Arbeiter und Bauern
vereinigt euch!
Die Agrarierpolitik schneidet aus eurer Haut gleicherweise Riemen
Im ganzen protestantischen Deutsch land ist das Bauertum heute die eigentliche Do= mäne der Parteien der Harzburger Front. Der politische Kampf erscheint dort in völlig sinnloser Weise immer mehr als ein Kampf zwischen Stadt und Land, zwischen Arbeiter und Bauer. Die jahrelange Agitation des Reichslandbundes hat eine Stimmung geschaffen, die in ihrem politischen Ergebnis die Voraussegung für die wirtschaftliche Zerstörung des deut schen Bauerntums bilden wird, wenn es der Harzburger Front gelingen sollte, am 5. März im Besitz der Macht zu bleiben.
Die von der Reichsregierung verkündeten Vierjahrespläne versprechen zwar, auch der Verelendung des Bauern ein Ende zu setzen. Ueber die Mittel zu diesem Ziel ist aber bisher amtlich nichts verlautet.
Das Geflüster der Amtsstuben dringt jedoch auch in die Oeffentlichkeit.
Es dient als ein unvollkommener Ersatz der Deffentlichkeit der Gesetzgebung, die den parlamentarischen Staat auszeichnet und verhindert, daß Maßnahmen sinnloser Willkür und bürokratischer Weldfremdheit mit ihrer wirtschaftszerstörenden Kraft getroffen werden können, wie die, unter denen das Bauerntum in den letzten drei Jahren zu leiden gehabt hat. Im Mittelpunkt aller Ueberlegungen scheint wieder einmal das Verschuldungsproblem zu stehen.
Das Sicherungsverfahren in Ostdeutschland hat den oftdeutschen Agrarkredit zerstört. Die Maßnahmen der zwangsweisen Zinssenkung und des Bollstreckungsschutzes haben dem Bauern auch in Westdeutschland bereits fast jeden kredit ge
nommen.
In den letzten 1½ Jahren lernte der Bauer eine Kapitalnot fennen wie noch nie, seitdem er vor fünfviertel Jahrhunderten aus der Hörigkeit und Leibeigenschaft befreit wurde. Nicht seinetwegen mußten diese Maßnahmen ergriffen werden. Die Masse des deutschen Bauerntums ist niemals überschuldet gewesen, und ein Viertel bis ein Drittel des Bauerntums ist wohl auch noch heute schuldenfrei.
Aber der Großgrundbesih mußte erhalten wer
den, darum wurde auch dem Bauern der kredit genommen.
Die Praxis des vor einem halben Jahre eingeführten Vermittlungsverfahrens hat zwar erwiesen, daß kein Bedarf nach einer Aus= dehnung des Vollstreckungsschutzes in der Landwirtschaft, abgesehen von den ofthilfegesegneten Gefilden des deutschen Ostens besteht. Aber was schiert das die Bürokratie, zu der zwar die Klagen der Bauern, die erststellige Hypotheken von ein, zwei, dreitausend Mark nicht erhalten können, nicht dringen, die aber das Gejammer der ,, entschuldeten" ostdeutschen Großbetriebe hört, die schon wieder nicht mehr imstande sind, die Zinsen ihrer ersten Hypotheken und der Osthilfedarlehen aufzubringen. Was schiert das Herrn Hugenberg, der nun einmal von seinen alten ver= staubten Entschuldungsprojekten nicht lassen mag!
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Zugleich bemüht sich Herr von Rohr, der neue brav ostelbische Staatssekretär, wiederum zu Lasten des Bauerntums aus der neuen Krise des ostdeutschen Getreide- und Kartoffelbaues einen Ausweg zu finden.
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Vor drei Jahren wurde den nordwestdeutschen Mästergebieten insbesondere in Schles: wig- Holstein, Oldenburg , Hannover und West falen - mit dem billigen Futtergetreide des Weltmarktes die Grundlage ihres Bestandes genommen. viele Das Ergebnis waren Hunderttausende von Nazistimmen der verelendenden Bauern. Gleichzeitig bewirkten die hohen Getreidepreise eine Ausdehnung des Ge= treidebaues wahrscheinlich in noch grö= Berem Umfange, als die Statistik erkennen läßt-, und heute ist die Getreidekrise größer als vor drei Jahren!
