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1. Beilage zumVorwärts" Berliner Volksblatt. Ur. 320. Sonnabend, den 19. September 1896. 13. Jahrg. Oer Vveslsuev Duellpvozetz. Aus Breslau wird uns berichtet: Wegen Beleidi- g u n g des Sekondclieutenauts Buch vom 9. schleswig-holstein « sche» Jnfanlerie-Regiment halte sich am 11. September der ver­antwortliche Redakteur derVolkswacht", Genosse Gerhardt, vor dem Breslauer Landgericht zu verantworten. Der That- bestand war solgender: Bor längerer Zeit brachte unser Bruder- orga» gleich anderen Zeitungen die Nachricht von einem Duell zwischen zwei jungen Oifizieren, das auf dem Artillerie-Schieß- platz zu Gülerbogk staltgeiunden hatte. Die Ursache dazu war eine geringfügige, die Wirkung um so schwerer, da nach dreimaligem Kugelwechsel der Lieutenant Buch den Lieutenant L ü h r i n g durch einen Schuß in den Unter leib t ö d t e t e. DieVollswacht" hatte dieser Mitlheilung den Satz hinzugefügt:.Nette Vaterlands-Ver theidiger, diese Raufbolde." Diese Bemerkung empsand der Herr Lieutenant als Beleidigung und stellte Strasantrag; die Staatsanwaltschaft aber eröffnete das Verfahren im.öffentlichen Interesse", wie wir in Nr. 290 dieses Blattes bereits deS Näheren aus geführt haben. Der Staatsanwalt beantragte eine Geldstrafe von 000 M. in anbetracht dessen, daß Gerhardt schon einmal wegen Beleidigung vorbestraft sei.(!) Der Verthcidiger. Herr Rechtsanwalt Urbach widerlegte sehr treffend die Punkte der Anklage, wies auf die gegenwärtige Erregung aller Kreise gegen de» Dnellmord hin und betonte, daß überall die Meinung herrsche, daß Offiziere, Vaterlandsvertbeidiger, nicht um geringer Ursachen willen ihr Leben aufs Spiel zu setzen hätten. Der Staatsanwalt konnte sich aber noch nicht zufrieden gebe», sondern suchte in einer Replik die Ausführungen des Vertheidigers abzuschwächen; so betonte er u. a. erstaunlichcrweise, wenn der Angeklagt v o n d er S t a n d es« hre derOffiziere nichtsver stände, er auch nicht Kritik üben solle. Das Gericht erachtele«in« Beleidigung für vorliegend. D a Duell sei ein öffentlicher Mißstand und die Presse habe das Recht, solche Mißstände zu rügen, in diesem Falle sei jedoch die Form beleidigend. Was strafmildernd in de- tracht gekommen wäre, sei der Umstand, daß zur fraglichen Zeit infolge der vielen Duell« die öffentliche Meinung besonders er- regt gewesen sei und es sei deshalb(wie schon gestern berichtet worden) nur auf 29 M. Geldstrafe erkannt worden. Die Publikation des Urtheils solle in derBreslauer Vollswacht im.Vorwärts" und im.Hamburger Echo" erfolgen. Wir wollen nur kurz die Ansicht des Staatsanwalls noch erwähnen, wonach jeder, der kein Berständniß für den sogenannten Edrenkodex der Offiziere hat, auch zu den Thaten derselben schweigen solle. Das.zivile Pack", welches noch gerade gut ge»»g ist, Steuern zu zahlen, hat bei seinen nichisatisfaklionsfähigen Ehrbegriffen in die Gepflogenheiten der geheiligten Kaste nicht drein- zureden. Selbstverständlich wird der Vorfall in Breslau keinen ver- ständigen Menschen abHallen, auch serner einen Duellmörder Duellmörder zu nennen, so gleichgiltig es dem sittlich empfindenden Tbeil des Volkes an sich auch ist, ob sich Menschen, die in erster Linie den Staat vor denUmsturz" schützen sollen, um der nichtigsten Dinge willen gegenseitig über den Hansen schieben Was aber in dem BrcSlauer Preßprozeß von allgemeinem Interesse und charakteristisch für unser« Zustände ist das ist die Thatsache, daß der