selben verurtheilt wurde. DaZ R ei ch S- V e r si ch e r u n gSamt,fcei dem die Genossenschaft Rekurs einlegte, bestätigte dann dieschiedsgerichtliche Entscheidung, indem es im wesentlichen fol-gendes ausführte:„Die Entscheidung sei vor allemvon der Frage abhängig gewesen, ob die recht-lichen und thatsächlichen Voraussetzungen für die Wieder-aufnahin« des Verfahrens gegebe» waren. Die Wiederaufnahmedes Versahrens in Unfallstreitsachen halte nun das Reichs-Verstcherungsamt dann für zulässig, wenn der Restilu-tionsgrund in einer strafbaren Handlung der obsiegenden Parteibestehe. Für einen solchen Fall käme in betracht die Voraus-setzung des§ 543 Ziffer 4 der Zivilprozeß-Ordnung, daß dasnicht beliebte Urtheil(hier der erste Bescheid der Berufs-genoffenschaft) durch eine in Beziehung aus den Rechtssall ver-übte Handlung erwirkt worden sei, welche mit einer im gericht-lichen Strafverfahren zu verhängenden Strafe bedrohtist. Träfe nun die Behauptung der Berufsgenossen-schaft zu, M. habe die Gewährung der Rente nurdurch die falsche Vorspiegelung erlaugt, daß er sich seineAugenverletzung beim Betriebe zugezogen habe, dann läge» aller-dings die Thatbestandsmerlmale der erwähnten strafbaren Hand-lung, d. h. eines Betruges im Sinne des§ 263 des Straf-Gesetz-bucheS vor. Die Richtigkeit jener Behauptung sei im Falle M.indessen weder durch strafrichterliches Urtheil festgestellt, noch seiausgeschlossen, daß eine Strafverfolgung auch aus anderenGründen als denen des mangelnden Beweises erfolglos bliebe.Somit fei hier die Wiederaufnahme des Verfahrens rechtlich un-zulässig und müffe es bei der rechtskräftig gewährten Rente ver-bleiben.Beain« und Ende der Arbeitszeit hat nach§ 138 derReichs- Gewerbe- Ordnung unter anderem der Unternehmer derBehörde schriftlich zu melden, wenn er in seiner Fabrik A r-beiterinnen beschäftigt. Eine Aenderung der Arbeitszeit.darf, bevor eine entsprechend weitere Anzeige bei der Behördegeuaacht ist, nicht erfolgen. Gegen diese Bestimmung hatte ei»FabriNant in L i e g n i tz verstoße», indem er die tägliche Arbeits-zeit der Aö-beiteriunen um eine halbe Stunde verlängert halte.Auf Anzeige v>.?s Gewerbe- Inspektors erhielt sowohl der Fa-brikant wie auch- der von ihm angestellte Fabrikdirektor einStrafmandat. Der DVrektor bezahlte, während der FabrikantWiderspruch erhob. Das«Kchöffengericht Liegnitz hielt aberfür erwiesen, daß der Fabrilw.nt die Ueberstunden selbst au-«eorduet hatte und verurtheilte ihn-deshalb zu 25 Marl Geldras«._'Gevithts-JeikunZl.Gymnasiasten ans der Eisenbahn. Wegem Beleidigungzweier Gymnasial-Oberlehrer hatte sich dieser Tage.der RentierHermann Zimmermann vor der 140. Abtheilung des Amlsg.-richts 1zu verantworten. Die beiden Lehrer hatten eines Tage-s mitihren Schülern«inen Ausflug gemacht, von welchem sie ab.-ndsmit der Bahn von Spandau bezw. Finkenkrug zurückkamen: dem-selben Zug benutzten auch die Schüler eines anderen Gymnasiums,welche gleichfalls von einem gemeinschaftliche» Ausfluge zurück-kehrten. Ein Theil der Schüler war während der Fahrt ungebührlichlaut; die Jungens legten sich zu den Fenstern hinaus und schlugen, obzum Spaß oder aus Ernst blieb dahingestellt, mit Weidengertennach einander. Lehrer waren in den betreffenden Ablheileu nichtziigegen. Der Höllenspektatel störte natürlich die übrigenPassagiere, unter welchen