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sprochene Elendsproletarier sich nicht mehr als Klassengenosse des qualifizierten Arbeiters fühlt, dann wird die Parteispaltung fozial unterbaut sie und die Schwächung der Arbeiterklasse könnte auf solche Weise verewigt werden. Aufs schärfste müssen wir Sozialdemokraten darum uns zu der Auffaffung bekennen, daß das ganze arbeitende Volk vom bestbezahlten Arbeiter bis zum legten Elendsproletarier flaffenmäßig zusammengehört.
Auf einer Tribüne vor dem Karl- Liebfnecht- Haus standen die Führer und genossen das Schauspiel der vorbeiflutenden Massen, der im eisigen Winde flatternden Fahnen. Wahrlich, sie verdienen diese Gefolgschaft nicht! Ich halte jedes Wort der Kritik an jenen Führern für berechtigt aber mich dünkt auch die Frage des Nachdenkens wert, wieso es dieser geistig und moralisch nicht gerade hochstehenden Führerschaft gelingen konnte, zwischen diese Massen und uns Sozialdemokraten einen Abgrund zu legen
Daß trazdem diese Massen und wir in unserem Bewußtsein zusammengehö ren und daß wir dazu da sind, für sie zu arbeiten und zu kämpfen, auch wenn sie uns mißverstehen und unsere Absichten mißdeuten, darin liegt die tiefste Rechtfertigung des Kampfes, den wir gegen den Kommunismus führen. Wir würden unrecht tun, wenn wir auch nur den kleinsten Teil des Hasses, mit dem wir den kommunistischen Führern ihren Haß gegen uns vergelten, auf diese Massen übertragen wollten. Wir fämpfen nicht gegen sie, sondern für sie.
Und wenn sie auch noch nicht uns verstehen, so sind wir doch verpflichtet, sie zu verstehen. Sie marschierten im eisigen Winterwind, schlecht genährt und gekleidet, durch die Straßen einer Stadt, in der Technik und Arbeit alles aufgehäuft haben, was die Menschen zu einem behaglichen Leben brauchen. Hunger bei übervollen Scheunen, zitternder Frost bei unendlichen Kohlenvorräten, keine Wäsche, keine Kleider für die Sinder, während Textilien unverkäuflich sind. Maschinen rosten, Menschen unnütz lungern -sollen sie diese Zustände nicht hassen? Solange fie glauben, daß der Kommunismus der wirksamste Ausdruck dieses Hasses ist, werden fie ihm anhängen. Und erst wenn sie beerfen werden, daß ihre Führer zum Kampf gegen den Kapitalismus nur das Geschrei liefern, während wir die 2 r beit leisten, cast dann werden sie den Weg zu uns finden.
So manche, die ich gestern vorbei marschieren jah, sind Söhne jener sozial demokratischen Arbeiter, mit denen wir vor 25 Jahren für das gleiche Wahlrecht auf die Straße gingen. Von den Alten sind ficherlich viele damals mit uns gewesen. Cestern erfreuten sie sich, hungrig und durchfroren, eines Restes der von der Sozialdemofratie erfämpften und verteidigten demofratischen Freiheit, ohne zu ahnen,
ihre Führer drauf und dran sind, auch in zu verspielen! So liegt die Last des Rampfes für die Freiheit, ohne die es feinen Sozialismus gibt, ganz auf unseren Schultern. Wir führen ihn für die ganze Arbeiterklasse, auch für jene Massen, die sich heute noch zu unseren Gegnern scharen, und wenn wir am nächsten Sonntag marschieren, marschie ren wir auch für sie!
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Die politischen Ermittlungen nach dem Mör der des Arbeiters und Gewerkschaftsfunktionärs Neben in Breffen bei Eilen burg find erfolgreich gewesen. Als Täter murde der SA. Gruppenführer Siebert festnenommen. Der Mordbube hatte Neben als Cewertschaftsfunktion är fennengelernt. Chne jeden Grund wurde Neben auf dem Heimmege von einer Veranstaltung überfallen und zu Tode mißhandelt. Siebert will aus aß gegen die Margisten und Gewerk Thoften den eifrigen Funktionär Neben beseitigt haben. Neben hinterläßt eine Wittme mit drei fleinen Kindern
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Holiger Oberpräsident
Brachts Personalpolitik
Wie der Amtliche Preußische Pressedienst mitteilt, ist der Regierungspräsident von Hannover , Don Belsen, vorbehaltlich der Zustimmung des ovinzialausschusses zum Oberpräsidenten der Provinz Sachsen ernannt und mit der Commissarischen Berwaltung der Stelle des Oberpräsidenten in Magdeburg beauftragt worden.
