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dahin, daß die Revision dem Antrage de» MeichSanwalteß«nt- sprechend verworfen worden sei. »* Deutsches Reich. Der Entwurf der neuen Militär-Straf- prozeß-Ordnung unterliegt, wie dieEtaatsbürger-Ztg." in Erfahrung gebracht haben will, gegenwärtig im Kriegs- Ministerium einer nochmaligen Durchsicht. Der Grundsatz der Mündlichkeit wird. wofür wir derStaatsbürger- Zeitung" die Verantwortung für die Richtigkeit der Meldung überlassen, ohne jede Einschränkung zur Anerkennung gelangen, dagegen wird die Oeffentlichkeit durch die Rücksicht auf das mili- tärische Interesse beschränkt sein. Berufsmäßige Zivil- vertheidiger bleiben nach wie vor ausgeschlossen, ebenso bleibt dem Kaiser das Recht der Urtheilsbestäligung vorbehalten. Be- züglich des Vorverfahrens sollen zu gllnsten des Angeklagten im wesentlichen dieselben Kautelen geschaffen werden, wie sie der Zivil- Strafprozeß nach Annahme der dem Reichstage vor- liegenden Novelle enthalten wird. Aus diesem Grunde wird der Entwurf auch erst nach Erledigung jener Novelle dem Reichstage zugehen. Zur DenunziationS -Chronik derPost". Daß das Organ des Herrn v. Stumm sich die Gelegenheit der sozialdemokratischen Parteitagswahlen nicht entgehen lassen würde, um abermals den zum Delegirten gewählten Genossen Arons dem Kultusministerium zur Amtsenthebung zu empfehlen, liegt so sehr im Charakter dieses Deilimzianten-Blattes, daß wir es nicht der Mühe werth hielten, diese abermalige Bethätigung der staatsretterischen Talente derPost" zu erwähnen. Mittlerweile ist aber die Denunziation fast von der ge- sainmten bürgerlichen Presse weiter kolportirt worden, in der liberalen Presse meist, wie wir gern zugebe» wollen, mit wenig schweichelhafte Bemerkungen für die Denunzianten verknüpft. Die Blätter glauben nun aus der Denunziation derPost" herauslesen zu können, daß der preußische Landtag eine Vorlage des Kultusmiuisters zu erwarten hat, durch die der Regiernng die uneingeschränkte Befugniß zur Amtsenthebung der Privat- dozenten zugewiesen werden soll. Geschieht das, so wird der Landtag die Vorlage auch annehmen, denn aus Angst vor der Sozialdemokratie wären diese Politikusse sogar im stände, sich selbst den Hals abzuschneiden, geschweige denn ihre viel gerühmten Universitäten zu schädigen. Einen seltsamenweißen Raben" hat der Hambnrgische Correspondent" entdeckt, nämlich einen Engländer, der den letzten deutschen Manövern als Berichterstatter zusah, und dabei zu der Ucberzeugung gelangt ist, daß«solche große Felddienstübung«» einer Nation zum großen N n tz e n ge- reichen." Worin derNutzen" besteht, wird freilich nicht ver- rathen. Derweiße Rabe", der in seinem Land nicht viele Gläubige finden wird, ist«in Korrespondent derDaily- News." Halle a. S. In Sachen der Bürgerentrechtung beschloß die sozialdemokratische Parteiversammlung am Donnerstag einstimmig, folgende Eingabe an das Stadtverordneten-Kollegium, dem in Fragen der Bürgerrechtsentziehung die endgiltige Eni- fcheidung zusteht, zu richten. I. Das Stadtverordneten-Kollegium wolle erklären, daß der BegriffVeranlagung zur Einkommensteuer" aus das Einkommen an sich zu beziehen ist, nicht aber darauf, daß von dem veranlagten Einkommen nach Berücksichtigung der gesetzlichen Abzüge noch so viel übrig bleibt, daß der betreffende Steuern zu zahle» hat. L. Alle diejenigen, welche dieses Jahr aui der Bürgerliste gestrichen worden sind infolge falscher Anwendung des Begriffszur Einkommensteuer veranlagt", find wieder in die Liste aufzunehmen und zwar auch dann, wenn sie nicht gegen die Streichung protestirt haben. 