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BEILAGE

Vorwärts

Gerhart Herrmann Mostar : Eine Erzählung

Der Blinde und das Feuer

Am 31. März 1920, das Datum hat sich mir eingeprägt mit roter, unauslöschlicher Flammen­schrift, brannte das alte, schöne Schloß der Her zöge von B. bis auf die Grundmauern nieder. Es waren das Lehrerseminar, dem ich als Schüler angehörte, und die Provinzialblindenanstalt darin untergebracht. Das Feuer brach um Mitternacht aus, im Wirtschaftsflügel; wir fonnten in Ruhe und geordnet die Schlafsäle verlassen. Dennoch fanden wir keine Zeit, unsere Habe an Kleidern und Büchern in Sicherheit zu bringen: wir mußten die Blinden retten... Die Blinden, alte Männer meist und Frauen, waren wie eine störrische Herde von Stalltieren; sie wollten immer zurück­laufen in ihr brennendes Haus. Sie sahen ja das Feuer nicht, ihre Augen waren tot und vermochten sie nicht zu warnen und nicht zu schrecken. Sie blieben stehen und hielten die offenen Hände gegen die Flammen, weil die wärmten wie Sonne. Wir jungen Menschen mußten die Alten mit Gewalt ins Freie bringen, wir mußten all unsere acht­zehnjährige Kraft in häßlichen Kämpfen stellen gegen die verzweifelt sich wehrenden Greisenleiber. Wir retteten alle, aber mancher von uns hatte Kratwunden davongetragen, die langsam heilten und bösartig waren wie die von Katzen oder wie Bisse von Hunden.

Zwei Tage später wurden wir über die Ursache des Brandes vernommen. Es wurde einwandfrei festgestellt, daß die Flammen eines schadhaften Dfens hinter die uralte Holztäfelung geschlagen waren und dort geschwelt hatten, ungesehen, bis es zu spät war. Das Ganze war traurig für die fleine Stadt, deren Stolz das Schloß gewesen war; aber es schien nicht merkwürdig und rätselhaft.

Seltsam jedoch: schon zwei Wochen später brannte es wieder... Das Rathaus wurde zum großen Teil zerstört. Wiederum brach das Feuer um Mitternacht aus. Aber die Ursache ließ dies­mal sich nicht mehr ermitteln.

Und schon nach drei Tagen saß flügelflackernd der rote Hahn auf dem Dach eines Bürgerhauses. Andere Gebäude folgten, große und kleine, be= hördliche und private, Scheunen und Wohnhäuser. Im Städtchen herrschte Panit, wuchs Verzweif lung. Die Polizei erhielt Verstärkung aus Magde­ burg , Berficherungsgesellschaften sandten private Detektive. Es stand fein Raum mehr zur Ver­fügung für die Obdachlosgewordenen. Die Leute wagten nicht mehr zu schlafen, sie patrouillierten auf den Straßen vor ihren Häusern und in ihren Gärten auf und ab. Man verhaftete jeden durch­reisenden Handwerksburschen und mußte ihn wieder freilassen. Den Täter fand man nicht. Zwei Wochen lang hörten die Brände auf. Dann fiel ein Strohdiemen draußen vor der Stadtgrenze in Asche.

mich aus dem Hause, in welchem ich vorerst unter­gebracht war, zum alten Kämmereigebäude, das zum provisorischen Blindenheim gemacht worden war. Eine Woche lang stand ich vergebens frierend vor der düsteren Fensterwand. Aber ich ließ nicht nach. Und endlich, in sternklarer Mitternacht, kletterte eine Gestalt mühsam aus einem Fenster zu ebener Erde. Den Bewegungen war anzu­sehen, daß es sich um einen Blinden handelte. Er schlich die Hauswände entlang. Ich folgte ihm, ich trat sehr leise auf- aber ich hatte wohl doch nicht mit dem überfeinen Gehör der Blinden gerechnet. Er wandte sich fortgesezt um, blieb stehen und als auch ich stehen blieb, rief er mich leise an:

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,, Bitte, kommen Sie her... Bitte, bringen Sie mich zur Kämmerei zurück. Ich habe mich ver laufen."