sich auch der Angeklagte befand, undletzterer wandte sich in Spandau an den Zugführer; dessen Ver-Mittelung half aber nicht viel; der Spektakel setzte sich zwischenSpandau und Berlin fort. Welchem Gymnasiuni die allzu lautenSchüler eigentlich angehörten, ist auch nicht festgestellt worden.Der Angeklagte, welcher nicht wußte, daß zwei Gynniasien die Fahrtgemacht hatten, wandte sich in Berlin an die Oberlehrer Dr. Rammeund Knopke, hielt ihnen das Benehmen vor, sprach etwas vonmangelhafter Erziehung und behauptete, in seiner Jugend wärendie Kinder besser erzogen worden u. f. w. Diese Unterredungfand in Gegenwart der Schüler statt, deshalb machte einer derHerrn den Angeklagten daraus aufmerksam, er solle nicht ihreAutorität untergraben.„Ach was, Ihre Autorität", rief derAngeklagte,„Sie haben keine Autorität, sonst würden sich ihr«Jungens nicht so benommen haben." Der Staatsanwalt be-antrngte 40 M. Geldstrafe und Publikationsbefugniß, währendder Vertheidiaer den Schutz des§ 193 für den Angeklagtenbeansprucht. Der Gerichtshof billigte ihm zwar diesen Schutz zu;da aber dl« Grenzen überschritten seien und aus der letzte»Aeußerung die Absicht der Beleidigung hervorgehe, sei auf 15 M.Geldstrafe und Publikationsbefugniß erkannt worden.Uuter dem Verdachte, seine Ehefrau ermordet zu haben,wurde am 23. Juni d. I. der Arbeiter Gustav W o b s e r verhaftet. Am Vormittage deS genannten Tages kam Wobser zuder Frau GrabS, welche gleich ihm im Hause Jnvalidenstr. 145wohnte, gelaufen und bat sie, nach seiner Frau zu sehen, welchesich ein Leid angethan habe. Er war höchst aufgeregt und hatteBlut an den Händen. Mit der Bemerkung, daß er einen Arztholen wollte, eilte er davon. Die Nachbarin begab sichin die Wobser'sche Wohnung. Sie fand die Ehe-srau Wobser in der Küche am Boden liegend, denKopf auf den Kohlenkasten gelehnt. Am Halse zeigt«sich eine klaffende Wunde, auf dem Fußboden der Küche sowohlwie in der anstoßenden Wohnstube waren Blutlachen, in derNähe der Ohnmächtigen lag ein scharfes Küchenmesser, mitwelchem Frau Wobser augenscheinlich sich den Schnitt beigebracht.Nach kurzer Zeit kehrte der Ehemann mit einem Arzte zurück. Dieschwer verletzte Frau wurde nach dem Lazarus-Krankenhause gebracht.Als die Aerzte sie hier untersuchten, stellte sich heraus, daß sich auf demKopfe und in der Rippengegend Spuren von Verletzungen be-fanden, die mittelst eines stumpfen Instruments beigebracht feinmußten. Zwischen den Wobser'sche» Eheleuten sollte es häufigzu Schlägerei gekommen sein und da man unweit der Verletzten2 Aexte gefunden, so tauchte der Verdacht auf, daß Wobser erst seineFrau mittelst eines Beile? mißhandelt und ihr dann den Halsdurchgeschnitten habe. Frau Wobser wurde von einer Diakonissinbefragt, ob ihr Mann ihr die Halswunde beigebracht. Die Be-fragte schüttelte i»it dem Kopf. Als dann aber die Frage ansie gerichtet wurde, ob die übrigen Kopfverletzungen von ihremEh-manne herrührten, nickte sie und gab durch Zeiche» zu ver-stehen, daß sie zu schreiben wünsche. Sie erhielt Tafel nebstKreide und schrieb die Worte:„Mann, Beil". Darauf wurdeWobser verhaftet. Seine Ehefrau starb am folgenden Tage, ohnewieder vernehmungsfähig geworden zu sein. Die Guiachlen der Aerztegingen dahin, daß die Kopfverletzungen ungefährlicher Naturseien, die Frau sei an Verblutung durch die Halswunde