8. Alle diejenigen, welche schon einmal BürgerrechtSgeld be- zahlt haben, aber infolge eines gesetzlichen Grundes aus der Liste gestrichen werden mußte», erhalten sofort wieder ohne nochmalige Zahlung des Bürgerrechisgeldes die Qualifikation eines wahlberechtigten Bürgers, sobald der EtreiqungSgrund in Wegfall gekommen ist. An der Stellung, welche die Stadtverordneten zu dieser Eingab« einnehmen, wird ermessen werden können, ob auch sie an dem Zug gegen daS Wahlrecht der Arbeiterschaft theilnchmen wollen oder nicht. Ueber die weiteren Ausführungen, welche am Donnerstag zur Bürgerentrechtung gemacht wurden, giebt der Spezialbericht Auskunft. Ebenso«inmüthig, wie die Annahme der vorstehenden Eingabe erfolgte die Zustimmung zu dem An- trage, eS solle das entschiedene Mißfallen ausgesprochen werden über die offenbare Leichtfertigkeit, mit welcher zum theil bei den Streichungen vorgegangen worden ist. Die Verkümmerung deS ländlichen Erb­recht? zu gunsten der ältesten Söhne der Bauern, also die Errichtuna einer Art von Bauernmajoraten, ist auch eins der Mittel zur Feudalisirung des Grundbesitzes. 1SS4 waren sämmtliche Gerichte und Landrathsämter zu eingehenden Berichten in betreff der thatsächlichen Vererbung des Grundbesitzes ver- anlaßt worden. Demnächst werden nach derNordd. AUg. Ztg." die Ergebnisse dieser Bericht« provinzweise veröffentlicht werden. Alsdann soll den Landwirlbschaftskammern eine die Formen deS ländlichen Erbrechts betreffende Vorlage zur Begutachtung zugehen. In Ausarbeitung ist nach derNordd. Allg. Ztg." be- griffen ein Gesetz über das Anerbenrecht bei Landgütern in der Provinz Westfalen und den Kreisen Rees , Essen Land, Essen Stadt. Duisburg und Mühlheim a. d. Ruhr, nach dem Vorgang des Gesetzes, betreffend das Anerbenrecht bei Renten- und Ansiedluugsgüler» vom 8. Juni d. I. DieNord- deutsche Allg. Ztg." beruft sich für diesen Gesetzentwurf auf de» nahezu einstimmigen Beschluß deS westfälischen Provinzial-Land- tages, welcher am 18. Februar auf Anregung des westfälischen Bauernvereins gefaßt worden sei. ES soll in dem Gesetz das Anerbenrecht, welches jetzt nur gilt für die in die Landgüterrolle eingetragenen Güter, als Intestaterbrecht auf alle Güter ohne Unterschied Anwendung finden. Zugleich soll dt» Verfügungs- freiheil des Anerben beschränkt werden, um die Erhaltung deS Gutes in der Hand des Anerben zu sichern. Ferner fall ein Gesetzentwurf vorgelegt werden, betreffend das F ü r st e n t h u m Lüneburg, um den Eigenthümern aller Güter einer gewissen Größe die Befugniß einzuräumen, die Eintragung deS Gutes in die Stammgüterrolle zu beantragen und ihm dadurch mit Wirksamkeit für die Rechtsnachfolger die Eigenschaft eines Stammgutes beizulegen. Die charaklerlstischen Merkmale eines solchen Stammgutes sollen in Beschränkungen hinsichtlich der Veräußerung, der Belastung und der Zwangs- Vollstreckung bestehen und mit der Einführung deS Anerbenrechts unter Annahme des Renlenprinzips für die Erbabstndungen der Milerben verbunden werden. Auf solche Weise werden vielleicht einige Bauerngüter künst- lich erhallen, aber auch die Proletaristrung der minder Wohl- habenden beschleunigt. Die Vertreter jener Pläne werden das Gegentheil ihrer Wünsche erreichen.