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ERSTE BEILAGE

Vorwärts

Straßer?- nicht sehr wichtig!"

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Augenblicksbilder aus dem Hakenkreuzlager

Von den vielen uns zugehenden Zu­schriften, die sich mit Herrschaften des Dritten Reichs beschäftigen, den Führern und den von ihnen Geführten, ver­öffentlichen wir einige charakteristische. Betritt da dieser Tage ein blondes Mädel einen Naziladen im Süden Berlins  . Der Verkäufer, in der Meinung eine echte Hitlerieke vor sich zu haben, beeilt sich, ihr alle Herrlichkeiten des La­dens zu zeigen. Es gibt da die gute Nazi- Schoko­lade( Für deutsche Arbeit! Gegen Trust und Konzern!"), Führer- Schallplatten, das echte Nazi­Briefpapier und- der Clou des Tages! SA.= Puppen mit Locken.( Wie sagte doch Röhm? ,, Man muß sich eben an meine Eigenart ge= wöhnen!") Aber das blonde Mädel hat andere Interessen: Haben Sie nicht eine Schall= platte von Straßer?"

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von

Straßer?" Ja, eine Schallplatte von Gregor Straßer  ?" Der Nazi bedauert.- ,, Na, dann haben Sie doch aber Bücher über ihn?" um= ständlich wird jetzt die gesamte Straßer- Literatur herbeigeschafft. Da gibt es einen Band gesam­melter Reden, zwei Biographien, Broschüren und so fort. Aber statt seine Ware anzupreisen, wie er es bisher getan, meint gleichsam abwehrend der getreue Mameluf: Gregor Straßer   der ist doch jetzt nicht mehr so wichtig." Wir wissen nicht, wie das Gespräch meitergegangen ist. Armer Gregor, wo blieb dein Ruhm?

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Ein Nazi- Student sagt die Wahrheit

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Wenn die Berliner   Nazi- Studenten sich in den letzten Semestern durch Universitäts­framalle politisch betätigten, erfuhr man nächsten Tage im Angriff" oder Bölkischen Beobachter", daß nur die frechen Provokationen der Sozialdemokraten und Kommunisten" daran Schuld wären. Auch die Universitätsbehörden schienen zu glauben, daß die kleine Zahl sozialisti­scher Studenten, die früher- mehr als doppelt so große Zahl der Nazi- Studenten angegriffen hätte, und relegierten aus diesem Grunde mehr­fach sozialistische Studenten. Die Schuldfrage wird in einem Aufsatz eines nationalsozialistischen Studentenführers in einer Nummer der jetzt auch verbotenen Schwarzen Front  " eindeutig geklärt. In einem Auffah Hitler Partei hat weder den Mut zum liberalistischen Parla­mentarismus, noch den zur revolutionären Bewe­gung" steht folgendes Bekenntnis: Während der letzten Zeit der Severing- Regierung in Preußen hatte ich die Nazis an der Berliner   Uni­versität zu führen und trieb vorher und nachher in meinem beschränkten Rahmen Politik. Nach besten Kräften( von hier an bis zum Schluß im Original gesperrt gedruckt) habe ich Krawalle gegen die Roten unter den Studenten. der preu­Bischen Regierung und Polizei inszeniert, Wahlen gemacht, geprügelt und prügeln lassen, bemußte Gemeinheiten auf den Gegner gehäuft und war unehrlich gegen Leute, die ich persönlich verehrte." Außer dem Rektor und Senat der Universität wird wohl niemand überrascht sein, daß diese erprobten nationalsozialistischen Kampfmethoden auch von den Nazi- Studenten gegen ihre Gegner angewandt werden. Wann also werden die Relegationen gegen die linken Studenten, die sich nur gegen diesen Nazi- Terror verteidigt haben, zurückge= nommen? H. K.

Die Jungen schleifen die Alten Draußen, zwischen Kiefern und Sandbergen, übt die SA. jeden Sonntag. Stundenlang hört

man nichts als Kommandieren und Schimpfen. Und wie sie das können, die ,, Herren Führer", die man weit eher als grüne Jungs bezeichnen könnte. Es macht ihnen ersichtlich Spaß, die alten Leute anzuschnauzen, wenn sie die Uebungen aus ihrer Schulzeit nicht mehr beherrschen. Grau­haarige machen da die einfachsten Marschübungen, als wenn sie Kinder wären. Ob sie es in ihrem Geiste noch sind oder...? Alles könnt ihr machen, bloß dämlich dürft ihr euch nicht be= nehmen" brüllt ein etwa 20jähriger ,, Unterführer" sie an. Lezteres ist aber offenbar eine Dauer­erscheinung. Hinlegen, friechen, Deckung suchen, auf, nieder- ach, und die neuen Uniformen. Also Bauch hochhalten. Schon schnauzt der Grün­ling, daß ein Sadist seine Freude daran haben

fann. Dem Normalmenschen aber steigt die Schamröte ins Gesicht. Wann wird diesen Schin­dern das Handwerk gelegt werden? Uebrigens scheinen die Opfer selber schon nachdenklach zu merden. Bei niemandem ist ernsthaftes Bemühen zu sehen. Alle zeigen eine Schlaffheit, die geradezu gottvoll ist. Das grenzt schon an passiven Wider­stand. Dämmert da schon etwas Einsicht oder sind sie so sehr geistesarm? Auf jeden Fall, ihr flassenbewußten Proletarier, wo ihr mit SA­Leuten, mit Nazis sprechen könnt, zeigt ihnen die