Staatsanwalt in der Weise, wie geschehen, Stellung genommen hat. obwohl die Verletzung des Gesetzes durch den Duellanten offenkundig war. Wir wollen doch daran«rinnern, daß es die Ausgabe des Instituts der Staatsanwaltschaft ist, dem Rechte Geltung zu verschaffen und wo dasselbe verletzt wurde, dafür Sühne herbei zuführen. Vokales- Nach amtlichen Ermittelungen war der Preis der Roggenbrot« für ein Kilogramm in Pfennigen(im Durch- schnitt von S4 Bäckereien) am 14. Juli er. 29,98 Pf., der niedrigste Preis 16.84 Pf., der höchste Preis 24,39 Pf., am 3. A u g u st er. 29,99 Pf., der niedrigste Preis 16,S6 Pf., der höchste Preis 24,39 Pf. Weizenbrot(Schrippen) für ein Kilogramm in Pfennigen(im Durchschnitt von 34 Bäckereien) am 14. Juli er. 34,96 Pf., der niedrigste Preis 2S,61 Pf., der höchste Preis 42.28 Pf., am 3. A u g u st c r. 3d.13 Pf., der niedrigste Preis 29,29 Pf., der höchste Preis 44,74 Pf. Der Magistrat hat nunmehr dem von der Firma Siemens u. Halske eingereichten Projekte zur Weiterführung der Munpt und HVillenprhafk. Im Friedrich-Wilhelmstädtischcu Theater ist die neue Direktion Samst in wenigen Wochen glücklich von Grabbe aus Moser gekomme». Gestern wurde derHypochonder" auf- geführt, jeneS Bild philiströser Hausbackenheit. von der in der rauhe» Welt von heute schwerlich noch irgendwo ein Abglanz anzutreffen sein wird. Man spielte so wacker, wie es nach den hergebrachten Prinzipien des NationallheaterS angängig war und das Publikum, welches das kleine Haus fast bis auf den letzten Platz füllte, amüsirte sich köstlich entschieden besser jedenfalls als der dem langweiligen Friedrich Barbarossa . So steht denn wohl zu hoffen, daß die Direktion den Fall Grabbe als Jugendsünde betrachten wird, die nun einmal der ersten Reklame wegen begangen werden mußte, aber gottlob zu sonst nichts weiter verpflichtete. Aus der Schaar der imHypochonder" Mitwirkenden sei der Damen Meiselbach, Coßmann und Doygel mit geziemender Anerkennung gedacht. Herr Samst gab den Rentier Birkenstock geckenhafter als dieS nöthig gewesen wäre. Im Dentsche« Theater sind die Proben zuHannele's Himmelfahrt" unter der Mitwirkung Gerhart Hauptmann's so weit gefördert, daß die erst« Vorstellung am heutigen Sonnabend staltfinden kann. Das Personalverzeichniß weist folgend« Be- sctzung auf: Hannele Helene Staglö, Lehrer Gottwald Emanuel Reicher . Schwester Martha, Diakonissin , Luise von Pöllnitz; Tulpe Marie Corbach. Hedwig Else Lehmann, Pleschke Paul Pauli, Hanke Paul Biensfeldt , Seidel Rudolf Rillner, Amts- Vorsteher Berger Oskar Sauer, Amtsdiener Schmidt Wilhelm Noster, Dr. Wachler Emil Marx, Maurer Maklern. Hannele's Vater, Hermann Müller, Hannele's Mutter Marie Meyer, ein großer, schwarzer Engel Carl Sauermann, drei lichte Engel, Tilly Waldegg, Gisella Schneider, Elise Hofmann, die Diakonissin(unter den Traumerscheinungen) Annie Trenner, der Dorsschneider Hans Fischer, fünf Frauen Meta Bünger. Jenny Höhne, Klara Bode, Josefine Stolle, Anna Walter. In dem voraufgehenden LustspieleOhne Liebe" wird die Groß- mutier von Marie Meyer, deren Enkelin Emma von Annie Trenner, Graf Rüdiger von Oskar Sauer und Graf Marko Laßnitz von Emanuel Reicher gespielt, die Bonne wird von Lotti Sarrow und der Bediente von Emil Ludwig dargestellt. Gerhart Hauptmann hat am Sonntag sein neues Märchendrama Die versunkene Glocke" bei dem Direktor des Deutschen Theaters «inigen Freunden und zur Mitwirkung berufenen Dar- stellern vorgelesen. elektrischen Straßenbahn Panko