-» Rückgang deS JnnungSwefen». E» geht fort­während bergab mit dem Jnnungsrummel. DaSDüsseldorfer Amtsblatt" meldet: Die Thäligkeit der Maler- und Anstreicher- Innung zu Krefeld aus dem Gebiete deS Lehrlingswesens hat sich nicht be- währt. Das dieser Innung ans grund des ß I<X>o Nr. 8 der Reichs- Gewerbe-Ordnung eingeräumte ausschließliche Recht des HaltenS von Lehrlingen wird daher hiermit zurückgezogen. Düsseldorf , den 26. August 1386. Der Regierungspräsident. I. V.: Schreiber. Und dabei gehören die Maler- und Bnstreicher-Jnnungen noch zu den thätlgsten auf dem Gebiete deS Lehrlingswesens! Ueber kaum glaubliche Zustände in Ober» s ch l e s i e n wird uns berichtet: In Beuthen ist Genosse T usker der Vertreter fämmtlicher Gewerkschaften. Wenn er seine Bureaustunden abhält, steht die Polizei Wache, um die aus- und eingehenden Leute beobachten zu können; ja noch mehr, sie hält die Personen an und revidirt sie, ob der eine oder andere Schriften bei sich habe. So ist von der Generalkommisflon der Gewerkschaften Deutschlands ein Flugblatt herausgegeben worden, worin die arbeitende Bevölke- rung Oberschlesiens aufgefordert wird, sich zu organisiren. Ge- nosse Tusker, der dieses Flugblatt ebenfalls zu verbreiten hat. bestellte sich die Mitglieder der einzelnen Gewerkschaften nach seinem Bureau und übergab ihnen Exemplare desselben zur Weiter- Verbreitung. Die Polizei aber visitirte die Leute, sobald sie das Haus verlieben und nahm ihnen bis jetzt regelmäßig alles ab. Weiter wurden zwei Töpfer und ein Tischler abgefaßt und nach der Polizeiwache transportirt, wo man ihnen 11 Exemplare des Organs der TöpfergesellenDer Töpfer" und 2 Exemplare des Grundsteins" abnahm. Dem Genossen Tusker selbst ist es passirt, daß ihn Polizeibeamte anhielten, ihm Gewerkschastsflug- blätter, die er nicht gutwillig herausgeben wollte, mit Gewall entrissen. Seine Beschwerden beim Oberbürgermeister Beuthens, Herrn Dr. B r ü n n i g, wurden nicht einmal beantwortet. Da von der Lokalbehörde nichts zu hoffen ist, bleibt nichts weiter übrig, als die Erwartung, daß die Regierung mit aller Strenge einschreiten werde, um die gewerk» schaftlich thätige» Arbeiter Beuthens vor den Belästigungen durch Polizeibeamte zu schützen. Tie Regierung wird schwerlich auf ZeitungSmeldnngen hin in dieser Sache etwas thun. Es ist daher wohl das beste, wenn die Arbeiter Beuthens auf die als Belästigungen empfundenen Maßnahmen von Polizeibeamten konsequent mit Beschwerden an die Verwaltungsbehörden antworten und diese Beschwerden, wenn nöthig, bis zur letzten Instanz weiterführen. Leipzig . Bei der jüngsten Streikbewegung der Glaser- gchilfen haben eine Anzahl Mitglieder der Glaserinnung den von den Gehilfen aufgestellten Lohntarif nicht bewilligt. Acht- zehn Jnnungsmeister jedoch erkannten die Lohnforderunge» der Gehilfen an und ließen zu deren Forderungen arbeiten. Dieses Vorgehen hatte die Jnnungsmeister stark verschnupft und in einer Jnnnngsversammlung wurde beschlossen. die achtzehn Meister auszuschließen. Hiergegen war jedoch von einigen der Betroffenen Beschwerde erhoben worden, die insofern Erfolg hatte, als der Ausschluß der achtzehn Mit- glieder von der Behörde als gesetzlich nicht z u l ä s s i g erklär: wurde. Die Innung muß demnächst ihren früheren Beschluß wieder zurücknehmen. Gotha , 22. September. (Privatdepesche desVorwärts"). Auch im 8. Landkreise haben wir bei den Landtagswahlen die Gegner vollständig geschlagen. Vier Mandate haben wir schon erstritten, die Eroberung von weiteren drei ist noch zu ge- wcUtigen. Wir beglückwünschen unsere Genossen in Gotha zu den außerordentlichen Erfolgen, die ihnen und der Gesammtpartei zur Ehre gereichen. Stuttgart , 21. September. (E!g. Bei.) Der 88. Ver» bandstag der württembergischen Gewerbe- vereine in Stuttgart befaßte sich mit der Zwangsorganisation des Handwerks. Nach eingehenden Referaten von Professor G i e ß l e r und Landrichter H a i d l e n, die sich gegen die Zivangsorganikationen wandten und ihre