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Wer hat Deutschland ruiniert?

Das großkapitalistische Verbrechen.- Lahusen- Prozeß darf erst nach der Wahl stattfinden

Am 28. Februar sollte der Prozek ge­gen den großkapitalistischen Wirtschafts­berbrecher ahusen beginnen. Die wahren Ursachen der verheerenden Dauer der Krise in Deutschland und der Zer rüftung des Kreditsystems sollten vor Ge­richt aufgerollt werden.

Lahusen ist kein Margist!

Lahusen ist kein Novemberberbrecher! Bahusen war der Leiter eines ber feinsten und größten tapitalistischen Kon zerne. Lahusen ist ein Kapitalist vom reinsten Wasser. Lahusen ist ein natio naler Mann.

Aber sein Prozeß ist nun plöhlich auf ben 14. März, bis nach der Reichs. tagswahl, vertagt worden!

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Wäre in der deutschen Oeffentlichkeit noch eine flare Vorstellung von den verheerenden Folgen des Nordwolle Zusammenbruches borhanden, würde man sich noch erinnern, wie führende fapitalistische Blätter im Sommer 1931 das Ende des Kapitalismus prophezeiten, so würde mancher wohl über die Wahlparole der national Konzentrierten, der Margismus jei an allem schuld, ganz anders denken!

Wir wollen im Fall Lahusen das Ge­dächtnis der Oeffentlichkeit auffrischen! Der Fall Lahusen steht nicht vereinzelt da! Eine lange Serie von Konzernzu­sammenbrüchen hat das Gefüge des deutschen Kapitalismus in seinen Aber feine Grundfesten erschüttert. Konzernpleite hat derartig weittragende Folgen für das ganze deutsche Volk, für das deutsche Ansehen und für den deut­ schen Kredit in der Welt gehabt wie das Verbrechen der Bremer Patrizier La­husen.

Die Nordmolle stellte den mächtigsten Textil­Lonzern bes europäischen Kontinents dar. Die alleinigen Konzernbeherrscher waren die Brüder Lahusen. Für das Ausland, mit dem engste wirtschaftliche Bindungen bestanden, stellte der Nordwolle Konzern schlechthin die deutsche Wirt­schaft dar. Der aus heiterem Himmel tommenbe Zusammenbruch dieses gewaltigen Konzerns, der durch millionenschwere Dividendenzahlungen jahre lang eine Scheinblüte porgetäuscht hatte, enthüllte einen beispiellofen Standal.

Sechs Jahre lang haben bie Konzern­beherrscher systematisch Bilanzfälschun gen, Falschbuchungen und Kapitalver schiebungen in größtem Umfange vor. genommen.

Dugenbe und aber Duzende Millionen van Banttrebiten wurden unter Vorspiegelung falscher Tatsachen angelodt. Jafob Goldschmidt, der Ge­neraldirektor ber Danatbant, die im Zusammen. hang mit der Lahusen- Pleite ihren Rest betam, prangerte auf der letzten Generalversammlung jeiner Bank die Betriebsführung der Brüder Lahusen als ein wahres System betrügerischer Manipulationen" an.

Im Laufe weniger Jahren waren rund 270 Millionen Mark, also die jährliche Lohnsumme einer ganzen Armee von Arbeitern, berpulvert.

Noch in den Jahren 1926/28, als von dem 75- Millionen- Kapital bereits mehr als ein Dritte! als unwiederbringlich verloren angesehen werden mußte, wurden noch hohe Dividenden zwischen 8 und 12 Broz. ausgeschüttet. Die Selbstbereiche rung der Brüder Lahusen war einfach phantastisch. In den Jahren 1926/30 haben

die beiden Brüder Karl und Heinz rund 17,9 Millionen Mark als per­sönliche Entnahmen dem Betriebs­

kapital entzogen.

Hierbei sind nicht eingerechnet ihr Generaldiref= torengehalt und Tantiemen von bis 4 Mil­fionen.