ver-storben. Es konnte gegen Wobser nur Anklage wegen gefäbr-licher Körperverletzung erhoben werden. Gestern fand in dieserSache vor der neunten Strafkammer des Landgerichts IVerhandlung statt. Der Angeklagte bestritt entschieden, daßer an dem fraglichen Tage überhaupt mit seiner Ehefrau Streitgehabt. Mit einem Beil habe er sie nie geschlagen. Sanitäts-rath Dr. Mittenzweig wies auch auf die Uuwahrscheiulichkeit hin,daß der Angeklagte eineS der beiden gewaltigen Beile, die aufdem Zeugentische lagen, zum Schlagen benutzt habe, er müßte ihrsonst den Schädel zertrümmert haben. Durch die Zeugen wurdenachgewiesen, daß der Angeklagte eine höchst unglückliche Ehe geführt,aber auch, daß die Schuld nicht lediglich auf feiten des Angeklagten lag.Der Augeklagte erklärte das Blut an seinen Fingern dadurch,daß er seiner Frau das Messer aus der Hand genommen habe.Es wurde ferner durch die Beweisaufnahm« dargethan, daß dieVerstorbene, die bereits einmal wegen Kuppelei vorbestraft war,eine neue gleiche Anklage zu erwarten hatte. Als letzter Zeugewurde ein Herr Sesse vernommen, auf den der Angeklagte sichvom Untersuchungsgefängnisse aus berufen hatte. Als der Bor-sitzende den Angeklagten fragte, ob der Zeuge sein Onkel sei,da er denselben in seinem Briefe als„Onkel" anrede.erklärte der Angeklagte, daß er den Zeugen nur zu einem Onkelgestempelt habe, weil er vom Untersuchungsgefäng-nisse aus an einen Nichtverwandten nichtschreiben dürfe. Der Zeuge Sesse schilderte die Ver-storbene als eine krankhaft erregte Frau, welche aus Furcht vorder zu erwartenden ncnen Anklage den Selbstmord begangenhabe.— Der Gerichtshof erkannte auf Freisprechung undverfügte die sofortige Entlassung des Angeklagten, der 3 Monatein Untersuchungshast zugebracht hat.Uufchnldig verurtheilt. Aus Düffeldorf wird der„BglkS-Zeitung unierm 22. d. M. geschrieben: Heute vor sechs Jahrenwurde vom hiesigen Schwurgericht der Arbeiter Bernhard Stubenaus Burscheid wegen Nothzuchtsversuches zu neun Monaten Ge-fängniß verurtheilt, die er auch verbüßte. In diesem Sommerhat nun ein gewisser Scharfenstein auf seinem Sterbebett vorZeugen erklärt, daß Stuben unschuldig sei; er, Sch., sei derschuldige Verbrecher. Auf grund dieser Zeugenaussage wurdeStuben heute vom Schwurgericht freigesprochen. Die VerHand-lung wurde trotz Widerspruchs des Verlheidigers unter Ausschlußder Oeffentlichkeit geführt.Unschuldig verurtheilt. Vor etwa einem halben Jahrewurde vom Schwurgericht Braunschweig der GypsfabrikantKäsewieter aus Badenhausen und seine Frau wegen Brand-stiftung bezw. Verleitung dazu zu längeren Freiheitsstrafen ver-urlheilt, welche sie seither verbüßten. In der dreitägigen Ver-Handlung vor dem Schwurgericht hatten K. und Frau beharrlichihre Unschuld betheuert, doch erfolgte ihre Verurthei-lung auf grund eines Indizienbeweises. Der Fall wurde damalsviel besprochen, und es ist begreiflich,daß es jetzt allgemeines Aussehenerregt, daß Käsewieter und Frau vor einige» Tage» plötzlich infolgeGerichtsbeschlusses in Freiheit gesetzt worden sind,da ihre Unschuld an den Tag gekon, men seinsoll. Auf ganz romanhafte Weise soll dies geschehen fei». Der„Seesener Beobachter" erzählt darüber:„Ein Soldat, der sich inBadenhausen auf Urlaub befand, stand in der Nacht, wo dasFeuer ausbrach, mit einem Mädchen an dem Gartenzaun desKäsewieter'schen