ung bulbant sanft entschlummern. Oder die Kinder be men in mangelhafter Kleidung, verschlissenem Schuhorge g, Winters frierend und zähneklappernd in die lfes hulräume, feuchen und husten, daß an einen geordelen en Unterricht gar nicht zu denken ist.
Die Soll unsere Jugend auf eine höhere Warte des ung fens gehoben werden, so muß, so lange die kapitafall ischen Produktionsverhältnisse bestehen, die Sorge für bie Unterhalt und die Erziehung von dem Staat bez. Gemeinde übernommen werden. Wer sich dieser bis orderung widersetzt, ist kein Freund des Volkes, sondes en beslissen, dasselbe in Unwissenheit zu erhalten, um Der Ausbeutung desselben ungehinderter betreiben zu
icht.nen.
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Die Vertreter des Kapitalismus stehen der Forderung Jugenderziehung durch den Staatfeindlich gegenüber. heit iefelben haben kein Interesse an der Hebung der allgeäheinen Volksbildung Ihre, auf die Ausnutzung der annaturkräfte berechneten Lehrmethoden, haben ihnen auster ichende Hülfskräfte bereits geliefert. Ein gut Theil irb. selben ist schon überschüssig und fällt dem Kapi
lismus läftig. Der Kapitalismus hat keine VerIten lassung die Zahl der gebildeten Unzufriedenen zu vermen ehren. Deshalb darf die arbeitende Klasse nur rgt. rer eigenen Kraft vertrauen, ihre Befreiung muß rge. Werk der Arbeiterklasse sein.
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Die Möglichkeit der Verwirklichung der einzelnen iber rogrammpunkte hängt nicht von dem Entgegenkommen 46, welches wir von der Kapitalistenklasse füglich bei unb nzelnen Forderungen erwarten könnten, sondern von ferem Einfluß, den wir auf die breiten Schichten des Boltes gewinnen. Und dieser Einfluß wird bedingt en. urch das Verständniß und die Aufnahme, deren sich einzelnen Forderungen seitens dieser breiten Schichten Boltes zu erfreuen haben. Soweit unsere Erfahrung icht, hat aber kaum ein anderer Theil unseres Profen. amms eine freundlichere Aufnahme und klareres Verbaß indniß bei den Arbeitern in Stadt und Land gebie unden, als die Forderung: Erziehung der Jugend errch den Staat bez. die Gemeinde. Behalten wir ichte Forderung bei.
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Dienstboten- Loos.
Ueber die empörende Behandlung eines erst 16 Jahre zählenDienstmädchens seitens ihrer in der Schloßstraße in Steglit hnenden Herrschaft, wird dem„ Teltower Kreisblatt", ein att, das über jeden Verdacht der Arbeiterfreundlichkeit erben, also in den Augen der ordnungsliebenden" Elemente rchaus glaubwürdig ist, aus genanntem Orte geschrieben:
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Bom frühesten Morgen bis Nachts um 12 Uhr sieht man Mädchen im Joch, und Nachts so in der Nacht zum tag um 12 Uhr wird dasselbe noch unbarmherzig gelagen. In dieser Nacht fielen die Schläge so verb, daß andere ausbewohner in ihren Betten dieselben hörten; auch zeigte das ficht des Mädchens am Freitag Morgen die Spuren schwerer ißhandlung. Und diese Behandlung erfährt das Mädchen von Hausfrau. Das bedauernswerthe Mädchen zählt erst 16 Jahre ist eine jeden Schuzes entbehrende Waise aus Schlesien . seinen Dienst ist das Mädchen durch eine Vermietherin langt."
Leider unterläßt es das Blatt, den Namen der Herrschaft Jugeben. An den Pranger mit dieser Gesellschaft, damit ihr Lust zur Fortsetzung der Mißhandlung eines schutz- und chtslosen armen Mädchens vergeht!
