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Das freie Wort

Kongreß in Berlin

Dem Bekenntnis zur Freiheit des Wortes in Rede und Schrift, zur Freiheit der Forschung, der Kunst, der Schule und der Wissenschaft dient der Kongreß, den zahlreiche freiheitliche Organi sationen, so der Deutsche Freidenkerverband, der Berband der Nahrungs- und Genußmittelarbeiter ut. a. m., und Persönlichkeiten am 19. d. Mt., por­mittags 10 1hr, im großen Saal der roll. oper beginnen. Führende Männer und Frauen aus all diesen Arbeitsgebieten merden als Refe renten oder Diskussionsredner sprechen. Neben den Delegierten und sonstigen Teilnehmern er­halten auch Gäste Zutritt gegen geringen Kosten­beitrag, der für Erwerbsloje noch) start ermäßigt wird.

Eisleben

ftellung des Bundes vor. Die Nachricht hiervon hat größte Erregung hervorgerufen. Die sozial­demokratischen Abgeordneten haben sich mit dem Bundeskanzler und dem Finanzminiffer ins Ein­vernehmen gesetzt, um sie auf die Gefahr auf­merksam zu machen, die diese Zahlungseinstellung nach sich ziehen müßte.

Es ist allgemein bekannt, daß jenes Dester­reich, wie man es in St. Germain 1919 mißgestaltet hat, sich aus eigener Kraft nicht erhalten kann. Es muß dauernd Sanie rungsanleihen erhalten. In der Welt­frise wäre das in dem Lande des meit­mirkenden Großbanfenfrachs noch nötiger als sonst, aber selbst die Auszahlung der neuesten 100- millionen- Schilling- Anleihe verzögert sich immer aufs neue, woran die große Hirtenberger Waffenfchie­bung Italien- Ungarn nicht ohne Schuld ist.

Papen isoliert

Absage im Saargebiet

Saarbrüden, 14. Februar.

Papen und Seldte haben am Dienstag in Saarbrücken einen deutlichen Beweis er halten, wie die Bevölkerung des Saargebietes über die Hitler Regierung und ben Papen Kurs urteilt.

Auf seinem Weg nach Neunkirchen war Papen im Regierungsgebäude von Saar­brüden abgestiegen. Hierher hatte er auch die. Bertreter der deutschen Presse zu einem Empfang gebeten. Die Bertreter der Zen­trumspresse, der sozialdemokratischen, kommu­nistischen und demokratischen Blätter hatten es jedoch abgelehnt, dem Wunsche des Vizekanzlers zu entsprechen. Die Re­daktionen der Zeitungen der Zentrumspartei schickten einen Brief an das saarländische Regie­rungsmitglied, daß sie angesichts der Behandlung der Zentrumspartei durch Herrn von Papen nicht imstande seien, an der Pressebesprechung teilzunehmen.

Zentrum, Sozialdemokraten, Kommunisten und Staatspartei bedeuten fünf Sechstel der Bevölkerung des Saargebietes. Die De= monstration gegen Papen findet bei ihr ungeteilten Beifall.

Leichtsinn von Neunkirchen

Die Sozialdemokratie hatte rechtzeitig gewarnt

30

Neunkirchen , 14. Februar. Bor drei Jahren, als der inzwischen explodierte Gasbehälter in Neunkirchen gebaut murde, haben die sozialistischen Bertre. fer im Gemeinderat profeffiert, daß dieser Gasbehälter, der zweitgrößte Europas , mitten in eine bewohnte Gegend gefeht wurde. Neben dem Gasbehälter läuft eine der belebtesten Straßen des Saargebietes, die Straße nach Saarbrüden. Hundert Meter weiter befindet sich eine Schule mit 500 kindern. Zum Glüd war die Schule zur Zeit der Explosion leer, sonst wären Hunderte von Kindern umgekommen. Die Frau des Schuldieners ist durch die Explosion durch das Fenster ihrer Wohnung auf die Straße geschleu­dert worden. Die zerstörten und vom Erdboden vertilgten Wohnhäuser lagen unmittelbar neben der Explosionsstätte.

