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ERSTE BEILAGE

Vorwärts

Der Vorwärts" an seine Leser

Der ,, Vorwärts" ist, wie unseren Lesern bekannt, vom 16. bis zum 22. Fe= bruar einschließlich verboten ge= wesen. Dies Verbot muß nach§ 12 der Notverordnung vom 4. Februar auf­gehoben werden, da die Beschwerde des ,, Vorwärts" nicht innerhalb der vorge­schriebenen Frist an das Reichsinnen­ministerium weitergeleitet worden ist.

Der Borwärts" wird nun von seinen Lejern mit Anfragen bestürmt, weshalb während des jezigen Verbots nicht, wie in früheren Fällen,

Ein paar Worte zur Aufklärung

Zeitung, sondern sogar Botenfrauen, die an der Verbreitung teilnehmen würden.

Der Vorwärts" ist aus diesen Gründen leider nicht in der Lage, seine Leser durch Lieferung einer Ersatzzeitung zu entschädigen. Er wird jedoch den Ausfall durch verstärkte Lei­stungen bis zur Wahl wettzumachen suchen und appelliert an die Solidarität seiner Lejer. Ein ganzer oder teilweiser Erlaß des Abonnements­geldes ist uns nicht möglich, da der Vorwärts"

infolge Ausfall der bezahlten Anzeigen bei Weiter­laufen aller wesentlichen Unkosten durch das Verbot ohnedies aufs schwerste geschä­digt ist.

Wir wenden uns also an die oft bewährte Treue unserer Leser und Freunde und bitten, den ,, Vorwärts", das Kampfblatt des schaffenden Boltes vor allem durch Massenwerbung neuer Leser zu unterstützen. 68 Tages­zeitungen erscheinen in Groß- Berlin, darunter nur eine einzige jozialdemokratische, der Vorwärts". Kampfesfroh und mutig hebt sich der Borwärts" mit jedem Tage schärfer von der gesamten übrigen

eine Ersatzeitung geliefert wird. Das ist Für Freiheit, Volkund Sozialismus Presse ab, die zu einem großen Teil unter Miß­

jedoch nach der neuen Notverordnung nicht möglich. Bei früheren Verboten durften Ersatz­zeitungen geliefert werden, dieje neue Notverord­nung aber verbietet die Lieferung einer Ersatz­zeitung ausdrücklich. Für den Fall der Zuwider­handlung gegen die neue Notverordnung wird Geldstrafe und Gefängnis nicht unter drei Monaten angedroht. Diese Strafandrohung trifft nicht nur Druckerei und Verlag einer verbotenen

Tot auf den Schienen

Junger Uhrmacher erschossen aufgefunden

Ein unheimlicher Fund wurde am Mittwoch früh um 7 Uhr 30 Minuten von einem Streden­läufer und einem Lokomotivführer auf dem Schienenweg der Hamburger Bahn in der Nähe von Nauen an der Bahnüberführung Bredow- Perjenih gemacht. Die beiden Eisen­bahnbeamten fanden dort auf den Schienen lie­gend die Leiche eines jungen Mannes. Der Mann lag bäuchlings auf dem Schotter. Man zog den Toten von den Schienen herunter und benachrichtigte dann die Behörden. Allem An­schein nach ist der junge Mann, bei dem es sich um einen 20 Jahre alten Uhrmacher Franz Langer­3id aus Rydultau handelt, einem Verbrechen zum Opfer gefallen.

Als man die Leiche untersuchte, stellte es sich heraus, daß der Tote außer der Schußverlegung noch zahlreiche Wunden aufwies, die san­scheinend von einem schweren Fall herrühren. Bei der Durchsuchung der Kleidung des Mannes fand man 130 Mart Bargeld, weiter eine größere Menge polnischen Geldes, Papiere, die auf seinen Namen lauteten und wohlgeordnet maren, so wie einen Zettel, aus dem hervorgeht, daß L. Mitglied der Volksbibliothek in Ratibor war. Franz L. stammt aus dem Kreis Rybnick. Man fand bei ihm eine Fahrkarte vom 20. d. M. von Liegnig nach Berlin .

Es hat den Anschein, als ob der junge Mann im Zug überfallen, niedergeschossen und dann hin­ausgeworfen worden ist. Vielleicht hat er aber auch Selbstmord in der Weise begangen, daß er vor dem Schuß die Tür geöffnet hat und dann hinausgestürzt ist.