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Derartige Zustände gehören feineswegs zu den Ausnahmen, nbern sind, wie zahlreiche Gerichtsverhandlungen beweisen, emlich weit verbreitet. Sie erklären sich daraus, daß die durch e Gesindeordnung geschaffene Rechtlosigkeit des Gesindes gegener der Herrschaft den Uebermuth der Herrschaften ins Maßlose teigert hat. Mit der Abschaffung der Gesindeordnung, auf wir wohl, so lange die jetzt herrschende Partei noch am Ruder schwerlich rechnen dürfen, würde das sehr bald anders werden. Aber selbst bei dem Fortbestehen der Gesindeordnung, mit em wir vorläufig doch immer noch zu rechnen haben, würde
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durch eine bloße Organisation der Dienstboten vieles gesert werden. Eine solche würde hinreichend Aufklärung unter Dienstboten verbreiten und ihre Selbstachtung erhöhen, so fie sich eine so empörende Behandlung überhaupt nicht ge
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en ließen.
Bur Kellnerinnen- Bewegung.
Berlin . In der fünften Kellnerinnen- Versammlung, welche ahlreicher als sonst von Kellnerinnen besucht war, führte Frau Sofstetten den Vorsiz. Referentin war Frl. Dmoch. Dieselbe rach über die Lage der Kellnerinnen, welche nunmehr auch Offentlich allgemein bekannt sein dürfte und geißelte dabei beson ders das Agentenunwesen. Ihre Ausführungen wurden mit teichem Beifall belohnt. Dann wurde gegen das Verhalten des Saftwirths Herzberg, welcher der Kellnerinnenbewegung skeptisch gegenüber steht, Protest erhoben. Hierauf versuchte der Vorhende des Vereins der Gastwirthsgehülfen, Herr Thomas, die Stellung der Kellner gegen ihre weiblichen Kollegen zu rechtfertigen. Es sei den Kellnerinnen materielle Unterstüßung in Jobem Maße bewilligt worden. Eine Aenderung im Kopfe des Organs Der Gastwirthsgehülfe" könne aber entschieden nicht Borgenommen werden. Der Verein der Kellner sei Dank der buffe der Berliner Arbeiterschaft in 3/4 Jahren von 500 bereits uf 1100 Mitglieder gestiegen, das Organ habe 1800 Abonnenten, Die Rellnerinnenbewegung fönne aber nicht mehr als bisher Interstützt werden, weil der Verein noch mit sich selbst zu viel thun habe(!!) Gegen diese Ausführungen wendete sich Frl. Omoh, welche es u. A. unbegreiflich fand, wie einerseits ein Organ, feine Spalten theilweise der Kellnerinnenbewegung zur Berfügung stelle, jedoch sich nicht als Drgan derselben Bewegung betennen wolle. Nachdem Frau Gubela das Unwesen der Agen ten in Bezug auf das Verborgen von Kleidern an die Rellnes 15fache des ortsüblichen Preises der Kleidungsstücke sich bezahlen
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Wucherprozente, in Folge dessen sie oft das 10 bis
gegeißelt hatte, ergriff Herr Lallinger das Wort, um im
Gastwirthsgewerbe die von der genannten Kaffenverwaltung
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Polizeipräsidium gerichtete Petition zu vertheidigen. Der schilderte eingeheud die Ueberhandnahme der Krankheiten
und griff die im Gastwirthsgehilfen" veröffentlichte Kritik der Petition scharf an. Herr Ebert, Redakteur des„ Gastwirthsgehilfen", führte dagegen aus, daß Niemand von der Ortskasse an die Vertretung des von Herrn Salinger als einflußreich anerkannten Organs oder an den Vorstand des Vereins der Gastwirthsgehülfinnen sich vorher gewandt habe. Ebenso sei es zu tadeln, daß die betreffenden Herren erst jest mit ihrer Petition kommen, nachdem die Bewegung seitens der Arbeiterschaft in Fluß gebracht sei. Gegen die Ausführungen des Herrn Thomas wandte Redner ein, daß er, so lange er noch Redakteur des Vereins der Gastwirthsgehülfen sei, auf eine spezielle Erwiderung sich nicht einlaſſen könne. An seiner Stelle sprach dafür Genosse Gründel gegen Herrn Thomas.
