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wurde. Da sah man Offiziersuniformen der alten Armee, Studenten in Wichs und Zivilisten in Wichstöppen, und seine Majestät der Kaiser und König hatte einen Generaladjutanten mit Bickel­haube und Halsorden entsandt, um seine getreuen Untertanen zu grüßen. Schon aber sammelten sich auf dem Platz die Berliner Arbeiter und vom alten Kaiserschloß herüber grüßte die Herren das Transparent: Berlin bleibt rot.

Und dann marschierten die Massen auf: Bug auf Zug rückte heran: Hunderttausend stauten sich im Lustgarten, 3ehn­tausende auf der Schloßfreiheit und am Alten Museum . Aber beileibe nicht alle Züge fanden Plaz. Als nachher die Kundgebung schon beendet war, da hörte man noch immer die Kampfweisen der Reichsbanner- und SAJ.­Kapellen und den Gesang der Arbeiterlieder von den entfernteren Straßen her, auf denen neue Kolonnen von Freiheitskämpfern heranrückten. Besonderen Beifall fanden die riesigen Transpa rente, die die Einigkeit der Arbeiter= Plasse verlangten, und außerordentlich herzlich war der Empfang der feldmarschmäßig aufrücken­den, von einer Uebung in Tegel kommenden Reichsbannerfameraden. Und dann ist es ein Meer von Menschen und ein Meer von Fahnen. Von Fahnen der Partei, der Gewerk­schaften, der Sportler, der Arbeiterjugend, des Reichsbanners. Hunderttausende im Zeichen der roten Fahnen mit den drei Pfeilen, Hundert­tausende, die sich der Freiheit geloben und der Reaktion ein: Bis hierher und nicht weiter! zurufen.

Als dann nach dem Eisernen- Front- Marsch Karl Litte die Rundgebung eröffnet, bricht nach der wohlverstandenen Mahnung, sich nicht provo zieren zu lassen, ein erster gewaltiger Entrüstungs­sturm los, als der Redner den Namen des Herrn von Papen nennt, der heute wieder auf seine Rückkehr hofft und über die Regierungsbildung verhandelt. Und zum zweiten Male macht sich die Empörung Luft, als der Redner auf den riesen­großen Osthilfestandal hinweist, der auf Kosten der Aermsten der Armen geht. Franz Künstlers Rede aber ist der Beifall besonders groß, als er die unbedingte Notwendig­keit der Einigkeit der Arbeiterklasse betont und ausruft: Wehe, wenn der Tag der Entscheidung eine uneinge Arbeiterschaft fände.

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Die Reaktion mag sich gesagt sein lassen, daß die Eiserne Front auf der Wacht steht, fest und start und unerschütterlich, um das Volk zu schützen und die Volksfeinde zu bezwingen! Das bezeugten die Freiheitsrufe, die am Schluß dieser riesigen Kund­gebung über den Platz bis meit in die Neben­straßen hinein wie ein Orkan erbrausten. Mit dem alten Kampflied der Internationale Schloß die Rundgebung.

Die Züge aus dem Osten

Die Stellplätze der einzelnen Bezirke fahen schon riesengroße Demonstrationen, ehe der Abmarsch nach dem Lustgarten hin be­gonnen hatte. 3u Zehntausenden sammelten sich überall die Teilnehmer, Partei- und Gewerk­schaftsmitglieder, die Jugend und andere Gruppen unserer Bewegung, die Arbeitersportler. Auf dem Küstriner Plaz, dort am Ostbahnhof, traten die Kreise Friedrichshain , Treptom und Röpenid an. Der gewiß nicht kleine Platz war schwarz von Menschen, in seiner ganzen Breite und hinauf bis an die Posener Straße stand die Menge, wohl­geordnet und einrangiert. Die Banner führten die einzelnen Abteilungen an, Musikkorps folgten, dann immer wieder rote Sturmfahnen, Fahnen mit den drei Pfeilen, Sportlerflaggen.

Bereits um ein Viertel nach 1 Uhr war der Plaz überfüllt, so daß die noch Ankommenden von den Polizeibeamten, die sich übrigens sehr zuvorkommend und korrekt benahmen, in Neben­straßen geschickt werden mußten, von wo sie sich dann dem Zug anschlossen. Noch ehe die Abmarsch­zeit herangekommen, traf ganz programmäßig der 3ug aus Lichtenberg ein, der den gleichen Marichweg hatte. Fast eine halbe Stunde dauerte der Borbeimarsch an den wartenden Friedrichs­hainern, dann aber gab der Leiter das Zeichen zum Antritt und mit einem flotten Marsch der Turnerkapelle ging es los. Viel Transparente sah man im Zuge. Wir notieren einige besonders martante: wir fordern

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,, Gegen den Osthilfestandal Rechenschaft!" Die Straße gehört uns!" Für die Einheit der Arbeiterklasse!" Berlin bleibt rot!" las man auf einer ganzen Anzahl Schilder. Dann wieder ein Vers, der überall, wo er gelesen wurde, stürmische Zustimmung fand:

,, Dem Großagrarier ging es schlecht, Osthilfe tam gerade recht.

