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Wieder Tumult in Mahlsdorf

SA.- Trupps gegen sozialdemokratische Versammlung

Wie recht der Borwärts" hatte, als er vor wenigen Tagen zusammenfassend die Naziuntaten charakterisierte, wie sie sich während eines einzigen Jahres in Mahlsdorf zutrugen, hat sich leider nur allzu schnell erwiesen: Als gestern Dienstag abend, die 124. Abt. der Sozialdemokra­tischen Partei in Mahlsdorf in dem Lokal von Anders in der Bahnhofstraße sich anschickte, ihre erste große öffentliche Wahlver­jammlung abzuhalten, kam es, und zwar ledig­lich durch das freche, provozierende Verhalten eines 200 Mann starken nationalsozialistischen Störungs­trupps, zu einem unerhörten Tumult. Vier An­gehörige der Eisernen Front wurden verletzt. Mit einer Stunde Verspätung konnte dann unsere Ver­sammlung stattfinden. Wir erhalten über die Borgänge folgende Darstellung:

Gestern abend kam es in Mahlsdorf vor Beginn einer Versammlung der Eisernen Front zu einem Sturm der Nationalsozia= listen auf die Versammlungsbesucher, der nach einer Schlägerei zwischen sozialdemokratischen und tommunistischen Besuchern der Versammlung einerseits und der SA. andererseits durch das Ein­greifen des Ueberfallkommandos der Polizei ab­gewehrt werden konnte. Vor Beginn der Ver­sammlung, als etwa 50 Personen, meist An­hänger der Eisernen Front, anwesend waren,

marschierten geschlossen SA. - Stürme von Mahls­ dorf , Kaulsdorf , Neuenhagen- Hoppegarten, Köpenid und Lichtenberg , etwa 200 Mann, herein.

Demonstrativ blieben die SA.- Stürme im Saal stehen. Erst nach dreimaliger Aufforderung des Versammlungsleiters nahmen sie Plaz . Nach ein paar Minuten provozierten sie in einer Ecke des Saales mit dem Reichsbanner- Saal­schuh, der noch nicht vollzählig anwesend war, einen Zwischenfall und stürzten sich dann auf Kommando des SA. - Führers auf das Reichs­

Kampf der Kulturreaktion Für Freiheit, Volk und Sozialismus!

Der Sozialistische Kulturbund ver­anstaltet am Sonntag, dem 19. Februar, vor­mittags 11% Uhr, im Volkebühnen- Theater am Bülowplag eine große Massenfundgebung.

Thomas Mann wird diese Veranstaltung mit einer Botschaft begrüßen, in der er sich an die ungezählten Millionen wendet, die im Geist hinter den Teilnehmern und Trägern dieser Kund gebung stehen. Als Bertreter der größten Or ganisation dieser Massen wird der Vorsitzende des. Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes, Peter Graßmann, sprechen, außerdem der Vor­sitzende des Kulturbundes, Kultusminister Grimme, und der Vorsitzende der Kinder­freundebewegung, Kurt Löwenstein .

Der Sinn dieser Kundgebung wird klar und eindeutig sein: Sie wird den Willen der Massen zur Neugestaltung der Wirtschaft und Gesellschaft im Geist des Sozialis­mus zum Ausdruck bringen und sich gegen die fulturellen Gefahren wenden, die das deutsche Volf bedrohen. Wahre Freiheit und Kultur fönnen nur auf dem Boden der sozialen Demo­fratie gedeihen. Sie bietet die Möglichkeit zur Entfaltung aller schöpferischen Kräfte und Fähig feiten. Sie gewährt dem Kampf der Geister, dem Ringen der Weltanschauungen weiten Spielraum: und verhilft damit dem menschlichen Fortschritt zum Siege.

Es fehlt an Wäsche

Winterhilfe lindert Not

Die Kleidersammlungen der Berliner Winter­hilfe haben zwar einen schönen Erfolg gehabt, haben aber doch nur einen bescheidenen Teil an gebrauchsfertiger Wäsche ergeben. Der Vorstand der Berliner Winterhilfe hat daher für eine nam­hafte Summe Nesselstoffe für Bettwäsche fowie Trifotunterwäsche für Männer, Frauen und Kinder eingekauft und bereits in sämtlichen Be­zirten zur Verteilung gebracht.

