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Arbeiterbewegung und Mittelstand

Der Sozialismus ist kein Tyrann, sondern ein Befreier/ Von Erik Nölting

Während frühere Arijen der Hauptsache nach nur die beiden Flügelgruppen der kapitalistischen  Gesellschaft durcheinander schüttelten, werden dies. mal von dem tnöchernen Zugriff auch jene Boltsteile erfaßt, die sonst jenseits der Sturm­zone in umfriedeter Hafenstille ein relativ ge fichertes Dasein führten. Die imperialistische Aera ist im großen gesehen zum Abschluß gekommen, mas in Asien   gegenwärtig aufzucht, ist ein Nach gemitter, unter dessen Donnerschlägen die Koloni­sationsepoche übergeht in den Prozeß der Gegen­Polonisation Weil er seine Dynamit nicht mehr in der gewohnten Weise an den Außenfronten zur Entladung bringen tann, muß der zurückgeworfene Kapitalismus   die Bucht feines Konkurrenzstoßes jezt wieder stärker an, der inneren Front ausrafen, moburch für

den Mittelstand alten und neuen Gepräges schwere Zeiten

heraufziehen. Ein in seiner äußeren Bewegungs­freiheit gefeffelter Monopolfapitalismus perengt ihm zusehends den Lebensraum. Damit wird auch für jene Gruppen, die ihre soziale Lagerung zur Rechten des handarbeitenden Pro­letariats fanden, der Rapitalismus immer mehr eine ,, unmögliche Ordnung", gegen die eine nielfach noch sehr tonfus und ziellos anmutende Rebellion langfam in Gang fommt.

Der Fladerbrand fozialer Unruhe ergreift den Kleinbürger, damit beginnt ein neues und folgen­schweres Kapitel der Politif. Der Kleinbürger setzt sich in Marich, durchbricht das Gehäuse der alfen Ordnungsparteien nach welchem Rhyth­mus wird er marschieren?

Seinem Aufbruch geigte der Rationalsozia lismus ein mides Sturmlieb, bei dem Joseph Goebbels   den Taftstod führte. Aber die tolle 3igeunermufit verfliegt in den Büften und mill mit dem Manichtoft nicht recht übereinstimmen. Wird man nun Tritt faffen nach den Taffen der Arbeiter- Marseillaise?

Die Arbeiterbewegungerschaute die die Belt mit einer grandiosen Bereinfachung. Hier das Brofetariat, laminenhaft 017­schmellend, ein grauer Elendsstrom, in dessen reißendem Bogengang auch die Mittelschichten ver­schlungen werden; drüben die Bourgeoisie, hin­schwindend und sich felber dezimierend in einem felbstmörderischen Bernichtungsfampf. So ordnen sich die Fronten, die dann im Endkampf, dessen Ausgang von vornherein feststeht, aufeinander­prallen.

Während die Arbeiterklasse alle übrigen Volks teile einſtampft, fie sozial in das Proletariat, ökonomisch in den Großbetrieb, pinchologisch in revolutionäres Alaffenbewußtsein einbezieht, bleibt auf der anderen Seite mur die berühmte, and= Doll Bourgeois" übrig, ein hoffnungsloser Trupp, über den die Geschichte hinwegschreitet, ihn mit der Expropriation der Expropriateure aus löschend. Proletarier, schließt die Reihen! diefem jauchzenden Rhythmus zieht man in die legte heilige Schlacht.

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Da äußere Bild scheint die grandiose End­vision zu bestätigen.

Der Mittelstand wurde in die Le benslage des Proletariats hinab­gebrüdt, someit er nicht in noch größe ter Elendstiefe versant. Es gibt in dieser Krise mehr arbeitslose Angestellte, als man in früheren Krisen beschäftigtungslose Hand­arbeiter zählte. Die noch nicht aus dem Pro­duktionsprozeß abgedrängt wurden, leben in der gleichen Eristenzunsicherheit wie der Arbeiter, die Einkommensbezüge liegen kaum noch höher als die Arbeiterföhne. Ueber zahllosen Bauern­höfen kreist der Pleitegeier. Durch Stellen­verlust und fortgesetzten Gehälterabbau sind auch große Teile des Beamtenheeres in

foziale Tuchfühlung mit dem Arbeiter geraten. Den fleinen Sparern und Rent: nern wurde eine Lebensführung aufgezwungen, die in vielen Föllen unter dem proletarischen Bebensstandard liegt. Was märe bei einer solchen Situation natürlicher, als daß sich unter Führung der alien Kerniruppe Arbeiterproletariat die große revolutionäre Einheitsfront gegen den kapitalismus formierte?

