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manteln. Eine objektive Untersuchung kann gar kein anderes Ergebnis haben als das hier festgestellte.

Wäre aus dem Hause, das übrigens kein massives Gebäude ist und ungefähr nur die Größe eines Berliner Siedlungshauses be­sigt, geschossen worden, so hätten die National­sozialisten zu allererst die Pflicht gehabt, dies der Polizei mitzuteilen und sie um Schutz zu ersuchen. Statt dessen ging die SA. ohne weiteres zum Sturm gegen das Haus vor, worauf die im Hause anwesenden Kom­munisten sich zur Behr fezten, aber von den überlegenen Kräften der SA. zusammenge­schlagen wurden. Genau derselbe Vorgang spielte sich in der benachbarten Turnhalle ab. Die Turnhalle liegt an einer Straße, an der die SA planmäßig gar nicht vorbeimarschie ren sollte. Dort war gerade eine Schar von Kindern mit ihren Müttern zu einem Kindernachmittag ver jammelt, und von dort soll ein Kom munist auf die SA. geschossen haben, die in der Stärke von 520 Mann vor dem Hause aufmarschiert war, während sich im Innern höchstens 20 bis 30 Erwachsene befanden? Der Mann, der diesen Schuß auf die SA. abgegeben haben soll, müßte ein Wahn­sinniger gewesen sein!

Die Regierungspresse, der Hugenbergsche ,, Montag" voran, hat berichtet, die Kommu­nisten hätten sich hinter Kindergruppen ver­steckt und über diese hinweg geschossen. Be­kanntlich schützen selbst die schlimmsten Raub­tiere ihre Jungen. Man kann sich also ein Bild von der Verwerflichkeit der marxistischen Untermenschen machen, die kleine Kinder als Rugelfang benußen! Selbst der dümmste Spießbürger müßte hier eigentlich bemerken, daß es sich um eine ausgesprochene Kriegs­greuellüge handelt. In Wirklichkeit hat sich die Geschichte in der Turnhalle so abgespielt, daß die SA. in die Halle ein drang, die wenigen männlichen Erwachse nen, die anwesend waren, niederschlug und die ganze Einrichtung zertrümmerte, wäh­rend Kinder und Frauen, in einer Ecke zu­sammengedrängt, zitternd und schreiend dem grauenhaften Schauspiel zusahen.

Die Sache steht nun so, daß die National­sozialisten das Märchen von dem Schuß, der diesen Sturm veranlaßte, unter allen Umständen aufrechterhalten müssen. fommunistischen Sportorganisation bietet Denn wäre es nicht wahr, daß die National­sozialisten die Angegriffenen waren, dann müßten ja alle anständigen Menschen gegen fie als die brutalen Angreifer zusammenstehen, und in Gisleben fönnte man nicht mit Haus suchungen und Verhaftungen gegen die Kom­munisten vorgehen, sondern alle Schärfe der behördlichen Maßnahmen müßte sich gegen die SA. und ihren Führer, den Herrn v. Alvensleben, richten. Dies würde aber dem Lauf der Weltgeschichte, wie er jetzt von oben vorgeschrieben ist, wider­sprechen und darum müssen die Kommu nisten einen Feuerüberfall auf die SA. ver­anstaltet haben, und alles, was diese tat, darf nur ein Aft gerechter Notwehr ge wesen sein.

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Und darin besteht die grundsägliche Bedeutung des Ereignisses von Eis­ leben . An jedem Tag kann in irgendeiner anderen Stadt ein Gebäude, das sich im Be­siz einer Arbeiterorganisation befindet, in ähnlicher Weise angegriffen werden, und immer wird für die Angreifer die Notwen­digkeit bestehen, zu behaupten, daß sie die Angegriffenen gewesen wären. Einen Schutz gegen diese Methode könnte nur eine Polizei bieten, die sich von allen Parteien unab­hängig weiß und nach allen Seiten hin mit gleichmäßiger Gerechtigkeit mutig waltet.

Das Kommando der städtischen Polizei von Eisleben hat bisher den besten Willen gezeigt, nach allen Seiten unparteiisch zu bleiben, wie es ja dem Wesen des jezt ge­stürzten preußischen Regimes entsprochen hatte. Das Verhalten der Beamten am letzten Sonntag war auch, den Umständen angemessen, einigermaßen einwandfrei. In­zwischen ist aber der Kommandant beurlaubt worden, und die gesamte Po­lizei des Regierungsbezirks wird von oben her gründlich gereinigt". Beurlaubt sind der Regierungsvizepräsident Corneel in Merseburg , Polizeipräsident Degle in Halle, Polizeipräsident Krüger in Weißen­ fels und Oberregierungsrat Friedberg vom Polizeipräsidium in Halle. Die Unter­suchung liegt in den Händen der Staatsan­waltschaft.

