessau . 20. Januar. Die Zersetzung der National- sozialistischen Partei und ihre finanziellen Schwierigkeiten, die aus allen Teilen des Reiches gemeldet wer- den. zeigen sich jetzt auch in Anhalt . Kürzlich wurde der Gauleiter für Magdeburg- Anhalt , der Dessauer Bürgermeister Hofmann, plötzlich abgesetzt und durch den früheren Gauleiter Reichstagsabgeordneten Löper abgelöst. Dieser Personalwechsel hat jetzt zu neuen heftigen Aus- «inandersetzungen innerhalb der NSDAP , geführt,

die nach berühmtem Muster durch Tätlichkeiten ausgetragen werden. In Dessau haben die Nazis vor nicht allzu langer Zeit ein Hitler-Haus auf dem Grundstück eines früheren Gasthofes eingeweiht, dessen Räume sie restlos für ihre Partei gem-eret hotten. Diese Lokalitäten mußten sie infolge großer Mietrück- stände wieder räumen Gleichzeitig haben sie ein Büro für den Gruppenführer Mitte aufgegeben, so daß auch nach außen hin die Verkleinerung der Partei und ihrer Einrichtungen erkennbar wird. GA.- Meuterei in Stuttgart Eigener Bericht desForrvärts" Stuttgart . 20. Januar. Ueber die bei den Stuttgarter Na- tioualsozialisten bestehenden Berhält- Hältnisse macht die sozialdemokratische Schwäbische Tagwacht" Mittet- lungen, die auf den baldigen AuS» bruch eineS ähnlichen Skandals schließen lassen, wie er in Nürnberg zu- tage trat. Zwischen dem in der Goethestraße gelegenen Haus und dem SA.-Heim in der Urbanstraße be» steht ein scharf zugespitztes gegensätzlickfes Ver- hältnis, aus dem heraus schon wiederholt Meutereien und Schlägereien in den Sturm- lokalen entstanden sind. Die Herren vom Braunen Haus fchikanisieren die SA. -Leute und bedienen sich besonders des im SA -Heime tätigen Kochs. Dadurch ist bei den SA. -Leuten ein Haß gegen das Braune Haus entstanden, der sich schon in Drohungen entlade» hat wie:Wenn es einmal losgeht, dann kommen zuerst die Herren vom Braunen Haus dran!" Die SA, -Leuie belchweren sich auch darüber, daß Gelder, die für das Heim und für die Arbeitslosen gelammelt wurden, diesen Zwecken nicht zugeführt worden sind. Hinzu kommen Beschwerden über die Verhält- nisse im Heim selbst. Nicht nur. daß auch hier der H o m o s e x u al i s m u s sich m widerwärtiger Weise breit macht, sonder vor allem müssen d>e Arbeitslosen im SA. -Heim geradezu Hunger leiden. hat doch die Geldklemme schon einmal dazu geführt, dah dem Braunen hau, wegen Richt­bezahlung der Elektrlzilätsrechnung da» Licht gesperrt worden ist. Infolge dieser Elendsver- hällnisse ist der Sameradendiebstahl keine Seltenheit. Das schlimmste aber sollen die Zustände in der Küche sein, aus der die wertvollsten Spenden , ins Unbekannte" oerschwinden. Dabei kauft hie Küche incht etwa bei den Spendern aus den Kreisen d«s Einzelhandels ein, sondern in den jüdischen Warenhäusern", berechnet aber werden die höheren Preis« des Einzelhandels.