theilen Waarenniederlagen gegründet hat, in denen nur solcheWaaren verkauft werden, für deren Herstellung nachweisbarauskömmliche Arbeitslöhne gezahlt wurden. Man will damithaupiscichlich dem sogenannten Schwitzsystem entgegenarbeiten.10 Pfennige Arbeitslohn für eine Hose soll eine Stutt-zarter Confektionsfirma ihren Arbeitern bezw. Arbeiterinnenzahlen. Die fast unglaubliche Mittheilung wurde in der am14. Okt. in Stuttgart abgehaltenen Versammlung der Schneiderund Schneiderinnen gemacht.In Amerika, wo die Frauenarbeit am wenigsten ausge-bildet ist, nahmen 11 Prozent am Erwerbsleben theil, in Preußen20 Proz., in Frankreich 30 Proz., in Baden 31 Proz., inSachsen 33 Proz., in Elsaß-Lothringen 35 Proz., in Deutsch-land(zusammengerechnet) 37 Proz., in Bayern 39 Proz., inin Oesterreich 40 Proz., in England 40 Proz. und in Italiengar 52 Proz.Zur Arbeiteriunen-Bewegung. Die australische Post bringtfolgende Nachricht aus Charleville, einem bedeutenden Zentrumvon Queensland: Die Kellnerinnen und Dienstmädchen habensich entschloffen, alle kleinlichen Fragen über gesellschaftliche Vor-rechte bei Seite zu lassen, und sich in einer gemeinsamen Unionzu organisiren, um ihre Rechte und Privilegien zu behauptenund zu vertheidigen. Eine Präsidentin, eine Sekretärin undein Komits wurden ernannt und folgende Löhne pro Woche fest-gesetzt:— Köchin 40 Sh.(24 fl.). Kellnerinnen 25 Sh.—(15 fl.), Mädchen für Alles 15 Sh. 6 3.—(fi. 950), Kinder-mädchen 12 Sh. 6 3.—(fl. 7 50). Ob wegen der Lohnfrageein Streik entstehen wird, ist im jetzigen Momente nicht voraus-zusagen s aber wegen einer zweiten Resolution, die von der Unionangenommen wurde, wird eine Störung befürchtet; die Reso-lution lautet: Jedes Mitglied soll jeden zweitenAbend nach acht Uhr frei sein. Das kann möglicherweisezu einem Streik eines Theiles der Landmädchen führen, um kür-zere Arbeitstunden für jeden zweiten Tag zu erringen. Wannwerden sich unsere europäischen Haussklaven zu einer solchenSituation aufschwingen?! L. K.Frauenbemgimg.Die Dienstmädchenfrage ist durch die in diesem Jahreingetretene Geschästskrise in ein anderes Stadium getreten.Hatte man bisher an allen Orten über Mangel an Dienst-boten geklagt, so ist jetzt das Gegentheil zu konstatiren.Die in den Fabriken arbeitslos gewordenen Mädchen wen-den sich dem Sklaventhum im Hause zu. Die Vermiethungs-komptore sind überfüllt von Stellensuchenden. Die Folgevon diesem Ueberangebot an Arbeitskräften ist natürlich dasSinken der Löhne und eine Verschlechterung der weiterenBedingungen.Bei der Prämitrung braver Dienstmädchen, welche amSonnabend, den 21. November, stattfand, wurde wiederhervorgehoben, wie viel mehr geschützt m sittlicher Beziehungein Dienstmädchen sei im Vergleich mit Fabrikarbeiterinnen.Wir bestreiten diese Behauptung entschieden. Gerade dieDienstmädchen sind den Nachstellungen der Herren desHauses jederzeit ausgesetzt. Und wenn sie im Anfangdagegen bei„Madame" Schutz suchen, indem sie ihr dieWahrheit enthüllen, so kommen sie gewöhnlich sehr schlechtan. Die Titel wie„freches Ding" sind gelinde Antwortenauf nur zu berechtigte Klagen. Wo soll aber ein jungesMädchen gegen-Nachstellungen des Herrn Schutz suchen alsbei der Frau? In den meisten Fällen wird