Unter einigermaßen normalen politischen Verhältnissen könnte man dem Ereignis dieser Untersuchung mit der größten Ruhe entgegensehen, denn der Tatbestand liegt vollkommen flar. Die Nationalsozialisten haben sich eines unprovozierten Angriffs auf Menschenleben und Eigentum schuldig ge­macht, und die Kommunisten haben in der

Bolz gegen die Nazis

Eine kräftige Rede des württembergischen Staatspräsidenten

Stuttgart , 13. Februar. Auf dem württembergischen Parteitag des Zentrums in Ulm sprach Staats­präsident Bolz über die durch den Ne­gierungswechsel im Reich und die Auf­Lösung des Reichstags geschaffene poli. tische Lage.

Er bezeichnete alle jegt zu beobachtenden Massen­fundgebungen, Fackelzüge und dergleichen als einen sinnlosen Taume I", als einen Rausch, aus dem es bald ein böses Er wachen werde geben müssen. Das Volk ver­lange statt dieser Berhe zungen und maß­lofen Aufpeitschungen Taten, es ver= lange, satt zu werden. Bei der stolzen Ankündi­gung eines Bierjahresplans sei wohl manchem Arbeiter und Bauern bange geworden, da es auch unter dieser ,, nationalen Volfs­regierung" noch so lange dauern soll, bis er über das Elend hinweg ist.

Wörtlich fuhr Staatspräsident Bolz fort: ,, Wenn man von einem Vierjahresplan redet, dann muß man auch einen haben! Wenn man zehn Jahre lang das Volk verhett und ihm alles Wohlergehen versprochen hat, dann muß man bei Uebernahme der Regierung auch wissen, was man will.

Wenn sie sagen, daß sie einen Plan haben, so sage ich Ihnen auf Grund un­

serer Besprechungen mit den National­sozialisten: sie haben nichts! Sie sind froh, für alles, was man ihnen offeriert, sie beißen an, wie die Fliegen am Honig!.. Man wollte den Aufruf der Reichsregie­rung an allen Plakatsäulen anschlagen und in den Schulen verteilen. Das lettere haben wir verhindert! Wir haben verboten, daß dieser Aufruf in den Schulen verteilt wird!( Stürmi­scher Beifall.)

Wir haben aber nichts dagegen, daß dieser Auf­ruf an den Platatsäulen hängt. Wir haben den Glauben, daß die noch nicht ganz Berauschten sich fragen: Was soll mir das helfen? Das Aller­schlimmste aber ist die Rechtsunsicherheit, für die der Fall Preußen ein Signal ist. Recht muß Recht und Verfassung muß Ber­fassung bleiben, auch wenn sie uns nicht gefallen. Es ist nicht wahr, daß in Preußen keine ver­fassungsmäßige Regierung zustande zu bringen war. Nationalsozialisten und Zentrum haben auch Personen dafür vorgeschlagen, aber Herr von Papen hat jedesmal erklärt: Die Nase paẞt mir nicht, und wenn er gewählt wird, wird trotzdem das Reichskommissariat nicht aufgehoben! Darum geht es in diesem Wahlkampf um das Recht, die Verfassung und politische Freiheit!

Aus dem braunsten Deutschland Faschistentreiben

in Eisleben

F. St. 13. Februar.

In der Augenklinik des Dr. Mücke liegt der Kaufmann Karl Helft, ein Mann, der im wirt­schaftlichen Leben der Stadt eine angesehene Stellung einnimmt, aber nichtsdestoweniger ein aufrechter Republikaner ist. Am lezten Don nerstagabend ging er allein über den Marktplatz, als etwa 30 Nationalsozialisten über ihn herfielen. Sie warfen ihn zu Boden und traten ihn

mit den Stiefelabfäßen ins Gesicht.

Der ganze Körper ist mit Berlegungen bedeckt. Die schlimmste ist die am linken Auge: Riß der Hornhaut. Der Arzt hofft jedoch die Sehtraft er­halten zu können.

