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Leid und Jammer im Alter

Schneidermeister in schwerer Not

Da wohnt in Charlottenburg ein alter Schnei dermeister, dem es bitter schlecht geht. So schlecht, daß er auf ein Haar obdachlos auf der Straße stand, wenn nicht im legten Moment fich das Wohlfahrtsamt seiner angenommen und einen Teil der eingeklagten Mieteschulden übernommen hätte. ,, 65 Jahre ist man geworden, hatte ein gutgehendes Geschäft mit ein paar Ge­hilfen, hatte etwas für die alten Tage gespart und nun ist alles, alles weg, vor allem die Kund­schaft, und man ist ein Bettler", erzählt der Mann. Da fizt er mutterseelenallein in seiner Werk­statt, kalt ist der Ofen, kalt die Plätte und kalt die Kochmaschine. Ja, wenn man keine Arbeit hat, kann man sich auch nichts kochen," meint er. Aber da hängen ja überall Maßproben ver­schiedener Kleidungsstücke herum, also arbeitet der Mann doch? D, da hab ich noch viel mehr da­von, der größte Teil ist schon seit Jahren ein­gemottet" berichtet er mit trauriger Miene.

,, Nicht mal die Aufbügelarbeit kann sich so manch einer abholen," ergänzt er feinen tragischen Bericht. Da kommt einer ,,, Meister, ganz bestimmt bis zum Sonnabend muß ich den

mehr. Zu all dem wirtschaftlichen Jammer ge= sellte sich auch noch menschliches Leid; Frau und Kinder sind ihm gestorben, nun steht er allein im tiefsten Elend. 50 Mark soll ich noch auf­bringen, als weitere Abzahlung auf meine Schuld beim Hauswirt, Herr Gott , woher soll ich bloß das Geld nehmen? Mehr als hun­gern fann ich doch nicht!" So schwebt das Damotlesschwert der Ermittierung immer noch über seinem Kopf. Nun reiht auch er sich ein in die Legion der öffentlichen Almosen­empfänger; seine alten Beine müssen allerhand Bittgänge laufen, sein alter Kopf muß sich zer­martern, wie er sein bißchen elendes Dasein überhaupt zu Ende führen soll. Seit 40 Jahren hält er treu zur Partei, trotzdem ihm dies viele übel nehmen, trotzdem ihm dies schon so manchen Kunden gekostet hat...

Auch eine Kindergeschichte

Anzug haben, das war am Donnerstag; da kam Erpressung an einem Siebzigjährigen

der Sonnabend und der Montag, da verging die zweite und die dritte Woche und der eilige Anzug hängt immer noch. Verschleudern kann der Mann die Sachen auch nicht, wo der Stoff oft das Meter noch 22 Mart gekostet hat, er kriegte sie noch nicht für ein Butterbrot los. Einmal passen sie nicht einem jeden, vor allem nicht dem, der vielleicht etwas Geld hätte und dann: wer hat heute schon Geld für einen Anzug? Einmal im Jahr, wenns hoch kommt, läßt man sich den Anzug aufplätten, damit ist die Garderobenfrage gelöst; das heißt, das gilt auch nur mehr für diejenigen, die noch in Lohn und Brot stehen. Und was die Wirt­schaftskrise nicht taputt gemacht hat, das besorgt die billige Konfektion, mit deren Preisen natur­gemäß der fleine Handwerker nicht Schritt halten tann. 3mei Nähmaschinen stehen noch ver­laffen da, was der Mann an Stoffmaterial besaß, hat er verschleudert.

Schon die ganzen legten Jahre ging es rapide bergab mit dem Geschäft, aber seit einem Jahr ist es überhaupt gänzlich alle. Auch die wenige Rundschaft verlief sich, alle sind sie bettelarm geworden und brauchen längst feinen Schneider

Die Leipziger Straße im Hochsommer 1924. Es ist ein schöner Tag. Der 62jährige Portier eines großen Hauses blickt sich nach einem Aben­teuer um. Es nähert sich ihm in der Person des 21jährigen Straßenmädchens S. Sie bittet um eine Zigarette. Der 62jährige faßt sie galant um, er ist noch ein ganzer Mann, eine halbe Stunde später entläßt er sie, das Schäferstündchen kostete 2 Mart. Seitdem wird es allwöchentlich wieder­holt.

Aber eines Tages erscheint die Freundin des 62jährigen, weist auf ihren Körper und sagt: das ist die Folge. Der Alte ist wie vom Donner ge= troffen, fleht, fag es um Gotteswillen nur nicht meiner Frau und befindet sich von nun an in den Händen der S. Sie zieht von ihm Geld soviel sie kann. Ein Kind kommt zur Welt, er muß zahlen. Sie braucht einen Kinder­magen, er zahlt dafür. Das Kind braucht Wäsche und wieder rüdt er mit Geld heraus. Eines Tages schreibt sie ihm: Nun ist das Kind dreiviertel Jahr alt, es ist sehr lieb, die Aehnlichkeit mit dir kommt erst jezt so richtig zum Vorschein, ich wundere mich, daß du gar feine Sehnsucht nach der Kleinen

haft. Mein Mann ist arbeitslos, es fehlt an allem, wenn du mir fein Geld schickst, schicke ich dir das Kind. Der 62jährige schickt natürlich Geld. Dann wieder erhält er eines Tages einen Totem= schein, von einem Arzt ausgestellt, und wieder muß er mit Geld herausrücken; ein Grabstein soll für das Kind gesezt werden, und wieder zahlt er.