Grundstücks. Der Soldat bemerkte nun, wieeine ihm bekannte Person aus der Gypsmühle kam, wo dasFeuer angelegt war. Der Soldat, der in Psalzburg in Garnisonlag. glaubte, es werde, wie bei so vielen Feuern, die Ursachenicht ermittelt werden und die Sache im Sande verlaufen. DieScheu, vor Gericht zu erscheinen, hielt ihn ab, als Zeuge aufzutreten, und auch des Mädchens wegen schwieg derSoldat über seine Wahrnehmungen und reiste in seineGarnison zurück, woselbst er nichts wieder vondem Prozeffe körte und sich auch kein« Gedankenweiter darüber machte. Da erhielt er eineS Tage? ein Packetaus Badenhausen. Als Einwickelpapier war u. a. auch eineNummer des„Beobachters" benutzt. Zufällig war es dieNummer, in der die Gerichtsverhandlung und Verurtheilung desKäsewieter'schen Ehepaares stand. Nun schlug ihm doch seinGewissen. Er schrieb den Sachverhalt zunächst nach Hause undsah sich darauf veranlaßt, seine Wahrnehmungen amtlich zuProtokoll zu geben. Eine neue Untersuchung wurde eingeleitet,welche die sofortige Freilassung des Käsewieter'schen Ehepaaresherbeiführte und eine neue Verhandlung vor dem Schwurgerichtzur Folge haben wird. Inzwischen ist nun auch das Besttzthumdes tK. gerichtlich verkauft worden, so daß der Unglückliche auchfinanzier schwer geschädigt ist.Vevsammlungen.Der Wa.hlvercin für den I. ReichStaaS-WahlkreiShielt am Mittivo-ch eine Versammlung für das Hansaviertel beiSchwankt in der Flensburgerstraße ab, in der Genosse Waldeck-Manasse in einem recht beifällig aufgenommenen Vortrag gegenden Krieg sprach. Gsine Diskussion fand nicht statt. Nach einemHinweis auf die a»» Sonntag staltfindende Versammlung imFeen-Palast bemerkte Üh« Vorsitzende Pohlitz, daß der Verein jetztöfter Versammlungen iü» Hansaviertel veranstalten werde, umeinen engeren Zusamme»schluß der Genoffen dieses entlegenenTheils des Wahlkreises herbeizuführen.Tie Versammlung deS sozialdemokratischen Wahl-Vereins für den vierten Berliner Reichstags-Wahlkreis(Südosten), welche am 22. Sept. im Lokal vonHenke stattfand, war recht gu�t besucht. Genosse H an s en hielteinen interessanten Vortrag über die ostasiatische Ge-fahr. Er schilderte die mVzdcrn kapitalistische EutwickelungJapans, dessen Sieg über Chüna und die bekannten Vorgängeim fernen Osten, die damit zusafmmenhängen, um dann die Aus-sichten zu erörtern, welche darau z für Europa entstehen. Rednerverkannte nicht, daß das modei-ner Kultur verschlossene Ehina,und ebenso Rußland demnächst g efährliche Konkurrenten für daswestliche Europa werden würden. J>, dessen gab er der Meinung Aus-druck, diese Gefahr werde nicht zu erschreckliche Dimensionen annehmen.Der Sozialismus werde Westeuropa vor dem Kuli- und Kosaken-lhum bewahren; die Verbreitung d'es sozialistischen Gedankenszu fördern, sei Pflicht eines jeden Gefnoffen.(Lebhafter Beifall.)Zu dem Vortrage sprach Massatsch,'der in Aussicht stellte, daßdie sozialistische Idee als Kind des Kapitalismus auch in denReichen deS Ostens ihren Einzug haßten werde.