3wei Tote in Spandau

In Spandau , das in den letzten Tagen wiederholt der Schauplatz schwerer politischer 3wischenfälle gewesen ist, gab es in der letzten Nacht in der Brückenstraße und in der Potsdamer Straße abermals blutige Auseinandersetzungen zwischen politischen Gegnern. In beiden Fällen soll es sich um Nationalsozialisten und Kommu­nisten gehandelt haben. Zwei Tote und

Die vom Sozialistischen Kulturbund ein­berufene Kundgebung, die am 19. Fe­bruar in der Volksbühne stattfinden sollte, ist nunmehr für kommenden Sonntag, den 26. Februar, vormittags 11 Uhr, in der Neuen Welt, Hasen­heide, vorgesehen.

Die ausgegebenen Karten behalten ihre Gültigkeit.

mehrere Schwerverletzte blieben auf dem Blaze. Die erste Schießerei spielte sich gegen 1 Uhr vor dem KPD. - Verkehrslokal in der Brückenstr. 3 in Spandau ab. Dabei wurde ein 20jähriger Natio­nalsozialist durch einen Rückenschuß getötet. Etwa Stunden später kam es in der Potsdamer Straße zu einer zweiten Schießerei, bei der ein Arbeiter getötet und zwei weitere Beteiligte schwer verletzt wurden. Die Verletzten wurden ins Städtische Krankenhaus übergeführt, wo schwere Bauchschüsse festgestellt wurden.

Jm Antikriegsmuseum, Parochialstr. 29, hält am: Montag, dem 27. Februar, abends 8 Uhr, Erich Knauf einen Lichtbildervortrag:" Der aftuelle Daumier", und Ernst Friedrich spricht aktuelle Dichtungen von Heine, Freiligrath u. a.

achtung ihrer sonst betonten volksfreundlichen Grundsätze vorsichtig mit den herrschenden Ge­walten zu paktieren sucht. Jede Ausgabe des ,, Borwärts" sollte daher von Hand zu Hand gereicht und auch denen zugänglich gemacht werden, die in der heutigen Zeit die Mittel für eine Zeitung nicht mehr aufbringen können. Freiheit!

Kino ausgebrannt

Großfeuer in Johannisthal

Durch ein Großfeuer wurde in der Nacht zum Mittwoch das Filmtheater Kinotheater, Film­Stern" am Königsheideweg 13/14 in Johannis­ thal völlig eingeäschert. Der Vorführraum und einige kostbare Filme konnten gerettet wer­

DONNERSTAG, 23. FEBRUAR 1933

Beim Eintreffen der Feuerwehren brannte bereits

das ganze Gebäude lichterloh. Mit einer großen Zahl von Schlauchleitungen griffen die Wehren in die Bekämpfung des Brandes ein. Die Flammen hatten jedoch so schnell um sich ge= griffen, daß von dem Gebäude menig gerettet werden konnte. Ein Teil des Baues stürzte frachend zusammen. Die Lösch- und Aufräumungs­arbeiten waren erst gegen 11 Uhr vormittags be­endet. Der Schaden ist sehr hoch und nur zum Teil durch Versicherung gedeckt. Die Entstehungs­ursache ist noch völlig ungeklärt..

Neun Mann ertrunken Insel der gestrandeten Schiffe

Reykjavik , 22. Februar.

Der deutsche Fischdampfer ,, Brigitte Sturm" überrannte außerhalb des Hafens von Reykjavik ein isländisches Fischerboot, das sofort sank. Neun Mann ertranken, acht wurden gerettet. Fünf von ihnen hatten sich an dem Anker des deutschen Dampfers festgehalten, die übrigen drei wurden von einem Rettungsboot an Bord genommen.

Wie weiter gemeldet wird, strandete vor fünf Tagen an der Südküste Islands der deutsche Fisch­dampfer ,, Gustav Meyer" aus Wesermünde . Die Besatzung fonnte erst jetzt, völlig erschöpft, den Strand erreichen. An der Nordküste von Island sind gleichfalls vor einigen Tagen zwei eng­lische Fisch dampfer bei starfem Sturm gestrandet. Auch hier konnten die Mann­schaften, insgesamt 32 Köpfe, die Küste erreichen. Englische Fischdampfer, die von Westland nach Reykjavik zurückgekehrt sind, berichten über außer­gewöhnlich starke Eisbildung in der Nähe der Küste.

den, das Gebäude dagegen brannte bis auf die Wiederkehr des Winters

Umfassungsmauern nieder.