w- Gesund- b r n n n e n in daS Innere der Stadt durch die Bellermannftraße, Grünthaler-, Wiesen-, Hussiten -, Feld-, Garten-, Linien- und Artilleriestraße bis zur Oranienburgerstraße. vorbehaltlich des Zustandekommens eines Vertrages, grundsätzlich zugestimmt. Gegen da» Besteige» von in der Fahrt befindlichen Zügen geht die Bahnbehörde zetzt mit größerer Schärfe vor. In den letzten Tagen sind die Personalien verschiedener Personen fest gestellt worden, welche das Verbot übertreten habe». Außerdem wird die Behörde auch gegen diejenigen Personen vorgehen, welche dem Unwesen dadurch Vorschub leisten, daß sie die Thüren von in der Fahrt befindlichen Zügen öffnen. Der neue Winter- Fahrplan der Stadt-, Ring- nnd Vorortbahnen weist wieder eine Reih« Verschlechterungen ans. So zunächst werden die Stadtbahn- Züge von jetzt über 699 nach Schluß der Gewerbe-Ausstellung auf 474 ver- mindert, von denen außerdem Sonntags noch weitere 13 und vom 1. November an bis zum 31. März 1897 auch Wochentags noch 8 Züge fortfallen. Die beiden letzten Züge von Charlottenbnrg 12,29 und>2.49 nachts komnien bereits vom 1. Oktober ab in Fortsall, ebenso die Züge 12,25 und 12,28 von Stralau-Rummelsburg, während die drei letzten Züge: 12,32, 12,45 und 1,99 von Stralau-Rummelsburg nur bis zum Schlesischen Bahnhof gehen. Auf dem Südring wird nicht etwa ein regelmäßiger Viertel stunden- Verkehr, sondern ein ständig wechselnder 19. und 29- Minutenverkehr eingerichtet, so daß die Fahrgäste stets erst den Fahrplan studiren müssen, wenn sie wissen wollen, wann der nächste Zug fährt. Derart ist das Resultat der zahllosen Petitionen. Klagen, Beschwerden, Angriffe u. f. w.. die privatim wie öffentlich in Vereinen, in der Presse und selbst im Ab geordnete»Haus« gegen die Eisenbahn-Verwaltung gerichtet ivorden sind. ZirkuS Busch ist am Donnerstag Abend wieder eröffnet worden. Die Premiere in einem Zirkus ist jedesmal eine Art Ereigniß für einen beträchtlichen Theil der Berliner Bevölkerung; es bringt, wie man so sagt, Stimmung in die Bude. An sich schon unterscheiden sich die Zirknsbesucher wesentlich von den Tröpfen, die noch am alten Schlendrian haftend, von den Fortschritten moderner Kunstrichtung nichts wissen und da glauben, sich geistige Erholung und Erquickung in einem der sogenannten besseren Theater holen zu müssen. Während in diesen Instituten alles steif da sitzt und sich nur bei besonderer Gelegenheit «in wenig rührt, entwickeln sich in der Rotunde des Zirkus animirt-familiäre Beziehungen zwischen Künstlerschaft und Publikum. Beziehungen, die zuweilen fast«inen unheimlich vertraulichen Charakter annehmen, wenn der Erbe des alten Hanswurst, der August, die Arena betritt und mit wenig Witz und noch weniger Behagen seine schweißtriefenden Purzelbäume schlägt. Das Volk scheint in solchen Augenblicken seine Sorgen fast zu vergessen, und der Sozialpolitiker, der den Erscheinungen der Dinge auf den Grund zu gehen versteht, kann im Zirkus die bitterernstesten Studien über die nun einmal vorhandene Thattach« machen, daß bei aller sozialen Erkenntniß, die in die Massen dringt, das alte Römerwort von xanom et circenses noch immer eine gewisse Wirkung übt. Das Programm deS Donnerstags war vielseitig und bunt, wie man es bei Busch zu sehen gewöhnt ist; waghalsige Kunst stücke fehle» jetzt so wenig, wie im vorigen Jahre. Doch will uns scheinen, alS ob die Uebungen zum theil mit etwas nervöser Saft ausgeführt wurden; eS fehlte hier und da animponirender Ruhe. ine