Die Berliner Wäscheindustrie, Fabrikanten und der Großhandel sowie Warenhäuser und Detaillisten sind der Berliner Winterhilfe in dankenswerter Weise entgegengekommen, so daß mit der ausgesetzten Summe etwa das Dreifache an Wert beschafft werden konnte. Troß dieses

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banner und die Versammlungsbesucher. Stühle wurden auseinandergerissen und als Waffen gebraucht. Die zwei anwesenden Polizei­beamten gingen gegen die SA. vor, konnten jedoch gegen die Uebermacht nichts ausrichten. Erst als das Ueberfallkommando eintraf- es dauerte sage und schreibe zwanzig Minuten wurde der Schlägerei ein Ende gemacht. Die SA.- Männer wurden festgestellt, dann jedoch nicht etwa zum Polizeipräsidium gebracht, sondern unter Polizei­deckung zum Bahnhof geleitet. Als Opfer des SA. - Ueberfalls sind von den Arbeitersamaritern vier Angehörige der Eisernen Front und ein Kriminalbeamter, der erheb= lich verletzt wurde, verbunden worden. Nach

dichtesten Nebel seinen Weg nach der Nordsee finden. Ein großer Teil dieser Funkfeuer ist nicht am Lande, sondern auf Feuerschiffen unter­gebracht, weil diese an den Hauptansteuerpunkten der Schiffahrt in gefährlichen Gewässern liegen.

Kürzlich wurde wiederum ein Funkfeuer im eng­lischen Kanal auf einem Feuerschiff dem Verkehr übergeben, das West- Hinder heißt und zwölf See­meilen von der belgischen Küste entfernt in den sogenannten Hoofden vor Anker liegt. Diese von der Telefunken- Gesellschaft ausgerüstete Sta­tion besitzt einen 30- Watt- Sender, welcher tönend moduliert seine von den Regierungen auf dem Kongreß in London festgelegten Rennungen" automatisch aussendet, auf Sekunden geriau gesteuert durch ein Chronometer, weil die Funk feuer abwechselnd zu verschiedenen Zeiten senden müssen, um sich nicht gegenseitig zu stören.

der Feſtſtellung der SA.- Leute kam es draußen An die Rundfunkhörer!

auf der Straße vor dem SA.- Heim nochmals zu einem Geplänftel zwischen SA. und Polizei.

Die Versammlung der Eisernen Front konnte mit einer Stunde Verspätung in Ruhe begonnen werden.

Nachts bewußtlos aufgefunden

In der Nacht zum Dienstag wurde in der Ber­liner Straße in Zehlendorf eine junge Frau von Bassanten in bewußtlosem Zustande auf­gefunden und von Polizeibeamten ins Lichterfelder Krankenhaus gebracht Gegen Mittag kam die Unbekannte auf kurze Zeit zum Bewußtsein und fonnte angeben, daß sie die 34 Jahre alte Ger­trud H. aus der Meierfeldstr. 28 in Machnow sei. Die Aerzte vermuten, daß die Frau eine starte Dosis des Schlafmittels Phanodorm" zu sich genommen hat. Sie verfiel bald wieder in schwere Bewußtlosigkeit. Jede weiteren Fragen an sie waren zwecklos. Angeblich soll, wie Zeugen befunden, die Frau in der Nacht in Begleitung eines Herrn in einem Zehlendorfer Lokal ge= wesen sein. Diese Angaben unterliegen aber noch der Nachprüfung.

Einkaufs, der in allen Bezirken große Freude hervorgerufen hat, fehlt es angesichts der großen Not noch immer an Wäsche und Kleidung. Wir bitten die Berliner Bevölkerung, nicht müde zu werden und noch mehr zu spenden. Spenden nimmt entgegen: Die Berliner Winterhilfe, Berlin C. 2, Burgstr. 28, D. 1. Norden 1928.

Immer mehr Funkfeuer!

Der englische Kanal gilt als besonders gut be feuert"! An seinen Küsten stehen in dichter Folge die Leuchttürme, die optische und akustische Signale aussenden. In den letzten Jahren entstanden außerdem die sogenannten Funkfeuer", das sind drahtlose Sender, die also mit unsichtbaren elektrischen Wellen arbeiten. Mit ihrer Hilfe kann ein Schiff mit Bordfuntpeiler, das von Amerika tommend den englischen Kanal ansteuert, selbst im

Aufruf des Arbeiter- Radio- Bundes

Der Vorstand des Arbeiter Radio= Bundes erläßt unter dem Titel ,, Abmelden oder nicht" einen Aufruf, dem wir folgendes entnehmen:

,, Der schwerste Kampf des Proletariats hat be= gonnen. Am 5. März wird die nächste Schlacht geschlagen. Die neuen Machthaber Hitler- Papen­Hugenberg haben sich hierzu des Rundfunks be­mächtigt und ihn in den Dienst ihrer Propaganda gestellt. Der Rundfunk ist nicht mehr, was er sein sollte, wichtigstes Kulturinstru­ment; er wird zur politischen Sprechbühne der neuen Machthaber Besonders wird die Bericht­erstattung so einseitig politisch werden, daß alle Meldungen mit äußerster Vorsicht aufgenommen werden müssen.