Die sozialdemokratischen Bertreter im Gemeinde­rat wurden damals überftimmt.

Göring schafft Arbeit Severings Name wird ausgemeißelt Bochum , 14. Februar.

Die neue Regierung läßt sich mit besten Kräften angelegen sein, Arbeit für die Erwerbslosen zu beschaffen. Die Ausrottung des Margismus bietet ihr dazu die beste Gelegenheit. Am Montagmorgen waren Bauarbeiter damit beschäftigt, die Polizei­unterkunft an der Castroper Straße in Bochum Don margistischen Merkmalen zu säubern. Die Bezeichnung an der Hauptfront des Gebäudes Polizeiuntertunft Staatsminister Severing" wurde Buch st a be um Buch. stabe aus der Wandherausgemeißelt. Die Kosten dieser wichtigen Arbeit gehen zu Lasten der Staatstaffe. Mit der Besetti­gung der Inschrift ist ein gefährliches Stüd Margismus in Bochum ausgerottet.

HEINRICH JACOBI

D

Na, ist das noch immer keine Arbeitsbeschaffung?

Absage in Hamburg

Nicht überall

sind die Trauben zu erreichen

Hamburg , 14. Februar.

In Hamburg wurde in den letzten Wochen über die Neubildung eines Senats verhan delt, der unter Führung der Nazis stehen und von der Staatspartei toleriert werden sollte. Diese Verhandlungen sind jetzt durch eine Ab. fage der Staatspartei gescheitert. Die Nationalsozialisten haben daraufhin die Auf­lösung der Bürgerschaft beantragt, über die am 24. Februar beschlossen werden soll.

SA. stürmt Jugendheim

Selbst Kinder nicht mehr sicher

Magdeburg , 14. Februar.

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Am Sonntagvormittag hatte sich die hiesige Hitler Garde vom Domprediger Martin im Stile der men" geistlich einsegnen der ,, A laffen. Am Abend des gleichen Tages verübten sie einen scha mlos rohen Ueberfall auf das städtische Franke Jugendheim. Dort veranstaltete der Ortsausschuß für Jugend­pflege einen Heiteren Abend. Es waren 615 Kar­ten an Kinder, Jugendliche und Frauen ausgegeben worden. Da zu dem Abend das Schichtl- Marionetten- Theater mitwirken wollte, war der Andrang ungemein start. Bereits um 20 Uhr mußte der Hausverwalter den großen völlig überfüllten Vortragssa al schließen. An der Veranstaltung beteiligten sich alle Jugendbünde, die im Franke- Jugend­heim Aufnahme gefunden haben. Noch nie ist es in dem Heim zwischen den einzelnen Bünden zu politischen Auseinandersegungen gekommen. Erst feit der Beit, feit der die Hitler- Jugend dort ein Zimmer belegt hat, herrscht Unruhe im ganzen Haus.

Bis um 21 Uhr war die Vorstellung im Heim völlig ruhig verlaufen. Nach einer kurzen Bause begann das vorgesehene Barietéprogramm. Plög lich wurde, wie die Volksstimme" berichtet, die Saaltür aufgerissen und eine

Meute von ungefähr 80 uniformierten SA.- Leuten

stürmte in den Saal. Sie stürzten zu den Licht­schaltern und schalteten das Licht im Saal ein. Dann marschierten sie mitten während der Bor­stellung durch den vollbesezten Saal bis zur Bühne unter Führung eines SS. Mannes. Es erschallte laut das Kommando ,, SA. vor!" Das war das Signal zu einer wüsten Schlägerei. Wahllos schlugen die achtzig S.- Leute mit Stahlruten, Ofen­haten, Gummitnüppeln und Schulter­riemen auf die Jugendlichen ein.