Man hat geglaubt, beschleunigend auf das Tempo der erwarteten Entwidung dadurch ein­mirten zu können, daß man in der Literatur und bei der Agitation die grausame nerbittlich feit und absolute Zwangsläufigkeit eines solchen Geschehens dramatisch unterstrich. Damit hoffte man die längst als überjährig empfundenen Stehkragen hemmungen am besten aus­räumen zu fönnen.

Benn trotz aller leberredungstünste der Mittel­stand nicht über die Schmelle treten wollte, so hotte er eben ein der Tatsächlichkeit seiner ökono mischen Situation nicht entsprechendes falsches Benußtsein", über das man, um es zu forrigieren, die Schmale feines Hohnes ergoß. Wer noch vor dem Kopfsprung in den Ozean des Proletariats zurüdschreckte, wurde als Reiche auf Urlaub" ver­höhnt, und der allgemeinen Lächerlichkeit preis­gegeben.

Daß einer mit solch massiven Mitteln arbeiten­den Agitation der praktische Erfolg versagt blieb, ist taum verwunderlich. In Wirklichkeit versteifte man damit nur die inneren Widerstände und Bewußtseinshemmungen jener Schichten, die

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man doch gewinnen wollte. Der Herrschafts anspruch des Proletariats, den man deflarierte, murde als diftatorische Anmaßung empfunden, Ser man sich mit erbitterter Zähigkeit midersezte.

Die als Beglüder zu fommen vermeinten, empfand der Mittelstand vielfach als Tyrann.

Das Evangelium, das fie verfündeten, stieß auf Ablehnung und medte fein Edha

Soll man die Mission einstellen, die Hoffnungen begraben und nun zur Zuchtrute greifen, weil die gütliche Zurede fein Gehör fand? Soll man die mit 3mangsmethoden einstampfen, die sich einer freiwilligen Bundesgenossenschaft versagten? Aber das handwerkliche Arbeiterproletariat ist nicht der zahlenmäßig beherrschende Boltsteil, geschmeige denn die übergroße Mehrheit", von der man einst so gerne sprach, und im rationalisierten Kapitalismus vor allem feine wachsende Gesellschaftsschicht mehr.

Neben dem eigentlichen Proletariat entstehen, es im Wachstempo überflügeind, im heutigen Kapi­ talismus Maffenschichten  , die nicht handarbeitende Schichten find. Dem Arbeiterproletariat steht ein städtisch- ländlicher Mittelstand von gleicher Stärke gegenüber, den man nicht einfach mit einem Hand­streich überwältigen kann, denn auch er ist öfo­nomisch und sozial durchorganisiert und feines megs ein ohne weiteres zu überrennender form­Lofer Haufe. Die Zuchtrute wäre auch hier ein menig geeignetes pädagogisches Mittel.

Mas also soll man fun? Die richtige Laffit anwenden!

Das aber bedeutet, daß man den sich dem Kapita­lismus entmindenden Schichten Raum läßt. ihre Emanzipation in den ihnen gemäßen Formen 31 vollziehen. Der Anhänger der materialistischen Geschichtsauffassung darf am allermenigsten ver geffen: politische Ideologien formen sich nach der zugrundeliegenden öfonomisch- fozialen Lebenslage. Diese aber ist beim Proletariat und beim Kleinbürgertum nicht ohne meiteres identisch

Benorrechtetes, auf Unterdrüdung anderer be­ruhendes Leben kann der Sozialismus niemals einräumen. Das Profitrecht des Großbürgertums tann er unmöglich zugestehen, hier gibt es nur fämpferische Auseinandersetzung. Mehrwert fann nur bezogen werden, wenn an dem anderen Pole der Gesellschaft Minderwert hingenommen werden muß. Sozialismus aber will den Strom arbeitslosen Einkommens zum Ver­siegen bringen. Kapitalistisches Großeigentum, das aus der Unterdrüfung abhängiger Arbeits frait seine Tribute einzieht, har feinen Platz in der sozialistischen   Borstellungsmelt.

Aber vom bourgeoijen Raubeigentum ist mit aller Deuflichkeit zu scheiden das Arbeits­eigentum, das nicht Ausbeutungs-, sondern Arbeitszweden dient. Das Land des Bauern,

das Werkzeug des Handwerkers, der Laden des fleinen Händlers find Arbeitseigentum und daher außerhalb der Zone der Sozialisierung. Wo das Eigentum zinslos ist, da ist die So­die So. zialisierung zmedlos.

