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BEILAGE

Vorwärts

Der Kampf um die Republik

Eine Erinnerung an Frankreich   1877

Die ,, Reue Züricher 3eitung veröffent­licht folgende historische Betrachtung eines Schweizers:

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Man könnte schildern, wie in der französischen  Republik   unter ähnlichen wenn auch nicht unter gleichen Verhältnissen mie im heutigen Deutsch­ land   der Verfuch unternommen worden war, das parlamentarische Regime durch ein autoris täres zu erfeßen, ohne daß zum eigentlichen Staatsstreich gegriffen wurde. Hier wie dort er­litt die Verfassung dem Geiste nach eine Umbie­gung; doch forte man sich über den Buchstaben streiten. Bern   Frankreich   der Präsident seine Autorität nidie Hindenburg   auf das Plebiszit gründen tonni o fonnte er die Kammerauflösung nicht ohne die erfassungsrechtliche Bedingung der Zustimmung des Senats vornehmen. Das Bor­recht der Kammer über den aus beschränkter Wahl hervorgegangenen Senat ist in der Verfassung nicht ausdrücklich umschrieben; ebenso konnten die Juristen der Meinung sein, daß die Bestimmung: Der Präsident der Republik   ernennt die Minister" die Verabschiedung eines Ministers, der von der Kammer fein Mißtrauensvotum erhalten hatte, erlaube.

Die Richtung, die

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das Präsidialkabinett des Duc de Broglie  an Stelle der liberalen Tendenzen der Republi­taner in der Politik zum Siege führen wollte, nennt man die moralische Ordnung", nach dem Ausdrud, mit dem das erste Kabinett Broglie im Jahre 1873 das Septennat des Marschalls Mac Mahon   eingeleitet hatte. Es entspricht ziemlich genau dem militärisch- pietistischen- anti­fozialistischen Programm des heutigen Kabinetts Hitler  . In Frankreich   ist die moralische Ord­nung", die die soziale Gefahr der demo­tratisch republitanischen Ideen" be­tämpfen follte, der Ironie verfallen; der Parla­mentarismus, der sich von einer freiheitlichen Republik nicht trennen läßt, ist das Wesen der Dritten Republik geworden.

Rehren wir nach 1877 zurüd. Der Präsident der aufgelösten Kammer, Jules Grévy  , der als Republikaner allerdings ein anderes Format be faß als der Reichstagspräsident Göring  , sprach beim Auseinandergehen das Vertrauen in das Band aus, das den Beweis erbringen werde, daß die Kammer m ihrer fürzen Laufbahn sich un Frankreich   und die Republif verdient gemacht habe. Die Neuwahlen fanden in der verfassungs­mäßigen Frist von drei Monaten statt. Die Re­gierung wählte den äußersten Termin, um in de Zwischenzeit

eine nie dagewefene offizielle Kampagne zu entfalten. Alle Mittel, die das deutsche Ka­binett in den bevorstehenden Wochen erfinden tönnte, von der Beamtenbeeinflussung, der Hand­habung der Ruhe und Ordnung" bis zur Mobili fierung des Reichspräsidenten und der Regierungs urne", wie er die Patronisierung der nationalen Kandidaten genannt hat, find vom Kabinett Broglie bereits vor 56 Jahren erprobt worden

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mur der Rundfunk fehlte. Alerandre 3éraès gibt in feiner Historie de la Troisième Répu blique" eine drastische Schilderung, die mir un­feren Lesern nicht vorenthalten möchten. Der Prä­fident MacMahon durchreifte Frant­reich, rief zur Sammlung aller ordnungslieben­den Männer gegen die Parteien auf, deren politische und soziale Dottrinen die Brivatinter­effen beimruhigten und den Staat in Gefahr brächten. In einem Manifest vom 13. Of: tober erflärt der Marschall, daß