Stellungnahme ein- gehend erläuterten, entstand eine tbeilweise sehr erregte Diskussion und wurde am Schluß eine Resolution mit 61 gegen 6 Stimmen angenommen, worin der Verbandstag sich gegen die Einführung von Zwangsorganisationen wendet. da dieselben«inen Rückschritt bedeuten. Eine weitere Resolution windet sich noch gegen den süddeutschen Haudwerkertag, welcher in Heidelberg stattgefunden hat und be- zeichnet es als eine Anmaßung, daß daselbst den Gewerbevereinen die Berechtigung und die Fähigkeit, Fachschulen zu errichten und zu leiten, in frivoler Weise abgesprochen wurde. Ein OrtSvorsteher als Brandstifter ver- haftet. Dieser seltene Fall ereignete sich in Schretzheim (Wärt.). In einer Disziplinarsache gegen den dortigen OrtSvorsteher wurden die betreffenden Akten versiegelt in einem Zimmer des Rathhauses aufbewahrt; um nun diese zu vernichten und den Thatbestand zu verschleiern, zündete der Ocdnungemann das Rathhaus an, so daß dasselbe ziemlich schwer beschädigt wurde und ein Theil von Urkunden rc. verbrannte. Oesterreich. Wie«, 21. September. Der christlich-sozial« antisemitische Arbeiterverein hielt heute Abend in der Vorstadt Margarethen eine öffentliche Volksversammlung ad, bei welcher es zu großen Demonstrationen der Sozialdemokraten kam, welchen die Christlich-Sozialen den Zutritt zu der Versammlung verwehrten. Zahlreiche Arbeiter wurden verwundet. Die Polizei zerstreut« die Demonstranten, welche hieraus, 8000 Mann stark, eine ver- sammlnng im Freien abhielten und gegen da? Vorgehen der Christlich-Sozialen protestirten. Frankreich . M e l i n e treibt fortwährend Eozialistenjagd.sJetzt soll der Gemeinderath von Bordeaux gemaßregelt werden, weil er bei der Beerdigung eines Arbeiterssozialistische Reden und eine rothe Fahne zuließ." I n P a r i S ist ein Heuschreckenschwarm von russischen Polizisten und Spitzeln eingetroffen, die, im Bund mit den französischen Kollege», eine große Razzia vorbereiten, die vor Väterchens" Ankunft losgehe und ihm diegefährlichen Ele- menle" vom HalS schaffen soll. Italien . Scherzhaftes aus derGermania ". Am Sonntag waren es 26 Jahre her. daß das päpstliche Jammer- regiment in Rom durch das national-königliche abgelöst wurde. Diese Gelegenheit benutzt die katholischeGermania " zu einem kleinen spaßigen Geschimpfe, in dem eS heißt: Die heilige, die ewige Stadt Rom muß ihrer geschichtlichen Bedeutung zurückgegeben werden, muß wieder Eitz des freien. in der Ausübung seiner Funktionen ungehinderten PapstthumS werden. Der Papst muß frei, muß frei und unabhängig sein, er darf am Sitze seiner geistigen Herrschaft nicht«ingeengt, er darf nicht gehemmt werden durch«ine fremde weltliche Obrigkeit. Der oberste Lehrer, der oberste Richter darf keinem irdischen Souverän unterworsen sein. Und weiter: Welche Kronevon Gottes Gnaden" kann in den Stürmen unseres revolutionären Zeitalters auf Bestand rechnen, wenn die älteste Monarchie dauernd der Gewalt revolutionärer Mächte unterworfen werden soll! Und daS Blatt, das derart thut, als ob es in aller Hoff- nung künftiger Freuden delirire, wirft uns Sozialdemokraten vor, daß wir Zukunftsmusik treiben! Spanien . Madrid , 21. September. Da? Generalgouvernement der Philippinen hat die Einziehung der Besitzthümer der Auf- ständischen angeordnet. Rußland. Ueber die Verhaftungen, welche in der letzten Zeit in Rußlaud stattgefunden haben, wird unS noch mitgetheilt, daß i» Kasan gegen 20. in Samara 7 biS 8 Personen verhaftet worden sind. In Nischny-Noivgorod wurden gegen 100 Personen, davon 7680 Arbeiter verhaftet. Moskau und Petersburg sind von Verhafteten überfüllt.