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Morgen- Ausgabe

Nr.59-63 A 30 50. Jahrg.

Rebattion und Berlag: Berlin SW 68, Lindenstr. 3

Serniprecher 7 Amt Donhoff 292 bts 297 Telegrammabreffe: Sozialbemotrat Berlin

Vorwärts

BERLINER

VOLKSBLATT

DIENSTAG

7. Februar 1933

Jn Groß Berlin 10 Bf. Auswärts....... 15 Pf.

Bezugsbedingungen und Anzeigenpreise fiebe am Schluß des redaktionellen Teils

Bentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands

Otto Wels

spricht heute 6 Uhr im Lustgarten

Stellplätze:

Stadtbezirke Mitte , Wedding , Reinickendorf und die in den Be­zirken liegenden Betriebe:

Antreten Gustav- Meyer- Allee, Spitze Brunnenstr. Abmarsch 16,45 Uhr durch Brunnen-, Elsasser-, Artilleriestr., Am Kupfergraben, Museumstr., Lustgarten. Stadtbezirke Prenzlauer Berg , Weißensee ,, Pankow und die in den Bezirken liegenden Betriebe:

Antreten Danziger Str., Spitze Lychener Str. Abmarsch 16,45 Uhr durch die Dan­ziger Str., Schönhauser Allee , Hanke-, Kaiser- Wilhelm- Str., Lustgarten. Stadtbezirke Friedrichshain , Treptow , berg und die in den Bezirken liegenden Betriebe:

Köpenick , Lichten­

Antreten Küstriner Platz, Abmarsch 16,45 Uhr durch Paul- Singer-, Blumen-, Schick­ler-, Stralauer-, Kloster-, Kaiser- Wilhelm- Str., Lustgarten. Stadtbezirke Kreuzberg , Neukölln und die in diesen Bezirken liegen­den Betriebe:

Antreten Hohenstaufenplatz, Abmarsch 16,45 Uhr durch Dieffenbach-, Graefestr., Kottbusser Brücke, Mariannen-, Oranien-, Dresdener-, Neue Roß-, Roß-, Breite Str., Schloßplatz, Schloßfreiheit, Lustgarten.

Stadtbezirke Wilmersdorf , Zehlendorf , Schöneberg , Steg­ litz , Tempelhof und die in diesen Bezirken liegenden Betriebe:

Antreten Hornstr., Spitze Yorckstr. Abmarsch 16,30 Uhr durch Yorck-, Gneisenau-, Zossener-, Alte Jacob-, Neuenburger-, Linden-, Markgrafen-, Französische -, Wer­derstr., An der. Stechbahn, Schloßfreiheit, Lustgarten.

Angehörige der Firma Stock, Marienfelde .

Antreten 15 Uhr, Großbeerenstr. Marsch durch Großbeeren -, Dorf-, Chaussee-, Friedrich- Karl-, Manteuffel-, Borussia-, Berliner -, Belle- Alliance-, Gneisenaustr. und weiter wie Stadtbezirk Wilmersdorf.

Stadtbezirke Tiergarten , Charlottenburg und die in diesen Bezirken liegenden Betriebe:

Antreten Kleiner Tiergarten. Abmarsch 16,30 Uhr durch Alt- Moabit, Invaliden-, Hessische-, Hannoversche-, Elsasser-, Artilleriestr., Am Kupfergraben, Museumstr., Lustgarten.

Stadtbezirk Spandau :

Antreten 16,20 Uhr Bahnhof Spandau West. Fahrt mit S- Bahn bis Lehrter Bahn­ hof . Antreten Wilhelmufer, Spitze Invalidenstr. Marsch durch Invalidenstr. und weiter wie Stadtbezirk Tiergarten .

Hammerschaft Ullstein:

Treffpunkt Charlotten- Ecke Kochstr . Dann Markgrafenstr., Anschluß an Zug 5.

Berliner ! Wer die Freiheit des Volkes will, marschiert trotz Regen und Sturm heute mit. 3eigt durch die Größe und die Würde eurer Rundgebung, daß Berlin rot bleibt und sich dem Hakenkreuz nicht beugt. Folgt den Anordnungen der Ordner und der Schußpolizei. Aufreizende" Rufe find nicht gestattet. Unser Ruf heißt ,, Freiheit! " Schußpolizei. ,, Aufreizende"

Marschiert!

Das rote Berlin kämpft für die Freiheit Ereignisse der letzten drei Tage: Der Vorwärts" wird wegen Hochver­rats verboten.

Eine Notverordnung gibt den Behörden das Recht, Tageszeitungen aus den ver­schiedensten Gründen für ein halbes Jahr zu verbieten.

Der Landtag lehnt seine Auflösung ab. Das Drei- Männer- Kollegium Braun­Kerrl Adenauer bestätigt diesen Be­schluß.

Eine Notverordnung nimmt der Regierung Braun Severing das vom Staats­gerichtshof ihr zugebilligte Recht, Preußen im Landtag und im Reichsrat zu vertreten und setzt sie völlig ab. Papen tritt an Stelle Brauns in das Drei- Männer- Kollegium ein und beschließt mit Kerrl, dem Landtags= präsidenten, die Auflösung. Adenauer er­flärt Absetzung und Auflösung für nicht rechtsgültig.

