Der Arbeiter im Wohlfahrtsstaat
Von seinen Lasten ist nicht die Rede
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Aus den Kreisen, die die Gelder des Reiches und der Länder zur Stützung und Sanierung ihrer ,, notleidenden" industriellen und landwirtschaftlichen Betriebe für sich in Anspruch nehmen erinnert sei nur an das Kapitel„ Osthilfe"- murde das Wort vom Wohlfahrtsstaat" geprägt, um die deutsche Sozialpolitik als verwerflich hinzustellen und einen Vorwand für den Kurs zu bekommen, den der Herrenklub- Reichsfanzler von Papen mit seinen Notverord= nungen gegen die Sozialversicherung eingeschlagen hat.
Die Verfechter der privatkapitalistischen Wirtschaftsordnung suchen den Margismus“ und seine sozialpolitischen Ausmüchse" als eine der Hauptursachen für den Berfall ihrer ,, Drdnung" auszugeben, jammern über die sozialen Lasten, um von ihrer eigenen Ver= antwortung für ihre Wirtschaftsführung abzu lenten. Zugleich suchen sie einen weiteren Teil dieser Lasten auf die Arbeitnehmermassen abzumälzen, sei es dirett, durch stärkere finanzielle Belastung der Arbeitenden oder indirekt durch Schlechterstellung der durch Erwerbslosigkeit oder Krankheit vorübergehend aus dem Arbeitsprozeß Ausgesperrten wie der als Sozialrentner vege= tierenden Arbeitnehmer, die als Arbeitskräfte für immer über Bord geworfen wurden.
Es stimmt nicht, daß der deutsche Arbeitnehmer im Schlaraffenland eines ,, ohlfahrtsstaats" lebt. Wenn er arbeitet, muß er zahlen und die Lasten der Unternehmer mit erarbeiten, und wenn er an der Lohnarbeit verhindert ist, wird er in seiner Lebenshaltung schwer dafür bestraft, samt Frau und Kindern notdürftig vor dem Berhungern geschüßt, trotzdem er sich durch jahre und jahrzehntelange Beitragsleistun gen gegen die sozialen Wechselfälle seiner Eristenz versichert glaubte.
Ein Arbeiter hat sich der Mühe unterzogen, feine soziale Belastung für die zwei lezten Jahre zu berechnen und sie mit seinem Lohneinkommen in Bergleich zu bringen.
,, Es ist eine ganze Serie an Abgaben, die die
noch in Arbeit stehenden Arbeiter in jeder Woche auf ihrem Lohnzettel vermerkt bekommen und die in den Jahren 1931 und 1932 gegenüber den vorhergehenden Jahren prozentual des Verdienstes bedeutend höher waren. In früheren Jahren waren es lediglich die Krankenkassenbeiträge und die Beiträge für die Invaliden= Dersicherung, die vom Lohn abgezogen wurden. Heute sind dazugekommen: die Lohn= einkommensteuer, die Arbeitslosen= versicherungsbeiträge, die Beiträge zur Arbeitslosenhilfe( bis 30. Juni v. J. Krisensteuer) und die Bürgersteuer, die gleich vom Arbeitgeber einbehalten werden. Als meitere feststehende Beträge kommen noch hinzu die Kirchensteuer und die Beiträge für besondere Versicherungen, die unter die Werbungskosten fallen, und die Ausgaben für den Berufsverein, die zwar freiwillig, aber immerhin einen Aft der Solidarität darstellen gegenüber denen, die ge= nötigt sind, die Hände in den Schoß zu legen. Welche Summen für alle diese Zahlungen jährlich in Betracht kommen, geht aus der nachstehenden Tabelle hervor, in der die Beträge der letzten zwei Jahre genau vermerkt sind Es handelt sich bei mir um einen Arbeiter, der heute etwas über 50 Mart Wochenlohn hat. Ich habe gezahlt:
Ausgaben an
Steuern und Sozialbeiträgen
Einkommensteuer
Invalidenversicherung
Krankenkasse
Arbeitslosenversicherung
Arbeitslosenhilfe( bis 30. Juni
1932 Krisensteuer)
Bürgersteuer.
Ferner bezahlte ich: Kirchensteuer. Besondere Versicherung Berufsverein.
.
Demgegenüber betrug das Einkommen aus Arbeitsverdienst:
Abzügliche Ausgaben..
