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Barteigenoffen!
13 Jahre seid ihr in seltener Disziplin mir gefolgt. Die kommunistische Mordorganisation hatt jeit Zagen in unverantwortlicher Weise gegen die nationale Erhebung. Riemand verliert bie Nerven! Haltet Ruhe und Diszi plin! Laßt euch nicht durch Spizet und Provotobeure an der Befolgung dieses meines Befehls irre machen. Die Stunde der Rieber: brechung dieses Terrors fommt."
Der jegige Reichsfangler Adolf Hitler neröffentlichte am 24. August 1932 in der nationalsozia listischen Breffe einen Aufruf, in dem es heißt:
Deutsche Volksgenossen! Wer von euch ein( Scfühl für den Kampf um die Ehre und Frei heit der Nation befigt, wird verstehen, weshalb ich mich meigere, in diese bürgerliche Re gierung einzutreten. Die Justiz des Herrn D. Bapen wirb am Ende viele Tausende von Rationalsozialisten zum Tode verurteilen. Blaubte man dieses von Blindheit geschlagene, das ganze Bolt herausfordernde Borgehen auch mit meinem Namen deden zu fönnen? Die Herren irren sich! Herr v. Papen , Ihre blutige Objektivität fenne ich nicht. Ich wünsche dem nationalen Deutschland den Sieg und seinen marristischen Zerstörern und Berderbern bie Bernichtung. Zum Henfer ber nationalen
Tatsachen gegen Behauptungen
Freiheitskämpfer des deutschen Volkes aber eigne ich mich nicht.
Wir werden den Begriff ,, national" befreien von dieser Umflammerung burd) eine Objeftinität, deren mirtliches inneres Wesen bas Urteil von Beuthen gegen das nationale Deutschland aufzeigt. Herr von Papen hat damit seinen Ramen mit dem Blute nationaler Kämpfer in die deutsche Geschichte eingezeichnet. Die Saat, die daraus aber aufgehen wird, soll man fünftig nicht mehr durch Strafen beschwichtigen fönnen. Der Kampf um das Leben unserer fünf Kameraden seht nun ein.
Potempa!
Um 28. August 1932 sprach Herr D. Bapen, jetzt Bizetanzler neben Hitler , in Münster :
Die 3ügellosigkeit, die aus dem Ausruf des Führers der nationalsozialistischen Bemegung spricht, paßt schlecht zu den Aussprüchen auf die Staatsführung. Ich gestehe ihm das Recht nicht zu, die Minderhelt in Deutschland , die feinen Fahnen folgt, allein als die deutsche Nation anzusehen und alle übrigen Boltsgenossen als Freiwild zu behandeln."
Das war nach den niehischen Tertoratten der 2.- Banden in Ostpreußen und Schlesien , nach dem Berbrechen von Potempa und dem Beuthener Urteil! Jagt ist wieder der Terror bar SAL. entfesselt aber jetzt ist die Gewalt in die Hand Hitlers gegeben und Bapen teilt fie mit ihm!
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Maikowski
Am Sonntag wird der Sturmführer Mai tomiti des Sturmes 33 aus der Hebbelstraße im Berliner Dom feierlich aufgebahrt und dann wird ein Staatsbegräbnis für ihn veranſtaltet.
Am 9. Dezember 1931, am ersten Tag des Brüningschen Weihnachtsfriedens, überfiel der Sturm 33, deffen Zaten zu wiederholten Gerichtsvarhandlungen gegen seine Mitglieder geführt haben, unter Führung Matfomitis Teilnehmer einer fommunistischen Bersammlung in Whlerts Festsälen. Der Arbeiter Lange wurde erfchoffen, zmei mettere Arbeiter fahmer verlegt. Fünf Mitglieder des Sturmes 33 wurden verhaftet. Maitomiti flüchtete. Er gab in einem Brief zu, Bange erichoffen zu haben. Die Nachprüfung seiner Pistole ergab die Richtigkeit seiner Behauptung. Er behauptete, in Notmehr gehandelt zu haben.
Maifomsti murde stedbrieflich verfolgt und schließlich verhaftet. Er saß bis furz vor Weih nachten 1932 in Untersuchungshaft, dann murbe er entlassen!
SA. schießt auf Polizei Eigener Bericht des„ Vorwärts"
Jn Altona find am Donnerstagnachmittag durch eine von Nationalsozialisten veranstaltete Schießerei ein manu getötet und fieben Berfonen zum Teil fhwer berlegt worden.