hübsche Sammlung von Zirkusexerzitien bot dasMillennium, Bilder aus Ungarn ", das den zweiten Theil des Programms ausfüllte. Es war keine Pantomime, wie man sie sonst im Zirkus sieht, sondern bestand aus einer Reihe Einzelnummern, die besonders die Künste der Pferdtdreffur zur Geltung brachten. Selbstverständlich fehlte es nicht an den Ehrungen für den Direktor, die bei solchen Anlässen üblich sind. Ein Philisterzng. Gegenwärtig wird in einem Theil der bürgerlichen Presse für einenGambruiuSzug" Reklame gemacht, den ein findiger Geschäftsmann geplant hat. Für 169 Mark will der Unternehmer sein Publikum 8 Tage lang nach Bayern und Böhmen an dieQuellen" des Bieres führen. Das Bier hat der Reisende selbstverständlich besonder? zu bezahlen. Der Scham halber sind auch für die Besichtigung der Sehenswürdig- keilen in München und Nürnberg ganze drei Stunden angesetzt. Es ist wohl kaum daran zu zweifeln, daß sich genug bemittelte Troddel zu dieser Bierreise finden werden. Eigentlich handelt der Arrangeur ja nur nach dem bekannten Muster der Aus- DaS Schtller-Theater bringt Sonntag Nachmittag 3 Uhr eine Aufführung von Philippus SchauspielWohlrhäter der Menschheit": Sonntag Abend geht daS Shakespeare 'sche Lust- spielWas ,hr wollt' in Szene. Heute kommtEmilia Galotti" zur Wiederholung. Di« erste Aufführung der NovitätEine wilde Sache" in, Zentral-Theater am heutigen Sonnabend beginnt um 7 Uhr, morgen. Sonntag, dagegen fängt die Vorstellung um �8 Uhr an. Jbsen'SVolksfeind", mit Molenar in der Hauptrolle. dürfte bereits auf dem nächsten Wochen-Repertoir des königl. Schauspielhauses erscheinen. Wie kommt das Schauspielhaus zu dieser Kourage? Der Klügere giebt nach. Daß«S noch Dichter giebt, die mit den, Publikum«in Einsehen haben, geht aus der folgenden Mittheilung hervor, welche die Direktion des Neuen Theater» versendet:DaS LustspielIhr Beruf", das am Sonnabend im Neuen Theater zur ersten Ausführung gelange» ollte, ist durch den Regisseur Herrn Karl Schönfeld im Anftrage des noch immer unbekannten Verfassers in letzter Stunde zurück- gezogen ivorden. Der Verfasser hat, wie Herr Schönseld mit- theilt, die Schwächen der Arbeit erkannt und will dieselben be- eitigen." Das ist noch«in Mann, der der Kritik Achtung ab- nöthigt. Ueber dem Deutscheu Theater in München , der modernen Bühne an der Schwanthaler Passage, schwebt ein Unstern. Noch ehe das Theater eröffnet ist, steht der Krach vor der Thür. Schon vor fast einem Jnhre sollte es eröffnet werden, die Truppe war engagirt und mußte inzwischen auf Gastspielreisen gehen. In- zwischen hieß es, die Eröffnung finde in der ersten Hälft« dieses Monats statt. Ein Spaßvogel schrieb, als erste Vorstellung werde das StückDie Gläubiger" gegeben. Und so war es in der That. Am Freitag fand eine Versammlung der Gläubiger statt. Ob- wohl die Theilnehmer sich zur Geheimhaltung der Verhandlungen verpflichteten, konnte«in Münchener Mitarbeiter derFrankfurter eilung" alsbald über den ganzen Verlauf eingehend berichten. 