Alls im Sommer 1931 die Lahusen ihren aus­ländischen Bantgläubigern den wahren Zustand ihres Konzerns beichten mußten, schlug dies in der ausländischen Finanzwelt, besonders im Lon­ doner Bantviertel, wie eine Bombe ein. Die schon lange im Fluß befindlichen Kreditkündi gungen mißtrauischer Auslandsgläubiger stei­gerten sich zu einer

die

der

Aus­panifartigen Massenflucht des landskapitals aus Deutschland , die ohne drakonischen Maßnahmen Reichsregierung das gesamte deutsche Kreditgebäude und damit die ganze deutsche Wirtschaft zum Einsturz ge. bracht hätte.

Es ist die Schande der nationalsozialistischen Breffe, daß sie ihren Lejern bis heute noch nicht fflärung über diefes fluchwürdige Berbrechen

der Brüder Lahusen gegeben hat. In national­sozialistischen Kreisen darf nicht davon gesprochen merben,

daß 270 Millionen Mark Boltsvermögen von gewissenlosen Wirtschaftsführern ver­geudet wurden,

daß über 15 000 Tegtilarbeiter durch den Zusammenbruch der Nordwolle auf das Pflaster flogen,

daß die Befrugsmanöver der Lahusen der Massenflucht des ausländischen Ka­pitals den lehten Anstoß gaben,

und damit die Massenarbeitslosigkeit ins ungemessene steigerfen!

Hier sind die Kräfte aufgezeigt, die Deutschland ruiniert haben! Gebt ihnen am 5. März die Antwort!

Kaas gegen Kulturschande Eine mutige Erklärung

Frankfurt a. Main , 27. Februar.

In einer großen Zentrumskundgebung in Frankfurt a. Main sprach der Zentrumsführer Prälat kaas:

Das ganze Leben ist heilig, und das Leben eines armen kommunisten ist uns genau so wertvoll wie das Leben Irgendeines anderen Deut­ichen, auch eines der uns nahefteht( Bravoruje). Unsere Zusammenarbeit mit der Sozialdemokratie hat die weltanschaulichen Spannungen nicht be­feitigt. Aber lassen Sie mich gerade als Priester fagen: Ich wünsche den geistigen Kampf bis zum letzten. Über diesen Kampf der Stuhlbeine, der Revolver und der langen Meffer halte ich für eine große Kulturschande!"

Der Reichstunstwari Dr. Erwin Redslob ist vom Reichsinnenministerium mit sofortiger Wir fung beurlaubt worden; den Angestellten seines Büros wurde gleichzeitig die Kündigung ausge­sprochen. Damit ist das Amt eines Reichsfunft marts, menigftens vorläufig, abgeschafft.

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Beijeren Wehrmachtsgelft und verstärkte Difzi­plin, mie man pas erreicht, foll ein Bollan. discher Ausschuß unter dem Bräsidenten bes Obersten Militärgerichtshofes studieren.

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In den Katakomben

85 E Die ersten Christen Roms versammelten sich in unterirdischen Gewölben, den Katakomben

Wie gut, daß die Polizei Neros noch so wenig auf der Höhe war!

Novemberverbrecher

Zum achten Todestage von Friedrich Ebert

Heute jährt sich zum achtenmal der Todestag von Friedrich Ebert . Was an ihm sterblich war, ruht in der füdwestdeutschen Erde seiner geliebten Heimat. Sein Name, feine Persönlichkeit und sein wirken leben und sind für alle Zeiten untrennbar ver­woben mit der deutschen Arbeiterklasse, mit der deutschen Demokratie und der Geschichte des deutschen Boltes.

Eine Schlammflut von Lüge, Haß und er­bärmlicher Niedertracht umspült heute das Grab und das Werf dieses großen Toten und ersten Reichspräsidenten. In seiner Per­son war alles verknüpft, was jezt seine Ber­leumder glauben ausrotten zu können: den ,, Marrismus"; die Freiheit und Gleichheit alles beffert, was Menschenantlig trägt; die Deutsche Arbeiterbewegung!

Landesverräter" Novemberverbrecher", ,, marristische Berberber Deutschlands" freischt

Wie gehetzt wird!