— Die Ver-sammelten erklärten sich damit einverstanden, daß die nächsteGeneral-Versammlung am 27. Oktober in Sanssouci stattfindet.Der Vorsitzende theilte schließlich noch mit, daß der Vorstandden Korbmacher Jungnickel und den Farmer Ulbrich aus demVerein ausgeschlossen habe. Hiergegen wurde nicht? ein-gewendet.In der Mitglieder-Versammlung de» Verein»„Vorwärts", die am Dienstag in Ul�tzs Saal, Badstraße,ragte, referirte Genosse Borg mann üb den internationale»Kongreß. Redner spricht sich trotz der vo-n anarchistischer Seiteunternommenen Skandalszenen über das Resultat der Zusammen-kuust befriedigend aus, obwohl die bürgerlich,« Presse alles daran-gesetzt, den wahren Eharakter der Demonstration zu vertuschen.Eine irrige Meinung aber sei es, wenn, seinerzeit GenosseFischer berichtete, daß die Delegirten der englischen Gewerk-schasten von der politischen Organisation„vor, den Kopf gestoßenwurden", indem man erfteren nicht genügend iglätze in den Kom-Missionen«inräumte. Es sei dies eine rein interne Angelegenheitder Engländer und wohl in dem bisher nienig vorhandenenZusammenhang zwischen den verschiedenen Glruppen der englischen Arbeiterschaft zu suchen. Aber auch. hierin habe derKongreß eine Brücke geschaffen. Nachdem Redner das rüde Be-tragen der anarchistischen Elemente gebührend, gegeißelt halte.erläuterte er die Ursachen der Spaltung der französischenDelegirten, um alsdann des längeren bei der Resolution derKommission für politische Aktion zu verweilen. Der Passus,daß die Arbeiterschaft„unabhängig oonje<der bürger-lichen Partei" ihre Wahlkampfe zu i nszeniren habe,gelte nunmehr als Direktive auch für die englisch« Arbeiterschaft.für ihn, Redner, bedeute dieser Beschluß ein>en bedeutsamenFortschritt, denn jedem Kompromiß sei nunmehr der Garausgemacht. Aber auch für die Gewerkschaftsbew-.-gung habe derKongreß Unschätzbares gezeitigt, dessen Früchte sich, alsbald zeigenwürden im Bestreben nach internationaler Solidarität. Trotzdemalso, so schließt Redner, das„vielsprachige Ungeheu er" nicht allesErwünschte brachte, so stehe fest, daß es die internst ionale Sozial-demokratie mit ihren idealen Zielen um ein Bedeutsames vorwärts brachte, sie wird und muß siegen.(Beifall.) der Diskussion bemängelt Sei dt, daß man die Anarchisten auswies;für ihn habe der Pariser Kongreß einen bedentend er-habeneren Eindruck gemacht, auch seien desse.» Er-folge viel größere zu nennen, alS die von Vondon.Diesen allgemeinen Eindruck werde man selbst durch„Vorw,ärtS"-Artikel nicht hinwegdiskutiren können. Schessler hält für,,.*. U.- e.' t i6 1:2., 18, 19.unrichtig, daß Boramann den Bericht Fischer'? erwähnte,da letzterer nicht Gelegenheit habe, sich zu vertheidigen und be-zeichnet daS Resultat des Kongresse? als durchschlagend. Nacheinem kurzen Schlußwort des Referenten, in welchem er auf dieAusführungen der Diskussionsredner einging, erledigt« manVereinsangelegenheiten. Der Vorsitzende ersucht, mehr Agitationfür die Versammlungen zu entfalten, um somit dem Verein neueMitglieder zuzuführen. Die nächste Versammlung findet über14 Tage bei Gründe!, Brunnenstraße, statt.Der Fachverein der Tapezirer hielt am 8. Septemberbei Pasch, Alte Jakobstr. 