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ERSTE BEILAGE

Vorwärts

Kommiffar gegen Selbstverwaltung

Sozialdemokratischer Protest im Stadtparlament

In der geftrigen Stadtverordneten bersammlung brachten die Sozialdemo= traten folgenden Dringlichkeitsantrag gegen Bracht ein:

Die Stadtverordnetenversammlung erhebt aller­schärfften Protest gegen das ungewöhnliche Berfahren, das der Beauftragte des derzeitigen Reichskommiffars für Preußen, Dr. Bracht, in Sachen der sogenannten Berliner Bezirksreform durchgeführt hat. Gleichviel welche Stellung zu den Vorschlägen und letzten Formulierungen des Magistrats eingenommen wird, muß festgestellt werden, daß der erste Erlaß des Kommissars Magiffrat und Stadtverordnetenversammlung mif einer Arbeit belastete, die andere wichtige Ar­beiten unterbrach und jetzt in allen ihren Teilen als nulos erfannt werden muß. Diese zwed­lose Arbeit hätte vermieden werden können, wenn der Kommiffar sich vor Herausgabe seines ersten Erlaffes bei den zuständigen städtischen Stellen über die fachlichen und praktischen Wirkungen feiner eigenen ursprünglichen Vorschläge erfundigt hätte, anstalt im Rahmen dieser Vorschläge erst Arbeit leisten zu lassen, um später eigentlich selbst feststellen zu müffen, daß er bei seinem Erlah nicht die Urteilsfähigkeit gezeigt hat, die von einer Fachpersönlichkeit feiner Stellung erwartet werden muß. Das Vorgehen des Staatskommissars ist auch deshalb abzulehnen, weil es ihn aufs neue als Staatsfommissar gegen die Selbstverwaltung zeigt. Der Oberbürger meister wird ersucht, diese Auffassung der Stadt­verordnetenversammlung dem Beauftragten des derzeitigen Reichskommissars für Preußen zur Kenntnis zu bringen.

Selbstverständlich stellten sich die Deutsch­nationalen vor Herrn Bracht; fie erhoben Einspruch gegen die Dringlichkeit, so daß also

Deutschnationale schützen Bracht

der Antrag gestern noch nicht verabschiedet werden fonnte. An seiner späteren Annahme besteht aber fein Zweifel; inzwischen kann ihn der ,, Staatskommissar gegen die Selbstverwaltung" aus dem ,, Borwärts" entgegennehmen.

Eine Sportdebatte

Der Verlust von 75 000 Mart, für die die Stadt Berlin der Butabbanf gegenüber die Bürg schaft übernommen hatte, beschäftigte die Ver= jammlung längere Zeit. Es handelt sich um die Pleite des Rudervereins Freiheit", den tom­munistische Mißwirtschaft zugrunde gerichtet hat. Der Verein hat seine Zahlungen an die Bank bzm. die Stadt längst eingestellt, die Stadt muß für das Darlehen von 75 000 Mart geradestehen. Der kommunistische Redner, Herr Kirsch, stellte es so dar, als seien es die bösen Sozialdemo fraten gewesen, die durch ihren Austritt den Verein in die Zange brachten, seine Verpflichtun gen nicht mehr erfüllen zu fönnen. Das war gerade von Herrn Kirsch sehr unvernünftig, denn er war noch bis vor kurzer Zeit der Leiter des Berliner fommunistischen Sportfartells, und als finientreuer Sportler durfte er doch die bundese treuen Sportler nicht als so mächtig hinstellen, baß sie einen fommunistischen Berein faputt machen können. Stadtverordneter Barthelmana ( Soz) bedauerte, daß der Stadt durch solche fom­munistischen Pleiten die Möglichkeit genommen wird, den Sportvereinen durch die llebernahme von Bürgschaften zu helfen. Der Ruderverein Freiheit" hatte feinerzeit Gelegenheit, sich zu ent scheiden, ob er beim Arbeiter- Turn- und Sport bund bleiben oder zu der kommunistischen Sport­zentrale fich schlagen wolle. Der Verein entschied fich freiwillig für das lettere, und nun fezte der befannte, unerträgliche Gesinnungsterror gegen

Durch ,, Kunstfehler" verblutet

Während der Operation verstorben

Die Frage, wieweit der narkotisierende Assistent für den Kunstfehler" des Operateurs mitverant­wortlich ist, beschäftigte das Schöffengericht Char lottenburg. Angeklagt war der Arzt K. auf Grund folgenden Sachverhalts:

Zu dem Arzt lam in die Sprechstunde eine Frau mit starken Blutungen. Er untersuchte fie und stellte eine beginnende Fehlgeburt fest. Nachdem er die Frau in die Ruhelage ge­bracht hatte, rief er einen Gynafologen an. Der Spezialist erschien auch alsbald und operierte die Frau, die bald nach der Operation ver starb, wie angenommen wird, auf Grund eines zu­mindest als Kunstfehler anzusprechenden Ber fehens des operierenden Arztes. Gegen den Gynäkologen Dr. R. und den praktischen Arzt Dr. A. wurde Antlage wegen gemeinschaftlicher fahrlässiger Körperverlegung mit Todeserfolg erhoben.

Der Angeklagte Dr. R. war zu der Verhand­lung nicht erschienen, und das Verfahren gegen ihn wurde abgetrennt Die Verhandlung gegen den Arzt K. ergab, daß er lediglich mit der Rartose beschäftigt gewesen war, und Rechts­anwalt Dr. Klee vertrat den Standpunkt, daß er

selbst einen Kunstfehler begangen hätte, wenn er, statt forgfältig sich mit der Ueberwachung der Narkose zu beschäftigen, in die Maßnahmen des zugezogenen Spezialisten eingegriffen hätte. Er sei weder imstande gewesen, diese Maßnahmen zu fritisieren, noch habe er ein Recht dazu gehabt. Als Sachverständige wurden Prof Fraenkel, Medizinalrat Dr. Marenholz und Prof. Dr. Hammerschlag vernommen. Während der Gerichtsarzt Prof. Fraenkel immer bin eine gewisse Kontrolle seitens des Narkotiseurs verlangte, insbesondere es für nötig hielt, daß vorher eine Besprechung stattfinden müßte über das, was zu geschehen habe, standen die beiden anderen Sachverständigen auf dem Stand­punkt, daß die Ueberwachung der Narkose eine so wichtige Maßnahme sei, daß für den mit der Narkose beschäftigten Arzt feine Möglichkeit be­stehe, sich um etwas anderes als um die Narkose zu fümmern. Sie erklärten es für unzulässig, daß der Narkotiseur sein Augenmerk auf die Operation selbst lenke. Er habe nicht einmal das Recht hin­zusehen, wenn er fich nicht einer unverzeihlichen Unachtsamkeit schuldig machen wolle. Das Gericht sprach den Angeflagten auf Kosten der Staatstaffe frei.

alle Andersdenkende, besonders die Sozialdemo fraten ein. Wenn diese schließlich diese KPD.­Parteizelle verließen, weil sie in einem Sport­verein zu sein beabsichtigten, so mit vollem Recht. Nein, erklärte Barthelmann, nicht die Sozial­demokraten haben schuld an dem Bankrott des Vereins, sondern die Kommunisten selbst, die, bei Freiheit vor eine praktische Aufgabe gestellt, elend scheiterten.( Sehr richtig! bei den Soz.- Lärm bei den Komm.) Dem gegenüber steht die praktische Arbeit der bundestreuen Sportvereine und verbände, die neben einer großen Anzahl von eigenen Anlagen aller Art allein in Deutsch­ land 200 Naturfreundehäuser verwalten und er­halten. Schließlich wurde dem Ausschußbeschluß zugestimmt, wonach die Stadt ihre Interessen an

FREITAG, 27. JANUAR 1933

dem Verein wahren soll und demokratischen Zusazantrag

nach einem sozial für eine anders weitige, mit möglichst wenig Verlusten verbundene Berwendung der Beremsanlagen sorgen foll.

Grundstücksan- und verkäufe und der Abschluß der Städtischen Feuersozietät wurden ohne Des batte genehmigt zugestimmt wurde auch einer Borlage, die die Entlastung der Jahresrechnungen einschließlich der Baurechnungen der Bezirke und der Zentralverwaltungen porsieht. Dabei wurden verschiedene Etatüberschreitungen und nichtetats mäßige Buchungen beanstandet.

Stadtschulrat Nydahl 50 Jahre

Der Berliner Stadtschulrat Genosse Rydahl wird heute 50 Jahre alt. Nydahl, der seine auf bauende Arbeit am Berliner Schulwesen durch die Wirtschaftskrise unterbrochen steht, fam seinerzeit aus Neukölln, wo er Schulrat war, in die Berliner Zentralverwaltung als Magistratsober. schulrat und wurde im Jahre 1926 zum Stadt schulrat gewählt. Er ist aus dem Boltsschullehrer­stande hervorgegangen.