der Kampf zwischen Ordnung und Anarchie ausgetragen we den und der patriotische Wähler für die Kandidaten stimmen müsse, die mit der ausdrücklichen mpfehlung des Marschalls ver­sehen seien. Auf den Wahlplataten tonnte man in der Tat esen: Candidat du Gouvernement du Maréchal MacMahon". Der Minister des Sunern, de urtou, ein rücksichtsloser süde franzöfifcher Atofat, feite 40 Präfekten während der Wahlperiode ab, löfte 613 Gemeinderäte auf und wechselte 300 Maires oder Mairestellvertreter, deren Ernennung ein Geseh von 1873 bereits in autoritärer Absicht dem Präsidenten übertragen hatte. 344 republitanische Komitees, Freimaurer­logen, Bandwirtschaftstammern wurden geschlossen Die Ueberwachung der Wirtschaften geschah in strengster Beise; wo eine republikanische Propa­ganda gegen die Regierung oder eine laute Lektüre oppofitioneller Blätter festgestellt wurde, schritt die Polizei ein Die Zeitungsverkäufer und Kol­porteure murden für die Angriffe der Blätter und ausgetragenen Broschüren haftbar gemacht.

Die Zahl der Beamten, die wegen politischer Unbotmäßigfelt entlassen oder versetzt wurden, ging in die 5000 Der Finanzminister Eugen Caillaug( der Bater Joseph Caillaur') beauf­tragte die Steuereinnehmer, unerbittliche Strenge zu zeigen, und ließ den Inhabern der Tabakbüros bei politischer Agitation das Patent entziehen; der Minister der öffentlichen Arbeiten erinnert daran, daß die Regierung über das Eisenbahnpersonal ein Maßregelungsgesetz befize. Die Gerichte verur. teilten in Maffe: 400 Prozesse wegen Beleidigung

des Marschalls und ebensoviel wegen Beleidigung der Staatsbeamten waren anhängig. Gam= betta hatte auf die Drohung einer neuen Kammerauflösung in seiner berühmten Rede in Lille   geantwortet: Wenn das souveräne Bolk seine Wahl getroffen, dann gibt es niemand, an so hoher Stelle er stehen möge, der ihm die Stirn zu bieten imstande ist. Glauben Sie mir, wenn diese Millionen Bauern, Bürger, Arbeiter ihren Willen fundgegeben haben, wenn Frankreich   seine

souveräne Stimme hat ertönen lassen, dann heißt es, sich zu fügen oder den Plaz zu räumen." Dieses tühne Wort, das zur republi­kanischen Wahlparole wird, veranlaßt den Duc de Broglie  , eine Strafverfolgung gegen Gambetta  wegen Beleidigung des Marschalls einzuleiten. Er wird vom Seine- Tribunal zu drei Monaten Gefängnis verurteilt, aber der republi­fanische Leader zieht in fluger Weise den Prozeß bis zu den Wahlen hin.

Frankreichs   Wähler

gegen das Präsidialkabinett

In Frankreich   hat sich die Wählerschaft nicht zum Spott an die Urne führen laffen. Sie erteilte in den Oktoberwahlen von 1877 den undemokrati­schen Machenschaften der offiziellen Kandidatur" die verdiente Antwort: die Republikaner  30gen mit 327 Deputierten wieder in das Parla­ment und hatten unter dem beispiellosen Druck der Regierung und trotz der Popularität des Mar­schalls nur 36 Sige eingebüßt. Am 7. November treten Senat und Kammer zusammen. Man weiß nicht, ob die Regierung mit einem Staatsstreich antworten wird. Die republikanische Mehrheit ernennt einen Ausschuß von 18 Mitgliedern, darunter Gambetta  , Louis Blanc  , Jules Ferry  , Clemenceau  , Henri Brisson  , Floquet, Tirord, der in ihrem Namen die Entschei dungen treffen soll, welche die Situation erheischt. In drei Tagen ist die Kammer konstituiert und hat ihr altes Büro wieder ernannt, um anzudeuten, daß sie sich als die Fortseßung der widerrechtlich aufgelösten Kammer von 1876 betrachtet.

Der Kampf gegen das Kabinett wird sofort aufgenommen.

Die Republikaner   bringen den Antrag ein, eine Untersuchungsfommission von 33 Mitgliedern zu ernennen, um die Akte der Regierung nachzuprüfen. De Braglie und Gambetta  stehen sich in einem impofanten Rededuell gegen­über.

