insoweit eS sich auf den Zaren bezieht, den Zweck,die englische und französische Polizei für die Zeitdes Zarenbesuchs freie Hand zu geben? Oder hat eszum Zweck, die Reise des bekanntermaßen sehr ängstlichenZaren nach England und Frankreich zu verhindern?Letzteres glaubt man in Frankreich. und hat deutscheEhrenmänner in Verdacht, Herrn Melville's neueste Entdecknng vorbereitet zu haben.Ohne uns weiter hierüber auszusprechen, sei bloshervorgehoben, daß in diesem Rattenkönig von Polizeithaten augenscheinlich zwei Tendenzen oder Strömungensich kreuzen: eine die England berührt, und eine zweite,die auf die polizeiliche Ausnutzung der Reise des Zarenhinzielt. Von letzterer Tendenz haben wir bereitsdes nähereu gesprochen. Auf das Vcrhältniß der Polizei-Entdeckung zur e n g l i s ch e n Politik müssen wir nochzurückkommen. Wir sagten schon früher, eS handle sich offenbarum Z n r ü ck d r ä n g u n g der versöhnlichen Politik, diedas konservative Ministerium unter dem Druck der öffeirtlichen Meinung Irland gegenüber eingeschlagen hat, undvon der die Freilassung der meisten gefangenen Feinerdiktirt wurde.Die Lage der englischen Regierung Irland gegenüberist jetzt eine ähnliche wie 1882 vor der Ermordung desirischen Staatssekretärs und feines Unter- Staatssekretärsdurch Fenier.Die englische Regierung hatte sich damals zn KoirZessionen verstehen müssen und Gladstone hatte mit Parnellund anderen irischen Führern den berühmten Vertrag vonKilmainham geschlossen. Da kam urplötzlich die Nachrichtvon der Phönixpark-Tragödie, und im Nu schlug dieöffentliche Meinung um. Der Vertrag vonKilmainham war zerristen, und im Gefängnißhof vonKilmainham baumelten bald die Leichen gehenkter Fenier.Hintennach kam heraus, daß ein englischer Locks p i tz e l die Verschwörung, welche zu jener Blutthat führte,eingefädelt hätte.In wessen Auftrag und Interesse?Heute wird die Verhaftung Tynan's und seiner Genossen, wenn die telegraphisch gemeldeten Einzelheiten überMassen- Dynamitfunde sich bestätigen, die nämliche, fürIrland schädliche, sür die Reaktion nützliche Wirkung haben,wie 1382 die Morde im Phönix-Park.Damals war eS die Polizei, welche den Streich in Szenegesetzt hatte.Und diesmal?Die Antwort wird nicht ausbleiben.*Einstweilen sei blos noch bemerkt, daß die A u Sl ie s erun g der in Boulogne, Antwerpen und Amsterdamgefangenen Dynamit-Verschwörer an England sehr zweifelHaft ist; und daß die Identität Tynan's bestritten wird.Schon im Jahre 1882 war von englischer Seite anFrankreich das Ansinnen gestellt worden, geflüchtete Fenierauszuliefern— die französische Regierung antwortete aberablehnend. Und es ist ein sonderbares Zusammen�treffen, daß unter den Fenier», deren Auslieferinig 1382von Frankreich verweigert wurde, sich Tynan und Wallaeebefanden, deren Auslieferung auch jetzt gefordert wird.Die sensationellen Details, die in den vorliegendenZeitungsberichten und Telegrammen enthalten sind, er-mangeln so sehr der Glaubwürdigkeit und des Zusammen-Hangs, daß wir durch den Abdruck derselben den Raumunseres Blattes nur verschwenden würden.Die einzigen zwei Thatsachen, die noch eine gewiffe Bedeutung haben, ist 1., daß die Anlwerpener Dynamitarden,die aber in Rotterdam verhaftet wurden, 2000 PfundSterling, das heißt 4V 000 M., baar in ihrem Besitz hatten,was für Anarchisten etwas viel ist. Und 2., daß diesenämlichen Dynamitarden im Besitz von Fahrkahrten für eindieser Tage— jedenfalls vor dem geplanten Besuch desZaren— nach New- Jork zurückkehrendes Dampfschiffhatten.ErwähnenSwerth sind noch folgende Telegramme:N e w- I o r k, 16. September. Der Sekretär der irischenAlliance proleftirt dagegen, daß die englische Presse Tynan undseinen Landsleute» die Absicht beilegt, eine» Anschlag gegendas Leben des Kaisers von Rußland ausführen zu wollen.Frankreich und Rußland besäßen die Sympathien der Iren.Tynan sei in Privatangelegenheiten»ach Europa gekommen.