DIENSTAG, 14. FEBRUAR 1933

Ausgangspunkt der Katastrophe gewesen sei, scheint nach Besichtigung der Dertlichkeit nicht zuzutreffen." Der deutsche Rundfunk überträgt am heutigen Dienstag von 2.50 bis 3.45 Uhr nach­mittags die Beerdigungsfeierlichkeiten von Neun­firchen. Anschließend schweigen alle deut­ schen   Sender bis 4 Uhr. Mit Rücksicht auf die Beisezung der Opfer der Katastrophe von Neun­ kirchen   hat das Programm der Berliner   Fun f= stunde bereits gestern eine Aenderung erfahren. Heute Dienstag wird folgende Aenderung ein­treten: Die von 21 bis 22 Uhr vorgesehene Auf­führung des heiteren Hörspiels: ,, Wie man Renn­fahrer wird" wird auf Donnerstag den 16. Fe­bruar in die Zeit von 20 bis 21 Uhr verlegt.

wahren Ziele des arbeiterfeindlichen National 5 Ueberfälle auf GPD.- Lokal

sozialismus, flärt sie über den Mißbrauch auf, den diese Schnösel mit ihnen treiben wollen. Gebt ihnen vor allen Dingen unsere Presse, den ,, Vor­wärts" und unsere Werbeschriften.

Der Todesopfer letzte Fahrt

54 werden heute zur Ruhe geleitet

Nach der amtlichen Verlust liste beträgt die Zahl der Todesopfer der Explosions­tatastrophe in Neunkirchen   bisher 54, darunter 24 Männer, 22 Frauen und 8 Kinder. Von den 24 Männern sind 21 Wertsangehörige, von den weiblichen Toten sind 13 Ehefrauen von Werksangehörigen. Die Zahl der Bermißten beträgt 14. Die Beiseßungsfeierlich­teiten finden heute Dienstag nachmittag in Anwesenheit des Reichsvizefanzlers v. Papen  , des Reichsarbeitsministers Seldte und des fran­ zösischen   Arbeitsministers statt. Um 3 Uhr nach­mittags findet zunächst auf dem Marktplatz eine Trauerfeier verbunden mit der Einsegnung der Toten statt. Die Toten werden in einem gemein­famen Grab beigesetzt.

Die zuständigen Stellen sind eifrig bemüht, die Frage der Unterbringung der Obdach lofen einer möglichst raschen Lösung zuzuführen. Durch die Explosion sind über 100 Wohnun= gen verlorengegangen. Die Werksver­waltung sowie die Haus- und Grundbesizerorgani­fation fordern in einem Aufruf die Bereitstellung der erforderlichen Räume in leerstehenden Neubau­wohnungen. Daneben werden im Laufe der nächsten Tage für ungefähr 69 Familien Ba= raden errichtet werden. Dabei handelt es sich natürlich nur um eine Notmaßnahme. Die zer­störten Häuser sollen noch im Laufe des Jahres aufgebaut werden. Die am meisten in Mitleiden­schaft gezogene Saarbrücker Straße soll nicht wie­der aufgebaut werden. Soweit die anliegenden Häuser nicht zerstört wurden, sind sie derart bau­fällig geworden, daß an eine Nußbarmachung nicht mehr zu denken ist. Geplant ist ferner, in den Steinwald wiesen im Anschluß an die dort bereits vorhandene Siedlung für die Hinter­bliebenen der Explosionskatastrophe bauten zu errichten.

Erschütternde Einzelheiten

Neu­

An weiteren Fällen von fast phantastischem Ge= schehen ist bemerkenswert: Eine Frau in der Saar­brücker Straße hatte ihr Haus mit ihren drei Kindern verlassen. Das kleinste trug sie auf dem Arm, das größere führte sie an der Hand, und ein etwa zwölf Jahre altes Mädchen ging ein

bis zwei Meter vor ihr her, als die zweite Explosion erfolgte und das zwölfjährige Mädchen buchstäblich verschwand. Vermutlich war der Luft­druck so stark, daß er das Mädchen meterweit fort­schleuderte. Bisher ist es nicht wieder gefunden worden. In einer Wohnung in Neunkirchen   wurde am Freitagabend zur Stunde der Explosion gerade eine Geburtstagsfeier veranstaltet. Ein zwölf­jähriger Knabe hielt ein anderthalbjähriges Kind auf dem Schoß. Als die Explosion erfolgte, stand das Fenster des Wohnraums offen. Nachdem sich die allgemeine Aufregung etwas gelegt hatte, stellte die Familie fest, daß das Kind, das auf dem Schoß des Knaben gesessen hatte, verschwunden war. Es muß durch den ungeheuren Luftdruck aus dem Fenster geschleudert worden sein. Auch in diesem Falle ist bis zur Zeit die Leiche des Kinders nicht gefunden worden. Aus den Einzelfällen ist zu erkennen, wie furchtbar die Explosion gewütet und welche Trauer sie über die Neunkirchener Bevölke= rung gebracht hat