Der Ministerpräsident, bent niemand bie haltung absprechen kann, stößt den Antrag mit Hohn zurück, da er sich nicht vor einem neuen ,, Wohlfahrtsausschuß  " beugen wolle.. Er macht fein Hehl aus seiner Bekämpfung der radikalen Republit, nennt es seine Würde, für die traditionelle Ordnung zu stehen und zu fallen. Aber Gambetta   ist der Mann, der ihm mit der ganzen Leidenschaft des Volkstribunen zu antworten weiß. Troß dem Zeitenwandel, trog der steigenden Flut der Demokratie, die Sie

leiten und erleuchten sollten, troß dem Fortschritt der politischen Freiheit, trotz dem nationalen Einigungsbedürfnis des besiegten Frankreich   sind

Sie der Feind der Demokratie, sind

Sie ein Aristokrat geblieben! Das scheidet uns!" Mit 312 gegen 205 Stimmen wird der Antrag auf Einsetzung der parlamentarischen Untersuchungs­tommiffion gegen die Regierung angenommen, und das Kabinett der Ducs reicht seine Demiffion ein ( 19. November 1877).

MacMahon   will sich noch nicht beflegt geben. Er erwägt eine zweite Kammerauf. lösung, zu der ihn seine Kamarilla zwingen mill, aber der Senatspräsident, Duc d'Audiffret Pasquier, ein Orleanist, warnt ihn, daß er dem Senat nicht zu viel zumuten dürfe. Die Führer der tonservativen Parteien haben mur bedingtes Vertrauen in neue Rammerwahlen. So begnügt sich der Marschall, ein außerparla­mentarisches Kabinett unter dem General de Rochebouët, einem alten Waffenkameraden aus der Krim   und Italien  , zu bilden. Keine bekannte Persönlichkeit war zu bewegen gewesen, das aus­sichtslose Amt zu übernehmen Die Minifter waren der Staatsverwaltung entnommen und völlig unbekannte Männer. Ihr Programm ist die Politik der moralischen Ordnung" und des Seize Mai( 6. Mai). Das Kabinett de Rochebouët besitzt in der parlamentarischen Geschichte den einzigen Ruhm, das furzlebigste der Dritten Republik gewesen zu sein! Die Kammer, erbittert üben den Affront, stürzte es bei seinem Erscheinen mit 325 gegen 208 Stimmen durch eine Tagesordnung, in der es hieß,

daß das Ministerium eine Negation der Rechte der Nation darstelle und die Volks­vertretung fich weigere, mit ihm in Beziehung zu treten".

Die Spannung ist aufs höchste gestiegen. Staatsstreichgerüchte gehen um. Es thlt nicht an Ratgebern im Einsee, die dem Marschall einreden, sein Nachgeben wäre der Untergang der tonservativen Partei Er solle der Kammer das Budget vorlegen und wenn sie sich weigere, es zu bewilligen, wie Bismard in Preußen darüber hinwegschreiten. Die Proklamierung des Belagerungszustandes würde den Rest besorgen. Der Kriegsminister des Kabinetts Broglie, General Berthaum  

, den Jules Simon   nach dem Seize Mai zum Bleiben bewogen hatte, als legte Garantie des Regimes, weil er zu ehrenhaft für einen Staatsstreich war, hatte demissioniert und auf seinen Nachfolger war nicht derselbe Verlag. Es werden Instruktionen an die vero schiedenen Armeekorpsfommandan ten geschickt. Da ereignet sich der Zwischenfall des Majors Laborbère, der sich in einer süd­franzöfifchen Garnison dem Regimentschef gegen­über weigert, einen Befehl auszuführen, den er als eine politische Maßnahme gegen die republi­tanische Partei betrachtet. Es war für mich fein Zweifel", schreibt er, daß man uns in derselben Nacht marschieren laffen wollte, und ich erflärte meinem Oberst:

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Ein Staatsstreich ist ein Berbrechen; ich bin. ein Ehrenmann und mache mich nicht zum Bomplicen.

Wenn auch nichts Positives bemiesen werden tonnte, so machte der Fall gewaltiges Aufsehen und rüttelte die republikanische Meinung auf. Labordère, der feinen Dienst quittieren mußte, murde später für seine Bachfamfeit zum Senator gewählt.