Trozdem fordert der Rundesvorstand des ARB alle Rundfunkhörer auf, den Rundfunk nicht ab zumelden. Der Kamopf um den Rundfunk kann heute nicht mehr nur vom Standpunkte des Hörers aus betrachtet werden, sondern er ist zu einem Teile des politischen Kampfes der Arbeiter­flasse überhaupt geworden. Die freiheitlichen Rundfunkhörer würden der Reaktion nur einen Dienst erweisen, wenn sie ihre Opposition gegen die einseitige Politisierung des Rundfunks durch Abbestellung ausschalten würden.

Wer den Rundfunk abbestellt, handelt jetzt genau so unvernünftig wie der Spießbürger, der nicht mehr zur Wahl gehen will, weil es ja doch nichts nügt. Hört euch an, in welcher Art man von der Arbeiterklasse und allen freiheitlich Ge= finnten im Rundfunk spricht. Der Haß der jezigen Macht haber gegen die sogenannten Marristen wird in uns die Widerstandskraft und Empörung steigern. Hört euch alle die Haßgefänge aufmerksam an und klärt die indifferente Masse von Mund zu Mund auf! Arbeitet mit uns an der Zusammenfassung aller freiheitlich gesinnten Rundfunkhörer! Protestiert immer und immer wieder in persönlichen schriftlichen Beschwerden an die Sendegesellschaften gegen jede einseitige politische Einstellung des Rundfunks. Haben die Proteste der freiheitlichen Hörer Herrn Scholz weggeschwemmt, so wird die Opposition der frei­heitlichen Rundfunkhörer auch diese neue national­sozialistische Flut zum Versiegen bringen."

Klapperfasten" für 10 Pfennig

Kunden des Schreibmaschinen- Automaten

Seit einigen Tagen sind in verschiedenen Berliner Postämtern Schreibmaschinen= Automaten eingerichtet worden, die sich in anderen Städten schon bewährt haben. Auf einem fleinen Tisch mit niedrigen Glasfenstern steht eine Schreibmaschine, deren Tasten blodiert sind, so­lange man nicht zehn Pfennig eingeworfen hat. Dafür darf man dann zehn Minuten lang den ,, Klapperkasten" benutzen.

Für

Für noch einen Groschen kann man in einem ebenfalls auf dem Tisch angebauten Automaten einen Bogen Schreibpapier, Durchschlagbogen, Rohlepapier und Umschlag empfangen. zwanzig Reichspfennige steht einem aljo jetzt die Welt offen, soweit fie mit maschinengeschriebenen Briefen zu erreichen und zu beeindrucken ist.

Da kommt ein älterer Mann mit Zwider, stei­fem Hut und Gummifragen. Offensichtlich kleiner Geschäftsmann oder Rentier. Mit strengem, prü­fendem Blick betrachtet er die Neuerung, zieht dann sorgfältig zwei Groschen aus seiner Geld­börse und setzt damit das Wunderwerk in Gang. Das heißt, vorläufig hatte er erst die Zutaten. Zunächst kam die Adresse auf den Umschlag, lang­

sam, zögernd wird sie getippt. Dann spannt er mit zitternden Händen den Bogen ein und als er den Brief halb beendet hat, ist die Zeit um. Mißmutig opfert er noch einen Groschen....

Danach stürzte sich ein junges Mädchen an den Apparat. Voll Eifer und Geschäftigkeit hat sie im Nu die Sache in Ordnung und schreibt mit zehn Fingern noch vor Ablauf der Zeit zwei volle Seiten. Entweder hat sie einen so gestrengen Chef, daß sie keine Privatsachen im Geschäft schreiben kann oder es ist gar ein vergessenes Diktat, das sie nun schnell noch am Abend nach­holt. Aber sicher war sie eine Stenotypistin mit ihrer feschen Kappe und nervösen, langen Fingern. Nach längerer Pause, in der nur ein gleich­gültiger Mann eine simple Postkarte geschrieben hatte, nähert sich verlegen ein vielleicht fünfzehn­jähriger Schüler mit bunter Müze dem Schreib­maschinentisch. Aus einer gewichtigen Brieftasche holt er einen schönen, blauen Bogen mit Um­schlag, aus der Hosentasche den Groschen und dann hat er wahrscheinlich seinen ersten Liebes= brief fein säuberlich mit der Maschine auf Papier gebracht.

