Einzelbild herunterladen
 
Wir Vaterlanbslosm! Eine Antwort auf das Geschrei der Harzburger Patentnationaien
Was keine deutsche Regierung gewagt hat, seit in den Jahren löl�t bis 1918 Hunderttausende von sozialdemokratisch und gewerkschaftlich organisier- ten Proletariern ihr Leben für Deutschland   ge- lassen haben, hat sich das Hakenkreuz-51abinetl herausgenommen: die vielen Millionen, die für seine Rallenfängermelodie taube Ohren haben, als ,.undeutsch", alsanational"antinational" oder international" zu verfemen. In noch schrilleren Kreischtönen preist die Hugenberg  - und Hitler-Presse die Harzburger Front soweit von einer Front die Rede sein kann, als waschecht national und in der Wolle gefärbt deutsch an und sucht dem Rest, das ist: der übe r- wiegenden Mehrheit des deutschen  Volkes, den Makel desMarxismus  ", des Materialismus", desInternationalismus" an- zuhängen. Die Methode ist schäbig, aber nicht neu. Wie jedes, aber auch jedes Schlag- wort, das diesen merkwürdigenEr- neuerer»" Teutschlands aus dem Gehege der Zähne springt, aus der Mottenkiste einer unholden Vergangenheit heraus- gekramt ist, so auch diese Jnfamierung politisch Andersdenkender. Bismarck   schon ächtete alle Gegner seiner Pläne, Zentrum, Freisimi und Sozialdemokratie, als.Lteichsfeinde", Wilhelm II.   behandelte die Millionen Deutscher  , die den Fahnen der Arbeiter- Partei folgten, alsvaterlandslose Gesellen", und wellert heute der Osaf-Kanzler gegen den Marxismus  ", wie er ihn versteht, glaubt man die alten abgespielten Grammophonplatten des 1914 selig entschlafenenRe ichsverbandes zur Bekämpfung der Sozialdemo- t r a t i e" zu vernehmen. Sich gegen solche abgeschmackte Vorwürfe ernst- hast zu verteidigen, hieße die große Sache herab- würdigen, der wir dienen. Wenn einer von den heillos Betörten. die auf die leeren Magen die national- sozialistischen Phrasen wie ein Rausch- gift schlucken, sich einmal zu eigener Tenktätigkeit aufraffte, käme er ja sehr bald von selber darauf, daß etwas an den Artikeln und Aufrufen, die ihm unter dröhnenden Paukcnschlägen der- seht werden nicht stammen kann. Die da blaurot anlaufen, wenn sie nur das Wort national aussprechen, haben öfter als oft des Preußen Friedrich Wilhelms l. und Fried- richs II. als ihren Jdealstaat angepriesen. Damals aber gab es noch keine Ration und keinen Ratio- nalismus, sondern nur eine Dynastie, die dynastische Zwecke verfolgte, und Untertanen, die sich stumm und gehorsam unter den Krückstock ihrer angestammten Despoten duckten. Erst einem weltgeschichtlichen Ereignis, das denen um Hitler  ein Scheust und Greuel ist. der F r a n z ö s i s ch e n Revolution, entsprang die Nation als Be- griff und Tatsache: das Nationale im modernen Sinn ist, im Rotwelsch desVölkischen Beob- achter?" zu reden, einewestlerischc Erfindung": Nation und Demokratie sind Z w i l- lingsgeschwister. Eine demokratische Partei wie die So- zialdemokratie, die daraus ausging, 99 Prozent des Volkes hinter sich zu sammeln, mußte von Anfang an natio- nal sein. i Ein zwiefaches Ideal", bekannte Wilhelm Liebknecht   1872 vor seinen Leipziger   Richtern, hat mir von Jugend an vorgeschwebt: das freie und einige Deutschland   und die Emanzipation des arbeitenden Volkes: für dieses Doppelziel werde ich kämpfen, sola-ige noch ein Hauch in mir ist", und A u g u st Bebel führte 1891 auf dem Erfurter Parteitag   aus:Ich habe für den Fall eines Angriffskrieges gegen Deutsch- land gesagt: Wir sind Deutsche   so gut wie die Herren von der Regierung... Der deutsche   Boden, das deutsche Vaterland gehört uns, den Masten, ebensogut und mehr wie jenen... Greift Rußland Deutschland an, um es zu zer- stückeln und zu vernichten, so sind wir so gut und mehr interessiert wie diejenigen, die an der Spitze Deutschlands   stehen und werden dem entgegentreten!" Nach diesen Grundsähcn handelte die deutsche Sozialdemokratie im Weltkrieg. Mit Recht hat sich darum vor wenigen Tagen dqr Führer eines der hinter dem Kabinett Hitler   stehenden Verbände, der Stahlhclm-Cbcrstleutnant Tuesterberg, da auch im Zentrum und in den Links- Parteien Hunderttausende von alten Frontsoldaten seien, dagegen verwahrt. daß diesen Männernvon ausgesprochc- nen Trückebergern und Jugendlichen. die während des Weltkrieges noch in den Windeln lagen oder die Schulbank drückten", mangelnde Vaterlandsliebe vorgeworfen werde. Wie es sich aber mit dem Internationalismus der Sozialdemokratie verhält, hat am treffendsten nach dem Kriege einer dermarxistischen No- vemberverbrecher", Otto Landsberg  , Volks- beauftragler von 1918, formuliert:Die Inter  - nationale Gesinnung geht aus von der Liebe zum eigenen Volk. Westen Herz von dieser Liebe erfüllt ist. der begreift, was den Angehörigen anderer Nationen ihr Volkstum be- deutet. Er sieht in jedem Volk eine Kulturform.