—London, IV. September.(Privattelegramm der Fraukf.vonseines rechten ArmS die Blutstropfen zur Erde flössen undRienzi ihn fortwährend an der Schulter gesaßt hielt, schlicher langsam mit ihm durch die Kirche. Sie erreichten denAltar zur linken Seite, von welcher ein kleines Zimmer fürden Geistlichen angebracht war. Als der Bösewicht sichdiesen' näherte, wurde Rienzi mißtrauisch.„Nimm Dich in Acht!" flüsterte er,„das geringsteZeichen von Verrath und Du bist das erste Opfer."Der Mörder jedoch blieb unbefangen und trat in dasZimmer, wo er auf ein offenes Fenster zeigte..Hier bin ich eingedrungen", sagte er,„und wenn Ihrerlaubt, daß ich jetzt wieder ans demselben—"„Die Ratte kommt nicht so leicht aus der Falle, alshinein", erwiderte Rienzi lächelnd.„Und was soll ich jetztmit Dir beginnen, wenn Du nicht willst, daß ich meineDiener rufe?"„Laßt mich gehen und ich will morgen zu Euch kommen,und wenn Ihr mich gut bezahlt und mir versprecht, mirdas Leben und die Freiheit zu schenken, so will ich EuchEure Feinde angeben."(Fortsetzung folgt.)Mttnlk und ZVist'enfitzafk»Lessiug-Theater. Am Dienstag fand mit einem alten Be«kannten freundlichstes Wiedersehen statt. Georg Engels warnach zwei Jahren wenn auch nicht in die Stätteseiner Triumphe, ins Deutsche Theater, so doch ,u seinenVerehrern, die sich zahlreich im Lessing- Theater versammelthatten, zurückgekehrt und mit ihm kam auch einer der bestenSchwänke der Schönthan-Kadelburg'schen Werkstätt»„Der Senator"wieder auf die Bühne, dessen prächtige Titelrolle von Georg Engelsrepräsentirt. wieder Stürme der Heiterkeit erregte. Ueber dasStück und die Titelrolle neues zu sagen, erübrigt sich. Z»erwähnen ist bloS, daß Engels über das Spiel der anderenRollenträger sich kaum zu beklagen hatte- bester als die Frauen»rollen wurden die wichtigeren Männerrollen, die in den Händender Herren Schönfeld und Stahl lagen, gegeben. Von denSchauspielerinnen traf am besten den Ton die Frau SenatorMoser-Sperner.Im Schillertheater hat man wieder einmal klassische Pfadebetreten. Dienstag Abend wurde Lessing's Emilia Galotli auf.geführt, jene wuchtige Anklage gegen das Verbrechen des Ab-�solulismus, der bis zur großen Revolution sozusagen im paradisi-zeigen ftereojkopische Wirkung.Zeitung.) Die Meinung, daß ein Attentat gegen den Zarenbeabsichtigt gewesen und daran auch Nihilisten betheiligt seien,wird von den Blättern nicht unbedingt zurückgewiesen, dochsehr angezweifelt. Die Gesellschaft der Freunde derrussischen Freiheit bezeichnet diese Behauptung alS lächerlichund bestreitet, daß irgend eine Verbindung zwischen den Nihilistenund Feniern bestehe. Di« Frage, ob die Auslieferung der inParis und Rotterdam Verhafteten erfolgen werde, wird lebhafterörtert. Es überwiegt dabei die Meinung, daß dieselben zwnächst die Gesetze des Lande?,haben und daher auch dortwo sie ergriffen wurden, verletztzuerst abgeurtheilt werden müsten.Bezüglich Tynan's ist es fraglich, ob Frankreich dem erweitertenAuslieferungsverträge rückwirkend« Kraft beimessen wird. Dem„Daily