,, Bitte um den Fahrschein"

Der lästige Kontrolleur

Es gibt wohl faum einen Menschen in Berlin , der noch nicht mit einem Verkehrsmittel der Ber­liner Verkehrs- Aktiengesellschaft, der BVG., ge­fahren ist. Ebensowenig wird es wohl kaum einen Benußer der Verkehrsmittel geben, dem nicht der Kontrolleur mit der Bitte um den Fahrschein" begegnet ist. Und wieviel dieser Fahrgäste mögen nicht schon gedacht haben: ,, Der Mann hat es aber gut. Macht den ganzen Tag weiter nichts als Striche auf die Fahrscheine, um die Fahrgäste zu schikanieren." Was hat ein solcher Kontrolleur aber wirklich zu tun?

Biele, ja wohl die meisten Fahrgäste glauben, daß die Tätigkeit des Kontrolleurs mit dem Strich auf dem Fahrschein beendet ist. Das dem aber nicht so ist, wollen wir gleich beweisen. Nehmen wir den Fall, ein Schaffner oder ein Führer wird plöglich frank. Sofort muß der Kontrolleur, der ja auch im Fahrdienst ausgebildet ist, da die Kontrolleure aus dem Fahrpersonal hervorgegan= gen sind, einspringen. Er muß also Fahrscheine verkaufen, oder er muß den Wagen bis zur nächsten Ablösung weiter fehren. Dazu gehört doch nicht viel", werden manche Leser sagen. D doch, es gehört sogar sehr viel dazu. Es genügt nicht nur, daß der Wagen überhaupt dort hin­tommt, wo er hingehört, er soll auch zur bestimm­ten Zeit an Ort und Stelle eintreffen, es heißt also den Fahrplan, die Fahrzeit einhalten. Wenn er den Schaffner vertritt, dann soll und muß auch die Kasse, die er ja nur auf Treu und Glauben übernommen hat, genau stimmen. Und diese Ver­antwortung trägt der Kontrolleur neben der Ver­antwortung, daß auch alle Fahrgäste ihr Fahr­geld entrichten; er wird ja auch von seinen Kontrolleur- Kollegen kontrolliert. Weiter gehört 3u ſeiner Tätigkeit, daß der Fahrplan glatt und reibungslos abgemidelt wird.

So wie es bei der Straßenbahn ist, so ist es auch bei der Hoch- und Untergrundbahn. Nur daß ein Kontrolleur nicht berechtigt ist, einen Zug zu fahren, da hierzu der Zugbegleiter maßgebend ist. Auf dem Bahnhof Gleisbreed stehen für alle vorkommenden Fälle genügende Ersag= fahrer zur Verfügung. Wird am Fahrkarten­schalter eine Ausgeberin frank, dann steht zuerst der Schaffner und dann der Zugabfertiger zur Verfügung.

Jegt bleibt nur noch der Omnibus übrig. Nachdem die Berliner Verkehrsmittel zur BVG zusammengeschlossen wurden, ging die Direktion daran, alle Kontrolleure zur Fahrschule zu schicken, um in vorkommenden Fällen gerüstet zu sein. Es genügt nun nicht, daß die Kontrolleure den Führerschein in der Tasche haben. In einem be stimmten Turnus müssen alle einmal wieder auf einige Tage auf den Wagen klettern und zeigen, daß sie noch nichts verlernt haben.

Tüchtige Schupobeamte!

Mehrere Schupobeamte sind vom Kommandeur der Berliner Schutzpolizei wegen ihres mutigen und umsichtigen Verhaltens im Dienst dieser Tage wieder belobigt worden. In mehreren Fällen haben die Beamten bei ihrem nächtlichen Dienst vorbestrafte Einbrecher auf frischer Tat ertappt. Einmal wurde durch die Aufmerksamkeit eines Streifenbeamten ein Autodieb nach heftiger Ge­genwehr festgenommen und das gestohlene Fahr­zeug sichergestellt. Weiter wurde durch zwei Schupobeamte im evangelischen Pfarrhaus in der Baumschulenstraße in Baumschulenweg ein im Entstehen begriffener Brand in der Nacht entdeckt und durch die Beamten, die in das gefährdete Gebäude eindrangen, gelöscht. Die Namen der belobigten Polizeibeamten find: Hauptwachtmeister Kiaulehn ( Renter 215), Wachtmeister Gäh= lert von der 4. Bereitschaftsinspektion West, Oberwachtmeister Klingbeil und Genger ( Revier 111), Oberwachtmeister Rum( Revier 7) und die Wachtmeister Pohl sowie Feuchter von der 1. Inspektion Neukölln.

Wie wird das Wetter?

In Berlin : Allmähliche. Beruhigung, nur ver­einzelt Schneeschauer, nachts mäßige Fröste. In Deutschland : Im Westen, Süden und Mittel­ deutschland allmähliche Beruhigung, stärkere Nacht­fröste, im Osten immer noch veränderlich mit Schneeschauern.

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