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Seit Jahrzehnten ist anerkannt, daß der deutsche Delfruchtanbau mit dem ausländischen nicht fonfurrieren kann.
Das Interesse des deutschen Verbrauchers an einer billigen Speisefettversorgung und das des deutschen Bauern an einem billigen Futtermittel kamen in der Delsaateneinfuhr und-verarbeitung vorzüglich zur Deckung. Beides foll nun ein Ende nehmen.
Damit der bankerotte Großagrarier in Ost deutschland seinen Getreideanbau einschränken
Taumel des Exportmordes
Deutschland wird an seinen Rettern zugrunde gehen
Die Regierung der nationalen Erhebung, für deren Wirtschaftspolitik ugenberg allein verantwortlich zeichnet, scheint in einer raschen Folge handelspolitischer Erperimente die extremsten Forderungen der hinter ihr stehenden Interessenten durchführen zu wollen.
Den autonomen Zollerhöhungen für Vieh, Fleisch, Schmalz und Speck, die nach der von der Bapen- Regierung durchgeführten Kündigung von Handelsverträgen möglich war, ist gestern die Veröffentlichung der Kündigung von Zollbindungen
des deutsch - französischen Handelsvertrags gefolgt. Für etwa 30 industrielle und landwirtschaftliche Positionen, darunter Saaten, alle frischen Gemüse, Salate, Beeren, Fische, Käse, Dele, Baumwollgarne, Baummollgewebe und andere industrielle Artikel verlangt Deutschland die Aufhebung der Zollbindungen, d. h. Freiheit in der Fest= segung der Zölle. Es ist noch unflar, ob daraufhin die autonomen, d. h. nicht vertragsmäßigen Zollsäge in Kraft treten oder höhere Zollfäße verkündet werden.
Die Dinge laufen dann so, daß Frankreich von seinem Recht Gebrauch machen wird, in Verhandlungen Kompenfationen zu fordern. Führen diese Verhandlungen innerhalb zehn Tagen nicht zum Ziel, dann ist Frankreich berechtigt, im Rahmen des durch die deutschen Kündigungen bedrohten französischen Exports Gegenmaß= nahmen gegen die deutsche Einfuhr nach Frankreich zu treffen. Was bei dem Abschluß des Zusazabkommens von vornherein zu sagen war, daß nämlich die Inanspruchnahme des Kündigungsrechts zwischen Deutschland und Frankreich zu einem schleichenden 30llkriege füh ren muß, das wird jetzt eintreffen. Dabei zählt Frankreich noch heute zu den besten Käufern deutscher Waren.
Die deutsche Regierung verfucht natürlich, die Bedeutung der Zollkündigungen gegenüber Frankreich zu bagatellifieren.
Es wird darauf hingewiesen, daß es sich nur um französische Exporte nach Deutschland von 30 Millionen Franken Industrieartikeln und 4 Millionen Franken agrarischen Produkten handele. Diese Angaben wären noch nachzuprüfen. Aber es ist schon nicht gleichgültig, daß Deutschland als erstes Land von den Kündigungsmöglichfeiten Gebrauch gemacht hat, nachdem Frankreich es seinerzeit war, das das Recht zur Auskündigung von 36llbindungen für sich verlangt hatte und die Papen- Regierung sich viel darauf zugute tat, durch den Abschluß des Zujazabkommens
schon damals die Kündigung des deutschfranzösischen Handelsvertrages verhindert zu haben. Von diesem Handelsvertrag hatte bisher Deutschland den größeren Vorteil. Deutschland liefert jetzt Frankreich den Vorwand, den deutschen Export nach Frankreich seinerseits nach allen Regeln der Kunst einzuschränken.
Entscheidend aber ist, daß das Vorgehen gegenüber Frankreich die bedenklichsten Fernwirkungen hat.