Im weiteren Verlaufe der Verhandlungen kam auch die Ausweisung der Kellnerin Frl. Braun zur Sprache. Die Polizeibehörde wurde aufs Schärfste getadelt und gesagt, ihr Vorgehen müsse den Kellnerinnen gerade ein Sporn sein, um so mehr für die Klarstellung der Mißstände einzutreten. Eine Rednerin schildert den Umgang eines Kriminalbeamten mit einer Kellnerin in einem speziellen Falle und erklärte, das ausgewiesene Frl. Braun habe das Material in Händen und werde von der Verbannung aus dafür sorgen, daß diese Sache ans Tageslicht gefördert werde. Dann kam die Auflösung der letzten Versammlung zur Verhandlung. Genosse Rohrlack theilte hierüber mit, daß die Beschwerde gegen die Auflösung vom Polizeipräsidium als unbegründet zurückgewiesen sei, mit der Motivirung, nach Ansicht des Herrn Polizeipräsidenten v. Richthofen könne auch eine vertagte Versammlung aufgelöst werden. Hiergegen werde die damalige Vorsitzende Frau Emma Ihrer gerichtliche Entscheidung beantragen.
Zu den einzelnen Punkten der Tagesordnung liefen folgende vier Resolutionen ein, welche, mit Ausnahme der letzten, gegen welche zirka 15 Personen stimmten, einstimmig angenommen wurden:
1. Die heute in Joëls Festsälen tagende öffentliche Versammlung der Kellnerinnen erklärt sich mit der Referentin voll ständig einverstanden. Die anwesenden Kellnerinnen beschließen, sich der Freien Vereinigung der Gastwirthsgehülfinnen anzuschließen.
2. In Bezug auf die vom Polizeipräsidium verfügte Ausweisung der Kellnerin Auguste Braun erklärt die Versammlung dieses Vorgehen als gegen die Bestrebungen der Kellnerinnenbewegung gerichtet und protestirt dagegen auf das Energischste.
3. Die heute in Joëls Festsälen tagende öffentliche Ver: sammlung der Kellnerinnen protestirt ferner mit aller Entschiedenheit gegen die Auflösung der lezten Versammlung in Sans souci, insofern, als die Versammlung bereits vertagt war, und der überwachende Beamte darauf erst die Auflösung aussprach.
Die Versammlung beauftragt das Bureau, beim Vorstand der sozialdemokratischen Partei dahin vorstellig zu werden, daß dieselbe im Reichstage einen Antrag einbringen möge, wonach ein Beamter bei einer gesezwidrigen Auflösung zur Strafe und zur Tragung der Kosten verurtheilt werden kann.
4. Die Versammlung erklärt sich mit den Ausführungen und Handlungen des Herrn Thomas nicht einverstanden.
Die Ausbeutung der Kellnerinnen- Bewegung durch die bürgerliche Presse zur Befriedigung des Sensationsbedürfnisses ihrer Leser haben wir bereits früher gebührend gekennzeichnet. Es war aber vorauszusehen, daß man auf die Dauer nicht bei faden Wigeleien und frivol erfundenen Geschichtchen ,, aus dem Kellnerinnen- Leben" stehen bleiben würde. Dieser Tage erschien denn auch an den Anschlagsäulen der Reichshauptstadt das folgende Plakat:
Trude Schneider.
Interessante Neuigkeit aus dem Leben Berliner Kellnerinnen! Trude Schneider.
Roman aus dem Berliner Leben von J. Wiener.