das„frecheDing" eben entlassen, und wenn ein Mädchen solche Er-fahrung gemacht hat, dann geht sie freilich ein zweites Malnicht mehr zur Madam mit solchen Klagen. Die Versuchungtritt in fast jedem Haufe wieder an sie heran, besonderswenn ihr Aussehen noch frisch und nett ist und wenn ihrzum erbärmlichen Lohn Geschenke gemacht werden, so wirdällmälig der Widerstand gebrochen, und das Mädchen fürAlles, das nie Jemand beachtet, wähnt sich eine Weileglücklich, daß nun auch an sie Jemand denkt und ihrschmeichelt. Und sehen wir doch zu, wem die„Ziehkinder"gehören, welche gewissenlosen Pflegerinnen gebracht werden:meist sind die Mütter dieser Kinder Dienstmädchen,welche ihren ganzen Lohn opfern müssen für die Pflege desKindes, und die dann sehr häufig von Stufe zu Stufesinken, da sie Niemand haben, der ihnen die Hund reichtund mit ihnen für das Kind eintritt. In den Reihen derProstituirten finoen wir eine beträchtliche Zahl ehemaligerDienstmädchen, die meist auf die angedeutete Art unordent-lich wurden. Darum protestiren wir entschieden dagegen,daß man behauptet, die Dienstmädchen seien in ihrenStellungen geschützter wie Fabrikarbeiterinnen. Niemandschützt sie, wenn sie es selbst nicht thun, genau wie dieletzteren.Sollten hiergegen Widersprüche laut werden, sind wirbereit, einzelne Fälle zum Beweise des Gesagten anzuführen.Und ihr Mütter, sorgt ihr durch vernünftige Erziehungund Belehrung eurer Töchter dafür, daß sie mit richtigerErkenntniß solcher Zustände in die Welt hinaus gehen undso selbst im Stande sind, sich davor zu bewahren ein Opferder heutigen herrschenden Gesellschaft zu werden, die dannjederzeit bereit. Steine aus Jene zu werfen, welche dummgenug waren, sich ihrer Smnenlust zu opfern.Zu diesem Thema schreibt der„Vorwärts":Das Kapitel von den„begehrlichen" Dienstmädchen bildeteine stehende Rubrik in den bürgerlichen Zeitungen. Das„anspruchsvolle" Mädchen für Alles muß bei jedemQuartulswechsel herhalten, um der Bourgeoisie einige ab-schrecke Beispiele vor Augen zu führen. Dabei wird natür-lich sorgfältigst verschwiegen, wie es in deni„guten Dienste"eigentlich aussieht, dagegen wird nie versäumt, die Herzens-güte der edlen Herrschast in das hellste Licht zu rücken.Die mittleren Wohnungen in Berlin bieten für einDienstmädchen absolut keinen Raum,— es ist haarsträubend,wenn man sieht, in welchen entsetzlichen Löchern die Mädchenwährend der Nacht kampiren müssen. Der berüchtigteHängeboden, kaum so hoch, daß ein erivachsener Menschaufrecht darin stehen kann, liegt in vielen Fällen unmittel-bar über den« Kloset, von welchem wenigstens noch eineKlappe in die Esse mündet, um Ventilation herzustellen,während der Hängeboden weder Fenster noch Klappe be-sitzt. Mehr w»e das Bett hat in diesem Loch nicht Platz,— es kann sich nun Jedermann eine Vorstellung machen,welche Art von Luft das Mädchen während der Nacht ein-athmen muß. Wo diese Hängeböden ein derart stall-artiges Aussehen haben, daß es nicht möglich ist, einenMenschen hineinzupferchen, da schläft das Mädchen aufdem Korridor oder in der Küche, wo jeden Abend dieeiserne Bettstelle aufgeschlagen wird. Mit den„Mädchen-gelassen" der„herrschaftlichen" Wohnungen sieht's auch nichtsonderlich berühmt aus. Dieselben sind meist