D.

verringert sich die Dauer des Schlafes noch mehr. Die Gründe liegen klar zu Tage. Einmal erfordern die Schularbeiten in Freitag jedem Jahre immer mehr Zeit, und bei schlechter Zeiteintheilung, ttoria wie fie vielen, namentlich nicht beaufsichtigten Kindern eigen ist, mehr müffen die Abendstunden zur Erledigung der Schularbeiten zu rinnen hilfe oder überhaupt von vornherein in Anspruch genommen werden. Nach Dr. Cold's Ansicht bedarf die Jugend bis zum ſe, ein 20. Lebensjahr mindestens neun Stunden Schlafzeit, und der Gesell Erwachsene nach vollendeter Entwicklungsperiode vom 25. bis heran 30. Jahre hat noch immer deren mindestens acht nothwendig. trauen Run frage man aber einmal in den Kreisen der sog. höheren Gesellschaft, unter Studenten u. dergl. nach. Sechs Stunden wegen werden hier vielfach als das ausreichende Maß zum Schlaf tandal erachtet, einfach aus dem Grunde, weil nicht mehr dafür übrig Meibt. Das Schlafbedürfniß pflegt erfahrungsgemäß erst im leichen höheren Alter nachzulassen, und dieses natürliche Ereigniß ist die das Zeichen dafür, daß auch nicht mehr nothwendig ist. Wenn der Mensch, namentlich der noch in der Entwickelung begriffene, nicht nicht ungerochen hingehen dürfe genug schläft, kann der Körper, besonders das Gehirn, nicht nicht gründlich ausruhen, die angesammelten Ermüdungsstoffe, En den d. h. die Stoffwechselerzeugnisse der Muskel- und Nervenzellen nicht vollkommen beseitigen, und der Organismus ist deshalb in der nicht im Stande, in normaler Weise zu funktioniren. Die Bahn Arbeitslust, der Unternehmungsgeist, das Wohlbefinden, die Gemüthsruhe nehmen allmälig ab, und an ihre Stelle tritt die n ihn nervöse Erschlaffung oder Unruhe und Reizbarkeit, ja selbst geistige Störung.

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Wir meinen, daß es nicht nur in den Kreisen der sog. tändig besseren Gesellschaft vorkommt, daß Erwachsene und auch Kinder nöthigen Schlaf entbehren; gerade im Arbeiterstand haben wir diesen Fall in der Regel. Eltern wie Kinder stehen vor Tage auf, um an die Arbeit zu gehen und ihr Abend beginnt oft sehr lange nach Sonnenuntergang, weil die Stunden vor Mitternacht noch zu den Arbeitsstunden zählen. Wir finden gerade bei der Hausindustrie diese traurige Thatsache, daß ein gut Theil der Schlafenszeit für die Arbeit verwandt werden muß, weil sonst der Verdienst noch weit unzulänglicher wäre. Und die Hausindustrie, welche die Rinder so früh in's Arbeits­joch spannt, ist es, welche den armen Kleinen ein gut Theil des nöthigen Schlafs raubt und dadurch die heranwachsende Armee Der Arbeit vorzeitig verkümmern macht, darum, Ihr Mütter, forgt dafür, daß Eure Kinder ausreichenden Schlaf genießen, timmt für ein Verbot der Kinderarbeit und sämmtlicher Radtarbeit.

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Berlin . Abermals ein Opfer der Sympathiekuren". sechsjährige Tochter einer in der Posenerstraße wohnenden Familie Kn. hatte sich vor einiger Zeit beim Spielen eine kleine Berlegung am linken Auge zugezogen. Von Seiten der Mutter wurde zwar wenig Gewicht darauf gelegt; es stellte sich aber bald darauf eine Entzündung der Jris ein, so daß das Kind fortwährend über Jucken und Brennen am Auge flagte und so lange an demselben rieb, bis es fast ganz unterlaufen und an geschwollen war. Anstatt mit dem Kinde zu einem Augenarzt der nach der Klinik zu gehen, begab sich die Mutter zu einer in der Nähe wohnenden Jugendfreundin von ihr, die ihr auch sofort tine sog. Sympathiekur in Vorschlag brachte, und zwar in der folgenden Weise: Die kluge Frau" rieth ihrer Freundin, dem Rinde acht Tage lang auf das entzündete Auge ein recht ver: modertes Spinngewebe, in welchem eine Spinne eingewickelt ſein muß, zu legen, dann wurde die Geschwulst von selbst wieder weggehen. Gesagt, gethan! Aber anstatt besser, wurde es mit