< Ueber den Konflikt d«S bekannten Mos­kauer Klinikers Professor Sacharjin mit de» Studenten und dessen Ausgang ist uns die folgende Mit- theilung zugegangen: Der Konflikt begann damit, daß, als Prof. Pawlinow ein Kolleg über denselben Gegenstand wie Sacharjin eröffnete, die Studenten, welchen Professor Sacharjin als Mensch unsympathisch war, seinem Kolleg dasjenige von Professor Pawlinow vorzogen. Sacharjin war außer sich, als er in feinem Hörsaal manchmal nur 6 bis 10 Zuhörer sah, und er suchte auf zede Art und Weise bei den Ministern, wie auch bei Pobedonoszew zu bewirken, daß das Kolleg des Professors Pawlinow geschlossen wird. Zu dieser Zeit opferte er eine halbe Million für neu zu gründende Kirchenschnlen. Schließlich er- reichte er sein Ziel das Kolleg deS Professors Pawlinow wurde auf Befehl von höherer Stelle geschlossen. Das empörte nicht nur die Stndenten, sondern auch die Prosessoren, namentlich den berühmten Professor der Hygiene, Erißmann. Dieser nahm Partei für die Studenten, welche Sacharjin bei seinem Erscheinen im Hör- saal auspfiffen. Sacharjin stellte den Behörden die Sache so dar, als ob das geschehen sei, um ihm eine Mißbilligung auszusprechen darüber, daß er sein Geld zu gunsten der Kirchenschulen und nicht der Schulen der Semstivos geopfert hatte. Dadurch gelang es Sacharjin, denStudenteuunruhen" einen politischen Anstrich zu verleihen. Das Resultat war die Relegation von 60 Studenten. Auch mußten die Professoren Pawlinow und Ostroumow Gesuche um Dienstentlassung einreichen. Als dem Professor Erißmann befohlen wnrde, auch um Dienstentlassung einzukommen» wei­gerte er sich dies zu thnn, indem er antwortete, wenn eS beliebt sei, solle man ihn ohne sein Gesuch vom Dienste entlassen. Und so ist eS auch geschehen. Die Stellung des Professors Sacharjin seinen Zuhörern und Kollegen gegenüber ist aber eine so unHalt- bare geworden, daß er sich auch veranlaßt sah, um seine Ent- lassung vom Dienste zu bitten. Bulgarien . Sofia , 21. September. In der Stadt waren heute Gerüchte verbreitet, daß ein Dynamit-Attentat gegen Stoilow beabsichtigt gewesen sei. Nach Mittheilungeu ans ministeriellen Quellen liegt dem folgende Thalfache zu grnnde: Zwei In- dividuen, welche einige von den bei dem Bahnbau zur Ver» wendung bestimmten Dynamttpatronen entwendet hatten, sagten nach ihrer Verhaftung aus, sie seien hierzu von Mitgliedern der Radoslawow-Partei angestistet worden zu dem Zweck, ein Attentat auf das Wahlbureau auszuführen. Die betreffenden Parteimitglieder leugnen energisch die erhobenen Anschuldigungen. Die Untersuchung ist noch nicht beendet. Die Person Etoilow's war dabei gänzlich auS dem Spiel. Nfrika. ivnlawayo, 21. September. Der High-Kommisstonär hat den Befehl gegeben, Oberst Baden-Powell zu verhaften. weil er sich mit der Hinrichtung des Häuptlings M a k o» y einverstanden erklärte, obwohl das Nriegsrecht nicht proklamirt war. Es ist sehr erfreulich, daß die englischen Behörden endlich auch einmal im Matabili- Lande der wüsten MordpraxiS ihrer Beamten entgegentreten. Die Wahlbewegung im Kreis« West-Havelland ist flott im Gange. Am Sonntag verbreiteten die Genossen 26 000Exem- plare einer Agilationsbroschüre, betitelt:Auf zum Kampf gegen den Umsturz", welche Schrift, wie die �Brandenburger Zeitung" ausführt, abermals eine schlagende Widerlegung der verlogenen Behauptung unserer Gegner ist, wir Sozmldemo- kraten verschwiegen und verhüllten unsere wahren Ziel«. Bei der Verbreitung der Schrift machte sich unter den Genossen ein außerordentlicher Eiser geltend. Sie waren so zahlreich erschienen, daß die Bertheilung äußerst schnell und