Alles drängte sofort zu dem Saalausgang. Ohne Erbarmen stürzten sich die SA. - Leute auf Frauen und Mädchen. Einer älteren Frau rief ein 20jähriger SA.- Mann zu: Ihr habt jetzt 14 Jahre regiert. Jezt werden wir zeigen, wie regiert wird." Dabei schlug er unaufhörlich mit einem Gummifnüppel über den Rücken der Frau, die mit einem kleinen Jungen zu dieser Ver­anstaltung erschienen war.

Der a chtjährige Fred Hermece, Mariannen­straße, erhielt eine so schwere Kopfper legung, daß er in das Krankenhaus einge­liefert werden mußte. Einem anderen Jugend­lichen wurde mit einem Karabinerhaken die ganze Lippe und die Bade aufgerissen. Bei dieser wüsten Schlägerei wurden nicht nur Angehörige der Sozialistischen Arbeiterjugend, sondern auch Mitglieder bürgerlicher Jugendverbände verlegt. Von verschiedenen Personen wurde beobachtet, daß die SA. mit geladenen Revolvern in das Haus eingedrungen war. Als besonderer Schläger wurde der SA.- Mann Ehrenberg, Oranienstr. 2, erkannt.

Der Heimverwalter mar gegenüber diesen Strolchen vollkommen machtlos. Vor seinen Augen

fraten junge SA. - Leute zehnjährigen Mädchen von bürgerlichen Bereinen vor den Leib.

Hausmarke

N° 15 15

10.

Ein Teil der SA. - Leute stürmte zum Heim­zimmer der Sozialistischen Arbeiterjugend. Sie fanden die Tür verschlossen. Sie erbrachen sie einfach mit Gewalt. Die Jungsozialisten, die sich in dem Zimmer aufhielten, wurden von den eindringenden SA. - Leuten niederge= schlagen. Auch sie erhielten erhebliche Ber­legungen. Als der Jungsozialist Körner nach dieser Schlägerei das Heim verlassen wollte, fand er es noch immer von Nationalsozialisten um­stellt. Mit einem Ofenhafen schlug ein Nationalsozialist ihn über den Kopf. Bon hilfsbereiten Personen mußte er zu einem Arzt gebracht werden.

Als das von der SAJ. alarmierte Ueberfall­tommando erschien, hatte der größte Teil der bewaffneten SA. - Leute das Weite gesucht.

lying Det

Der von Bracht- Papen eingejezte neue Poli= zeipräsident Freiherr von Norden flycht läßt über den Roheitsatt der braunen Horden einen Polizeibericht herausgeben, der eine moralische schuldigen Schläger darstellt. Er Er behauptet, einige Jugendliche der Hitler - Partei fühlten sich bedroht", mes= halb sie aus dem Standquartier der S. ,, Unter­stügung herbeiholten". Nachdem diese SA. - Leute eingetroffen, sei es um 10 Uhr abends zu ,, einer fleinen Schlägerei" gekommen.

Hoovers Abschiedsrede

Bei einer Lincoln- Feier

Eigener Bericht des Vormärts" New York , 14. Februar.

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Bei einer Lincoln Feier hat der schei­dende Präsident Hoover eine Rede gehalten, die als politisches Testament gelten fann und zugleich als Richtlinie der fünftigen Politik der Republikanischen Partei.

Hoover erklärte, Amerika stehe an einem Kreuz­weg. Es könne zwischen drei Wegen wählen, zwischen Weltkooperation, Isolierung oder Inflation. Hoover selbst ist für die Rückkehr der Staaten zum Goldstandard und für die Verwendung der Schuldenzahlungen zur Währungsstabilisierung in den Schuld­nerstaaten. Bevor dies nicht geschehen sei, dürfte die USA . ihre Handelsbarriere und die Zölle nicht senten. Die Bedeutung der Schuldenzahlungen und ihre Wirkungen sei von der Propaganda der europäischen Schuldner start übertrieben worden. Eine Streichung der Schulden sei ab= zulehnen.