Ich trat hinzu und erkannte den Mann, der vor acht Wochen am Fenster stand... Weil es mir die Stimme verschlug, faßte ich ihn wortlos unter und geleitete ihn zurüď.

Wir schritten schweigend. Genau vor dem Fenster, aus dem ich ihn hatte klettern sehen, stand er still und sagte, plöglich herzzerreißend lächelnd: Ich muß hier hinein... Bitte helfen Sie mir. Bitte verraten Sie mich nicht. Ich wollte nur einmal sehen, ob es vielleicht irgendwo wieder brennt. Sie haben mich ja auch damals am Fenster überrascht, ich erkenne Sie an der Stimme. Wissen Sie, ich bin ja blind, fast ganz erblindet. Aber in der hellen Mittagssonne, wenn ich mein rechtes Auge eine Weile reibe, sehen Sie, so­dann habe ich einen ganz, ganz schwachen Schim­mer von Licht vor mir... Danach sehnt man sich, lieber junger Herr, wenn man blind ist. Au die fünfzig Jahre hindurch habe ich das nur an sonnigen Sommermittagen gehabt, dies Glück, dies Licht. Aber neulich, als es brannte da habe ich entdeckt, daß auch große Brände mich sehen machen. Das Licht ist sanfter und schöner sogar- ich weiß nicht, wie das kommt... Und darum sehe ich jede Nacht zu, ob es nicht irgendwo brennt. Es schädigt doch die Sehenden nicht, wenn ich an ihrem Unglück meine Freude habe... Bitte, verraten Sie mich nicht..."

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Ich schluckte, ich blieb wortlos und half ihm hinein.

*

Nachtüber grübelte ich, was zu tun wäre. Ich schreckte davor zurück, meinen Verdacht der Polizei zu hinterbringen. Es war mir eine unerträgliche Vorstellung, dieser Blinde im Kreuzverhör schnau­zender Polizeibeamter, vielleicht hinter Gittern hernach... auch war es ja nur ein Verdacht, auch durfte ich ihm ja glauben.

Schließlich ging ich zum Leiter des Blinden­heims. Ich sagte ihm nicht mehr als daß ch. einen der Insassen aus dem und dem Fenster habe klettern sehen. Ich bat den gütigen Mann, dem Blinden nichts von meinem Verrat zu sagen, ihn nur am Hinausklettern zu hindern Der Ver­walter versprach es: er sei nächtliche Exkursionen der lebenshungrigen Kranken gewohnt, er werde den Mann einfach im zweiten Stock unterbringen; so pflege er das zu halten, das verhindere das Hinausklettern auf die einfachste Art.

Ich gab mich zufrieden.

Schon einen Monat lang hatte es nun nicht

SONNABEND, 21. JANUAR 1933

gebrannt. Das war gut so, auch für mich und mein Gewissen. Aber es nährte doch auch wieder meinen Verdacht. Und wenn er nun doch der Schuldige war, ein vieifacher Brandstifter, und war frei...? Wirr in mir wühlte, zum ersten Male, der Kampf zwischen Mitleid und Gerechtig= keit. Ich wurde viel älter in diesem einen Monat, viel ernster.

Dann brachte eine neue Beckensnachricht die Stadt in Erregung Kein Brano, gottlob. Aber ein Insasse des Blindenheims hatte versucht, mit Hilfe eines aus Bettüchern gedrehten Stricks nächt= licherweile sein Zimmer im zweiten Stock zu ver= lassen. Er hatte wohl eine: Griff falsch getan und war abgestürzt...

Man fand ihn tot auf dem Pflaster. Als man in seine bauschigen Taschen griff, entdeckte man, daß sie vollgestopft waren mit benzingetränkten Lappen und mit sehr vielen Streichhölzern...