MacMahon tam   zur Selbstbesinnung. Benn sein politischer Horizont mährend dieser Krise seine ganze Enge bewiesen, fo mollte er doch um teinen Preis das Land in einen Bürger trieg stürzen und die Armee entzweien. Die moralische Ordnung, die seine Regierung auf die Fahne geschrieben hatte, drohte ins Gegenteil um zuschlagen. Er beauftragte den alten Dufaure,

Adam Scharrer  :

MONTAG, 27. FEBRUAR 1933

P

ein Rabinett nach den parlamentarischen Regeln zu bilden. De Freycinet  , der als Radifaler und Freund Gambettas das Portefeuille der öffent lichen Arbeiten erhielt, erzählt in seinen Erinne rungen" den Hergang der entscheidenden, Be spreching. MacMahon   war nach dem langen Kampfe fichtlich entmutigt und empfing die Ministerkandidaten, die ihm Dufaure präsentierte, mit gemischten Gefühlen. Der alte Parlamentarier ging mit Behutsamkeit vor, zuerst die dem Präst­denten genehmen Persönlichkeiten auf der Liste Dorwegnehmend. General Borel als Kriegs­minister?" Der Marschall war einverstanden, aber schon beim Marineminister und dem Minister des Auswärtigen erhob er Einwände. Wad dington?" Als Mitglied der Akademie der Inschriften scheint er mir die alte Geschichte besser zu fennen, als die zeitgenössische", meinte er in feiner faustischen Art. Sie irren fich, Herr Präsident, Waddington hat die moderne Geschichte ebenfalls studiert!" antwortete Dufaure höflich, aber bestimmt. Ich hatte sehr auf ihn!" Rach dem der Gegensatz der Meinungen so mehrmals in die Erscheinung getreten war, meinte der Marschall mit Resignation und allen Anwesen den ging fein Bekenntnis zu Herzen-

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Meffieurs, Sie sehen meine Cage. Ich bin gezwungen, Ihre Bedingungen anzunehmen. Handeln Sie, wie Sie es für gut befinden! Er hörte die Letture der Ministerliste an, ohne sich mehr zu den Namen zu äußern.

Es war das Ende des persönlichen Regimes. Daß die Kapitulation ohne Eflat geschah und die Würde des Präsidenten der Republik   nach außen gewahrt blieb, zeugt für die politische Vornehmheit der damaligen Republika­ner. Der Marschall blieb noch das ganze folgende Jahr im Amte, und präsidierte die Pariser Welt­ausstellung, die die Wiedergeburt Frankreichs   nach dem Kriege und feine ehrenvolle Stellung auf dem Gebiete der friedlichen Wettstreites der Nationen symbolisierte. Immerhin ging MacMahon   nicht bis ans Ende feines Septennats, das am 20. Ro­vember 1880 abgelaufen wäre. Die Partial wahlen des Senats vom Januar 1879. hatten den Republikanern den Sieg in dieser bisher konser vativen Bersammlung gebracht und so die politische Harmonie der gefeßgebenden Gewalten hergestellt. Der Präsident der Republik   meigerte fich die Ernennungsdefrete einer Anzahl, hoher Beamte aus den Reihen der Linksparteien zu unterzeichnen und reichte am 30. Jamiar 1879 feine Demiffion ein. Die Rammern. die damals noch in Berfoilles tagten, vereinigten sich eine Stunde später zum Kongreß und wählten Jules Grévy   zum Bräsidenten der Republit. Die Aera ber Generäle mar vorbei und sollte in der Boulange" mur noch episodisch wieder auftreten. Die Republik   gibt sich hinfort ihre Drommg selber und bedarf nicht des Säbels noch der Moral von oben".

Versteigerung

Eine Szene aus dem Bauernromam Kampf um die Erde

Ms der Gerichtsvollzieher und die beiden Gen­darmen am Bahnhof ausstiegen und ins Dorf gingen, liefen die Kinder in die Häuser und mach ten das Dorf mobil. Es war 11 Uhr vormittags. Bis 12 Uhr faßen Gendarmen und Gerichtsvoll. zieher in der Krone" und frühstüdten. Um 12% Uhr war die Bersteigerung festgefeßt.