Desterreich zahlt nicht Einstellung der Eisenbahnpensionen

Wien , 14. Februar.

Wie spät abends verlautet, erklärt die General­direktion der Desterreichischen Bundesbahnen, daß sie am Ersten des kommenden Monats nicht mehr in der Lage ist, Gehälter an ihre Pensionisten auszuzahlen. Da die Bundesbahnen ein halb­staatliches Unternehmen sind, für welches der Bund haftet, liegt geradezu eine Zahlungsein­

ORIGINALGROSSE N° 10..... 10 Am grünen Band, wird sie erkannt!

HEINRICH JACOBI

Listenverbindung

Was sie kann und was sie nicht kann

Aus dem Büro des Parteivorstandes wird uns geschrieben:

Wie vor den letzten Wahlen wird auch jetzt wieder viel über Listenverbindung gesprochen. Für große Parteien, die ihre Stimmen voll aus= merten können, tommt sie nicht in Frage. Sie hat nur Sinn für kleine Parteten. Auf der Reichs­liste können nämlich nur so viel Mandate ausge= teilt werden, als die betreffende Partei Mandate in den Bezirken bekommen hat. Die Staatspartei brachte am 6. November nur 1 Mandat in einem Bezirk( Baden- Württemberg ) auf und erhielt daher auch nur 1 Mandat auf der Reichsliste, obgleich fie noch Stimmen für weitere 4 Mandate auf der Reichsliste besaß. Wäre damals ihre Liste an die unserer Partei angeschlossen gewesen, so hätte die Staatspartei nicht 2, sondern 6 Mandate erhalten. Die Sozialdemokratifche Partei hatte am 6. No­vember in den Bezirken 113 Mandate und erhielt auf der Reichsliste noch 8 dazu. die Kommunistische Partei betam in den Bezirken 91 Manbate und noch 9 auf der Reichsliste. Bei einer Listen Derbindung hätten beide Parteien zusammen tein einziges Mandat mehr erhalten. Für sie hätte also eine Listen­verbindung keinen Sinn gehabt. Da für einen Stimmenreſt von mehr als 30 000 Stimmen auf der Reichsliste noch ein Mandat ausgeteilt wird, und 1930 sowohl die Sozialdemokratische wie die Kommunistische Partei je einen solchen Stimmen­rest aufwiesen, bekamen sie beide solch ein Rest­mandat. Hätten sie damals ihre Listen verbunden gehabt, so wären die beiden Reste zusammen­gezählt worden, hätten nur noch ein Vollmandat von 60 000 Stimmen ergeben und der dann noch verbliebene Rest wäre leer ausgegangen. Sie hätten bei Listenverbindung also fogar zusammen noch ein Mandat weniger gehabt als bei ge= trennten Listen.

Listenverbindung zwischen Sozialdemokratie und KPD. tann also unter Umständen noch schaden. Mit der Frage der Einheitsfront hat diese Frage, die eine rein wahltechnische ist, nichts zu tun.

Dittatur einigt-

Eigener Bericht des ,, Vorwärts" Warschau , 14. Februar. Die zufammengeschwindelte Regierungsmehrheit des Sejm nimmt den Haushaltsplan an, aber zum erstenmal feit der Aufrichtung der Diktatur haben alle anderen, bisher noch halbwegs regierungsfreundlichen Parteien sich zur Oppo­fifion geschlagen. Die Fraktionen der bürgerlichen Deutschen und der Juden, der christlichen Demo­fraten und der gemäßigten Weißruffen und Utrainer ftimmten mit der gesamten Linken( Cen­frolew) und der Rechten( Nationaldemokraten) gegen die Regierung.

Diese entschiedene Wendung der bisher noch schwankenden Parteien zu entschiedenster Oppo­fifion spiegelt die ungeheure Unzufriedenheit und Erregung im ganzen Lande wider.

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