Nr. 3
7. März 1926
Blick in die Bücherwelt
Gerth: Die unmöglichen Hohenzollern . Verlag für Sozialwissenschaft, Berlin . 184 S. Grashoff: Das wahre Gesicht der Hohenzollern Verlag G. Biemsen, Berlin . 189 G.
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H. D. Henel: Thron und Altar ohne Schminte. Freidenferverlag G. m. b. S., Leipzig - Lindenau . 162 6. Werner Kautsch: Hofgeschichten aus der Regie rungszeit Kaiser Wilhelms II. Verlag G. Ziemsen, In einem Augenblic, in dem die Hohenzollern und die ganze In einem Augenblick, in dem die Hohenzollern und die ganze fürstliche Kumpanei es magt, einem verarmten und ausgebluteten Bolt das leider verabsäumt hat, sich rechtzeitig seinen Barasiten endgültig zu entledigen schamlos und strupellos mit„ Entfchädigungs" forderungen zu kommen, tann jede Schrift willkommen geheißen werden, die sich der Mühe unterzieht, den Anteil von Bolt und Fürst an der geschichtlichen Entwicklung des Landes in das richtige Bergleichsverhältnis zu rücken. Jeder ernsthafte Ver= such ist zu begrüßen, den Dunstkreis aufzuhellen, mit dem eine hohenzollernhörige, liebedienerische Geschichts, wissenschaft" und Schulerziehung die Massen" einzunebeln verstanden hat. Es ist leicht, von„ Einseitigkeit" da zu sprechen, wo einem Legendenwust von Generationen zunächst nur die nackte Tatsache der wirklichen Begebenheit gegenübergestellt werden kann, um den Boden zu bereiten für ein gerechtes Urteil. Ein Urteil, das freilich, so oder so, ein anderes sein wird aus dem Geist der aufsteigenden Arbeiterklasse, als aus dem Geiſt einer bisher mit der Monarchie interessenverbundenen bürgerlichen Gesellschaft.
Ist es ein Wunder, daß jede Untersuchung der hohenzollernschen und sonstigen deutschen Fürstengeschichte zur Feststellung strupelloser Bereicherungssucht führt?
Werner Kautsch bringt die mit eigenem ständigem Begleittegt versehene Zusammenstellung der bekannten„ Enthüllungen einer englischen Hofdame" und des Hofzahnarztes Nathan A. Davis aus New York " nebst einem Anhang aus dem Buch des Franzosen Dumur„ Der Fleischer von Verdun", der hauptsächlich den Kronprinzen zum Objekt hat. Der Verfasser, der sich Ausfälle gegen die Sozialisten nicht entgehen läßt, will Wilhelm II. als„ normal" retten und einen wesentlichen Teil der Schuld seiner rückgratlosen Umgebung zuschieben. Das Resultat ist, so oder so, vernichtend. Erwähnenswert besonders ist die ausnahmsweise schäbige Behandlung und Entlohnung aller Dienstangestellten in den hohenzollern schen Schlössern.
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Eine leicht lesbare Auswahl türzerer Einzelstücke, glossiert vom Standpunkt des Freidenfers, hauptsächlich aus der Fürstengeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts: Ueber Mätressenwirtschaft und Rechtsbrüche, Etikette und Fürstenwahnsinn, fürstlichen Vermögenserwerb und firchliche Habsucht gibt en el. Sein Material entnimmt er hauptsächlich der Behse'schen Geschichte der deutschen Höfe und der( ja schon Lessing zu ihren Mitarbeitern zählenden) Bossischen Zeitung". Einige zeitgenössische Illustrationen beleben den Tegt, besonders die prächtige Karikatur des" Marschalls Druff" aus dem Jahre 1848.( S. 153). Jeder Arbeiter wird das Büchlein gern lesen und Waffen darin finden, blöder Berdummung entgegenzu
treten.