deren Vernichtung einen Verlust für die Mensch- hell bedeuten würde. Das schöne Wort von I a u r e s:Die Nationen sind die Schatzkammern der Kullur" ist der Ausgangspunkt des Bekennt- nistes zum internationalen Prinzip". Aber noch in einem höheren und tiefe- rcn Sinn erweist sich die Sozialdemo- tratie als die nationale Partei schlecht- hin. Eine Nation ist desto mehr Nation, je mehr Volksgenossen Anteil haben an der nationalen Kultur und Anteil nehmen am nationalen Leben.
Herrgott, wie Sudermann vergrämt starb! Keinen guten Faden ließ er an sich selber und noch weniger an der Mitwelt, besonders der litera- rischen. Er war ein großes Talent, vielleicht im künstlerischen Gewisten zu leichtfertig, obwohl er seine Werke oft und oft aus der Kladde ins Reine überschrieb. Und so täuschte er sich, die nach seinem Tode veröffenllichten Briefe beweisen es, über das Gewicht der allzu vollmäuligen Worte, die er so gern gebrauchte. Hätte er seinen Hang zur großartigen Rhetorik gedämpft, man würde manche Problematik seiner Stücke noch heute er- tragen. So spielte er sich selber von der lebendigen Bühne weg, die wir brauchen, mehr als jemals brauchen in diesem Augenblick, wo wiederum die verdammte, verlogene Pathetik von frisch ge- backenen und schon wild gewordenen Staats- theaterdramaturgen zur Ausrottung des Seelen- dramas aufgerufen wird. Aber Rollen Halle dieser Sudermann in der Phantasie, nach denen sich die Schauspieler olle zehn Finger ableckten. So ist auch eine Bomben- figur, ein echt SudermannscherSturmgeselle", der vier Akte lang die Weiber zum Jubeln und zum Flennen bringt, dieser ostpreußische Baron, den die adlige Verwandschast um sein Erbe be- trügt. Von Ar und Halm und Schloß und Wein- keller wird der Mordskerl gejagt. Eine von Hurrapatrioten auf Kosten des Plebs gespendete Oschilfe gab es noch nicht, als Sudermann diesen Baron erfand. Daher kommt der geschickte Aristokrat mächtig aus den Hund. Zunächst wird er Gütermakler und Roßtäuscher, aber zu häusiger Suff mischt sich ins Geschäft. Er muß die adlige Gallin   im Bettlerbctt sterben lasten. Er muß die Tochter an einen schweren Spitzbuben verkaufen. Schlichlich hausiert er mit Hasenfellen, die er auf
Holländer" neu einstudiert Ltacltiscke Oper Es ist schön, es ist notwendig, den Holländer ohne Pause zu spielen. Nur so ist das Eigentliche des eigentümlichen Werks zu erfassen, das(trotz des Titels) gor keine drciaktige romantische Oper ist, sondern eine gespenstisch vorüberjagende Ballade, auftauchend aus dem fahlen Licht nörd- licher Meere, aus tückisch brauendem Nebel und endlosem Sturm. Caspar N e h e r, der Bühnen- bildner, ist ein Meister des Unheimlichen, ein Meister jener Zwielichtatmosphäre, auf die es hier so sehr ankommt so glückten ihm die Alpträume der Meer- und Nebelbilder; und auch die Spinn- stube noch war kein idyllisches, sondern ein balladeskes Bild im Bann angstvoller Unheils- ahnung. Vollendet Eberts Regie: wunderbar die Lösung der Spinnstubenszene, der Matrosen- chöre des letzten Bildes. Teilung, Belebung, sinn- volle Bewegung des Chors, drastische Realistik im einzelnen, ohne die Phantastik des ganzen zu ge- fährden.. Der Holländer war Rode, herrlich im Spiel, in der Formung, den Umrißlinien, den Akzenten des Gesangs, dessen Fülle er