Antonin Jenne: Arbeitsloje

Aus dem Tschechischen von Oskar Wöhrle

Tausend, tausend verzweifelte Hände ragen wie Stummel aus toter Fläche. Tausend müde Blicke, beschwert von Qual! Tausend stumme Klagen steigen

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doch nicht zum blauen Himmel, nein!- zur schwarzen Wolke steigen sie, der narbenreichen, windgetriebnen Fratze, die höhnisch hinsaust.

Tausend Hände hissen sich drohend ins Dunkel. Tausend Herzen bluten.

Das Blut tropft neu und neu... wie Tropfen, drin der Ewigkeit Atome zittern... schauerlich behämmert es die Schädel der Verurteilten!

Kein heller Himmel!- Schwarze Wolke! Kein linder Lufthauch! Nur der Nordwind, der in die Seele weht und kältet, ach, so kältet!

Die Augen, die verschlafnen, weckt er mit Gewalt!

und auch die müden Hände hebt er mit Gewalt! Schrecklicher Druck

lastet in den müden Händen, lastet in den müden Augen,

die zwar geöffnet sind und dennoch vor Er­schöpfung schlummern, lastet in der ermatteten Seele, der qual­zerschlagnen.

Ich stand mit Freunden vor dem rot lodernden Günther Birkenfeld : Berliner Skizzen

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Sturmmeer. Einer sagte leise: Man sollte es fich eigentlich nicht zugeben aber von einer wilden Schönheit ist doch so ein Brand. Dies seltsame, rote Licht..."

Die anderen nickten stumm. Ich aber zuckte zusammen unter einer unflaren Erinnerung. Wo hatte ich doch diese Worte schon gehört, diese selben leisen Worte: Dies seltsame Licht dies schöne Licht..."

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Ich sann lange. Und endlich, wie aus einem wirren und wilden Traum, stieg eine furze, son­derbare Szene vor mir auf...

*

Das war vor acht Wochen. Das Seminar brannte. Eben griffen die Flammen auf die Blindenanstalt über. Ich raste mit anderen durch die Gänge, um die Blinden zu retten...

Aus einem Zimmer, an dem ich schon halb vor­über war, glaubte ich eine Stimme zu hören. Ich riß die Tür auf, stand feuchend in einem dunklen Raum. Nur der Widerschein der Flammen, die im gegenüberliegenden Seminargebäude müteten, erhellte ihn mit einem unwirklich schwankenden Rot. Am offenen Fenster, mir den Rücken zu= tehrend, stand ein Mann. Seine Linke war gegen die Flammen gestreckt, gleichsam heranholend die Glut, sehnsüchtig seine Rechte lag auf einem seiner toten Augen. Er sprach in seltsam singen­dem, fahlem Ton vor sich hin, unaufhörlich. Und da waren die Worte, die sonderbaren Worte: ,, Ein seltsames Licht ein schönes Licht... So schön ist das, so schön..."

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,, Kommen Sie, kommen Sie schnell!" rief ich mit pfeifenden Atemzügen zwischen den Worten, ehe noch die halben Säße des Blinden in mein Bewußtsein gedrungen waren. Es brennt, es ist Gefahr für Sie, tommen Sie!"

"

Der Mann sprach weiter, ohne sich zu wenden und als hätte er meine Aufforderung gar nicht gehört. Ich packte ihn um den Leib und trug ihn fort. Während er, der fast als einziger sich nicht wehrte, in meinen Armen lag, rieb seine Rechte unaufhörlich über das rechte Auge. Und ich sah, daß die glanzlofen, viel zu weißen Augen meinten...

Ich brachte den Alten in Sicherheit und ver= gaß ihn.

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Nun aber nun stieg ein unflarer Verdacht in mir auf. In jeder folgenden Nacht schlich ich

O fürchterliche Nacht! O fürchterlich durch deine Stille!

Ob nicht doch noch ein Morgen kommt Mit bessrem Wetter, Sonne, Lachen?

Die Kreuzigung, ist sie noch immer nicht voll­bracht?!

Selbst in der Träne glimmt der Funke, glänzt das Licht. Selbst auf dem Grabe schwenkt die Lilie ihre

Farben.

