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Noch zwei BVG.- Räuber gefaßt

Willy Krebs nach wilder Jagd festgenommen

In der Nacht zum Sonntag wurde, furz nach Mitternacht , nach einer aufregenden Berfolgung. die sich von Sonnabendnachmittag um 5 Uhr bis in die Nachtstunden hinzog, der 23 Jahre alte wly rebs, einer der gesucht: n Miltäter des BBG- Ueberfalles, in der Wohnung feiner Eltern, in der Stegliger Str. 57, verhaftet. Krebs war mit einer von ihm gestohlenen Horch- Limousine geflüchtet und hatte ver­sucht, die Grenze hinter Frankfurt a. d. Oder zu erreichen. Ein fofort e'nsehender Alarm der Polizei hinderte ihn aber daran. Er fehrte um. Polizeiautomobile waren bereits unterwegs und verfolgten ihn. Es entspann sich auf den 3u­fahrtsstraßen nach Berlin eine wilde Jagd. Der Räuber fonnte die Limousine noch bis vor das Haus seiner Eltern zurüdfahren und wurde dann dort feffgenommen. In den Nachtffunden legte er auf dem Polizeipräsidium vor Kriminal­tommiffar Liffigteit ein umfaffendes Geff änd nis ab.

Strebs hatte am Sonnabendnachmittag vor dem Hause Sebastianstr. 87 die Horch- Limousine I A 74 791 gestohlen, die einem Fabrikanten B. ge­hört, der den Wagen nur ganz turze Zeit hatte dort stehen lassen. Willn Krebs brauste damit ab. Sein Plan war es, den Osten zu erreichen und dann in etwa drei Stunden hinter Frant furt a. d. Oder die polnische Grenze passie­ren zu tönnen. Es war zu der angegebenen Zeit, als die Kriminalpolizei die Nachricht erhielt, daß Krebs mit einer Limousine im Osten Berlins gesehen worden war. Sofort fegte eine große Razzia nach dem Täter ein.

Es fam zu einer Verbrecherverfolgung, wie sie die Kriminalpolizei selten durchzuführen hat.

Parlament der Polizei

Verbandstagung in Berlin Verteidung der Staatsbürgerrechte

In den Räumen des Reichswirtschaftsrates wurde heute vormittag der siebente Verbandstag des Verbandes der preußischen Po­lizeibeamten eröffnet. Die Arbeitstagung der Polizeibeamten in Berlin hat höchste Bedeu­fung, well durch die Experimente der grund­fählich neuen Staatsführung" die gesamte Poli­zeibeamtenschaft aufs fleffte erregi und be­unruhigt ist. Die Tatsache, daß man bereits die Frage disfuflert hat, ob nicht dem Polizei­egefufiobeamten das aktive und passive Wahlrecht genommen werden müßte, hat die Polizeibeamten auf den Plan gerufen.

Schon der heutige erste Berhandlungstag zeigte flar, daß die Polizeibeamten fest entschlossen sind,

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Wir scheißen auf die Freiheit! Wir scheißen auf die Judenrepublik!

die ihnen vom Boltsstaat gegebenen Staats­bürgerrechte bis zum letzten zu verteidigen. Der stürmische, minutenlange Beifall, der dem Be­auftragten der sozialdemokratischen Landtags­frattion, Abg. Simon, für sein Eintreten für die Rechte der preußischen Polizeibeamtenschaft bantte, wird den erschienenen Bertretern des ,, neuen Systems" nicht angenehm in den Ohren ge­flungen haben. Auch Herrn Melcher dürfte Har geworden sein, daß die Polizeibeamten nicht gemilt find, fidh fampflos zu einer rein militä­rischen Schuhgarde herabdrüden zu lassen. Als Genoffe Simon seine Rede mit den Worten Schloß:

,, Die beutsche Sozialdemokratie ist stolz darauf, daß aus ihren Reihen Männer hervorgegangen sind, die die preußische Bolizei aufgebaut und zu einer Polizei gestalten, die enge Verbindung mit dem Bolte hat," erscholl minutenlanger Bei­fall, der zu einer spontanen Demonstra

Willy Krebs hatte mit der großen Limousine im 80 Rilometer Tempo Berlin verlassen und hielt zum ersten Male in Johannisthal , um sich dort in einem Restaurant durch eine Fleisch­brühe zu stärken. Dann fegte er mit dem Wagen weiter nach Osten zu Inzwischen waren aber die Landjäger mobil gemacht worden. Der flüchtende Räuber mußte bald bemerken, daß ihm der Weg abgeschnitten worden war. Ueberall sah er Polizeiposten auftauden, an denen er nur infolge der folossalen Geschwindigkeit des Wagens vorbeisausen konnte. Die Flucht des Räuters hätte zu einer Todesfahrt führen können. Wie sich später am Wagen zeigte, mies dieser verschiedene Beschädigungen auf, so daß anzunehmen ist, daß K. unterwegs wiederholt mit anderen Fahrzeugen böse faramboliert fein muß.

