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ZWEITE BEILAGE

Vorwärts

Warum USA  . die Philippinen freigibt

Die wirtschaftliche Entwicklung auf den 7000 Inseln

Mitten in die Meldungen über die verschärfte friegerische Spannung im Fernen Often tam türzlich die Nachricht, daß die Ber einigten Staaten auf ihren wichtigsten Stüßpunkt, auf die Inselgruppe der Philip pinen, verzichten wollen Bergeblich hat Bräsident Hoover gegen dieje Absicht protestiert: Der amerikanische   Senat hat mit mehr als 3mei­brittelmehrheit, nämlich mit 66 gegen 26 Stim­men beschlossen, daß

ab 1943 die Philippinen   ihre volle politische Freiheit erhalten sollen.

Die Philippinen   tamen nach der raschen Be­endigung des spanisch- amerikanischen Krieges 1898 unter ameritanische Herrschaft. Schon damals erflärten die Amerikaner, sie wollten nur so lange die Herrschaft ausüben, bis die Einwohner zu selbständigem Regieren und Berwalten erzogen seien.

Die koloniale Herrschaft über die Philippinen  paßte in den eigenartigen amerikanischen  Imperialismus nicht hinein.

Das murde auch von den Amerikanern immer wieder betont. Der frühere Präsident Roosevelt   schrieb 1913 in feiner Selbstbiographie folgendes:

Was die Philippinen   betrifft, jo glaube ich, daß wir sie so schnell wie möglich zur Selbst­regierung erziehen und es ihnen überlassen jollten, ihr Schidjal zu bestimmen."

Zweifellos hat Amerika   dem Inselgebiet wirt­fchaftlichen Nugen gebracht, den größten freilich den Amerikanern selbst. Im Mai 1923 hat der General Leonard Wood  , damals Generalgouverneur der Philippinen  , Ameritas Interesse beutlich gekennzeichnet:

Die Philippinen   nähern sich mit Windeseile einer stabilen Regierung, wie ich eine stabile Regierung auffaije, nämlich einer Regie­rung, unter der fremdes Kapital zu normalen Profitfähen ins Cand tommt."

Die Amerikaner haben Eisenbahnen, Straßen und häfen gebaut, das Ferna fprech und das Telegraphenwesen entwidelt und die industrielle Entwidlung gefördert. Der Schiffsraum, der jährlich in dem größten und schön angelegten Hafen von Manila   aus­und einfährt, beträgt rund 5 Millionen Netto­Regifter Tonnen, fast ebensopiel mie der Shiffsverkehr Bremens.

3mar find die Philippinen reich an Erzen aller Art, auch Kohlenfelder, Erdöllager und Wasser­fraftvorkommen sind vorhanden, doch werden bis­her diese Schäge nur erst in geringem Umfang ausgewertet.

Hauptbasis der philippinischen   Wirtschaft bilden die Landwirtschaft und die Ver arbeitung landwirtschaftlicher Erzeugniffe. Auf ben Philippinen   wird mie auf den benachbarten Inseln vor allem Reis angebaut, ferner Kotos palmen, Manilahant, Tabat, 3uderiohr. in ge ringerem Umfang auch Bananen, Kautschut, Baumwolle, Kaffee und Katao.

Mehr als drei Viertel der gesamten philippi­ nischen   Ausfuhr entfällt auf Rohrzuder, Manila­hanf, Kofosnußerzeugnisse und Tabakwaren. In den letzten Jahren ging der Abjaz von Manila­hanf und Kolosnußerzeugnisse start zurüd, gleich zeitig konnte jedoch die Ausfuhr von Zuder und Baumwolle erheblich gesteigert werden. So stieg zum Beispiel von 1928 bis 1931 die Zuckeraus­fuhr von 0,57 auf 0,75 Millionen Tonnen.

Aber gerade die erhöhte philippinische Aus­fuhr von Zucker, Baumwolle und Tabak ist den Bereinigten Staaten, die den Hauptabjahmarkt bilden, außerordentlich peinlich, denn dieser Ab­jah erfolgt zollfrei und drückt auf die amerika­ nischen   Preise! Diese unangenehme Konkurrenz läßt in erster Linie die Amerikaner den Philip­pinos die Selbständigkeit schenken:

Man wird späterhin, wenn die Philip= pinen frei find, auch die philippi nischen Erzeugnisse mit Zöllen be lasten tonnen!