Selbst aus dem schlimmsten Ungewitter helles Leuchten bricht. Selbst unterm Schnee bereiten sich des künf­tigen Sommers Garben.

Nur in dir, Seele, zerschlagne, soll erwürgt die Hoffnung sein? Der Funke, der glühende, erstickt durch die Schneewehe?

Nein! Der Funke glüht! Der Funke sprüht! Er zerschmilzt des Schnees Kristalle und durch das Dunkel leuchtet er...

Ihr Ruhigen, die ihr umhergeht ohne Anteil, die ihr nicht Leid kennt, nicht das Elend, das das verwunschne, wird euch der Funke nie lebendig?

Zwei kleine Mädchen

Frau S. erzählte: Kürzlich besuchte ich das Grab meines Bruders auf einem der alten Berliner Friedhöfe. Indem ich vor seinem Hügel verweilte und mich in Erinnerungen verlor, bemerkte ich durch eine Lichtung zwischen den Lebensbäumen zwei kleine Mädchen, die sich eifrig an einem Grabe zu schaffen machten. Sie rupften das Un­fraut und zupften die welken Blätter aus dem Efeu. Sobald sie eine Handvoll gesammelt hatten, trugen sie das welke Zeug zu einem Stück Zei­tungspapier, das am Wegrande lag. Die Kleinere, die kurzes, strohblondes Haar hatte, das von einer roten Schleife teď gerafft wurde, hüpfte bei alle­dem beständig hin und her und verrenkte ihren pummlichen Körper zu den unmöglichsten Figuren. Sie schien völlig vergessen zu haben, wo sie sich befand. Sie spielte, emfig und selbstselig. Die Größere hingegen, die schmal und steif war, ver= riet in allen ihren Bewegungen eine stille Trauer. Bald mußte ich an eine Braut denken, die mit jedem welten Blatt eine Erinnerung bricht und müde hinter sich legt, und dann wieder an eine Mutter, die mit zärtlicher Sorgfalt ihrem fleinen Jungen das Bett bereitet Endlich richtete fie sich langsam auf und meinte, die Grabstelle be= trachtend: ,, So, nun hat er's wieder schön sauber."

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Die Kleine tänzelte zur Bank, die seitlich stand und holte jetzt Tannenzweige, die sie mitgebracht hatte und mit denen sie nun den Hügel und die schmale Grasfläche für den Winter zudeckten. Sie wurde quenglig, die Kleine, und zänkisch. Sie beharrte darauf, daß besonders die Füße es ,, hübsch warm" haben müßten und nahm einige der Zweige fort, die von der Größeren dort auf­einandergeschichtet worden waren, wo, wie sie meinte, das Herz des Toten war. Die Kleine ent­gegnete schnippisch, indem sie die Zweige so nieder­legte, als decke sie eine Puppe zu, daß das Herz ja gar nicht mehr in dem Sarge wäre, daß es vielmehr längst in den Himmel geflogen" sei. Darauf wußte die Größere nichts zu erwidern und blickte hilflos vor sich hin

Ich trat nun, erzählte Frau S. weiter, aus meinem Bersted hervor und blieb, die beiden Mäd­chen nur mit einem flüchtigen Blick streifend, in einiger Entfernung stehen. Nie zuvor habe ich so

deutlich erlebt, wie Berliner Kinder eigentlich sind. Die Kleine nämlich wurde nun, da sie sich beob= achtet wußte, so ernst und andächtig, wie zuvor die Größere gewesen war. Mit erstaunlicher mi­mischer Fähigkeit spielte sie mir ein trauerndes Kind vor, das mit aller Betulichkeit die Stätte eines teuren Toten pflegt. Sie schob die Zweige hierhin und dorthin, betrachtete stirnrunzelnd jede neue Anordnung und vergewisserte sich dabei mit verstohlenen Seitenblicken, ob ich auch sähe, wie schön sie alles richtete Die Größere hingegen, die vorher von so echter Trauer bewegt war, wurde jezt ganz hölzern. Sie wandte sich halb von dem Grabe ab und nestelte verlegen an ihrer Klei­dung. Sie mußte wohl ahnen, daß ich sie vorher in ihren wahren Gefühlen beobachtet hatte und heuchelte nun Gleichgültigkeit

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Ich trat heran und sagte, indem ich lediglich die Große mit einem freundlichen Nicken anblickte: ,, Wie schön ihr das Grab hergerichtet habt! Wer ist denn der Tote?"