neben der Küchegelegen und lassen auch jede Spur von Wohnlichkeit ver-missen.Wir wollen zugeben, daß es unter den Dienstherrschaftenauch Ausnahmen giebt, welch« in ihrem Mädchen nicht nurdie Haussklavin erblicken, aber auch unter den Mädchen sindZeichen von treuester Pflichterfüllung und treuester Hingabenicht selten. Die bürgerliche Presse ignorirt aber diese Fälle,sie bringt entweder nur schnodderige Witze über„Aujuste"und stellt sich stets und ständig auf die Seite der Dienstgeber.Was die Mädchen unter den Launen der„gnädigenrau" oft zu leiden haben, läßt sich kaum schildern. Dasssen besteht oft nur aus Küchenabfällen und die Arbeitszeitist eine enorm lange. Es gehört zu den Regeln, daß dasMädchen um b'/z Uhr früh aufstehen muß und ununter-brachen bis Nachts II, auch 12 Uhr, auf den Beinen ist.Die Löhne variiren von 90 bis 180 Mark jährlich,— zum„Sparen" also giebt es verteufelt wenig Gelegenheit. Allesin Allem ist die Lage der Dienstmädchen derart, daß man esKeinem verdenken kann, wenn es sucht, dieselbe zu verbessern.Die bürgerliche Presse hat auch nicht die mindeste Veran-lassung, unausgesetzt über die„Schnodderigkeit" oder„An-maßung" dieser Hausklavinnen zu räsonniren,— wenn dieHerschaften vor ihrer eigenen Thür zuerst einmal gründlichkehren möchte, könnte das gar nichts schaden.UettrfikMühlhausen i. Th. Hier fand am 14. November eineVolksversammlung statt, welche von za. 400 Personen besuchtwar, in der Frau Rohrlack aus Berlin über„Die Prostitutionund die anarchistische Produktionsweise" referirte, und welcherVortrag von der Versammlung mit Beifall ausgenommen ward.Eine Resolution, welche die Ausführungen der Referentin an-erkannte und in der die Versammlung die Ansicht aussprach, daßnur durch eine Umwandlung der heutigen privatkapitalistischenProduktionsweise, welche eine anarchistische, d. h. gesetzliche ist,in eine sozialistische, alle die Schäden, welche die heutigeProduktionsweise zeitigt, beseitigt werden können, und wie auchnur dadurch eine solche Umwandlung die Prostitution beseitigtwerden kann, wurde einstimmig angenommen.München. Hier wurde nun auch eine Vereinigung zu Standegebracht; ein„Bildungs-Verein für Frauen und Mädchen" istzum Zweck der Ausklärung begründet. Am 8. November fanddie erste Versammlung statt, zu der sich erfreulicher Weise dieFrauen und Mädchen zahlreich eingestellt hatten. Die Roth-wendigkcit der Organisation wurde dargelegt an verschiedenenSchilderungen, welche die Anwesenden von ihren Arbeitsstättenmachten. Um möglichst Allen Beitritt zum Verein zu ermöglichen,ist der Wochenbeitrag auf 5*5 festgesetzt. Zur Vorsitzendenwurde Frau B. Urban, Frauenhoferstraße 22, gewählt. 40 Mit-glieder traten sofort dem Verein bei.Quedlinburg. Am 9. d. Mts. hatten auch wir Quedlin-burger die große Freude, einen Vortrag von Frau Martha Rohr-lack zu hören. Di» Versammlung war eine imposante zu nennen,wenn man bedenkt, wie schwierig es ist, in die noch ganz vonmittelalterlichen, patriarchalischen und verzopften Ideen erfülltenKöpfe der hiesigen Bevölkerung Licht zu bringen. Frau Rohr-lack verstand es vortrefflich, die schläfrigen Gemüther durchzündende Worte aufzurütteln, so daß öftere und anhaltende Bei-fallsrufe den Vortrag unterbrachen. Rednerin