Sämtliche Kommunalvertretun gen Preußens aufgelöst. Neuwahlen am 12. März.

Mord und Totschlag in den verschiedensten Gegenden des Reichs.

*

geglaubt. Schlimmer ist, daß man noch nicht eine Spur von einer Richtung sieht, nach der wirtschaftlich regiert werden soll. Man ist bisher noch nicht einmal auf den billigen Einfall gekommen, da und dort den Hunger­

Genoffe Kasten

einen, Verbote und Drohungen gegen die anderen. Ob das den Wählern gefällt? Das Verbot des Vorwärts" wird

natürlich vom Reichsgericht aufgehoben wer= den. Für die Zukunft wird die Sache weniger einfach sein, denn die neue Verordnung schafft neue Verbotsgründe. Nun, die Leser des Vorwärts" find hellhörig genug, den Vorwärts" auch dann zu verstehen, wenn er mit etwas gesenkter Stimme zu ihnen spricht. Und der Vorwärts" wird ihnen die Wahrheit sagen können, ohne geradeswegs in die Stacheldrähte der Not­verordnung zu laufen. Auf alle Fälle wird er bemüht sein, verbotsfreudige Behörden ebenso offensichtlich ins Unrecht zu setzen, wie das beim letzten Verbot wegen angeblichen Hochverrats geschehen ist.

Die Sozialdemokratie und die Eiserne Front stehen mit beiden Füßen auf dem Boden des Gesetzes und der Verfassung. Sie werden Gesetz und Verfassung mit allen Mit­teln verteidigen, die ihnen das richtig ausgelegte Gesetz und die richtig ange­wandte Verfassung in die Hand geben.

Und heute wird marschiert! Heute wird das freigesinnte, das rote Berlin zeigen, daß es tampfesfroh und zuversichtlich ist. Deutschland ist nicht Italien !

Auf dem Weg, den unsere Gegner be= Schritten haben, liegen ungezählte Hindernisse.

Schon die Wahlen vom 5. März werden ihnen eine Enttäuschung bringen. Vom 31. Juli bis 6. November v. J. haben sie zwei Millionen Stimmen verloren. Jetzt glauben

Wahrscheinlich hat das Volf von der neuen Reichsregierung anderes erwartet, Maßnahmen, die geeignet sind, die furcht­bare Not einigermaßen zu mildern. Von Zeitungsverboten und juristisch scharfsinnigen Begründungen, mit denen man höchst anfecht: Erschoffen in Staßfurt am 5. Pebruar sie in Hurrawahlen neu aufholen zu können.

bare Maßnahmen begleitet, wird niemand fatt. Natürlich kann niemand im Ernst er­marten, daß die Parteien, die in diesem Augenblick die Alleinmacht besitzen, von heute auf morgen der Krise ein Ende sezen. Das hatten sie zwar vor den letzten Wahlen ver­sprochen, aber sie haben das wohl selber nicht

riemen des armen Michel ein wenig zu lodern, irgendwelche Verordnungshärten zu beseitigen, irgendwelche Unterstützungssäge zu erhöhen. Nichts als Siegesfeiern für die

Ob sie sich nicht täuschen? Sie greifen nach den Sternen, aber sie stehen am Rande eines Abgrunds.

Nicht ihnen gehört die Zukunft, sondern der Arbeiterklasse- wenn sie einig ist! Auf, zum Lustgarten! Marschiert! Marschiert!

Bezirksvorstand der SPD . Berlin

3um, Vorwärts' Berbot

Stimmen der Presse

Es ist bemerkenswert, daß das Verbot des ,, Vorwärts" nicht nur Proteste der bürger­lichen Linkspresse herausgefordert hat, sondern daß auch ein Blatt wie die ,, Deutsche Allgemeine Zeitung", die um die Gunst der neuen Regierung wirbt, folgendes schreibt:

Die Pressefreiheit aber ist ein Kapitel für sich. Den Vorwärts" zum Beispiel, außer bei un­bedingter Notwendigkeit, zu verbieten, halten wir nicht für geistreich. Die gewerk­schaftlich und politisch geschulten Arbeiter, die hinter diesem Blatte stehen, sind anders ein­zuschätzen, als das charakterlose Boulevard­publikum, das sich getrennte Kasse"- an den Animierinferaten anderer Druckerzeugnisse freut. Die Verbote sollen doch der Regierung nügen, nicht schaden,

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Viel schärfer äußerte sich das Organ der christ­lichen Gewerkschaften, der Deutsche ". Dort las ,, Wenn die Harzburger Regierung glaubt, mit diesen Methoden etwas erreichen zu können, dann ist sie auf dem Holzweg."

man u. a.:

"

Verboten!

Köln , 6. Februar. Im Rheinland sind heute die Rheinische Warte" in Koblenz und die Volks wacht" in Trier auf drei Tage verboten worden. Das Verbot wird auch hier mit dem Abdruck des Aufrufs des Parteivorstandes be= gründet.

Rüstringen , 6. Februar.

Das sozialdemokratische ,, Volksblatt" wurde vom 6. bis 8. Februar einschließlich verboten, weil es den Aufruf der SPD. veröffentlicht hat.

"

Saalfeld , 6. Februar.

Das sozialdemokratische Volksblatt" in Saal­ feld ist vom thüringischen Innenministerium für die Zeit vom 6. bis 8. Februar verboten worden,