, Völkischer Beobachter" gegen Löwenstein

Der Böltische Beobachter" schrieb in Nr. 47 pom 16. Februar 1933:

V

,, Einer der gefährlichsten Vertreter des margisti schen Herrschaftsflüngels war und ist noch immer ber jüdische Neuköllner Schuldezer­nent Dr. Kariöm Löwenstein. So ift sein wirklicher Name, er nennt sich aber gewöhn lich turzmeg Löwenstein . Gefährlich ist er um deswillen, als er schon bei der unmündigen Ju­gend die Entdeutschung mit allen Mitteln jüdischer Rabulistit, mit allen international- pazifistischen Berbummungsmethoden zu bewirten bestrebt ist. Obgleich er niemals Lehrer war, ist er dennoch erster Vorsitzender des Hauptvorstandes sozialdemo fratischer Lehrer und Lehrerinnen Deutschlands . Außerdem fühlt er sich als Reichspräsident der sozialistischen Kinderrepublik...

Mit welch verbrecherischer Absicht Löwenstein darauf ausging, den Schülern den Landesverrat zu glorifizieren, zeigt schlagend die Berufung des Dr. Grelling Sohn, dessen Vater das berüchtigte Buch J'accuse" anonym schrieb, das die franzöfifche Regierung zu Hunderttaufen­den über und hinter der deutschen Front durch Kriegsflieger abwerfen ließ, um die deutschen Soldaten zur Meuterei aufzufordern.

Ungestrafte Heger

So wird es gemacht!

Das in Heilbronn a. 3. erscheinende Nazi­organ durfte dieser Tage folgenden ver­brecherischen Erguß veröffentlichen, ohne daß die für Ruhe und Ordnung verantwortlichen Inflanzen bisher dagegen vorgegangen wären: ,, An Biele! Tagtäglich laufen Briefe bei der Kreisleitung der NSDAP . ein, in denen un­geduldige Schreiber ihrer Enttäuschung darüber Ausdruck geben, daß den Heilbronner unbelehr­baren Widersachern und verbissenen Feinden des Führers und Reichsfanglers Hitler und feiner Bewegung immer noch erlaubt wird, ungestraft ihr Gift zu verfprigen, als ob nicht seit dem

30. Januar dieses Jahres eine neue Zeit an gebrochen, sondern alles beim alten wäre. Be­jonders Ungeduldige verlangen, daß ungesäumt mit dem Neckar- Echo" so verfahren würde, mie es die Studenten mit der Berliner Sunstatademie gemacht haben: Anmarsch, Besetzung, Entfernung aller unliebsamen Personen, Bernagelung ihrer Arbeitsräume usw. Andere Briefschreiber laffen durchblicken, daß sie das Nedar- Echo" nicht für das einzige abbaureife Unternehmen halten, und einige temperamentvolle Briefschreiber bezeichnen uns den Oberbürgermeister Beutringer als einen Mann, für dessen beschleunigtes Ver schwinden wir zu sorgen hätten.

Die Fülle solcher Zuschriften läßt es nicht zu, an eine Einzelbeantwortung zu denken. Die Kreis­leitung bittet deshalb die betreffenden Korrespon Denten, ihre begreiflichen Aufräumungswünsche noch eine kurze Zeitlang zu zügeln. Außerdem scheint es für die Gründlichkeit der bevorstehenden Abrechnung recht wertvoll, daß gewiffe Leute unter dem Alpdrucke ihres Ahnungsvermögens von den tommenden Dingen ihre Selbstbeherrschung bis zu einem Grade verloren haben, daß fie voll Ber­zweiflung ganz aus sich herausgehen und ihre üreigenste Wesenshaftigkeit sozusagen im Geburts tagskleibchen zur Schau ftellen. Bei dieser aus Berzweiflung geborenen Unbedachtsamkeit enthüllt fich noch mancher bishet vorsichtig Mastierte als gemeinfchädlicher Petroleur und die bereits von uns Angetreideten erhöhen ihr Strafregister.