Die Frage freilich, ob die Bereinigten Staaten auf die effeftive Rontrolle verzichten wollen, ist ein Ding für sich. Die Philippinen tönnen nämlich auch ohne politische Bindung als amerikanische   Kolonie betrachtet werden. Planta­gen und Fabriken, die Eisenbahnen, das Nach­

richtenwesen, die Elektrizitätswerte arbeiten mit amerikanischem Kapital. Es ist nicht anzunehmen, daß sich daran in absehbarer Zeit etwas ändern wird. Die Amerikaner glauben das Infelgebiet wirtschaftlich so start durchdrungen zu haben, daß sie ihm die politische Freiheit geben in der Meinung, daß ihnen der Einfluß ja doch nicht verloren geht.

Die Philippinen haben heute auch nicht rechte Luft, das amerikanische   Freiheitsgeschenk an­

zunehmen,

vielleicht wird sogar das philippinische Parlament einen ablehnenden Beschluß fassen. Der Grund dafür liegt nicht nur in der Furcht, den großen amerikanischen   Absahmarkt zu verlieren, sondern ebensosehr in politischen und mili­tärischen Erwägungen. Die rund 7000 philippinischen Inseln bedecken eine Fläche von tnapp 300 000 Quadratkilometern, etwas weniger als Italien  . Darauf leben 12% Millionen Ein­wohner, auf jeden Quadratkilometer entfallen etwa 42 Menschen. In Japan   dagegen wohnen auf einem Quadratkilometer 169 und auf der den

Stahlvereins- Skandal

Flotow- Gutachten

wird nicht veröffentlicht

Die Deutsche Bergwerts Zeitung" berichtet als Information von zuständiger Stelle, daß das heute schon mehr berüchtigte als berühmte Gutachten Flotows über den Stahl­verein zwar fertiggestellt sei, daß aber eine Ent­cheidung, welche Maßnahmen auf Grund des Gutachtens getroffen werden sollen, bisher noch nicht gefallen und wegen der starten innenpoli­tischen Inanspruchnahme des Reichskabinetts a nicht sobald zu erwarten sei. Eine Ver= öffentlichung des Gutachtens werde aber nicht erfolgen.

Wir wissen nicht, ob diese Information der Deutschen   Bergwerts- Zeitung" authentisch ist. Die am Stahlverein interessierten Herrschaften und Zeitungen produzieren befannlich Nachrichten in beliebiger Zahl und Form, wenn es nur im In­teresse der Ruhrherzöge gelegen ist. Wir fragen deshalb die Reichsregierung, ob tas Flotom- Gutachten ihr vorliegt und ob die Ver­öffentlichung tatsächlich nicht erfolgen soll. Wäre das der Fall, so hätte der Haushaltsaus schuß des Reichstags die Pflicht, die Frage des Flotom- Gutachtens por sein Forum zu ziehen.

Silverberg- RWE.

Ueber die gestriçe Aufsichtsratssigung des RWE. wird von der Berwaltung mitgeteilt:

Die Verwaltung des RWE. ist der Ueber­zeugung, daß in einer 3usammenarbeit des RWE., der Roddergrube und der Rheinische Braunkohle A.-G. auf gemeinsamer wirtschaft­licher Grundlage große technische und wirtschaft­liche Vorteile für jetzt und für die weitere Zu­funft unter Erhaltung der Selbständigkeit der Gesellschaften zu erzielen sind. Die erfolg reiche Zusammenarbeit zwischen dem RWE. und der Ro dergrube hat für die Beurteilun einer folchen Zusammenarbeit die erforderlichen Grund­lagen gestoffen.

Den Gesellschaftsorganen Der Rheinischen Braunkohle mirh deshalb ein für diese Rusammen­arbeit erforderlicher Bertrag zwischen der Ro dergrube und der Rheinischen Braunkohle vor­oefdlagen werden. Die beobfittiste Durch führung der ganzen Gefäfts bezüglich des Er­werbs or Rhein  - Braune- Aktien wird seitens des RWE. feine neuen Mittel er­fordern."

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Diese reichlich verklausulierte Mitteilung des RWE.- Präfidiums hat ihre Bedeutung im legten Sag. Da das RW. auf den Ankauf des Flick- Mafets und tes Thyssen- Matets, für das es 75 Millionen Mart brauten würde. nicht ver­zichten wird das ergibt sich aus dem übrigen Teil der Erklärung und da das RWE. weder auf dem Kapitalmarft noch auf dem Geidmarkt sich die erforderliten 6-7 Dugend Millionen te­schaffen fann. will es die Gelder und das Rorte­feuille der Rhein- Braune für die Finanzierung des Ankaufs der Rhein- Braune- Majorität be­nugen. Das gerahe aber will Silverberg verhindern. Das Ergebnis tann also nur

Philippinen am nächsten gelegenen Insel For­ mosa   128 Einwohner.