Das Proletariat wird aus seiner Eigen­tumslosigkeit heraus zwangsläufig zur Soziali fierung getrieben. Den proletarischen Massen ist der Wunsch nach Gemeinwirtschaft ein geboren, denn nur die Bergesellschaftung des Broduktionsapparates vermag jene Trennung des Arbeitenden von seinem Arbeitsmittel zu be feitigen, aus der fich die Klaffenfpaltung der Gesellschaft ergibt. Wo aber diese Loslösung der Arbeitskraft von ihren Produktionsgrundlagen gar nicht vorliegt, stößt die Sozialisierung ins Leere. Hier fäme der Sozialismus nicht als Bec freier, sondern als Unterdrücker. Das sozialistische Programm aber enthält die Beseitigung jeder Unterdrudung.

Sozialisieren wir die Kommandohöhen der Wirtschaft, aus dem Hofe des Bauern schneidet man feine Coupons! Räumen wir durch Soziali­fierung des fapitalistischen Großeigentums den ständigen krisenherd aus, damit vermögen wir auch dem Mittelstand zu geben, was ihm gebührt: Krisenfestigkeit und selbständige Sicherheit im Rahmen einer planwirtschaftlich geleiteten Ge­famtordnung. Ju unserem Sozialismus muß ein jeder, der durch seine Ansprüche das Leben der anderen nicht schmälert und das der Gesamtheit nicht gefährdet, Cebensraum finden. Wenn wir Profitrecht nicht fonzedieren fönnen, jo doch Lebensrecht.

Demokratischer Sozialismus fann im Gegenteil zum Diktaturfozialismus die Plattform bilden, auf der sich grundsätzlich eine Sammlung aller nom Rapitalismus bedrückten Schichten vollziehen kann. Sozialismus foll jedem in der für ihn gemäßen Form die Scholle unter die Füße zurückgeben, die im Kapitalismus   zerbrödelte. Benn wir heute die Mittelschichten rufen, damit sie als Bundesgenossen zu uns stoßen und ge­meinsam mit uns die antikapitalistische Mehrheits­front formieren, so geschieht das nicht, um sie in das tapitalistische Proletarierelend zurüdzustoßen, sondern um sie teilhaftig werden zu lassen unserer großen Zukunftshoffnung, die ihre und unsere Entproletarisierung bedeutet.

Dollarkredit der Reichsbank verlängert

Der Verwaltungsrat der Biz, Bant für inter­nationalen Zahlungsausgleich in Basel  , stimmte in seiner Sizung am Montag der Berlänge= rung der in der Zeit der Bankenfatastrophe an die Reichsbank gegebenen Dollar kredite um drei Monate zu. Dieser Kredit erreichte ursprüng­lich 100 Millionen Dollar, von denen inzwischen

Zwei vom Reichslandbund  

Der Schwindel mit den Kosten in der Landwirtschaft

Am. 28. Januar brachte die ,, Deutsche Tages­zeitung" einen Artikel von Lüninds, des Leiters des Rheinischen Landbundes und der Rhei­nischen Bauernvereine. Aus dem Artikel inter­effiert uns nur die Behauptung, die Preisschere zwischen Agrarprodukten und Produktions­mitteln habe sich, so sagt v. Lünind, nicht ver­ringert, sondern zuungunsten der Landwirte von 32 auf 34 Punkte noch weiter vergrößert. Bei der Viehwirtschaft sei die Spanne fogar auf etwa 45 Punkte gestiegen. Daraus entsteht der Ein­drud, daß die Kosten für die Produktionsmittel, nachdem die agrarischen Produttenpreise gefunten find, die landwirtschaftliche Rentabilität zerstörten.

In der 10. Sigung des Haushaltsausschusses des Reichstags vom 18. Januar 1933 hat nun der damalige Reichswirtschaftsminister Dr. Warmbold den Agrariern einige Binsenmahrheiten gesagt, die ihnen nicht angenehm in den Ohren geflungen haben. Darauf mußte das Präfidialmitglied des Reichslandbundes von Sybel erklären: ,, Er( Sybel) dente nor allen Dingen an die Brobuftionsmittel, also Industriegiter, die bie Landwirtschaft gebrauche Die Frage fet, mel den Anteil die Ausgaben für diese Produk­tionsmittel am Gesamtausgabenetat der Land­wirtschaft habe. Nach einem Gutachten von Rörner und Russig, erstattet für die Friedrich- List- Gesell­schaft, betrage dieser Anteil nur 33 Proz. im Gesamtaufwand der Landwirtschaft im Reichs­durchschnitt. In Ostpreußen   sei von 650 Betrieben festgestellt, daß nur 24 Pro z. der Gesamtaus­gaben auf diesen Bosten entfielen. An Hond   dieser Untersuchungen sei festgestellt, daß, menn man bei den Produktionsmitteln eine 10 prozentige Senfung vornehme, sich dann nur eine Ent­lastung der Landwirtschaft um 2,2 Prozent ergebe."