freilich schuldig bleiben muß, A n d r 6 s e n(stark indis- paniert) ein prächtiger Daland. Maria N e m e t h ist eine liebliche Senta: ein visionäres Geschöpf mit dem zweiten Gesicht, dem Unheimlichen ans- geliefert, dem ewig Ruhlosen angstvoll verfallen sie spielt das gut: und singt im Rahmen ihrer Mittel kultiviert und wunderschön. Burg- Winkel versagt bei dem Versuch, aus dem Erik eine Bühnenfigur zu machen nun das Zauber­kunststück trifft ja keiner. Jenseits der Einzelheiten: es ist eine in sich ge- Ichlostene, von S t i e d r y musikalisch ausgezeichnet vorbereitete und geleitet Aufführung die fabel­haft sicheren und sauberen Chöre verdienen be- sondere? Lob, deren berechtigter Erfolg der instinktsicheren Ausgewogenheit szenischer und musikalischer Faktoren zu danken war. A.W.
Damen auf Tage" Tribüne Madame vermietet junge Damen auf Tag». Aber keineswegs für dasjenige. Für wesentlich harmlosere Dinge. Etwa: ein Amerikaner möchte seiner transozeanen Braut(die Affäre spielt selbst-
Jm absolutistisch-patriarchalischen Staat galten die Massen, analphabetisch und von allen politi- schen Rechten ausgeschlossen, nur als die Hintersassen der Ratio n", und ginge es nach dem Willen der ostelbischen Junker und ihrer Gesinnungsgenossen, wie sie durch die national- sozialistische Bewegung heute wieder aus die Sitze der Macht geschwemmt worden sind, die Masten wären nach wie vorHintersassen der Nation". Die Sozialdemokratie hat sie diesem trüben Los entrissen. Indem sie für Hebung der Volksschule und für Verkürzung der Arbeitszeit kämpfte, in-
den Höfen erschachert. Von den 5?öjen jagen ihn die Hunde, sogar die Hunde der eigenen Vor- wandtschaft. Die Straßenjungen johlen um den Säuser, der im Rinnstein liegt. In der Spelunke nur kann er hausen, wo ein gutmütiges Weib ihn durchfüttert und beflickt. Und er läßt sich nicht zerquetschen, er kämpft und krakeelt, bis die Erb- ichleicher entlarvt sind, bis der Erbschleicherhäupt- ling des Todes abgeht. Wieder ist der Hasensell- Händler ein richtiger Baron. Aber da ist es auch für das Kraftungeheuer schon zu spät. Das Manns- und Weibsgesindel, dos mit chm luderte, es krallt ihn ein, es will ihn um jeden Preis in den Dreck zurückziehen. Die adlige Sippschaft meidet seine Reudigkeit. Selbst die Lakaien kündigen ihm den Dienst auf. Er wäre im Riesen- schloß wie in einem Riesengrab. Bor solchem Krepieren will er sich retten. Wieder auf die Landstraße hinaus! Doch die Kraft ist erschöpft. und er verröchelt. Das Rose-Theater spielt diesen verblüffenden Kulissennaturalismus, der ein Dutzend der saftig- sten Theatertypen fordert. Die Brüder, Vettern, Schwäger und Ehefrauen der prachtvollen Komö- diantenjamilie Rose überanstrengen sich etwas bei der Darstellung. Trotzdem rettet sie aus ihre volkstümliche und derbe Manier das Stück, das plötzlich in Berlin   Heimatrecht gewinnt, nachdem der Stöckeagent es anderchalb Jahrzehnte long allen Luxus- und Plettebühnen vergeblich ange- boten hatte. Dicke Tränen werden weggewischt. und die dankbarsten Theaterbesucher merken gar nicht, daß ihr Liebling, daß Alwin R e u ß, der Träger der Hauptrolle, im Weinerlichen bester ist als in den Gewaltszenen, mit denen der Effekt- achlet Sudermann sein Publikum in Grund und Boden schütteln wollte. Hochdorf.