Das Lichtspieltheater ist in einem früheren Tanzsaal untergebracht. Nach der Abend­vorstellung am Dienstag wurde der Zuschauer­raum wie üblich kontrolliert, es zeigte sich aber nichts Verdächtiges. Gegen 3.30 Uhr früh wurde im Kino starker Feuerschein wahrgenommen.

Mord in Moabit

Parteigenosse als Flugblattverteiler erschossen

In Moabit ist gestern ein junger Parteigenoffe, der an der Ecke der Werftstraße und Alt- Moabit am Kriminalgericht den Freiheitskampf", die Wahlzeitung der Berliner Sozialdemokratie ver­teilte, das Opfer eines feigen Ueberfalles ge­worden. Der Zeitungsverteiler, der 26 Jahre alte Kurt Gottschalt aus der Wolliner Str. 11, wurde von einem politischen Gegner vermutlich einem Nationalsozialisten brutal über den Haufen geschossen. Schwerverlegt wurde Gottschalk ins Moabiter Krankenhaus gebracht, wo er an den Folgen eines Bauchschusses nach der Operation gestorben ist. Die Kugel hatte innere zerreißungen verursacht, so daß keine Hilfe mehr möglich war.

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Der Schüze war nach der Tat geflüchtet. Bei seiner Verfolgung feuerte er noch mehrere Schüsse ab, ohne glücklicherweise Bassanten zu ver­lezen. Er wurde festgenommen.

Wie uns ein Augenzeuge des Ueberfalles berichtet, trat der Pistolenschütze an den Verteiler des ,, Freiheitskampfes" heran und schlug ihn mit

der Faust ins Gesicht. Dann entriß er ihm die Zeitungen. Als sich der Zeitungsverteiler zur Wehr setzte, zog der Bursche eine Pistole aus der Rocktasche und streckte den jungen Menschen durch einen Bauchschuß nieder. Nach der feigen Tat flüchtete der Bursche, dabei feuerte er noch weitere 4 bis 5 Schüsse ab. Der Täter konnte dann aber gefaßt werden.

Die Pressestelle des Polizeipräsidiums teilt zu dem Vorfall mit, daß an der Ede Alt- Moabit und Werftstraße zwei Personen in einen Streit ge= rieten, in dessen Verlauf einer der Männer eine Pistole zog und seinem Gegner einen Bauchschuß beibrachte". Der Verletzte heißt Kurt Gott= schalt aus der Wolliner Straße im Norden Berlins . G. wurde ins Krankenhaus Moabit ge= bracht. Der Täter gab be: seiner Flucht noch einige Schüsse ab. Der Schütze soll den Eindruck ,, eines geistig nicht normalen" Menschen machen.

Der Mordschüße ist der Politischen Polizei des Polizeipräsidiums übergeben worden. Es soll sich um einen 23jährigen Kurt B. aus Wilmersdorf handeln.

Die ganze vergangene Woche stand im Zeichen des wiedergekehrten Winters, der nach einigen ungewöhnlich milden Wochen erneut und mit aller Schärfe seine Herrschaft antrat.

In der Nacht zum Dienstag sank in den Außen­bezirken das Quecksilber bis auf 18 Grad. Der außerordentlich reiche Schneefall hatte das Einsetzen eines ausgedehnten Wintersports mit Ski und Rodel zur Folge. Die U- Bahnhöfe Onkel Toms Hütte und Krumme Lante und der S Bahnhof Grunewald zeigten tagelang Bilder füddeutscher Wintersportbahnhöfe wie etwa München oder Freiburg i. B. Ganze Regimenter rodel- und skibewaffneter Männlein und Weiblein rückten an und stürmten den nahe gelegenen Grünewald. Die große neue Rodel= bahn bei Onkel Toms Hütte war am Sonntag so überfüllt, daß sich die Zugänge verstopften. Und wo sich im Grunewald ein drei Meter hoher Abhang zeigte, wurde er mit den Skiern ge­nommen. Im Osten wurde natürlich das ,, Müg­gelgebirge" der Zielpunkt aller Sportler. Der Kreuzberg war gleichfalls überfüllt. Der Verkehr auf S- Bahn, U- Bahn, Autobussen und Straßenbahn war am Sonntag enorm.