Chronicle" kommt die ganze Angelegenheit sehr zweifebHaft vor und es fordert weitere Aufklärung.Gerade vor Redaktionsschluß wird vom„Herold"-Bureau telegraphirt:Rotterdam, 16. September. Die Polizei entnahm ausden zerrissene» Korrespondenzen des verhafteten AnarchistenWallaee, daß ein Komplott gegen ein gekröntesHaupt organifirt war. das der Königin vonEngland einen Besuch abstatten wollt«.Die Melville'schen Dynamit- Leute müssen merkwürdigmittheilsame Menschen sein, daß sie solche Geheimnisse demPapier anvertrauen und das Papier dann blos zerreißen.Das ist höchstens„Bombenbaronen' und ähnlichemVolk znzutraueu.—Die Entthronung des Sultans wird jetzt in E n gl a n d laut gefordert. Daß die Ausführung nicht so leichtist, alS mancher glaubt, haben wir schon dargethan, undvom Wort zur That ist noch eine weite Entfernung.Immerhin ist es ein großer Triumph der russischen Diplomatie, daß gerade England, der natürliche Beschützer derTürkei und Gegner der russischen Eroberungspolitik, füreinen Plan die Initiative ergreift, dessen Verwirklichung nurRußland zu gute kommen kann, und dieses dem seit zweiJahrhunderten verfolgten Ziel der Eroberung Konstantinopelsbeträchtlich näher führen würde. Es erinnert unS das aneinen früheren Vorgang. Als die Türkei 1826 mit derJanitscharenwirthschaft ausräumte und den Weg der Reformbeschreiten wollte, da war es im Interesse der russischenPolitik, die Reformen um jeden Preis zu verhindern. Rußland rüstete zum Krieg, und da es sich derTürkei militärisch nicht gewachsen fühlte, so brachtees— genau wie jetzt— England in Gegensatz zu derTürkei. Damals spielten die Griechen dieselbe Rolle, wieheute die Armenier— die öffentliche Meinung schwärmtefür die christlichen Märtyrer und verwünschte die türkischenMörder. Das sonst sehr scharf rechnende England wurdemit einem Male sehr sentimental und— euics schönenMorgens— am 29. Oktober 1827— überfiel die englischeFlotte,verstärkt durch ein paar russische und französische Schiffe,die türkische Flotte bei N a v a r i n o(an der griechischenKüste) und vernichtete sie. Nun hatten die Russenleichteres Spiel; sie schlugen los, bekamen allerdings tüchtigeHiebe, erlangten aber, der Vernichtung nahe, schließlichmit Hilfe der europäischen— namentlich englischen—Diplomatie den ihnen günstigen Frieden von Adrianopel.Diese für England so blamable Episode ist seinerzeitvon Karl Marx in seinen Artikeln und Flugschriftengegen P a l ni e r st o n klassisch behandelt worden. Vielleichtfindet sich jemand, der diese wenig bekannten Arbeiten insdeutsche übersetzt und den deutsche» Arbeitern zugänglichmacht. Es wäre ein höchst zeitgemäßes Beginnen undwürde gewiß zur Klärung der durch die russischen Grusel-Legenden arg verwirrten� Geister beitragen.—Deutsches Reich.— Zur Reform der SlrbeilerverficherungS»Gesetze schreibt anscheinend offiziös die„Norddeutsche AllgemeineZeitung":„Die Aeußerungen der Presse über den im„Reichs-Anzeiger"veröffentlichten Enlivnrf eines Gesetzes, betreffend die Abänderungvon Arbeiterversicherungs-Gesetzen, gehen mehrfach von derirrigen Annahme ans, daß eine umfastende Revision derUnfallversicherungs-Gefetze nicht mehr in Aussicht genommensei und die Abänderung dieser Gesetze auf die in jenemEntwurf vorgesehene Vereinigung einiger Reihen von Unfall-Schiedsgerichten mit den Schiedsgerichten für die Jnvaliditäls-und Altersversicherung beschränkt werden solle. Wir weifen dem-gegenüber darauf hin, daß sicherem