STC

Vermutungen über die Ursaches Die Direktion der Neunkirchener Hütte veröffentlicht über die Ursache der Gasometer­tatastrophe einen längeren Bericht, dem wir fol­gendes entnehmen: Nach den bisherigen Be­richten von Augenzeugen hat sich dicht am Be­hälter nach einer mittelschweren Detonation plötz­lich eine etwa 70 Meter hohe Stich­flamme entwickelt. Die weiteren Vorgänge lassen sich etwa so erklären, daß die Stichflamme einige Minuten lang eine ungeheure Ueber­hizung eines schmalen Behälterstreifens hervor­rief, an der überhitzten Stelle die Behälterman­dung sich dehnte und dadurch an der Scheiben­führung eine Verklemmung eintrat und die Del­dichtung auslief. Dadurch bildete sich über der Scheibe ein explosives Gemisch, das durch die glühende Wand des Behälters zur Entzündung gekommen sein dürfte. Oberhalb des explosiven Gemisches hat sich vielleicht noch ein zündunfähiges Luftkissen befunden; denn die vorgeschriebene leichte Bedachung des Behälters ist ganz in der Nähe niedergegangen und offensichtlich von der Gewalt der Explosion nicht sehr start beschädigt worden. Die mehrfach geäußerte Vermutung, daß ein Tankstellenbrand auf dem Weggelände der

Der auf das Versammlungslokal unserer 72. Ab­teilung in Berlin- Wilmersdorf   verübte Ueberfall ist der fünfte in einer ganzen Reihe. Er zeigt, wie planmäßig diese Ueberfälle von der SA. ver­übt werden.

Am 12. Januar d. I. wurde zum ersten Male die Schaufensterscheibe des Lokals Zur Rosenau", Ede Barziner und Laubacher Straße, durch Ge= wichte zertrümmert. Die Täter flüchteten im Motorrad.

Am 30. Januar erschienen zwei SA.- Leute in Zivil, aber mit Koppel, um angeblich zu tele­phonieren. Als der Wirt ihnen erklärte, er habe kein Telephon, rief einer der Leute aus einer benachbarten Telephonzelle nach Berstärkung, um das Lokal fertig zu machen". Diesmal verhinderte die alarmierte Polizei den Ueberfall, die beiden Urheber wurden festgenommen.

Am 8. Februar wurden abermals die Schau­fensterscheiben des Lokals eingeworfen, die Täter entfamen wieder.

Am 9. Februar tamen etwa 12 SA.- Leute und zertrümmerten die Reklameschilder, da die heruntergelassenen Rolläden die Schaufenster bereits schützten. Ein Passant, der sich über die Ausschreitungen aufhielt, wurde verprügelt.

Am 11. Februar geschah der letzte Ueberfall mit schlimmeren Folgen. Ein vor dem Lokal stehender Posten rief bei dem Herannahen einer Nazikolonne ,, Achtung, Nazis!". Er erhielt sofort einen Brustschuß, an dem er lebensgefährlich im Krankenhaus daniederliegt. Die herbeigerufene Polizei fand elf Patronenhülsen, drei Kugeln im Lokal, sechs vor der Tür. Sie konnte noch einen SS.- Bäckermeister festnehmen, der unter dem Hute zwanzig Schuß Munition trug.

So geschehen seit Wochen Ueberfälle auf das Lofal das wegen seiner einsamen Lage neben einem geräuschvollen Eisenbahndamm günstige Gelegenheit zu Ueberfällen bietet. Während die Führer von ,, Kultur, Sitte, Sauber­feit und Disziplin" reden, verüben die Anhänger dauernd solche hinterhältigen Ueber­fälle gegen Lokale, von denen aus niemals eine Provokation erfolgte, sondern von denen sie nur wissen, daß politische Gegner sich darin auf­halten.

Es wäre dringend zu wünschen, daß der Herr Polizeipräsident, der vor einigen Tagen ein fommunistisches Lokal geschlossen hat, weil Ueberfälle von ihm ausgehen sollen, sich einmal die Kasernen und Lokale der Nazis in dieser Gegend genauer ansieht, in denen kein Mensch vor Nazi­überfällen sicher ist. Erst kürzlich geschah bekannt­lich dort ein Straßenüberfall auf kommunistische Baffanten mit schwersten Berlegungen.

6.

Das Luftschiff Graf Zeppelin  " nimmt am März seine regelmäßigen Süd­ameritafahrten wieder auf. Alle Fahrten enden in Zukunft in Rio de Janeiro  .

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