83, seine gut besuchte Versammlung ab,in der Dr. Pinn über Feudalismus und Zunftwesen referirte.Sodann sprach das Mitglied Markiel in einem fachgewerblichenVortrag über Gruppe IV. der Berliner Gewerbe- Ausstellung.Beide Vorträge fanden allgemeinen Beifall. Eine lebhafteDiskussion zeitigte die Nichtaufnahme des Kollegen Ueffem, dader Vorstand dieselbe beanstandet hatte. Die Entscheidung überdie Angelegenheit wurde bis zur nächsten Versammlung vertagt.Die Freie Vereinigung der Graveure und Ziseleurehielt am Dienstag, den 15. September, ihre ordentliche Mit-gliederversammlung ab, in der Kollege P. einen inleressanteaVortrag über das Wesen der Maschine hielt, dem sich eine regeDiskussion anschloß. Im Geschäftlichen gab das Mitglied W.die Frequenz des Arbeitsnachweises bekannt, hiernach wurden5 Ziseleure und 11 Graveure verlangt; gemeldet hatten sich4 Ziseleure und 11 Graveure.Der Textilarbeiter- Verband(Filiale II, Posamentiere)hielt am 16. d. Mts. eine regelmäßige Mitgliederversammlungab. Zunächst wurde bekannt gegeben, daß bei der Firma NoahDifferenzen ausgebrochen sind, die �ur Niederlegung der Arbeilführten. Hieran schloß sich eine längere lebhafte Debatte überLohn- und Akkordsystem, woraus als letzter Punkt der Tages-ordnung ein interessantes Referat des Genossen Dr. Bernsteinüber erste Hilfe bei Unglücksfällen folgte.Deutscher Metallarbeiter- Verband(Bezirk C und S).n der Versammlung am 16. d. M., die im Louisenstädtischenlubhaus tagte, sprach Dr. Zadel in einem recht lehrreichenVortrag über den Achtstundentag, wobei Redner für die Metall-arbeiter im besonderen die Vortheile in gesundheitlicher Beziehungdarlegte. Nach einer längeren Diskussion wurde zu Verbands-angelegenheiten übergegangen und hierbei die Vertrauensmännerersucht, recht zahlreich in den Sitzungen zu erscheinen. Der Vor-sitzende gab dann bekannt, daß am 17., 18. und 19. OkioberGenosse Segitz in Berlin sprechen wird. Ferner wurde daraufhingewiesen, daß am Bußtag ein« Sonder»Borstellung in derUrania stattfindet.Tie hiesige Filiale deS Allgemeine« deutschenTapezirer-VercinS hielt am 16. September ihre Mitglieder-Versammlung ab. Vor Eintritt in dt« Tagesordnung gedachteder Vorsitzende in wannen Worten des verstorbenen MitgliedesScheruewsky und ehrte die Versammlung daS Andenken des-selben durch Erheben von den Plätzen. Anerkennend wurdebemerkt, daß auch der Fachverein sich bei dem Begräbniß ver-treten ließ. Friedmeyer sprach sodann über„Arbeitsverträge"und betheiligten sich an der Diskussion Bechert und P. Schmidt.Unter Bereinsaugelegenheiten ersucht« der Vorsitzende die Mit-glieder, sämmtliche Mißstände in den Werkstätten der OrtS-Verwaltung bekannt zu geben.Der Verband der Textilarbeiter(Filiale! I) bielt amIS. d. M. eine stark besuchte Versammlung ab. Vor Eintritt indie Tagesordnung ehrte die Versammlung daS Andenken an dieverstorbene Kollegin Elise Tesch in der üblichen Weise. Hieraufreferirte A. Hoffmann in einem von der Versammlung beifällig aus-genommenen Vortrag über: Gesinde und Gesindel. ES erfolgtesodann der Bericht deS KasfirerS vom II. Quartal 1896. Da-»ach betrug die Einnahme inkl. Bestand vom I. Quartal 731,63 M.,die Ausgabe 521,11 M.; bleibt Bestand 210,57 M. Im Anschlußdaran gab der Bibliothekar einen Bericht über die Benutzung derBibliothek. Danach haben 56 Leser 64 Bände ausgeliehen, undbesitzt die Bibliothek zur Zeit 86 Bände. Bei der Wahl wurdedas Mitglied Kohl wiedergewählt. Zum Schluß empfahl man.die Etreikmarken tüchtig abzusetzen, sowie die gelesenen„Textil-arbeiter" zur Agitation aufzubewahren. Sodann bewilligt« manden Streikenden in Köln und Auerbach je 25 M.Die Graveure uud Ziseleure tagten am Sonntag vor-mittag in Feuerstein's großem Saal, woselbst G u t t m a n n über„die zwangspolizeiliche Zukunft de? Handwerks" referirte. Rednerläßt in seinen Ausführungen