Am sonnigen Repierastrand hungert sichs gut fürs Baterland!"

Unter Hochrufen auf die Partei und die Eiserne Front, unter brausenden Freiheitrufen, unter Musik und Gesang marschierten die Züge durch die belebten Straßen. Oft, sehr oft wurden vom Bürgersteig her oder aus den Fenstern die Frei­heitsrufe erwidert; die Anwohner der volfreichen Ostenbezirke halten es eben mit der Eisernen Front und nicht mit den braunen Müllkutschern, die sich am vergangenen Sonntag durch diese Gegend nicht hindurch wagten Mit einem Riesen­zug durch das Proletarierviertel, so marschierte der Osten nach dem Lustgarten.

Der Marsch der Eisernen Front", durch die Lautsprecher übertragen, eröffnete die Kundgebung im Lustgarten. Ehe der Redner, Genosse Künstler, das Wort nahm, erklärte einleitend Genosse Litke:

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,, Berlin ist unser," das schrie der Kleine Hitler­zwerg nach der Parade seiner braunen Privat­armee am vergangenen Sonntag. Unter dem Schutz der gesamten Echutzpolizei marschierte ein Haufen SA . Leute auf dem Bülowplaz auf- heute sieht Berlin die nach Hunderttausenden zählende Demonstration der freiheitliebenden Be= völkerung, der Eisernen Front. Diese Hundert­taufende geben Herrn Hitler und seinen bezahlten Trabanten die Antwort, die sie zu bekommen haben: Freiheit, Freiheit, Freiheit!-

Genossen, fuhr Litte fort, laßt euch nicht provo zieren, folgt feiner anderen Barole, als der der Partei! Unerhörtes geschieht im Augenblick: der Mann, der auf den Krücken der SA. in die Amt­lichkeit kletterte, Herr von Papen, ver handelt heute aufs neue wegen der Regierungs­bildung( Stürmische Niederrufe!- Hoch die Frei­heit!) Heute müssen die Junker und die Groß­agrarier, die sich am Gut des Volkes mästen( er­neute Nieder- und Pfuirufe!) wissen, daß das Bolt die Demokratie, die Freiheit will!

Arbeiter, seid einig!

Dann nahm JOV

Genosse Künstler,

stürmisch mit Freiheitrufen empfangen, das Wort. Er führte aus:

,, Berlin bleibt rot!" Das ist die Parole der Sozialdemokratie für 1933. Die Berliner werf­tätigen Massen werden treu zu dieser Parole stehen und dafür sorgen, daß die Konterrevolution nie­mals von der Arbeiterschaft Berlins von der Hauptstadt der Deutschen Republik Besiz ergreift. Das geloben wir Arbeiter, Angestellten und Be­amten auf diesem historischen Platz vor der ehe­maligen Zwingburg der Hohenzollern mit unserem Kampfruf Freiheit!"

Bor ungefähr einem halben Jahr schickte sich eine autoritäre Staatsführung an, Deutschland zu retten aus Not und Gefahr. Die Männer, die auszogen gegen die Demokratie und die Arbeiter­tlaffe, haben politisch und wirtschaftlich nur Scherbenhaufen aufgetürmt.

Herr von Papen verkündete in einer pro­grammatischen Erklärung im vergangenen Jahr: Weg mit dem Wohlfahrtsstaat! Aber was geschah? In schwerer Zeit machte Papen aus Deutschland einen Wohlfahrtsstaat für ostelbische Großgrundbesitzer. Die Osthilfe wurde zum größten Panama des Jahrhunderts.( Stürmische Pfuirufe.)

Den Erwerbslosen, den Kranken, den Kriegs­beschädigten und Kriegerhinterbliebenen raubte man die Unterstügungen, um die reaktionären Junker, wie den ehemaligen Kammerherrn Olden­ burg von Januschau und sogar die Familie Her mines, der Frau des Deserteurs in Doorn , zu füttern. Noch nie wurden die Gelder der deutschen Steuerzahler so verschwendet wie in den Monaten, da der Herrenreiter von Papen in Deutschland Reichskanzler war. Die Harzburger Front, die Kreise der autoritären Staatsführung haben in sechs Monaten vor aller Welt dokumentiert, daß ihre Unfähigteit nur noch zu überbieten ist durch ihre Dreiftigkeit.