verständlich in Paris  ) die Aussteuer mitbringen: er benötigt eine Probiererin von gleichem Wuchs und Gewicht. Oder: ein reiches Herrschaftspaar, das trotzdem in Arbeit erstickt, soll.zu den Heiter- leiten des Nicht-tuns geführt wenden. Ilm derlei handelt es sich. Um eine leicht getrüffeltc Variante des berühmten Spiels mst dem Feuer. Es gibt ober keinen Unglücksfall, nur Funken mid allerlei Wortblitze, immer just an, Ge.zwinker vorbei. Schließlich riecht es doch beinahe brenzlich: die Paare chassieren verdächtig durcheinander, zwe. Ehen und eine Verlobung verwackeln. Doch schon stehen drei srisch gefügte Hochzeiten bereit. Es endet also alles neufranzösisch, das heißt: solide bürgerlich. Die von Hein,; W i n g e geleitete Aufführung der burlesken, beinahe geistelnden Amüsiererei. deren Fertiger, Robert Blum  , zwei Welsche, Paul Armont   und Marcel Gerbidon  . nutzt«, hatte zwar störende Längen, doch war sie im übrigen flott sorgenfrei und abwechslungsreich ausgezogen. U. Br.
Wagner im Rundfunk Am Sonntagvormittag stand in, Programm der Berliner   Funkstunde ein« DarbietungDich- t u n g der Zeit", in deren Rahmen auch Günther Birkenfeld   Gedichte lesen sollte. Statt dessen hörte man noch einmal die Nazikund- gebung im Sportpalast, konserviert auf Schall- platten, in chrer anderthalbstündigen Länge. Am Sonntagnachmittag war im Programm des Deutschlandseittiers Lyrik von Hermann B u r t e angesetzt: aber auch hier machte Hitler   dem Dichter Konkurrenz. Anläßlich des 59. Todestges von Richard Wagner   gab es einige mehr und weniger ge- lungen« Gedenkvsranstaltungen am Sonntag und Montag. DieR e i ch s s e n d u n g" aus B o y- reuth wirkte sehr blaß. Sie verzichtete sowohl auf die Gestaltung eines historischen Lebensbild«? als auch auf musikalische Einschaltungen, lind be- gnügte sich mit einer gefühlsselig verschwommenen Schilderung. Berlin   ließ wenigstens, wenn auch leider nicht in unmittelbarem Anschluß, ein kleines, stimmungsvolles Wagner-Konzert folgen. Am Montagabend sandten sowohl Berlin  als auch der Deutschlandssnder Wagner- Opern, die aus dem Dresdener   und dem Char- lottenburgsr Operichaus übertragen wurden. Das war sicher die einfachst« Art. einer repräsentiven Pflicht zu genügen, aber wohl kaum die beste,
dem sie sich um Weckung und Befriedigung kuttu- reller Bedürfnisse bei den Masten bemühte, indem sie durch chre Propaganda Millionen von der Ofenbank aufscheuchte und für die Ausgaben der Nation erwärmte, indem sie schließlich der Demo- kratie, das ist: der Teilnahme eines jeden an den Arbeiten der Nation, die Bahn ebnete, hat sie mehr als eine andere Bewegung den Begriff der Nation mit Blut und Leben er- füllt und national gewirkt. Mein die von den Marxisten" undNovemberparteien" bewirkte Vermehrung der Stimmberechtigten 44,9 Mil- lionen gegen 14,4 Millionen im Jahre 1912!, welch gewaltige Intensivierung des Begriffs der Notion bedeutet sie! Wenn wir also angesichts des wilden Gekläffs: Internationalisten! den Kläffern zurufen: Natio- nal? Jhroderwir? können wir in Seelen- ruhe die Antwort der Geschichte auf diese Frage abwarten. Hermann Wendel  .
wenn es darauf ankam, einer möglichst großen Hörerschar Wagner in seiner Bedeutung vorzu- stellen. Man hätte gewünscht, daß der anregende Vortrag von Dr. B e i dl e r:Richard Wag- n e r u n d w i r" im Rahinen eines wirklich volks- tümtichen Wagner-Abends gelialten worden wäre. Dr. Beidlers Hinweis, daß Wagners musikdrama- tisches Schaffen in unmittelbarer Darstellung er­lebt werden muß, um ganz gewürdigt werden zu können, und feine Forderung nach einer immer ausgedehnteren Lolkstheaterbewegung hätten bei solcher sinnvollen musikalischen Ilmrahmuinz sicher einen besonders großen Kreis verständnisvoller Zuhörer gefunden. Dr. Beidler gelang es ausge- zeichnet, den Künstler und Menschen Wagner   in der Verstochteicheit mit den geistigen und künst- lerischen Strömungen seiner Zeit zu zeigen und so den Weg zum wirklichen Begreifen von Wagners Größe zu öffnen. H.
