Die Maulwürfe
Eigener Beridif des„Vorwärts" Gens, S. Jebtuot. 3n der Generaldebatte übet den sranzäsi- schen Abrüslungsplan verteidigke am Mittwoch Auhenminister Paul Boncour die französische Sicherheitslhese starrer und unnach- giebiger als je. Durch einen langen geschichtlichen Rückblick v«r- suchte der Vertreter Frankreichs zu beweisen, daß die Praxis des Völkerbundes die Abrüstung untrennbar mit der Sicherheit ver- bunden habe. Seit Locarno sei nichts ähnliches mehr geschehen, um die ungenügende Sicherheit durch gegenseitige Abkommen zu garantieren. Die Boraussetzung hierzu sei die Abrüstung, die in Etappen erfolgen müsse. Der französische Plan ändere nicht nur die Grundbezeichnungen für den Armeekörper, sondern er ändere auch Aufbau und Größe der Armee, um ihre Angriffskrast herabzusetzen. Wegen des Kriegsmaterials müsse man endlich die falscheste Idee der Welt ausgeben, der Krieg könne humanisiert werden. Als An- grisfswaffen müsse man diejenigen verbieten, die zur Brechung fester Verteidigungswerke geeignet seien. Für das Schlachtfeld könne man kein« Unterscheidung finden zwischen Angriffs- und Verteidigungswaffen. Daher schlage Frank- reich vor, dieses Material zu internatto» n a l i s i e r e n. „Europa erwache I' riet Paul Boncour zum Schluß seiner großen Rede. Ein e u r o- päischer Kontinentalpakt innerhalb des Völkerbundspaktes müsse geschossen werden, wo- durch die Aechtung des Krieges unterstützt werde durch gegenseitige Verpflichtung zu militä- rischen, wirtschaftlichen und finanziellen Maß- nahmen gegen den Angreifer, für dessen Bestimmung es keine Schwierigkeit gebe, wenn man den festen Willen habe, ihn zu finden. Das Büro wird am Donnerstag beschließen, ob der französische Plan in Kommissionen weiter- beraten oder zunächst der e n g l i s ch e A r b e i t s- plan in Angriff genommen werden soll.
Das Meutererschiff Kapitulation angeboten Batavia, 8. Februar. Bei den niederländischen Regierungsstellen ist ein neuer Funkspruch vom Panzerkreuzer„Die sieben Provinzen" eingelaufen, in dem die Be> satzung ihre Kapitulation unter den von ihr früher gestellten Bedingungen anbietet. Das Telegramm trägt die Unterschritt„Die e u r o- p ä i s ch e und indische Besatzung". Weiter werden die Empfänger des Funkspruchs gebeten, die übergeordneten Regierungsstellen da- von zu unterrichten, daß der Meuterei keiner- lei kommunistische Tendenzen zu- grundelagen, und daß die Besatzung keine G e- w a l t a k t e beabsichtige. Sie habe lediglich gegen die Soldkürzung und die Verhaftung ihrer Käme- raden protestieren wollen. Nach den letzten offi- ziellen Meldungen läuft der Panzerkreuzer zur Zeit etwa sieben Knoten. Ean Erfolg Unter dem Vorwand der„Gutmachung eines Irrtums" ist der L o h n a b b a u für die nicht- kasernierten Kolonialsoldaten zurückgenom- m e n worden.
Japan statt! Vormarsch gehindert Peking , 8. Februar. Ziach chinesischer Meldung ist der von den Ja- panern gegen K a i l u eingeleitete Angriff miß- lungen. Die japanischen Truppen seien zurückge- schlagen worden. Am 7. Februar sei es den Chi- nesen gelungen, den japanischen Vormarsch zum Stillstand zu bringen. Der Kamps in der Rich- tung B e i p j a o sei bis jetzt noch nicht beendK. Di« Japaner sollen mehrere hundert Tote und Verwundete haben. Minenboot beschossen Tokio . 8. Februar. Laut Funkspruch der japanischen Admiralität wurde am 6. Februar abends ein japanisches Minenboot bei Hankau am Pangtje von chine- fischen ko mm u n st t s che n Truppen stark beschossen. Zwei japanische Matrosen wurden ge- tötet. Das japanisch« Minenboot erwiderte das Feuer der Kommunisten.
