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ZWEITE BEILAGE

Vorwärts

Die Botschaft des Unbekannten

( Schluß.)

Erzählung Von Günther Birkenfeld

Einmal stand er auf und löste die Lippen in dem Gesicht, das hohl und alt geworden war. Und rief, aus überquellender Troſtlosigkeit, der Mutter nur dieses eine Wort in die Augen: Here!" und lief hinaus. Es fostete viel Zeit und Geduld, bis Elsbeth das Zutrauen ihres Jungen und ihren Boze zurückgewann. Und auch um Karl bemühte sie sich jetzt wieder mehr. Wie war er nicht ein rechtschaffener und guter Mann? Quälte und sorgte er sich nicht getreulich für die Seinen? War es nicht undankbar, ihm gram darüber zu bleiben, daß er mitunter grob und ungerecht geworden war? Was fonnte er denn dafür, taputt und überreizt, wie er nun einmal mar? Er meinte es doch nicht so!

Ja, nun schien alles wieder werden zu sollen mie einst. Zum erstenmal seit Monaten hatten Karl und Elsbeth sich wieder als Mann und Frau gefunden. Und der Boze war wieder der fleine Ritter seiner Prinzeßten".

Dann tam Karl mit der Kündigung. Er tröstete die fassungslos Schluchzende mit ihrer heimlichen Ersparnis, von der er einmal bei zufälligem Durchblättern ihres fleinen Kontobuches erfahren hätte. Mit den Stempelgeldern zusammen würden fie aushalten können, bis er, das gebe Gott , eine neue Anstellung gefunden hätte.

Elsbeth fiel ganz in sich zusammen und schüttelte nur immer den Kopf. Herbert stahl sich aus dem

einmal aus. Bor dreißig Jahren vielleicht. Hätten Sie mir am Lautsprecher zugehört, wenn Sie ge­mußt hätten, wie ich heute anzuschauen bin? Sehen Sie.... Wollen Sie nun nicht herein. fommen?"

Elsbeth zögert. Nein, sie möchte lieber wieder geben, zurück in Schwester Berbas stille Küche Herbertchen jedoch, ein zutrauliches und neu­gieriges Kind, ist bereits in den Flur geschlüpft und wartet hinten im Rahmen einer Tür, die ein bernsteingelbes Licht erfüllt. Das bernsteingelbe Licht! Wann und wo leuchtete es doch schor einmal.. so tröstend?

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Auf einem zerschliffenen Bolster am ovalen Tisch sizzt Elsbeth dem Dichter gegenüber, der unter einer Decke im hohen Ohrenstuhl lehnt. Die Stube mit den vielen Zeichnungen, Photos, Büchern und in Glaskästen geordneten Kristallen gleicht einem Altwarenladen, verräuchert die Tapete, vergilbi die Gardinen. Und dies alles eingeschmolzen in bas bernsteingelbe Licht der Gastrone.

In dem geöffneten Rollsekretär lehnen die Bilder von Elsbeth und Boze. Die Frau weiß nun. was sie zu sagen und zu fragen hat: Ja, Herr Distel... und Ihre vielen Briefe? Jaja, Her bertchen, spiele du nur weiter mit den schönen

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Steinen. Nicht wahr, das darf er doch?.. Ja... Sie schrieben doch da so etwas von ver­liebt... Und ich meine..

Das erloschene Antlig des Dichters wird von einem Lächeln belebt. Ja. Ich zog Ihre Ge danken fort von Ihrem Manne und, nun ja, auf mich. Und jetzt sind Sie also hier. Das ist gut so, sehr gut. Gie mußten einmal ganz fort von Siegen. In einigen Tagen können Sie zu Ihrem Manne zurückkehren. Er wird schon um Sie barmen. Ich kenne das. Und dann werden Sie sich beide jung und neu sein."

Die Frau ergreift die Hand. die zu fassen sie sich soeben noch gescheut hatte. Distel mehrt ab ,, Nein.. ich habe Ihnen zu danken. Sie haben mir spät, aber noch nicht zu spät den Lohn für ein langes Leben voller Demütigungen, Ent­täuschungen und Berrat gegönnt, den unbedingter Glauben eines einzigen Herzens nämlich, jenen Glauben, der sich bis zur Hingabe des legten Be­sizes bewährt."