Vernehmen nach die B e-rathungen des Bundesraths über den ihm imJahre 1894 vorgelegten eingehenden Entwurf einerfchen Zustande lebte und noch gänzlich unverhüllt auf Thronenund Thrönchen feinen animalischen Empftndungen nachgehenkonnte. Erst nach dem große» Weltgericht wurde der Absolutis-mus fromm und drapirte sich gotteßfürchtig mit kirchlichen undin späterer Roth selbst mit konstitutionellen Feigenblättern. Dievorgestrige Darstellung des Dramas war recht von Schwung ge-tragen. Theilweise sprudelte das Feuer der Leidenschaft sogarraketenhaft empor. So anS der Gräfin Orsina der als Gastauftretenden Künstlerin Luise Eybe». welche mit allenBorzügen der alten Provinzialschule bewaffnet, unter denFansarenklägen der geschraubtesten Hochlöne gegen den bösenMarinelli zum Kampf ausrückte. Letzterer fand in Herrn Paulyeinen verständig und ohne schablonenmäßige Kanaillenhastigkeitauftretenden Darsteller. Schlicht und ohne übel angebrachteSucht nach Effekthascherei spielten die Damen Detschy undPauly, sowie Herr Pategg. Letzterer gab den Vater Odoardo.während in den Länden der genannten Künstlerinnen die Rollender Claudia und oer Emilia lagen.In der nächsten Serie der Vorstellungen, die unter RegieJulius Türk im Belle- Alliance- Theater statlfinde».zelangt die Jugenddichtung von Henrik Ibsen„Die Komödie»er Liebe" in der Uebersetznng von Profeflor Schweitzer zurAufführung. Die erste Aufführung, die am Sonntag den4. Oktober nachmittags 2'/« Uhr stattfindet, ist eine wirklichePremiöre, da die Dichtung, die Ibsen bereit? im Jahre 1862verfaßte, in Deutschland noch nicht zur Aufführung gekommen ist.In der Internationalen Kunstausstellung haben' die Ver-käufe von Werken die Summe von 606 600 M. überschritten, einErgebnib, daS bisher noch niemals auf unseren Ausstellungenerreicht worden ist. Allein aus den drei letzten Tagen sindVerkäufe in Höhe von rund LS 660 M. zu registriren.Edison uud dir Röntgenstrahlen. Wiederholt sind ver»»che gemacht worden, um die unsichtbaren Röntgenstrahlen inichtbare umzusetzen. Die ersten Versuche rühren von Salvioniher. Neuerdings hat, den„Wiener photographischen Blättern"zufolge, Edison einen Apparat„Flnoroskop", konstruirt, mit dem«ine okulistische. Prüfung der Röntgenstrahlen möglich ist. Edisonbenutzt feinen, pulverisirten, wolframsanren Kalk und stäubtdamit den Boden eines geschwärzten Kasten? ein; durch diesenKasten wird der vom Röntgenlicht bestrahlte Körper betrachtet.— Angeregt durch den Physiker Professor E. Mach haben Re-gierungsralh Professor Dr. Eder und Professor Dr. CzermakStereoskopbilder mit Röntgenstrahlen hergestellt. Eder ließ dasObjekt an Ort»»d Stelle und verschob die Birne, währendCzermak den»»igekehrlen Weg einschlug. Die erhaltenen BilderNovelle zu den UnfallversicherungS-Gesetzeninzwischen so weit gefördert worden sind, daß ihr Ab«fchluß schon in nächster Zeit zu erwarten seindürste."—— Ein werthvolles Eingeständniß macht derVerein derRohrzucker-Fabriten, der eben hier feineGeneralversammlung abgehalten hat. Er konstatirt, daß durchdas letzte Zuckcrsteuer-Gesetz, gegen das bekanntlich unsereFraktion gestimmt hat, die Zuckerfabriken zur Ueberprodukiio»gezwungen werden, er fordert ferner die Aufhebung aller Zucker-ausfuhr-Prämien durch internationales Uebereinkommen. Endlichwurde die Schaffung eines Zuckerkartells angeregt.