Die Arbeit von Grashoff ist eine Gesamtgeschichte des Hauses Hohenzollern bis zum Jahre 1850, unter Berufung auch auf Franz Mehrings Urteil. Sie begrenzt sich auf das rein Tatsächliche
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und bildet in ihrer Art eine Begleitgeschichte zu den im Schulunterricht bis dato benutzten Unterlagen für den Unterricht in der preußischen Geschichte. Man kann das Buch gut und gern schon dem Bierzehnjährigen zu Hause in die Hand geben zu vergleichenden Zwecken. Bedauerlich ist, daß die Arbeit in einem Zuge geschrieben ist, ohne jede Einteilung. Das muß geändert werden.
Gerth behandelt das gleiche Thema, aber geht bis in die Gegenwart. Fast die Hälfte des Buches ist der Zeit seit 1862 Zusammenstellung der zeitgenössischen Urteile über Wilhelm II. gewidmet. Die Einteilung ist geschict; das Ganze lesbar; die ( Friedrich III. , Eulenburg, Scheidemann , Rathenau , Erzberger , Tirpitz, Bayer, Hohenlohe, Waldersee ), die Auswahl aus seinen Reben, die Selbstcharakteristiken des Kronprinzen und, nicht zum wenigsten, der durchgängige Hinweis auf die zugrunde liegenden Geldinteressen der Hohenzollern , find sehr glücklich für Bropagandazwecke geeignet.
So erfüllt jedes der Büchlein seinen 3wed; teinen anspruchsvollen geschichtswissenschaftlichen, aber einen notwendigen gegen wartspolitischen. Man soll alle vier nach Möglichkeit verbreiten.
de
E. Diederichs.
Auswärtige Politif.
Gruyter, Berlin . 179 Seiten. Karl Strupp : Das Wert von Locarno . Berlag Wilhelm Heile : Nationalstaat und Bölterbund. 5. Meners Buchbruckerei, Halberstadt . 101 Seiten. Breis 2,50 m. Strupps völkerrechtlich- politische Studie muß auf Wirkung in weiterem Streise verzichten. Nicht nur find dokumentarische Belege des 65seitigen Anhangs, sondern auch viele in den Tegt eingestreute Zitate aus Noten und Ministerreden nur in der Fremdsprache wiedergegeben. Man fönnte sich jedoch mit dem„ akademischen" Charakter der Schrift abfinden, wenn he wenigstens den Vermittler wissen schaftliche Ergebnisse an breitere Schichten eindringlich und tiefschürfend belehrte. Aber auch hier versagt die Arbeit. In der deutschen völkerrechtspolitischen Literatur ist die Unart verbreitet, anfechtbare politische Urteile in den Mantel wissenschaftlicher Objektivi tät zu hüllen. Auch diese Schrift ist nicht frei von politischen Schnellurteilen: so wenn sie schlankweg das ebenso ungeschicht formu lierte wie in einem ungeschickten Augenblick vorgebrachte Sicherheitsangebot Cunos vom Dezember 1922 mit dem vom Februar 1924 vergleicht und es dabei, ohne Begründung, als nicht minder ernst haft gemeint" bezeichnet. Auf der anderen Seite unterläßt die Schrift, den eigentlichen Problernen des Bertragswertes auf den Leib zu rücken. Ob die vier Schiedsverträge von Locarno nicht eben durch ihre Verknüpfung mit dem Völkerbund ein anderer Schiedspertragstyp geworden sind als die früheren deutschen Schiedsver träge, inwieweit die Gebietsgarantie des Rheinpattes einen frei willigen Verzicht auf Elsaß- Lothringen bedeutet oder inwieweit der Charakter des Bölkerbundes durch die Aufnahme Deutschlands gewandelt wird, alles Fragen, deren Beantwortung der Verfasser aus dem Wege geht.