Der Krante stützt sich aus dem Stuhl und kehrt vom Rollpult mit einem Packen von Geldiheinen zurück. Hier, das ist Ihr Geld auf Heller und Pfennig. Ich habe die Redlichkeit Ihres Dantes und Ihrer menschlichen Gesinnung wieder

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Zimmer, troch ins Bett und bat den Herrn Jesus , Aus dem Preisausschreiben des Vorwärts"

ihn doch nur ganz schnell sterben zu lassen.

Als Karl endlich von der Stammelnden erfuhr, daß sie ihre gesamte Ersparnis an ihren Bruder Kurt nach Krefeld geschickt hätte, geriet er in feinen alten, in den blinden und maßlosen 3orn. Dieser Bruder Kurt war ein Lump. Karl hatte fich vor der Eheschließung versprechen lassen, daß feinerlei weitere Beziehung zu ihm erhalten würde. Und ausgerechnet an diesen Taugenichts, der bereits dreimal gesessen hat, hat eine treu­forgende Gattin und Mutter ihr ganzes Geld ge­schickt? Nur damit der feine Herr angeblich! nach Kanada durchbrennen tonnte? Und Mann und Kind dürfen hier verkommen! Nein, meißt du, das ist ja..., das ist ja...!"

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Karl schlug die Frau, bis sie zusammenbrach. Sie bat nicht und schrie auch nicht, sie bulbete, stumm. Sie fühlte sich gerecht gestraft und zu allerlegt dafür, daß sie so schredlich hatte lügen müssen. Zu jedem neuen Schlag rief es in ihr: Ja, ja! Und so heftig die Schmerzen waren, so mohl taten sie ihr auch.

Elsbeth mußte, daß ihres Bleibens porerst nicht länger sein tonnte. Sie fühlte sich nicht start genug, um den Zorn und die Berachtung zu er= tragen, die in dem Schweigen ruhten, daß Karl forthin wahrte. Drei Tage mußte sie noch aus­halten und die Kleider für Frau Koch und Fräulein Schloepf fertigmachen. Von dem Verdienst konnte fie mit Herbertchen zu Schwester Bertha nadh Berlin fahren.

Und... erneut sandte der Engel seine Botschaft. Und wieder war es ein Brief von Distel. Da lag er... plöglich und ganz unerwartet! Man hätte glauben tönnen, daß er vom Himmel nieder­geworfen worden sei, durch alle Wolten und Dächer und Decken hindurch. Zuerst mollte Elsbeth ihn ungelesen vernichten. Doch je länger sie den blauen Umschlag betrachtete, um so gewisser wurde die Ahnung in ihr: dies ist ein Zeichen! Der Unbefannte dankte für die legte Hilfe, versicherte, daß er den gesamten Betrag alsbald von einem Honorar zurüdzahlen werde und bat die Frau, ihn doch zu besuchen, falls sie etwa doch einmal von Siegen fortgehen müßte und nach Berlin tommen sollte. Sein Leiden hätte sich dermaßen verschlimmert, daß an die Bade eise nicht zu denken sei.

In Berlin . Elsbeth und Herbert marten im fahlen Treppenschacht eines Hinterhauses vor einer schmalen, rot gestrichenen Tür. Die Frau glättet den schwarzen Tuchmantel und dann auch das Haar unter dem Hut. Ach, ärmlich dies alles! Distel wird die Tür sogleich wieder schließen! Ein junger Dichter in der Großstadt und eine Proletarierfrau aus dem Siegerland!

Herbert zieht zum zweitenmal am Messingknopf. Rud- bimm. Endlich... ein matter Schritt. Filz­pantoffeln. Spiegeln von Brillengläsern im Schatten des Rorridors. Eire heisere, hüftelnde Stimme: Ach, Sie sind es, liebe Frau Soelfe! Und das Herbertchen!" Eine hagere. gelbliche Hand tommt aus dem Dunkel

Elsbeth steht so unbewegt, als hätte sich Blei in alle ihre Glieder ergoffen. Sie starrt und sieht: graues, fehr gelichtetes Haar, stumpfe, blindtrübe Augen hinter ben starten Brillengläsern, ein hageres permitteries Antlig, von silbernen Stop­peln gerahmt, ein eingefallener Rörper unter dem farblosen Schlafrod, fie steht: einen greisen und müben, einen sterben müden Mann!