Bei dem Umzug eines SA. - Mannes, der bis vor wenigen Tagen noch Mitglied der KPD. gewesen sein soll, war es in den ersten Nachmittagsstunden in der Altonaer Altstadt zwischen den bei dem Umzug helfenden etwa 15 SA.- Leuten und Kome munisten zu 3usammenstößen gefommen, die ein Eingreifen der Polizei erforderlich machten. Nachdem durch ein Ueberfallkommando der Polizei die streitenden Parteien getrennt worden waren, und die Polizei wieder abgerüdi mar, gerieten bald darauf die SA. Leute in der Nähe bes Alten Rathauses mit anscheinend tommt u nistisch eingestellten Baffanten wieder in Auseinandersetzungen, wobei die GA.= Leute plöglich Pistolen zogen und auf die Baftanten wahllos ichoffen. Zwei herbeieilende Polizeibeamte wurden von den Nazis zunächst ebenfalls bedroht. Dann aber flüchteten die Nazis, wobei sie weitere Schüsse abgaben.
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Als einer der Beamten einen Nationalfozialisten unter dem Rut: Hände hoch!" ste IIte und festnehmen wollte, wurde er etma 15 plöglich wieder aufgetauchten National sozialisten um ringt, die allesamt Pistolen auf ihn richteten und ihn zwang n, den Nazimana freizulassen. Dann flüchteten die G.- Leute, wobei sie auf die sie weiter ver folgenden zwei Polizeibeamten eine Reihe von Schüssen abgaben. Das Er gebnis der einseitig von den Nationalsozialisten ausgeführten Schießerei maren e in Ioter und fieben Berlegte. Einige Nationalsozialisten tonnten fest genommen werden. Sie waren alle mit Pistolen ausgerüstet. Bon anderer Seite als von den Nationalsozialisten ist, wie bisher feftgestellt werden konnte, nicht geschossen worden. Die Vorfälle lösten in der Altonaer Altstadt eine große Erregung aus, die bis in die Abend stunden anhielt. Ein Panzerwagen der Polizei durchfuhr in den Abendstunden die Straßen der Altstadt. Auch mußten die Bolizeiposten verstärk merden.
Eigener Bericht des Varwärts"
Dortmund , 2. februar. Gestern abend demonstrierten mehr als 1000 Mitglieder der Eisernen Front und des Reichsbanners in Witten gegen Faschismus, gegen Dittatur, gegen Hunger und Elend. Der wohl geordnete und disziplinierte Sug muzde bon imjenben Menschen in den Straßen sympathis hegritet
3n der Boititraje warteten uniformierte S und S.- Leute auf den Zug und eröffneten bor den Augen der Polizei auf bie Lenten Reihen der Demonstranten ein mörderisches Pistolenfeuer.
Bier Reichsbannerleute, ein Barte tofer und ein fünfzehnjähriger Junge hrachen unter den Kugeln zusammen. Die Ber legten wurden ins Krantenhaus gebracht. Bier Schmernerlegte mußten im Krankenhaus ber bleiben, während zwei Leichtverlejte nady Anlegung von Notverbänden sich im häusliche Pflege begeben tonnten.
Die Polizei mar feineswegs Herr der Lage, weil sonst die Schießerei der Nazibanditen nie möglich gewesen wäre. Die Schießerei mar vor bereitet.
Im Laufe des Tages waren, mie beob achtet wurde, an die Nazis GummiEnüppel und Rebolber in der Raziwirtschaft Bisping berteilt worden.
Die zaghafte Haltung der Polizei ist ohne Zweifel auf die Furcht der Beamten zurückzuführen, no m Dienst suspenbiert zu werden, falls fie gegen die Nazis vorgehen. Es ist eine furchtbare Saat, melche die Erneuerer Deutschlands " hier aufgehen lassen.
Die Demonstration verlief dann in voller Ruhe. Am Humboldtplay sprachen die Genossen Böttcher und Fuchs zu den erregten Massen. In der ganzen Stadt herrscht die größte Empörung.
Ausschreitungen in Königsberg
Königsberg i. Pr., 2. Februar
Die Kommunistische Partei hatte für heute vormittag ihre Anhänger zu einem Sungermarsch durch Königsberg aufgefordert. Trog des ausbrücklichen polizeilichen Verbots sammelten sich an verschiedenen Stellan der Stadt immer wieder Eleinere oder größere tommu mistische Trupps, die heim Erscheinen der Bolizei jofort auseinandergingen, um sich dann alsbald mieder zusammenzuschließen. Im Berlauf dieser Unfammlungen tam es auch verschiebentlich 31 Ausschreitungen gegen politische Gegner. Der imerste 3ufammenstoß ereignete fich gegen 11% Uhr auf dem Steinbaman, einer Hauptnerkehrsstraße Königsbergs, mo mehrere Schüsse abgegeben wurden, durch die anscheinend auch einige Personen verlegt wurden. Die Demonstranten versuchten den.