Berstockt, nein mehr schon feindselig, sah die Große mich aus ihren dunkelbraunen Augen an. Ihre feinen Lippen blieben fest aufeinander ge= preßt, während sie mit einer mißlungenen Bewe= gung des Kopfes, die hochfahrend sein sollte, sich von mir abkehrte und... langjam fortging. Die Kleine indessen blickte so von unten auf, als hätte sie mich in diesem Augenblit zum erstenmal be­merkt und berichtete mir voller Eifer und mit einer Miene, in der Stolz und Rührung sich misch­ten, daß hier ihr Herr Lehrer" liege, der dor einem halben Jahr gestorben jei, und daß gar nie­mand da wäre, der sich um die werte Stätte" fümmern könnte, nein, er hätte keine Frau ge= habt und auch keine Kinder. Und ob ich das nicht auch schrecklich traurig fände, fragte sie mich ver­trauensselig, indessen ihr mitten in ihrem Ge= plapper plötzlich die Tränen tamen und über die runden Wangen fullerten. Und alle in der Klasse hätten den Herrn Lehrer" so furchtbar gern ge­habt. Der Kranz, den sie ihn zu seiner ,, merten Beerdigung" getauft hätten, hätte mehr als fünf Mark gekostet. Und für die Tannenzweige hier hätten sie auch in der Klasse gesammelt. Die Hertha dabei zeigte fie auf die Größere

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drüben gäbe immer das meiste und gehe alle paar Tage auf den Friedhof. Sie sei die Lieb­lingsschülerin des Herrn Lehrers gewesen Und gar nicht gut hätte sie es zu Haus. Der Vater sei arbeitslos, und da setzte es immer Krach mit der Mutter, und noch vier Jöhren" seien da.

Nach einer Weile fügte Frau S noch hinzu: Sobald ich von der Kleinen und von dem Grabe fortgegangen war, kam Hertha zurüd Sie war der Kleinen sichtlich böse darüber, daß sie mir alles erzählt hatte. Die Kleine schnitt ihr ein Gesicht und ging, beleidigt sich in den Hüften drehend, davon. Hertha beugte den Nacken und verweilte so, regungslos, vor dem Grabe.

Staatsform und Weltanschauung

Der bekannte Staatsrechtslehrer Hans Kel­ sen veröffentlicht im Verlage J. C. B. Mohr, Tübingen , eine Abhandlung, in der er das Ver­hältnis von Staatsform und Weltanschauung" untersucht Die Staatsform der Demokratie will mit einem Minimum von Herrschaft ihre staat­liche Ordnung gestalten, die Staatsform der Auto­tratie will eine Magimum von Herrschaft. Autokratie schließt die Opposition der Minderheit aus, die demokratische Staatsform will auch den Minderheitsgruppen ein Mindestmaß von Existenz­und Betätigungsmöglichkeit gewährleisten In der Demokratie überwiegt die rationale Legalität, die Rechtssicherheit der Demokratie steht gegen die Ermessensfreiheit der Auto­fratie. Die Gegensätzlichkeit der beiden Staats­formen zeigt sich auch in der Gegensätzlichkeit der Weltanschauungen, die beiden zugrunde liegen. Die demokratische Weltanschauung bezeichnet Kelsen relativistisch. Gläubigkeit steht gegen Bernünftig­teit. Kelsen geht in seiner Schrift rein konstruktiv vor. Die Prinzipien von Demokratie und Auto­tratie können nicht bloß aus sich selbst verstanden werden; sie sind teine ewigen Brinzipien, sondern gebunden an ganz bestimmte wirtschaftliche Wirk­lichkeiten. Hier führt Kelsens Schrift nicht weiter. M