—— Der Patriotismus entschuldigt wenn nichtalles, so doch vieles, was antipatriotischen Sterblichen zum Ver-derben ausschlägt, wenn sie vor Gericht gerathen. Höchstsonderbar muß folgende Gerichtsverhandlung so manchen Sozial-demokraten anmuthen, der wegen angeblicher Beleidigung sichzu verantworten hatte und dann die Wahrung berechtigter Jnler-essen geltend zu machen suchte, wenn er sich irgend einer Sacheangenommen hatte. Man lese und staune: In Nr. S1 des„Graudenzer Geselligen" war ein Artikel veröffentlicht worden,der den überhandnehmenden polnischen Bestrebungen inWestprenßen entgegentrat. In diesem Artikek, den derRedakteur P. Fischer verfaßt hatte und sür den erdie Verantwortung trug, war(als Nachricht aus Briese»)mitgetheilt worden, es sei in Briefen stadtbekannt,daß der Dekan Polomski den katholischen Eltern feiner Ge-meinde verboten habe, ihre Kinder in die vom vaterländischenFrauenverein begründete, von einer evangelischen Diakonissin(Hinz) geleitete Kleinkiiiderschiile zu schicken, und daß er denjenigenEitern, die diesem Gebote nicht gehorchen würden, gedrohthabe, er werde ihnen die Beichte verweigern. D»rhdiese letzte Miltheilung fühlte sich der Dekan Polom-kr„in seinem Amte beleidigt"; unter dem Hinweis darauf,daß eine solche Drohung, von ihm ausgestoße»,eine Ueberschreitung seiner Amtsbefugnisse sein würde, und daßdie Zumuthung, er würde seine Befngniffe überschreiten, eineschwere Beleidigung für ihn enthalte, erstattete er beider Staats-anwaltschaft Anzeige und bat um weitere Verfolgung der Sache.Nachdem in dieser Sache schon mehrmals Tennin abgehaltenworden war, wurde am letzten Donnerstag wieder in die Haupt-Verhandlung eingetreten. Aus der Vernehmung der Zeugen er»gab sich, daß in der That in Briefen davon gesprochen wordenwar, daß der Geistliche Polomski seinen Pfarrkindern verbotenhabe, ihre Kinder in die von der Diakonissin Hinz geleiteteKleinkinderschule zu schicke»; Herr Polomski gab das selber zu.indem er bemerkte, er habe alS Grund für dieses Verbot an«gegeben,„es paffe sich nicht, daß katholische Kinder in die vonder evangelischen Diakonissin geleitet« Schule gingen". Nacheiner etwa halbstündigen Berathung verkündete der Vor»sitzende des Gerichtshofes das Urtheil dahin: DieBehauptung de? Angeklagten, der PolomSki habe den-jenigen Katholiken, die ihre Kinder in die Schul« derDiakonissin Hinz schickten, mit der Verweigerung der Beichte ge-droht, sei n l ch t e r w i e s e n, sie enthalte objektiv«ineBeleidigung; der Angeklagte habe auch das Bewußt»sein gehabt, daß die von ihm aufgestellte Behauptung be-leidigend fei; denn wenn eS ihm auch unbekannt war, daß de«Dekan Polomski durch die Drohung, die Beicht« zu verweigern,seine Amtspflichten verletze, so halte er doch zweifellos das Be-wußlsein, daß er dem Dekan den Vorwurf mache,daß er Polonifation betreibe. Dem Angeklagten müssejedoch der Schutz aus§ 198 d«S Reichs-Strafgesetz-buche?(Wahrung berechtigter Interessen) zugebilligt werdenaus drei Gründe». Erstens sei es daS Recht jede?Deutschen, p olonisirenden Bestrebungen miterlaubten Mitteln entgegenzutreten, zweitensgehöre der Angeklagte dem Verein zur Förderung deS Deutsch-thnmS in den Ostmarken an, dessen Zweck eS sei, das Polenthnmabzuwehren, und drittens sei er Vertreter deS„Geselligen".