Keines Wortes fähig, jucht nur ihre Hand in der fleinen Tasche und hält dem Manne ein Bild hin, ein Photo, das sie aus einer Radiozeitschrift ausgeschnitten hat. Angeftrengt blickt Distel durch bie Brillengläser und sagt dann:" Tjaja, so sah ich

SONNABEND, 25. FEBRUAR 1933

und wieder in Versuchung geführt. Sie haben ben legten Pfennig geopfert Mit diesen arm­seligen Scheinen haben Sie mich losgelauft von der Verzweiflung über ein vergessenes und ver Lorenes Dichten von mehr als vierzig Jahren, haben Sie mich freigekauft in den Frieden meiner lezten Tage. Da, nehmen Sie bitte. Und nun gehen Sie. Ich fühle mich sehr schwach."

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Auf dem kleinen eisernen Balkon hoch über dem Siegtal steht Elsbeth die Frau. Die Blumen des Sommers verbrennen in starten Farben, die Linden entsenden ihren berückenden Duft. Im Geäst der verblühten Kastanie lärmen die Spaßen, verfickert das Goldblut der scheidenden Sonne. Die Schwalben tragen ihr Spielgefchrei hoch über die Dunstmauer hinaus zu den glühenden Wolken­schiffen. Drunten an der Sieg wird noch auf Eisen gehämmert, eine Lokomotive heult, irgend­wo bellt hungrig ein Hund, die Glocken der drei Kirchen verstummen.

Der Boze kommt aus der Stube und faßt die Mutter an der Hand. Dann winken sie beide dem Bater entgegen, der die Straße am Berge empor­steigt.

Karl bringt einen Brief mit, den er dem Post. boten abnahm. Er ist von Schwester Berta aus Berlin . Wenige Zeilen nur, mit denen Berta auf eine beigefügte Anzeige verweist. Sie meldet das Ableben des Dichters Distel.

Elsbeth geht in die Küche. Für einen Atemzug bleibt ihr Blick auf dem Lautsprecher haften. Und sie grüßt ihn, indem sie faum merklich die Stirn neigt.

Dore Gnauck: Großstadtbauern

Diese Arbeit erhielt den 4. Preis im Preisausschreiben des Vorwärts". Die Autorin schildert sehr gut das Leben in einer Berliner Schrebergarten­kolonie, die ein Teil unserer Leser wiedererkennen wird. Hier findet auch die Angestellte das, was die Ver­fasserin so schön den Atemzug des Stillseins" nennt.

Es mar zu der Zeit, als jedes Krümchen Erbe innerhalb der Großstadt auf seine agrarische Tüchtigkeit geprüft murde, da machte man an dem Tennisplatz mit seinen weißen Kreidefaros gegenüber unserem Hause zehn schmale Bauern= güter. Zehn Eisenbahner wirkten hier in ihren Freistunden mit ihren Talenten und Talentchen blühende Bunder den ganzen Sommer über. Wintertags lag das Land still da und schlafend, und wenn Eis und Schnee durch den Boden getaut waren, sah es wild und müst aus wie ein ungepflegter Bubenkopf.

Aber eines Tages erschien die Hühnertutsche. Das war ein alter ausgedienter Kinderwagen, der von einem noch viel älteren Großpäterchen geschoben wurde. Der Wagen beherbergte in einem Bretterverschlag zwei schlohweiße Hühnchen und einen regenbogenfarbenen Hahn. Die Kutsche wurde drüben auf einem der Güter in ein großes Drahtgeflecht geschoben, die Hühnchen verließen gluckend die Kutsche, blinzelten in die Sonne, und der Hahn reckte seinen Hals himmellang und sang sein Morgenlied, bas er einem alten rostigen

Bumpenschwengel abgelauscht hatte. Der Groß­pater setzte sich auf die Ban? in die Sonne, rauchte sein Pfeifchen, mar genau so munter, wie seine drei Getreuen und ging, wenn es zu fühl werden wollte, zweimal um das Drahtgeflecht. 3mei Stunden wartete er so seine Hühnchen, dann fletterten sie wieder in die Kutsche und fuhren heim. Und alle Lage blieb Großvater etwas länger, bis er mit der Sonne tam und mit den Sternen ging.