Als Krebs sah, daß es für ihn kein Entkommen mehr gab, entschied er sich, umzukehren. In Berlin fuhr er durch Schöneberg und steuerte bann nach der Stegliger Straße, wo sich im Hause Nummer 57 die Wohnung seiner Eltern befindet. Seine Verfolger verlangsamten ihre Fahrt. Der Berbrecher konnte ihnen nicht mehr entgehen. Die Beamten beobachteten, wie er aus dem Wagen frang und ins Haus hineinlief. Sie folgten ihm. Krebs eilte in den Keller hinunter. Dort befindet sich die elterliche Wohnung. Kaum war die Tür hinter ihm ins Schloß gefallen, als die Beamten auch schon Einlaß verlangten und mit Pistolen in den Händen dem Räuber gegenüber­standen. Krebs wurde gefesselt und in eines der draußen wartenden Polizeiautos gebracht. In­zwischen durchsuchten die Beamten die Keller wohnung und

tion für die Freiheit wurde, als Simon ausrief: ,, Wir wollen alle gemein jam daran arbeiten, daß die preußische Polizei bleibt ein Bollwerk des preußi schen Volksstaates, ein Bollwerk der dent­schen Republik!"

fanden im Ofen verstadt noch einiges Silter­geld aus der Beute der Räuber.

Krebs waren zwei Pistolen abgenommen worden, zu denen er 50 Schuß Munition bei sich hatte. Er hatte noch nicht erfahren, daß seine Mutter versucht hatte, sich am Sonnabendnachmittag in der Wohnung ihrer Tochter mit Gas zu ver­

gelungen, die Durchführung menigstens vorläufig zu verhindern. Der Reichsrat hat die entsprechende Borlage des Reichsinnenministeriums zur noch maligen Beratung in den Ausschüssen zurüdge wiesen. Die preußische Staatsregierung verlangt eine Festsetzung der Arzneitage nach den Gefichts punkten sozialer Gerechtigkeit. Daß die reaftio­nären Preußenfommissare ihren Einfluß zugunsten der unsozialen Vorlage geltend machen, ist weiter nicht verwunderlich. Wir wollen hoffen, daß der Regierung Braun die endgültige Abwehr dieses unerhörten Anschlages gelingt.

giften. Der Täter wurde zum Präsidium ge- Drei Todesopfer in Köln

bracht und hier bis in die Morgenstunten des Sonntags vernommen. Es war gegen 6 Uhr, als man ihn ins Gefängnis brachte. Bei seinem Ber­hör durch Kommissar Liffigkeit und dessen Beamte legte R. ein umfassendes Geständnis ab, dessen Einzelheiten sich mit den bisherigen An­gaben des schon verhafteten Erwin Hilde= brand deden. Die Polizei hatte vor einigen Tagen seine junge Frau sowohl als auch die Braut des Achtenhagen vorläufig festgenommen. Beide wurden mumehr noch am Sonntag ent lassen.

Dritter Räuber stellt sich selbst

Auf dem Polizeipräsidium erschien heute mittag bei Kriminalfommiffar Ciffigkeit der 22 Jahre alle Frig Wiente und gab an, einer der Täter bei dem Ueberfall auf den Geldtransport der BBG. gewesen zu sein. Er erklärte, daß er fich schon seit einiger Zeit ohne jegliche Bar­mittel in Berlin herumgetrieben habe und jeht nicht mehr weiter könne. Die Nach­forschungen nach seinen noch flüchtigen komplicen Erich Achtenhagen und Alfons Hoheisel find noch nicht zum Abschluß gekommen.

gen blieben ergebnislos. Nachdem mun von den deutschen Behörden ein Steckbrief hinter den Ge­brüdern Rotter erlassen wurde, werden auch in der Schweiz die Nachforschungen verschärft.

öln, 23. Januar. Bon den bei den Zusammenstößen zwischen Polizei und kommuniffen am Sonntag in& öln schwerverletzten Kommunisten find inzwischen drei gestorben. Ein vierter Schwerver­legter befindet sich noch in Lebensgefahr.