Koalierten-Senge Saalschlacht in Danzig -Land Eigener Beridit des„Vorwärts" Donzig, 8 Februar. In Schonwarling bei Danzig hatten die Deutschnationalen eine öffentliche Versammlung einberufen, zu deren Schutz etwa 2ö Mitglieder ihre» Kampfrings aus Danzig beordert waren.
SPD. -Zeitung verboten. Das kommunistische Blatt„Der Kämpfer" in Chemnitz sowie die im gleichen Verlag erscheinende Tageszeitung„Das Echo" find mit sofortiger Wirkung bis ein» schließlich Dienstag, 14 Februar, verboten worden. Das Verbot umfaßt auch sämtliche Ersatzblätter usw., die sich sachlich als die alte Zeitung darstellen oder als ihr Ersatz anzu- sehen sind. Frau Gandhi verurteilt. Das Polizeigericht in Borsad verurteilte die Gattin Gandhis wegen Nichtbefolgung der Gesetze und N i ch t b e z a h- lung der Steuern zu sechs Monaten Ge- fänanis und 500 Rupien Geldstrafe, im Nicht- zahlungsfall zu weiteren sechs Monaten Ge- fängnis.
Die Hugenberg-Presse beschwert sich Dber dl© Maulwürfe, die die Harzburger Front unterwühlen
Die Nazis hatten ihre SA.-Leute aus der wei- teren Umgebung zusammengezogen. Vor Beginn der Versammlung fanden sich etwa 100 Nazis vor dem Lokal ein und forderten den Versammlungs- leitet auf, die auf den Einladungen verzeichneten unfreundlichen Worte gegen die Nazis zurück- zunehmen. Als dem nicht entsprochen wurde, gingen die etwa 100 Nazis mit Kuhketten, Schlagringen. Stöcken und Latten gegen die.25 Mann des Kampfrings vor und mißhandelten sie auf das Schwerste. Die Kampfring-Leute flüchteten in den Garten, wurden aber von ihren Verfolgern eingeholt und erst recht— aufgenordet. Sieben Kampf- ring-Leut« blieben besinnungslos liegen. Der Saal wurde völlig demoliert, Tische und Stühle zerbrochen. Sechs Nazis wurden ver- hastet.
Weniger Nazistudenten Niederlage bei Hochschulwahlen Eigener Beridit des„Vorwärts" Köln , S. Februar. Eine empfindliche Niederlage er- litten die Nationalsozialisten bei den Asta- Wahlen an der Universität und der Landwirt- schastlichen Hochschule in Bonn . Die Wahlbeteiligung ging gegenüber dem Vor- jähr um vier Prozent auf 07 Proz. zurück. Die Stimmenzahl der Nationalsozialisten betrug 8S7 gegenüber 1157 bei der letzten Wahl. Sie erhielten statt 19 nur 14 Mandate. Auch der Ring katholischer Korporationen hat einen erheblichen Verlust zu verzeichnen. Die Stimmen gingen von 1059 auf 895, die Mandate von 18 aus 15 zurück. Der Verlust des Nationalen Hochschulblocks be- trägt 55 Proz. Die Stimmenzahl sank von 380 auf 169. seine Mandate sanken von 9 auf 6. Der Waffenring erhielt 519(vorige Wahl: 668) Stimmen und 9(11) Mandate. Die katholischen freien Studenten brachten es auf 541(623) Stim- men und 9(10) Mandate, die katholischen Theo- logen 213(263) Stimmen und 3(4) Mandate. der Republikanische Block 206(270) Stimmen und 3(4) Mandate, die evangelische Studentenschast 234 Stimmen und 4 Mandate, die konservative katholisch« Liste 105 Stimmen und 2 Mandate, Deutsche Wehrftudenten 155 Stimmen und 2 Man- date. Statt bisher 72 wurden diesmal nur 64 Ver- treter gewählt.