Berkehr zu stören, indem sie u. a. Autos aut hielten und ummarfen. Nur dem Umstand, daß das lleberfallkommando im Augenblid zur Stelle mar, ist es zu verdanken, daß schwerere Gemalttaten im Reime erstidt wurden. An einer anderen Stelle murde ein Rationalsozialis durch einen Messerstich im Gesicht erheblich verlegt. In der Stähe eines Polizeireniers find Bolizeibeamte non der Menge tätlich angegriffen morden. Dabei wurden ein Polizeihauptmann und ein zweiter Beamter burd) Steinmürfe erheblich ver legt. Ein Rechtsanwalt, der die Straße paffiarte. erhielt von einem Demonstranten mit einem Snippel einen Schlag über den Kopf, so daß er mit einer blutenden Wunde ohnmächtig zu sammenbrach. Die Polizei steht in noller Warmbereitschaft.
Naziterror in Schleswig- Holstein Eigener Bericht des Vorwärts"
Kiel , 2. Februar. 3n Rendsburg versuchten Nationalfozialiften das Gewerkschaftshaus zu überfallen Polizei trieb sie zurüd.
Bei Segeberg überfielen Nazis den Austräger einer fozialdemokratischen Zeitung, entriffen ihm die in seinem Befit befindlichen Blätter und verbrannten fie.
3m Candestell Eufin drongen Nazis in Mohnungen und Gehöfte von Anhängern der Eisernen Front und forderten unter wäften Drohungen die Einziehung der Freiheitsfahnen.
, 2. Februar,
3n Bretten veranstalteten Kommunisten aus Durlach am Mittwochabend einen II mzug. Es tam zu einem Zusammenstoß mit Rationalsozialisten. Mehrere Perfonan murden verlegt, ein Kommunist ist einer Schußverlegung erlegen.
In Sinzheim veranstalteten die Nationalsozia listen am Mittwoch einen Fadelzug. Es kam zit Meimungsverschiebenheiten zwischen einem Arzt auts Steinbach und einigen S.- Leuten. Der Arzt schoß und verlegte einen G.< Mann schwer.
Proteststreit in Lübec
Gegen Naziterror und Justizwillkür Eigener Bericht des„ Vormärts" £ übed, 2. Februar.
Der von einer nationalsozialistischen Bande überfallene und durch einen Mefferffich ins Gesicht verlekte fozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Ceber wird immer noch in Unterfuchungshaft gehalten.
Heute fand eine große Maiseutund
gebung der Cübeder Arbeiterschaft statt, auf der der Führer der sozialdemokratischen Bürgerschaftsfraktion die Parole der Eisernen Front bekanntgab. Am Freitagvormittag von 11 bis 12 Uhr werden durch einen einstündigen Proteststreit jämtliche öffentlichen und privaten Betriebe in Cübed mit Ausnahme der Krankenhäuser ftillgelegt. Die Arbeiterschaft wird zu absoluter Disziplin aufgejordert.
Der Abmarich der Teilnehmer der riesigen Rundgebung vollzog fich in voller Ordnung ohne Bolizei. Das Reichsbanner verfah den Ordnungs.
bienft.
Reichstagsausschüsse
Für die Wahlfreiheit
Der Ausschuß zur Wahrung der Rechte der Bolteperiretung ist von seinem Vorsitzenden, Abg. Labe( Soz.), auf Dienstag, den 7. Februar, bormittags 11 1hr, einberufen worden. Zur Ber handlung steht in erster Linie ein Antrag der Spzialdemokraten auf Sicherung der Freiheit Der Wahl und der Wahlagitation. Als zweiter Bunft find Anträge der Sozialdemokraten und Kommu misten über die Untersuchung der Osthilfe auf die Tagesordnung gestellt
Mit verdächtiger Eile hat der Reichstommiffar für die Osthilfe die in den letzten Lagen im Unterfuchungsausschuß des Haushaltsausschusses be arbeiteten 2tten über bie Osthilfe am Mittwochabend zurüdgenommen. Wenn der lleberwachungsausschuß des Reichstages die im Unterausschuß des Haushaltsausschusses begonnene Beratung über die Vorkommnisse bei der Durchführung der Osthilfe fortfest, wird er die Aften von neuem anfordern. Sie sind durchaus nicht dazu bestimmt, in ben Aftenschränken zu verschimmeln.