Schon die autonome Erhöhung der Vieh-, Fleisch, Schmalz- und Speczölle hat in Holland und den nordischen Ländern einen Sturm der Entrüstung gegen Deutschland hervorgerufen. In Dänemark ist erklärt worden, daß Deutschland immer wieder zu der Ueberlegung zwinge, noch mehr als bisher sich auf Käufe in England einzurichten. In Holland bereitet sich eine neue Boykottbewegung vor. Die Kündigung der französischen Zollbindungen aber wird sich nicht nur wieder gegen Holland und Dänemark auswirken, sondern auch gegen Jugoslawien ,
und statt dessen Delfrüchte anbauen kann, damit die erforderliche Teilliquidation lebensunfähiger landwirtschaftlicher Großbetriebe vermieden wird, sollen Margarine und Delkuchen zwecks Förderung des Delfruchtanbaues verteuert werden! Dieses ,, dringende Erfordernis" wird wenn ihm Rechnung getragen wird die Verelendung des Bauerntums ebenso beschleunigen wie die seit drei Jahren betriebene Verteuerung des Futtergetreides und die Maßnahmen des Vollstreckungsschutzes bzw. der Zerstörung des Agrarkredits.
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Der Kampf zwischen Stadt und Land hat nur Sinn für den Großgrundbesiz. Denn Brot und Kartoffeln müssen die Arbeiter essen, wollen fie nicht verhungern. Daß sie sich den Fleisch, Milch-, Eier, Obst- und Gemüseverbrauch„, abgewöhnen" können, haben die letzten Jahre der Wirtschaftsfrise gelehrt.
Diese letzten Jahre haben auch zu der klaren Erkenntnis geführt, daß, je höher die Brot- und Kartoffelpreise sind, um so geringer die Kauftraft des Arbeiters für die Produkte der bäuerlichen Landwirtschaft wird.
Der Großbetrieb, der Getreide und Kartoffeln teuer verkauft und dem Macht und Einfluß eingeräumt wird, um dieses Ziel zu erreichen, schädigt damit nicht nur den Arbeiter, nicht nur den Bauern in Nordwestdeutschland , der seinen Schweinebestand verkleinern muß und in Not und Verzweiflung geräter schädigt das ganze deutsche Bauerntum!
Die neuen Pläne auf dem Gebiete des Vollstreckungsschutzes und der Förderung" des Anbaues von Delfrüchten in Deutschland würden nicht nur den Arbeiter schädigen, dem nach dem Schmalz auch die Margarine verteuert werden soll, sondern auch den Bauern, dem im Delkuchen das billigste Futtermittel und damit die Möglichkeit der Intensivierung seiner meist für seine und seiner Familie Arbeitskraft zu fleinen Wirtschaft genommen werden würde.
Der von den Agrariern geschürte Kampf des Landes gegen die Stadt ist für den Bauern sinnlos und verderblich. Seine Interessen und die des städtischen Arbeiters und Arbeitslosen sind die gleichen. Sie sind beide denen des ostdeutschen Großagrariertums entgegengesetzt, das seit Jahren das Reich in den ausschließlichen Dienst seiner volts und wirtschaftszerstörenden Interessen zu stellen bemüht ist.
Belgien und hinsichtlich der Baumwollwaren auch gegen England.
Noch vor wenigen Tagen hat der Staatssekretär Dr. Bang vom Reichswirtschaftsministerium
nachdrücklich alle Rücksichten auf den Industrieexport versprochen. Auch Hugenberg hat fich in der gleichen Richtung geäußert. Die Tatsachen reden eine ganz andere und für Deutsch lands Gesamtwirtschaft geradezu lebensgefährliche Sprache.
Diese Maßnahmen scheinen aber erst der Anfang von dem zu sein, was geplant ist.
Auf einer rheinischen Bauernversammlung hat der neue Staatssekretär im Reichsernährungsministerium, Rohr- Demmin, Andeutungen darüber gemacht, daß die Reichsregierung allen Ernstes die Forderungen des Reichslandbundes erfüllen wolle, die Buttereinfuhr völlig zu sperren.
Gegenwärtig bestehen mit den Buttereinfuhrländern, in der Hauptsache Holland, Dänemark und Finnland , Kontingentsvereinbarungen über 55 000 Tonnen Buttereinfuhr. Die frühere Jahreseinfuhr ist durch dieses Kontingent schon auf f a ſt die Hälfte gedrosselt worden Die Butterpreise haben davon nicht profitiert, weil sie von der Kauffähigkeit des Inlandes, nicht aber von der Einfuhr und der Höhe des Zolls abhängen.
Wenn Deutschland eine Buttereinfuhrsperre durchführt, gleich viel auf welchem Wege, dann begeht es einen handelspolitischen Gemaltstreich, der den sofortigen Zollkrieg mit den beteiligten Ländern zur Folge haben muß. Die Wirkungen für den industriellen Erport
,, Das Ende Hamburgs.." Deutschlands wären un absehbar.