4 waren 129 Gläubiger mit einer Gesammlforderung von 599 999 Mark anwesend. Es stellte sich heraus, daß vor allem 159 999 Mark aufzubringen sind, um das Theater eröffnen zu können. Es wurde«i» Gläubigerkonsortium«iugesetzt. das 159 999 Mark von Herrn Hänle zu fordern habe, da Architekt Bluhm nur der Strohmann von Herrn Hänle sei; es soll er- wiesen sein, daß Herr Bluhn, keine» Kontrakt ohne die stellungsunternehmer, das in tonangebenden Philifierkreisen ia sozusagen unerläßlich erscheint. Hier wie dort bildet die Kneiperer de» Hauptzweck und der belehrende Theil das nun einmal nicht recht zu vermeidende Anhängsel. Ein ungetreuer OffizierSbnrsche ist Freitag morgen, wo er entlassen werden sollte, statt in die Heimath in die Unter- suchungshaft gewandert. Der Pionier St. von der 2. Kompanie des Pommerschen Pionierbataillons Nr. 2 war als Bursche deS von Thor,, zur Intendantur des III. Armeekorps nach Berlin kommandirten Lieutenants v. H. drei Monate hier und sollte heute zur Reserve eiitlasse» werden. I» den letzten Tagen hat sich aber herausgestellt, daß St. den Offizier wiederholt bestohlen hat. Er wnrde daher von einem Unterosfizier und einem Ge- freiten als Untersuchungsgefangener zu seinem Trnppentheil nach Thon, abgeholt. Schadenfeuer. In der Cuvrystr. 45 brach gestern Vor« mittag 11 Uhr ein Brand aus, der durch die Rauchentwickelung für die Hausbewohner gefährlich erschien. In einen, mit Färb- waaren und Lacken angesüllten Keller entstanden, hatte sich das Feuer den dort lagernden Brennmaterialien mitgetheilt. Die Feuerwehr war genöthigt, Sappeure mit Rauchhelmen auszu- rüsten und einen Theil des Kellers unter Wasser zu setzen, ehe sie der Verqualmung Einhalt thun konnte. Der beträchtliche Schaden ist durch Versicherung gedeckt. Die geängstiglen und vom Oualm belästigten Hausbewohner wurden durch Mann- schafte» der Feuerwehr beruhigt. Ist Künste wieder auferstanden? Ein Lokalblatt be« richtet:Neue Schloßplatz-Pläne lreten in Sicht. Vor dem Schlosse, an der Seite nach der Breitestraße, erhebt sich bekannt« lich der Schloßbrunne,>. Nun sind gegenwärtig Projekte in der Arbeit für zivei weitere Brunnen, welche rechts und links vom Schloßbrunnen belege» sei» würden. Der Schloßplatz würde in zwei symmetrische Theile zerlegt werden, deren Mittelpunkt vor dem Schloß der jetzige, von der Stadt dem Kaiser gewidmete Brunnen bilden würde. Die naheliegende Folgerung aus dieser Veränderung des Platzes vor dem Schlosse würde die seit langem erstrebte An- legung von Terrassen rechts und links vom Portale sein. Sie würde» mit den beide» neue» kleineren Brunnen korrespondiren und das Portal mit dem jetzige», vielleicht noch etwas vor- zurückenden Schloßbrnnne».' Unvorsichtiges Umgehen mit einer Schußwaffe hat wieder einmal Unheil angerichtet. Der Ibjährige Sohn Max des Tischlers Trogisch aus der Kaiser Friedrichstr. 74 zu Pankow spielte Donnerstag Nachmittag auf dem Hofe des elterlichen Hauses mit eine», Desching. Infolge einer Unvorsichtigkeit ging ein Schuß los, während die Mündung der Waffe auf den rechten Fuß des Schützen gerichtet war. Der junge Mann, der bei eine», Malermeister in der Lehre ist, wurde so schwer verletzt, daß man ihn sofort nach Berlin in die königl. Klinik bringen mußte. DaS Geschoß ist tief in den Fuß eingedrungen und hat noch nicht e»t- sernt werden können. Polizeibericht vom 18. September. Gestern Vormittag wurde der 46jährige Tischler Konstantin Schwarzing auf dem Flure des Hauses Manteuffelstr. 