Die fozialdemokratischen und kommunistischen Mitglieder des Ausmärtigen Ausschusses des Reichstags haben bei dem Borsigenden Dr. Frid( oz.) ebenfalls die Einberufung dieses Ausschuffes zur Fortsegung seiner außenpolitischen Berhandlungen beantragt. Sie verlangen ins besondere eine Behandlung der Tributfrage und der oftafiatischen Frage, Abg. Frick hat sich noch nicht geäußert.
Eine inhaltlose Rede
Im Reichsrat stellte fich gestern Hitler vor. Er hielt eine völlig inhaltlose Rede. Ihm antmortate Ministerialbirettor Brecht, in der es 1. a. hieß:
Die Reichsregierung findet auf vielen Gebieten überaus schmere Aufgaben vor, insbesondere die Beseitigung der großen ArbeitsBeseitigung der großen Arbeits. losigkeit, die ja nicht nur in Deutschland , fondern& B. auch in den Bereinigten Staaten unb England, also in Ländern ganz anderer politischer Lage herrscht,
und die gerade die Amtszeit unseres ver. ehrten gegenwärtigen Herrn Reichspräsidenten so überaus schwierig gestaltet hat. Wir wollen in dieser Stunde nicht untersuchen, warum die Maßnahmen der letzten fünf Jahre
noch feinen entscheidenden Erfolg gehabt haben. Darin ist der Reichsrat mit der Reichsregierung einig, daß er es mit ihr als geboten ansieht, daß diese Frage, mit der viele andere Fragen zu
Achtung! Wahlarbeit beginnt!
Sonntag vormittag Flugblattverbreitung!
sammenhängen, in den Bordergrund der Gut fchliffe gestellt wird.
Brechts Rebe, eine sehr geistreiche und über legene, menn auch nicht jedem ohne meiteres per ständliche Belehrung des neuesten Ranzlers, murbe von den erfahrenen Mitgliedern des Reichsrats schmunzelnd aufgenommen.
, 2. Februm. Der Präsident der Abrüstungskonferenz, Hen derson, eröffnete am Donnerstag, dem Jahres. tag der Abrüftungstonferenz, die erste Bollfigung der Generalfommiffion nach ihrer zehnwöchigen Bertagung mit dem Bunsche, daß sich dieser Ge burtstag nicht mehr wiederholen möge.
Die Kommission trat jofort in die Beratung des franzöfifchen Abrüstungsvorschlages ein, deffen Grundlinien Massigli- Frantreich noch einmal darlegte. Er forderte die Delegierten auf, nunmehr in präziser Form Stellung zu dem Bhlag zu nehmen, damit Außenminister Paul Boncour nach Abschluß der allgemeinen Aussprache bie nötigen Aufklärungen geben fönne. Im Namen der italienischen Regierung bedauerte Baron Aloisi vor allem, daß der französische Plan feinerlei präzise Angaben enthalte, bie eine wirtsame und fofortige Abrüstung er laubten. Mit der Renderung von Bezeichnungen für bestehende Heeresteile in internationale Be rufsarmee und Verteidigungsmiliz sei am Bestand der Gesamttruppenstärfe noch nichts geändert. Ebenso verbleibe das gesamte vorhandene Kriegsmaterial im Besiz der Staaten, mogegen doch der einzige 3med der Abrüstungstonferenz barin bestehe, die Rüstungen herabzusetzen.
Der deutsche Bertreter Nadolny betonte, daß der Standpunkt der deutschen Regierung fich nicht geändert habe. Er nahm dann den Ge danken eines Behrsystems auf allgemeiner und für alle Staaten gleicher Grundlage aus dem franzöfifchen Plan an und forderte, daß er sich auch auf die Ueberfeestreitkräfte erstreden müsse. Zur b Berwirklichung einer qualitativen rüstung enthalte der französische Plan feine pofitinen Borschläge. Die Konferenz müsse ohne neue technische Untersuchungen durch Abstimmung über die vorliegenden Anträge flar feststellen, wie meit sie in der Verminderung der Angriffswaffen gehen wolle. Der Borschlag, bas Angriffsmaterial in den Ländern zur Berfügung des Bölkerbundes zu belassen, müsse die qualitative Abrüstung illusorisch machen. Nach deutscher Ansicht müsse das gesamte Material das in Zukunft nicht mehr erlaubt sein solle, innerhalb einer festgesezten Zeit vernichtet und feine Herstellung pöllig unterbunden werden.