Die Straße stand voll Menschen. Der Gerichts­vollzieher hatte einen grauen Spizbart, einen Kneifer und eine Aftenmappe. Er ging zwischen den Gendarmen. Bec, der Gemeindediener, hintte hinterher. Er unterhielt sich mit einem dicken Herrn mit rotem, gesundem Gesicht, an den dick­fleischigen Fingern flogige. Ringe. Zwei andere Männer trugen lange Stiefel und unter der Joppe gestreifte Blusen.

Der Gerichtsvollzieher und ein Gendarm gingen die Stufe hoch und Klopften an der Haustür. Toni öffnete. Der Gerichtsvollzieher reichte Toni ein Schriftstück zur Einsicht hin. Toni zuckte mit den Schultern Der andere Gendarm und die beiden Männer mit den langen Stiefeln gingen in den Stall und führten die Kuh in den Hof. Der Rot­gesichtige trat zu den Gendarmen.

Der Gerichtsvollzieher gab noch einmal bekannt, es wird eine Kuh des Herrn Toni Trollner vers steigert. Er nannte die dazugehörigen Paragra­phen und forderte auf der amtlichen Tare von zweihundert Mart. ein Angebot. Er fah in schweigende Gesichter. Nur Blechner fagte: Is a arg brederts Geschäft!"

Die Gendarmen muisterten Blechner. Der Ge­richtsvollzieher schneuzte sich.

Der Rotgesichtige befühlte die Weichen der Kuh, fühlte ihren Leib an, um die Trächtigteit fest­zustellen und bot Zweihundertfünf.

,, Is a arg brederts Geschäft!" sagte Blechner wieder.

Zum ersten, zum zweiten, zum

Da sagte Blechner: Zweihundertzehn!" Das tam so unerwartet, daß alle Gesichter auf Blechner zuflogen. Er war zwar dafür bekannt, daß fein Denken oft sehr sprunghaft und unte

berechenbar war, boch teiner mußte ihm eine Schuftigteit nachzuweisen.

Der Rotgesichtige bot 3methundertfünfzehn. Blechner Zweihundertzwanzig. Das Schweigen der Zuschauer wich mun einem bedrohlichen Ge murmel. Bos   macht denn Michel?" fragte der 3apf.

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Blechner bot weiter. Bei 3meihundertfünfzig zögerte der Rotgesichtige.

Blechner bot Zweihundertsechzig.

Käthe drängte sich von hinten durch und riß Michel am Rod.

Zum dritten- und letztenmal!" fagte da der Gerichtsvollzieher

Der diensteifrige Bed hatte eine alte Tür auf den Sägebod gelegt, damit der Gerichtsvollzieher Mappe und Schreibmaterial ablegen konnte. Blechner zählte auf diesen provisorischen Amts tisch zweihundertsechzig Mart. Der is gwiß total närrisch wordn!" sagte Kathl ,, Wo hat er denn überhaupt fuviel Geld her?" fragte sie dann in sich hinein.

,, Der Spaß fann Ihnen teuer zu stehen kommen, Herr, Herr Blechner. Was erlauben Sie sich eigentlich?" Der Kneifer zitterte auf der Nase der staatlichen Gewalt.

,, Spaß? Wieso Spaß?"

Der Gerichtspollzieher wurde noch zorniger. Also vorsäglicher Betrug! Wertvolles Ein geftandnis!"

Die Gendarmen befahen me ebenfalls bie Scheine. Einer lächelte, der andere schüttelte ärgerlich feinen behelmten Kopf. Blechner ant­wortete:

Dös Geld is mir im Jahr drelundzwanzig auszohlt wordn von der Bant. Ho doch a mei Vieh dragebn und ba ho i halt dentt, i la mir wieder a Ruh dafür taufn."

Blechner steckte feine Inflationsscheine mit too­ernstem Gesicht wieder in feine Brieftasche.

Der Gendarm gab nun bekannt, die Versteige rung muß noch einmal vorgenommen werden, und er warnte vor jedem nicht ernstgemeinten Angebot.