Und das will regieren, das will Deutschland retten und einer befferen Zukunft entgegenführen!? ( 3urufe: niemals, niemals!) Bleibt dieser politische Zirkus, dessen Direktor Adolf Hitler ist, auch nur weitere sechs Monate bestehen, so wird aus Deutschland eine einzige politische Brockenjamm­lung. Man droht mit dem Staatsstreich! Doch Papen, Hugenberg und Hitler seien an das Wort erinnert, daß man so variieren tann: Mit dem Staatsstreich kann jeder Esel regieren( Sehr richtig.)

Wer den Rechts- und Verfassungsboden ver­läßt, muß sich darauf gefaßt machen, daß das Bolt seine Rechte mit allen Mitteln verteidigen wird.( Stürmischer Beifall.)

Niemals tann in dem industriellen Deutschland das Rad der Geschichte so weit zurückgedreht wer den, daß der Absolutismus einer ganz fleinen Herrenschicht ein 62- Millionen- Bolt mit dem friderizianischen Kriegsstod regieren fönnte!

Die Vorgänge, die sich am Sonnabend in der Wilhelmstraße abgespielt haben, sind für die Eiserne Front das Signal zur höchsten Alarmbereitschaft! Die Sozialdemokra tische Partei, die Gewerkschaften, die Arbeiter und Beamten, das Reichsbanner werden in alter und bewährter Kampfgemeinschaft ihre Vorbereitungen treffen. Es geht ums Lette! Es geht um die verfassungsmäßig gewährleisteten Staatsbürger­rechte des ganzen Boltes! Es geht um die sozial­politische Gesetzgebung, um all die vielen Rechte, die sich das arbeitende Bolk erkämpft hat! Es geht gegen Willkür und Gewaltherrschaft einer dekadenten Ausbeuterklasse.( Stürmischer Beifall, Rufe: Nieber mit Bapen.)

In diesen Kämpfen um Sein oder Nichtsein steht die Sozialdemokratie ein für alle wirtschaftlich ausgebeuteten und politisch unterdrückten Menschen. Im Kampf, aber nur im Kampf wird die Ein­heitsfront des Proletariats geboren. Wer wirklich revolutionär sein und wirken will der hat nicht Zeit zum Kampf von Arbeiter gegen Arbeiter. Benn Sowjetrußland mit Frankreich , Polen und Japan Nichtangriffspatte schließt, warum nicht auch mit den Arbeiterorganisationen der west­europäischen Länder?

Kommunistische Arbeiter, erkennt die Gefahr, erkennt vor allem aber auch eure Klaffenpflicht! Sagt euren Führern, daß derjenige Berrat an der Sache der Arbeiterklasse übt, der noch in

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dieser Stunde zwischen Arbeitern den Bruder­streit schürt. Es kann ein Tag tommen viel­leicht ist er nicht mehr allzu fern-, an dem Berlin für ganz Deutschland entscheidet. Wehe der Arbeiterklasse, wenn dieser Tag sie nicht einig findet!

Arbeiter, seid einig, dann werdet ihr die reaf­tionären Gewalten von heute ebenso im Sturm hinmegfegen wie im November 1918( Stürmischer Beifall.) Und dann wollen wir die Unterlassungs­sünden, die wir damals begingen, wieder gut­machen!

Mit der Aufforderung an die Versammelten, in voller Disziplin wieder zurückzumarschieren und sich durch nichts provozieren zu lassen, schloß Künstler seine Ausführungen.

Der von ihm ausgebrachte Freiheit- Ruf wurde von den Massen hunderttausendfach erwidert. Die Züge aus dem Westen und Süden