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unglücklichen Geschöpf immer schlechter, das arme Kind hatte Dährend dieser achttägigen Sympathiekur bie gräßlichsten Schmerzen usgehalten und fast Tag und Nacht nicht mehr geschlafen. Aber bie verblendete Mutter, in der Meinung, ein gutes Werk" ge: than zu haben, überhörte alle diese klagelieder ihres Kindes, bis Endlich der verhängnißvolle achte Tag herankam. Nun wurde die tluge Rathgeberin geholt, um das Spinnenpflaster" wieder bzunehmen. Aber wie erstaunten beide Frauen als sie die Be­Seerung sahen, die sie angerichtet hatten. Das ganze Auge ings herum war zu einer unförmigen Masse angeschwollen und otal vereitert. Jest endlich that die leichtgläubige Mutter in

Ihrer

Verzweiflung das, was sie von vornherein hätte thun müssen, sie fuhr mit ihrem unglücklichen Rinde noch in derselben Stunde nach der Klinik, wo die Aerzte bei der Besichtigung der Augen die Hände über dem Kopfe zusammenschlugen und der Mutter die bittersten Vorwürfe machten. Nach dem Ausspruch der Aerzte läßt sich vorläufig gar nicht absehen, ob das Kind jemals wieder gesund und seine volle Sehkraft auf dem erkrankten Auge wieder erlangen wird.

Gegen die sympathische Nath­

geberin soll Anzeige erstattet werden. Wir behalten uns vor in einem längeren Artikel nächstens grade das Thema der Sym­pathiekuren zu behandeln.

Italien . Ein Standalprozeß ersten Rauges, dessen Grund­

lage ein Vorgang aus der herrlichen Crispizeit bildet, spielt sich

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rumgezerrt, mißhandelt fürchte Dich nicht mehr, ge uns alles, meine Hilda. Was hat Dir dieser ann gethan?"

Die fleine Hilda richtete sich energisch empor.

"

Was redet Ihr denn da, was soll er mir denn gethan haben?"

tamen,

fie

"

,, Weshalb riefst Du um Hilfe? als wir hierher fanden wir Dich bewußtlos."

Weil ich da draußen," sie zeigte gegen das

Fenster, auf die Felsen geklettert war, der Friedl nach, nd wie ich durch's Fenster hereinsteigen wollte, wie es gethan, bin ich abgerutscht und gefallen." Durch's Fenster wolltest Du steigen, thörichtes, unvorsichtiges Kind!"

"

Warum hast Du das gethan? Wer hat Dich

bieber gelockt? Womit, weshalb? examinirte die Gou­Dernante in strengem Tone, als müsse sie dadurch der Sache früher auf den Grund kommen.

tief

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Pleine

Rind

lah ihr mit einem feindseligen Blick voll in's Gesicht. Niemand hat mich hieher gelockt, daß Sie's nur bissen, ich bin mit der Friedel gegangen, weil ich mich icht von Ihnen wollte einsperren lassen, weil dies eine gerechtigkeit ist, und weil ich, weil ich

Die Kleine wandte sich rasch nach ihr um, und

" sie sah

Bernhard, dessen Gespräch mit seiner Tochter sie lauscht und sagte dann kühn: weil ich zu den Ge= funden gehöre, die Ungerechtigkeit nicht gefallen lassen, verstehen Sie,

Fräulein.

die kämpfen und die sich eine

Was soll das bedeuten, Hilda?" fragte ihr Vater

betroffen ,,, Du warst freiwillig fortgegangen, Du hattest mich also abfichtlich in Angst und Schrecken versezt?"