49 bewußtlos und mit einer be- deutenden, anscheinend von einem Falle herrührende» Verletzung am Kopfe aufgefunden und nach den, Krankenhause am Urban gebracht. In der Schankwirlhschast von Fedler, Neue Roß- straße 6, wurde vormittags durch die Revierpolizei eine Durch- suchung abgehalten, wobei 7 weibliche Personen festgenommen und verhaftet wurden. Nachmittags fiel der 33 Jahre alte Kellner Ludwig T. in einem Hause in der Alten Schönhauserstraße in der Trunkenheit von der nach seiner Wohnung führenden Treppe und zog sich dadurch so erhebliche Verletzungen im Gesicht zu, daß seine Ueberführung in die Charitee erforderlich wurde. Anscheinend aus Liebesgram sprang nachmittags die 37jährige unverehelichte Schneiderin Marie W. in den Goldfischteich, wurde jedoch noch lebend herausgezogen nnd in ihr« Wohnung gebracht. An der Ecke der Kloster- und Königstraße wurde abends der 35jährige Monteur Brachwitz aus Friedrichsberg durch eine Droschke überfahren und am linken Fuße leicht verletzt. Durch den mit seinem Zweirade übermäßig schnell durch die Sandstraße fahrenden Jnstrumentenmacher Karl Dohle wurde abends die 19 jährige Tochter der Wiltwe Auguste Baumgart überfahren und im Gesicht so erheblich verletzt. daß sie nach de», Kaiser und Kaiserin Friedrich-Krankenhause gebracht werden mußte. Heute Nacht wurde der 69 jährige Arbeiter Ferdinand K. in seiner Wohnung in der Eberswalderstraße erhangt aufgefunden. Es liegt un» zweifelhaft Selbstmord vor. Genehmigung Hänle's abschließen durfte. Von Herrn Bluhm kann man sich nicht lossagen, da er die Konzession für das Theater hat. Außer obigen 1 599 999 Mark fordert Direktor Meßthaler 999 999 M. für einen neunjährigen Kontrakt k 199 999 M., Kapell», eister Raida 149 999 M. Da Hänle die Kontrakte im Beisein von Zeugen abgeschlossen hatte, wurde beschlossen, sich an ihn einzig und allein zu halten. Ein Antrag auf Konkurs wurde nicht gestellt. Bis jetzt sind für das Unter- nehme» gegen 5>/s Millionen nölhig gewesen, wovon 3Ve Millionen auf Bank-Hypotheken stehen, während Hänle mit 499 999 M. und Kommerzienrath Sedlmayr mit 259 990 M. betheiligt sind. Uebrigens soll die Eröffnung bald stattfinden. Dem Gläubiger- Ausschuffe wurde mitgetheilt, daß die sofortige Beschaffung vo» einer Million Mark zur Befriedigung sämmtlicher Gläubiger gesichert sei. Ei« Ausflug nach dem Monde wird heute Abend in dem wissenschastlichen Theater der Urania in der Taubenstraße mit dem Publikum unternommen werden. Eine Generalprobe vor geladenen Gästen fand bereits gestern Mittag um 1 Uhr statt. Der Vortrag, mit welchem die schönen plastischen Vorführungen begleitet werden, ist nicht neu; es ist derselbe, mit welchen» vor sieben Jahren daS alt« Institut in der In- validenstraße eröffnet wurde. Nur die Dekorationen sind neu und außerordentlich wirksan,. Es wird an die totale Sonnenfinsterniß angeknüpft, welche sich am 19. August 1887 ereignete; dieselbe wird zunächst von einem Standpunkt in der Nähe Berlins aus betrachtet. Dann erhebt man sich im Geiste 5999 Meilen über die Erde, un, dasselbe Ereigniß von einem solchen außerirdischen Standpunkte zu erblicke». Auf der Weiter-tz reise gelangt man nach dem Monde selbst nnd lernt die verschiedenartigen Gebilde desselben. seine physi- kalische Beschaffenheil, zufolge deren er als ein aus- gestorbener, todler Weltkörper erscheint, durch die lebendige Anschauung weit eindringlicher und deutlicher kennen, als es durch bloße Schilderung möglich wäre. Froh kehrt man von dieser tobten Welt dann znr belebenden Mutter Erde wieder zurück. Der Genuß, welchen der Zuschauer bei der Vorführung der schönen Wandelbilder genießt, ist ein ungetrübter; nur scheint die Dauer des Vortrages beinahe zwei Stunden etwas zu lang; auch würde, wenigstens de», persönlichen Geschmacke des Referenten, ein etwas nüchternerer Ton bei dem Vortrage mehr zusagen. An» der kleinen Rede, mit welcher Herr Direktor Meyer die Vorsühmng einleitete, mag bemerkt werde», daß die neue Urania X