Schon vor Mittag sammeln sich in den ent­fernteren Bezirken des Berliner Westens die Ge­nossinnen und Genossen, um dann zu gewaltigen Marschsäulen zusammenzustreben und zum Lust­garten zu marschieren. Die Anmarschwege sind zum Teil sehr weit; das aber schiert die Kämpferinnen und Kämpfer der Arbeiterschaft nicht. Die vom Tiergarten und von Charlottenburg rücken, vereint mit den Spandauern, durch Alt Moabit. Die Kreuzberger, in mustergültiger Ordnung aufmarschiert, vereinen sich mit den Neuköllnern, die, wie immer, be= sonders zahlreich zur Stelle sind und im strammen Schritt einherrücken. Ein oder das andere Mal zeigten sich vor den SA .- Heimen Trupps von Mülltutschersoldaten, um durch unflätige Be­mertungen zu provozieren. Aber die organisierte Berliner Arbeiterschaft läßt sich nicht provozieren; sie ist teine braune Privatarmee, die sich von rohen Instinkten leiten läßt, sondern sie ist die durch Jahr­zehnte politisch geschulte Armee des Proletariats. Auch in den westlichen Bezirken überwiegen die freundlich begrüßenden Zurufe bei weitem. Das Bolt spürt, baß hier andere 3üge marschieren als die ST. Truppen, die am letzten Sonntag den Bülomplag ,, eroberten". Das meiß übrigens auch die Polizei. Sie braucht lange nicht in der Stärke zur Stelle zu sein wie am vergangenen Sonntag. Denn sie hat es nicht nötig, wenn die Eiserne Front aufmarschiert, jeden einzelnen Demonstran­ten durch einen besonderen Schupomann schüzen zu lassen!

aufmarsches und selbst die Hakenkreuzler waren nirgends zu entdecken. Mehrere national= fozialistische Propofateure wurden von

der Polizei festgenommen. Bei einem der Burschen wurde eine Drenjepistole gefunden. An dieser Stelle muß anerkannt werden, daß die Berliner Schupo ihren schweren und verant wortungsvollen Dienst mit der notwendigen Zu rückhaltung am gestrigen Sonntag ausgeübt hat. Leider haben sich wieder einige Offiziere veranlaßt gefühlt, kleinere Trupps sozialdemokratischer Manifestanten wegen., Singens perbotener Lieder" und Rufe ,, Hitler perrede" auf­zu lösen. Wenn die SA. es brüllend durch die Etraßen schallend läßt: Wir scheißen auf die Freiheit, wir scheißen auf die Judenrepublik", dann haben die Herren Offiziere taube Ohren mehe aber, wenn Sozialdemokraten dasselbe oder ähn liches riskieren!

Die SAJ. am Neuen Markt

Die Gruppen der Sozialistischen Ar. beiter Jugend trafen sich auf dem Neuen Markt an der Kaiser- Wilhelm- Straße. Mit ihren vielen Fahnen und bunten Wimpeln füllten sie schon bald den Platz aus. Auf breiten Transva­renten aber standen die Kampfforderungen der arbeitenden Jugend: Jugendschutz und Jugend­recht gegen Imperialismus und Krieg". Für die Einheit der Arbeiterklasse" und Gegen Faschis­mus, für soziale Demokratie". Für diese Riele marschierten die prächtigen Jungen und Mädels in ihren blauen Kitteln und roten Tüchern. Hier steht eine fampfbereite Jugend gegen alle Erperi­mente reaktionärer Generäle!

Kurz vor zwei Uhr trafen die ersten Züge aus den Bezirken mit Musikbegleitung ein. Reihe für Reihe marschierte in mustergültige Ordnung vorbei. Besonderes Aufsehen erregte eine Gruppe, die den Osthilfestandal bildlich dargestellt hatte. Junter mit Gamsbärten und notleidende" Gutsbesizer, die mit vollen Geldtoffern ins Aus land schlemmen gehen, zeigten auch den zahlreichen Bassanten am Wege den politischen Skandal dieser Tage.

Eigentlich sollte sich die Jugend erst an all diese Parteigruppen anschließen. Aber nach über einer Stunde Warten, nachdem in der Zwischenzeit die schmucke Fanfarenkapelle frische Kampflieder ge spielt hatte, hielt es die jugendliche Ungeduld nicht mehr aus. Während die Vorbeimarschierenden immer stärker in die Freiheitsrufe und Protest­sprechchöre: Berlin bleibt rot!" einstimmten, gruppierten sich die Jugendgruppen in Zweier­reihen neben den Zug und marschierten eiligst zum Lustgarten.

Unendliche Kolonnen

Der Aufmarsch durch die Kaiser- Wilhelm­Straße aber dauerte ununterbrochen weiter an. Langsam nur konnten sich die Außenbezirke aus dem Norden und von Neukölln her durch die verstopften Etraßen heranfchieben. Teilweise waren diese Demonstranten schon seit 12 Ubr unterwegs. Um 4 Uhr fehrten die ersten schon wieder vom Lustgarten zurüd und noch immer tamer neue Kolonnen heran, die wenigstens noch den Platz vor dem Schloß erreichen wollten. An der Kloster-, Ecke Kaiser- Wilhelm- Straße fam es um diese Zeit zu starten nsammlungen, da die Straße für die beiden aneinander vorbei­marschierenden Züge faum genug Platz bot und zahlreiche Bassanten den Weg noch mehr ver. sperrten Nur auf dieser einen Zugangsstraße zum Lustgarten dauerte der Vorbeimarsch der pro­testierenden Männer und Frauen über drei Stunden!