Die Kältehilfe Berlins

Leider nur knappe Feuerungszulage- Kohlen für Laubenbewohner

Der Beschluß des Magiftrats, als befondere Hilfsmaßnahme für frierende Hilfsbedürftige die Summe von 500 000. fofort bereitzustellen, wird bei vielen in Not geratenen Familien einen leisen Hoffnungsschimmer haben auffommen laffen. Die für die Finanzlage der Stadt nicht unbeträchtliche Summe wird jedoch bei dem Riesenheer der Ars beitslosen in Berlin nur wenig Not lindern können. Die Stadt Berlin gibt in jedem Monat ungefähr die gleiche Summe an die Hilfsbedürftigen zum Kauf von Holz und Kohlen aus.

Wie wir auf Anfrage aus dem Landes­wohlfahrtsamt erfahren, ist der frei gemachte Betrag bereits nach der Anzahl der in den einzelnen Bezirken vorhandenen Hilfsbedürfti gen auf die Bezirkswohlfahrtsämter verteilt wor den. Bereits heute sollen die ersten Aus­zahlungen erfolgen. Da man wegen der fata­strophalen Finanzlage Berlins nicht allen Not­leidenden helfen kann, sollen die Hilfsbedürftigen eine Beihilfe erhalten, die wegen ihrer schlechten Wohnverhältnisse besonders start unter dem Kälte­einbruch zu leiden haben. Das werden in erster Linie auch die Bewohner von Lauben sein. Die Laufenden Feuerungszulagen erhalten in Berlin zurzeit rund 350 000 Unterstügungsempfänger.

Das System, den Unterstützten die Kohlenbeihilfe

fie von den Hitlerburschen ohne jeden Grund an­gegriffen. Die Ueberfallenen mußten der viel fachen Weber macht meichen, zwei von ihnen murden von den Hafenkreuzbanbiten durch Schläge über den Kopf nicht unerheblich verletzt. Die feigen Täter sind entkommen.

Reichsbanner- Appell

Gesamtaufmarsch am Sonntag

Die aftiven Formafonen des Groß- Berliner Reichsbanners haben am Sonntag in Tegel eine große Wehrsportübung Mach Abschluß der Veranstaltung marschieren die ge­jamten Formationen um 12 Uhr von Tegel in 15 Kilometer langem Marsch durch Scharnweber, Müller-, Chauffee-, Oranienburger, Artillerie­straße, Um Kupfergraben nach dem Custgarten, um an der Massenveranstaltung der Eifernen Front teilzunehmen.

in barem Gelde auszuzahlen, hat sich sehr Räuber im Butterladen

bewährt und soll auch bei der Rothilfeaktion bei­behalten werden. Der Hilfsbedürftige hat dadurch die Möglichkeit, seinen Bedarf nach freier Wahl zu decken.

Arbeiter überfallen

SA.- Provokation in Berlin O.

In der Palisadenstraße wurden gestern abend mehrere fozialdemokratische Arbeiter von unifor­mierten SA. Leuten überfallen. Zwei Ueber­fallene wurden verleht und mußten die Hilfe der nächsten Rettungsstelle in Anspruch nehmen.

Wie uns mitgeteilt wird, marschierte durch die Palidasenstraße gegen 19.20 Uhr ein Trupp SA.­Leute. Als mehrere Arbeiter des Weges kamen, die sozialdemokratische Abzeichen trugen, wurden

Im Norden Berlins , in der Schönwalder Straße 32, wurde gestern wieder ein frecher Ueberfall auf eine Butterfiliale der Firma Heinze verübt. Als sich nur die beiden Ber fäuferinnen im Laden befanden, wurde die Tür aufgerissen, zwei jüngere Burschen stürmten mit schußbereiten Pistolen herein und riefen: Hände hoch, heraus mit der Ladenkasse!" Während einer der Banditen an der Tür Aufstellung nahm ging fein Komplice auf die Ladenkaffe zu und plünderte fie aus. Mit ihrer Beute suchten die Täter das Weite. Sie entfamen auf Fahrrädern.

Ein Briefmarkenautomatenräuber ist gestern von der Kriminalpolizei in der Person des 44 Jahre alten Johann Sch. auf frischer Tat fest. genommen worden. Sch. hatte sich Metallstücke von verschiedener Größe angefertigt und damit plünderte er die Briefmarkenautomaten aus.