1931:
3 102,62 RM. Proz. 656,78= 21,15 Somit blieben. 2 445,84 RM.
1932:
2 811,73 RM. Proz. 679,39= 24,15 2 132,34 RM.
Daß diese Ausgaben das Normale überschreiten, geht daraus hervor, daß die als steuerfrei
Lohnbüros, und die Lohnempfanger tennen jich darin fast nicht mehr aus.
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Wenn wir nun alles überblicken, so bleiben dem Arbeiter, der noch etwas über den Durch schnitt verdiente, rund 2000 mark, womit der Haushalt bestritten wurde. Ziehen wir aber diese Summe in Vergleich zu den Aufmendungen für den Staat, die Kommune, für freiwillige Hilfeleistungen usw., so ergibt sich zweifelsfrei, daß weniger vom Wohlfahrts= sta a t" des Arbeiters die Rede sein kann, als vielmehr davon, daß das Staatsmohl in hohem Maße von dem Wohl des Arbeiters abhängt und die Wirtschaft von seiner Kaufkraft." R. B- r.
eingesetzte Bauschalgebühr von 960 Mart Ein Jahr Arbeitsfrieden
wöchentlich für Werbungskosten in vielen Fällen bei weitem überschritten wird. Das Fahrgeld von und zur Arbeit ist dabei noch nicht in Rechnung gestellt.
Die Aufstellung ergibt nun folgendes: Obwohl das Lohneinkommen im Jahre 1932 um 290,89 Marf geringer mar als 1931, waren trotzdem die Ausgaben für Steuern und Versicherungen im Jahre 1932 um 22,61 M. höher als 1931. Prozentual berechnet machten diese Ausgaben im Jahre 1931 21,15 Proz., 1932 aber 24,15 Proz. aus.
Mit welcher Genauigkeit auch der lette Rest des verdienten Lohnes von der Steuer wie von den Sozialbeiträgen erfaßt wird, sei an einem Beispiel aufgezeigt, das nur teilweise in dem mechselnden Lohn liegt, sondern größtenteils in den sich häufig ändernden Beiträgen. Im Jahre 1932 habe ich allein für die Kranken= tasse und Arbeitslosenversicherung nachstehende möchentlich wechselnde Beiträge gezahlt:
Arbeitslosenversicherung 3 X 1,56 m. 1 x 1,58 16 X 1,60
"
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1931 1932 119,55 82,25 46,60 52,- 107,30 93,64 100,79 91,04
15,34 48,11 9,- 33,75 398,58 400,79
16,40 16,80
Krankenkasse 17 X 1,63 M. 3 x 1,64 5 X 1,86 18 X 1,87 2 X 1,90 3 × 1,94 3 X 2,10
"
17
"
1 x 1,78
"
"
26 X 1,82
"
"
1 x 1,85
"
"
"
3 × 2,05
11
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52,- 52,-
1 x 2,13
1 x 2,08
"
"
189,80 209,80 Zusammen 656,78 679,39
Die Verschiedenartigkeit der Beiträge bedeutet eine große Belastung der Angestellten in den
Kopenhagen , 28. Januar. Ministerpräsident Stauning hat Sonnabend mittag in Folkething den erwarteten Gesetzes. vorschlag eingebracht, wonach alle Tarifverträge bis zum Februar 1934 Gültigkeit behalten und eine Arbeitsstilllegung während dieser Zeit verboten wird. Das Gesetz dürfte mit Sicherheit angenommen werden. Damit ist die große Aussperrung für den 1. Februar verhindert und Arbeitsruhe in Dänemark für die Zeit eines Jahres sichergestellt.
Am Sonnabendvormittag hielten in der Turnhalle etwa 800 Arbeitslose eine Versammlung ab. Es wurde beschlossen, einen Demonstrations zug vor das Direktorium zu unternehmen. Um 10 Uhr setzte sich ein Zug von etwa 1000 Arbeitslosen in Bewegung. Die Polizei hatte die Straßen um das Direktorium abgeriegelt. Als die Demonstranten anrückten, wurden sie mit Gummifnüppeln und Gewehrkolben zurückgetrieben.
Daraufhin wurde mit Steinengeworfen, wodurch einige Passanten verletzt wurden. In der Marktstraße wurden Schaufenster eingeschlagen und einige Marktstände geplündert. Gewerkschaftliches siehe auch 2. Beilage Hierzu 3 Beilagen
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