die einzelnen Paragraphen deSJnnungs-GesetzentwurfS mit ihrer reaktionären Tendenz Revuepafstren. Der ganze Entivurf gleiche zwei Krücken, an denendas Handwerk gehen lernen solle, die aber an die Polizeibehördewieder ausgeliefert werden müssen. Daß solche Palliativmittelchennicht dazu angethan sind, daS Großkapital in seinem vordrängenauch nur um ein Jota zu hindern, werde dt« Zukunftlehren. Reicher Beifall lohnte den Redner. In der Diskussionäußert sich Brückner im Sinne deS Referenten, während Arndtdie Orgauisationsfrage behandelte. Die nun folgende Debattegipfelte in der Frage, ob für die Folge die augenblickliche Organi-sationsform für Graveure und Ziseleure beibehalten werden solleund ließ erkennen, daß eine Zentralorganisation von der Mehrheitder deutschen Kollegen ganz energisch gefordert werde, trotzdemdie Kollegen Leipzigs, wie H a l d i n g- Leipzig unterbreitete, sichin der Majorität dagegen äußerten. Redner schlägt vor. Weih-nachte» einen allgemeinen Kongreß in Berlin abzuhalten, welcherdiese Frage endgiltig zu regeln hat. G u t t m a n n erachteteeine Urabstimmung für zweckmäßiger. Folgende Resolution fandhierauf Annahme:„Die Versammlung hat von der Jnnungs-vorläge Kenutniß genommen und sieht danach mit aufrichtigemBedauern auf diezenigen Kollegen, welche die Hebung unseresGewerbes von derselbe» erwarten. Andererseits begrüßt dieVersammlung in der Zwangsinnung«inen neuen Faktor zurwirksamen Bekämpfnng des politischen JndisserentismuS, zurFörderung der gewerkschaftlichen Organisation der Kol-legen und beschließt, die Form derselben den ver«änderten gesetzlichen Gesichtspunkten anznpassen." Gleichsallsangenommen wurde nachstehender Antrag:„Die öffentliche Ver-sammlung ist erfreut über daS Drängen der auswärtigenKollegen nach Gründung einer einheitlichen Organisation. Umdem Wunsch der deutschen Kollegen Rechnung zu tragen, beauf-tragt die Versammlung den Vertrauensmann, die Vorarbeitenresp. Einberufung eines Kongresses der deutschen Graveure,Ziseleure und Berufsgenosse» schnellstens zu besorgen. Die Ver-sammlung erwartet, daß die Kollegen die fernere Agitation, alsGründung von Vereinen, Beschickung des Kongresses aufsenergischste betreibe» werden. Um einen zahlreiche» Besuch des-selben herbeizuführen und den Kollegen kleinerer Städte die Be-schickung zu ermöglichen, ermächtigt die Versammlung den Ver-trauensmann, die Kollegen der Provinz mit Geldmittelnzur Delegation zu unterstützen." Nunmehr erstattet Grill kurzBericht von der Gewerkschastskommission und wird alsDelegirter N e r e t t e r gewählt. Unter„Verschiedenem" gelangtefolgende Resolution ohne Debatte zur Annahme:„Die Ver-sammlung hält daS Bestreben nach Verkürzung der Arbeitszeitnach wie vor aufrecht; zu diesem Zweck beauftragt sie den Ver-trauenSmann, Anträge solcher Kollegen, die über 9 Stundenarbeiten und gewillt sind, in eine Bewegung einzutreten, zuvorentgegenzunehmen. Der Vertrauensmann ist verpflichtet, sobaldgrößere Ausstände in Sicht sind, sofort eine öffentliche Versamm-lung einzuberufen." Nach einem Hinweis aus die bevorstehendenGewerbegerichts- Wahlen wurde die gut besuchte Versammlunggeschlossen.Die lokalorganisirten Zimmerer hatten am 20. d. Mts.eine regelmäßige Mitgliederversammlung anberaumt. Der Vor-sitzende theilte unter Bereinsaugelegenheiten mit, daß die Bezirke20. Ps-