Reichsratsarbeit gestört Auch heine Reichsratsausschüsse Nachdem die für Donnerstag, den 9. Februar, in Aussicht genommene Vollsitzung des Neichsrals abgejagt worden ist. find auch die Einladungen für die geplanten Sitzungen der Reichsralsausfchüfle am Mittwoch und Donnerstag dieser Woche sowie am Dienstag und Mittwoch der nächsten Woche wieder rück- gängig gemacht worden.
„V�ir haben uns gefunden auf dem festen Boden unserer gemeinsamen vaterländischen Ueberzeugung, Aber was wühlt denn da?"
Nölting In Hilverfum Was deutsche Funkhörer nicht hören sollen
Die Hugenberg-preffe hat ein Geschrei darüber erhoben, daß ein deutscher Sozialdemokrat, pro- feffor N ö l t i n g- Frankfurt, über den holländischen Sender Hilverfum auch zu dem deutschen Hörer sprechen solle. Man hat sogar diplomatische Kriegserklärung an Holland gefordert, damit es die Hitler -Regierung nicht im Funk- Monopol störe. Trotzdem konnte gestern Abend diese Ansprache Nöltings in Form eines Znker- view» gehalten werden. Nicht überall in Deutsch - land konnte sie verstanden werden, wir geben hier einen Auszug aus der Ansprache: R ö l t i n g wurde interviewt von dem Sekretär des holländischen Arbeiterradio- b u n d e s. Er begann mit einer kurzen Mit- teilung über den Eindruck der Berichte über den Fackelzug am Tage von Hitlers Ernennung zum Reichskanzler. Rölting erwiderte, daß die von dem Ansager gezogene Parallele zum Tage des Kriegsbeginn» oder zu 1918 völlig ab- w e g i g sei. Die freien Gewerkschaften stehen heute wie die gesamte organisierte Arbeiterschaft in ungebrochener Kraft da und die Ar- beiterkloss« verfüge über genügend Mittel auch für die Zukunft. Der neuen Regierung gebe Hitler vor allem seinen Namen. Er ist der Firmenträger, und seine Kompagnons sind Hugenberg und Papen, zwischen denen er stehe. Auf die Frage, welche Aussichten auf die Verwirklichung des nationalsozia- l i st i s ch e n Programms bestehen, antwortete Nölting, daß dieses Programm weder jetzt noch in absehbarer Zutuast Aussichten aus ErMuag habe, ja, daß nicht einmal ein ernsthafter Wille zur Durchführung dahinterstehe. Die Regierung verfolge kein« einheitlichen Wirtschaft- lichen Interessen, und das Programm sei unlogisch und widerspruchsvoll und könne schon deswegen nicht zur Durchsührung kommen.
Gesesselte Naziopposition! Bewaffnete Bande in der GhausseestraDe
Aus die Frage, welche sozialistischen For- derungen in dem Programm der Nationalsozia- listen enthalten seien, erklärte Nöltmg, jede Ant- wort darauf sei ein großer Vergangenheitsbericht. Das wort Sozialismus habe Hitler immer schwer über die Zunge bekommen. Das Programm enthalte Forderungen auf Verstaatlichung der Trustbetriebe, der Banken und oerlang« sogar Enteignung von Grund und Boden. Es sei im ganzen heute nur als i n h a l t s- lose Deklamation anzusehen und werde auch innerbalb der Nationalsozialistischen Partei kaum noch für durchführbar gehalten Auch dos Wort Arbeiterpartei habe mit Nationalismus nichts mehr zu tun; denn statt Verbindung mit der Arbeiterklasse zu suchen habe sich Hitler mit Hugenberg , einem der schärfsten Reaktionäre und Vertreter schwerindustrieller und großagrari- scher Interessen zusammengetan. Die Frage, ob etwa Hugenberg und Hitler die beiden eigenen Programme gleichzeitig verwirklichen könnten, verneinte Nölting. Sobald die Fackelzugstimmung vorbei sei, wer- den die alten Meinungsverschiedenheiten aufleben. Noch vor kurzem hätten sich beide Parteien und ihre Führer scharf angegriffen und in tollsten Schimpfworten herabzusetzen gesucht. hugenberg sei für Hitler ein nicht zu unter- schätzender Gegner, abgesehen davon, daß er innerhalb der Regierung vier Ministerien ver- trete, siehe die Großmacht des Kapitalismus hinter ihm. Den Vierjahresplon kenne niemand. Er fei wohl eine sagenhafte Erfindung. Denn wie könne man erwarten, daß das Volk vier Jahre hindurch geduldig hoffe. Vor der Auslandspresse habe Herr Hitler noch erklärt, die Arbeitslosigt«!! bis zum 15. März beseitigen zu können. Damals sprach der Trommler, heute habe aber der Reichskanzler das Wort. Der Reichstag sei aufgelöst worden, weil er eine andere Akustik hat als die Riesensäle, in denen Hitler sonst zu sprechen pflege. Im Reichstag müsse man auch nicht nur reden, sondern arbeiten.