Spart durch KARSTADI

Lebens mittel

U- BAHNHOF HERMANNPLATZ

DER KARSTADT BAHNHOF

Sonnabend

WURSTWAREN KOLONIALWAREN BUTTER, FETTE, KASE

Jagdwurst............... Pfd. 0.76 Weizenmehl .Pfd. 0.18 Landleberwurst..Pfd. 0.80 Haferflocken .Pfd. 0.18 Streichmettwurst...... Pfd. 0.88 Tafelreis........Pfd. 0.12 Feine Leberwurst..... Pfd. 0.96 Weiße Bohnen Pfd..18 0.18, 0.11 Cervelat- u. Salami... Pfd. 1.05 Hartgr.- Makkaroni... Pfd. 0.36 Knoblauchwurst, harte Pfd. 0.98 Eier- Gräupchen....... Pfd. 0.44 Speck mag. Pfd. 0.86 fett Pfd. 0.76 Aprikosen, ge'rock. an Pfd. 0.42 Schinkenspeck Kaffee gebr... Pfd. 2.83, 2.40, 1.90 WEINE, SPIRITUOS.

........ Pfd. 1.06

KONSERVEN

Karotten geschn....., Ds. 0.26 Haush.- Misch. getr. Erbs.%, Ds. 0.34 Schnittbohnen... Ds. 0.39 Spinat I dick eingek... Ds. 0.50 Ananas 8 Scheiben... Ds. 0.98 Pflaumen m. St...... Ds. 0.48 Himb., Aprik. Konf. 400 gr Gl. 0.50

Jam. Rum Verschnitt 38% Fl. 2.80 Weinbr. Cabinett..., Fl. 3.50 Bin.Tafelkümmel 35% Ltr. 3.95 Edenkobener 10 Ltr. 8.00, Lrr. 0.65 Niersteiner.10 Ltr. 9.00, Lr. 0.95 Tarragona , Wermuth 10 L. 9.50 L 1.00 Amarantis span. Süßw... Ltr. 1.40

Gutsbutter......... Pfd. 0.98 Markenbutter.........Pfd. 1.16 Margarine......... 3 Pfd. 0.74 Romadour 20%...... Stck. 0.16 Allg. Stangenkäse 20%.. Pfd. 0.36 Finn. Schweizer ...... Pfd. 0.37 Pfd. 0.56 Briekäse, vollfett..... Steinbuscher u. Tilsit., vollf. Pfd: 0.68 FISCHE , RAUCHERW. Schellfisch, Seelachs an Pfd. 0.22 Cabeljau o. K...... an Pfd. 0.24 Rotbars.......... an Pfd. 0.24 Lebende Karpfen.an Pfd . 0.58 ...... Pfd. 0.18 Bücklinge..... Sprotten..... ca. 1 Pfd.- Kiste 0.20 Räucherlachs i. Std. an Pfd. 1.20

OBST UND GEMUSE Apfelsinen.......... 3 Pfd. 0.35 Amerikan. Tafeläpfel..3 Pfd. 0.72 Zitronen............ an Dtz. 0.28 Pfd. 0.20 Bananen.. Blumenkohl.. ........ an Kopf 0.20 Sellerie............... 2 Pfd. 0.15 Möhren..... ............. Pfd. 0.05 Kartoffeln........... 10. Pfd.0.28

GEFLÜGEL UND WILD

Fr. Suppenhühner an Pfd. 0.68 Fr. junge Gänse... an Pfd. 0.78 Gänsebruststücke an Pfd. 0.85 Hirschblatt......... an Ptd. 0.54 Wildschweinblatt an Pfd. 0.50 Hasen gestr. u ausgew. Pfd. 0.54 Wildragout......... en Pfd. 0.28

FRISCH FLEISCH Rindertalg ausgelassen Pfd. 0.28 Suppenfleisch...... an Pfd. 0.48 Schmorbraten a. Kn., gesp. Pfd. 0.78 Hammelkeule...... an Pfd. 0.68 Hammelragout........ Ptd. 0.48 Kaßler mild......... an Pfd. 0.68 Kalbsnierenbraten an Pfd. 0.78 Kalbskotelett.......... Pfd. 0.88

Bestellungen über 5 Mark unter F 6 Baerwald 0012 werden prompt erledigt. Für Sonnabend Lieferung Anruf bis Freitag abend erb. Verkaufsoweit Vorrat

In den Dachhallen: Ilja Livschakoff

Adolf Ginsburg

Ein Ereignis für die Frauenwelt Berlins und weiteste Umgebung

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