Draußen an Berg, a Rande der Stadt, at

am ant steht ein fleines Proletarierhaus. Vor diesem Hause stand am Sonntagnachmittag der Arbeitersportler Erich Siebert. Der Zug der S., der später auf dem Breiten Weg vandalisch hauste, kam dort vorbei. Einige Leute sahen, das Abzeichen des Arbeitersportlers, sprangen auf ihn zu und rissen es ihm ab. Der Mann flüchtete in das Haus und schloß die Tür hinter sich zu. Im nächsten Augenblick war die Türfüllung eingeschlagen, dann flirrten die Fenster, Schüsse knallten und ein brauner Haufen stürmte die Treppen hoch. Sie trafen nur zwei arme Proletarierfrauen, von denen die eine Spuren erlittener Mißhandlung im Gesicht trägt, und eine Schar verängstigter Kinder. Ein Teil des Mobiliars ging in Trümmer. Der Sturm auf das Arbeiterhaus wurde nach­träglich damit motiviert, daß aus ihm ein Schuß gefallen sei.

Wo Nazis ftürmen, muß immer ein Schuß gefallen fein.

Auf dem Breiten Weg stehen, Scharen Neu­gieriger und stecken die Köpfe zusammen. Poli­zisten aus Halle, mit Karabinern bewaffnet, stehen vor dem Haus, in dem die Filiale des Halleschen ,, Klassenkampf" untergebracht war. Das Haus ist abgesperrt und leer, niemand darf es betreten. Das zertrümmerte Schaufenster ist mit Brettern vernagelt, alle Scheiben sind zertrümmert. Vor der

Notwehr gehandelt. Das wird die Regie­rungspresse aber nicht davon abhalten, den Borfall von Eisleben als ein neues Ar= gument für das Verbot der Kom­munistischen Partei zu gebrauchen. Und kommt man aus Berlin heraus, so merft man alsbald, was den Stand der so­genannten öffentlichen Meinung betrifft, hier bürgerliche Preffe nennt, ist einen großen Unterschied. Alles, was sich nationalsozialistisch oder, bestenfalls, deutsch­national. Die Bürgersleute von Eisleben werden es also nie anders erfahren, als daß die armen Nationalsozialisten von den Kom munisten überfallen worden sind und daß die Kommunisten im Kampf ihre eigenen Rinder als Rugelfang benutzt haben. Glück­licherweise ist ja, wie schon gesagt, fein ein­ziges Kind ernstlich verlegt, as dürfie dann auch nur ein Beweis für den Edel­mut" der SA. sein.

Turnhalle, die hinter der Klaffenkampf"-Filiale in einer Nebengasse liegt, dasselbe Bild.

Man darf sich die Situation nicht etwa so vor­stellen wie im Hamburger Gängeviertel. Das kommunistische Parteieigentum steht völlig isoliert zwischen soliden Bürgerhäusern. Uebrigens sollte nach dem Plan, der mit der Polizei verabredet war, die SA. dort gar nicht vorbeikommen. Ihr Führer, Herr von Alvensleben, hatte aber den Plan eigenmächtig geändert und hatte seine Leute zum kommunistischen Parteihaus geführt, nach der Darstellung der Regierungs­

wo

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Seit einiger Zeit ist der Geist von Potsdam , der preußisch- militärische Geist, wieder lebendig geworden. Das ist der Geist, der den Krieg bis zum Weißbluten geführt und uns in die fürchterliche Niederlage hineingeführt, der den Zusammenbruch verschuldet hat und in Wirklichkeit die Ursache unseres heutigen Elends ist. So war der Geist von Potsdam im Krieg unser Unglück und er scheint es auch im Frieden wer­den zu sollen.

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Das Zentrum- so schloß Staatspräsident Dr. Bolz märe bereit gewesen, mit den Nationalsozialisten und den Deutschnationalen fich zu verständigen. Nicht Hitler , sondern Hugenberg habe diese Möglichkeiten zerschlagen, um das Zentrum und damit den Katholizismus in Deutschland auszuschalten. Das sei aber eine ebenso schwere Gefahr für Deutschland , als wenn man unter dem Schlagwort des Kampfes gegen den Margismus jene großen Teile der Arbeiter­massen, die eine positive Stellung zum Staat ge= funden und betätigt hätten, in den bolichemistischen Topf wirft und ihnen den Krieg erklärt. Eine solche Politik müsse sich in Revolutionsgefahren ausreifen! Um dies zu verhüten, müsse die Reichstagswahl zu einem Entscheidungskampf für die Rechte des Volkes werden.

presse die Kommunisten im Hinterhalt lagen. Die Kommunisten mußten also gewußt haben, daß Alvensleben seine Leute an ihnen vorbeiführen würde, sonst hätten sie sich doch gar nicht ,, in den Hinterhalt legen" können.

Die Wahrheit ist, daß die Kommunisten, die

zur selben Stunde einen Kindernachmittag veranstalteten, vom Sturm der S2. auf ihr Haus überrascht wurden und sich, sogut sie fonnten, zu wehren versuchten, wobei einer der Angreifer sein Leben verlor. Auf dem Marktplatz erklärte Herr von Alvensleben, der tote SA.- Mann sei für das Vaterland gefallen, und fündigte zehn­fache Rache an. Die 18 Schwerverletzten im Städtischen Krankenhaus sind ihm noch nicht genug!