Weniger Freude an dem Schnee hatte die Stadt Berlin , die für seine Beseitigung bisher rund 80 000 M. ausgeben mußte. Zur Unterstützung des Stammpersonals wurden bei der Schnee­beseitigung 700 Erwerbslose als Hilfsarbeiter ein gestellt.

Wie wird das Wetter?

In Berlin : Meist bedeckt, mit leichten Schnee­fällen, falt, nordöstliche Winde. In Deutsch­ land : Im Nordwesten leichter, sonst mäßiger bis starker Frost, vor allem im Osten und Süden Schneefälle.

Der neue Spezial- Betrachtungs- Apparat D.R. G. M.

ist in sehr exakter Werkstattarbeit aus fräftigem Metall hergestellt und äußerst haltbar lackiert. Gegenüber älteren Modellen besitzt er den Vor­teil, ganz flach zusammenklappbar zu sein, so daß er bequem in der Westentasche mitgeführt werden kann. Weiterhin ist es nicht mehr( wie bisher) erforderlich, die Bilder in den Apparat zu stecken, wodurch die Ränder verdeckt und die Bilder beschädigt werden und außerdem noch durch Wölbung verzerrt erscheinen. Der Spezial­Betrachtungs- Apparat wird einfach auf flach liegende oder im Album eingeklebte Bilder auf­gestellt und eignet sich für fleinste Leica- Bilder bis zum Rolleifler Format von 6 × 6 cm bikonver geschliffene Präzisions- Optik zeigt die Bilder 3% mal vergrößert, läßt also fleinste Einzelheiten erkennen und zeigt außerdem die Fotos so plastisch wie im Stereostop, wodurch die Bilder erst Leben bekommen. Man sollte deshalb alle Aufnahmen durch den Spezial- Betrachtungs­trog starfer Apparat ansehen Die Optik hat Bergrößerung fast feine Randverzeichnung. Der Apparat ist unentbehrlich für Aufnahmen mit der Kleinkamera und zum Erkennen von Einzelheiten größerer Bilder. Er eignet sich

Die

Apparat mit Linsenschutz bei Nichtbenutzung flach zusammengeklappt

Zum Aufstellen linten Steg im ¼ Bogen nach unten und rechten Steg im 12 Bogen herumklappen

zum Betrachten der Zigaretten- Bilderserie Die schönsten Frauen der Welt" und ist unbedingt not­

mendig für die gegenwärtig interessanteste Ziga­retten Bildersammlung Zeppelin- Weltfahrten". Wer mit Muße die Bilder dieser einzigartigen Sammlung durch den Apparat betrachtet, erlebt herrliche Feierstunden. Ein Stück deutscher Ge­schichte wird herbeigezaubert, vom Aufstieg des ersten Luftschiffes 1900 bis zu den Weltreisen des ,, Graf Zeppelin". Die Ausrüstung der Luftflotte im Weltkrieg wird erstmalig in allen Einzelheiten gezeigt und die technische Einrichtung moderner Luftschiffe im Bilde erklärt. Die interessanten Landschaftsaufnahmen vom Luftschiff aus regen die Phantasie an, und in Gedanken erlebt man die Reisen des stolzen Schiffes über die Sümpfe Sibiriens , die Eiswüsten der Arktis und die Palmen Südamerikas Der Apparat eignet sich nur für echte Fotos, aber nicht für Imi­tationen( Drucke). Allerdings sollte man auch nur wertvolle Bilder und kein Talmi sammeln. 264 echte Bromfilber- Fotos im Großformat von 42 X 60 mm Zeppelin Weltfahrten" liegen den Packungen folgender Zigarettenmarfen bei: Club 3% Pfg., flach mit und ohne Gold, Liga 3% Pfg., dick- rund, o. M., sowie Sanct Georg, natur nikotinarm, aber hoch aromatisch, fast

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träftig- mürzig und nur 5 Pfg. Der dazu ge­hörige Spezial- Betrachtungs- Apparat D.R.G.M. ist für 90 Pfg. vom Zigarettenhändler oder

gegen Einsendung genannter Beträge in Briefmarken portofrei von Bilderstelle Lohse, Dresden - 2. 24, erhältlich.