Im Hause Chausseestraße 105, nur wenige Minuten von der große» Polizeiuntertunft«nt- fernt, spielte sich gestern nachmittag ein Banden- Uebersall ab. Im vierten Stockwerk des Hauses befinden sich die Räume des Verlages„Der deutsche We g". Das ist das Organ der oppositionellen Nationalsozialisten. Als sich in den frühen Nachmittagsstunden 6„Oppositionelle", meist Angestellte des Verlages, an ihren Arb«itsplätz«n befanden, läutete es. Als die Tü r zum Trsppenflur geöffnet wurde, drangen sieben mit Pistolen bewaffnete Männer«in, die ihre Waffen sofort drohend aus die Anwesenden richteten. Um die„Oppositionellen" unschädlich zu machen, ergrissen mehrere der Eindringlinge st a r k« H a n f s ch n ü r«, die sie auf einem Tisch vorfanden und begannen, die„Opposition" einen
nach dem andern an Händen und Füßen zu fesseln. Nachdem die Fesselungsprozedur gewissenhaft erledigt war, begannen die 7 Bewaff- neten das ganze Büro zu durchstöbern. Offenbar hatten sie es auf b e st i m m t e A k t e n abgesehen. Al» ihnen dies zu lange dauerte, oerstauten sie Akten und Briefschaften wahllos in mitgebrachte Behälter, verschnürten alles in Seelenruhe und suchten dann da» Weite. Den Gesesselten gelang es erst nach einiger Zeit, sich zu besreien. Als das lleberfalltommando anrückt«, war es bereits zu spät, denn die Täter hatten«inen zu großen Vorsprung. Wie die Ueberfallenen aussagen, waren die Banditen sämtlich in Z i v i l k l e i d u n g und trugen keine Abzeichen. Wer«in Interesse daran hat. bei' der nationalsozialistischen Opposition be- lastendes Schriftenmaterial durch«inen Banden- Überfall zu entwenden, dürste unschwer zu erraten sein!
Schießerei in Wilmersdorf Drei Personen schwer verletzt Nach Schluß einer kommunistlschen Kundgebung, die gestern abend in den Spichernsälen in der Spichernslraße stattfand, kam es gegen 23 Uhr auf dem Vrabanter Platz zu einer schweren Schießerei, deren Ursachen noch nicht einwandfrei geklärt werden konnten. Soweit sich bis Mitternacht feststellen ließ, sollen Nationalsozialisten aus Kommunisten. die nach der Versammlung ihren Wohnungen in Wilmersdorf zustrebten, mehrfach ge- schössen haben. Verletzt wurden: die 25 Jahre alte Frau Alice Roscheid au» der hundekehlenstraße 12(Lun- gensteckschuß), der 25jährige Albert Vorberg aus der hundekehlenstraße 11(Armschuß) und der 23 Zahre alte Georg Zimmermann aus der Reincrzstraße 24(Armschutz). Die Verletzten wurden ins Gerlraudtenkronken- Haus gebracht. Dos Befinden der schwerverletzten Frau ist ernst, wie es heißt, sollen die verletzten sämtlich der Kommunistischen Partei angehöre»