Ein Puszta  -Fiim Gloria-Palast Die Wiener Blöderei scheinen wir nun glücklich los zu sein, dafür wird uns jetzt Ungarn   serviert. ... und es leuchtet die Puszta  " heißt ein seit- sames Produkt aus verstaubter Sentimentalität, militärischen Parade» und dem übliäzen Operetten- schmus. Wenn nicht die guten, frellich nicht in die Handlung verwobenen Landschaften und die im Spiel und Tanz gleich flotte Rose B a r s o n y wären, möchte man das ganze mit Schweigen zu- decken. Der Regisseur Heinz Hille   weiß autt, mit den Darstellern dieser unsäglichen Sache nichts anzufangen Ein Schwank von Zlnno dazumal, mit Rllhrfeligkcit dick überzuckert. Man zeige uns die echte Puszta   aber weder aus dem Gesichtswinkel der Operette noch des königlich üngarischen Patriotismus! r.
Zwei Temperamente Tänze in der Volksbühne Erika Lindner und Lotte Goslar  , die ge- meinsam die vierte Volksbühnentanzmatinee dieser Saison bestritten, sind zwei grundver« schiede»« menschlidie und künstterische Tempe- rameitte. Es war ein Wagnis, ihre Darbietungen in einem Programm zu vereinen, und es war ein doppeltes Wagnis, sie in bunter Folge zu zeigen. Daß das Publikum trotzdem in immer wachsender Begeisterung mitging, spricht für das starke Könne» der beiden Künstlerinnen: es be- weist aber auch, welck) tanzverständiges Publikum in diesen Volksbühnenmatineen sid) zusammen­findet. Lotte Goslar   tanzt« ausschließlich Parodien. Sie hat den Mut zur bedingungslosen Häßlichkett in Maske und Kleidung, und dies und die über- wältigcnde Komik ihrer Gesten ist mehr als nur tänzerische Clownerie, wenigstens in den meisten ihrer Darbietungen.'Die affektierte Tanzraserei imM o t t o", die manchmal fast schmerzliche Komik derW a n d e r z i r k u s t ä n z e r i n". die gepfefferte Sanftmut derAngelika" beweifen, daß Lotte Goslar   eine Karikaturistin von hohen Graden ist. Erika L i n d n e r s stärkste Tänze waren ihr altesW i e g e n l i e d", dessen rührende mütter- liche Zartheit immer wieder aufs stärkste ergreift. undV o r s r e u d e". ein toller Freudenwirbel eines bäuerlichen Mädchens. Je unklomplizierter die Themen der Lindner sind, je einfacher in der Ausführung, desto reiner, desto echter entfaltet sich ihre Kunst. Leider ist das der Tänzerin wohl noch nicht klar bewußt: sie weitet häufig ihre Tänze ungebührlich aus und erschövft sich in an- strengenden Gebärden. So beginnt ihrW a s s e r- lieh" mit einer wunderbar weiten, weichen Sprache, löst sich aber auf in schöne, dünn Ivielerffche Bewegungen und klingt aus als ge- schmackvolles Salonstück. Erika Lindner ist eine Tänzerin von ungewöhnlicher Innerlichkeit. Darin ickieint eigentlich die Gewähr zu liegen, daß sie sich nicht an Unechtes verliert. 8?.
Wagner-Feieru überall. In der ganzen Welt fanden gestern Feiern zur Erinnerung an Wagners 59. Todestag statt. Besonders festlichen Charakter nahmen sie in München   im Nationol- theater, in Bayreuth   Wien   und A m st c r d a m an. In allen großen Städten Italiens   fanden Festkonzerte statt. Wagner- Ausstellungen wurden in Frankfurt am Main   und Mainz   eröffnet.
Ein nachgelassener Sudermann Rose-Theater:Der Hasenfellhändler"