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So schwagen zwei Landbündler gegeneinander in den Tag hinein. Je nachdem, wie es trifft, werden die Argumente vorgetragen. Jedenfalls mußte hier Herr von Sybel den Herrn von Lü­nind entlarven.

Es ist nämlich ein großer Bluff, wenn die Agrarier dem Gesamtinder der Produktionsmittel den Gesamtinder der Agrarftoffe gegenüberstellen.

Allgemein gerechnet, entfällt nur ein Viertel des Produktionsaufwandes auf Industriestoffe. Selbstverständlich sind in den letzten Jahren auch die Preise für Herstellung und Unterhaltung der Gebäude gesunken, gegen 1926 schon bis 1931 um 10 Broz.

Im landwirtschaftlichen Betrieb betragen ferner die Ausgaben für Löhne etwa 35 Broz. und die Ausgaben für Saatgut, Düngemittel und Futter­mittel etwa 30 Proz.

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Geht man nach der üblichen Verhältnisdarstel­Lung 1926= 100, so betrugen die baren Lohn­aufwendungen an Fremdarbeiter im Jahre 1931 111 Pro3. Seit 1931 wurden durch Notver­ordnungen die Löhne aber erheblich gesenkt und die Löhne sind heute unter dem Stand von 1926 angelangt. Bei Saatgut betragen die Ver­hältniszahlen 1926= 100 und 1931 nur 88 Broz. Bei Düngemitteln 1926 100 und 1931 nur 95 Proz, wie überhaupt in dem verflossenen Jahr­zehnt der tünstliche Dünger niemals teurer war als in der Borkriegszeit.

Auders liegt es mur bei den Futtermit tein Die Preise stiegen von 1926= 100 bis 1928 auf 180 Broz, fielen 1930 auf 168 Proz. und standen 1931 noch bei 122 Broz. Die Aus­gaben für Futtermittel betragen je nach der Be­triebsgröße und Viehhaltung zwischen 10 und 15 Prozent der gesamten Betriebsausgaben. Gerade die Verteuerung der Futtermittel hat der Reichs­fandbund durch seine unvernünftige Zollpolitik bemußt jelbst herbeigeführt.

Abschließend sei ausbrüdlich bemerkt, daß die genannten Verhältniszahlen über die Produktions­foften einer Veröffentlichung des Deutschen 2andwirtschaftsrats entnommen sind, ber in einem fiebenjährigen Durchschnitt bis Mitte 1931 die Buchführungsergebnisse aus mehr als 2600 Betrieben in Deutschland   geschildert hat. Die Landbündler widerlegen den ständig wiederholten Bluff mit der Preisschere also selbst und mit eige­nem Material. Dennoch wird die Wahrheit in der Landbunddemagogie bemußt unter­schlagen.

14 Mill. Dollar zurückgezahlt wurden. Die an dem Kredit beteiligten Notenbanken Englands, Frank. reichs und der USA   werden sich bis zum 4. März noch über die weiteren Teilrüdzahlungen der Reichsbank zu entscheiden haben. Die Präfi­denten dieser Banten haben im Hinblid auf Deutschlands   gebesjerte Devisenlage 20 Mill. Dollar Rückzahlung gefordert, während Dr. Luther er flärte, nur eine Tilgung von 10 Mill. Dollar am 4. März zugestehen zu fönnen.

Handelskrieg beendet

Deutschland   und Argentinien  

Der deutsch  - argentinische Handelstrieg st jezt durch das Einlenten Argentiniens   been det worden. Der Konflikt wurde dadurch ausgelöst, daß Ende vergangenen Jahres Argentinien   unter Bruch des bestehenden Meistbegünstigungsver trages deutsche Waren zolltechnisch schlechter stellte als Importe anderer Länder. Die deutsche Regierung hatte darauf mit Kampfzöllen unter Einschaltung des Obertarifes auf argenti­nische Waren( bis zu 100 Broz. erhöhte Zölle) geantwortet.