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baren Kartoffeln zur Schnappsbrennerei verwandt, da die Schnaps­brennerei bekanntlich in Folge der Liebesgabe, welche den Groß­schnapsagrariern vom Staate geschenkt wird, d. h. vom Volte bezahlt werden muß, ein sehr einträgliches Geschäft ist. Dadurch wiederum werden viele Kartoffelmengen dem unmittelbaren Konsum entzogen und die Bevölkerung sieht sich mehr und mehr gezwungen, statt sich mit Kartoffeln zu nähren wenn man diese Speise als nahrhaft" bezeichnen darf sich dem Schnaps. genuß" zu überliefern. Da haben wir also die Wirkungen der vielgerühmten neuen Wirthschaftspolitik. Vom Brod zu den Kartoffeln, von den Kartoffeln zum Fusel. Dann kommen natürlich die Herren in den schwarzen Talaren und mit dem frommen Augenaufschlag und wettern gegen die Unsittlichkeit, gegen den Schnapsteufel, die Verrohung des Vottes. So greift. eins ins andere, um für Jedermann deutlich dazuthun, daß wir uns in der besten aller Gesellschaftsordnungen be finden! Man sieht, der deutsche Proletarier ist ein beneidens­werther Mensch!

jetzt in Rom ab. Professor Mandalari war beaufsichtigender Vorgesetzter des Kinderasyls in Tunis und benutte seine Macht­stellung dazu, die ihm unterstellten Lehrerinnen zu verführen und sie dann für feile Dirnen zu erklären. Die Lehrerin Ren­zetti ließ den Strolch mit großer Festigkeit ablaufen, bis ein regelrechter Nothzuchtsversuch den Kessel zum Ueberlaufen brachte. Infolgedessen begab sich Fräulein Renzetti in den Schutz der Derr Herr Gatt n des italienischen Konsuls Bario in Tunis . Konsul that das Gegentheil seiner Pflicht, er nahm den Wollüst­ling in Schuß und forderte Abberufung der Lehrerin, trotzdem Mandalari kniefällig der Frau Konsulin seine Schuld ein­gestanden hatte. Petitionen von mehr als hundert Bürgern von Tunis zu Gunsten der Renzetti, Man bot der vergebens. energischen Dame vergeblich private Beschäftigung an, um die Sache todtzumachen, die sie ablehnte und nun in die größte Noth gerieth, da alle ihre Schritte auch in Rom zu keinem Erfolg führten. Da nahmen sich ein paar Advokaten der Sache an und Crispi donnerte los, daß so etwas unter seinem Regiment aber dann war Ruhe über den Gewässern. Man glaubte eben sich eine Blöße zu geben und nachgiebig zu erscheinen, was einer sogenannten ,, ftarken" Regierung nicht wohl anstehe. Geldabfindungen wies die Ren­zetti trop größter Noth entschieden zurück. Zwei Jahre mußten aber vergehen, bis denn jetzt der Prozeß mit Aussicht auf Erfolg für das Recht angestrengt wird, bei dem nach dem Rezept: Haltet den Dieb! der Herr Professor Mandalari als Kläger gegen den Diritto " auftritt, der die faubere Geschichte berichtet hat. Der vorjährige Prozeß fiel gegen die achtenswerthe Lehrerin aus. Der Herr Professor strengte den zweiten Prozeß gezwungen von der Regierung an, nachdem er vorher die Renzetti auch noch mit verdächtigenden Schmähschriften verfolgt hatte. Man ist ge­spannt auf das Urtheil, welches jedenfalls zu einem harten Verdikt über die Crispische Wirthschaft werden wird.

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Aus Paris wird telegraphirt: Der Obere Rath der schönen Rünste beschloß, Frauen sowie Mädchen zum künstlerischen Unter richt zuzulassen und Ausschluß des gemeinsamen Studiums mit Männern. Die Herren Gesetzgeber trauen wahrscheinlich den jüngeren Vertretern des starken Geschlechts" so wenig Festigkeit zu wie sich selbst.