So war die Hühnerkutsche für uns immer das Fanget an!" des Frühlings. Dann war es Zeit, uns unseres Rittergutes zu erinnern, das an der äußersten Peripherie unserer Stadt liegt.

Unser Garten ist nur flein, das Häuschen darin

noch winziger, aber die Freude daran ist größer als beide und größer als die Mühe, die es macht. Mühe macht es schon, ja. Die Mühe fing schon damals an, als gegenüber des Grasfleckens das Häuschen seine Wände aufstredte und nun für den fleinen Giebel unter dem Spizdach ein Name gefunden werden follte. Der Vorschlag, ein schwarzes Fragezeichen in den meißen Grund zu malen, wurde abgelehnt, da das Haus ausschließ lich der Erholung und nicht philosophischer Be­trachtung dienen sollte. Billa Sofabein" verriet eine zu eindeutige Impertinenz, die aber nicht ein­mal berechtigt war, denn die gedrechselte Ber­zierung, in die das Küchendach auslief, hatte nur Aehnlichkeit mit diesem Requisit, in Wahrheit mar es ein topfgestelltes Tischbein. So wurde denn schließlich Mein Vergnügen" für würdig gefunden.

,, Mein Vergnügen" liegt am blauen Nil Ein Wasser, an dessen Ufern wohl Schilf wächst, das aber taum ausreichen würde, das Mosesknäblein por feindlichen Augen zu verbergen. Ein Wasser mit Schilf und sehr viel Entengrüße. Rechts und lints von ihm liegen die Häuschen von Logo­Land und Kamerun .

Man muß hier draußen viel geistige Schwung­traft zur Verfügung haben, um immer in der Wirklichkeit zu bleiben, denn es tann geschehen, daß man einen Eingeborenen fragt, mo es die träftigsten Kohlrabipflanzen gäbe und die Ant­wort erhält:

,, Rollrabbü, da jehn Se man nach Kamarun." ,,???"

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,, Na hia an blaun Nil lant, die neechste Ede hinta Tojo."

Den Menschen, die hier am blauen Nil ihre Freizeit verbringen, sputt allen ein wenig Bauern­blut in den Adern. Und daß diese Wenigkeit nicht in gerader Linie vererbt wurde, sondern durch Generationen hindurch übernommen, das nimmt eigentlich ihrer Arbeit den rechten Ernst, der immer sonst über eines Bauern Arbeit liegt. Es ist, als wenn ein Kind voll verständiger Wichtigkeit feine Puppe erzieht und Vater und Mutter mit einer Stimme spricht.

Die Großstadtbauern beziehen ihre Weisheit mehr oder weniger aus Katalogen der Samen­und Pflanzenhandlungen, und es sind wohl menige unter ihnen, die aus eigenem Wissen heraus eine gute Ernte haben. Aber grad das hält sie verbunden miteinander. Das Austauschen er

Günter Pahl: Kurzes Erleben er eigenen Erfahrungen, die meist nur dem ein­

Sieh dort

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ein Ball in rotblauer Buntheit springt hüpfend in lautlosem Jubel, jagt haschend mit seinem sich manchmal mutwillig befreienden Schatten auf jenem Weg von Kles. Doch dieses besellgte Springen wird langsam und leise, und Schatten und Ball verhaften beide mehr und mehr. Noch ein leichtes Rollen auf dem willigen Kies,

ein letztes verspätetes Wollen, dann liegt er still, liegt bereit zu besinnendem Ausruhn, liegt da wie ein Toter nach seiner durchlebten Zeit.

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fachsten Erschauen entspringen und die oft eine töstliche Unwissenheit bergen.

Ich sehe es ja an mir selbst, daß hier Freude oberstes Gesez ist. So fann ich mich nicht dafür begeistern, den Spaten in die Erde zu treten im Frühjahr und Schritt für Schritt das Land um­zugraben Frisch gegrabenes Aderland ist für mich fein Wunder, das mir das Werden offenbart. Soviel Gutes und Liebes auch die braune duf­tende Adererde bergen mag. id) komme ihr nicht näher.