sprach über„DieStellung der Frau in der heutigen Gesellschaft. Der Vortragwird den Leserinnen dieses Blattes bereits bekannt sein,— fürdie Richtigkeit der Ausführungen sprach es, daß die anwesendenGegner, obwohl ausdrücklich zur Diskussion aufgefordert, sichstillschweigend entfernten und somit das Gesagte— weil nichtwiedcrlegt, bestätigten. Zu beklagen ist es nur, daß Männer,statt ihren Frauen Muth zum Hervortreten einzuflößen, dieselbenvon der Diskussion zurückhalten, wodurch manch' lebhaftes undkräftiges Beweismaterial für das Gerechte unserer Bewegungunterdrückt wird. Die Versammelten trennten sich schließlich inbegeisterter Stimmung, die Hoffnung aussprechend, die raschallgemein beliebt gewordene Rednerin bald wieder hören zukönnen. So wird auch hier manches Samenkorn auf frucht-baren Boden gefallen sein— aufgehen, gedeihen und Früchtebringen für den Sozialismus.Sangerhausen. Am 11. November fand hier eine öffent-liche Volksversammlung statt, in der Frau Rohrlack aus Berlinreferirte. Trotz wiederholter Aufforderung, war der anwesendeLeiter der konservativen Zeitung nicht zu bewegen, an der Dis-kussion theilzunchmen, um von seinem Standpunkte die Aus-führungen der Referenrin zu wiederlegen. Da in früheren Ver-sammlungen der Herr Gegner sonst immer, zum Amüsement derArbeiter, sein Licht leuchten ließ, fiel es um so mehr auf, daßer diesmal nicht zur Theilnahme an der Diskussion zu bewegenwar, und die Refecentin bedauerte in ihrem Schlußwort die„geistigen Waffen" der Gegner nicht kenne« gelernt zu haben.Warum der Herr Gegner aber nicht seine Ansichten vertrat,sondern sich in Schweigen hüllte, wurde nach Schluß der Ver-sammlung erst verrathen. Der Betreffende war nämlich imGegensatz zu früher einmal nicht betrunken in die Ver-sammlung gekommen, und da er sich nicht vorher Muth ge-trunken, wagte er nicht zu reden. So ist's mit den geistigenWaffen unserer Gegner bestellt.fksduellenes.Vom Elend der Proletarierkiuder. Die kapitalistischeWirthschaft läßt sich's nicht genügen an der Exploitirung derArbeitskräfte der Erwachsenen, sie ist längst soweit gekommen,auch die Kinder noch zu„beschäftiger." derart, daß diese schwerenSchaden nehmen müssen an ihrer Gesundheit und ihrer Moral.Der schrankenlosen Ausbeutung der Kinder in den Fabriken istdurch die Gesetzgebung eine gewisse Schranke gezogen, aber die-selbe läßt den Ausbeutenden noch viel zu weiten Spielraum undkönnte ihren Zweck nur erfüllen, wenn in der letzten Reichstags-session die Anträge der sozialdemokratischen Fraktion bezüglichder Frauen- und Kinderarbeit zur Annahme gelangt wären.Wir verhehlen uns nicht, daß auch dann das Uebel nochnicht gänzlich aus der Welt geschafft worden wäre. Das Gesetzhätte dann noch zahlreichere Kategorien von Kindern nicht ge-troffen, welche ebenfalls der Ausbeutung entzogen werden müßten.Einer dieser Kategorien widmet die„Vossische Zeitung" in einerihrer letzten Nummern einen Artikel, der verdient, niedriger ge-hängt zu werden. Die Eingangsworte des Artikels sind schonbezeichnend für den Standpunkt dieses Bourgeoisblattes. Das-selbe findet in solchen himmelschreienden Zuständen Nichts weiter,als„karakteristische Gestalten des Berliner Straßenlebens".Man höre:„Zu den