Zum Nothstand. Wieder kommen von den verschiedensten Gegenden Nachrichten, welche beweisen, daß es mit der Volks= ernährung schlecht, sehr schlecht bestellt ist, troßdem nach den Worten der preußischen Regierung kein Nothstand existirt. In Königsberg haben die städtischen Beamten sich bereits mit einer bringenden Petition um Theuerungszulage an den Magistrat ge wandt, und dieser will in einer gemischten Kommission mit Die Lebensmittelpreise, Stadtverordneten die Sache erörtern.

so schreibt die" Danziger 3tg.", sind auch hier fortgesetzt im Steigen begriffen und die dadurch erzeugte Nothlage macht sich in den Kreisen der ärmeren Bevölkerung immer härter fühlbar. Am schwersten leidet dieselbe unter der Höhe der Brot- und Kartoffelpreise, die einen seit vielen Jahren nicht dagewesenen Stand erreicht haben. Wie aus zahlreichen Kundgebungen her­vorgeht, erstreckt sich dieser Nothstand auf unseren ganzen Osten.

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Aus Osterade am Harz schreibt die dortige Kreiszeitung: Unsere Hausfrauen klagen in lezter Zeit gewaltig über die theuren Lebensmittelpreise. Das Brot wird alle Tage kleiner und das Fleisch nicht billiger. Die Hauptnahrung unserer Be­völkerung, die Kartoffeln, sind seit kaum 3 Wochen um 3 Mark pro 100 Kilo theurer geworden. Am 1. Juni kosteten die­selben auf hiesigem Wochenmarkte noch 7,60 bis 8 Mark, heute 10-11 Mart und dabei sind sie voll langer Reime und kaum zu genießen. Aus der Gegend von Düsseldorf schreibt man: ,, Hier fehlt es an Kartoffeln; die Händler wissen keine mehr aufzutreiben. In Solingen foften 100 Pfund alte Kartoffeln schon 8 M., die neuen, welche noch nicht reif sind, werden mit 15 Pf. das Pfund bezahlt. Die Fabriken gehen in der ganzen Umgegend schlecht, einige Gerbereien sind ganz geschlossen. Eine Gerberei ausgenommen, wird in den meisten Fabriken im gün stigsten Falle 3/4 Tag gearbeitet. Aus München- Gladbach schreibt man uns, daß dort Kartoffeln nicht unter 6 bis 6,50 Mt. zu haben sind. Dabei schneidet man sie halb als Abfall fort. Häufig sind sie ganz ungenießbar, theilweise schwarz. Ist das noch kein Nothstand, Herr von Caprivi? Am vorigen Donnerstag und Freitag haben in West- und Mitteldeutschland schwere Ungewitter großen Schaden angerichtet und theilweise die Ernte vernichtet.

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Als im Jahre 1847 eine Theurung gleich der jetzigen in Preußen herrschte, da begnügte sich die Regierung nicht, rebellische Frauen dem Strafrichter anheimfallen zu lassen und den Noth­stand zu leugnen, da hat sie vielmehr den den Getreideeinfuhr­zoll suspendirt, ja sogar einen Ausfuhrzoll auferlegt und für den Rest der Kampagne die Spiritusproduktion aus Kartoffeln verboten. Jetzt geschieht von alledem nichts. Vielmehr wird trop des großen Kartoffelmangels ein großer Theil der verfüg­

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Die Hungersnothpreise für Brotkorn, eine direkte Folge der Kornzölle, haben an der Produktenbörse eine erneute Steigerung gefunden. Der Weizenpreis zog um 11/2 Mt. für nahe und um 3/4 Mark für Herbstsichten, der Roggenpreis um 3/4 Mark für nahe und um 11/4 Mt. für Herbsttermine an. Die Ueber die Be= Ernte- Aussichten haben sich nicht verbessert. gleiterscheinungen der gegenwärtigen Theuerung wird regelmäßig weiter berichtet. Die Mehlwanderungen sind an der russi­So schen und österreichischen Grenze nach wie vor im Gange. erfährt die Vossische 3tg." aus Schreiberhau in Schlesien , daß gegenwärtig alltäglich große Schaaren von Kindern und Er wachsenen nach dem 2 Stunden entfernten Neumelt pilgern, um billiges Mehl in zollfreier Quantität über die böhmische Grenze zu bringen. Sechs Pfund Roggenmehl kosten in Böhmen 84 Pf., sechs Pfund Weizenmehl 95 Pf., in Schlesien aber Mt. 1.20 resp. Mt. 1.26. Lehrreich ist die Zusammenstellung, welche Professor Conrad in den Jahrbüchern für Nationalökonomie und Statistik" aus den Weizenpreisen in den Jahren 1875/79 und denen in dem Jahre 1889 giebt. Die Preise verstehen sich in Mark für 1000 Kilo:

1875/79

1889 1) Frankreich 198,32 2) Preußen 183

1) Haag

234,10

2) Dänemark

230,18

3) Frankreich 4) England 5) Preußen 6) Wien 7) Odessa

227,66

3) Haag

156,15

210,55

4) Dänemark 152,7

206,80

5) Wien

147,39

205,38

6) England

187,14 179,10

7) Budapest

8) Odessa

137, 130,40 127,19

8) Budapest Während also 1875/79 der Weizen in Preußen billiger war als in England, Frankreich , Holland , Dänemark , hat Preußen 1889 nächst Frankreich die höchsten Getreidepreise aufzuweisen gehabt. Frankreich aber hat bekanntlich gleichfalls Getreidezölle eingeführt, wenngleich nur von 40, nicht von 50 Mt. Während 1875/79 der Weizenpreis in Preußen noch um 3,75 Mt. billiger war als in England, stellte er sich 1889 um 46 Mt. theurer. Wie lange wird die Regierung noch sagen: Es giebt keinen Nothstand?"

In Bayern soll die Zahl der Fabrikinspektoren von 4 auf 8 erhöht und für die zwei größten Bezirke sofort Hülfskräfte be= schafft werden.

Gelenau . In den gewerblichen Verhältnissen unseres Ortes, ist leider ein Rückgang zu verzeichnen. Schon seit Jahren liegt die einst hier so viele Personen jeden Alters beschäftigende Spigenindustrie brach; Niemand lernt mehr das Klöppeln. Nur noch wenige alte Leute, die nichts weiter verrichten können, be= schäftigen fich mit Klöppelei und bringen es bei angestrengtem Fleiße wöchentlich höchstens auf 1.50 M. Eine große Anzahl hiesiger Einwohner wanderte seither im Sommer nach fremden Orten, um ihr Brot als Maurer oder Zimmerer zu erwerben. Allein die Baulust ist allenthalben im Rückgang begriffen und fremdländische Arbeiter nehmen vielfach den einheimischen die Arbeit weg. Die Strumpfwirkerei, der Hauptnahrungszweig, liegt seit lettem Herbst ganz darnieder. Der vergangene Winter gehört zu den schlechtesten seit vielen Jahren. Abgesehen von zwei Strumpffabriken wird hier die Wirkerei nur als Haus­industrie betrieben. Viele arbeiten noch auf gewöhnlichen Walzen­stühlen und verdienten bisher wöchentlich höchstens drei Mark. Die auf Maschinen Arbeitenden hätten es wöchentlich auf 6-7 M bringen können, wenn genug Arbeit gewesen wäre. Wegen Mangel an Aufträgen hat daher mancher im vergangenen Winter lange feiern müssen, wodurch bei dem außergewöhnlich harten und lang anhaltenden Winter und den so hoch gestiegenen Preisen für Nahrungsmittel und Brennmaterial viele Familien in die bitterße Noth gerathen sind. Leider ist für manche der selben darauf, das Defizit des Winters im Sommerhalbjahr zu decken, bei den oben geschilderten ungünstigen Verhältnissen wenig Aussicht vorhanden. Nur die in Fabriken Beschäftigten haben ihr gutes(??) Auskommen und deren Zahl ist leider gering. Algemein beklagt man den Mangel an unternehmenden Kapitalisten, welche Fabriken hierorts anlegen. Und doch ist Gelenau ein sehr geeigneter Ort hierzu. Die Terrainverhältnisse und Verkehrsmittel sind günstige; Gelenau hat Eisenbahnstation. Die Baumaterialien sind billig und leicht zu beschaffen. Die Einwohnerschaft ist seit Jahrzehnten in der Strumpfwirkerei er­fahren und eingerichtet. Die Lohnansprüche der Arbeiter sind sehr bescheiden. Die Agitatoren für Streifs, Arbeitsverkürzung zc. haben hier noch nie Gehör gefunden. Das ist fürwahr ein Bild des Elends, wie es grauenvoller kaum aufgerollt werden kann. Das ist eine Anklage gegen das heutige wirthschaftliche System, vor der die Vertheidiger desselben erzittern müßten. Aber statt eine vernünftige Regelung der Produktion und eine Sebung der Konsumtionsfähigkeit des Volkes anzustreben, sucht man den überlasteten Waarenmarkt durch vermehrte Produktion noch mehr zu überlasten und lockt die gewinnsüchtigen Unter­nehmer durch die entsetzlichen Hungerlöhne der Arbeiter. Daß bei Wochenlöhnen von 1.50 bis 3 M der Sozialismus noch nicht Eingang gefunden hat, wundert uns nicht, denn solche abscheu­liche Zustände sind nicht der Boden für den Sozialismus, sondern weit mehr für den Anarchismus. Wenn bei solchen Nothständen das Volk erst einmal anfängt, sich auf sich selbst zu befinnen, dann greift es nicht zu dem langsam und sicher wirkenden Mittel der Organisation und des Sozialismus, sondern zu dem sofortige Abhülfe verheißenden Mittel der Gewalt.( S. A.- 3tg.) Der Pariser Mitarbeiter der Straßburger Post" schreibt seinem Blatt über die Bewegung in Paris folgende beachtens­