Schüsse

Nazi- Terror in Potsdam Schiffe in der Brandenburger Straße in die

Angriff auf das Potsdamer ,, Volksblatt"

Zu ihrer ersten Wahlfundgebung rief am Mon­tag die Sozialdemokratische Partei Potsdam auf. Sturm 6 der SA. war dazu ausersehen, die Versammlung im Konzerthaus zu sprengen. Die Störungs- und Sprengungsverfuche fonnten jedoch vereitelt werden.

Bei der Anfahrt Erich Kuttners zum Konzert­

haus ereignete sich der erste Ueberfall auf

den Genossen Kuttner, der aber glimpf­lich ablief, da ausreichender Reichsbannerschuh da war. Während der Versammlung und auch nach der Versammlung bis nach Mitternacht stan­den Potsdams Straßen unter nationalsozialisti­fchem Terror.

Besonders große Ansammlungen von National­fozialisten waren an der Ede Brandenburger und Waisenstraße, an der sich die Geschäftsstelle des fozialdemokratischen Pots­damer Boltsblatts" befindet. Die gro­ßen Schaufensterscheiben wurden durch Stein­würfe zertrümmert. Obwohl in der Bran­denburger Straße zwei Schupobeamte vor der Geschäftsstelle ftanden, wurden zwei scharfe

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Trotzdem der Glaube an Recht und Gerechtigkeit ist in Deutschland nicht tot, und die Wahrheit wird sich durchsetzen!

Eine amtliche Darstellung

Halle a. d. S., 13. Februar. Die Das Polizeipräsidium Halle teilt mit: NSDAP . veranstaltete am 12. Februar nach­mittags einen Umzug in Eisleben vom Landbund­haus aus. Um die öffentliche Sicherheit und Ordnung aufrechtzuerhalten und um den Umzug reibungslos zur Durchführung zu bringen, waren umfangreiche polizeiliche Sicherheitsmaßnahmen getroffen worden. In der Funkstraße kam es be= reits zu einem geringfügigen Zusammenstoß zwi­schen Kommunisten und Nationalsozialisten. In der Creisfelder Gasse ertönten plöglich Rufe aus der Menge, daß aus dem Grund= stück Nr. 74 geschossen worden sei. Nationalsozialisten drangen darauf in das Grund­stück ein, um nach den Tätern zu suchen. Die den

Schaufensterscheiben gefandi.

Festzustellen ist, daß trotz großen Polizeiein­fatzes die Polizei des Terrors nicht Herr geworden ist.

Neue Verbote

Berlin am Morgen" auf 14 Tage

verboten

Der Polizeipräsident hat die kommunistische Zeitung Berlin am Morgen" auf 14 Tage ver­boten.

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Die kommunistische Reichstagsfraktion hatte gestern ein Ertrablatt herausgegeben, in dem die blutigen Vorgänge in Eisleben eingehend behandelt wurden. Sämtliche Verteiler dieses Extrablattes sind festgenommen und die noch vorhandenen Exemplare des Extrablattes be= schlagnahmt worden. Bis um 23 Uhr waren etwa 50 Verteiler in den verschiedenen Stadt­teilen von der Schupo festgenommen worden.

Zug begleitenden Polizeibeamten veranlaßten die Nationalsozialisten, das Haus wieder zu räumen, nachdem an Ort und Stelle festgestellt worden war, daß Waffen nicht vorhanden waren.

Beim Eintreffen des Zuges im Breiten Wege wurde eine größere Anzahl von Kommunisten von der Polizei in das Grundstück Breiter Weg 30( Klaffentampf- Gebäude) ab= gedrängt Trotzdem kam es jedoch in dieser Straße zu Zusammenstößen. Von KPD. ­Seite sind mehrere Schüsse gefallen. Ein Nationalsozialist aus Halle, Paul Berg, wurde durch Brust und Kopfschuß getötet, ein anderer schwer verlegt. Weitere vier Nationalsozialisten erlitten leichtere Verlegungen. Von den Kom­munisten sind 24 verlegt, darunter zehn bis zwölf schwer. Einem dieser Verletzten, dem kommu­ nistischen Parteisekretär Bernhard Koenen , mußte inzwischen die rechte Hand am­putiert werden. Bei drei der verletzten Kommunisten besteht Lebensgefahr. Die sofort auf­genommenen Ermittlungen zur Klärung der Schuldfrage sind noch nicht abgeschlossen.