Mit Datum vom 18. Januar hat der Münchener Amtsgerichtspräsident Frant das Berfahren ,, in der Privatklagesache des Regierungsrats Adolf Hitler in München gegen den Schrift leiter Victor Schiff in Berlin megen Beleidi gung" eingestellt und die Kosten niedergeschlagen. Es heißt in der Begründung:„ Es haben zwar der Privatkläger und der Beschul digte es abgelehnt, einen förmlichen Antrag auf Einstellung des Verfahrens zu stellen. Das Berfahren darf aber trotzdem nicht fortgesetzt
werden."
Mit diesem Gerichtsbeschluß entfällt für Re gierungsrat Hitler und seinen Rechtsbeistand Frank II der legte formale Grund, den fie bisher anführen konnten, um nicht auf Grund der Wiederholung unserer Anschuldigungen in Nr. 614 des ,, Vorwärts" vom 30. Dezember 1932 den von uns geforderten neuen Strafan= trag zu stellen.
Indessen wollen wir auch nicht dem nationalsozialistischen Führer den Vorwand lassen, der übrigens weder juristisch noch politisch stichhaltig wäre, daß jener Artikel vom 30. Dezember vor dem offiziellen Einstellungsbeschluß erschienen sei
und daher keine Handhabe zu einer neuen Klage biete. Dieser Artikel ist nämlich zehir Tage na ch dem Inkrafttreten des Amnestiegejeges erschienen. Trogdem seien hier seine entscheidenden Stellen nochmals wiederholt:
,, Adolf Hitler hat Anfang April 1932 in Lauenburg eine Rede gehalten, in der er es ablehnte, seine SA.- Mannschaften im Falle eines polnischen Einbruchs zum Schuße der Grenzen zur Verfügung zu stellen, solange das ,, System" nicht beseitigt wäre.
Diese Rede bedeutete inhaltlich eine Bestätigung gewisser landesver räterischer Befehle, die zur selben Zeit von den maßgebenden Stellen der SA. im deutsch - polnischen Grenzgebiet herausgegeben worden waren.
Mag auch das formaljuristische Merfmal des vollendeten Landesverrats in der Rede Hitlers und in den beschlagnahmten SA. - Dokumenten gefehlt haben, weil kein Kriegszustand zwischen Deutschland und Polen bestand, an der Beurteilung der Handlungsweise der Täter wird dadurch
Die Enthüllungen über die ungeheuren Standale in der Osthilfe sind von der agrarierfreundlichen Preffe mit Schweigen aufgenommen worden. Der Hagel von Standalfällen hat sie nun endlich etwas aus dem Schweigen herausgebracht. Wie auf Verabredung suchte sie gestern abend die ostelbischen Junker herauszulügen. Selbstverständlich hütet sie sich schmer, auch nur einen dieser Fälle anzuführen. Sie stammelt etwas von ,, halb mahren Einzelbehauptungen", von„, OsthilfeMärchen", und die Deutsche Zeitung" geifert über Lügenberichte des Bormärts".
Wir werden den Herrschaften die Osthilfestandale vorhalten, daß ihnen Hören und Sehen, vergehen wird! Wenn sie glauben, daß die Wahr. heit über diese ungeheuerlichen Stanbale nicht aufs Band dringen wird, dann irgen fie lich gemaltigste f
auch die seine Familie der Hohenzol Lern verlegt sich aufs Leugnen! Die sogenannte ,, Generalverwaltung" der Familie Hohenzollern teilt mit:
,, Unter dem 21. b. M. hat die Generalver waltung festgestellt, daß die von sozialdemokra tischer Seite aufgestellte Behauptung, Ihre Majestät die Kaiserin Hermine habe die Osthilfe in Anspruch genommen, unzutreffend ist. Trozz dieser unangreifbaren Feststellung suchen lint's stehende Blätter auch weiterhin den Eindruc zu erwecken, als ob Ihre Majestät selbst an der Osthilfe materiell interessiert sei. Das Urteil über eine solche Irreführung kann der Deffentlichkeit überlassen bleiben. Wenn Besizer der prinzlich Carolathschen Fa milie, also der Familie des ersten Gemahls der Kaiserin, unter die Bestimmungen der Osthilfe fallen, so könne weder die Kaiserin, noch das königliche Haus damit in Verbindung gebracht werden."