karakteristischen Gestalten des Berliner Straßen-lebens gehört der Laufbursche. Wenn des Morgens um8 Uhr die Schulglocken rufen, dann sieht man, und oftlange nachher, einzelne Nachzügler keuchend dem Schul-Hause zu streben, die wenigen Bücher mit einem Riemenzusammengebunden, Hosen und Schuhwerk mit Koth be-spritzt— das sind die„Semmeljungen" und Zeitungs-träger. Um 5 Uhr beginnen sie, nachdem sie von Mutternunsanft geweckt wurden, ihr mühselig Tagewerk; mitleerem Magen geht's treppauf, treppab— in kurzer Zeitmüffen 30, 40„Stellen" besorgt werden. Der barm-herzige Lehrer übt ja auch Nachsicht, läßt den kleinen Kerlnicht etwa noch eine Stunde an der Thür stehen undsieht nicht hin, wenn der Kopf müde auf die Brust sinkt.Nachmittag beginnt der„Dienst" für den armen Schelmnoch einmal. Bei irgend einem Gewerbetreibenden hat ereine„Stelle". Von 2—9 Uhr, also täglich 7 Stunden(Sonntags 2) ist er unterwegs und bekommt dafür2.50 Mark wöchentlich, für die Stunde 6 Pfennige! Aberwas hilft's, das Geld wird nothwendig zur Miethe ge-braucht."Sind solche Zustände nicht unerhört? Schulpflichtige Kinderwerden des Morgens um 5 Uhr bei Nacht und Nebel auf d'eStraße gejagt, um ihren„Dienst" zu verrichten. Bis 8 Mmüssen sie ohne Ruhepause auf den Beinen sein, ohne etwas imMagen zu haben. Um 8 Uhr beginnt die Hetzjagd zur Schule,wo es dann freilich sehr oft vorkommt, daß den abgehetztenhungernden Kindern der„Kopf müde auf die Brust sinkt"! Wassollen denn diese bedauernswerthen Geschöpfe in einem solchenZustande überhaupt in der Schule? Lernen können dieselben!»doch nichts, dazu sind sie körperlich zu ermattet. Ist die Schulezu Ende, dann giebt's noch immer keine Ruhe, der„Dienstbeginnt von Neuem. Ben 2—7 Uhr Abends ist er als„Laustbursche" thätig für-- 2.50 M. wöchentlich! Das giebt p?Stunde 6 Pfennige Lohn.... Und die Arbeitszeit für diestJungen dauert ununterbrochen,— die Schulzeit muß ebenfalleeingerechnet werden— von Morgens 5 bis Abends 7 Uhr, da»sind 14 volle Stunden.Und weshalb diese schändliche Tyrannei? Die„Vossiu'verräth uns in ihrer Herzenseinfalt den Grund:„Aber was hilft'»,das Geld wird nothwenvig zur Miethe gebraucht!" Die Elternfind also all« beide nicht im Stande, soviel zu verdienen, umdie Miethe heranschaffen zu können und deshalb müffen sie WKinder anhalten, sich in ihrer Jugend schon zu ruiniren. WeichsFamilienleben bei solchen elendiglichen Zuständen geführt wird'braucht nicht weiter erörtert zu werden,— menschenwürdigdasselbe auf keinen Fall.Nun denke man nicht etwa, daß solche Zustände nur in brrGroßstadt zu finden sind, dieselben zeigen sich allerorten"jjschönen Deutschland. Die schulpflichtigen Kinder müffen über»»beitragen zu dem Broterwerb der Familie. So hat kürzlich ri»Lehrer der 468 Schüler zählenden Volksschule zu Attendo3bei Chemnitz genaue Erhebungen hierüber angestellt, über dett»Resultat er Folgendes veröffentlicht:„Von den 238 Knaben standen 69 oder 33,6 pCt., I"?den 230 Mädchen 41 oder 19,8 pCt. außerhalb desin Arbeit, und zwar waren 56 Kinder in Fabriken, 191'Laufburschen, 11 in der Landwirlhschaft, 20 inHaltungen und 7 anderweitig beschäftigt. Die durch'schnittliche Arbeitszeit betrug etwa sechs Stunden,***durchschnittliche Wochenlohn 1,14 M. Jnsgesammt