Dich nicht Papa, o gewiß Dich nicht", rief die Kleine, und sie warf sich dem Vater an den Hals. Ich bitte Dich, Papa, sei wieder gut; glaube nicht, daß ich Dib kränken wollte; ich will Dich lieb haben, so lieb, wie die Friedel ihren Vater lieb hat. Und ich will auch so stolz auf Dich sein, gerade wie sie es auf den ihrigen ist. Du bist ja auch so gut, und Du bist auch start und muthig, Du wirst fein Unrecht dulden, nicht wahr, und Du wirst auch mich davor in Schuß nehmen."

Nun waren alle Mißverständnisse alsbald aufgeklärt und Bernhard und die Friedel von jeder Mitschuld freigesprochen.

Herr Hillebrandt trat auf den Arbeiter zu." Ich bin Ihnen wohl eine Genugthuung schuldig; nun, Bernhard, Sie können in meiner Fabrik bleiben, wenn Ihnen das noch wünschenswerth erscheint."

Er mußte lächeln, als er dem lebhaft dankenden Blick seiner Tochter begegnete.

" Ich sehe schon, ich muß Dir Konzessionen machen," fagte er.

Unter den legten, die sich aus dem kleinen Hause entfernten, waren Bernhard und seine Tochter.

Die Friedl schritt neben ihrem Vater einher, ihn fest an der Hand haltend, mit dem schönen, innigen Gefühl der Liebe, des Vertraueus.

Wie hatte sie um ihn gebangt, jezt hatte sie ihn wieder und hatte ihn sicher.

Die kleine Friedl brachte ihren Vater wie im Triumph nach Hause.

werthe Zeilen:

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Die soziale Bewegung, welche von den Omnibus- Angestellten begonnen worden ist, zieht immer weitere Kreise. Die Kellner, die Epiciers, die Coiffeurgehülfen und Gott weiß wie viele andere niedere Angestellten verlangen nicht nur höhere Löhne, sondern auch bessere Behandlung. Ich bin kein Kommunist und gehöre auch nicht zur Arbeiterpartei; aber ich muß offen ge­ftehen: ich sympathisire sehr lebhaft mit diesen Leuten. Es hat niemand eine Ahnung davon, wie schlecht diese niederen Diener des Publikums gerade in dem glänzenden Paris behandelt, wie gering fie besoldet, wie unverantwortlich sie geschunden werden. Wer von Paris nur die glänzenden Boulevards, die großen Hotels, die vornehmen Kafes, die pikanten Theater, allesfalls