Da das Machwerk in bester, eleganter Ausstattung 2 Mr., fein gebunden 2.75 Mart" toftet, so kann es nur darauf bes rechnet sein, seine Abnehmer in den Kreisen der bemittelten Bourgeoisie zu finden. Für diese übersättigte, blafirte, nach immer neuen Reizungen lechzende Gesellschaftsklaffe hat ja die Kellnerinnen- Bewegung von vornherein keine andere Bedeutung gehabt als etwa der gleichzeitig mit ihr aufgetauchte reichshauptstädtische Ringkampf- Unfug, der ihre erschlafften Nerven durch die damit verbundene Aufregung wieder etwas auffrischte. Das Intereffe für den stärksten Mann der Welt", Karl Abs , ist be reits verflogen, die Lebensbeschreibung, zu der er sich hat ver: arbeiten lassen, zieht auch nicht mehr, da wird denn in aller Eile das noch zeitgemäße Thema der Kellnerinnensache ausge schlachtet. Wir dürfen uns nicht wundern, wenn wir demselben Thema nächstens an den geistigen Erholungsstätten" der Bourgeoisie, dem Adolf Ernst- oder American Theater, begegnen sollten. Die besitzende Klasse will unterhalten sein um jeden Preis; wie sollte sie sich sonst auch bei ihrer vielen faulen Zeit die Langeweile vertreiben! Sie sucht daher möglichst jeder Sache eine tomische Seite abzugewinnen, und selbst das um Verbesserung seiner Existenzbedingungen kämpfende Proletariat ist für sie nur ein Gegenstand der Belustigung.
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Das Verhalten der bürgerlichen Gesellschaft gegenüber der Kellnerinnen Bewegung muß überhaupt in mehr als einer Be ziehung lehrreich genannt werden. Unsere Leserinnen haben vielleicht geglaubt, diese Bewegung sei nur deshalb so verspottet worden, weil es zunächst etwas ungewohntes ist, die angeblich teiner ernsten Beschäftigung fähigen, allezeit lustigen" Rellnerinnen als Versammlungs- Rednerinnen auftreten zu sehen. Aber das allein war es nicht, was die bürgerliche Presse so heiter stimmte. Ihr Spott sollte viel weiter reichen. Er galt der gesammten Arbeiterinnen- Bewegung, von der aber die KellnerinnenBewegung nur ein Theil, jezt hoffentlich untrennbarer Theil ist. Wir brauchen nicht erst daran zu erinnern, mit welchem Hohn die bürgerliche Presse schon seit Jahren über jede neu begründete oder zu begründende Vereinigung auch von solchen Arbeiterinnenherfällt, von denen sie nicht, wie von den Kellnerinnen, sagen zu dürfen glaubt, daß sie überhaupt nicht ernsthaft zu nehmen seien. Daher haben die Arbeiterinnen aller Berufsarten allen Grund, die Kellnerinnen- Bewegung thatkräftig zu unterstützen. Was sie den Kellnerinnen thun, thun sie sich selbst, denn sie stärken dadurch die gesammte Arbeiterinnen- Bewegung.
Die Bungersnoth naht!
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In Hildesheim hat die Bäckerinnung beschlossen, von jetzt ab das 6 Pfund schwere frische Brot für 1 Mart zu verkaufen. Die Bäcker in Würzburg erhöhten den Preis des Sechspfundbrotes mit einem Male um 10 Pf. In Kurhessen haben die Gemeindevertretungen verschiedener Städte, wie Wigenhausen und Allendorf beschlossen, angesichts der wenig erfreulichen Ernteergebnisse in diesem Jahre von der Abhaltung eines Erntefestes abzusehen. Die Beamten fangen in vielen Städten an, sich zu vereinigen, um durch Einkauf in großen Mengen die ungünstigen Folgen der Steigerung der Lebensmittelpreise wett zu machen. In Bromberg sind nach dem Berliner Tageblatt" in Folge der hohen Lebensmittelpreise die Entschädigungssäge für die ein
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quartirten Truppen wie folgt erhöht worden: Für den Feldwebel von 1,25 auf 1,50 Mark, für den Unteroffizier von 50 auf 75 Pf., für den Gemeinen von 30 auf 40 Pf. Für die Armee ist also der Nothstand offiziell anerkannt; die große Masse des Volkes aber darf so etwas nicht sagen, ihr legt niemand etwas zu, fie darf ruhig darben.