Das schnelle Einlenten Argentiniens   spricht da für, daß in der Regierung fich der wirtschafts­politisch sehr vernünftige Standpunkt durchgesezt hat, ein Zollfrieg mit Deutschland   müsse dem Lande teurer zu stehen tommen, als durch eine Erschmerung deutscher Einfuhr zu ge minnen wäre. Von der gegenwärtigen deut schen Regierung wird man bei den handelspol tischen Konflikten, die sich mit Schweden  , Holland  und Dänemark   bereits am Horizont abzeichnen, eine so vernünftige Einstellung allerdings nicht erwarten Bönnen.

Der Handelsfrieg ist damit liquidiert worden, daß deutsche Waren wieder die volle Meist= begünstigung genießen und für argentinische Waren mit rüdwirtender Kraft vom 9. Februar die Strafzölle des Obertarifes megfallen.

Hausbesitzer- Reaktion

Gegen jedes soziale Mietrecht

Die Hausbesitzer gehen nach dem Regierungs­antritt Hitlers   und Hugenbergs aufs Ganze. Ein Delegiertenversammlung der Hausbesitzer organisationen forderte von der Regierung die fofortige Aufhebung der gesamten Boh mungszwangswirtschaft. Daß das nicht vor Um­gestaltung des Mietsrechts nach sozialen Gesichts punkten geschehen dürfe und werde, darüber haben bisher alle Regierungen bindende Versprechungen abgegeben. Den Hausbesig interessiert das nicht das soziale Mietrecht jei ,, überflüffig" unb ,, für die Wohnwirtschaft schädlich".

Die Herren Hausbefizer mögen fich gesagt sein laffen: für die Mieter ist ein soziales Miet­recht feineswegs überflüssig, sondern sehr not. wendig, besonders unter den neuesten Regie rungsverhältniffen. Die breiten Maffen verzichten nicht auf ein soziales Mietrecht.

Im übrigen wurde Herrn Bopit, auch heute noch Reichskommiffar für die preußischen Finanzen, ,, marristisches und staatssozialistisches Denken" vor­geworfen! Gegen dessen inzwischen angeblich er­ledigten Plan, die Hauszinssteuer zu verrenten, wurde heftig protestiert, obwohl er den Haus­befizern sofortige Erleichterung unb feinerlei neue Lasten bringen sollte.

Die Mitarbeit des Hansabundes sollten sich für die Zukunft Wigblätter fichern. Der Hansa­bund ließ nämlich als neueste Weisheit erklären, daß in Deutschland   massenhaft vagabundierende Spargelder vorhanden seien, die teine Anlage finden und den Geldmarkt überschwemmen, weil es die Hauszinssteuer gäbe! Deshalb habe auch die Reichsbank die Herrschaft über den Geldmarkt verloren! Hier hat sich die reaktionäre Gesinnung eine Narrentappe aufgefeßt.

Ein Notschrei der Mieter Der Gesamtvorstand des Reichsbundes Deutscher   Mieter e. V.( Siz Berlin) hat zur Lage Stellung genommen und an den Reichs­ präsidenten  , den Reichskanzler, den Reichsarbeits­minister und den Reichsjustizminister folgendes Telegramm gesandt:

Millionen deutscher Mieter sind in größter Not Die gegen die Borkriegszeit erheblich über­höhten Miefen find vielen unerschwinglich. Hun derttausenden Famillen droht die Egmission Weitere Senfung der Mieten und wirksamer Boll­stredungsschuh find unaufschiebbar. Reichemieten. gefeß, Mieterschuhgefeh und Wohnungsmangel. gefeh müssen unbedingt in kraft bleiben, um Berzweiflung zu verhüten. Wohnung und Gewerberaum, die Grundlagen der Egiffenz des deutschen Volkes, müssen von der Reichsregie­rung unverzüglich durch Notmaßnahmen gesichert werden."

16 Proz. Dividende zahlt die Stridgarn fabrit Gebrüder Feistborn 2.-G. in Gera  ihren Aktionären auf das Aftienkapital pon 2 Millionen Mart. Im Vorjahre wurden eben­falls 16 Proz. gezahlt.

Eine Senfung der Telephon- und Drucksacheu­gebühren hat der Postausschuß des Reichsver bandes der Deutschen Industrie unter Würdigung der Finanzlage der Reichspost und der Brivatwirtschaft als vordringlich bezeichnet.

Weiße Zähne: Chlorodont