Hanseaten zu dieser Handelspolitik
Im ,, Hamburger Fremdenblatt" nehmen führende Männer der Hamburger Berwaltung und Wirtschaft zu der agrarpolitischen Handelspolitik Deutschlands in einer Form Stellung, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig läßt.
Oberbürgermeister Petersen erklärt, die Vernichtung der Handelsbeziehungen würde das Ende Hamburgs und den Tod der deutschen Schiffahrt bedeuten. Die leitenden Direktoren der Hamburger Großbetriebe, wie W. Blohm von der Werft Blohm u. Boß, machen für die besonders drückende Arbeitslosigkeit im Schiffbau und den verwandten Maschinenbetrieben die jetzige Handelspolitik verantwortlich, während des Vorsitzende des Vereins Hamburger Exporteure feststellt, daß die Abschließung vom Auslande völligen Verzicht auf Weltgeltung und Weltpolitik bedeute.
Diesen Ausführungen, denen sich in der gleichen Linie eine Anzahl weiterer führender Hamburger Beamter und Wirtschaftler anschließt, wäre noch) hinzuzufügen, daß die Abschließungspolitik nicht nur das Ende Hamburgs , sondern das Ende von Millionen erwerbstätigen Deutschen bedeuten würde.
Auch die in der Versenkung verschwundene Butterbeimischung zur Margarine soll in der Form wiederbelebt werden, daß man
eine Margarineverteuerung auf dem Zollwege versucht. Den an anderer Stelle besprochenen Plan zum Mehranbau von Delsaaten will man dadurch fruchtbar machen, daß man den inländischen Delmühlen Einfuhrzölle auf aus ländische Dele verspricht. Das hätte auto= matisch eine Berteuerung der zur Margarineproduktion erforderlichen ausländischen Dele und damit die durch die Butterbeimischung nicht erreichte Verteuerung der Margarine zur Folge.
Auch für diesen Plan gelten selbstverständlich alle Einwände, die preispolitisch gegen die Butterbeimischung zu machen waren. Denn jede Margarineverteuerung muß bei der beschränkten inländischen Kaufkraft zur Bevorzugung der billigeren Margarine führen, kann aber niemals den Butterpreisen zugute kommen. Auf der anderen Seite aber ergeben sich auch hier die schwersten Folgen für den deut schen Industrieegport.
Alle diese Maßnahmen werden getroffen, um den Taumel der ,, nationalen Erhebung" in der ländlichen Bevölkerung für die Wahlen am 5. März fruchtbar zu machen.
Sie dienen letztlich dem Austrag des politischen Konkurrenzkampfes zwischen den Deutschnationalen und den Nationalsozialisten, deren Einfluß Hugenberg auf dem Lande um jeden Preis zurüddrängen möchte. Dieser Taumel neuer handelspolitischer Experimente, dieser Taumel des Exportmordes, muß zu einem furchtbaren Erwachen führen. Es ist unvermeidlich, daß im Zuge dieser Entwicklung die Arbeitslosig= teit steigt und steigt, daß die Bauern noch weniger und zu noch schlechteren Preisen verkaufen als bisher. Aber wer fümmert sich heute um derartige Folgen, wenn man den politischen Taumel der nationalen Erhebung nötig hat, um den Boden für zweifelhafte politische Experimente zu schaffen.
Fords Hausbank pleite
Gouverneur verhängt Zahlungssperre
Der Gouverneur des Staates Michigan , eines ausgesprochenen Industriestaates in den USA . mit dem Zentrum Detroit hat für die Deffentlichkeit völlig überraschend eine allgemeine 3ahlungssperre ,, wegen außergewöhnlicher Finanzverhältnisse" verhängt. Die Zahlungssperre ist zunächst auf acht Tage befristet.
Im Hintergrund dieser aufsehenerregenden Maßnahmen steht der Zusammenbruch der Union Guardian Trust Company, die in Zahlungsschwierigkeiten geraten ist und ihre Schalter schließen mußte. Diese Bank befindet sich seit einigen Jahren im Besitz des Autokönigs Henri Ford, und die Finanzierung der Ford schen Automobilbetriebe bildete einen wesentlichen Bestandteil ihrer Geschäftstätigkeit. Ueber die Ursachen des Zusammenbruchs ist noch nichts Näheres bekannt, ebenso wäre es verfrüht, aus der Pleite dieser Bank auf einen bevorstehenden Zusammenbruch des Ford- Konzerns zu schließen. Immerhin deuten verschiedene Meldungen der letzten Zeit darauf hin, daß die Situation bei Ford alles andere als rosig ist.