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Aus der Lausitz wird der amtlichen ,, eipziger Zeitung" ge= schrieben, daß an der Grenze viele Bäcker und Müller das Brotbacken einstellen mußten, weil sie nur mit Schaden arbeiten können. Könnten da nicht die Innungen einmal etwas für den Goldenen Boden des Handwerks" thun? Vielleicht eine Eingabe wegen Aufhebung der Getreidezölle einreichen? Weiter weiß die Leipziger Zeitung" noch zu melden, daß unter den Handwebern die schrecklichste Noth herrscht. Die Auftreiber, d. h. jene Leute, die für die Fabriken das Garn auf die Holzpfeifen treiben, verdienen pro Woche zwei Mart. Und diese Leute essen fast ausschließlich Brot und Kartoffeln. Hier könnten ja einmal die agrarischen Rechenkünstler ausrechnen, was sie von diesen Aermsten aller Armen verdienen!
Bon der sächsisch böhmischen Grenze berichtet der„ Oberlaufißer Volksbote": Beim Zollamt Neugersdorf seien in der legten Woche von Montag den 10. bis Sonnabend den 15. August die fast unglaubhaft klingende Menge von 32085 Kilo oder 64 170 Pfund Brot zollfrei eingeführt worden. Am vergangenen Sonnabend, also an einem einzigen Tage, sind über 9400 Rilo oder 18 800 Pfund Brot über das Zollamt Neugersdorf in Mengen von je 6 Pfund zollfrei eingebracht worden. Es haben also an einem Tage 3130 Personen und die ganze Woche 10 700 Personen hier die böhmische Grenze überschritten, um sich drüben billiges Brot zu holen. Die Gegend am Zollamt war am Sonnabend belebt, wie zur Zeit des Schießens. Sämmtliche sächsische Beamte am hiesigen Zollamt, vom Einnehmer bis zum Amtsdiener, hatten mit ver Revision und der Kontrolle alle Hände voll zu thun. Diese Ziffern würden noch um ein Beträchtliches sich erhöht haben, wenn nicht die sämmtlichen Brotverkaufsbuden, welche hier an der böhmischen Grenze aufgestellt sind, am Sonnabend alle total ausverkauft gehabt hätten. Es mußten leider viele, meist dem armen Arbeiterstande Angehörige, welche den Sonnabends erhaltenen Wochenlohn sofort zum Ankauf von billigen Lebensmitteln, wie Brot, Butter 2c., im benachbarten Böhmen verwenden wollten, den oft sehr weiten Heimweg ohne billiges Brot antreten.
Volksernährung.
Das Reichsgesetzblatt" veröffentlicht eine Verordnung, wonach das Verbot der Einfuhr von Schweinen, Schweinefleisch und Würsten amerikanischen Ursprungs für lebende Schweine, sowie für solche Erzeugnisse außer Kraft tritt, welche mit amtlicher Bescheinigung darüber versehen sind, daß das Fleisch im Ursprungslande nach Maßgabe der daselbst geltenden Vorschriften untersucht und frei von gesundheitsschädlichen Eigenschaften befunden worden ist. Der Reichskanzler ist ermächtigt, Anordnungen zur Kontrolle zu treffen. Die Verordnung tritt vom Tage der Verkündigung an in Kraft. Das war höchste Zeit! Man sieht umsoweniger ein, wie man der amerikanischen Fleischbeschauung so mißtrauisch begegnen konnte, wenn man jett lieft, was schlesische Blätter aus Oppeln melden. Dort hat der Kreisphysikus Dr. Klose eine Nachprüfung aller Fleischbeschauer angeordnet, bei der fast alle durchfielen und die Mikroskope zum Theil ganz unbrauchbar waren. Die Durchgefallenen sollen sich in vier Wochen abermals zur Prüfung stellen, etliche von ihnen aber ziehen es vor, ferner vom Fleischbeschauen überhaupt abzulaffen. Da hat man wohl nicht Ursache, sich aufs hohe Roß zu setzen!