Die Krankenhausärzte

Gegen Kost- und Logiszwang Nachdem die Berhandlungen der Kran­tenhausärzte mit dem Reichsverband tommunaler und anderer öffentlicher Arbeitgeberverbände Deutschlands bereits 3 meimal ergebnislos verlaufen waren, machte der Sonderschlichter am 18. Januar 1933 den legten Versuch einer Eini­gung. Die Vertreter der Assistenzärzte maren bereit, über die Notverordnungstürzungen hinaus erhebliche finanzielle Zuge= ständnisse zu machen, der Schlichtungs­versuch scheiterte jedoch an dem Bestreben der Arbeitgeberseite, das Kost- und Logiswesen einzuführen.

Der Reichsverband glaubt, bei seiner Absicht auf Durchführung des Kost- und Logiszwanges auch für das Pflegepersonal, bei den Assistenz­ärzten den Punkt des schwächsten Widerstandes gefunden zu haben. 3ft erst ben Aerzten das Koft- und Logiswesen auf­gezwungen, dann soll es um so leichter gelingen, es auch dem Pflegepersonal aufzuzmin­gen. Die Aerzte aber wollen in die für Akade miter vorgesehene Besoldungsgruppe eingereiht werden und ihre Besoldung in bar beziehen.

Die Affistenzärzte erklären, daß die Nichtachtung ihrer Forderungen durch die Vertreter der Städte

Bei dieser leidenschaftlicheni Willensäußerung Ein Anschlag abgewehrt sie aufs äußerte erbittert hat und in

für Republik und Volksstaat saßen die Beauftragten des Herrn Bracht, der selbst nicht erschienen war, betroffen da. Herr Melcher aber hatte einen roten Ropf be= fommen!

Suche nach den Rotters

Bisher ergebnislos

"

Basel , 23. Januar.

Wie die Polizeidirektion des Kantons Qu 3ern bestätigt, haben sich die flüchtigen Berliner Theaterdirettoren Rotter vom 18. bis 19. Januar in Luzern im Hotel National" aufgehalten. Bon hier aus wollten sie sich nach Zürich be= geben, fie fonnten dort aber nicht aus­findig gemacht werden. Auch die an anderen Orten der Schweiz vorgenommenen Nachforschun

Arzneiverteuerung verhindert

Wir hatten hier mehrmals protestiert gegen einen Anschlag, den die Reichsregierung im Berein mit den Apothekern gegen die Aermsten der Armen, gegen die Kranken der minder­bemittelten Bevölkerung geplant hatte.

Die Arzneitore, der Zuschlag der Apo­thefer auf ihre Einkaufspreise, die jetzt allgemein 64 Proz. beträgt, sollte in der Weise abgeändert werden, daß der Aufschlag auf die billigen Prä­parate auf 75 Proz. erhöht, für die teuren Prä­parate aber bis auf 50 Proz. herabgesetzt würde. Diese Abänderung hatte also einen bewußt unsozialen Charakter, so daß sie zu einer un­erhörten Verschlechterung der Arzneimittelversor­gung der breiten Massen hätte führen müssen.

Diese Abänderung sollte schon am 1. Februar eintreten. Der Regierung Braun ist es

Mißglückter Faschistenputsch

Osaf Gajda auf der Flucht

Eigener Bericht des Vorwärts"

Prag , 23. Januar.

Ju der Nacht zum Sonntag gegen 1 Uhr ver­suchten in Brünn 40 Faschisten sich einer Saferne zu bemächtigen. Der Pulsch mißlang. Bier Kanonenschüsse und eine Anzahl Cuftrateten alar­m'erten die Garnison, allerdings auch die Bevöl­terung.

Die Kanonenjchüsse wurden auf Befehl eines in der Kaserne die Aufsicht führenden Offiziers abgegeben. Die Faschisten drangen unter Füh rung eines Oberleutnants a. D. Kobzinet, der als Abenteurer bekannt ist, in die Kaserne ein. Unter der Vorspiegelung, es handle sich um den Schutz einer faschistischen Bersammlung, hatte Kobzinet 40 junge Leute vom Lande zur Fahrt in einem Autobus nach Brünn bewogen. In einer Schlucht hielt der Führer eine Beratung ab und überredete die Leute zu dem Ueberfall auf die Kaserne. Einige Männer überfletterten die Mauer, entwaffneten die Torwache, bemächtigten sich der in den Gängen hängenden Waffen und überfielen die Soldaten unter dem Ruf:

Alles vergebens, es ist Revolution. Wir haben alles in unserer Macht!"