Die große Bevölkerungsdichte Japans   macht das dünnbesiedelte philippinische Inselgebiet zum lodenden Ziel starter japanischer Aus­wanderung, wenn eine Coslöjung von Amerifa wirklich erfolgt.

Wenn jetzt die Bereinigten Staaten die Philip­pinen freigeben, so hat man das nur als einen formellen Vorgang zu betrachten. Es entspricht dem Charakter des amerikanischen   Imperialis­mus, eine große Reihe von Ländern wirtschaftlich und nur mittelbar politisch zu beherrschen, statt fie unmittelbar politisch und militärisch unter Kontrolle zu halten. Auf feinen Fall werden die Amerikaner freiwillig die großen wirtschaftlichen Machtpositionen, die sie auf den Philippinen inne haben, in absehbarer Zeit aufgeben. Daher wird fich auch nach dem amerikanischen   Senatsbeschluß an dem bisherigen Kräfte und Spannungsver­hältnis zwischen Japan   und den Bereinigten Staaten im Fernen Osten kaum etwas ändern. A. F.

eine Berschärfung des Kampfes zwischen RWE. und Rhein- Braune sein und zu= nächst würde damit auch die elettrowirtschaftliche Zusammenarbeit der beiden Konzerne gefährdet werden. Das RWE. geht also aufs Ganze. Das aber heißt, daß es auch die Person Silver: bergs aus der Rhein Braune   ver drängen will.

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Kräftige Entlastung der Sparkassen In den letzten beiden Monaten hat sich die Ent lastung der Sparkassen von den in der Kreditkrije aufgenommenen Wechselkrediten bei der

SONNTAG, 22. JANUAR 1933

Atzeptbant in erfreulichem Tempo fortgesetzt. Wie der Präsident der Deutschen Girozentrale, Dr. Kleiner, in einem Referat in Frankfurt   a. M. ausführte, sei es gelungen, diese Kredite von 1,1 milliarden bis auf 600 Millionen im No vember 1932 waren es noch 900 Millionen zurückzuzahlen. Man hoffe, schon in allernächster Zeit diesen Kredit bis auf 500 Millionen abgedeckt und damit eine Basis gefunden zu haben, diesen Betrag längerfristig zu fundieren. Zu diesem 3wed follen aus der Aktivmasse in erster Linie die Sparkasseneffekten( Pfandbriefe usw.) heran­gezogen werden.

Daten zur Konjunktur

Der Absatz der deutschen   Zementindustrie hat mit insgesamt 2,8 Millionen Tonnen im vergan genen Jahre einen Tiefpunkt erreicht, der zuletzt im Jahre 1898(!) erreicht wurde. Im Ber­gleich mit der Hochkonjunktur auf dem Baumarkt im Jahre 1928, in der 7,6 millionen Tonnen ab­gesetzt wurden, ist der Zementabsag auf ein Drittel des damaligen Standes gesunken.

Durch die wahnmizigen Kapitalfehl­leitungen und den planlofen Anlageausbau ist aber die Gesamtleistungsfähigkeit allein bei den Syndikatswerken auf 15 bis 16 Millionen Tonnen in der Hochkonjunktur gestiegen, so daß schon in den Glanzjahren 1928/29 die Anlagen nur mit etma 50 Broz. ausgenutzt waren. Somit war die Kapazität der fartellgebundenen Werte im Ge­samtdurchschnitt des vergangenen Jahres nur noch mit 18 Proz. ausgenugt Ein ver­nichtendes Ergebnis der marttausbeuterischen Bolitik der Zementfartelle!

Die Einfuhr sant 1932 von 75 355 auf 54 144 Tonnen und die Ausfuhr, besonders durch Absagverluste auf dem holländischen Markt, von 576 137 auf 311 052 Tonnen.

Stahlerzeugung im Dezember

Die deutsche Rohstahlerzeugung be trug arbeitstäglich im Dezember 19 476 gegen 22 744 Tonnen im November. Die durchschnitt­im liche arbeitstägliche Produktion ganzen Jahre 1932 erreichte 18 856 Tonnen gegen 27 186 Tonnen im Jahre 1931.

Immer feste druff!

Wann wird der Landbundkurs in der Handels politik liquidiert?