Zunächst hat die Generalverwaltung sich aufs hohe Pferd gesezt und erklärt, Hermine habe überhaupt nichts mit der Osthilfe zu tun. Jezt verschweigt sie, daß Hermine persönlich sich beim Leiter der Landstelle Frankenburg um Osthilfe für den Prinzen Hans Georg und die Prinzessin Margarete bemüht hat! Die Frau Wilhelms hat also ihren Einfluß und ihre Beziehungen benußen wollen, um ihren Berwandten Osthilfegelder zu verschaffen!
eines Unterausschusses gegen ihre Stimmen beschlossen.
Die gleiche Haltung nahmen sie ein gegenüber dem sozialdemokratischen Antrag, der den Rechnungshof um eine Prüfung der Osthilfe er
Auch die Vorlegung weiteren Materials auf Grund eingehender Borschläge der Sozialdemokratie wurde gegen die Stimmen der Deutschnationalen beschloffen.
Bei dem Antrag des Zentrums, der die Entschuldung von Großbetrieben davon abhängig macht, daß sie vorher geeignetes Sied.
nichts moralisch hat geändert: Hitler Landesverrat begangen, und pies wird hiermit öffentlich wieder. holt, damit er seinen Strafantrag er. neuere."
Jezt bleibt uns eluftmeilen nichts anderes übrig, als abzuwarten, ob sich die andere Seite endlich meldet. Sollte ein Strafantrag er folgen, dann wird jeder missen, daß er die Be. meisaufnahme scheut, die von unserer Seite unter Nennung mehrerer Ohrenzeugen seiner Lauenburger Rede und mehrerer politischer Zeugen, die über den Inhalt der beschlagnahmten 2. Befehle landesverräterijden
Bescheid missen, angeboten worden ist.
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Das würde praktisch darauf hinauslaufan, daß Hitler , um einem peinlichen Prozeß auszuweichen, die Amnestie für sich in Anspruch nimmt, auf die der Vorwärts" verzichtet. Oder, noch deutlicher:
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Klagt Adolf Hitler nicht aufs neue, so bedeutet das für jeden logisch denkenden Menschen, daß er kneift.
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Klagt er aber doch beim Münchener Amtsgericht sehen wir uns wieder!
lungsgelände abgegeben haben, stimmten die Deutschnationalen dagegen, die Nationalfozialisten enthielten sich der Stimme.
Der fozialdemokratische Antrag, die Reichsregierung folle anordnen, daß Personen, die selbst oder deren nächste Angehörige in der Osthilfe stehen, feinerlei Tätigkeit in den Landstellen oder als Treuhänder ausüben dürfen, wurde ebenfalls gegen die deutschnationalen Stimmen ange
nommen.
Lediglich ein Untrag, die Lohnforderungen von Arbeitnehmern im Konkursfalle bevorrechtigt zu behandeln, fand einstimmige Annahme. Anträge auf Ausdehnung der Osthilfsmaßnahmen wurden dem Unterausschuß überwiesen.
Der Unterausschuß wird seine Beratungen bereits am Donnerstagnachmittag beginnen.
Mit größter Spannung wurde gestern auf dem Verbandstag der preußischen Poli zeibeamten die Wahl des neuen Verbands porfizenden erwartet.
Für das. Amt des ersten Verbandsvorsitzenden mar neben dem jezigen kommissarischen" Vorfizenden Bre bed der bekannte und bei der aufrechten Polizeibeamtenschaft beliebte langjährige Kommandeur der Berliner Schußpolizei, Ober st Heimannsberg, vorgeschlagen. Heimanns berg erhielt von 151 abgegebenen Stimmen 99, ist somit zum ersten Borsigenden des Verbandes preußischer Polizeibeamten gemählt.
Die Bekanntgabe dieses Abstimmungsergebnisses löste minutenlange Beifallsstürme aus. Heimanns berg dankte dem Verbandstag auf das wärmste für das Vertrauen, das er ihm entgegengebracht hat. Er erklärte, sich der schweren Verantwortung als Führer der größten Polizeibeamtenorganisation gerade in der heutigen Zeit poll bewußt zu sein. Ich weiß," sagte er, daß ich der Nach folger eines Mannes bin, dessen Namen mit goldenem Griffel in das Buch der Geschichte des
Diaf Gajda gesteht
Millionen nachgeworfen, daß es eine Schande für Sondergericht gegen die Putschisten
sie ist, daß fie für die Verwandtschaft auch noch Osthilfegelder auf Kosten des Volkes herausschlagen wollen! Hermines zweiter Mann ist reich genug, um die Verwandtschaft seiner zweiten Frau zu versorgen!