Auf ein vom Zugführer gegebenes Alarmzeichen stellte sich Militär gemeinsam mit der Polizei den Faschisten entgegen. Es wurde aus zwei Ma schinengemehren geschoffen, zumeist aber in die Luft. Ein 18jähriger Bursche wurde er schossen, vier Personen wurden verwun det. 31 Faschisten wurden verhaftet, die anderen ergriffen die Flucht, darunter Robzi net. Die Faschisten hatten vor ihrem Putsch.

versuch die Telephondrähte zerschnitten. Bei sämtlichen Verhafteten fand man Photo­graphien des Faschistenführers Gajda. In Prag wurden Durchsuchungen bei Faschi­ften vorgenommen.

Osaf" Gajda ist von Prag mit unbekanntem Aufenthalt abgereift. Man nimmt an, daß er sich während des Putschversuches in Mäh­ ren befand. Das faschistische Sekretariat wurde polizeilich versiegelt.

Man nimmt an, daß die Faschisten einen Generalangriff auf die ganze Republik geplan haben, um eine faschistische Dittatur Gajda einzusehen. 3mei Unteroffiziere murden in der Brünner Kaserne verhaftet, meil festgestellt wurde, daß die Wachtposten überhaupt feine scharfe Munition bei sich hatten. In Brünn wurden 200 Personen verhaf tet. Sonst herrscht in Brünn und in Brag voll kommene Ruhe.

Reserveoberleutnant Robzinet ist Guts pächter, er tonnte noch nicht festgenommen wer den.( Die Grenze Desterreichs ist ja nahe und dort besteht Asylrecht für politische Berbrecher. Red.)

Keine Gefahr

Prag , 23. Januar. Heeresminister Brabatsch erflärte dem Tschechoslowakischen Bresse Büro, daß dem Angriff auf eine Infanterietaserne in Brünn ernste Be­deutung nicht beizumessen sei. Er betonie, er er­blicke hierin eine Tollheit 3rregeführter. Armee und Polizei hätten musterhafte Disziplin gezeigt und die Fähigkeit bewiesen, derartige und ähnliche Versuche mit Energie zuerstiden.

der nächsten Zeit mit fcharfen Rämpfen zu rechnen sei. Die ärztlichen Spikenorganisa tionen hätten sich auf ihre Seite gestellt. Hoffent lich befinnen sich die Assistenzärzte auf den An­ganisation. schluß an ihre gemertschaftliche Dr solaire 9098

Machtprobe

Die dänische Aussperrung

Kopenhagen , 22. Januar. Da die Gefahr der Großaussperrung am 1. Fe­bruar von Tag zu Tag größer mird, hat Ministerpräsident Stauning mehrere maßgebende Persönlichkeiten aus Arbeitgeber­und Arbeitnehmerfreifen empfangen. Außerdem hat er in den Sonntagsblättern bie Erklärung veröffentlicht, es fei, falls es zu der Groß­aussperrung fomme, sehr wahrscheinlich, daß man lebensnotwendige ausländische Waren für die augenblicklich Einfuhrverbot bzw. eine Ein­fuhrbeschränkung bestehe, in größeren Mengen einführen werde. Auf keinen Fall dürfe die Be­völkerung unter der Aussperrung leiden.

Wie lange gegebenenfalls die Großaussperrung dauern wird, ist nicht abzusehen. Es wird erklärt, daß man in Arbeiterkreisen mindestens auf einen 3 meimonatigen Rampf gerüstet set. Da außerdem die Arbeiterverbände mit Streif drohen, würden, falls es bis zum 1. Februar zu keiner Einigung fommt, in Dänemark im Laufe des Februar alle Räder stillstehen.

Uhry wiedergewählt

Sozialistensieg in Frankreich

Paris , 23. Januar. In Senlis bei Paris ist der Sozialist Uhry an Stelle des am 8. Mai 1932 gewählten un­abhängigen Abgeordneten Chauvel, dessen Wahl vor kurzem für ungültig erklärt worden ist, in die Kammer gewählt worden. Uhry hat der Kammer schon früher angehört und ist u. a. durch sein scharfes Auftreten gegen fran­3bfische Belegungsmillkür in Deutsch­ land bekannt gemorden.

Schleicher bei Hindenburg . Der Reichs präsident empfing heute vormittag Reichstanzler Don Schleicher zum Bortrag über die politische Lage und den Stand des Arbeitsbeschaffungspro

gramms,

Jm Gran- Chaco- Krieg follen in einer brei tägigen Schlacht um ein Fort 1200 Berfonen gefallen fein.

Wetter für Berlin : Zunehmender Frost, meist bebedt und noch etwas Schnee. Mäßige nordöst­liche Winde Für Deutschland : Ueberall tälber, mit vereinzelten, meist geringen Schneefällen,

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