Während der Reichswirtschaftsminister Warm­bold in öffentlichen Ansprachen und im Haus haltsausschuß die turzsichtige Abschließungspolitik aufs schärffte ablehnt, erläßt die Schleicher­Regierung unter Gegenzeichnung desselben Reichs­wirtschaftsministers eine 3ollerhöhung nach der anderen und bestmört damit die Berschärfung der Handelstonflifte fowie neue handelspolitische Kämpfe herauf.

Die vorgestern veröffentlichten Zollerhöhungen auf Kartoffeln, Küchengemädje, bestimmte Holz­fortimente, Räucherwaren, Kasein und Stahl- und Holzschrauben mögen, jedes für sich betrachtet, nicht allzu schmer ins Gewicht fallen, aber sie erfolgen

in einer Situation, in der die Handels­beziehungen Deutschlands   zu seinen besten Kundenländern ohnehin tis aufs äußerste ge­spannt sind und so nenen Konfliktsstoff schaffen müssen.

Die Erhöhung der Zölle für die wichtigsten Kohlsorten und Frühfartoffeln auf ein nahezu prohibitives( einfuhrverhinderndes) Niveau trifft in erster Reihe Holland  . dessen Landwirtschaft schon durch die vorangegangenen Maßnahmen schwer betroffen wurde.

Die bisherige deutsche Einfuhr an Kartoffeln betrug nur etwa 1 Proz. des deutschen  Speisekartoffelverbrauchs.

Zum überwiegenden Teil handelt es sich um Bezug von Frühfartoffeln in erster Reihe aus Holland  , ferner aus Italien   und Belgien  . Bei Inkrafttreten der vorgesehenen Zölle würden ihnen auch die bisher noch verbliebenen Abfaz­möglichkeiten verschlossen werden.

Die Erhöhung der Zölle für verschiedene Räucherwaren( Sardellen, Sprotten Büdlinge usw.) bisherige Einfuhr rund 2 Millionen Mart- berührt in erster Reihe Norwegen  , das auch im Begriffe steht, die alten

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freundschaftlichen Handelsbeziehungen 311 Deutschland   zugunsten Englands aufzugeben.

Um die Barität zu währen, hat man im gleichen Zuge noch einmal einmal Industrie­gruppen 3ollerhöhungen zugebilligt Die Zölle für Holzschrauben merden starf erhöht, desgleichen für Stahlschrauben. Ein berechtigter Grund für diese Industriezollerhöhungen erscheint um so meniger gegeben, als nur geringfügige Ein­fuhren erfolgen und beide Industriegruppen fest­gefügte nationale, sogar teilweise inter­nationale Kartellbindungen haben.

Diese ganze uferlose Zollerhöhungspolitik, die Erfüllung maßloser Landbundforderungen, die der Landwirtschaft nicht einmal nenensmert nügen, treibt den deutschen  

Export in eine unaufhaltjame katastrophe.

Wenn man etwa diese Immer- feste- druff­Politik für eine besonders schlaue Taftit für die schwebenden Berhandlungen halten sollte, so wird man sich schwer täuschen. Sie per­schärft die Spannungen und beschwört dazu noch Handelskriege mit den anderen betroffenen Län­dern herauf. Denn an allen Eden und Enden fniſtert es. Kaum daß nach der brüsten Nicht­verlängerung des Handelsvertrages mit Holland  eine Reihe von Zöllen Zöllen automatisch herauf­geschraubt wurde, hagelte es schon Proteste aus anderen gleichfalls hiervon betroffener Ländern, und die Regierung mußte auf eine Inter­vention Spaniens   den Tomatenzoll wieder ein wenig fenten.

Die Regierung wäre am besten beraten, wenn sie nach allen diesen Blamagen und Schädigungen der deutschen   Wirtschaft die neuen 3011= erhöhungen unverzüglich rüdgan= gig machen würde. Sie hat aber zum mindesten die Pflicht, die Zeit bis zum 1. Februar, dem Termin des Inkrafttretens, mit vie! größerer Energie als es bisher geschehen ist zu einer Bei legung der Handelstriege zu benutzen, wofür freilich die Liquidierung des Land­bundkurses unerläßliche Voraussetzung ist.

Alle Arbeiter und Angestellte haben das Recht auf Befreiung von der Mitgliedschaft bei einer Pilichikrankenkasse($ 517RVO.) durch übertritt zur

Kranken- u. Sterbekasse für das Deutsche Reich

( Lichterfelder   Ersatzkasse für sämtliche Berutszweige V. a. G.)

Auskunft und Prospekte kostenlos und unverbindlich durch die Hauptverwaltung: Berlin   N 24, Oranienburger Straße   67