Im Vergleich zu der Struppschen Scheingründlichkeit wirkt die feine Schrift des früheren demokratischen Reichstagsabgeordneten Heile durch ihre anspruchslose Sachlichkeit um so hübscher. Das auch äußerlich trefflich ausgestattete Büchlein ist zwar vor Locarno geschrieben, aber nimmt auf den Vertragsabschluß doch immer wieder Bezug und stellt ihn mitten hinein in den Fluß der Entwicklung. Es
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Beilage
des Vorwärts
beginnt mit der Bemerkung, daß es sich in Europa nicht um einen Wieder-, sondern um einen Neuaufbau handle und schließt mit dem Ausblick auf den wahren Völkerbund ,,, feinem ideologischen Traum, sondern einem Ziel idealistischer Politik". Fünfzehn kleine fünf- bis achtfeitige flüssig und voltsverständlich geschriebene Abschnitte stellen gewissermaßen anschauliche Schnitte durch das Gesamtproblem einer bewußten europäischen Ordnung dar. Wenn sie auch den soziolo= gisch geschulten Leser nicht völlig befriedigen, so gewähren Heiles ,, Gedanken über Deutschlands europäische Sendung" doch einen guten der Demokratischen Parteien"( eine Art Nachahmung der sozialiEinblick in die Ideologie der von Heile mitgegründeten„ Entente stischen Internationale), gefehen mit den Augen eines eigenwilligen Berfassers.
Wolfgang Schwarz.
Carl Bergmann : Der Weg der Reparation. Bon Berfailles über den Dames- Plan zum Ziel. Berlag der Frankfurter Sozietätsdruckerei, Frankfurt a. M. 1926. 409 Seiten. Die Darstellung des Reparationsproblems, die der ehemalige Staatssekretär Bergmann jetzt erscheinen läßt, ift eine gute Er gänzung zu dem im vorigen Jahre herausgekommenen Berk des Legationsrats Simon Reparation und Wiederaufbau". Während Simon in seinem Buch den innerpolitischen Vorgängen während der Jahre 1919 bis 1924 mehr Raum gibt, stellt Bergmann die Reparationsfrage unter den Gefichtspunkien dar, die er als Beauftragter der Reichsregierung in den verschiedenen Reparationskonferenzen und während seiner sonstigen Tätigkeit gewonnen hat. Allerdings sind ihm bei seiner Darstellung der deutschen Wirtschaftsverhältnisse der Inflationszeit einige ungenauigkeiten unterlaufen, die geeignet sind, die ursächlichen Zusammenhänge zwischen industrieller Machtpolitik und negativer Entwicklung der Reparationsfrage undeutlicher zu machen, als sie in Wirklichkeit waren.
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neben
Das Bedeutsamste an dem Werke Bergmanns find einem interessanten Kapitel über den Marksturz und die Bereinigten Staaten die beiden letzten Kapitel, in denen er sich mit dem zufünftigen Problem der Reparationen, mit der Umwandlung der nach dem Dawes- Plan von Deutschland aufzubringenden Reparationsbeträge in fremde Währungen auseinandersetzt. In Erkenntnis des Umstandes, daß diese Umwandlung, der sogenannte Transfer, kaum in Höhe der vollen deutschen Reparationsverpflichtungen möglich sein wird, wenn die Bestimmung des Dawes- Plans , daß die deutsche Währung unter allen Umständen stabil bleiben muß, eingehalten werden soll, schlägt Bergmann vor, den Reparationsbetrag, den Deutschland insgesamt zu zahlen hat, endgültig festzusetzen, und ihn durch die Auflegung einer internationalen Anleihe zu kapitalisierer, Auf diese Weise würde den Gläubigerstaaten die Möglichkeit gegeben sein, ihre Forderungen an Deutschland zunächst aus dem Anleihe. tapital zu decken. Als endgültigen Betrag hält Bergmann nur eine Summe für tragbar, die unter 30 Milliarden Goldmark liegt. Allerdings bringt der Vorschlag Bergmanns immer noch feine vollständige Lösung des Transferproblems, höchstens eine Erleichterung insofern, als die Transferfrage bei einer Kapitalisierung der Reparationen für verschiedene Gläubiger Deutschlands ( besonders Frankreich ) wegen der sofortigen Berfügbarkeit des Kapitals ihre ausschlaggebende Bedeutung verliert.
In den letzten beiden Kapiteln des Bergmannschen Buches sind so viele Anregungen für die zukünftige Gestaltung der Transferfrage enthalten, daß es sehr wünschenswert wäre, wenn sich daraufhin das öffentliche Interesse auch in Deutschland diesem schwierigsten der Reparationsprobleme mehr als bisher zuwendete. So sehr auch die
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