betrugder Jahresverdienst der 113 Kinder 6696 M. In �2. Knabenklasse waren nicht weniger als 44,9 pCt,»n»in der 1. Knabenklaffe sogar 61,2 pCt. aller Schüler un»als jugendliche Arbeiter beschäftigt. Nicht beriicfsich�ist bei diesen statistischen Erhebungen jede Arbeit, welr?im Berufe des Vaters oder beim Erwerbe der Mu«"verrichtet wurde.".Die meisten der Kinder mußten solche sechs Stunden dur�schnittlich am Tage in Fabriken arbeiten, 11 nur waren in laub'wirthschastlichen Betrieben beschäftigt. Rechnet man 4 Stunde"Schule pro Tag, so ergiebt sich eine zehnstündige Arbeilsze»'abgesehen davon, daß das Kind von den Eltern auch nochschäftigt wird und Schulaufgaben ebenfalls zu erledigen h»�Für die Arbeit außer dem Hause giebt's pro Woche im Durch'schnitt 1,14 M. oder pro Stunde 3,2 Pfennig!*So verleben zahlreiche Kinder in Deutschland ihre Jugen»als Arbeitsthiere, wie können dieselben etwas lernen, wie la»da von einer Erziehung überhaupt die Rede sein? Wenn W'bedauernswerthen Proletarierkinder trotz und trotz alleotw hrranwachsen, so haben sie es nur ihrer kräftigen Konstitution Zverdanken. Wie hoch oder vielmehr wie niedrig der Prozent!�ist, der heranwächst, läßt sich nicht ermitteln, die Hälfte der kleuuLohnsklaven aber wirb entweder die Kinder-Kirchhöfe bevölkel"oder sich noch einige Jahre siech und elend von Hospital iHospital schleppen als„intereffante Fälle" iür die§etttDoktoren.Die herrschenden Klassen sorgen dergestalt selbst fist°Degeneration der heranwachsenden Geschlechter, deren Wrb�standSfähigkeik gegen die Lehren der Sozialdemokratie immer 8ringet wird. Die Vertheidiger des Bourgeoisstaates schrägsich die Finger wund und reden sich die Zungen lahm, um!beweisen, wie schrecklich es im Zukunksstaat aussehen wird.wollen diese Neugier wenigstens in Etwas stillen: Im Zukunststaat wird die Jugend behandelt werden, wie es Menschen ikommt, es kann sich dann nun und nimmer ereignen, daß Hvon nothleidenden Eltern und unbarmherzigen Arbeitgebern f)»'todtgehetztes Kind nur ein Verlangen hat, entweder nicht läwzu leben oder mit dem dicken Mops seines Ausbeuters taust?zu dürfen. �Gebet der Wittwe.Die Alte wacht und betet alleinIn später Nacht bei der Lampe Schein:Laff' unfern gnädigen Herrn, o Herr,Recht lange leben, ich bitte Dich sehr.Die Roth lehrt beten.Der gnädige Herr, der sie belauscht,Vermeint nicht anders, sie sei berauscht;Er tritt höchstselbst in das ärmliche HausUnd fragt gemüthlich das Mütterchen aus:Wie lehrt Noch beten?Acht Kühe Herr, die waren mein Gut;Ihr Herr Großvater sog unser Blut,Der nahm die beste der Kühe für sichUnd kümmerte sich nicht weiter um mich.Die Noth lehrt beten.Ich flucht ihm, Herr, so war ich bethört,Bis Gott, mich zu strafen, nicht doch erhört;Er starb, zum Regiments kamIhr Vater, der zwei der Kühe mir nahm.Die Noth lehrt beten.Dem flucht ich arg auch ebenfalls,Und wie mein Fluch war, brach er den Hals;Da kamen höchst Sie selbst an das ReichUnd nahmen vier der Kühe mir gleich.Die Noth lehrt beten.Kommt dero Sohn noch erst dazu,So nimmt er gewiß noch die letzte Kuh—Laff' unfern gnädigen Herrn, o Herr,Recht lange leben, ich bitte Dich sehr.Die Noth lehrt beten.A. v. Chamiss�Druck von Fr. Meyer 6c Hintzpeter, Hamburg, Rosenstraße