Mit solchen Ausreden der Generalverwaltung wird die standalöse Tatsache nicht aus der Welt geschafft, daß Hermine persönlich um Dsthilfegelder gebettelt hat!
Alles Schweigen und Leugnen gegenüber diesen Riefenstandalen hilft nichts! Die Osthilfetribute an die Großagrarier werden dem Bolke die Augen schon öffnen!
Osthilfeskandal wird untersucht Interessante Einblide in die Haltung der Parteien gewährte die Abstimmung im Haushaltsausschuß des Reichstags. So wurde im Widerspruch zu den Worten der Deutschnationalen, daß fie das größte Intereffe an einer Aufklärung hätten, die Einfegung
Der verhaftete Oberfaschist: Eggeneral. Gajda ist durch seine Notizen, die man im Parteibüro gefunden hat, zum Geständnis gebracht worden, daß er die Absicht des Kasernenüberfalls in Brünn vorher gekannt hat.
Die übrigen Haussuchungen ergaben Beweise dafür, daß die Faschisten einen 1 m ft ur 3 geplant haben. Im Berhör gab einer der Verhafteten an, daß am Sonnabend viele Faschisten, nach Brünn kommen sollten, um zuerst dort und dann in Prag den Aufstand durchzuführen. Die Führer hätten stiengen Befehl gehabt, jeden zu erschießen, der diese Revolution perrate. Alle Anordnungen und Pläne der Faschisten waren operetten= haft.
Gajda und die anderen Butschisten werden vor ein besonderes Gericht gestellt.
Putschist als Soldatenschinder Der Urheber des mißglückten faschistischen Hand. streiches in Brünn , Oberleutnant der Reserve
Berbandes preußischer Polizeibeamter geschrie ben ist. Von diesem Manne habe ich als junger Bolizeibeamter meine ersten gemertschaftlichen Lehren empfangen. Ihm nachzueifern, wird stets mein Bestreben sein. Solange ich Borsigender des Verbandes preußischer Polizeibeamter fein merde, wird der Verband weiter mie unter Schra der parteipolitisch neutral geführt werden. Das Vertrauen der Verbandsmitglieder merbe ich nicht enttäuschen, ich werde arbeiten für den Ber band und für die Beamtenschaft,
weil ich weiß, daß mit der kräftigung der Polizeibeamtenschaft die Stärke unseres Staafes, die Stärke unserer Republik befestigt wird.“
Dieses flare Bekenntnis zur Republik murde mit stürmischem Beifall quittiert. Zum zweiten Verbandsvorsitzenden wurde Kriminalkommissar Brebed, zum dritten Borfizenden Polizeiobermeister Gen 3, beide einstimmig, gewählt.
Der Verbandstag schloß mit einem begeisterten Hoch auf das deutsche Volk und die deutsche Republik.
Robzinet, ist 29 Jahre alt und war früher Berufsoffizier. Wiederholt ließ er sich Sol= Datenmißhandlungen zuschulden kommen. Wegen Faschistenpropaganda wurde er in die Reserve verfeßt. Aus faschistischen Jugendorganisationen hat man ihn ausgeschlossen. Kobzinek mar der Urheber mehrerer Standalaffären, darunter des vor kurzem erfolgten Ueberfalls auf das Deutsche Haus in Brünn , wofür er sieben Tage Polizeiarrest abzufigen hatte.
Im Prozeß Guilbeaug murde der Antrag des Verteidigers auf Einstellung des Verfahrens wegen Berjährung vom Gericht abgelehnt, meil die Verjährungsfrist sich infolge der Verurteilung Guilbeaug im Abwesenheitsverfahren von zehn auf zwanzig Jahre verlängert habe. Guilbequr protestierte energisch dagegen, ein Agent Deutsch lands gewesen zu sein. Seine Artikel in der Antifriegszeitschrift ,, Demain", die die Hauptunterlage für seine Verurteilung gebildet haben, seien im Intereffe eines früheren Friedensschlusses ge schrieben worden. Irgendwelchen materiellen Nuzen habe er daraus nicht gezogen.