Wie vor dem Zusammenbruch der Danatbank fanden seit mehreren Tagen fast ununterbrochen Konferenzen zwischen Regierungs- und Notenbankvertretern sowie Henri Ford statt, um einer Zahlungseinstellung noch zu vorzukommen. Auffallenderweise nahm an diesen Besprechungen auch der Inhaber des Automobilkonzerns Chrysler, einer der größten Konkurrenten Fords, teil.
Der Erlaß der Zahlungssperre beweist, daß kein Ausweg aus der Zahlungseinstellung der Großbant mehr gefunden werden konnte, so daß der Gouverneur das Moratorium zum Schuß gegen einen allgemeinen Run auf Banken und Sparfaffen erließ. Betroffen werden hierdurch etwa 500 Banken und Sparkassen mit mehreren Miliarden. Mart Einlagen.
Handel und Kaufkraft
Die Hälfte des Volkseinkommens wandert zum Kaufmann
Das Sonderheft 32 des Konjunkturinstituts( Berlag Reimar Hobbing ) befaßt sich in sehr eingehender Weise mit„ Umsatz, Lagerhaltung und Kosten im deutschen Einzelhandel 1924 bis 1932".
Wichtigste Feststellung ist, daß die Umfäße des Einzelhandels aufs engste von der Entwicklung der Massenkaufkraft, des Volkseinkommens abhängig find. Im Jahre 1928 betrug das gesamte Einkommen des deutschen Volkes 77,6 Milliarden Mark; davon wurden 36,3 Milliarden Mark, fast die Hälfte zum Kaufmann getragen. Rechnet man den Handwerkshandel( Bäcker- und Fleischerumsäge) hinzu, so wurden sogar 60 Proz des Volkseinkommens im Einzelhandelsumjazz ausgegeben.
Seit 1930, als die Schrumpfung der Massenkaufkraft sich stärker durchsetzte, sind die Einzelhandelsumsätze start zurückgegangen. Sie werden für 1932 vom Konjunkturinstitut auf nur 23 Milliarden Mark geschätzt. Von dem Rückgang wurde der Handel mit Kultur- und Lurusgütern naturgemäß viel stärker als der Handel des starren Bedarfs( Lebensmittel) betroffen.
Wichtig sind gegenüber der nationalsozialistischen Demagogie die Feststellungen über den Anteil der einzelnen Handelsgruppen. Vom Gesamtumjazz entfielen in den letzten Jahren stets nur 4 Proz. auf die Warenhäuser; etwa den gleichen Anteil haben die Konsumvereine. Die Einheitspreisgeschäfte setzen trotz ihres Vordringens nur ein Prozent vom Gesamthandel um. Nur eine Gruppe konnte ihren Anteil merklich erhöhen, der Markt-, Straßen- und Hausierhandel von 6,5 Proz. im Jahre 1928 auf 7,4 Proz. im Jahre 1931. Aber das ist auch nur ein leicht erflärliches Zeichen der heutigen Not.
Wann aber wird der Einzelhandel einsehen, daß ihm nicht die nationalsozialistischen Phrasen, sondern nur eine Stärkung der Massenkaufkraft helfen kann?
7 Proz. Dividende der Rheinischen Hypothekenbank. Die Rheinische Hypothekenbank A.-G. in Mannheim schließt das Geschäftsjahr 1932 nachy Absetzung erheblicher Rückstellungen und Abschrei bungen mit einem erhöhten Reingewinn von 1,46 gegen 1,38 Millionen Mark ab. Die Dividende, die im Vorjahr von 10 auf 6 Proz. gesenkt wurde, wird für 1932 auf 7 Pro z. wieder heraufgesetzt. Die Bank fonnte infolge der Festigung des Rentenmarktes größere Wertpapierbestände mit erheblichem Gewinn ge= genüber der Bilanzkrise von 1931 verkaufen, wodurch das Gesamtergebnis günstig beeinflußt wurde.