Gemach, also, ihr Ungeduldigen, die von euch erfehnte Reinigung tommt in allernächster Zeit. Die wenigen Nächte bis zum 5. März mögt ihr ruhig schlafen. Es gibt genug Leute, die der Schlaf bis dahin noch fliehen wird, alldieweil ihnen das sanfte Ruheriffen fehlt, das bekanntlich nur pon einem guten Gewissen geftopft werden kann. Auf den Tag!"

Es fand sich bisher fein behördliches Organ, das gegen diefe Ausgeburt einer tranthaften oder verbrecherischen Phantafie eingeschritten märe.

es straßauf und straßab durch alle Städte und Dörfer. Jeder Kriegsdrückeberger und Kriegsgewinnler ruft es ins Grab Friedrich Eberts , der zwei seiner Söhne in die deut­ schen Massengräber des Weltkrieges sin­ten sah.

Wie sollte aber die vereinigte Reaktion bestehen, wenn berichtet würde, daß schon im Winter 1917/18 in Deutschland die Menschen Dor Hunger auf den Straßen und an den Werkbänken umgefallen sind; daß alle Kirchenglocken beschlagnahmt waren, daß es feine Tür gab mit einer Messingklinte, feine Eisenbahnlokomotive mit einem Kupferrohr?

Das war das von Friedrich Ebert und den Boltsbeauftragten übernommene und von den Berderbern Deutschlands im Stich gelaffene blühende Reich": ein einziger un geheurer Trümmerhaufen. Zwölf Millionen aus Krieg und Kaserne zurückgekehrte Sol­daten waren ohne Arbeit und ohne Brot; die feindlichen Armeen mit zwei Millionen frisch über den Ozean transportierten ame­ rikanischen Soldaten wälzten sich über den Rhein , Deutschland war ein einziges Chaos. Ordnung und Ruhe, Arbeit und Brot zu schaffen und Deutschland zu er. halten, das war die Aufgabe, die den Marristen hinterlassen mar und die sie mit Friedrich Ebert an der Spiße zur Bewunde rung der gesamten Welt gelöst haben. Das war es, was am 28. Februar 1925 Freund und Feind gezwungen hat, das Haupt zu neigen vor der Bahre dieses ehemaligen Sattlergesellen, in dem sich das Genie bes neuen deutschen, demokratischen und repu blikanischen Volksstaates verkörperte, die Kraft und die Größe der einst so entrechteten und verachteten marristischen" Volksteile, der deutschen Arbeiterklasse und ihrer Orga nisationen.

Das Leben, die Entwicklung und der Auf­stieg Friedrich Eberts , das war das Leben, die Entwicklung und der Aufstieg der arbei­tenden Klassen, deren einziges Adelsprivileg ihre Arbeit und ihre Intelligenz gewesen ist, ihr Können, ihr Solidaritätsbewußtsein und ihr Opfermut für die Allgemeinheit. Ihr Studium war das Leben und der Klassen­fampf von oben; ihre Schule die jahrzehnte­lange gewerkschaftliche und politische Er ziehung in den Organisationen des Marris­mus". Deutschland wurde vor dem Chaos und der Vernichtung gerettet, weil das alte Herrschaftsgerümpel hinweggeräumt und in einem Bolksstaat die Bahn frei wurde, bis zur höchsten Spize, für alle lebendigen und wertschaffenden Kräfte des Volkes und der Arbeiterklaffe. Die Mittel hierzu? Das waren das allgemeine Wahlrecht für Männer und Frauen, das allgemeine Koalitionsrecht für Arbeiter, Angestellte und Beamte, die ge­fellschaftliche Freiheit und Gleichheit für alle Deutschen ohne Unterschied der Person und des Standes. Das waren zugleich die ,, No­pemberverbrechen" der Sozialdemo­frafie und ihres Führers Friedrich Ebert .

Je schwärzer die Nacht, desto heller der neue kommende Tag, in dessen Strahlen auch der Name Friedrich Ebert gleich einem un­vergänglichen Symbol leuchten wird.