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So geht es neun Jahre lang, der Portier zählt jetzt 71 Jahre und ist an die 4000 m. los­geworden. Jetzt weiht er seinen Sohn in die Sache ein, dieser erstattet Anzeige. Die S. hatte meder ein Kind gehabt, noch einen Mann alles mar erlogen, und der immer wieder Er­preßte hat es gewußt. Das gab er vor dem Schnellschöffengericht zu. Weshalb hat er aber das Geld hingegeben? Aus Furcht, die Frau fönnte alles erfahren. Denn damit drohte die S. ständig. Meine Frau ist aber herztrant, sagte der Alte, und wenn so etwas vorkommt... an­scheinend tam so etwas öfter vor. Und das mit dem Kinde war alles erfunden: zuerst war es gestorben, dann lebte es wieder, dann war es wieder gestorben und dann lebte es wieder. Und an den Totenschein hat er auch nicht geglaubt; so schreibt kein Arzt. Sie aber hatte. gesagt: der Schein ist von einem Arzt und da hat er es eben geglaubt. Und ob sie wirklich in anderen Umstän­den von ihm gewesen ist, weiß er auch nicht, viel=

leicht hatte sie sich nur was vorgebunden.

Es war eine seltsame Verhandlung und in ihrem

Schlußwort sagte die Angeklagte: Der Mann hat

mich neun Jahre ausgenutzt, ich wiege jetzt nur 75 Pfund, und was habe ich früher gewogen? Das laß ich mir nicht gefallen, ich verklage ihn auf Schadenersatz. Während der Beratungspause meinte sie untröstlich, nur das Urteil 6 Mo= nate Gefängnis wegen fortgesetzter Er­pressung schien sie einigermaßen zu trösten.

Scala im Februar

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Im Februarprogramm der Scala. treten zmei Programmnummern besonders hervor. Die eine: Fred Samborn, ein tomisch- exzentrischer Xylophonist, der sein Instrument mit virtuoser Meisterschaft beherrscht. Er steppt und tanzt mäh­rend des Spiels; sein Körper ist ein einziger musi falischer Aufruhr. Und die andere heißt Tere­sina. Teresina ist eine junge spanische Tänzerin, die in historischen, äußerst geschmackvollen Ko­stümen spanische Tänze zeigt. Diese Tänze haben nichts zu tun mit den bisher zum Ueberdruß ge=

jehenen akrobatischen Tänzen, sondern bringen durch Generationen fultivierten spanischen Tanzstil zum Ausdruck; Teresina ist die geeignetste Inter­pretin, die man sich denken fann. 4 nette Girls, 4 Buds, tanzende Kolleginnen der Teresina, step­pen mit Eraktheit. Ein lustiges Kleeblatt, zwei Männer und eine Frau, sind Caß, Mack und Owen, drei Akrobaten, die alles auf den Kopf stellen, sogar ihre Partnerin. An komischen Ein­fällen können sie sich nicht genug tun, alles geht drunter und drüber und ihre wirklich bewunde­rungswürdigen Kraftleistungen werden bei all der Buntheit beinahe hintangestellt. 10 Asgards, eine Springertruppe, find vorzüglich aufeinander eingestellt und einer bringt es fertig, als vierter Mann mittels Sprungbrett auf drei Untermän­nern zu stehen. Chartons Marionetten ergößen durch ihre Drolligkeit. Es gibt Sänger und eine imitierte Claire Waldoff , jodelnde Sen­ner und tanzende Elefanten. In einem Stetsch Morgen sterb' ich sowieso" sieht man Felir Bressart, den Schlemihl, der plötzlich Mut be= tommt. Diese Groteske von Johann Vaszary ist Bressart auf den Leib geschrieben, und das Publi­fum brüllt vor Vergnügen. Die einzelnen Num­mern tonferiert wieder einmal Werner Find mit Harald- Lloyd- Lächeln und beißendem. Spott Seine aktuellen Witze sind neu und voller Pointen und seine ganze Ansage sprüht von Humor.

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Wie wird das Wetter?

In Berlin : Bei abflauenden Winden aus nörd­lichen Richtungen teils heiter, teils wolfig; Tempe­raturen um Null schwankend. In Deutschland : Im Süden und Südosten noch vielfach bewölkt und namentlich im Alpenvorland noch Niederschläge. Im übrigen Reich leicht veränderliches Wetter ohne erhebliche Niederschläge. Temperaturen noch etwas sinkend.

Der Kampf gegen die Geschlechtskrankheiten." Am 13. und 14. Februar findet im Kaiserin­Auguste- Victoria- Haus, Charlottenburg 5, Frant­straße 3, ein Lehrgang über Der Kampf gegen die Geschlechtskrankheiten" statt. Die Vorträge werden von namhaften Fachvertretern gehalten. Beginn: Montag, den 13 Februar, vormittags 9 Uhr. Veranstalter: Deutsche Gesundheitsfür­forgeschule und Deutsche Gesellschaft zur Be­kämpfung der Geschlechtskrankheiten. Anfragen und Anmeldungen an die Deutsche Gesundheits­fürsorgeschule, Charlottenburg 5, Frankstr. 3 ( Fernprecher C0 Fraunhofer 0211) erbeten.

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