vollständig planmäßig von statten gehen konnte. Gegenüber dieser Begeisterung des Proletariat? machen die Anstrengungen der Freisinnigen, die Wähler durch die bekannten albernen Ver- dächlignngen unserer Partei für sich einzusangen,«inen höchst kläglichen Eindruck. Von der Agitation. RelchStagS-Abgeordneter Kühn auS Langenbielau hat auf seiner Agitationstour vom 3. bis ein» schließlich 13. September 12 Versammlungen abgehalten und zwar in den Orten Fermersleben, Gr. Otterslebe», NeuhaldenSleben, Neustadt-Magdeburg, Eiideuburg-Magdebura, Stendal , Tanger - münde. Blankenbnrg a. Harz , Schönebeck bei Magdeburg . Magde- bürg(öffentliche Schneiderversainnilung), Dessau und Schkeuditz b. Leipzig . Die Versammlungen waren ziemlich gut besucht und sind durchweg ruhig verlausen; Gegner traten nirgends auf. Die Parteikonferenz für den 1. a n h a l t i s ch e n Wahl- kreiS, die am Sonntag in Dessau abgehalten wurde und von Delegirten ans Dessau , Kosivig, Zerbst , Roßlau und Jonitz be- sucht war, beschloß, dem Genossen Käppter, Mitglied des alten- burgischen Landtags, die Reichstags-Kavdidatur für Deffau-Zerbst in der Weise anzubieten, daß sie ihn bittet, demnächst in einer Anzahl Versammlungen im Kreise daS Referat zu übernehmen." Genosse Käppler hat der Arbeiterbewegung bekannttich durch seine emsige u»d geschickte Thätigkeit auf dem so schwierigen Ge- biete der Organisation der Mühlenarbeiter sehr schätzbar« Dienste geleistet. Der sozialdemokratische Volksverein in Elberfeld hat an die Stadtverordneten das Gesuch gerichtet, zu beschließen, daß vom 1. April 1887 sämmtlichcn Schülern der Volksschule» alle nolhivendigen Lehrmittel seitens der Stadt unentgeltlich geliefert, die bedürftigen Schulkinder verpflegt und die Vorschulen zu den höheren Schulen aufgehoben werden. Dem Gesuch ist eine längere Begründung und der Wnnsch hinzugefügt, daß eSin öffentlicher Sitzung berathen werde. DieVolkSftimme" in Frankfurt a. M. giebt vom 1. Oktober ab ihren Lesern wöchentlich zwei Beilagen Lesestoff mehr; der AbonnementSpreiS bleibt derselbe wie bisher. Der Parteitag für den Wahlkreis Hanau-Gelnhansen- Orb, der am Sonntag in D ö r i n g h e i m abgehalten wurde, beschloß die Herausgabe des seinerzeit imVorwärts" schon erwähnten BlatteS für die Landbevölkerung. ES soll nur allgemein« Artikel über rein bäuerliche Fragen bringe» und monatlich einmal erscheinen, und zwar in der Weise, daß dieVolksstimine" in Frankfurt a. M. eine Beilage zur Ber» sügung stellt. Bei der GewerbeaerichtS-Wahl tn Gieße« wurden die sozialdemokratischen Arbeilerlandidaten nahezu einstimmig ge- wählt. Die Wahl war diesmal deshalb bedeutungsvoller als früher, weil daS jetzt neugewählte Gewerbegericht die Kommission zu wählen hat, die den an» 1. November ins Leben tretenden städtischen ArbeitsnachtveiS leiten soll. In Gera ist der wohlbewährte Parteigenosse Ernst Hahn' der seit Jahren von einem heimtückischen Leiden geplagt wird, seit vier Wochen schwer krank. Gr befindet sich, wie dieReuß. Tribüne" mittheilt, zur Zeit in äußerst bedenklichem Zustande. Möge es der ärztlichen Kunst gelingen, ihn wenigstens wieder soweit herzustellen, als daS bei der Natur seines Leidens möglich ist. AnS Holland wird unS geschrieben: Die Berichterstattung über den Londoner Kongreß durch die Delegation der hiesigen sozialdemokratischen Arbeiterpartei, die in einer vorigen Ber- sammlnng durch die Radau-Anarchisten verhindert worden war, ist jetzt in Amsterdam vor sich gegangen. Am Dienstag fand die Versammlung im Planeier-Saale statt. Trotzdem die An- archisten jetzt versucht hatte», die Arbeiter von der Versammlung X