«ineSBlattes, das es sich zur Aufgabe gestellt habe, das Deutfchthumin den Ostmarlen niit allen Kräften zu wahren und allen deutsch«feindlichen polnischen Bestrebungen entgegenzutreten. Der An-geklagte habe, indem er jenen Artikel schrieb, nur die ihm alSLeiter dieses BlatteS obliegende Pflicht erfüllt. DerGerichtshof habe deshalb auf Freisprechung deS Angeklagten er«kannt. Die Koste» werden der Staatskasse auferlegt.Also der„Gesellige" hat eine nicht erwetsbar«objektive Beleidigung n, itBewußtsein ausgesprochen,aber als Deutscher hat er das Recht, zu diesem er»l a u b t e n Mittel der Bekämpfung polonisirender Bestrebungenzu greifen. Er hat als Leiter eines Blattes ein« patriotischePflicht erfüllt. Und wie oft haben wir Frau Justitia ver-künden hören, daß e? ei» Recht der Presse aus Schutz des tz 193in ähnlicher Situation nicht giebt. Ja. Sozialdemokrat, da? istauch etwas anderes!—Hamburg, IS. September.(Eig. Mittheilung.) Es ist bereit»berichtet worden, daß der Sekretär Mr. Buzzo von der britischenDockers, SailorS and Firemen Union ausgewiesen worden ist.Die Polizei hat nicht nöthig. Gründe anzugeben; sie wäre wohlauch verlegen darum gewesen, denn Mr. Burro hat nichts, aberauch gar nichts gethan, was nur als Vorwand für die Ausweisungdienen könnte. Seit einigen Wochen hielt er sich nebst seiner Familiehier auf, hat während der Zeit die Mannschaften der englischenSchiffe besucht und Zettel vertheilt, die in der Uebersetznng lauten:Internationale Bewegung. Hafenarbeiter, Seeleute und Fener-leute. Zwei Reden werden gehalten werden über Gewerkschafts-bestrebimgen und die durch Vereinigung zu erzielenden Borlheilevon Mr. Tom Mann, Präsident der Hafenarbeiter-Gewerkschastvon Großbritannien und Irland.(Folgt Ort und Datum.) AlleHafenarbeiter, See- und Feuerleute und ihre Frauen werden ersucht,zu kommen und ihre Freunde mitzubringen. Alle find will»kommen. Uebersetzer Herr von Elm, Mitgl. d. R. SekretärC. L. Buzzo.Wirklich ein Schriftstück, welches knapper und unverfäng-licher kaum gehalten sein könnte. De» HamburgerPolizei mutz es aber sehr bedenklich vorgekommen sein.Buzzo erhielt die Ordre, binnen 24 Stunden das Gebietder„freien" und Hansastadt zu verlaffen. Aber bevor dieGalgenfrist abgelaufen war, wurde heute Morgen Mr. Buzzovon der Polizei festgenommen und nach dem Stadthaus ge-bracht. Damit es ihm an Gesellschaft nicht fehle rücksichtsvoll ist nnsere Polizei immer!— wurden bei ihrerAnkunft hier daß englische Parlamentsmttglied TomMann und der zweite Sekretär der Union, F« h r(geborenerNorweger), ebenfalls in polizeilichen Schutz genommen. Der Bor-gang war beobachtet worden und der Einberufer der Ver-sammlung begab sich sofort onfS Stadthaus, erlangt« auch ein«Audienz beim Polizeisenator Dr. Ha ch in a n n uud erhobdort Protest gegen die getroffenen Maßregeln. Kalt lächelndantwortete man ihm, protestiren könne er wohl, aber nützenwerde es nichts. Nun führte der Einberufer gegen die„Republik" Hamburg die preußische Monarchie ins Feldund wies daraus hin, daß auch in Altona eine Versammlungfür Tom Mann arrangirt sei und daß man, falls manTom Mann nach England ausweise(d. h. mit dem nächstenSchiff fortsende), ihn verhindere, seinen Verpflichtungen nachzn-komnien.„Ja, wenn Sie nnS ein« Bescheinigung darüberbringen, daß Tom Mann in Altona sprechen darf, wird erdorthin ausgewiesen," so erklärte uns Dr. Hachmann. der jawohlauch die Altonaer Polizei kennt. Als der Bersammlungs»einberufer sich auf dem Altonaer Polizeibureau dies« Bescheüu-gnng boten wollte, erhielt er den tröstlichen Bescheid. Tom Mannkönne in der Versammlung sprechen— schriftlich werde in-dessen das nicht gegeben.Tom Mann, Fehr und Buzzo saßen inzwischen im Stadt»haus, des die Abjahrtezeit des Dampfers„Vesta" herannahte;