Vom Nothstand. Welche große Einschränkungen die Bevölkerung sich in Anbetracht der gegenwärtigen Theuerung auferlegen muß, geht unter anderem auch aus der amtlichen Statistik hervor, welche unlängst über den Fleischverbrauch im Königreich Sachsen während des Jahres 1890 veröffentlicht worden ist. Danach find 1890 nur 48 503 700 Kg. Rindfleisch und 71 549 400 Kilogramm Schweinefleisch, d. h. 580 200 Rg. refp. 1022 700 kg. weniger verbraucht worden, als im Jahre 1889.
Allerwärts steigt die Besorgniß wegen der Volksernährung, da kein Sinten der Roggenpreise eintritt und auch nicht eher eintreten wird, bis die Getreidezölle beseitigt sind. An der Berliner Produktenbörse vom Sonnabend sind die Roggenpreise abermals um 1 bis 2 Mark gestiegen. Aus Würzburg kommt folgende beachtenswerthe Mittheilung:
Unter Hinweis auf die wiederholte Steigerung des Brotpreises in hiesiger Stadt und die Wahrscheinlichkeit ,,, daß der in die Höhe getriebene Preis der Brotfrucht wenigstens in nächster Zeit noch nicht auf ein annehmbares Maß sich wird reduziren laffen", hat der hiesige katholische Arbeiterverein den Magistrat ersucht, die städtische Getreidehilfskaffe, welche 330 000 Mart Vermögen besigt, derzeit ihrem Zwecke dienstbar zu machen, indem von Seiten der Stadt selbst die Versorgung mit Brot in kommunalen Bäckereien in Angriff genommen und das so gewonnene Brot zum Selbstkostenpreise den ärmeren Bewohnern abgelassen wird. In der Petition ist Bezug genommen auf die Jahre 1847 und 1854, wo der Magistrat es verstanden habe, auf solche Weise den arbeitenden Bürgern und Insassen der Stadt Rechnung in ihren wichtigsten Bedürfnissen zu tragen.
Die Zentrumsführer leugnen bekanntlich den Nothstand, weil sie für Aufrechterhaltung der Getreidezölle sind. Jekt müssen sie erleben, daß ein katholischer Arbeiterverein Maßregeln gegen den Nothstand verlangt.
Berlin , 12. September. Eine Uebersicht des Reichsanzeigers" über die Roggenernte in Preußen ergiebt das Resultat, daß in diesem Jahre etwa 4 Millionen Doppelzentner weniger als im vorigen Jahre geerntet worden sind, nämlich 46 673 806 Doppelzentner.
München . Ein wegen Auflesens von Kohlenstücken auf einem Bahnhofe wegen Diebstahls zu drei Tagen Gefängniß verurtheilter junger Bursche entgegnete auf die Frage des Gerichtspräsidenten, was er noch vorzubringen habe: Geschieht mir ganz recht, warum bin ich nicht Gründer oder Aufsichtsrath der bayerischen Landesbank geworden, da wäre mir das nicht passirt."
Rußland. Dem Petersburger Korrespondenten des„ Bureau Reuter" ist von Personen, welche aus dem Gouvernement Tambow gekommen sind, mitgetheilt worden, daß die Leute dort der Verzweiflung nahe feien. Die Dyphtheritis herrsche daselbst seit einiger Zeit epidemisch und es hätten thatsächlich Bäuerinnen wegen Mangel an Nahrung ihre Kinder absichtlich der Anftedung ausgefeßt, um der Sorge für dieselben enthoben zu werden. In dem sonst so blühenden, durch seine Pferde- und Viehzucht bekannten Gebiete wurden Füllen im Alter von einigen Monaten zu 20 bis 30 Kopeken( etwa 60 Pfennig) das Stück verkauft, da das Futter zu ihrer Unterhaltung fehle.
Arbeiterbewegung.