Reichsbanner in vorderster Front

Große Geländeübung in Tegel

So wie gestern die Berliner Sozialdemokraten hervorragend ihre Pflicht erfüllten und unter den roten Fahnen der Freiheit stundenlang durch die Straßen der Stadt zogen, zeigte sich wieder ein­mal, wie auch unsere Reichsbanner­tameraden stets bereit sind, ihre ganze Tat­traft und ihre volle Persönlichkeit für die Sache des sozialen Boltsstaates einzusehen. Seit langem war von dem Reichsbanner- Gauvorstand für den gestrigen Sonntag eine große Gelände= übung auf dem ehemaligen Tegeler Schießplat angefekt worden. Es handelt sich hier um die Durchführung des Wehrsports im Reichsbanner, dessen Grundzüge auf der Bremer Bundesgeneral­versammlung beschlossen worden sind. So kam es, daß gestern die Reichsbannerleute von früh 6 Uhr an bis nachmittag 5 Uhr im Dienst ihrer Organi­sation auf den Beinen waren.

Seit langem mag auf dem großen Tegeler Schießplay, der im Sommer als Außenspielplat der Stadt Berlin dient, nicht so viel junges, frisches Leben sich getummelt haben. Der weite Platz, angefüllt von 5000 in strammer Disziplin zusammengefaßten Reichsbannerleuten atmet etwas vor Manöverleben. Hier werden jedoch nicht, wie in feliaen Borfriegszeiten. Musch­toten mit allen ineffen gedrillt, sondern die republikanischen Männer und Jünglinge haben sich freiwillig in die Marschkolonnen der remubfifa­nischen Schuhtruppe eingereiht, um am Aufbau eines neuen wahrer Boltsstaates mitzuhelfen.

Nach der großen Uebung im Gelände, die Ge­samtleitung der Veranstaltung lag in den Händen des Gauvorsitzenden Neithardt, ging es an das Effenfaffen Die Gulaichtanone spendete die traditionelle Erbsenfuvve für die der qute Koch mehr Sped als Erbsen aufgemandt hatte. Die tadellose Ausführung fchmieriafter Mehrsport­übungen das mehrfache Ueberflettern bis zu pier Meter hoher Holzwände. durch Reichsbannerleute in voller Uniform zeigten die intensive und

- Der Marsch zum Lustgarten

systematische Arbeit, die im Berliner Reichsbanner in letzter Zeit geleistet worden ist. Norden begrüßt das Reichsbanner

3war mit verschmutzten Stiefeln, aber munter und mit frischen Gesichtern, wurde nach der ,, Arbeit" des Essenfassens zu einem Abschlußappell angetreten. Dann formierten sich die Marsch kolonnen der einzelnen Kreise zu einem außer ordentlich eindrucksvollen geschlossenen Demon strationszug, der durch den Norden zum Lustgarten marschierte. Der mehr als 15 Kilometer lange Anmarsch ging durch die Scharnweber, Müller, Chauffee-, Oranienburger und Artillerie­straße zum Kupfergraben und von dort hinüber zum Lustgarten. Obwohl ein Teil der Echufo und auch der Stafogruppen schon frühzeitig hatten im Lustgarten verbleiben müssen, waren es rund 5000 entschlossene Manner. die Sturmriemen her­unter, in mustergültiger Disziplin durch die Straßen marschierten. Der gefchloffene Aufmarsch perfehlte feinen Eindrud nicht. Ueberall standen die Menschen in dichtgedrängten Gruppen und viel fache Freiheitsrufe begrüßten die Marschierenden. Sieben Spielmannszüge waren im Zuge verteilt und zu ihren Seiten marschierten Tausende von Männern und Frauen mit. Besondere Enmpathie­fundgebungen betam der Reichsbonnerführer Mag Wölfel, der jeht nach dem schändlichen Nazi­überfall wieder pöffig gefundet in after Treue an der Snige seines Kreises mie früher stramm mit­marschierte unter seinen Kameraden in Reib und Glied fah man auch Mar Rothe den die Amnestie dem Ruchthaus entriffen hat, als treven Mitkämpfer der renublikanischen Seche. An vielen Häufern mehten schwarzrotgoldene und rote Frei heitsfahren

Der Abmarsch

Die technische Musterleistung, die ein gut funktionierender Aufmarsch im Lustgarten tar