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Aber das ist mir ein liebes Munber menn die Sonne mit all threm Warmsein den ganzen Tag über dem Lande stand und ganz still der Abend tommt. Wenn Blumen und Sträucher wie tagmübe Kinder sind dann zu ihnen tommen und sie tränken. Da ist ein einziges Frohsein und ein einziges Danten. Wie Der= schieden fie doch einander sind im Trinken!

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Da steht ein Pflänzlein unter dem Regen wie ein Mädel, das die gespreizten Händchen weit von sich hält und den ganzen Segen über den Kopf hinrauschen läßt. Da sticht eines mit spißigem Blätterdolch in die Tropfen hinein, daß sie zu feinem Sprühen werden. Und das hält weit, weit die breiten Blätterhände auf und fühlt über die ganze Fläche hin das Naß. Oder eines, das schließt die Hände ganz schnell über einem Tropfen und hütet ihn die ganze Nacht hindurch wie eine Perle. Das ist jeden Abend neues Erleben.

Der Herr Nachbar aber steht in Hemdsärmeln über den Gartenzaun gelehnt und schüttelt den Ropf:

Basprechen Se fich wirklich wat davon? Is mia untla. 3d jieße nich. Kann ma da wat raus­ziehn aus de Erde? Kann man? Denten Se det wächst davon bessa? Ja? Na heern Se mal, Se fenn doch ne Wiese, nich? Sonne schöne saftige Wiese mit Blimetins un Jras un so. Wer jießt denn die? Mmmh? Wächst doch ooch. Oder nehm Se Walderdbeern. Na? Mit Ihr janzet Jießen, und wenn Se mit Ananasbowle jießen, den Jeschmack bringn Se nich in ihre Erdbeern. Wer jießtn die da draußen im Wald? Der liebe Jott? Na schön, uff den martid eben ooch. Der wird denn hier ooch schon noch herkomm. Raus­ziehn tann man det nich. Und mit Jießen schon janich."

Es gibt unter den Großstadtbauern in Togo­land überhaupt Originale.

So der Spaßenschred" Geht man nichts­ahnend an einem Sonntag die Hauptstraße ent lang, Elingt es über eine Hecke: Sie, Nachbar, menn Sie da meitergehn, tlopfen Sie doch mal an meinen Drahtzaun. Die Spazen sind all mieber in meinen Erbsen, det Deubelszeug."

Und dann der Nachbar von der anderen Seite. Der tam einstmals nur mit Frau und Tochter nach Togoland und baute ein Häuschen, voll. tommen ausreichend für sie dret. Seine Frau ist ihm gestorben, und mit der Zweiten hat er eine Unmenge Verwandte mitgeheiratet. Nun ist das Häuschen zu klein. Zwei Stunden, bevor nun der fonntägliche Besuch tommt, ist er dann meist dabei, Plaz zu schaffen. Da wird das Sofa in die Radieschen gestellt, das Bett in den Grünkohl, der Tisch kommt vor den Fliederstrauch auf die Wiese und der Schirmständer mitten in den Weg. Waschtisch und Schrant müssen hinter das Haus, und nun kann der Besuch kommen.

Und ein Geheimnis hat unser Garten. Und das ist das Allerschönste. Wenn wir des Werk tags über an unseren Maschinen sigen und man nichts weiter hört, als das Knattern der Buch­staben, die über das Papier hegen, oder von draußen her das Rasseln und Tuten und Klirren der Stadt, dann fommt mohl einmal ein turzer Atemzug des Stillseins Und dann hebt eines von uns die Augen von der Arbeit: hört mal, wie still." Dann wird die Welt so weit in ihrer Atemlosigkeit, alles ist ausgelöscht und vergessen, bis das Bautsein wieber über uns zusammen schlägt.

Und das ist das Geheimnis: die Atemzüge in unserem Garten find länger und tiefer. Des Morgens und des Abends ist's sogar ein einziges Bersinken in Stillsein. Ein Stillsein, in das man sich sorglos und froh ganz tief hinein dymiegen fann. In dem man nichts denten will und nichts weiter tun fann, als es ganz still über sich hinweg­jchmeicheln fühlen.